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Silber in der Alchemie

Begonnen von Alaun, 03. Juni 2009, 10:58:01

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Alaun

Hallo,
ich habe beim Suchen im Netz des öfteren gelesen, dass die Alchemisten auch Silber aus zuvor wertlosen Stoffen hergestellt haben. (Wie auch immer sie das angestellt haben wollen...) Leider habe ich nichts darüber finden können, woraus das Silber genau gemacht wurde. Was war die Basis dafür? Kennt jemand sich damit aus? Ich finde einfach nichts, und dieses alchemistische Gebiet ist ohnehin, wie soll ich sagen- sperrig...  :hmmm:

Viele liebe Grüße
*Alaun

Shay

Ich bin kein Fachmann in Alchemie, aber wozu war man 9 Jahre an der Fakultät Chemie ;)
Silber existiert praktisch nicht in Erzform, Gewinnung von Silber aus z.B. Bleierzen war "Standard" und alle anderen Metalle, die ich kenne, mit denen Silber zusammen auftritt, sind noch wertvoller. Daraus würde ich schließen, daß die Alchemisten wohl kaum echtes Silber aus wertlosen Stoffen hergestellt haben, sondern etwas, das wie Silber aussah.
D.h. wir bräuchten ein silbrigglänzendes Metall, das nicht so wertvoll ist wie Silber selbst, und das nicht sofort oxidiert (sonst fliegt der Schwindel sehr schnell auf). Da würden mir einfallen
- Nickel wurde in Realität erst im 18. Jhdt entdeckt, aber es ist nicht so schwer zu gewinnen wie einige der anderen Metalle
- Edelstahl könnte auch klappen, noch schöner wäre ein verchromter Stahl, aber ob das mit alchmistischen Methoden klappt, weiß ich nicht.
- Überhaupt bestünde auch die Möglichkeit ein unedles Metall mit einer dünnen Silberschicht zu überziehen, ob nasschemisch oder elektrolytisch
- leicht oxidiertes Titan kann ebenfalls silbrig glänzen, aber Titan ist extrem schwer herzustellen
- am wahrscheinlichsten erscheint mir nach meiner kurzen Recherche Zinnamalgam (Zinn + Quecksilber). Das wurde früher zur Herstellung von Spiegeln verwendet, sollte also silbrig sein. Genaueres war darüber leider nicht herauszufinden.

Alaun

Super, vielen Dank! Das hilft mir Naturwissenschaftsobernull ein gutes Stück weiter  ;D
Liebe Grüße,
*Alaun

felis

Ich meine mal gelesen zu haben, dass die Alchimisten tatsächlich Silber herstellten - durch Reduktion aus völlig unsilbrig aussehendem Silbersulfid.

eclipse

Sperrig trifft es wohl ganz gut. :hmmm:
Vielleicht hilft dir der Link hier irgendwie weiter, da wird unter "Das alchemistische Werk" der Vorgang an sich recht schön aufgedröselt:
http://www.historicum.net/themen/hexenforschung/lexikon/sachbegriffe/art/Alchemie/html/artikel/5525/ca/21e72b89c9/
Und hier sind unter "Vorkommen" und "Herstellung" vielleicht noch ein paar Anstöße zum Silbersulfid dabei:
http://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/MineralData?mineral=Silber
Ich meine aber, dass diese Herstellung von Edelmetallen aus unedlen Stoffen (z.B. Blei) immer zum Wunschdenken der Alchemisten gezählt hat und nie wirklich umgesetzt werden konnte? Die Herstellung von Gold aus unedlen Stoffen ist meines Wissens heute dank moderner Technik möglich, aber das Verhältnis zwischen Gold-Ertrag und investierter Mühe macht die Sache unrentabel... Deshalb würde ich mich Shay anschließen und behaupten, dass die Alchemisten da kein richtiges Silber hergestellt haben.
Mit richtigem Gold hat's bei ihnen auf jeden Fall nicht geklappt. ;)

felis

@Eclipse,
nix für ungut, aber in Chemie, muss ich dir "setzen, 6!" attestieren.  ;)

Gold ist ein  Element und daher grundsätzlich nicht aus "anderen Stoffen" herstellbar. Da es ein Edelmetall ist und so gut wie gar keine Salze bildet, kann man es auch nicht durch Reduktion aus seinen Salzen herstellen, weil man die "in freier Wildbahn" nicht findet. Silber ist zwar auch ein relativ edles Metall mit geringer Neigung zur Salzbildung, aber besagtes Silbersulfid gibts in der Natur. Als Mineral heißt es Argentit und wird zur Silbergewinnung auch bergmännisch abgebaut. (Der schwarze Belag aufm Silberbesteck ist auch AgS)

Alaun

Das ist ja spannend!
@felis: Weisst Du, wie häufig Argentit ungefähr vorkommt? Wenn es abgebaut wird, scheint es so selten nicht zu sein. (Ich bemühe aber auch mal die gute alte Tante Google  ;D)

Vielen Dank!!!
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
*Alaun

Tenryu

Technisch gesehen kann man Gold durch Kernspaltung aus Quecksilber herstellen, wenn man dieses mit Neutronen beschießt und ein Proton aus dem Atomkern heraus schleudert. Die Gewinnung größerer Mengen ist aber unmöglich bzw. um ein Tausendfaches teuerer als echtes Gold.

Alchemistische Versuche waren entweder fruchtlos, oder es handelte sich um schlichten Betrug. Denn wenn man Silber aus Silbersulfit oder Silberoxyd gewinnt, so ist das nichts anderes als die ganz normale Erzverhüttung.

Man kann unedlere Metalle leicht mit einer dünnen Silberschicht überziehen, wenn man es in eine Lösung aus Höllstein (Silbernitrat) einlegt. Genau so läßt sich ein Eisenblech in Kupfer "verwandeln", indem man es in Kupfervitriol (Kupfersulfat) einlegt. Das sind Versuche, die man in jedem Chemie-Experimentierkasten findet. Für einen ungebildeten Menschen des Mittelalters mag das verblüffend gewirkt haben. Und vielleicht hat das so manchem Alchemisten geholfen, neue Geldgeber für seine Experimente zu finden. Aber praktischen Nutzen hat man dadurch nicht. Denn im Gegensatz zu einer galvanischen Veredelung ist der Metallüberzug hier nicht haltbar und abriebfest.

Übrigens: Platin, was heute als eines der teuersten Edelmetalle gilt, wurde noch im 19. Jahrhundert als Abfallprodukt der Goldgewinnung auf den Müll geworfen, da man es mit der damaligen Technik nicht schmelzen und verarbeiten konnte.

Kleiner Lektüre-Tip: Chemie der Metalle von Hermann Römpp. Das ist sehr eingängig und populär geschrieben. Der Verfasser hat übrigens zahlreiche interessante Experimentierbücher geschrieben.

eclipse

@ felis: Nein, normalerweise glänzte ich in dem Fach mit einer recht konstanten 4. ;) Wobei die Sache mit der Goldherstellung leider etwas ist, das wir im schnöden Chemie-Unterricht nie angesprochen haben, deshalb an dieser Stelle mal ein Dankeschön an Tenryu für die Bestätigung, dass so eine Umwandlung tatsächlich möglich und nicht nur ein Hirngespinst meinerseits ist.