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Wie reißt man eine Mauer ein?

Begonnen von Moa-Bella, 24. März 2010, 21:48:32

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Moa-Bella

Ich stehe momentan vor einem ziemlich kniffligen Rätsel und ich hoffe, dass mir hier jemand dabei helfen kann.

In meinem derzeitigen Projekt möchte mein Protagonist eine Mauer einreißen. Diese ist groß, dick und aus Stein, aus welchem weiß ich nicht, auf jeden Fall einer, den man in einer wüstenähnlichen Gegend am Meer finden kann. Hierfür hat er einige Helfer zur Verfügung, ihre Anzahl kann so hoch sein wie benötigt. Sprengstoff hat er leider nicht, allerdings diverse Baugeräte, leider nur ein Gerüst sowie diverse kleinere nicht-elektronische Werkzeuge. Auch darf der Beginn des Einrisses nicht zu lange dauern, da dann zu viele Personen kommen und fragen würden, was das denn soll, die Helfer gehorchen ihm einfach blind.
Vielleicht reicht es auch aus einen Teil der Mauern los zu werden, aber so furchtbar lange darf das nicht dauern, da gewisse übernatürliche Mächte dagegen sind, dass die Mauer eingerissen wird.

Ich habe absolut keine Ahnung, wie er das jetzt anstellen soll. Ich hoffe hier weiß jemand eine Antwort  :)

Artemis

Beim Material würde ich Sandstein oder gebrannte Ziegelsteine vorschlagen, die benutzte man schon im Altertum beispielsweise im arabischen Raum.

Wie wäre es denn mit Katapulten? Damit bekommt man so ziemlich jede Mauer klein, am besten noch mit Brandgeschossen wie brennenden Ölkrügen. Ansonsten könnte es schwer werden, in eine intakte Mauer einzubrechen, wenn man kein schweres Gerät hat. Nicht umsonst war so manche Belagerung einer Stadt an den unüberwindbaren Mauern gescheitert.

Ich hätte ja ansonsten noch vorgeschlagen, einen Wassergraben bis zum Fundament der Mauer zu buddeln und den Untergrund aufzuweichen, damit obendrüber alles einstürzt, aber das könnte in der Wüste wohl zeitaufwändiger sein, als die Mauersteine mit einem Löffel auszuhöhlen  :hmmm:

Zonka

#2
Ohne Sprengstoff wird es schwierig ;D, da der Zeitfaktor eine Rolle spielt.

Als mechanisches Gerät könnte ich mir eine schwere Eisenkugel an einem Gestell als "Abrissbirne" vorstellen.

Ansonsten gibt es die Möglichkeit einen Tunnel zu graben und die Mauer von unten zum Einsturz zu bringen, also Mineure.

Eine weitere Variante ist  die Frostsprengung, eventuell auf magischem Weg durch Blitzeis?

Liebe Grüsse
Zonka

Moa-Bella

Arabischer Raum passt perfekt :)

Katapulte oder so etwas hat er nicht, vor allem sind solch ausgeklügelte Pläne ein Problem, da er sich im Moment in einer Verfassung befindet, in der wohl am ehesten einfach darauf einschlagen würde, bis er umfällt. Abrissbirnen hat er auch nicht.

Vielleicht hilft es ja, wenn die Mauer baufällig ist. Es finden sowieso Bauarbeiten statt, warum also nicht an der Mauer. Man kann auch die Mauer an sich verändern, sodass ein Plan aufgeht. Wichtig ist nur, dass sie ungefähr als Abgrenzung klar erkennbar vorhanden ist.

Maran

Deine Mauer ... wie ist die denn gebaut? Mit oder ohne Mörtel?
Wenn das Einreißen schnell und heimlich vonstatten gehen soll, dann reicht es vielleicht, eine Schwachstelle zu finden und dort Hammer und Meißel anzusetzen (falls mit Mörtel gebaut). Oft genug reicht es, eine Schwachstelle weiter zu schwächen, und das ganze Gebilde fällt in sich zusammen (mit mehr oder weniger Nachhilfe). Eine Mauer zu Fall zu bringen ist eher ein statisches Problem ... Die Türken vor Wien haben Tunnel gegraben, um mit Sprengstoff die Mauern zu Fall zu bringen.)
Wenn Magie die Mauer schützt wird eine technische Lösung wohl nicht funktionieren, es sei denn, die Lösung ist so banal, daß die "scheuklappenversehenen" Magier/übernatürlichen Mächte darauf niemals kommen würden. ("Johnny Goodfellow" läßt sich ja auch von den dümmsten Bauern übertölpeln).

