Schon vor längerem habe ich eine kuriose Sache festgestellt, zu der mich eure Meinung interessieren würde.
Und zwar habe ich für mich herausgefunden, daß sich nicht alle Genres gleich schreiben lassen. Damit meine ich jetzt nicht den Stil oder so "einfache" Tatsachen, daß man für Fantasy z.B. erst noch eine eigene Welt erschaffen muß und für andere Genres eben nicht. Das ist ja sowieso klar.
Ich meine die Vorgehensweise. Bei Fantasy fand ich es immer ganz herrlich, meine Welt zu erschaffen, mir Charaktere auszudenken, dann die Handlung zu plotten - etwa zu zwei Dritteln, dann ging mir immer die Puste aus - und dann loszulegen. Chronologisch. Bloß nicht vorgreifen! Das hat für mich immer das ganze Gefüge zerschossen.
Hatte ich soweit geschrieben, wie ich geplottet hatte, hatte sich meistens eh wieder alles geändert und das letzte Drittel ergab sich von selbst, so daß das auch geschrieben werden konnte. Und dann: fertig.
Ich hab dann später nochmal überarbeitet - sprachlich drübergeguckt, gekürzt, solche Späße halt.
Aber seitdem ich Thriller schreibe, mache ich das völlig anders. Erst mal muß ich mehr recherchieren als je zuvor. Wenn das nicht stimmt, muß ich gar nicht erst anfangen.
Wenn ich dann meine Ausgangssachlage habe, wird geplottet. Und zwar komplett. Die Handlung nicht von vorne bis hinten zu kennen, sorgt dabei für echte Schwierigkeiten. Und trotzdem ändert sich während des Schreibens noch wahnsinnig viel. Ich weiche teilweise kilometerweit vom eigentlichen Schlachtplan ab, so daß hinterher was ganz anderes rauskommt als geplant.
Und das liegt komischerweise nicht daran, daß ich hierbei chronologisch springe - erst schreibe ich den Anfang, dann eine Szene aus einer völlig anderen Perspektive, manchmal fange ich sogar hinten an und entwickle dann alles in Richtung dieses Schlusses. Irgendwo ist dann notiert "mach noch mal später die eine Szene da mittendrin" und das mache ich dann auch.
Irgendwie fühlt sich das ganz anders an. Man könnte sagen, bei Fantasy kam ich mir wie ein Beobachter vor, der die Figuren die Geschichte erzählen läßt und der sie einfach nur protokolliert.
Aber jetzt - ich greife teilweise ganz gewaltig ins Geschehen ein. Wenn mir die Entwicklung, die ein Charakter theoretisch vorgeben würde, nicht paßt, kriegt er die Daumenschrauben angelegt. Und zwar schreibe ich dann erst mal die Sache so auf, wie ich sie mir denke, sehe dann bestätigt, daß das Murks ist und schreibe es dann millionenfach um. Kürzen, ändern, anderer Zeitpunkt, was auch immer.
Ich sehe mich da vielmehr als Regisseur, der ständig seine Finger im Geschehen hat. Merkwürdigerweise stört mich das aber gar nicht, obwohl ich das eigentlich erwartet hätte.
Insofern sehe ich das gar nicht wertend. Mich würde nur interessieren, ob ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt, denn viele von uns schreiben ja in vielen verschiedenen Genres. Oder ist das bei euch ganz anders und ihr geht in jedem Genre beim Schreiben gleich vor?
Zitat von: Runaway am 07. April 2011, 15:14:31Aber seitdem ich Thriller schreibe, mache ich das völlig anders.
Gegenfrage: Hat sich dein Fantasyschreiben auch verändert? Könntest du noch Fantsy schreiben wie vorher?
Bei mir hat sich eher die Einstellung zum Schreiben geändert, durch die Erfahrungen, mich auch einmal den Regeln eines anderen Genres anzupassen oder einen Workshop zu besuchen.
Wie ich schreibe hängt für mich nicht vom Genre ab, sondern davon, was ich erzählen möchte. Irgendwo liegt bei mir noch eine Uraltfantasy herum, die ich irgendwann einmal beenden werde, an der ich locker leicht geschrieben habe, lange bevor ich mich mit Schreibhandwerk auseinandergesetzt habe. Also so ein bisschen wie du es erzählst: Man träumt mit offenen Augen, gibt zart eine Richtung und schreibt auf. Diesen Roman werde ich wahrscheinlich auch ohne Riesenrecherchen beenden. Wenn ich mittlerweile allerdings Fantasy schreibe, dann recherchiere ich dafür sehr viel und bereite mich intensiv darauf vor. Ich will, dass die Welt glaubhaft ist, dass alle Teile zusammenpassen und dafür muss ich wissen, wie man sich nach Wochen im Sattel fühlt, wie man ohne Kühlschrank kühlt, wie sich ein Körper in der Wüste verhält, wie ich einen Elfen mit seinen extremen Sinnen in einen Hinterhalt bekomme (Kann man sicherlich mit einigen scharfsinnigen Tierrassen vergleichen). Manche Jugendthrillerplots, die ich habe, erfordern nur eine minimale Recherche, andere sehr viel. Bei SF brauche ich für eine Kurzgeschichte so lang wie für ein ganzes Sagenhörbuch oder einen Jugendthriller. Mein Erwachsenenthriller reift seit Jahren in mir und ich werde immens dafür recherchieren und sorgfältig plotten müssen.
Vor allem aber lege ich viel mehr Wert auf ausgearbeitete Figuren als früher. Meine Romane sind viel stärker "Character driven", was das Plotten gleichzeitig schwer und einfach macht. Einfach, weil ich theoretisch weiß, wie die Figuren und ihre Motivationen die Geschichte lenken, schwer, weil ich mir vorkomme wie ein Mosaikleger, der ganz vorsichtig schaut, welches Teil neben welches passt, damit das Gesamtbild stimmt.
Mein Fazit ist: Ein neues Genre öffnet und verändert den Blick und man kann durchaus ein "Entspannungsgenre" haben, das man immer gleich locker schreibt, bei mir ist es aber eher so, dass die Geschichte die Arbeitsweise bedingt.
Hm. Ich habe keine Ahnung, ob ich Fantasy jetzt anders schreiben würde, weil ich es seitdem noch nicht wieder probiert habe. Da würde ich dir jetzt wahnsinnig gern was zu sagen, weil's mich auch interessiert, aber noch habe ich darauf keine Antwort.
Das Problem ist nämlich, ich bin absolut kein Genre-Hopper. Ich könnte mich jetzt nicht einfach hinsetzen und meine Uralt-Fantasyidee rauskramen und aufschreiben. Ich brauche für so eine Umstellung irgendwie ewig. Allein schon der Stil...
Mir ist das Ganze nur so extrem aufgefallen, weil ich wirklich noch NIE so gearbeitet habe wie jetzt. Vielleicht liegt das nicht mal am Genre, aber das ist auch eine der Fragen, die mich hinsichtlich dieses Themas interessieren.
Insofern finde ich dein Statement wirklich interessant - vor allem deine Feststellung, daß du sagst, deine Arbeitsweise hängt ganz von der Geschichte ab.
Viel Stoff zum Grübeln...
Zitat von: Runaway am 07. April 2011, 15:14:31
Ich meine die Vorgehensweise. Bei Fantasy fand ich es immer ganz herrlich, meine Welt zu erschaffen, mir Charaktere auszudenken, dann die Handlung zu plotten - etwa zu zwei Dritteln, dann ging mir immer die Puste aus - und dann loszulegen. Chronologisch. Bloß nicht vorgreifen! Das hat für mich immer das ganze Gefüge zerschossen.
Hatte ich soweit geschrieben, wie ich geplottet hatte, hatte sich meistens eh wieder alles geändert und das letzte Drittel ergab sich von selbst, so daß das auch geschrieben werden konnte. Und dann: fertig.
