Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Darielle am 31. August 2010, 11:25:34

Titel: Schreibausbildung
Beitrag von: Darielle am 31. August 2010, 11:25:34
Hei,

ich hatte heute ein klärendes Gespräch mit der Schule an der ich bis heute morgen noch meine Ausbildung absolviert habe.
Nun hat sich für mich aber ein Problem ergeben: Ich möchte und kann nicht wirklich zeichnen und finde einfach, dass es nicht mein Ding ist, in der Werbung zu arbeiten. Das passt einfach nicht.

Tja, nun habe ich überlegt, ob es möglich ist, Fernstudien oder ähnliches zum Thema Kreatives Scheiben zu machen. Ich habe lediglich den Realschulsabschluss vorzuweisen und habe nach der normalen Schulzeit einfach meinen Weg gesucht und etliches ausprobiert. Am Ende komme ich immer wieder nur zu dem Ergebnis, dass mir besonders Deutsch und Fremdsprachen liegen, weil man in deutsch zum einen kreativ arbeiten und in Fremdsprachen zum anderen kommunikativ lernen kann. Das ist aber leider alles was ich kann.

Mir ist es nicht wichtig, viel Geld zu verdienen, ich muss eben grad so davon leben können. Aber Spaß soll es machen und ich muss mich dabei selbstverwirklichen können. D.h. ich möchte auf keinen Fall nur Sekretärin werden, denn dort muss man geschäftlich schreiben, was mir gar nicht liegt.
Meine Situation ist nicht die einfachste, aber jemand hat mir mal gezeigt, dass er aus genauso wenig Potential seinen Traumberuf gemacht hat. Genau das muss / will ich auch erreichen.

Es wäre toll, wenn jemand von euch vielleicht wüsste, wo ich mich genauer informieren kann. Soweit ich weiß, hat man nur die Chance zu schreiben, Geld zu investieren und zu verlegen um am ende vielleicht ein einigermaßen annehmbares Honorar zu bekommen. Da ich aber derzeit nicht so richtig weiß wo ich dieses Geld her nehmen sollte, suche ich eben dringend irgendeine Ausbildung, die ich zur Not gefördert bekomme (würde aber wohl auch einen Nebenjob annehmen).

Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Geli am 31. August 2010, 11:46:27
Um es mal ganz klar zu sagen - so etwas wie eine Schreibausbildung, die wirklich funktioniert, gibt es nicht. Wenn man alle hier im Tintenzirkel anpiekt, da sind zwar viele dabei, die "irgendetwas mit Schreiben/Medien" gemacht haben, ob als Ausbildunsberuf oder Studium. Dass alle Autoren sind oder werden möchten, war aber bei niemandem das erklärte Ziel der Ausbildung. Jeder von uns schreibt einfach gerne und vertut damit in den Augen der Allgemeinheit wertvolle Zeit, die er oder sie mit anderen Beschäftigungen weit sinnvoller ausfüllen könnte.
In soweit kannst Du auch Industrieschweißer lernen und trotzdem Bestsellerautor werden.

Noch etwas dazu, dass Dir offenbar eine Ausbildung in der Werbung vorgeschlagen wurde - auch wenn Du nicht wirklich zeichnen oder malen kannst, bedeutet das nicht, dass Du unfähig wärst, die optische Seite von Werbung herzustellen. Das macht man heute nur noch im allgemeinen Vorfeld via Handskizze ... und übrigens kann man das genauso üben, wie das Schreiben.
Dagegen ist es ungeheuer wichtig, zuerst, vor dem Schreiben, eine abgeschlossene Berufsausbildung gemacht zu haben. Zum Schreiben gehört Erfahrung in allen Lebensbereichen. Das kann der Job sein, den Du hasst, der Dir aber die Brötchen, die Miete und die Heizkosten hereinbringt. Glaubst Du im Ernst, es macht mir Spass, tagtäglich um 5:30 aus den Federn zu kriechen? Ganz sicher nicht. Es gibt mir aber genau das Maß an Disziplin, das ich brauche, um schreiben zu können. Schreiben lernt man durch Schreiben. Und das kostet Zeit.
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Telas am 31. August 2010, 12:02:02

Ich habe schon mal was von Schreibworkshops gehört, die man unter anderem bei den Volkshochschulen machen kann, aber meiner Meinung nach kann man sich dieses Handwerkszeug nicht in ein paar Abendsitzungen so einfach in den Kopf reinhämmern. Außerdem kostet es eine Menge Geld und das meiste, was man da erzählt bekommt, geht ohnehin bald wieder flöten.
Geli hat recht, das geht nach dem Learning-by-doing-Prinzip. Es gibt eben Dinge, die man nicht aus Büchern lernen kann, schätze ich, Grammatik und Rechtschreibung vielleicht ausgenommen, aber die beherrscht du ja sicher sowieso schon.
Mir wollte ein Verlag nach einer Absage meines Manuskriptes auch einen Schreibkurs anbieten, aber was hätte mir das schon gebracht, außer dass ich meinen Geldbeutel erleichtert hätte und zwar ganz massiv. Man muss beim Schreiben eben seinen eigenen Stil entwickeln, um einzigartig zu werden und auch zu bleiben. Da hilft es wohl nicht das zu tun, was mir jemand anderes vorschreibt. Ich würde mich an deiner Stelle lieber von der Kunst dazu inspirieren lassen, deinen eigenen Weg zu finden, wie du die Worte zu Papier bringst.
Sprich dir Mut zu, du kannst mehr erreichen als du denkst, wenn du nur fest genug an dich glaubst.
Die Vorbildung alleine dürfte nun wirklich nicht den Ausschlag dafür geben, wer auf dem Buchmarkt Erfolg hat und wer nicht, solange man die Sprache beherrscht. Es steht nirgends geschrieben, dass ein Realschüler einen Studierten nicht übertrumpfen kann, Ehrgeiz ist der Schlüssel zum Erfolg, nicht das Bücherwissen.
Alles was kreativ ist, ist praxisorientiert und es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Außerdem ist so ein Fernstudium in kreativem Schreiben noch lange keine Garantie für Verlagsverträge.
Zum Schluss noch: ich will dir deine Idee nicht ausreden, aber das ist eben meine persönliche Meinung zu der ganzen Sache.
Glaub an dich, dann wird das schon werden!

