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Wie nenn ich nur... die Eltern?

Begonnen von Nachtblick, 13. Mai 2010, 14:57:59

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Nachtblick

Hallo zusammen,

vor ein paar Tagen hat mich ein Betaleser gefragt, warum zum Teufel mein Hauptcharakter seinen Vater "Ryan" nennt. Ich meine, ich kenne selbst einige, die ihre Eltern beim Namen nennen, aber wo ich drüber nachdenke, haben die beiden eine ganz gute Beziehung. Nur lese ich in Fantasy- und historischen Romanen nie etwas von "Papa" oder "Mama", von "Dad" und "Mom" ganz zu schweigen. ;)

Wie haltet ihr das? "Vater" und "Mutter"? Stört euch "Papa" von einem 17-jährigen in einer eher mittelalterlichen Welt? Ich finde, es klingt seltsam, aber da bin ich möglicherweise voreingenommen.

Liebe Grüße,
Nachtblick

Felsenkatze

In historischen Settings würde ich meistens zu "Vater" und "Mutter" tendieren und die sehr kindliche "Mama" und "Papa"-Form den sehr kleinen Kindern vorbehalten. Ich denke mir immer, die Kinder wurden früher schneller erwachsen (mussten sie ja auch) und die "Kindlichkeit" wurde auch nicht besonders gefordert. Als Teenager war man quasi erwachsen und hatte sich der Ausdrucksweise anzupassen.

Dazu gehört auch, dass - ich glaube bis ins 19. Jahrhundert, aber ich kann mich irren - die Kinder früher ihre Eltern gesiezt haben. Das Verhältnis war einfach nicht so innig, wie das heute der Fall ist. Da waren Eltern Respektpersonen und wollten auch so angesprochen werden.

Nachtblick

Bislang benutze ich viel "Vater" und "Mutter". Ich habe historisch kein ganz korrektes Setting, muss ich mich entschuldigen  ;D. Eher ein Mischmasch aus angeliehenem Hierundda aus verschiedenen Kulturen und Geschichtsepochen. Die höheren, adeligen Familien verlangen das Siezen, mein Prota kommt aber aus einfachen Verhältnissen.

Calysta

Ich weiß von meiner Oma (70) noch, dass sie ihre Eltern gesietzt hatte, also Herr Vater und Frau Mutter.
Allerdings meinte sie, dass es nicht überall der Fall war.
Ander Seite der Medallie ist eine Freundin, die LARP spielt und sich auch ziemlich im Mittelalter auskennt.
Sie meint, dass die Bauern und einfachen Leute nicht so "hochtrabend" gesprochen haben. Früher war alles etwas derber.
Meine Prota (10) spricht ihre Mutter mit Mama an und ihre Großmutter mit Oma. Allerdings ist sie auch ein einfaches Mädchen.
Ich denke da musst du auch die Gesellschaftsschicht achten.
Ansonsten schließe ich mich Feselnkatze an. Die Kindern mussten schnell erwachsen werden. Die meisten Mädchen waren mit 16 schon Mutter. Die Lebensspanne war damals eh nicht sonderlich lange....
Aber wie "echt" du es haben willst, musst du entscheiden :)

Grummel

ZitatDazu gehört auch, dass - ich glaube bis ins 19. Jahrhundert, aber ich kann mich irren - die Kinder früher ihre Eltern gesiezt haben. Das Verhältnis war einfach nicht so innig, wie das heute der Fall ist. Da waren Eltern Respektpersonen und wollten auch so angesprochen werden.

Das wollte ich auch grade schreiben. Mama und Papa sind eigentlich erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden. In der Regel galt zuvor das Frau Mama oder Herr Papa (häufig in den Monarchien) oder eben Frau Mutter oder Herr Vater (wobei ich das scheußlich finde). Dem entgegen wurde im Mittelalter die in heutiger Zeit sehr häufig gebrauchten Synonyme "meine Alten" bzw. "meine Alte" und "mein Alter" durchaus als Mutter- und Vaterersatz verwendet. Der Vater war zu dieser Zeit sehr häufig nicht unbedingt der leibliche sondern zum Beispiel ein religiöses Oberhaupt.
"Kaffee?"
"Ja, gerne."
"Wie möchtest du ihn?"
"Schütte ihn mir einfach ins Gesicht!"

