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Allgemeines => Tintenzirkel => Phantastik und Fantasy => Thema gestartet von: Kaeptn am 23. November 2010, 10:38:28

Titel: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: Kaeptn am 23. November 2010, 10:38:28
"High Fantasy geht derzeit nicht gut..." las ich gerade in einem anderen Thread, in dem es darum ging, was man einer Agentur anbietet - und ich wundere mich etwas.

Ja, High Fantasy verkauft sich derzeit schlecht, das weiß ich als Amazon-Chartsbeobachter selbst, aber sind die Verlage nicht so langsam bei der Planung für 2012? Da kommt ja schließlich (hoffentlich) der Hobbit in die Kinos und wird (hoffentlich) einen neuen High-Fantasy-Boom auslösen. Von daher müssten doch die Agenturen auch so langsam wieder die Augen offen halten, damit sie den Verlagen das passende anbieten können.

Oder ist die Skepsis gegenüber dem Genre schon wieder so groß, dass an einen neuen Buch-Boom durch den Blockbuster nicht mehr geglaubt wird? Vielleicht hat ja der eine oder andere Insider da von seinen Agenten/Verlagen was läuten hören, das würde mich - und wohl auch andere hier - sehr interessieren..
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: Drachenfeder am 23. November 2010, 11:15:27
Ich bin überhaupt kein Fan von irgendwelchen Booms (ohje wie sich das anhört).
Weder in der High Fantasy noch von sonstigen Subgenre der Phantastic. Meiner Meinung nach ist "zu viel" auch nicht gerade gut. Wenn ein Überschuss da ist wird es doch schnell uninteressant. Aber das sieht jeder anders.

Mit hat es in letzter Zeit so was von genervt nur noch diese Vampiromantik, Gestaltenwandlerliebe usw. in den Regalen zu sehen. Von dieser Seite aus gesehen ist mir jeder andere Boom recht.
Natürlich würde ich mich auch darüber freuen, da ich ein großer Fan der High Fantasy bin.

Wenn der Hobbit wirklich in die Kinos kommen sollte, dann wird das sicherlich wieder etwas Größeres auslösen. Da bin ich mir ziemlich sicher.
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: Junipera am 23. November 2010, 11:51:28
Ich habe auch langsam den Hals voll von dem Vampir als Liebhaber boom.
Werwölfe zum knuddeln und Engelromantik ist momentan auch aktuell und hoffentlich nicht erst in der Anfangsphase.

Aber alles ist nicht wirklich neu, alles hat seine Zeit und die kehrt auch wieder.
High Fantasy ist immer noch aktuell, aber es ist halt ein wenig in den Schatten der Romantasy getreten. Ich kann mir sehr gut vorstellen das mit dem kleinen Hobbit auch die High Fantasy sich wieder erhebt.

Ganz verschwinden wird Sie nicht.

Liebe Grüße Juni
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: gbwolf am 23. November 2010, 13:34:22
Also, meine Interpretation der Sache ist eine andere: High Fantasy geht gewohnt gut, aber die Agenturen und auch die Verlage haben ausreichend Autoren, die ihnen bei einem Boom Material liefern können. Das war der Zwischentond er Agenturablehnungen, die ich 2008 erhalten habe. Gefällt uns, würden wir gerne, können wir dann aber nicht an den Mann bringen, weil: Sind schon genug.
Abgesehen von den Autoren, die bereits in diesem Genre etabliert sind und den Übersetzungen gibt es sicherlich ausreichend Vampirautoren, die umsatteln würden. Dann müsste man zwar evtl. den Namen anders aufbauen oder ein Pseudonym nehmen, die Verlage haben aber zuverlässige Lieferanten.

