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Abgekürzte Vornamen in der Antike?

Begonnen von Luciel, 01. Oktober 2009, 12:18:38

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Luciel

Heutzutage ist es ja üblich nahezu jeden Vornamen in eine Kurzversion zu verwandeln. Aus einer Manuela wird zwangsläufig Manu, aus einem Ulrich Uli und aus Markus Mark.
Beim Entwurf meiner altgriechischen Geschichte bin auch ich versucht, diese teilweise sehr langen Vornamen einfach abzukürzen.... Ich muss aber sagen, ich habe das noch in keinem Text gesehen und frage mich nun, ob die Menschen damals wirklich immer den ganzen Vornamen benutzt haben, wenn sie sich angesprochen haben?
Es wurden ja durchaus Kosenamen oder "Spitznamen" benutzt. Nahm man dann einfach einen Kosenamen, wenn man eine etwas vertrautere Ansprache wollte?

Coppelia

#1
Hm, zu den Griechen kann ich dir da leider nur Vermutungen anstellen. Da hab ich noch zu wenig Original-Texte gelesen. Vielleicht weiß ich in einigen Jahren Bescheid ... mir ist bislang aber noch kein Fall untergekommen, in denen ein altgriechischer Name abgekürzt worden wäre, so lang er auch war. Obwohl mein Wissen da wie gesagt begrenzt ist, würde Abkürzen ja auch nur wenig Sinn ergeben, denn die Namen haben ja sowas wie eine Bedeutung (Andererseits kürzen wir auch Wörter ab, wo dann die Bedeutung verschwindet, wie "O-Saft").
Na ja, insgesamt war Altgriechisch eine Sprache mit langen Worten. Vielleicht war das altgriechische Empfinden "das ist jetzt aber zu lang" nicht ausgeprägt, das könnte ich mir vorstellen. Wer Zeit hat, sieben- oder achtsilbige Verbformen auszusprechen, hat wohl auch genug Zeit, seinen Gesprächspartner "Eratosthenes" zu nennen statt "Eri". ;)
Hast du denn feststehende Namen? Wenn nicht, nimm doch einfach kürzere, wenn sie dir zu lang sind, die gibt es ja auch. :)

In den platonischen Dialogen sagen sie häufig "mein Bester" und ähnliches zueinander, aber das hat ja nichts darüber zu sagen, wie das in der Realität war.

Meine Totenbeschwörer mit altgriechisch klingenden Namen haben tatsächlich Kurzformen. ;D Aber das halte ich nicht für historisch korrekt.

Schade, dass die Frage nicht zu den Römern war. Da wüsst ich mehr. ;D

Luciel

Die Namen stehen leider schon fest.
Aber vielleicht war das ja bei den Griechen und den Römern ähnlich? Wie hielten es denn die Römer mit den abgekürzten Namen?

Coppelia

Ich glaub nicht, dass das ähnlich war, die hatten ja unterschiedliche Namenssysteme.
Aber richtig abgekürzte römische Namen kenne ich auch nicht. Die Namen wurden durch "Verniedlichungen" dann eher länger. Bei den Römern wüsste ich nur genauer, wie sie sich angeredet haben. :hmmm:

Churke

http://www.heiligenlexikon.de/Vornamen/A.htm

Man sucht unter "Ableitung" die Kurzforum und dann ganz rechts außen den gleichnamigen Heiligen. Aufällig: Bei germanischen Namen sind Kurzformen häufig, für griechische und lateinische habe ich keine gefunden - jedenfalls keine zeitgenössischen.

Außerdem, nur so ein Gedanke von mir, könnte ich mir vorstellen, dass es bei Kurzformen Probleme mit dem Deklinieren gibt. Wenn ich zum Beispiel "Heliokrates" in "Heli" umbenne...
Wenn überhaupt, dann würde sich nur eine Abkürzung vom Ende her anbieten, also "Krates" oder so.

Luciel

#5
Das Lexikon der Namen ist echt klasse - Namen kann man ja nie genug haben.

Mir sind jetzt doch ein paar Beispiele für Abkürzungen begegnet, aber ich kann sie noch nicht so recht einordnen. Sie scheinen nur sehr wichtige Persönlichkeiten zu betreffen.
So fällt auf, dass König "Philipp" mit vollem Namen eigentlich Philippos heißt oder "Alexander" Alexandros. Diese Kürzung scheint auch in der jeweiligen Zeit üblich gewesen zu sein. So wird "Antipatros" (Reichsverweser) gemeinhin "Antipater" genannt.
Ein Grund könnte darin bestehen, dass die immer gleichen Vornamen immer wieder verwendet wurden und es daher eine große Anzahl von Leuten mit gleichem Namen gab - zu einer Zeit, in der Nachnamen unüblich waren. Vielleicht war diese Kürzung des Namens so eine Art Hervorhebung der Person? Wäre so meine Idee.

Coppelia

#6
Wie kommst du auf die Idee, dass die Kürzung zu dieser Zeit üblich gewesen ist? Da würde mich eine Quelle interessieren. Wenn man die Endung weglässt, könnte man den Namen in der Muttersprache nämlich nicht mehr deklinieren (wie Churke ja auch sagt). Wär interessant zu wissen, ob man das vielleicht wirklich zum Teil nicht gemacht hat. :hmmm: Aber eigentlich werden Namen ja dekliniert, sobald man einen Satz bildet, auf Deutsch merkt man es nur nicht, weil wir keine hervorstechenden Endungen haben. Auf Griechisch sähe das anders aus.

Bei "pater" ist das der Nominativ, also keine Abkürzung. "patros" wäre der Genitiv, weil es konsonantische Deklination ist. "-os" ist die Nominativ-Endung der o-Deklination.

Churke

Zitat von: Luciel am 13. Oktober 2009, 12:10:26
Mir sind jetzt doch ein paar Beispiele für Abkürzungen begegnet, aber ich kann sie noch nicht so recht einordnen. Sie scheinen nur sehr wichtige Persönlichkeiten zu betreffen.
So fällt auf, dass König "Philipp" mit vollem Namen eigentlich Philippos heißt

Das ist die Eindeutschung. Da lässt man die Deklinationsendung weg. Vergleiche "Plutarch", "Lykurg", "Menander", "Konstantin" etc.. Dieses ewige -us oder -os ist im Deutschen echt lästig, besonders im Genitiv.  ::)

Luciel

Hm, ich habe mich da jetzt auf Gustav Droysen verlassen .... aber da sieht man mal wieder, wie schwer es ist, zuverlässige Angaben zu finden  :-[