Ich hab dann später nochmal überarbeitet - sprachlich drübergeguckt, gekürzt, solche Späße halt.
Aber seitdem ich Thriller schreibe, mache ich das völlig anders.
Für mich sieht es auch danach aus, dass Du hier eine Entwicklung durchgemacht hast. Es gibt einen Punkt, zumindest war das so bei mir, da verliert man die Unbeschwertheit beim Schreiben. Gerade Fantasy verführt dazu, sich gehen zu lassen. Man kann ja behaupten, was man will. Ist ja nichts echt (was natürlich nur ein Trugschluss ist!).
Sobald man aber etwas schreibt, dass in der Realität spielt und man ernsthaft schreibt, merkt man, dass man sich auf Glatteis bewegt. Das, was ich da schreibe, ist nachprüfbar, also muss es so korrekt wie möglich sein. Außerdem steht und fällt eine Geschichte mit dem Ende. Ich kann mich also nicht treiben lassen, bis die Geschichte irgendwie zum Schluss kommt. Ich muss ein TOLLES Ende haben und dafür muss ich einen Text, die Charaktere, die Handlung anpassen. In Formen pressen. Nur dann habe ich die Chance, das Ende zu bekommen, das ich haben will.
Ich glaube, das ist ganz natürlich. Aus eigener Erfahrung muss ich aber sagen, dass es auch WAHNSINNIG nervt. Der innere Zensor ist noch aufdringlicher, als sonst. Aber angeblich soll es irgendwann besser werden ;D
Im Übrigen kann ich der Wölfin nur zustimmen. Jede Geschichte schreibt sich anders. Erzähle ich aus der Sicht eines Kindes, muss ich nicht so viel recherchieren, weil das Kind nur das erlebt, was es sieht. Aus der Sicht eines Erwachsenen sähe die gleiche Szene schon anders aus.
Und auch das Genre hat natürlich einen Einfluss. Wie oben schon geschrieben, einen Thriller muss man anders vorbereiten, als einen Urban Fantasy Roman, oder ein Märchen.
Zitat von: Sven am 07. April 2011, 21:16:42
Für mich sieht es auch danach aus, dass Du hier eine Entwicklung durchgemacht hast. Es gibt einen Punkt, zumindest war das so bei mir, da verliert man die Unbeschwertheit beim Schreiben.
Das hab ich mir dann auch gedacht... ich könnte einfach eine Entwicklung durchgemacht haben. Klar. Aber dieser plötzliche Bruch - ich weiß nicht, irgendwie sah es einfach danach aus, daß es was mit dem Genre zu tun gehabt hätte. Denn ansonsten hätte sich das doch früher ankündigen müssen.
Der innere Zensor ist übrigens eine tierische Nervensäge, ja ;) Das stimmt. Der schreit bei "Real"geschichten lauter als bei Fantasy. Wobei ich überhaupt nicht sagen würde, daß man für Fantasy zwangsläufig weniger recherchiert (siehe Wölfin) oder daß das an sich weniger ernstzunehmen wäre.
Deshalb wundere ich mich ja so!
Eine Entwicklung ist in der Regel nie fließend. Man macht sie iimmer in Sprüngen. Beim Schreiben sprechen Einige von Entwicklungssprüngen nach 100.000 Wörtern (Andreas Eschbach hat das zum Beispiel oft erwähnt). Die Zahl schwankt immer etwas und ich glaube auch, dass siee größer wird, je länger man schreibt und je öffter man einen Sprung gemacht hat. Freu Dich! Und dann kämpfe! Und wenn Du gesiegt hast, verrate mir den geheimen Trick ;D
Zitat von: Runaway am 07. April 2011, 21:26:40
Der innere Zensor ist übrigens eine tierische Nervensäge, ja ;) Das stimmt. Der schreit bei "Real"geschichten lauter als bei Fantasy. Wobei ich überhaupt nicht sagen würde, daß man für Fantasy zwangsläufig weniger recherchiert (siehe Wölfin) oder daß das an sich weniger ernstzunehmen wäre.
Genau das wollte ich eben nicht sagen. Ich denke sogar, dass es bei Fantasy wichtiger ist zu recherchieren, weil der Mensch nunmal in aller Regel ein Skeptiker ist. Aber als Autor GLAUBT man nur, dass man bei einem realistischen Roman mehr recherchieren muss. Es kommt eine Stadt in der Geschichte vor, die es gibt ... London meinetwegen .. und schon fängt man an Straßen herauszusuchen, erzählt aus welchen Steinen das Pflaster besteht, oder es spielt in Paris und man zählt seinem Leser die einzelnen Glasdreiecke in der Pyramide vom Louvre vor.
Der Leser braucht solche Informationen nicht. Recherche ist wichtig, damit der Autor seine Geschichte stimmig schreiben kann. Aber wenn man anfängt mit seinem Wissen zu prahlen, geht der Schuss ganz schnell nach hinten los (zugegeben, manchmal kommt auch ein Bestseller dabei heraus ???)
Aber die Meisten fangen mit Fantasy an, weil sie DENKEN, es wäre einfacher, weil man sich ja alles ausdenken kann. Daran scheitern die Geschichten u.a. dann auch.
Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht, auch wenn man das nicht als Genrewechsel bezeichnen könnte. Früher habe ich ähnlich wie Du, Runaway, einfach darauf losgeschrieben und mal geschaut wie sich das so entwickelt. Ich hatte zwar ein paar bestimmte Etappen, die ich Einbauen wollte, aber der Raum dazwischen war undefiniert und meist sog ich mir beim Schreiben etwas aus den Fingern um diese Löcher zu stopfen. Das diese Geschichten meist von mir nicht richtig beendet worden, ist eine andere Sache.
Aber seit ich an meiner Fantasy-Krimi-Reihe (ich sagte ja, dass es kein richtiger Genrewechsel ist) arbeite, veränderte sich meine Arbeitsweise total. Das lag wahrscheinlich auch an meiner Einstellung und meinen Ambitionen. Ich wollte dieses Buch so schreiben, dass es (nach ein paar Abstrichen, Streichungen und sonstigen Änderungen) so in unsere Welt übertragbar wäre und, rein theoretisch, in jeder Stadt auf der Welt geschehen könnte. Dieses Fantasy-Krimi-Konstrukt entstand dadurch, dass ich eigentlich einen Krimi schreiben wollte, aber ohne langwieriges Recherchieren, da ich wegen meiner momentanen Lage nicht dazu im Stande bin, wie ich das gerne wäre. Aber Pustekuchen. Ich habe noch nie soviel recherchiert.
Zum ersten Mal kam ich nicht mit meiner herkömmlichen Plottmethode weiter. Ich bin darin übergegangen, meinen Plot von A bis Z durchzuplotten, da sich das ganze dann für mich einfacher gestaltete. Besonders da ich vorhabe eine Reihe zu schreiben und gerne Andeutungen und Verbindungen einbauen möchte, die erst in späteren Bänden gelöst werden, muss ich nicht nur die Handlung eines Buches aufsetzten, sondern auch noch andere Bände und Geschichten skizzieren, Zusammenhänge herstellen um das Ganze glaubwürdig erscheinen zu lassen.
Ich bin da aber etwas zwiegespalten. Einerseits mag ich dieses Ausarbeiten der Story, die sich manchmal noch erheblich ändert und ich mich dann voll und ganz auf das Schreiben konzentrieren kann. Andererseits verheddere ich mich in Szenen, bei denen ich nicht weiterkomme oder manchmal möchte ich eine ganz Andere schreiben, als ich eigentlich müsste.
Ich glaube, dass ich mittlerweile dieses Verfahren auch auf andere Projekte übertrage, was vielleicht gar nicht so schlimm ist.