Mein Sprüchlein ist also: "High Fantasy von unbekannten Autoren geht derzeit nicht gut bei der Agentur- und Verlagsbewerbung."
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: Lomax am 23. November 2010, 13:41:41
High Fantasy verkauft sich immer ganz gut ... beim Leser. Der Markt ist größer als für viele Nischengenres, beispielsweise auch größer als der für Steampunk, was es schon paradox macht, wenn man von ersterem sagt "geht derzeit nicht gut", während man bei Letzterem einen Boom herankommen sieht. ;)
  Aber was beim Publikum gut läuft, ist nicht unbedingt das, was man besonders gut an Verlage verkaufen kann. Da spielen noch andere Faktoren mit. Die High Fantasy kommt derzeit aus einem sehr großen Boom heraus und läuft zwar immer noch gut, aber relativ gesehen schlechter als vor ein paar Jahren. Und weil in den letzten Jahren eben auch viele neue Autoren in den Markt gekommen sind, wird es für Neulinge halt schwerer, einen der begehrten Plätze zu bekommen.
  Und was der Hobbit bringt, weiß noch keiner - und auch nicht wirklich, wann er kommt. Einen größeren Boom als der HdR wird er gewiss nicht anstoßen, und die Autoren, die über den HdR-Boom an den Markt gekommen sind, sind ja auch alle noch da und wollen gerne mehr von ihren Büchern verkaufen. Das Potenzial, das der Hobbit also für den Manuskriptmarkt hat, ist überschaubar und hängt nur lose zusammen mit der Belebung des Buchmarkts, die damit einhergehen dürfte.

Bei "geht nicht gut" geht es erst mal weniger darum, wie gut sich ein Genre verkauft, sondern ob es eher eine Wachstumstendenz mit Chancen für neue Autoren aufweist oder ob es eher in einer abebbenden Phase ist mit vielen Autoren, viel Konkurrenz und schrumpfenden Programmplätzen. Die Frage wäre dann: Wer rechnet damit, dass der Hobbit die High Fantasy noch mal auf ein Niveau bringt, das größer oder zumindest vergleichbar zum Boom nach dem HdR ist und damit tatsächlich noch mal einen Wachstumsmarkt schafft und einen neuen Boom, nicht nur einen vorübergehenden Ausschlag im Ausebben einer Boomphase?
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: Drachenfeder am 23. November 2010, 13:51:54
Nehmen wir aber mal die "Charts" bzw. "Bestseller" der Fantasy. Sieht man darin High-Fantasy Romane? Nein, fast ausschließlich Vampirromantik und ähnliches.

Vielleicht laufen die High Sachen ja recht gut, aber der Boom liegt definitiv auf einem anderen Schwerpunkt.

Ich würde gerne mal wieder andere Fantasyliteratur in den oberen Rängen sehen.

Es liegt sicherlich auch daran, dass mit der Romantik und, wie hat es Juni eben so schön gesagt
ZitatWerwölfe zum knuddeln
, auch Leserinnen angesprochen werden, die zuvor nichts mit der Phantastic am Hut hatten.
Könnte mir vorstellen, dass High Fantasy dann wieder weniger Masse anspricht.
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: Lomax am 23. November 2010, 14:25:33
Ich glaube, beim Blick auf die Charts ist man ein wenig verwöhnt von der Entwicklung seit Harry Potter und Herr der Ringe. Ich erinnere mich noch an eine Zeit, da galt im Verlag die Regel, dass Bestseller ab ca. 100.000 Exemplare anfangen - für Krimi und Thriller. Im Fantasy-Lektorat galt ein Werk ab 10.000 Exemplare als Bestseller.
  Es ist also noch gar nicht so lange her, dass Fantasy überhaupt bei den Großen mitspielen darf. ;)
  Anstatt darüber zu klagen, dass die High Fantasy derzeit nicht mehr ganz oben die Charts dominiert, sollte man sich darüber freuen, dass die Fantasy inzwischen auch im breiten Mittelfeld breit etabliert ist und dort keine "Sonderregeln" für die Auflagenzahlen mehr braucht, sondern durchaus öfter auch mit höheren Erwartungen an den Start gehen kann. Da gibt es insgesamt auf jeden Fall auch heute noch mehr Programmplätze und mehr Verkäufe als noch vor 10 Jahren ... Auch wenn jetzt halt wieder eine andere Mode an der Spitze steht.
  Da die derzeitige Marktstruktur immer noch vom letzten Boom der Fantasy bestimmt wird und dementsprechend die Konkurrenz und die Programmplätze geprägt sind, ist halt fraglich, ob sich da viel ändern würde, wenn durch den Hobbit doch mal wieder zwei, drei Titel ganz nach oben in die Charts rutschen. Es ist halt etwas anderes, ob ein Überraschungserfolg auf einen kleinen Markt trifft und den völlig neu aufrollt und die Schaffung neuer Kapazitäten erzwingt ... oder ob ein kurzer Boom auf einen fest aufgestellten Markt mit vorhandenen Überkapazitäten trifft, in dem die Verlage schon gut aufgestellt sind und ein paar Erfolge durchaus schon einkalkuliert haben. Da braucht es dann schon was mehr, um noch mal Goldgräberstimmung aufkommen zu lassen  :)
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: Steffi am 23. November 2010, 14:56:19
ZitatAbgesehen von den Autoren, die bereits in diesem Genre etabliert sind und den Übersetzungen gibt es sicherlich ausreichend Vampirautoren, die umsatteln würden. Dann müsste man zwar evtl. den Namen anders aufbauen oder ein Pseudonym nehmen, die Verlage haben aber zuverlässige Lieferanten.