Moa-Bella

Mit oder ohne Mörtel hängt ganz davon ab, wie man die Mauer besser zu Fall bringt. Die Mauer ist auch nicht durch Magie geschützt, es gibt nur gewissen magische Kräfte, die ein wenig sabotieren werden. reicht es wirklich, an einer Schwachstelle anzusetzen um eine wirklich hohe und dicken Mauer zu Fall zu bringen?

Artemis

#6
Zitat von: Moa-Bella am 24. März 2010, 23:00:57
reicht es wirklich, an einer Schwachstelle anzusetzen um eine wirklich hohe und dicken Mauer zu Fall zu bringen?

Es kommt darauf an, WIE hoch und WIE dick die Mauer sein soll.
Einer relativ niedrigen Mauer mit einer Dicke von mehreren Metern ist mit Hammer und Meißel so schnell nicht beizukommen, selbst wenn sie Schwachstellen hat. Ist die Mauer aber dünner und höher, siegt die Statik. Sobald du unten am Fundament Steine genug herauslöst und die obere Hälfte mit irgendetwas schwerem erschütterst (beispielsweise durch dein Gerüst, das du mit einer Ladung Steine beschwert reinkrachen lässt), reagiert die Mauer wie ein Baum, aus dem ein Keil gehauen wurde.


Zitat von: Moa-Bella am 24. März 2010, 23:00:57
Mit oder ohne Mörtel hängt ganz davon ab, wie man die Mauer besser zu Fall bringt.

Mörtel macht die Mauer an sich stabiler, hat aber einen entscheidenden Nachteil (oder Vorteil, je nach Betrachtung) - wenn man die Mauer zum Fall bringt, reißt sie wesentlich mehr Steine mit, da ein Stein mit dem anderen verbunden ist. Sieht man schön, wenn gemauerte Wohnhäuser platt gemacht werden, da fallen manchmal ganze Wände einfach um.
Ich bin mir jetzt aber nicht sicher, ob Mörtel in der Wüste überhaupt Anwendung findet  :hmhm?: Rein logisch betrachtet wäre es nahezu unmöglich, den Mörtel in der heißen Wüstensonne lange genug feucht zu halten, wenn mit ihm gemauert wird. Die Mauern der arabischen Städte wurden meist durch ihr Eigengewicht zusammengehalten, indem jeder Stein passgenau zurechtgehauen wurde.


Übrigens, hier hab ich noch einen sehr interessanten Link über die Bauweise altertümlicher Mauern: Klick mich

Geli

Wüstenmauer bestehen heute noch gerne aus Lehm. Stichwort Adobe. Baumaterial dieser Sort hat nur eine Schwachstelle und das ist viiiel Wasser. Ein heftiger Wolkenbruch, womöglich noch in einem Wadi, und die Lehmziegel zerfließen buchstäblich. Natürlich geht das nicht in Nullkommanix. Aber ich könnte mir denken, wenn der Mauereinreißwillige es fertig bringt, die Mauer von unten gründlich einzuweichen - beispielsweise durch einen kleinen Damm, der den einzigen Bach in der Oase an der Mauer aufstaut ... ja, vielleicht gibt das Hindernis nach einigen Stunden freiwillig nach. Hätte sogar den Vorteil, dass die bösen Dammbauer sich außer Sichtweite verkrümeln und warten könnten. Allerdings muss jemand darauf achten, dass die Gegenpartei den Damm nicht zu früh durchsticht.

