• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

[Schusswaffen] Waffe, die nach hinten losgeht?

Begonnen von Mogylein, 24. September 2013, 15:37:34

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Mogylein

Hallo Leute,

aktuell hänge ich an einem Plotpunkt, der mir sehr gut gefällt, von dem ich aber nicht weiß, ob er überhaupt vom Waffenbau und physikalisch möglich ist. Zu diesem Thema finde ich es sehr schwer, etwas zu finden, da alle Informationen, die ich finde, von defekten Waffen sprechen. Eine defekte Waffe ist jedoch nicht in meinem Sinne.
Mein Plan ist es, meinem Protagonisten von einem früheren Militärbefehlshaber eine Waffe geben zu lassen - doch da dieser Befehlshaber gerade erfahren hat, dass mein Protagonist ihn heftig über's Ohr gehauen hat, will er es ihm heimzahlen und gibt ihm eine Waffe, die auf den ersten (und am besten auch auf den zweiten) Blick gewöhnlich aussieht - es ist eigentlich egal, ob es sich um eine Pistole, ein Gewehr oder sonstiges handelt, nur eine Sniper o.Ä, die also nur für Distanzschüsse geeignet ist, sollte es nicht sein -  welche aber den Schießenden selbst trifft/treffen kann. Mein erster Gedanke war tatsächlich eine defekte Waffe, aber weil sie im späteren Verlauf noch ein Mal geschossen werden muss, wieder genau so funktionieren muss und wieder zumindest oberflächlich unauffällig wirken muss.
Wenn ich mir eine Waffe mit einem defekten/verstopften Lauf vorstelle, die dann "nach hinten" losgeht, ist sie in meiner Vorstellung danach definitiv kaputt und unbrauchbar, deswegen fällt defekt für mich raus.
Die Waffe könnte (bevor der ehemalige Militär sie meinem Protagonisten gibt) manipuliert konstruiert worden sein, nachträglich manipuliert worden sein oder nur bewusst oder unbewusst zerstört worden sein, das spielt keine Rolle bzw ließe sich alles einbauen. Die Welt, in der die Geschichte spielt, würde ich etwa ans Ende des 20. Jahrhunderts einordnen, allerdings ist es nicht unsere Erde, auch wenn sie sich nicht großartig unterscheidet (da es um Kriege zwischen Staaten und totalitäre Systeme geht hätte ich gerne fiktive Länder). Die Technik könnte bedingt durch den totalitären Staat aber durchaus noch etwas hinterher hinken und wenn sich dieser Plotpunkt nur mit älteren Waffen einrichten lassen würde, würde ich auch die Geschichte ein wenig in der Zeit verschieben.

Kennt sich jemand mit dem Thema aus und kann mir ein bisschen helfen? Oder wenigstens an geeignete Fachliteratur verweisen? :bittebittebitte:
   "Weeks of Writing can save you hours of plotting."
- abgewandeltes Programmiersprichwort

Churke

Muss es denn wirklich die selbe Waffe sein?

Eine normale Schusswaffe kann konstruktionsbedingt nur in eine Richtung schießen. Für einen Schuss nach hinten müsste ich die Patrone verkehrt herum haben, so dass das Projektil nach hinten zeigt, und einen Schlagbolzen montieren, um die Patrone zu zünden. Und das müsste dann alles so sein, dass man es von außen nicht sieht.

Auf einem anderen Blatt steht strukturelles Versagen, dass einem die Waffe um die Ohren fliegt. So etwas lässt sich ganz einfach erreichen, indem man die Bauteile aus Gussstahl verwendet, z.B. für Schreckschusspistolen. Wenn du die aufbohrst und eine scharfe Patrone rein steckst, fliegt das Ding wahrscheinlich auseinander. Diese "Waffen" sind absichtlich so gebaut.

phoe

Das die Waffe noch einmal benutzt werden soll, ist tatsächlich ein Problem.
Ich habe gerade meinen Mann gefragt und er meint, man könne etwas in den Lauf stopfen, würde im ersten Moment nicht auffallen. Die Waffe würde aber auf jeden Fall beim Abschuss kaputt gehen.

Die Idee von Churke ist auch gut, wenn es nicht die selbe Waffe sein muss.


