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[Geschichte/Politik] Bürgermeister & Co im 18. Jahrhundert

Begonnen von Romy, 16. Juli 2012, 18:34:53

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Romy

Ich bin gerade von Wikipedia und Google leicht verwirrt, aber vielleicht hat ja jemand von Euch Ahnung und kann mich aufklären.

War der Begriff des Bürgermeisters in der Mitte des 18. Jahrunderts im Dörflichen Raum (in der Kölner Gegend) schon gebräuchlich, in dem Sinne als einem von sämtlichen Dorfbewohnern gewähltem Dorfvorsteher/Ortsvorsteher? Irgendwie kommt mir der Begriff zu modern vor ... Wenn Bürgermeister als Begriff noch nicht üblich war, welcher trifft es dann?
Irgendwie bleibe ich ständig am Schultheiß/Schulze hängen, aber da der ja anscheinend (?) von einem Grundherren o.ä. bestimmt und nicht von den Dorfbewohnern selbst gewählt wurde, trifft es das wohl nicht.  :hmmm:
Dann bin ich noch über den Heimberger/Heimbürger gestolpert, der eigentlich genau das zu sein scheint, was ich suche, nur das ich den Begriff heute zum ersten Mal gelesen habe und mich deshalb noch nicht recht damit anfreunden kann (es sei denn, jemand bestätigt mir, das genau das DER Begriff ist, den ich brauche ... ::) )

Oder kann man tatsächlich schlicht Dorfvorsteher/Ortsvorsteher sagen?

Irgendwie habe ich auch den Eindruck, dass die genannten Begriffe sich teilweise überschneiden und/oder zeitlich und/oder regional unterschiedlich genutzt wurden ...

Lavendel

Weil du es bist, Romy, bin ich jetzt ausnahmsweise noch mal lieb und weise dich ganz dezent auf den Wikipediartikel hin.
Das nächste Mal gibt es aber :pfanne: für nicht mal kurz auf Wiki gucken. :darth:

Romy

Ich hab doch oben schon geschrieben, dass ich schon bei Wikipedia geguckt habe. ;) Aber wenn man sich dann auch die anderen Begriffsartikel durchliest, sieht man, dass es da Überschneidungen gibt. Ich hatte wie oben schon geschrieben gehofft, dass jemand mir einen Nicht-Wikipedia-Rat geben könnte. ;)

Lavendel

Naja, aber genau die Antwort auf deine Fragen stehen da doch. Und wenn du es genau wissen willst, dann ist es keine schnelle Recherchefrage mehr, sondern eine ziemlich detaillierte und vor allem spezielle, für die du eigentlich einen eigenen Thread aufmachen kannst.

Romy

#4
Hm, ich sag mal jain. ;)
Ich finde diesen kleinen Absatz zur Geschichte des Bürgermeisters etwas schwammig. Ich habe bisher den Bürgermeister benutzt, tendiere momentan aber dazu, dass er nicht der Begriff ist, den ich brauche. Wohl doch eher der Heimberger, nur stört mich an dem Begriff, dass er nach meinem Gefühl ziemlich unbekannt ist. Mit Begriffen wie Bürgermeister oder Schulze können die meisten Leute halt doch mehr anfangen, ich würde aber halt trotzdem gerne den richtigen Begriff nehmen.

Dazu reicht mir auch eine ganz schlichte Antwort, die notfalls nur ein Wort enthalten muss, wobei ein Satz als Erklärung natürlich auch nicht schlecht wäre ...
Eigentlich hätte ich nicht gedacht, dass ich dafür einen ganzen Thread brauche. Aber wenn Du meinst, dass ein eigener Thread nötig ist, könntest Du das hier dann einfach abtrennen? Noch hat ja niemand anderes etwas geschrieben, was sich mit irgendwelchen anderen Themen überschneidet.

Sprotte

In Kiel (nicht Köln) hieß der Vorsitzende des Rats wirklich von Anfang an Bürgermeister. Gewählt war er nicht vom Volk, sondern aus dem Rat heraus, die auch neue Mitglieder (auf Lebenszeit, dafür ehrenamtlich) gemeinsam ausguckten.