Ja Moment mal - könnte man da nicht auch umgekehrt folgern, dass bei einem Vampirboom genug von den High Fantasy Leuten da gewesen wären zum Umsatteln? Sprich der Markt ist sowieso voll, egal mit was man kommt?
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: Kaeptn am 23. November 2010, 14:59:22
Hm, da ich mir nicht vorstellen kann, was mit Knuddel-Werwölfen, pädophilen Vampiren oder was weiß ich zu schreiben, kriege ich hier gerade den Eindruck, dass ich mir ein anderes Genre als Fantasy suchen sollten, wenn ich jemals was anderes als eine KG veröffentlichen will  :-[
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: zDatze am 23. November 2010, 15:18:39
ZitatHm, da ich mir nicht vorstellen kann, was mit Knuddel-Werwölfen, pädophilen Vampiren oder was weiß ich zu schreiben, kriege ich hier gerade den Eindruck, dass ich mir ein anderes Genre als Fantasy suchen sollten, wenn ich jemals was anderes als eine KG veröffentlichen will  :-[
Also wenn du mit dem Hype nicht viel anfangen kannst, dann lass dich nicht davon beeinflussen. Eines ist sicher ... jeder Hype geht wieder vorbei. Und dahinter lauert der nächste. ;)
Was als nächstes wieder gefragt ist, kann man eben nicht wissen. Vielleicht hast du ein Projekt in der Schublade, das genau auf der nächsten Trendwelle (mit-)schwimmt? Kann man nicht wissen, wird man wahrscheinlich erst wissen, wenn der Trend da ist und dieses ganze Nacheifern und Abklatschen von vorne beginnt.

Nur weil jetzt gerade irgendeine Subsparte von Fantasy angeblich nicht "gängig" oder "verkäuflich" ist, heißt es noch lange nicht, dass sich das nicht schnell ändern kann.
Aber vielleicht ist es eine Überlegung wert mal mehrere Subgenre auszuprobieren. Fantasy ist weit gestreut, man muss sich ja nicht auf eine Sparte versteifen. So sehe ich das zumindest. :)
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: Drachenfeder am 23. November 2010, 15:28:40
Zitat von: Lomax am 23. November 2010, 14:25:33
Anstatt darüber zu klagen, dass die High Fantasy derzeit nicht mehr ganz oben die Charts dominiert, sollte man sich darüber freuen, dass die Fantasy inzwischen auch im breiten Mittelfeld breit etabliert ist [...]

Da hast du natürlich recht Lomax. Ich bin auch sehr froh das es so ist. Ich kenne noch die Zeit in der ich eher nach Fantasy gesucht habe. Jedoch nerven mich die Romanzen weiterhin ;) Ich bin sowas von unromantisch.

Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: Feuertraum am 23. November 2010, 16:01:51
Zitat von: Kaeptn am 23. November 2010, 14:59:22
Hm, da ich mir nicht vorstellen kann, was mit Knuddel-Werwölfen, pädophilen Vampiren oder was weiß ich zu schreiben, kriege ich hier gerade den Eindruck, dass ich mir ein anderes Genre als Fantasy suchen sollten, wenn ich jemals was anderes als eine KG veröffentlichen will  :-[

Das erinnert mich an ein Gespräch, das ich einmal mit einem Vertreter von...ich glaube Goldmann...geführt habe, dem ich auch erzählte, dass ich hin und wieder schreibe.
"Welches Genre?"
"Richtung humorvolle Fantasy."
"Satteln Sie auf seriöse Krimis um: diese gehen immer."

Die andere Frage ist: Kann man (ich) das überhaupt? Ich gebe es ganz ehrlich zu: ich selber wäre verloren, wenn ein Verlag ankommt und von mir verlangt, ich solle zum Beispiel einen Western schreiben. Das wäre eben nicht ich. Genauso gut könnte man mich in einen Anzug stecken...