Mogylein

#3
Ja, es muss leider zwingend die selbe Waffe sein. Die Szene, in der mein Protagonist diese Waffe bekommt, kommt etwa zur Mitte der Geschichte hin; nachdem er herausfindet, dass die Waffe ein Trick war, tötet er den Militärsbefehlhaber und man soll vergessen, dass er diese Waffe überhaupt hat. Die Szene, in der er dann von jemande entwaffnet wird, die Person versucht ihn mit der Waffe umzubringen und dabei sich selbst tötet, kommt ganz zum Schluss - und ich will sie nicht erklären, weil ihr das meiner Meinung nach die Wirkung nehmen würde. Ein Ein Knall, Blut, das spritzt, und dann Stille. Der Protagonist lebt, der Angreifer ist tot. Erst in diesem Moment soll der Leser begreifen, was für eine Waffe das ist. Dass er sich die Idee der Waffe gemerkt hat und eine nachgebaut hat finde ich nicht... intuitiv genug. Das müsste man breit erklären und wie gesagt denke ich, dass das der ganzen Sache die Schärfe nehmen würde.

Mhm, deine Erklärung kann ich schlecht in meinem Kopf bildlich zusammensetzen, aber was ist denn mit einer Schrotflinte? Ich kenne die Waffe leider nur aus dem Fernsehen, aber wie wäre es, wenn die Kugel(n) im Endeffekt dort raus kommen würden, wo sie normalerweise eingelegt werden? Es ist praktisch von vorn herein eine Trickwaffe, man belädt sie dort, wo normalerweise die Mündung ist und schießt eben aus der anderen Richtung raus? Ist das möglich oder ist mir mein Unwissen hier wieder im Weg?

Mein Protagonist hat zu Beginn wenig Erfahrung mit Waffen, er würde also eine manipulierte Waffe wohl nicht von einer richtigen unterscheiden können. Derjenige, der später entwaffnet, hat gar keine Erfahrung und schnappt sich die Waffe nur schnell und drückt ab - sie kann durchaus durch den ersten Schuss etwas komischer aussehen, aber nicht so, dass ein kompletter Laie misstrauisch wird.

Danke euch beiden schon Mal!
   "Weeks of Writing can save you hours of plotting."
- abgewandeltes Programmiersprichwort

Coehoorn

Das mit der Schrotflinte wird nicht funktionieren, weil der Bolzen ja hinten auf die Kugeln schlägt

Wie wärs mit folgendem Konstrukt (ich kann aber nicht garantieren, dass sowas wirklich funktioniert):
In den Lauf zu schauen ist ja praktisch unmöglich, da eh dunkel, also könnte das statt einem Rohr auch einfach eine Stange sein, die vorne ausgehölt wurde.
Bei einer etwas altertümlicheren Waffe mit Kugeltrommel befindet sich der Schlagbolzen ja oberhalb der Waffe und knallt von da nach unten.
Wenn dies nun nicht auf die Kugel sondern auf die eigentliche Treibladung trifft, wodurch eine kleine Kugel durch ein kleines Rohr direkt ins Gesicht des Schießenden gefeuert wird, könnte das funktionieren. Wenn die Pistole in Stirnhöhe gehalten wird, bläst es dem Angreifer glatt das Hirn weg.
Es bliebe aber immer noch das Problem, dass man dann diese Ladung wieder auffüllen müsste. Mehr als ein Schuss abzugeben ist nicht möglich, ohne erst umständlich neu laden zu müssen. Das Laden würde im Grunde funktionieren wie bei einer alten Kanone. Pulver rein, Kugel rein und zum Schießen wieder Bolzen drauf.

phoe

Mir fällt spontan ein, es gibt doch diese doppelläufigen Schrotflinten, bzw. auch Pistolen. Beide haben separate Hähne, die gespannt werden, bzw. zwei Abzugsbügel. Einer kann doch manipuliert sein. Dann kann dein Prota mit dem anderen noch schießen.
Ich musste mir einmal sagen lassen: "Es ist deine Geschichte, also bestimmst du wie etwas geschieht."
Und ich muss sagen, die Person hatte Recht.  ;)

Grummel

Was wäre, wenn die Waffe kein Projektil, sondern eine Art elektrische Ladung verschießen würde? Dann könnte die Waffe so manipuliert werden, das ein Schlag nicht gebündelt verschossen, sondern an das Gehäuse der Waffe abgegeben wird.
"Kaffee?"
"Ja, gerne."
"Wie möchtest du ihn?"
"Schütte ihn mir einfach ins Gesicht!"

