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Bezeichnung für Prolog, der später stattfindet ...

Begonnen von Emeraldknight, 06. Mai 2010, 12:20:14

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Emeraldknight

Hallo zusammen

Ich grüble gerade an folgendem Problem herum: Ich habe zu Beginn meines Romans eine Szene, die eigentlich gegen Ende des Romans spielt, sozusagen habe ich also einen Teil des letzten Kapitels vorangestellt. Wird dies auch Prolog genannt oder gibts da ein spezielles Wort/Überschrift dafür? Wird als Prolog nicht eigentlich nur ein Abschnitt bezeichnet, der chronologisch gesehen auch vorher passiert ist?

Beste Grüsse
Emeraldknight

Vali

Ich denke nicht, dass ein Prolog nur Prolog heißen darf, wenn er vom Inhalt chronologisch als erstes passiert. Kenne ein paar Romane bei dem der Prolog eine Szene, die chronologisch als letzte passiert ist zeigt, z.B. den Tod eines Selbstmörders. Dann wurde die Frage aufgeworfen wie es nur dazu kommen konnte und dann begann die (Vor-)Geschichte dazu.

Antonia Assmann

Also ich kenne keinen anderen Ausdruck dafür. Ich selber habe auch einen Prolog, dessen Handlung sich eigentlich in der Mitte der Geschichte abspielt. Das weiß aber keiner, nicht der Leser und auch nicht die Protagonisten. Erst am Ende wird das klar...

Ein anderes Wort? Ne, da passe ich...
Liebe Grüße
Antonia

Grummel

Also ich kann nichts anderes finden und bin der Meinung, dass Prolog richtig ist.

Prolog bezeichnet das "Vorwort" aber nicht zwangsläufig auch eine chronologische Zeitschiene in deinem Buch.

Es ist eine Einleitung oder ein Vorwort. Der Prolog muss ja noch nicht einmal zeitlich überhaupt etwas mit der eigentlichen Story zu tun haben.

"Prolog: Wir schreiben das Jahr 2010, in Griechenland bricht eine Wirtschaftskrise ungeahnten Ausmaßes aus. Wer weiß ob das nicht zum Bürgerkrieg führt. Die Griechen haben schon immer Krieg geführt.. zum Beispiel gegen ihre eigenen Götter."

So und nun steigen wir in das Buch ein und schreiben eine Geschichte 1000 Jahre vor Christi, in der sich ein griechischer Held mit Zeus rumschlägt. (Ist grad "in" sowas.)

Meines Erachtens ist dann die Einführung ein klassischer Prolog.

Ich kann mich aber irren. ;)
"Kaffee?"
"Ja, gerne."
"Wie möchtest du ihn?"
"Schütte ihn mir einfach ins Gesicht!"

Rika

#4
Nicht das Wikipedia nun das ein und alles ist, aber es bestätigt mein gelerntes Wissen, was ein Prolog ist, und was das Wort "Prolog" bedeutet:
ZitatDer Prolog (griechisch p??????? /prólogos/ ,,das Vor-Wort, die Vor-Rede") bedeutet so viel wie ,,Vorwort". Es besteht aus den Bestandteilen ,,pro" (griechisch ,,vor") und ,,logos" (griechisch ,,Wort").
Nichts darin definiert, ob der Inhalt der Prologes Teil der Geschichte ist, oder nicht (z.B. Überblick/Einführung in eine Kultur), oder wie sich ggf. ein Geschichten-Teil Prolog zeitlich zum Rest der Geschichte verhält.

Sprich, das Entscheidende daran ist, daß der Prolog vor der Geschichte steht/erzählt wird.

Meiner Ansicht nach hast du einen klassischen Prolog am Wickel! Wäre jedenfalls nicht der erste Prolog, der mir begegnet, in dem eine Szene enthalten ist (oder der eine Szene ist), die erst später in, oder am Ende der, Geschichte vorkommt.