Nichtsdestotrotz - und vielleicht drückt man mir jetzt den Stempel "Naivling" auf die Stirn - bin ich der Meinung, dass sich  nur jene Menschen Sorgen machen sollten, was Trend und Boom ist und was verzweifelt gesucht wird, die wirklich vom Schreiben leben (müssen).
Ich glaube, es war Astrid, die schrieb, dass Sie das Pech hatte, einige "Drei-Fragezeichen-Bücher" schreiben zu müssen, damit sie ihre Miete bezahlen, ihren Magen füllen und auch die anderen Kosten abdecken konnte.
Von daher neige ich dazu zu sagen, dass ich das schreibe, was mir liegt, einfach weil ich nicht in der Situation bin, schreiben zu müssen um zu überleben.

Aber wie gesagt: das ist jetzt meine unmaßgebliche Meinung.
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: Drachenfeder am 23. November 2010, 17:22:38
Zitat von: Kaeptn am 23. November 2010, 14:59:22
Hm, da ich mir nicht vorstellen kann, was mit Knuddel-Werwölfen, pädophilen Vampiren oder was weiß ich zu schreiben, kriege ich hier gerade den Eindruck, dass ich mir ein anderes Genre als Fantasy suchen sollten, wenn ich jemals was anderes als eine KG veröffentlichen will  :-[

Also wenn ich das so sehen würde, dann müsste ich gänzlich aufhören mit dem Schreiben. Ich schreibe Fantasy! Basta! Ich könnte bzw. wollte es gar nicht anders. Dann bleib ich halt unentdeckt, ohne Erfolg und schreibe weiterhin nur für mich alleine (was vielleicht eh so sein wird, wer weiß).
Der Traum ein Schriftsteller zu sein ist zwar groß, aber wohl nicht so groß das ich mich komplett verbiegen lasse. In anderen Genren habe ich mich auch schon bewegt, aber das waren nur Kurzgeschichten und Gedichte. Ich bin der Fantasy nunmal erlegen.
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: Talea am 23. November 2010, 19:26:56
Geht nicht gut, da fragt man sich ehrlich, was mit den Verlagen los ist, weil das was man bekommt viele auch nicht mehr anspricht.
Ich war vor kurzem mit einer Freundin, weil die zum Geburtstag einen Buchgutschein bekommen hat in einem Buchladen. Wir haben so umgeschaut und dann sind wir irgendwie bei Fantasy auch gelandet, eine schön große Abteilung. Mehr meine Sache, aber manche Sachen mag sie auch. Wir standen so davor und vieles Sprach einem gar nicht an. (Vorallem zu viel Vampire, Engel etc.)
Also kaum was wirkliche normale Fantasy sie ist, was ich so in meinem Buchregalen auch zu stehen habe. Meiner Meinung nach ist es weniger geworden, was man findet oder immerhin auf den ersten Blick. Was einem irgendwann frustriert, wenn man schon das dritte Vampir Buch in den Händen hatte und dann geht man auch wieder. Sie meinte damals, sie möchte auch mal wieder etwas haben, was mit normaler Magie zu tun hat.
Also meiner Meinung ist das Problem auch, dass zu wenig davon überhaupt gebracht wird. Kommt vielleicht auf den Geschmack an, aber ich würde mich über so richtiges High Fantasy auch wieder freuen. 
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: Nachtblick am 23. November 2010, 19:35:22
Sagen wir mal – es ist sicher nicht verkehrt, als Autor um 2012 herum High Fantasy anbieten zu können. Vielleicht kommen da auch wieder mehr Neulinge zum Zuge, den momentan sehe ich das Genre fast ausschließlich von "etablierten" Autoren bedient. Neulinge lässt man dann doch wohl eher auf die Hypertrends los. Vampirzeeene (was mich an True Blood erinnert – Good Hates Fangs). :darth:
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: Runaway am 23. November 2010, 20:09:19
Wow... mein Vater hat mir letzte Woche noch erzählt, Wolfgang Hohlbein hätte im Radio auf WDR2 irgendwas von einem Fantasyboom erzählt. Okay, wenn man jetzt diesen ganzen Vampir- und Werwolf-Kram dazunimmt, stimmt das sicherlich. Was mich als High Fantasy-Puristen eher gruselt ;)
Jedenfalls wundert es mich, daß dem anscheinend doch nicht so sein soll. Ich halte wirklich die Erklärung für die logischste, daß Fantasy gut geht, solange sie von etablierten Autoren stammt, und Neulinge haben eher schlechte Karten.