Lavendel

Zitat von: Romy am 16. Juli 2012, 19:24:43
Hm, ich sag mal jain. ;)
Ich finde diesen kleinen Absatz zur Geschichte des Bürgermeisters etwas schwammig. Ich habe bisher den Bürgermeister benutzt, tendiere momentan aber dazu, dass er nicht der Begriff ist, den ich brauche. Wohl doch eher der Heimberger, nur stört mich an dem Begriff, dass er nach meinem Gefühl ziemlich unbekannt ist. Mit Begriffen wie Bürgermeister oder Schulze können die meisten Leute halt doch mehr anfangen, ich würde aber halt trotzdem gerne den richtigen Begriff nehmen.

Dazu reicht mir auch eine ganz schlichte Antwort, die notfalls nur ein Wort enthalten muss, wobei ein Satz als Erklärung natürlich auch nicht schlecht wäre ...
Eigentlich hätte ich nicht gedacht, dass ich dafür einen ganzen Thread brauche. Aber wenn Du meinst, dass ein eigener Thread nötig ist, könntest Du das hier dann einfach abtrennen? Noch hat ja niemand anderes etwas geschrieben, was sich mit irgendwelchen anderen Themen überschneidet.
Ehrlichgesagt, ich finde das Thema hochkomplex, weil die politische Landschaft in "Deutschland" (das es ja Ende des 18.Jh. so gar nicht gab) natürlich alles andere als einheitlich war. Damit ist die Frage nach der örtlichen politischen Landschaft in einem speziellen Gebiet schon echtes Detailwissen, und damit bist du dann auch in der Situation, genau nachfragen zu müssen, wenn du den Sachverhalt konkret beschreiben willst. Und es hörte sich für mich so an, als bräuchtest du schon mehr Infos als die reine Berufsbezeichnung, denn immerhin hast du auch gefragt, ob der Bürgermeister gewählt wurde oder nicht - und dass es am wahrscheinlichsten der Bürgermeister ist und dass er im 18. Jahrhundert eben eher nicht gewählt wurde, steht ja schon so im Wiki-Artikel.

Nicht böse gemeint, aber mir kommt die Antwort auf deine Frage einfach ziemlich komplex vor, und eine schnelle und konkrete Antwort würdest du wohl nur von einem Historiker bekommen, der sich mit Stadtgeschichte in Mittelalter und Neuzeit beschäftigt (oder von jemandem, der sich zufällig aus anderem Grund gut damit auskennt).

Sprotte

Noch ein Recherchetip: Die meisten großen Städte haben ein Stadtarchiv. Kiel  z. B., wo ich viele Informationen für meinen Mittelalterkrimi aus der Homepage des Archivs gezogen habe. Such doch mal, ob die Stadt Köln (in Kiel gehört das Archiv zur Stadtverwaltung) so einen Service ebenfalls bietet.
Einfache Fragen beantwortet das Kieler Stadtarchiv auf Anfrage auch kostenfrei. Kopien etc. bezahlt man natürlich.

Romy

Ja das Ding ist, dass ich eben die Bezeichnung für die Person suche, die von den Dorfbewohnern gewählt wurde. Quasi die höchste Position, die eine von den Dorfbewohnern gewählte Person in einem Dorf (nicht Stadt) hat. Das suche ich auch nicht für Köln, sondern halt für ein (fiktives) Dorf in der Umgebung. Bergisches Land, genauer gesagt.