Gruß,
SiRa
@Sven, Eschbach hal allerdings in einem Interview erwähnt, dass er es nicht als "Sprung" gemeint hat, sondern als Entwicklung über die 100.000 Wörter hinweg.
@ Derexor
Das macht für mich keinen Sinn. Wenn ich über 100.000 Wörter hinweg eine Entwicklung mache, was ist danach? Mache ich dann während der nächsten 100.000 Wörtern auch eine Entwicklung? Oder habe ich dann über 200.000 Wörter eine Entwicklung gemacht? ???
Das mit den Sprüngen deckt sich zumindest mit meinen Erfahrungen.
Diese Theorie mit dem Entwicklungssprung nach je 100 000 Wörtern kenne ich. Aber ich hab da auch weniger jemals einen plötzlichen Sprung gesehen als vielmehr eine kontinuierliche Entwicklung.
Was das Recherchieren für Fantasy angeht, bin ich zwiegespalten. Man muß definitiv eine ganze Menge recherchieren, denn sonst ist man unglaubwürdig und scheitert. Das stimmt.
Aber ich hab die Recherchearbeit nach dem Wechsel zu etwas "realistischem" doch als stärker erlebt. Was vielleicht daran liegt, daß ich mich immer schon schwer damit getan habe, nicht einfach alles so zu verbiegen, wie ich es gern hätte ;)
Ist aber letztlich auch wurscht. Wenn ein Autor für sein Buch, egal in welchem Genre, gut recherchiert hat, ist es auch egal, wieviel er im Vergleich zu anderen Büchern/Genres recherchiert hat.
Danke auf jeden Fall schon mal für eure spannenden Antworten, ist wirklich interessant, das auch mal von anderen zu hören!
Sprünge kommen ganz unbemerkt und unvermittelt, finde ich. Beim mir war einer dieser Sprünge definitiv ein professioneller Schreibworkshop, der sich mit dem Charakter der Figuren beschäftigt hat. Aber auch viele andere Sachen. Das Testlesen bei anderen hat mir oft die Augen geöffnet, die Analyse fremder Texte jenseits des Deutschunterrichts (kurzgeschichten.de und Testleser sein).
Ob man viel recherchiert oder nicht hängt von ganz vielen Faktoren ab. Wenn einem eine Fantasygeschichte gefällt und den Lesern auch, dann ist es doch egal, ob ein paar Mopperer bemängeln, dass man mit den technischen Kenntnissen der Leute kein Stahlkrummschwert herstellen könnte. Ich würde natürlich moppern! Aber dann schau ich mir an, wieviele Leute sich im Kino von meines Erachtens kreuzdämlichen und unrealistischen Actionszenen unterhalten lassen und denke, dass man sich nicht schämen muss, wenn viele Menschen Freude haben. Sensationsgier, Talkshows und so lassen wir mal außen vor. Es geht um handwerklich solide umgesetzte Unterhaltung wie Fluch der Karibik ab Teil 2 (Auauaua!).
Das Kreuz mit der Recherche ist ja, dass man alles perfekt machen muss, wenn man einmal anfängt, etwas Ernstes zu schreiben, das stark ins Detail geht und den Menschen Dinge zeigen soll, die nicht alltäglich sind. Umgekehrt finden viele Leser wenig Recherche und Beschreibungen, die toll und faszinierend klingen oft interessanter als trockenen Realismus. Lesen tun wir ja auch aus Eskapismus heraus.
Habe unlängst so geschmunzelt, als ich diesen Blogeintrag im SF-Netzwerk (http://www.scifinet.org/scifinetboard/index.php?autocom=blog&blogid=78&showentry=4963) gelesen habe. Hoffentlich treffe ich den übermorgen auf dem DortCon. Ich steh nämlich auf Mündungsgeschwindigkeiten und das Wissen, wann der Lauf einer Waffe heiß wird ;) (Also auf Technobabbel, der nicht cool klingt, sondern echtes Fachwissen offenbart)
Bei mir läuft die Entwicklung sowohl langsam und beinahe unmerklich ab, wie auch in deutlich spürbaren Sprüngen. Ich denke daher nicht, dass das eine das andere ausschließt.
Ich versuche mich nebenher an etwas Historischem und arbeite hier schon anders als beim Fantasy. Das liegt allerdings weniger am Rechercheaufwand (den ich schon als höher bewerte als bei einem Fantasyroman) oder am Genre, sondern daran, dass ich das Leben einer realen Person nacherzähle. Dadurch habe ich bereits die Eckpfeiler des Plot und brauche den nur noch auszuschmücken.
Bei einer Fantasygeschichte arbeite ich dagegen immer zuerst den Grundplot aus. Charaktere und Welt ergeben sich dann normalerweise ganz von selbst. Wenn die Grundidee steht, schmücke ich das ganze aus und ersinne mir ein paar Nebenhandlungsstränge.
Ich habe früher auch erst Charaktere und Welt ausgearbeitet, der Plot schien immer von selbst zu kommen. Aber ich habe gemerkt, dass das nur ein Trugschluss war. Durch die Charaktere und die Welt hatte ich immer nur eine Ausgangssituation, die mich über das erste Drittel getragen hat, danach ging mir aber immer die Puste aus. Ich kann einfach keine Geschichten schreiben, die alleine durch die Charaktere voran getrieben wird. Ich brauche also zuerst einen Plot, bevor ich irgendetwas mache.
@Nadine: Als ob FdK 1 viel mehr gewesen wäre als solide umgesetzte Unterhaltung ... ;)
Bisher habe ich nur in einem Genre Romane zuende geschrieben, nämlich historische Krimis. Die sind bei mir von vornherein mit Denken und Planen verbunden. Ich suche mir die nötigen Elemente zusammen - wie bei Cluedo -, plotte nach Schema, recherchiere vor, und dann kann's so langsam losgehen mit dem Schreiben. Natürlich gilt, wie immer: Pläne sind dazu da, dass man sie umschmeißt. Beim Recherchieren tauchen unerwartet Dinge auf, die sich prima verwursten lassen oder aber alles durcheinanderbringen. Eine bisher unbekannte Figur will unbedingt mitspielen, eine andere entpuppt sich als überflüssig ...
Bei Fantasy ist zumindest der Anfang meistens anders. Ich habe eine Figur, manchmal auch mehrere, und eine ungefähre Idee für das Setting und/oder das Problem. Dann lasse ich die Figur loslaufen. Mit der Zeit kommen andere Figuren dazu, sie docken an irgendeiner älteren Idee an, ich stoße unterwegs auf faszinierende Kleinigkeiten der "echten" Welt, die prima in mein Setting passen, etc. Erst, wenn ich merke, dass sich die Geschichte von sich aus weiterentwickelt, stricke ich einen Plot dazu und bringe etwas System in die Sache. Von da an geht es weiter wie oben. Jetzt fehlt mir nur noch ein fertiger, verkaufter Fantasy-Roman als Beleg dafür, dass auch dieser Weg zum Erfolg führt ...
Daran merkt man aber auch, dass unterschiedliche Genres, unterschiedliche Herangehensweisen FORDERN.
Der Leser erwartet in einem Krimi etwas anderes, als in einem Fantasyroman. Ganz platt ausgedrückt, will man in einem Krimi vor allem einen cool konstruierten Fall haben und in einem Fantasyroman eine Heldenreise. Schon dadurch muss man sich jeweils auf andere Dinge konzentrieren. Es geht dabei um das "must have" und das "nice to have". Ersteres MUSS abgearbeitet werden und fordert halt entsprechende Herangehensweisen. Das Zweite hebt den Roman aus der Masse hervor.
ZitatGanz platt ausgedrückt, will man in einem Krimi vor allem einen cool konstruierten Fall haben und in einem Fantasyroman eine Heldenreise.