Tokanda

Ich tendiere auch zu Vater und Mutter. Als Leser würde ich sehr stutzen, wenn ein 17-jähriger in einem mittelalterlichen Setting "Papa" sagt. Allerdings finde ich - aus der Leserperspektive - auch die Verwendung der Vornahmen noch akzeptabel. Vor allem durch schon etwas "ältere" Kinder.
Keine Ahnung ob das historisch korrekt wäre, aber für einen Fantasy-Roman in Ordnung. It's fantasy anyway...   ;D 

Schreinhüter

"Erzeuger" und "Altvordere" sind immer die Worte gewesen, mit denen man mich durch den Telefonhörer nach meiner Mama und meinem Papa gefragt hat. Ja, persönlich nenne ich sie so, ich wechsle nur wenig zu Vater und Mutter. Mama, wie Papa, kann man ja auch ganz herrlich in französischer Adelsform benutzen, da klingt es gleich sehr schmeichelnd. So schmeichelnd, selbst die Knaben dürfen es bei mir in Geschichten benutzen.
Ich halte es ein wenig, wie hier in Japan. Man spricht in der Höflichkeitsform von den Eltern des Gegenübers, aber bei den eigenen darf man die weicheren benutzen. Das prägt Rangordnung aus, wie auch Gruppenbildung. Ein schönes Element, um, ohne es konkret auszuformulieren, in einer Geschichte die Zirkel zu ziehen, wer sich den Umgang erlauben darf und wer nicht.

Simara

Bei einer Mittelalterlichen Welt würde ich auf jeden Fall "Mutter" und "Vater" verwenden, einfach weil das ganze authentischer wirkt.
Vorallem bei einer Adeligen oder wohlhabenden Familie würde ich es so handhaben. Bei einer ländlichen Umgebung könnte man auch die Koseformen "Mutti" und "Vati" benutzen. 

Joscha

Ich bin in diesem Fall nicht ganz unvoreingenommen: Ich nenne meine Eltern immer beim Vornamen, schon seit ich mich erinnern kann. Dabei könnte meine Beziehung zu ihnen (für einen 15-jährigen) besser nicht sein, damit hat das wenig zu tun. Grund dafür ist eher, dass meine Eltern, wenn sie zu mir über den jeweils anderen gesprochen haben, nicht gesagt haben: "Gib das mal dem Papa.", sondern "Gib das mal dem Martin."

Wie das in einer mittelalterlichen Welt war, weiß ich nicht. Beim Adel dürfte es eher förmlicher zugegangen sein, bis vor wenigen hundert Jahren war es ja noch gebräuchlich, dass Kinder ihre Eltern gesiezt haben. An sich würde ich es bei den Vornamen belassen, aber wenn du unbedingt Kosenamen verwenden willst, dann auf jeden Fall Vater oder Mutter und nicht "Mama" oder "Papa".

Grüße
Joscha

Maran

Ich möchte noch anmerken, daß man Mama und Papa auf zwei Arten betonen kann ;) (Entweder auf der ersten oder der zweiten Silbe). Das macht schon einen Unterschied aus, meiner Meinung nach.

Nachtblick

Lieber Joscha, Herrgott bewahre, ich will niemandem unterstellen, keine gute Beziehung zu seinen Eltern zu haben, wenn er sie beim Namen nennt! :o Das ist vielleicht ungeschickt ausgedrückt, ich meinte, das zu meinem Prota rein vom Gefühl her "Papa" gut passt. Bei meinem anderen Prota ist das schon wieder ganz anders.

Ich werde es wohl erstmal bei "Vater" lassen, mit Namensanrede, die gefällt mir so auch ganz gut.
Vielen Dank für eure Hilfe ;)

Hanna

Ich musste gerade beim Lesen daran denken, wie mein Vierjähriger einmal auf eine meiner Aufforderungen mit einem fröhlichen "Ja, Mutter." reagiert hat. *schauder* Da er unsere  Vornamen kennt, benutzt er diese auch manchmal, aber meistens sagt er Mama oder Papa. Bei mir kommen dann noch so süße Sachen wie "Hanna-mi-Mama".  ;D

Aber zurück zum Thema: meine Großmutter hat ihre Mutter "Mutz" genannt und ihren Vater glaube ich "Paps". Und als sie selber Kinder hatte, wurde aus Mutz "Oma Mutz".

Es ist also auch möglich, sich selbst Bezeichnungen auszudenken. Alles andere ist zum Thema jaschon gesagt worden und ich denke auch, dass du mit "Vater" und"Mutter" ganz gut fährst.
#notdeadyet