Mogylein

Zitat von: Coehoorn am 24. September 2013, 18:23:35
Das mit der Schrotflinte wird nicht funktionieren, weil der Bolzen ja hinten auf die Kugeln schlägt

Wie wärs mit folgendem Konstrukt (ich kann aber nicht garantieren, dass sowas wirklich funktioniert):
In den Lauf zu schauen ist ja praktisch unmöglich, da eh dunkel, also könnte das statt einem Rohr auch einfach eine Stange sein, die vorne ausgehölt wurde.
Bei einer etwas altertümlicheren Waffe mit Kugeltrommel befindet sich der Schlagbolzen ja oberhalb der Waffe und knallt von da nach unten.
Wenn dies nun nicht auf die Kugel sondern auf die eigentliche Treibladung trifft, wodurch eine kleine Kugel durch ein kleines Rohr direkt ins Gesicht des Schießenden gefeuert wird, könnte das funktionieren. Wenn die Pistole in Stirnhöhe gehalten wird, bläst es dem Angreifer glatt das Hirn weg.
Es bliebe aber immer noch das Problem, dass man dann diese Ladung wieder auffüllen müsste. Mehr als ein Schuss abzugeben ist nicht möglich, ohne erst umständlich neu laden zu müssen. Das Laden würde im Grunde funktionieren wie bei einer alten Kanone. Pulver rein, Kugel rein und zum Schießen wieder Bolzen drauf.

Was sagen die anderen zu diesem Konstrukt? Ich kann die Realitätsnähe überhaupt nicht abschätzen, dementsprechend find ich die Idee erstmal toll.

Nachladen ist kein Problem, die Waffe wird auch ausserhalb dieser Momente nicht verwendet, dh sie muss auch nicht normal schießen können.

@Grummel: Das mit dem Elektroschock ist eine coole Idee, leider fehlt damit der Knall, das Blut, all das, womit ich den Leser für ein paar Zeilen in die Irre führen möchte. Ich merk's mir aber für's nächste Mal!
   "Weeks of Writing can save you hours of plotting."
- abgewandeltes Programmiersprichwort

Grummel

Okay, noch ein Vorschlag. Was ist mit einem Boltgeschoss? Bolter verschießen hochexplosive Munition, die beim Aufschlag explodieren. Wenn man nun ein Geschoss so manipuliert, dass es nicht beim Aufprall, sondern beim verlassen des Laufes explodiert, dann hast du Blut Schmerz usw.
"Kaffee?"
"Ja, gerne."
"Wie möchtest du ihn?"
"Schütte ihn mir einfach ins Gesicht!"

Mogylein

Es gibt Geschosse, die explodieren?  :o Das klingt saucool. Nur zerfetzt mir das nicht die Kanone? Ist es dementsprechend nicht passender, wenn das Geschoss erst bei Aufprall (Kopf oder Körper des Schützen) explodiert?
   "Weeks of Writing can save you hours of plotting."
- abgewandeltes Programmiersprichwort

Grummel

Das tun sie normalerweise. Wenn man nun aber das Geschoss manipuliert, welches zum Beispiel mit kleinen Schrappnellstücken bestückt ist, dann hat das quasi eine Schrotwirkung, was Weichziele verletzt, die Waffe aber eigentlich nicht beschädigt. Das die Munition nicht beim Aufschlag explodiert, könnte man mit einem Minisender, mit Luft reagierender Hülse oder mit einem Schallmpuls, der quasi wie eine Wand wirkt bestelligen.
"Kaffee?"
"Ja, gerne."
"Wie möchtest du ihn?"
"Schütte ihn mir einfach ins Gesicht!"

Coehoorn

#11
Da bist du eigentlich frei in der Auswahl. Gerade an Geschossen gibt es eigentlich alles was das Herz des Psychos begehrt...
Normale Munition, Munition die bei Aufschlag zersplittert und sich im Körper in alle Richtungen verteilt (und dabei alles zerfetzt), Munition die in der Luft auseinander fliegt und wie ein Schrapnell wirkt, vergiftete Munition (wurde während der lybischen Revolution auf Befehl von Gaddafi verwendet, um sicher zu gehen, dass verletzte Rebellen trotz Behandlung sterben), Munition die bei Aufprall explodiert... ich glaube der Mensch war niemals so erfinderisch wie in der Herstellung von Waffen.

Das kannst du dir eigentlich frei aussuchen. Bedenke aber: Wenn die Kugel wirklich klein ist, wird ein Explodieren eher unwahrscheinlich und um während des Fluges zu zerspringen ist die Distanz zu kurz. Ich würde die Munition bevorzugen, die bei Aufprall zersplittert. Da ist es dann eigentlich wurscht wo man getroffen wird. Wenn Kopf und/oder Rumpf erwischt werden, ist die Überlebenschance gleich Null.

Schreinhüter

Ich glaube, die Lösung ist einfach. Manipulierte Munition. Irgendetwas, das auf wenig Raum mehr Peng macht. Dann geht der Rest des Magazins mit hoch und Bumm.