Also dieses "ganz platt ausgedrückt" tut mir jetzt echt weh. Wenn man immer nur in so eingefahrenen Schemata denkt, dann darf man sich nicht wundern, dass man seine Arbeitsweise nicht ändert. Und wenn am Ende dann nur ein 08/15-Roman herauskommt. (Das ist genauso eine bösartige Verallgemeinerung, das ist mir klar.)
Meine Arbeitsweise ändert sich im Moment noch ziemlich stark. Ich probiere noch herum und bin wohl noch auf der Suche nach meiner Arbeitsweise. Ob die sich jetzt von Genre zu Genre unterscheidet, kann ich daher noch nicht sagen. Vielleicht liegt die Lösung auch einfach darin, dass man sich nicht in einer Arbeitsweise festfährt? Wer weiß, wer weiß. ;D
Hey zDatze,
ich wollte Dir nicht weh tun. Ich puste mal ... :o
Was ich sagen wollte war, dass jedes Genre ein ganz individuelles Skelett hat. Ein Grundgerüst, das der Stammleser erwartet. Um dieses Skelett aufzubauen, erfordert es halt verschiedene Herangehensweisen. Danach kann man ganz nach eigenem Gutdünken den Rest erarbeiten und sich damit aus der Masse abheben, oder auch nicht.
Allerdings wage ich mal zu vermuten, dass man sich normaler Weise nicht so viele Gedanken darüber macht. Wer immer in seinem Genre schreibt, hat irgendwann SEINE Arbeitsweise gefunden.
Deshalb sollte man auch das Genre, indem man schreibt, gut kennen. Man muss ja dieses Skelett erst einmal finden, bzw. erkennen. Ich höre immer wieder solche Sachen wie: Ich lese grundsätzlich nichts aus dem Genre, in dem ich schreiben will, damit ich nicht irgendwelche Ideen kopiere. Das ist Quatsch. Man sollte schon wissen, was man tut und vor allem, was der Leser erwartet, so nervig das auch manchmal sein kann.
Vielleicht bin ich ja einfach blind, aber ein Skelett, das ich auf das Genre "Fantasy" anwenden kann, habe ich bisher nicht gefunden. Wobei mich jetzt interessiert, was genau du unter diesem individuellen Genre-Skelett verstehst. Möglicherweise verstehe ich es auch nur falsch, weil ich mir unter einem Skelett etwas anderes vorstelle als du ...
ZitatEin Grundgerüst, das der Stammleser erwartet.
Hm. Ich weiß nicht, ob ich diese Erwartung überhaupt erfüllen will. Klingt mir zu sehr nach ausgetretenen Wegen. :-\
Zitat von: zDatze am 08. April 2011, 12:18:00
Vielleicht bin ich ja einfach blind, aber ein Skelett, das ich auf das Genre "Fantasy" anwenden kann, habe ich bisher nicht gefunden. Wobei mich jetzt interessiert, was genau du unter diesem individuellen Genre-Skelett verstehst. Möglicherweise verstehe ich es auch nur falsch, weil ich mir unter einem Skelett etwas anderes vorstelle als du ...
Hm. Ich weiß nicht, ob ich diese Erwartung überhaupt erfüllen will. Klingt mir zu sehr nach ausgetretenen Wegen. :-\
Das mit den Erwartungen ist immer so eine Sache. Schreibst Du etwas Unerwartetes, kannst Du damit enorm erfolgreich sein. Wahrscheinlich ist das leider nicht. Zumindest nicht hier in Deutschland. Verlage sind konservativ. Und je mehr Leser Du erreichen möchtest, desto massentauglicher musst Du schreiben. Es gibt immer Ausnahmen und was die Leser wollen, ist nicht immer das, was die Verlage bieten.
Ich für meinen Teil schreibe Geschichten, wie ich es will. Allerdings pushe ich sie auf Massentauglichkeit.
Und eine Erwartung zu erfüllen, bedeutet nicht im Umkehrschluss, dass Du ausgetretene Pfade betreten musst. Da kommt dann das Skelett ins Spiel.
Das Genre Fantasy ist weit gefächert, daher würde ich es unterteilen.
Das Skelett bedeutet für mich die Grundbausteine, die ich in jedem Fall einbauen muss. In der High Fantasy wärendas wahrscheinlich der Held, der sich auf dem Weg macht, um den Bösen, der die Macht an sich reißen will, zu besiegen. Kommen Elfen vor, dürfen das keine Feen sein, sondern sollten den Konventionen entsprechen. Ebenso alle anderen Geschöpfe, die man so kennt. Schreibe mal einen High Fantasy Roman, in dem die Elfen Flügel haben und von Blüte zu Blüte flattern. Das wäre vielleicht originell, aber das entspricht nicht den Erwartungen der Leser und ich behaupte mal, dass dieser Roman bei den Fans durchfallen würde.
Verlage glauben, der Leser will immer das Gleiche. Guckt man sich das Kaufverhalten an, haben sie Recht. "Die Zwerge", Die Elfen", Die Trolle", "Die Goblins". Alles Bestseller, die den Autoren berühmt gemacht haben und Millionenfach verkauft wurden.
Ich hoffe, ich konnte meinen Standpunkt etwas deutlicher machen.
Also das mit den Grundbausteinen der Fantasy sehe ich insofern anders, weil ein Krimi ein Genre ist, das sich durch die Plotstruktur definiert: Es geschieht ein Verbrechen, ein (oder mehrere) Ermittler versucht es aufzuklären und löst am Ende den Fall.
Bei Fantasy hingegen definiert sich das Genre nicht durch eine Plotstruktur, sondern durch das Setting: Wir sind in einer fremden Welt. Und innerhalb dieser Welt kann eigentlich jede erdenkliche Art von Plot angesiedelt werden:
- die klassische Heldenreise (Herr der Ringe)
- wir kloppen uns alle um den Thron (Lied von Eis und Feuer)
- die Suche nach der eigenen Identität (Ascheherz)
- Entwicklungsroman (Stein und Flöte)
- Liebesroman
etc.
Es kann also nicht "ein" Grundgerüst für Fantasy geben (wenn man von der Welterschaffung im Vorfeld absieht). Schreibt man einen Krimi/Thriller in einer Fantasywelt, muss man vorher ebenso plotten wie für einen "herkömmlichen" Krimi.
Und hier schlage ich gleich die Brücke zu meiner persönlichen Erfahrung: Ich habe schon seit langem die Idee für einen Fantasykrimi im Kopf, aber ich bin leider eine schlechte Plotterin. Mit meiner üblichen "Ich plotte grob und schreib dann drauflos"-Methode komm ich aber bei einem Krimi nicht weit.
Insofern: Ja, hier brauche ich eine andere Arbeitsweise. Und zwar eine, die sich leider nicht gut mit meinen Schreibgewohnheiten vereinbaren lässt.
ZitatEs kann also nicht "ein" Grundgerüst für Fantasy geben (wenn man von der Welterschaffung im Vorfeld absieht).
Das hast du schön ausgeführt, finde ich, Judith.
Aber verschiedene Arbeitsweisen: ja, kenne ich auch.
Ich habe meinen letzten Sprung erst zwei Monate hinter mir, und der war sehr offensichtlich. Ich habe dann zwar nicht das Projekt geschmissen und gewechselt, aber ich habe deutlich gemerkt, dass was passiert ist. Weil ich ein Seminarwochenende mit viel Textarbeit hatte und ... ja. Zuhören, eigene Texte analysieren, fremde analysieren. Ich hätte echt nicht erwartet, dass sich gleich so viel tun würde.
Was ich nur merke ist, dass ich ein andere Schreibgefühl habe, wenn ich verschiedene Genres schreibe. Hängt natürlich auch vom Projekt ab.
Aber wenn ich etwas High-Fantasy mäßiges schreibe, fühlt es sich einfach schon anders an, als wenn ich etwas ... realitätsbezogeneres schreibe. Und das sind die Sachen, zwischen denen ich mich gerade bewege.