Aber ich wollte noch was zu Feuertraum sagen: Überrascht mich irgendwie nicht, daß der Mensch von Goldmann das so sagte. Fantasy ist ein saumäßig undankbares Genre, irgendwie. Ich häng gerade auch nur nicht mehr drin, weil ich einfach nach 8 aufeinanderfolgenden Fantasyschmökern mal was Neues brauchte. Und kaum tummle ich mich in einem anderen Genre, reißen mir Leute das Zeug aus den Händen, die vorher nie was von mir lesen wollten.
Irgendwie ist das deprimierend! Ich mein, freut mich ja, wenn es nun besser läuft und ich hab ja auch keine Probleme, das bei Agenturen anzubieten, aber trotzdem läßt das tief in die <dramatik> verdorbene Seele des Marktes  :snicker: </dramatik> blicken. Das hat die arme Fantasy echt nicht verdient...  :nöö:
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: gbwolf am 23. November 2010, 20:48:24
Zitat von: Kaeptn am 23. November 2010, 14:59:22Hm, da ich mir nicht vorstellen kann, was mit Knuddel-Werwölfen, pädophilen Vampiren oder was weiß ich zu schreiben, kriege ich hier gerade den Eindruck, dass ich mir ein anderes Genre als Fantasy suchen sollten, wenn ich jemals was anderes als eine KG veröffentlichen will  :-[
Fantasykurzgeschichten liest keiner. Da musst du SF schreiben  ;D
Spaß beiseite. Für High Fantasy hat man als Autor meiner Ansicht nach drei Möglichkeiten:
1) Reinbeißen. Auf alle Cons gehen, Netzwerke über Facebook und Xing anstrengen, private Kontakte knüpfen und sich überall hindrängen, "Ich!" rufen und jedem das Manuskript in die Pfote drücken und nachfragen, was daraus geworden ist. Es gibt genug Leute, die es so geschafft haben.
2) Einen bombenguten Roman schreiben. High Fantasy mit Aspekten, die jeden Leser sofort anziehen, tolle Figuren, epische Welten, eine packende Story.
3) Glück haben. Wir hatten es beim Brunch in Wuppertal davon, dass es bei dieser "Stangenware" darauf ankommt, im richtigen Moment beim Lektor zu landen. Da kann 1) helfen. Dann weiß man durch die vielen Kontakte vielleicht, wer gerade was sucht und der Lektor nimmt einen, weil es leichter ist, als den Wagen mit unverlangten Manuskripten zu sichten.

Zitat von: Steffi am 23. November 2010, 14:56:19Ja Moment mal - könnte man da nicht auch umgekehrt folgern, dass bei einem Vampirboom genug von den High Fantasy Leuten da gewesen wären zum Umsatteln? Sprich der Markt ist sowieso voll, egal mit was man kommt?
Autoren sind ja sehr langlebig, insofern habe ich in meinen panischen Augenblicken das Gefühl, dass sich die Lücke schließt, die sich mit dem großen Boom für deutschsprachige Autoren geöffnet hatte. Andererseits müssen wir nur mal gucken, wieviele Tintenzirkler allein in den letzten Monaten den Sprung zu Agenturen und Verlagen gefunden haben, bei wie vielen immerhin das Komplettmanuskript angefordert wurde.
Aus dem Stegreif kann ich dir mindestens eine High Fantasyautorin nennen, die unter Pseudonym Engelromane schreibt. Sie wird nicht die einzige sein. Selbstverständlich suchen die arrivierten Autoren sich neue Felder. Zum einen, weil es schlicht und einfach ihr Beruf ist, zum anderen entwickeln sich auch Autoren weiter und wollen neue Sachen ausprobieren.