Linda

@Emerald Knight

Ich habe genau das bei der "Nebelburg" gemacht (mit einer Actionszene, weil der Roman selbst eher ruhig anfängt. Die Prologszene führt allerdings schon mitten in den zentralen Konflikt und ist quasi eine Vorschau darauf, oder ein Trailer).
Ob vorangestellter Teil oder vorgezogene Szene - wichtig ist, denke ich, nur ein gewisser zeitlicher oder thematischer Abstand zum eigentlichen Beginn des Romans. Ob nun das eine früher als das andere, oder umgekehrt liegt, spielt da keine Rolle. Das Pro bezieht sich hier auf dem Roman vorgestellt und kann räumlich wie inhaltlich gesehen werden.

@Grummel
Deine Zusammenfassung klingt nach einer guten Idee :-)

Gruß,
Linda

LoneRanger

Erzähltechnisch handelt es sich vermutlich um einen Vorgriff, oder auch eine Prolepse - die Du im Prolog untergebracht hast.
(gr. prolepsis = Vorwegnahme) Das Gegenteil ist die Analepse.

Ausführlich unter: http://www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/v/littheo/glossar/eintraege/interneanalepseprolepse.html

Joscha

Was ein anderes Wort angeht, passe ich ebenfalls. Aber ich glaube, dass der Begriff "Prolog" durchaus in diesem Kontext üblich ist. Ich habe so etwas schon mehrere Male gelesen, auch wenn ich jetzt gerade kein Beispiel nennen kann.
Meinem Verständnis nach ist so eine Konstruktion ein völlig normaler Prolog, auch wenn er dem Wortstamm selbst vielleicht ein bisschen widerspricht.

Kuddel

Das ist ein Prolog. Der hat keine zeitliche Zuordnung. Ist nicht auch bei "Tore der Welt" ein Prolog, der erst wesentlich später aufgelöst wird? Also, warum nicht. Ich denke, es spricht nichts dagegen, es so zu handhaben, wie du es willst.

Liebe Grüße,
Kuddel
The first draft of everything is shit - Ernest Hemingway

Emeraldknight

#9
Wow, vielen Dank für die schnellen und ausführlichen Antworten! In dem Fall, denke ich, dass ich das Ganze doch Prolog nennen werde. Ich war froh über die vielen schnellen Wortmeldungen, denn ich habe gleich einen Termin mit meiner Lektorin ;-)
@nordmann: Genau, ich denke, dass die Prolepse es in dem Fall trifft (obwohl ich noch nie davon gehört hatte, aber interessant zu wissen), aber der Begriff als Solches tönt mir dann doch ein wenig zu seltsam/unüblich, um ihn so zu gebrauchen.
Beste Grüsse
Emeraldknight

Tokanda

Klarer Fall, Prolog.
John le Carré hat das in seinem Buch "Marionetten" auch so gemacht. Quasi als "Aufreißer" brachte er im Prolog eine spannende Szene, die im Buch dann erst im letzten Drittel auftauchte.
Meiner Meinung und Lesererfahrung nach absolut üblich, um Interesse beim potentiellen Buchkäufer zu wecken. 

LoneRanger

Zitat@nordmann: Genau, ich denke, dass die Prolepse es in dem Fall trifft (obwohl ich noch nie davon gehört hatte, aber interessant zu wissen), aber der Begriff als Solches tönt mir dann doch ein wenig zu seltsam/unüblich, um ihn so zu gebrauchen.

Der gehört auf keinen Fall statt "Prolog" in die Überschrift. Obwohl... Du hättest für eine Wortlänge die Aufmerksamkeit des Lektoriats und für etwas länger, falls der Lektor den Begriff googlen muß. (Ich bin böse  8))

Ich habe ihn gefunden, als ich mit "Vorgriff einer Handlung" gegoogelt habe. Letztlich ist es egal, ob Du Deine Erzählung mit einem vorgreifenden, also prolepsierenden Prolog (gruselig) anfängst oder schlicht mit einem ersten Kapitel, in dem eine Vorschau stattfindet. Prolog, Erzählung und ggf. Epilog haben sich aber ein Stückweit eingebürgert und es freut den Menschen doch immer wieder, etwas vertrautem zu begegnen.