Und klar ist die Arbeitsweise dann auch anders.
Fantasy ist ganz klar weltfixiert. Man muss sich da auskennen.
Wobei ich da dynamische Plots bevorzuge. Soll heißen ich gebe vor, wo ich wie hinwill und ändedre aber zwischendrin ab, sofern nötig und möglich.
Bei den anderen Sachen kommt es drauf an. Kurze Texte lasse ich mal planlos als Momentaufnahmen stehen.
Längere Projekte... da erprobe ich gerade. Aber meine sonstige Plotmethode oder auch das Verzichten auf den Plot geht nicht. Ich merke sehr, dass ich einen Plot brauche und dass der auch mehr Vorgaben braucht, die ich auch strenger einhalte...
Ich denke allerdings, dass es möglicherweise auch zweckdienlich ist, verschieden an verschiedene Genres ranzugehen. Das Resultat ist ja eventuell auch ein anderes ... ;)
ZitatDas Skelett bedeutet für mich die Grundbausteine, die ich in jedem Fall einbauen muss. In der High Fantasy wärendas wahrscheinlich der Held, der sich auf dem Weg macht, um den Bösen, der die Macht an sich reißen will, zu besiegen. Kommen Elfen vor, dürfen das keine Feen sein, sondern sollten den Konventionen entsprechen. Ebenso alle anderen Geschöpfe, die man so kennt. Schreibe mal einen High Fantasy Roman, in dem die Elfen Flügel haben und von Blüte zu Blüte flattern. Das wäre vielleicht originell, aber das entspricht nicht den Erwartungen der Leser und ich behaupte mal, dass dieser Roman bei den Fans durchfallen würde.
Ah, okay. Da gehen unsere Meinungen schon auseinander. Dieses "muss" bezogen auf High-Fantasy stößt mir persönlich immer sauer auf. Muss es denn immer ein Thronfolger sein? Muss es denn immer die Weltherrschaft/Weltrettung sein? Mir hängt das alles so derbst zum Hals heraus, dass ich solche Bücher normalerweise nicht mehr anfasse, obwohl ich sie früher verschlungen habe. (Oder vielleicht gerade deswegen.) Aber das ist persönlicher Geschmack bzw. persönliche Abneigung.
Sollte ich doch noch einmal in die Verlegenheit kommen meine Uralt-HF-Story neu aufzurollen, dann würde ich wohl versuchen diesem Genre-Skelett das Rückgrat zu brechen.
ZitatIch hoffe, ich konnte meinen Standpunkt etwas deutlicher machen.
Ja, konntest du. Danke. :)
Zitat von: Judith am 08. April 2011, 13:57:50
Also das mit den Grundbausteinen der Fantasy sehe ich insofern anders, weil ein Krimi ein Genre ist, das sich durch die Plotstruktur definiert: Es geschieht ein Verbrechen, ein (oder mehrere) Ermittler versucht es aufzuklären und löst am Ende den Fall.
Das ist glaub ich auch nicht ganz so einfach. Ich kenne auch Krimis, wo nicht das "wie?" oder "wer?" im Mittelpunkt steht, weil von Anfang an klar ist, wer es gemacht hat und wie es passiert ist. Dort steht der Weg zu dem Verbrechen, also das "warum?" im Fordergrund. Dann gibt es auch die Variante, dass angekündigt wird, dass ein Verbrechen geschieht und es verhindert werden soll. Auch gibt es nicht immer zum Ende die Auflösung. Oder es gibt die Auflösung, aber der Täter wird nicht bestraft, weil er vom Ermittler laufen gelassen wird, etc. Einen sehr guten habe ich auch schon mal aus Sicht eines jungen Strafverteidigers gelesen und einen aus Sicht einer Staatsanwältin.
Ohne Plot drauf losschreiben, geht bei mir immer nach hinten los. Ich verliere vollkommen den Faden und fange an sinnloses Zeug zu schwafeln. Ein Rahmen, in dem ich mich bewege, gibt mir einfach halt. Bei dem Kinderbuch beschränkte sich der Plot auf eine Grundidee, die Charaktere und fünf "Abenteuer", die nach und nach durchlebt werden. Wobei die auch so einfach sind, dass ich dazu jeweils einen Satz geschrieben hab und das war es. Mein Wolf ist recht geradlinig. Eine Erzählerin, klarer Ablauf in der Handlung. Ich habe zwar grob geplottet, aber mich auch viel treiben lassen und beim Schreiben viel geändert. Mein Highfantasyprojekt hat Unmengen an kleinen Kärtchen, Zetteln, Landkarten, Zeitstrahl, Charakterbögen, etc. Aber dort jongliere ich auch mit 4 Erzählern und erzähle eigentlich drei Geschichten nebeneinander, die zwar immer wieder Berührungspunkte haben, aber doch auch allein stehen könnten. Dort wäre ich ohne die ganze Plotarbeit total aufgeschmissen. Wenn ich irgendetwas ändere, hat das auf so viel anderes Auswirkungen, dass ich es mich nicht ohne sehr ausgefeilten Plot trauen würde.
An sich ist meine Arbeitsweise überall gleich, egal in welchem Genre ich arbeite.
1: Plot aus der Idee heraus entwickeln.
2: Charaktere entwickeln, eventuell bereits vorhandene Charaktere und Plot aufeinander abstimmen (manchmal sind die Biester ja vorher schon da.)
3: Mich mit den Charakteren vertraut machen. Indem ich ihre Vorgeschichte zusammenbaue, indem ich kurze Sequenzen mit ihnen schreibe, indem ich Iterviews mit ihnen führe...
4: Welt bauen
5: Schreiben.
5. ist ein Punkt, der immer ein wenig variiert. es gibt Geschichten da plotte ich einfach jedes Kapitel durch und tippe es dann einfach in den Computer. Grad bei Geschichten mit kurzen Kapiteln und handlungsgetragenem Plot geht das schneller, weil ich mich auf das wesentliche konzentriere und nichts unnötig in die Länge ziehe. Dann gibt es die Geschichten - das sind meine Babys, die die mir besonders am Herzen liegen - wo ich erst per Hand vorkritzel, es dann liegen lasse und dann abtippe. Ratet mal, was immer SEHR lang braucht...
Dann gibt es natürlich auch noch die Mischformen dazwischen - viel Plot, aber relevante Ecken schon ausformuliert.
Das hängt allerdings weniger vom Genre als vom Ton und dem Sujet der Geschichte ab.
4. ist ebenfalls so eine variable Sache. "Welt bauen" mache ich immer, auch wenn ich historische sachen schreibe - ich muss die Zeit ja irgendwie zum Leben erwecken und dazu muss ich sie mir selbst en detail zusammen setzen können. Entsprechend steht da für mich Recherche an (und hier kommt mir mein Geschichtsstudium zu Gute... es ist leicht, an Sachen heranzukommen und man lernt, sich in andere Denkmuster hineinzuversetzen, auch wenn sie dem eigenen fremd sind.).
Recherche ist logischerweise auch bei Fantasywelten notwendig, aber da kann ich natürlich freier mit dem Wissen umgehen und es aufeinander abstimmen. Bei Fantasywelten ist es wichtig, dass alles in sich stimmig ist. Bei historischen Welten ist es wichtig, dass es stimmig UND korrekt ist. Und wenn ich korrekt schreibe und das Mindset der betreffenden Zeit und Lebenswelt unterbringe und klar vermittle - DANN habe ich eine gute historische Welt entworfen.
Das wären die Teilschritte, in denen ich die meisten Unterschiede beim Schreiben bemerke - und ist es noch so, dass es variiert, in welcher Reihenfolge ich die Schritte abgehe. Meistens läuft das recht parallel - die Recherche und damit ein Großteil des Weltbaus läuft im Vorraus, der direkte Weltbau kommt zusammen mit Plotting und Charakteren - aber die Charaktere wieder setze ich immer einzeln um.