Ich weiß nciht, weshalb wir alle jammern. Die Fantasy ist endlich ein großes Genre und die Generation, die in der Jugend Fantasy gelesen hat, die gibt es auch im Erwachsenenalter meistens nicht auf!
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: Moni am 23. November 2010, 20:58:55
Ich wage auch noch ganz kühn zu behaupten, daß von allen Fantasy Genres die High Fantasy die langlebigste und am wenigsten von einem momentanen Boom abhängige ist.
Dementsprechend schreibe ich stur weiter meine High Fantasy und mache mir ehrlich gesagt über die Vermarktung erst dann Gedanken, wenn es wirklich so weit ist, sprich ein fertiges Manuskript darauf wartet.
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: Drachenfeder am 23. November 2010, 22:40:19
Zitat von: Moni am 23. November 2010, 20:58:55
Ich wage auch noch ganz kühn zu behaupten, daß von allen Fantasy Genres die High Fantasy die langlebigste und am wenigsten von einem momentanen Boom abhängige ist.
Dementsprechend schreibe ich stur weiter meine High Fantasy und mache mir ehrlich gesagt über die Vermarktung erst dann Gedanken, wenn es wirklich so weit ist, sprich ein fertiges Manuskript darauf wartet.

Diese Antwort finde ich sehr gut.
Denke auch das die Vampirromanzenphase irgendwann zu Ende ist und im Hintergrund immer mehr verblasst. Die Highfantasy ist zwar nicht dauerhaft ein Spitzenreiter, aber immer anwesend. Sehr schön! Und das wird sie bleiben. Prost auf unser geliebtes Subgenre  :prost:

Falls ich irgenwann an dem Punkt stehe und mein Manuskript an den Start bringen bringen will, werde ich mir bestimmt keine allzugroßen Gedanken machen, welches Genre nun an der Spitze steht und einen Boom erlebt. Das fertige Manuskript ist dann nun mal das was es dann ist. Mal schnell noch zur Urban oder so umtippen geht ja schlecht.
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: Sebastian am 23. November 2010, 23:33:30
Hallo zusammen,

ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass der Film "Der Hobbit" einen Boom auslösen wird. Dafür ist der Kinofilm "nur einer von vielen". Außerdem ist der Markt noch übersättigt von Hardebuschs, Abercrombies und Hohlbeins unzähligen Zwergen, Elben, Drachenklingen und wie sie alle heißen, die genau auf dieses Genre abzielen. Um ehrlich zu sein und auch wenn das jetzt hart klingt, aber da kommt kein "neuer" Autor rein, weil die alten ja noch ihre MS haben, die noch nicht vermittelt sind. Ich möchte nicht wissen, wieviele Agenturen in Deutschland noch MS von guten Autoren auf Halde haben, die sei "bei Bedarf" dann einfach an die Verlage schicken können. Ihr müsst immer dran denken, dass die Verlage mindestens ein Jahr brauchen, von der Vertragsunterschrift an, um ein MS dann wirklich auf den Markt zu bringen. Wenn nächstes Jahr also ein Hype kommen sollte, nützt es gar nichts dann schnell ein MS zu schreiben um auf diesen Zug aufzuspringe. Haben einige hier schon gesagt, aber dann sollte man es wirklich aus der Schublade ziehen, wobei ich dieses auch für unrealistisch halte, weil die Agenturen dann schon mit den Hufen scharen.

Zu den Hypes:

Okay, ich bin ein Typ, stehe also überhaupt nicht auf diese Vampirromatik-Sache.
Aber ich muss sagen, dass die Trends ziemlich klar waren, in den letzten Jahren.

Am Anfang war Herr der Dinge, also schrieben alle Mittelalter, dass hat gut funktioniert, die oben gennanten Bücher, also 'Die Orks", "Die Zwerge" und wie sie alle heißen fanden guten Absatz. Doch diese Sparte ist derzeit einfach nicht mehr präsent. Selbst die großen Autoren werden ja abgelehnt, wenn die ihren x-ten Teil von Elbenblablabla machen wollen.

Dann kam Harry Potter und jeder wollte etwas mit Magiern machen. Klar schwammen einige Autoren auf der Welle mit, aber nicht so krass, wie bei Herr der Ringe. Vielleicht, weil es sich bis jetzt hinzieht.

Dazwischen immer mal wieder dann so etwas wie "Blade", oder "Underworld", was immer für kleine Hypes gesorgt hat, jetzt aber mit "Twilight" der große Durchbruch der *überleg* Romance-Dark-Kitsch-Vampire-Love Reihe. Und wie viele sind da auf der Welle mitgeschwommen, machen es jetzt noch. Denke jeder, der das Forum ernsthaft liest, kann sich ausmalen wie die Chancen als neuer Autor mit so einen Buch sind.