Lomax

Eine wirklich robuste Mauer einzureißen, ist ohne technische Hilfsmittel gar nicht mal so leicht. Auch Katapulte übersteht eine anständige Stadtmauer in der Regel ganz gut. Was übrigens auch ein Grund ist, warum man im Mittelalter das "Schleifen" von Stadt- und Burgmauern gerne rein symbolisch besorgt hat, indem man schlicht einen Stein rausgebrochen hat und gut war. ;D Denn selbst nach erfolgtem Sieg und mit einem buchstäblichen Heer an Arbeitskräften war es meist zu mühsam, die Mauer physikalisch abzutragen.
  Das hat übrigens auch deutschen Kaisern bei ihren Feldzügen gegen unbotmäßige italienische Städte viel Verdruss bereitet, weil die Stadtbewohner dort doch tatsächlich die Dreistigkeit hatten, sich nach dem symbolischen Schleifen ihrer Stadtmauern wieder hinter denselben zu verschanzen und mit ihrer Insurrektion fortzufahren, sobald Kaiser und Heer fortgezogen hatte. Und weil dem Kaiser dann gern das Geld fehlte für wiederholte Belagerung, sind die mit diesem unritterlichen Verhalten dann auch mitunter noch durchgekommen. :ätsch:
  Also: Wie gut man die Mauer kleinkriegt, hängt sowohl von der Mauer wie auch von den technischen Möglichkeiten des Abrisskommandos ab. Aber wenn es ein richtig fester Wall ist, ist so ein Abriss auf jeden Fall auch richtig schwer und zeitaufwendig. Da gibts keine einfache und schnelle Lösung; wenn das so wäre, hätten sich die Leute in Mittelalter und Antike mit Mauern nicht so schwer getan.

Moa-Bella

Die Mauer kann auch gerne Morsch und Porös sein, sie muss nur irgendwie wie eine Mauer aussehen. Die Gegenpartei leistet keinen wirklich organisierten Widerstand, sie zickt nur ein wenig herum. Dünn kann sie auch sein, nur hoch sollte sie dann sein. Es geht nicht um den tatsächlichen Schutz, den sie bietet, vielmehr um den gefühlten.

Churke

Ich könnte als biblische Lösung die Trompeten von Jericho anbieten...  ::) Spaß beiseite.  ;D

Mauern sind normalerweise nicht zum Abreißen gedacht. Sie bestehen entweder aus fest verfügten Steinquadern, die man vielleicht sogar verklammert hat. Oder aus Außensteinen mit einem Kern. Der Kern kann aus Bruchsteinen und Mörtel bestehen oder sogar aus Beton (Römer), da beißt man sich die Zähne aus.

Es gibt allerdings auch Mauern mit einem Kern aus fest gestampfter Erde, z.B. die Stadtmauer von Changan. Wenn man da die Steinverkleidung entfernt, dürfte man sich mit Hacken und Schaufeln und etwas Manpower recht gut voran arbeiten. Trotzdem bleibt der Aufwand natürlich gewaltig.

Man könnte schließlich auch die Dienste okkulter Mächte in Anspruch nehmen und ein Erdbeben herbei zaubern (lassen). Ich weiß natürlich nicht, ob dieser Gedanke für dich in Frage kommt und dann gäbe es natürlich Kollateralschäden...

FeeamPC

Wenn die Mauer ordentlich genauert ist, also aus verbundenen Steinen, kann man eventuell auch mit Holzkeilen arbeiten, die in herausgehauene Fugen gesetzt und dann naß gemacht werden. Das sich ausdehnende Holz kann die Mauer sprengen oder zumindest den Verbund so lockern, daß Steine leicht rausgebrochen oder ganze Teile gestürzt werden können.

Volker

#12
Zitat von: Churke am 25. März 2010, 13:53:13
Es gibt allerdings auch Mauern mit einem Kern aus fest gestampfter Erde, z.B. die Stadtmauer von Changan. Wenn man da die Steinverkleidung entfernt, dürfte man sich mit Hacken und Schaufeln und etwas Manpower recht gut voran arbeiten.

Naja, es gibt da zwei kleine aber nicht unbescheidene Worte: fest und gestampft.

Der Lehmsand wird 10-20cm hoch feucht in eine stabile Form gefüllt - und dann wird so lange mit einem großen Langstiel-Vorschlaghammer darauf eingeprügelt, bis man damit keine großen Dellen mehr in den Sand bekommt. Das wird dann wiederholt, bis die Mauer hoch genug ist. Anschließend lässt man die Mauer ein Jahr bei guter Wärme und geringer Feuchtigkeit durchtrocknen.

Das Ergebnis lässt sich dann eher mit einem durchgängigen Stück Sandstein als mit einer einfachen Steinmauer oder gar einem Erdwall vergleichen. Entsprechend anstrengend sind Abrissarbeiten.

Eine Stadtmauer aus Steinverkleidung mit lose dazwischengeschüttetem Sand/Asche/Bruch/Müll spielt da in einer viel kleineren Liga (ist aber auch einfacher herzustellen).