Diese Schritte kann man auf ALLE Genres anwenden, wenn ihr mich fragt. Auch oder GERADE den Schritt "Weltbau". Wie gesagt, sobald man eine Geschichte schreibt, ist die Welt, in der sie spielt, eine fiktive, auch wenn es eine Historie oder ein Allerwelts-Roman ist (mir fehlt hier das passende Wort.). Der Weltbau setzt da ein, wo man überlegt, welche Aspekte des realen Lebens man betont (was vom Charakter und seinem eigenen Umfeld abhängt) und welche man auslässt. Dadurch generiert sich die Welt und die Wirklichkeit des Charakters.
Was man wiederum recherchiert und wie man seine Geschichte dramaturgisch aufbaut - DAS hängt wiederum vom Genre ab.
Zitat von: Runaway am 07. April 2011, 22:51:48
Was das Recherchieren für Fantasy angeht, bin ich zwiegespalten. Man muß definitiv eine ganze Menge recherchieren, denn sonst ist man unglaubwürdig und scheitert. Das stimmt.
Aber ich hab die Recherchearbeit nach dem Wechsel zu etwas "realistischem" doch als stärker erlebt. Was vielleicht daran liegt, daß ich mich immer schon schwer damit getan habe, nicht einfach alles so zu verbiegen, wie ich es gern hätte ;)
Ist aber letztlich auch wurscht. Wenn ein Autor für sein Buch, egal in welchem Genre, gut recherchiert hat, ist es auch egal, wieviel er im Vergleich zu anderen Büchern/Genres recherchiert hat.
Ich sagte ja, dass es vielleicht kein richtiger Wechsel ist, aber da ich das Genre zum Teil gewechselt habe (und die Art Text bei einem Durch-den-Kontinent-latsch-fantasy-Abenteuer schon mal ganz anders ist als bei einem Krimi) entstand eben diese andere Art des Arbeitens, die mich immer noch fasziniert. Es ist vielleicht ein halber Wechsel.
Natürlich ist mir klar, dass sich das bestimmt nicht mit einem Projekt vergleichen lässt, dass nur durch Recherche entstehen konnte, aber es ist eine Entwicklung dahin.
Zitat von: Sven am 08. April 2011, 12:41:44
Das mit den Erwartungen ist immer so eine Sache. Schreibst Du etwas Unerwartetes, kannst Du damit enorm erfolgreich sein. Wahrscheinlich ist das leider nicht. Zumindest nicht hier in Deutschland. Verlage sind konservativ. Und je mehr Leser Du erreichen möchtest, desto massentauglicher musst Du schreiben. Es gibt immer Ausnahmen und was die Leser wollen, ist nicht immer das, was die Verlage bieten.
Ich für meinen Teil schreibe Geschichten, wie ich es will. Allerdings pushe ich sie auf Massentauglichkeit.
Und eine Erwartung zu erfüllen, bedeutet nicht im Umkehrschluss, dass Du ausgetretene Pfade betreten musst. Da kommt dann das Skelett ins Spiel.
Das Genre Fantasy ist weit gefächert, daher würde ich es unterteilen.
Das Skelett bedeutet für mich die Grundbausteine, die ich in jedem Fall einbauen muss. In der High Fantasy wärendas wahrscheinlich der Held, der sich auf dem Weg macht, um den Bösen, der die Macht an sich reißen will, zu besiegen. Kommen Elfen vor, dürfen das keine Feen sein, sondern sollten den Konventionen entsprechen. Ebenso alle anderen Geschöpfe, die man so kennt. Schreibe mal einen High Fantasy Roman, in dem die Elfen Flügel haben und von Blüte zu Blüte flattern. Das wäre vielleicht originell, aber das entspricht nicht den Erwartungen der Leser und ich behaupte mal, dass dieser Roman bei den Fans durchfallen würde.
Verlage glauben, der Leser will immer das Gleiche. Guckt man sich das Kaufverhalten an, haben sie Recht. "Die Zwerge", Die Elfen", Die Trolle", "Die Goblins". Alles Bestseller, die den Autoren berühmt gemacht haben und Millionenfach verkauft wurden.
Das kann ich so nicht stehen lassen. Es ist wahr, dass ein deutliches Muster für Massen-Verkäuflichkeit existiert, aber nur deswegen ein Buch darauf zu trimmen würde ich auf keinen Fall.
In erster Linie würde ich so schreiben, dass es mir persönlich gefällt und ich zufrieden bin, wenn es beendet ist. Wenn man versucht es allen Recht zu machen kommt man letztendlich auf nicht mehr als eine Kompromisslösung. Kompromisslösungen sind für mich zumindest nicht vertretbar. Im schlimmsten Fall macht es meine Geschichte sogar unglaubwürdig. Ich finde es schwierig etwa in eine gewisse Form pressen zu wollen, nur damit es danach vielleicht massentauglich ist. Letztendlich macht das auch weniger Spaß und dämpft meine Lust am schreiben/designen/was auch immer.
Bis jetzt war es auch immer so, dass ich mit meinem eigenen Stil/ Plotart am besten gefahren bin - in allen Lebenslagen. Manchmal hatte ich damit sogar mehr Erfolg, als diejenigen, die sich streng an "ein idiotensichere Muster hielten" (z.B. Bewerbungsmappen, Produktentwürfe). Das ging dann auch soweit, dass ich teils bewusst gegen andere Meinungen arbeitete. Aber die Ergebnisse zeigten, dass es sich eigentlich immer auszahlt "sein eigenes Ding" zu machen.
Es mag sein, dass vielleicht jemand mit gleichem Niveau massentauglicher schreibt, als jemand anderes und nur dadurch Erfolg hat, aber das sind halt Faktoren die kann man kaum ändern (egal wie arg man sich bemüht).
Das bestimmte Muster eingehalten werden müssen - ich ziele jetzt auf "eine Elf ist ein graziles Wesen und keineswegs pummellich" ab - liegt wohl auch daran, dass sich ein gewisses Bild bei uns eingebrannt hat.
Wenn wir Harry Potter lesen und dort ein schwarzhaariger junger Kerl mit unzähmbarer Frisur erwähnt wird, wollen wir keinen blonden gestriegelten Typen auf der Leinwand sehen.
Ich selbst habe mal eine Kurzbeschreibung zu einem Buch gelesen, indem Drachen auf Pferden geritten sind (die waren ziemlich menschlich dargestellt). Ganz ehrlich - in mir hat sich da auch etwas gesträubt. Die Rezesionen haben dann gezeigt, dass das Buch ziemlich geteilte Meinungen hervorgerufen hat. Es ist halt schwierig ein Klischee zu durchbrechen.
Aber das ist meine Meinung ... andere sehen das vielleicht anders ;)
Zitat von: Alia am 08. April 2011, 19:46:55
Das ist glaub ich auch nicht ganz so einfach. Ich kenne auch Krimis, wo nicht das "wie?" oder "wer?" im Mittelpunkt steht, weil von Anfang an klar ist, wer es gemacht hat und wie es passiert ist. Dort steht der Weg zu dem Verbrechen, also das "warum?" im Fordergrund.
Literaturwissenschaftlich definiert ist das dann eigentlich kein Krimi, sondern ein Thriller. Selbes gilt dafür, wenn es darum geht, ein Verbrechen zu verhindern. So zumindest hab ich es bei verschiedenen Lehrveranstaltungen über Kriminalliteratur an der Uni gelernt.
Dass der Täter am Ende nicht gestraft wird, ändert ja nichts an der Grundstruktur mit der Auflösung am Ende.