Die Engel haben meiner Meinung nach nicht sooo gehypt, vielleicht kommt das noch.

Wenn ich mal meine Glaskugel befragen soll, würde ich sagen, dass jetzt bald mit Ghostbusters III wieder die Geisterjäger, also vielleicht etwas düsterer im Sinne von Constantin, etc. kommen. Aber das ist nur eine ganz grobe mutmaßung.

Was ich mit meiner ganzen Aufzählung sagen will ist: Wenn ein Hype anbricht, ist er für die Verlage schon vorbei. Also wenn der normalsterbliche das im Kino sieht, dann muss der Verlag das so bald wie möglich rausbringen und da lohnt es sich nicht, extra etwas dafür zu schreiben, weil es dann einfach schon vorbei ist.

Außerdem sind Trends sehr schwer zu bestimmen. Vielleicht ist es einfach besser sein Ding durchzuziehen, dass in der Agentur zu lagern und hoffen, dass genau die Nische mal irgendwann händeringend gebraucht wird.

Kurz zur Topic: High Fantasy ist und bleibt für mich eins der konstantestens Genres. Nur die Sparte wechselt sich. Aber ob sich Zwerge, oder Vampire, oder Zauberer die Köppe einschlagen, ist den Verlagen mal egal ;-)

Hab doch ein wenig viel geschrieben jetzt, wünsche euch aber noch nen super Abend!

Liebe Grüße,
Sebastian

Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: Judith am 23. November 2010, 23:42:49
Zitat von: Moni am 23. November 2010, 20:58:55
Ich wage auch noch ganz kühn zu behaupten, daß von allen Fantasy Genres die High Fantasy die langlebigste und am wenigsten von einem momentanen Boom abhängige ist.
Das denke ich auch. Vielleicht boomt sie momentan nicht so, aber sie läuft doch sehr stabil.
Ich nehm nur mal den bösen Thalia in meiner Nähe als Beispiel: Da gibts für das Vampirzeugs einen eigenen kleinen "Bestsellertisch". Für High Fantasy gibts zwei solcher Tische (größere übrigens), und davon waren sicher die Hälfte Veröffentlichungen von noch eher unbekannten deutschen Autoren. Der Rest waren halt etablierte deutsche und englischsprachige Autoren (Hennen, Hohlbein, Felten, Canavan, etc.).
Auf alle Fälle war da schon recht viel an High Fantasy auch von "neuen" Autoren.
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: Lomax am 24. November 2010, 02:07:11
Zitat von: Runaway am 23. November 2010, 20:09:19Okay, wenn man jetzt diesen ganzen Vampir- und Werwolf-Kram dazunimmt, stimmt das sicherlich.
Ja, das ist ein Problem, was heutzutage alles als "Fantasy" zählt. Früher wusste man wenigstens, was mit dem Wort gemeint ist. ;) Aber heute wird alles in einen Topf geworfen, und man kann herrlich aneinander vorbeireden.
Zitat von: Die Wölfin am 23. November 2010, 20:48:24Autoren sind ja sehr langlebig, ...
Ich weiß nicht. Gerade in den letzten Jahren hatte ich spartenweise schon das Gefühl eines Massensterbens. :o Da fange ich schon an, mir Sorgen zu machen ...
Zitat von: Die Wölfin am 23. November 2010, 20:48:24die Generation, die in der Jugend Fantasy gelesen hat, die gibt es auch im Erwachsenenalter meistens nicht auf!
Sie lesen nur weniger. Viel weniger :'(
Zitat von: Moni am 23. November 2010, 20:58:55Ich wage auch noch ganz kühn zu behaupten, daß von allen Fantasy Genres die High Fantasy die langlebigste und am wenigsten von einem momentanen Boom abhängige ist.
Nun ja, das galt für die letzten, hm, ungefähr 40 Jahre. Das könnte so weitergehen. Aber andererseits, wer weiß das schon?  ???
Zitat von: Sebastian am 23. November 2010, 23:33:30Was ich mit meiner ganzen Aufzählung sagen will ist: Wenn ein Hype anbricht, ist er für die Verlage schon vorbei. Also wenn der normalsterbliche das im Kino sieht, dann muss der Verlag das so bald wie möglich rausbringen und da lohnt es sich nicht, extra etwas dafür zu schreiben, weil es dann einfach schon vorbei ist.
Das stimmt meistens - es sei denn, der Trend kommt so überraschend, dass die Verlage nicht schon ausreichend vorgesorgt hat, und er dauert so lange, dass selbst der letzte noch sein Buch fertigschreiben und anbieten kann, bevor das Thema bei den Verlagen abgemeldet ist. Genau das ist nach dem Herrn der Ringe passiert, da lief der Boom für Völkerromane ja immer noch hervorragend, nachdem selbst die meisten Verlagsleute gesagt haben, so langsam ist der wohl mal am Ende. Auch noch zwei Jahre, nachdem alle das gedacht haben. ;D
  Aber so was passiert natürlich nicht häufig, und irgendwann ist es dann eben doch vorbei.
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: KaPunkt am 24. November 2010, 10:12:55
Zitat von: Judith am 23. November 2010, 23:42:49
Für High Fantasy gibts zwei solcher Tische (größere übrigens), und davon waren sicher die Hälfte Veröffentlichungen von noch eher unbekannten deutschen Autoren. Der Rest waren halt etablierte deutsche und englischsprachige Autoren (Hennen, Hohlbein, Felten, Canavan, etc.).