Fianna

Wie ist das jetzt, erst soll sie nicht funktionieren und dann nach hinten losgehen?

Da würde ich auch Richtung Steinschloss-Pistole gehen. Die muss nur mal zu feucht liegeb, dann geht sie nicht los (=defekt), ist aber nach Trocknung des Pulvers (=vergessen der Waffe) wieder funktionsfähig, kann aber auch locker mal zur falschen Richtung losgehen (=bläst nicht dem Prota, sondern dem Schützen das Hirn weg).

Ob die Funktionsweise der Waffe (dauerhaft oder vorübergehend kaputt) dem Vorgesetzten so klar war, kannst Du ja selbst bestimmen - oder offen lassen.

Ein kleiner Hinweis dass der vom Tau feuchte Griff in der Hand rutscht, sollte auch jedem klar machen, wieso die Waffe da auf einmal nicht geht (in jedem noch so seichten HistLiRo wird so etwas ja bei Duellen etc thematisiert, dass das Pulver trocken sein muss).
Oder der Vorgesetzte wird vor der Ermordung noch beschuldigt, eine kaputte Waffe ausgehändigt zu haben, verneint das, wird gekillt bevor er es klarstellen kann...

Churke

Zitat von: Fianna am 26. September 2013, 15:05:55
Da würde ich auch Richtung Steinschloss-Pistole gehen. Die muss nur mal zu feucht liegeb, dann geht sie nicht los (=defekt), ist aber nach Trocknung des Pulvers (=vergessen der Waffe) wieder funktionsfähig, kann aber auch locker mal zur falschen Richtung losgehen (=bläst nicht dem Prota, sondern dem Schützen das Hirn weg).

Hirn wegblasen? Wie soll das gehen?
Ein Vorderlader ist hinten zu, hier eine schematische Zeichnung: http://de.wikipedia.org/wiki/Vorderlader
Um nach hinten los zu gehen, müsste die Kugel erst einmal hinten den Lauf durchschlagen. Und das bei einer Pulverladung, die vor der Kugel sitzt. Wenn das Pulver zündet/explodiert, treibt es die Kugel zwangsläufe nach vorn aus dem Lauf heraus.
Natürlich kann man bei einem Vorderlader zuviel Pulver einfüllen. Oder es zerreißt die Pistole wegen Materialermüdung oder sonstwas. (Im 19. Jahrhundert galten Vorderladerrevolver lange als sicherer als Patronenrevolver, weil Patronerevoler hinten offene Kammern haben)
Aber wir reden ja hier nicht von einem "Unfall", sondern von einer tödlichen Kugel, die nach hinten fliegt.

Beim Material sehe ich auch das Problem mit einer manipulierten Patrone. Eine Messingpatrone besteht im Prinzip aus einer Pulverladung und einem darauf sitzenden Projektil. Die Abmessungen der Patrone und damit auch die Menge des Pulvers sind durch das Kaliber vorgegeben. Wie soll ich da groß was manipulieren?

Ich habe über Coehoorns Idee noch mal nachgedacht und ein wenig mit dem Schreckschussrevolver herumgespielt.
Ich würde einen Trommelrevolver bauen, bei dem eine Kammer hinten offen ist und mit einer Spezialpatrone geladen wird. Die Patrone hat keine Spitze, sondern zwei "Rückseiten". Das ist ein Fake, um den Schützen darüber zu täuschen, dass er gerade einer Patrone ins Gesicht sieht. Beim Abdrücken wird nicht die Patrone "oben" im Lauf gezündet, sondern die manipulierte seitlich in der Trommel. Sie muss deshalb seitlich sein, damit die Schussbahn nicht vom Hahn verdeckt wird. Der Schuss geht dann tatsächlich nach hinten los.
Zwei Probleme wären allerdings noch zu klären:
1. Die Rückseite der Trommel müsste von einer Art Fake-Metall abgedeckt sein, durch dass hindurch geschossen wird (und das man nach dem Schuss ersetzen muss=
2. Die Zündung. Bauartbedingt kann da kein Schlagbolzen installiert werden. Kann man vielleicht elektrisch zünden? Keine Ahnung.  :hmmm:

Ooooder folgendes:
Kanone als (Schreibtisch)Tischmodell. Was aussieht wie ein Spielzeug für Modellbaufreunde, ist funktionsfähig, schießt aber nach hinten. Das müsste sogar relativ leicht zu machen sein, so eine Art Schießkugelschreiber auf Rädern.