Dass Krimis nicht ganz streng nach diesem Schema ablaufen (und sich untereinander auch unterscheiden), ist natürlich klar, aber dennoch gibt es eine grobe Plotstruktur, die sich über die meisten Krimis werfen lässt (auch, wenn ein Täter nicht bestraft wird bzw. entkommt, ändert das nichts an der Grundstruktur mit der Auflösung am Ende).
Bei Fantasy hingegen sehe ich nicht mal annährend eine Möglichkeit, eine vergleichbare Struktur über den Großteil der Romane zu werfen.
Zitat von: Alia am 08. April 2011, 19:46:55
Das ist glaub ich auch nicht ganz so einfach. Ich kenne auch Krimis, wo nicht das "wie?" oder "wer?" im Mittelpunkt steht, weil von Anfang an klar ist, wer es gemacht hat und wie es passiert ist.
Zitat von: Judith am 08. April 2011, 23:07:09
Literaturwissenschaftlich definiert ist das dann eigentlich kein Krimi, sondern ein Thriller. Selbes gilt dafür, wenn es darum geht, ein Verbrechen zu verhindern. So zumindest hab ich es bei verschiedenen Lehrveranstaltungen über Kriminalliteratur an der Uni gelernt.
Echt jetzt?? :o Daran definieren Literaturwissenschaftler einen Thriller? Das find ich spannend. Ich kenn nur die Definition aus der Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Thriller
Darf ich ganz neugierig fragen, was da noch für Merkmale bzw. Unterschiede festgestellt wurden? Sorry, falls ich jetzt in meinem eigenen Thread OT gehe ;D
Zitat von: Judith am 08. April 2011, 23:07:09
Literaturwissenschaftlich definiert ist das dann eigentlich kein Krimi, sondern ein Thriller. Selbes gilt dafür, wenn es darum geht, ein Verbrechen zu verhindern. So zumindest hab ich es bei verschiedenen Lehrveranstaltungen über Kriminalliteratur an der Uni gelernt.
Zwischen Krimi und Thriller ist m.E. kein richtiger Trennstrich zu ziehen. Ob Thriller oder nicht mache ich persönlich daran fest, wie die Spannung aufgebaut ist und ob der Held in Gefahr gerät und um sein Leben bangt. Ein Krimi beschäftigt sich mit einem Verbrechen - meist Aufklärung eines Mordes. Meist stimmt das dann mit dem Aufdruck auf dem Buch überein. Aber ich habe das ganze auch nicht studiert oder Vorlesungen dazu gehört. Ist nur die Definition, die ich anhand von gelesenen Büchern und über Bücher gelesenen Bücher selbst gebildet habe. Mich würde auch interessieren, wie die "öffizielle Definition" lautet. Wenn man bei Wiki schaut, gibt es bei Kriminalroman noch den Unterpunkt "Thriller". Aber irgendwie kommen wir gerade vom Thema ab.
Was mir gestern nacht beim Überarbeiten aufgefallen ist: Meine Sprache unterscheidet sich je nach Buch auch total von einander. Ob es eine eigene Sprache für jedes Genre gibt, weiss ich noch nicht - dafür muss ich einfach noch mehr Schreiben. Da reden wir dann in ein - zwei Jahren noch mal drüber :engel:
Zitat von: zDatze am 08. April 2011, 14:36:25
Ah, okay. Da gehen unsere Meinungen schon auseinander. Dieses »muss« bezogen auf High-Fantasy stößt mir persönlich immer sauer auf. Muss es denn immer ein Thronfolger sein? Muss es denn immer die Weltherrschaft/Weltrettung sein? Mir hängt das alles so derbst zum Hals heraus, dass ich solche Bücher normalerweise nicht mehr anfasse, obwohl ich sie früher verschlungen habe. (Oder vielleicht gerade deswegen.) Aber das ist persönlicher Geschmack bzw. persönliche Abneigung.
Sollte ich doch noch einmal in die Verlegenheit kommen meine Uralt-HF-Story neu aufzurollen, dann würde ich wohl versuchen diesem Genre-Skelett das Rückgrat zu brechen.
Dieses »muss« ist ein fieses, kleines Wort, dass eine Menge Ärger bedeuten kann. Wenn ich solche Sachen behaupte, sehe ich das immer aus zwei Blickwinkeln. Zum einen aus den Augen des Autors. Der will gerne etwas nie da Gewesenes schreiben. Möchte mit Konventionen brechen. Er will etwas anders machen, als andere. Prinzipiell hindert ihn keiner daran und er kann damit enormen Erfolg haben. Bei Lektoren wird er wahrscheinlich gut ankommen.
Aus der Sicht des Lesers sieht es anders aus. Ein normaler Leser (also der, der nach einem Arbeitstag nach Hause kommt und vor dem Schlafen ein wenig lesen will) möchte eine fesselnde Geschichte. Er geht in den Buchladen und kauft sich ein High Fantasy Buch, weil er sich davon ganz bestimmte Dinge verspricht, die er liebt. Das sind Dinge, die er aus anderen High Fantasy Büchern kennt. Jetzt kauft er sich das Buch des oben erwähnten ambitionierten Autors und bekommt eben nicht das, was er erwartet hat und ist entsprechend frustriert. So schlimm es für Autoren ist, die große Masse an Lesern ist nicht gerade experimentierfreudig. Wären sie es, würden Verlage öfter mal das Wagnis eines Risikos eingehen.
Dieses Skelett oder die Grundbausteine oder die Dinge, die in einen Roman hinein müssen, wie auch immer man sie nennen möchte, MUSS niemand benutzen. Will man aber die breite Masse ansprechen, wird man sich damit auseinander setzen müssen. Ich glaube aber nicht, dass man deswegen nicht innovativ schreiben kann. Es ist halt nur schwieriger.
Wenn ich schreibe, dann überlege ich mir, ob der Leser mir die Geschichte abnimmt. Harry Potter hätte NIEMALS sterben dürfen (so häufig das auch diskutiert worden ist). Es ist ein Jugendroman und in einem Jugendroman ÜBERLEBT der Held. Punkt. Du kannst Dich als Autor darüber hinwegsetzen, aber Deine Leser würden Dir das nie verzeihen.
Zitat von: Fizz am 08. April 2011, 22:52:26
Das kann ich so nicht stehen lassen. Es ist wahr, dass ein deutliches Muster für Massen-Verkäuflichkeit existiert, aber nur deswegen ein Buch darauf zu trimmen würde ich auf keinen Fall.
In erster Linie würde ich so schreiben, dass es mir persönlich gefällt und ich zufrieden bin, wenn es beendet ist. Wenn man versucht es allen Recht zu machen kommt man letztendlich auf nicht mehr als eine Kompromisslösung. Kompromisslösungen sind für mich zumindest nicht vertretbar. Im schlimmsten Fall macht es meine Geschichte sogar unglaubwürdig. Ich finde es schwierig etwa in eine gewisse Form pressen zu wollen, nur damit es danach vielleicht massentauglich ist. Letztendlich macht das auch weniger Spaß und dämpft meine Lust am schreiben/designen/was auch immer.
Darüber sollte man sich als Autor immer im Klaren sein. Schreibe ich für mich oder für den Leser?
Schreibst Du für Dich, kannst Du tun, was Du willst und hoffen, dass die Verlage es genauso sehen und der Leser dennoch begeistert ist.
Ich für meinen Teil schreibe für den Leser. Daher muss ich mir immer Gedanken machen, was der Leser von dieser Geschichte erwarten würde.
Das bedeutet natürlich nicht, dass man immer richtig liegt. Wie überall wird es auch hier keinen Königsweg geben.
Am Ende hat es was mit »ich mache mir Gedanken« zu tun. Was mute ich meinem Leser zu?
Um zum Thema zurückzukommen, meine Herangehensweise an eine Geschichte hängt (von der Recherche einmal abgesehen) nicht vom Genre ab, sondern von der Geschichte.