Bitte entschuldigt mir den kurzen Ausflug ins Off Topic, ich bin verwirrt und wittere die Chance, Wissen zu erlangen.

Canavan wird zur High Fantasy gezählt?
Ich dachte High Fantasy zeichnet sich und/oder durch folgende Zutaten aus:
- Der große Krieg gegen den bösen Obermotz, der die Welt erobern und in ein finsteres Schattental verwandeln will (Sprich eine auch geographische riesige Handlung und eine (scheinbar) deutliche Gut/Böse Trennung)
- Eine mehr oder minder 'typische' Fantasywelt mit Elfen, Zwergen, Magiern, Monarchie etc.

Jetzt fällt aber nichts, was ich von Canavan kenne, so richtig in eine oder beide dieser Sparten. Also muss meine Definition falsch sein, oder es gibt Sachen von ihr, die mir noch begegnet sind.
Warum ist Canavan High Fantasy?

Um den Thread nicht zu sprengen, hätte ich auch nichts gegen Antworten per pn, oder einen Link, wenn das hier schon irgendwo geklärt wurde.

Liebe Grüße,
Kirsten
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: Thaumaturgon am 24. November 2010, 13:33:40
Ich denke, dass gute Sachen sich immer irgendwie behaupten können, egal, aus welchem Genre sie kommen. Angesichts der vielen teils frappierend schlechter Publikationen im Bereich Fantasy kann der Ausweg nur lauten: schreibt gute Sachen!

Drei Kapitel vor dem Epilog fange ich jedenfalls nicht an, noch Vampire einzubauen, um vielleicht doch noch von Leuten gelesen zu werden, für die ich gar nicht schreiben will...
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: Steffi am 24. November 2010, 14:19:41
Zitat von: Thaumaturgon am 24. November 2010, 13:33:40
Drei Kapitel vor dem Epilog fange ich jedenfalls nicht an, noch Vampire einzubauen, um vielleicht doch noch von Leuten gelesen zu werden, für die ich gar nicht schreiben will...

Ich glaube, hier waren auch eher Auftragsarbeiten gemeint, bei denen der Verlag/Agent sich direkt an den Autor wendet und nachfragt, ob man nicht auch was im Bereich Paranormal Romance schreiben könne....
Titel: Re: High Fantasy geht derzeit nicht gut...
Beitrag von: gbwolf am 24. November 2010, 20:00:40
Zitat von: Kirsten am 24. November 2010, 10:12:55Warum ist Canavan High Fantasy?
Mittelalterliches Setting, klare Strukturen zwischen Gut und Böse, die allenfalls ein bisschen aufgehoben werden, klassische Heldenrollen (Magier). Alles ein bisschen wie in einem Fantasy-Rollenspiel.

Also, ich bin weiter von Literaturwissenschaftlern entfernt als die ISS von der Erde, deshalb kann ich das nur so pauschalisierend ausdrücken. Richtig ausdiskutiert haben wir das hier noch nicht. ALs Orientierung kannst du dir natürlich den ziemlich langen Thread Wieviel "Phantastisches" braucht Fantasy? (http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,1528.0.html) vornehmen. Dort sind zumindest einige typische Dinge erwähnt und diskutiert.