Der Wikipediaartikel über den Bürgermeister sagt mir, dass es wohl eher nicht der Bürgermeister ist und dass die damaligen Bürgermeister weniger "Macht" hatten als die heutigen, so wie ich das verstehe, deshalb ist er weniger hilfreich. Und die Artikel über den Schultheiß und den Heimberger überschneiden sich teilweise, oder sind in den Jahres- und Ortsangaben ziemlich schwammig ... Wikipedia ist oft hilfreich, weiß aber auch nicht immer alles. ::)

Die genaue Bezeichnung würde mir schon sehr helfen, um auf dem richtigen Wege alleine weitersuchen zu können. Falls jemand mehr weiß, nehme ich das natürlich auch gerne. :)
Davon abgesehen spielt die Geschichte dann sowieso in einer Art Parallelwelt. Also was die genauen Aufgaben der Person angeht, passe ich das dann (je nachdem, ob es nötig ist) meinen Vorstellungen an. Aber die richtige Berufsbezeichnung würde ich schon gerne haben.
Wie gesagt Lavendel, wenn Du meinst, dass ein eigener Thread nötig ist, könntest Du das hier gerne abtrennen. Ich würde das erste Posting dann vielleicht noch etwas ergänzen.


Danke @ Sprotte! Ich fürchte nur, dass Kiel und die Kölner Umgebung damals nicht sooo viel miteinander zu tun hatten ... Den Recherchetipp verfolge ich aber mal. Danke Dir! :D

Lavendel

Ich habe dich jetzt trotzdem einfach mal abgetrennt. Vielleicht kriegst du so ja noch bessere Antworten!

Churke

Zitat von: Romy am 16. Juli 2012, 20:38:27
Ja das Ding ist, dass ich eben die Bezeichnung für die Person suche, die von den Dorfbewohnern gewählt wurde. Quasi die höchste Position, die eine von den Dorfbewohnern gewählte Person in einem Dorf (nicht Stadt) hat.

Ich weiß nicht, ob eine solches Amt überhaupt allgemein verbreitet war, schließlich waren die Bauern Leibeigene. Da erscheint mir plausibler, dass die Position von oben eingesetzt wird.
Vielleicht befasst du dich mal mit Leibeigenschaft und Verwaltungsgliederung im Feudalstaat. Da würde ich jedenfalls suchen.

Romy

#11
Oh, das sehe ich jetzt erst, dass ich doch noch abgetrennt wurde ...

Churke, ich habe mittlerweile überlegt, doch jemanden zu nehmen, der nicht von allen Dorfbewohnern, sondern vom (quasi) Dorfrat, wenn man das so sagen kann, gewählt wurde. Der Grundherr würde diese Entscheidung dann absegnen.
Würde da der Begriff des Dorfschulzen, bzw. Schultheiß Deiner Meinung nach passen?
Oder soll ich doch lieber bei Bürgermeister (bzw. man hat wohl damals eher Burgemeister gesagt, was auch etwas altertümlicher klingt) bleiben? Wobei der Schulze wohl eher unserem heutigen Bürgermeister entspricht, mal unabhängig davon, wie er nun an sein Amt kam.

Was denn nun im Kölner Raum/Bergischen so üblich war, habe ich immer noch nicht rausbekommen (vor allem, weil ich mich erst Mal anderweitig festgelesen habe, also das ist noch auf der Liste), aber so weit ich mittlerweile weiß, wurden Schulzen allgemein auf verschiedene Arten ausgewählt.
In manchen Dörfern/Städten wurde das Amt auf Lebenszeit verliehen und vererbt (konnte einem Erben aber vom Lehnsherr verweigert werden, wenn dieser ihn für ungeeignet hielt), in anderen rotierte das Amt im Rhytmus von x Jahren zwischen den Bauern. Auch gab es wiederum die Möglichkeit, dass die Dörfler ihrem Lehnsherr eine oder mehrere Personen vorschlagen und der dann ja oder nein sagt.
Letzteres wäre mir dann sehr sympathisch, aber ganz entschieden habe ich mich noch nicht.


Der Begriff des "Heimbürgen" war wohl vor allem im Thüringischen geläufig, damit kann ich den für meine Zwecke also schon mal ausschließen. Immerhin etwas.
EDIT: Achja und Dorfvorsteher scheint wohl einfach ein Synonym für den Dorfschulzen zu sein, so wie ich das verstanden habe.