• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

[Medizin] Wie lange brauchen Brandwunden um zu verheilen?

Begonnen von Tigermöhre, 13. Oktober 2014, 09:49:33

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Tigermöhre

Eine Rüstung trägt er nicht.

Um genau zu sein, geht er halbnackt über einen Sims oder eine natürliche Brücke über einen unterirdischen Lavastrom. (Sowas gibt es, glaube ich zwar in echt nicht, aber das ist ein magisches Isso.)
Der Lavastrom, der normalerweise ruhig dahinfliesst, wird plötzlich unruhig und fängt an, wild rumzuspritzen.
Und dabei wird er halt mehrfach getroffen. So ein Schrotschuss ist auch ein netter Vergleich.
Ob das jetzt Minispritzer Lava oder brennende Asche ist, ist in der Situation wahrscheinlich egal. Hautsache es tut weh. :darth:

Darum kann er auch nicht auf halberkaltete Lava treten, oder in einen pyroklastischen Strom geraten. Aber der Wiki-Artikel darüber war sehr interessant. Danke Norrive.

Sternsaphir

Also als Geologin kann ich bestätigen, dass pyroklastische Ströme definitiv viel zu schnell und zu heiß sind. Dein Prota würde einfach in ihnen verglühen, ersticken, was auch immer.

Wenn Lava an der Oberfläche erkaltet, kommt es manchmal vor, dass sie unter der Kruste weiterfließt und damit einen Tunnel bildet. Es hängt aber davon ab, wie viskos die Lava ist und wie schnell sie fließt. Wenn die Fördermenge des Vulkans dann irgendwann nachlässt oder aus anderen Gründen der Nachfluss der Lava stagniert, fließt sie in dem von ihr gebildeten Tunnel ab und hinterlässt die Höhle.
Auf den kanarischen Inseln durfte ich eine solche Höhle bewundern.
Auch schmale "Stege" sind dadurch möglich und natürlich mordsgefährlich. Es kam durchaus vor, dass unvorsichtige Hobbyforscher, aber auch erfahrene Wissenschaftler von der äußeren Kruste getäuscht wurden und dann einbrachen.
So ähnlich habe ich es auch mit meiner Nebenprota gemacht. Sie ist über einen scheinbar erkalteten Lavastrom gelaufen und dann eingebrochen.

Ich denke, kleine Spritzer Lava wären schon das richtige.

Lisande

Ich kann jetzt gerade spontan nicht mit Verbrennungserfahrungen dienen, aber dafür mit extrem tiefen Schürfwunden an den Knien nach einem Fahrradunfall. Sieben Wochen ist das jetzt her, und die Wunde ist noch nicht komplett verheilt, beeinträchtigt mich aber nicht mehr. Die erste Woche war richtig übel.
Und Brandwunden ind erhebmlich schlimmer, zumal es i. Deinem setting ja auch nicht gerade die besten medizinischen Möglichkeiten gibt. Dürfte also wirklich ordentlich schmerzhaft sein und sehr lange dauern.

gbwolf

#18
Also ich würde den brennenden Ast nehmen, wenn sie in 2-3 Wochen wieder einsatzfähig sein soll. Abgesehen von den tiefen Verbrennungen kann es ja auch zu einem Schock und zu Auskühlung kommen. Sehr ... äh ... anschaulich hierzu beispielsweise die Pflegewiki: http://www.pflegewiki.de/wiki/Verbrennung
Also, wenn ich mir an anderen Stellen die Tabellen so durchlese, würde ich - auch wenn Lava schön dramatisch ist, die Verbrennung auf Grad 2a bis maximal 2b beschränken. Ab 3 gibt es wohl nur noch sehr selten eine Spontanheilung und das nekrotische Gewebe sollte fachgerecht abgetragen werden (Es verschmurgeln ja Nerven und alles Mögliche mit). Hier steht auch etwas zur Nachbehandlung (heutzutage, aber das mit "fortschreiten der Verbrennungskrankheit", Psyche und Haut beim Heilen ist interessant): http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=5868

Als Schmankerl hat hier jemand mit Fotos dokumentiert, wie eine Verbrennung 3. Grades (Mit heißem Wasser die Füße übergossen) über Monate heilte - man beachte den langsamen Heilungsfortschritt, trotz Hauttransplantation und moderner Medizin!
http://verbrennung.npage.de/

Christopher

Sehr anschaulicher Link, danke dafür Nadine! Ich hab ja auch öfter mit Verbrennungen zu tun (aufrund meiner Protas :P ) und da isses sehr gut als Referenzmaterial um zu sehen, wie ihre Opfer aussehen sollten/müssten :)
Be brave, dont tryhard.

Lothen

Lecker - jetzt weiß ich, was ich anklicken muss, wenn ich Heißhungerattacken unterdrücken will  :gähn:

Soweit ich das verstanden habe, Tigermöhre, geht es in deinem Fall ja nicht um wirklich flächendeckende Verbrennungen, sondern eher um kleine Stellen, oder? Da könnte ich mir schon vorstellen, dass zwar noch lange Schmerzen zu spüren sind, aber dass der Prota bei Bewegungen o.ä. nicht im Besonderen beeinträchtigt ist ... Aber das nur als Laie.

gbwolf

Zitat von: Lothen am 16. Oktober 2014, 09:49:31
Lecker - jetzt weiß ich, was ich anklicken muss, wenn ich Heißhungerattacken unterdrücken will  :gähn:
Das dachte ich teilweise auch ... und vor allem hat mir diese Recherchefrage die Augen dafür geöffnet, wie schwerwiegend eigentlich Brandwunden (und wohl auch Verätzungen - Flusssäure, starke Laugen und Co. scheinen ja Brandwunden ähnlich zu sein) sind. Man unterschätzt das irgendwie, weil man ja meisten nur ein bisschen Bügeleisenaua oder mal einen Kaffee auf der Jeans hatte.
Wenn ich die Zahlen sehe, dass bei Kindern schon 5% und bei Erwachsenen 10% (und an ungünstigen Stellen weniger) verbrannte/verbrühte Hautoberfläche ausreichen, um einen Volumen-Mangelschock zu bekommen ... Uff!