Ich plotte wenig, schon weil ich dabei die Lust am Schreiben verlieren würde. Wenn ich mich beim Schreiben langweile, passieren immer unerwartete Dinge, die mich überraschen. Schon deshalb wäre das mit dem Plotten schwierig, weil die Chance, vom Pfad abzukommen, viel zu groß wäre. Ich habe häufig Enden, mit denen ich als Autor nicht gerechnet hätte. Und das ganze Plotting wäre in dem Fall umsonst gewesen.
ABER: Es gibt Geschichten, da komme ich um das Plotten nicht herum. Zum Beispiel, weil das Setting nicht viel Überraschungen zulässt. In der Geschichte, aus der ich im Willkommensboard zitiere, gibt es nichts außer Tod (bzw. wird es so sein, sobald sie geschrieben ist :D ) Da muss ich plotten, um eine Geschichte in Gang setzen zu können. Um beim Schreiben vorwärtszukommen.
Bei mir ist es also nicht so sehr das Genre, sondern eher die Geschichte, die eine individuelle Herangehensweise erfordert.
Es ist interessant zu sehen, das dieses Thema immer wieder heiß diskutiert wird. Mich würde die Meinung eines Verlages interessieren.
Zitat von: Runaway am 09. April 2011, 00:43:33
Darf ich ganz neugierig fragen, was da noch für Merkmale bzw. Unterschiede festgestellt wurden? Sorry, falls ich jetzt in meinem eigenen Thread OT gehe ;D
Ich will das hier jetzt nicht zu sehr auswalzen, aber
eigentlich ist die Einteilung Detektivroman - Thriller, wobei beide zur Kriminalliteratur zählen. Allerdings wird mittlerweile "Krimi" synonym für Detektivroman verwendet.
Zitat zum Thriller: "Weniger die hindernisreiche gedankliche Entschlüsselung des verrätselten Verbrechens wird dargestellt, als vielmehr die Verfolgungsjagd eines schon bald identifizierten oder von vornherein bekannten Verbrechers." (Nusser, Der Kriminalroman)
Wobei "von vornherein" bekannt sich nicht zwangsläufig auf den Ermittler bezieht, sondern teilweise darauf, dass eben der Leser die Identität des Verbrechers bereits kennt.
und dann weiter: "Da diese Form der Kriminalliteratur weniger das Geheimnis eines verbrecherischen Tathergangs als vielmehr die Person des Täters (oder einer Tätergruppe) als Zielobjekt des oder der Helden aufbaut, lassen sich grundsätzlich auch die Motive des Verbrechens in der Handlung mitentwickeln."
Nusser nennt übrigens als Merkmale des Thrillers auch eine größere Konzentration auf actiongeladene Szenen.
Ich halte übrigens an sich nicht sehr viel von solchen starren Definitionen, da man immer auch Ausnahmen findet, die diesen nicht entsprechen. Allerdings muss ich sagen, dass bisher sämtliche Krimis und Thriller, die ich gelesen habe, tatsächlich auch zu diesen Definitionen gepasst haben. Mag sein, dass mir da die Ausnahmen einfach bisher entgangen sind, aber da hat halt meine Leseerfahrung zumindest bisher die Theorie bestätigt.
Mag sein, dass andere da ganz andere Erfahrungen gemacht haben.
Aber selbst wenn man jetzt mal solche Definitionen außer Acht lässt und Krimis weitaus großzügiger einteilt, bleibt etwas, das zumindest für mich entscheidend ist:
- Ein Krimi definiert sich einfach grundsätzlich durch den Plot. Das Setting spielt bei der Genredefinition eigentlich keine Rolle. Eine Krimi kann praktisch überall angesiedelt werden.
- Und Fantasy definiert sich eben durch das Setting, nicht durch den Plot. Das ist für mich der Knackpunkt.
Und auch in der High Fantasy sehe ich nicht so starre Strukturen wie Sven. Ich muss zugeben, dass ich mir hier wirklich schwer tue mit der Definition, aber in Ermangelung besserer Quellen guck ich da einfach mal in Wikipedia, und da wird zumindest eingeräumt, dass moderne High Fantasy sich immer mehr von den Schablonen löst.
Wenn ich mir dann die beispielhaft genannten Autoren ansehe, wo auch Patricia McKillip, Steven Erikson, Guy Gavriel Kay und George R. R. Martin auftauchen, dann bestätigt das meinen Eindruck, dass auch veröffentlichte und erfolgreiche High Fantasy eben nicht wirklich auf ein "Schema" festgelegt werden kann. Denn gerade diese Autoren schreiben eigentlich zum Teil sehr "andere" Fantasy und sind weder mit einer Heldenreise noch mit Weltrettung so wirklich in Einklang zu bringen.
Zitat von: Judith am 10. April 2011, 10:36:38
Und auch in der High Fantasy sehe ich nicht so starre Strukturen wie Sven. Ich muss zugeben, dass ich mir hier wirklich schwer tue mit der Definition, aber in Ermangelung besserer Quellen guck ich da einfach mal in Wikipedia, und da wird zumindest eingeräumt, dass moderne High Fantasy sich immer mehr von den Schablonen löst.
Wenn ich mir dann die beispielhaft genannten Autoren ansehe, wo auch Patricia McKillip, Steven Erikson, Guy Gavriel Kay und George R. R. Martin auftauchen, dann bestätigt das meinen Eindruck, dass auch veröffentlichte und erfolgreiche High Fantasy eben nicht wirklich auf ein "Schema" festgelegt werden kann. Denn gerade diese Autoren schreiben eigentlich zum Teil sehr "andere" Fantasy und sind weder mit einer Heldenreise noch mit Weltrettung so wirklich in Einklang zu bringen.
Ich denke die Frage ist, ob es sich dann noch um klassische High Fantasy handelt (Wikipedia ist nicht unbedingt immer ein Quell seligen Wissens). Wenn ich "Die Chronik der Drachenlanze" gelesen habe, völlig begeistert bin, gehe ich in eine Buchhandlung. Dort sagt mir die gute Frau an der Kasse, dass es sich dabei um High Fantasy handelt und empfiehlt mir vergleichbare Literatur. Dann steht doch, zumindest für mich als Autor, die Frage im Raum, wie anders darf ein Roman in dieser Kategorie sein? Wenn er anders ist, könnte man ihn noch als High Fantasy bezeichnen? Oder sollte man ihn eher woanders einordnen?
Also vorweg: Ich weiß immer noch nicht so recht, wie man High Fantasy am besten definieren soll. Nach meinem Gefühl gehören die genannten Autoren auf alle Fälle dazu, wobei man bei Kay und Martin darüber streiten könnte, ob dafür genug Magie vorkommt (wobei das bei Kay vor allem auf den jeweiligen Roman darauf ankommt).
So eng, wie du das jetzt mit der vergleichbaren Literatur schilderst, würde ich allerdings auch ein Subgenre eher nicht definieren. Herr der Ringe gehört unbestritten zur High Fantasy; Eragon auch. Wenn ich in eine Buchhandlung gehe, weil ich vom Herr der Ringe begeistert war und etwas Vergleichbares suche - und dann Eragon empfohlen bekomme, dann würde ich das der Verkäuferin wohl empört um die Ohren schlagen. ;D
Deshalb: Es gibt immer Autoren, die gewissermaßen vergleichbar sind, und wo man vielleicht davon ausgehen kann, dass man den einen mag, wenn einem auch der andere gefallen hat. Aber deshalb würde ich ein Genre/Subgenre nicht auf diese Autoren eingrenzen.
Zitat von: Judith am 10. April 2011, 12:28:31
Wenn ich in eine Buchhandlung gehe, weil ich vom Herr der Ringe begeistert war und etwas Vergleichbares suche - und dann Eragon empfohlen bekomme, dann würde ich das der Verkäuferin wohl empört um die Ohren schlagen. ;D
Das glaube ich allerdings auch!