Insofern würde ich die Verbrennung wirklich oberflächlich halten. Grad 2 sieht mit diesen dicken Brandblasen schon spektakulär genug aus. Bei Grad 3 scheinen ja die Nerven und die Haut so hinüber zu sein, da kann ich mir vorstellen, dass taube Stellen auf dem Rücken, bzw. spannendes Narbengewebe oder nekrotisches Gewebe in tieferen Gewebeschichten, die Beweglichkeit auf Monate stark beeinträchtigen.
Vielleicht können da die Medizinier unter uns noch etwas sagen?

Wenn Magie in der Welt möglich ist, kann man eventuell - um die Dramatik der Szene zu bewahren - auf eine andere Art von Heilung oder göttlichen Eingriff zurückgreifen?

Christopher

Für mich besonders interessant, da meine Protas ja ständig mit Säure-/Feuerattacken um sich schießen. Dass sie nicht allzu beliebt sind deswegen, sollte ich vielleicht noch etwas besser ausnutzen, wenn ich die Bilder so sehe.
Be brave, dont tryhard.

cryphos

#23
Weil es wohl einige nicht wussten/wissen was Verbrennung ersten bis dritten Grades bedeuten, hier eine kurze, praktische Erläuterung, die vor einem Mediziner wohl keinen Bestand haben würde, aber als Einstieg ins Thema ausreichend sein dürfte.
Verbrennung 1. Grades:
Die oberste Hautschicht ist angegriffen/verbrannt. Typischer Vertreter dafür ist der Sonnenbrand. Die Heilung geht schnell von statten. Meist schält sich die verbrannte Haut ab und wird durch neue ersetzt. Unangenehm aber normalerweise nicht weiter tragisch
Verbrennung 2. Grades:
Mehere bis alle Hautschichten sind angegriffen, die Wunde nässt, es bilden sich Blasen und die Heildauer ist wesentlich länger, denn alle angegriffenen Hautschichten müssen ersetzt werden.
Verbrennung dritten Grades:
Das sind alle Verbrennungen welche die Schutzschicht Haut überwunden haben und das Gewebe darunter angreifen. Das reicht von einer vergleichsweise harmlosen kleinen Fleischwunde bis hin zu irreparablen Nerven- & Knochenschäden. Heildauer liegt hier bei Monaten bis Jahre, in einigen Fällen sind die Schäden irreparabel.

Dann zu Säure- und Basenverletzungen: Das sind Verätzungen und zusammen mit Brandwunden gehören sie zu einer Klassifikation von Verletzung, wo jeder Ersthelfer die Finger von lassen und schnellst möglich Mediziner anfordern sollte.

Tigermöhre

Nadine, danke für die Links.

Magische oder göttliche Heilung ist nicht drin.
Sie glauben, dass die Verletzungen ein göttliches Zeichen sind, aber deren Götter sind eher so, wie unsere. Ob es sie wirklich gibt, ist unklar.
Und die Welt ist zwar magisch, aber die Magie wurde noch nicht "entdeckt". Er muss also auf natürlichem Weg geheilt werden.

Aber ich habe viel gelernt über Verbrennungen und danke euch allen dafür.
Jetzt kann ich definitiv besser einschätzen, wie stark ich meinen Prota verletzen darf.

Saphirenkind

Also um noch mal auf deine Ausgangsfrage zurück zu kommen:

Wie schnell eine Wunde heilt, ist immer davon abhängig, wie umfangreich der Gewebeverlust ist, ob die Wunde verunreinigt wurde (und dementsprechend wie sorgfältig, bzw. mit welchen Mitteln sie desinfiziert wurde) und wie schnell sie versorgt wird.

Um die Antwort präszise gestalten zu können, musst du dir über ein paar Sachen im Vorfeld Gedanken machen. Wichtig ist nicht, durch was eine termische Wunde entsteht, sondern was nach der Verletzung geschieht.

1.)
5- 10% der Haut ist ein dehnbarer Begriff; immerhin haben wir mehrere Hautschichten und es können grade bei termischen Wunden auch tiefer liegende Gewebsschichten betroffen sein.

2.)
Wie schnell und mit welchen Mitteln wird die Wunde versorgt?
Wenn nur insterile Mittel zur Verfügung stehen wie bei einem klassischen Heiler mit Kräutern ect., dann kann es schnell zu Wundheilungsstörungen kommen und die Genesung natürlich herauszögern. Wenn die Wunde z.B. eitert und schon geschlossen ist, muss sie wieder eröffnet werden und so lange offen weiterbehandelt werden, bis keine Entzündungszeichen mehr vorhanden sind. Mit unsterilen Mitteln ist das schwer, aber nicht unmöglich. Auf jeden Fall wird ausgeprägtes Narbengewebe mit eventuellen Empfindungsstörungen zurückbleiben.
Ein solcher Heilungsprozess dauert i.d.R. 3- 9 Monate.

Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen. Wenn du noch Fragen hast, frag ruhig! :)