LG Telas
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Darielle am 31. August 2010, 12:11:47
Hei,

erstmal grundlegend danke für eure Antworten.

Nun, es ist so, ich habe diverse Jobs ausprobiert und bin mit keinem einzigen so zufrieden gewesen, dass ich sicher sein könnte eine Ausbildung über mehrere Jahre durchzuhalten. Für mich ist es wichtig, jetzt anzukommen und jetzt mein Glück zu leben. Niemand kann mir sagen was is 10 ode 20 Jahren wird, und bevor ich Spekulationen folge, verlasse ich mich auf mich selbst.
Also, ich habe jetzt etwas über 1 Jahr diese schulische Ausbildung im Werbebereich gemacht und bin mir sicher, dass dies nicht mein Ding ist. In Deutsch und Fremdsprachen bin ich sehr gut, aber alles was Zeichnen, Typografie, Fotografie oder gar Drucken betrifft, kann man mich abschießen. Es ist ja nicht so, dass mich der Vorgang des Druckens zB nicht interessiert, aber es wird einfach mehr verlangt als ich in meinen Augen brauche.
Mit dieser Ausbildung wollte ich unbedingt in einen Verlag, ursprünglich ja als Buchhandelskauffrau oder wie das hieß. Diesen Beruf gibt es meines Wissens nach gar nicht mehr, sondern nur noch Mediengestalter. Und diese sind Sandkörnchen am Meer. Mit meinen eher wenig ausgeprägten Fähigkeiten fühle ich mich in diesem Beruf mehr und mehr fehl am Platz.
Natürlich würde mir ein Fernstudium o.ä. keinen Verlagsvertrag einbringen, aber ich könnte vielleicht ein paar Techniken erlernen, wie ich schneller ans Ziel komme. Prinzipiell schreibe ich meinen Roman nach Gefühl - ich mache keine Charakteristiken, schreibe keine einzelnen Szenen als Puzzle und lasse mich nur von einer groben Richtung leiten. Für mich zählt eben, dass ich dieses Werk, an dem ich lerne, ebenso lesen kann wie ein fremder Rezipient. Ich weiß nie hundertpro was genau in den nächsten Minuten geschehen wird. Aber vielleicht ist das auch grade der Fehler, weshalb ich schon so ewig an dem Manuskript sitze.

Ich weiß, dass es keine Ausbildung zum "Schriftsteller" als solches gibt. Doch es gibt Studiengänge für Kreatives Schreiben (wofür man wieder Abitur bräuchte *nörgel*). Dieses nachzuholen kommt nicht in frage, ich müsste ja entweder die technische oder wirtschaftliche Fachoberschule besuchen, was mir beiderseits nichts bringt.
Ich suche einfach weiterhin nach einer Ausbildung die irgendwie zu mir passt. Es gibt doch zig hunderte von Ausbildungsberufen in Deutschland, da muss doch einfach etwas zu finden sein. *mit Lupe unter das Tischtuch guck und such*

Nun, im Endeffekt ist es schonmal ein Punkt, zu wissen, dass ich hier keine Antwort bekomme^^ Ist ja nicht tragisch, es war eben reines Interesse. Das WWW wird mir schon irgendwas passendes ausspucken.

@ Telas
Danke für deinen Zuspruch! Das gibt zumindest einen Anreiz, irgendwie weiter nach dem richtigen Weg zu suchen.
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Kuddel am 31. August 2010, 12:21:11
Zitat von: Telas am 31. August 2010, 12:02:02
Ich habe schon mal was von Schreibworkshops gehört, die man unter anderem bei den Volkshochschulen machen kann, aber meiner Meinung nach kann man sich dieses Handwerkszeug nicht in ein paar Abendsitzungen so einfach in den Kopf reinhämmern. Außerdem kostet es eine Menge Geld und das meiste, was man da erzählt bekommt, geht ohnehin bald wieder flöten.
Da muss ich mal kurz widersprechen. In der VHS lernt man schon einiges. Was mich dabei nur stört, dass man selbst mit einem ordentlichen Vorwissen dort reingeht und die 70 Jahre alte Omi von nebenan will sich selbst noch verwirklichen und weiß eigentlich noch gar nichts. Man sollte sich schon geeignete Workshops raussuchen. Allerdings gebe ich dir recht. Sie sind teuer.

@Darielle: Wenn du hier erwartest eine Patentlösung zu finden: Die gibt es nicht. Jeder muss seinen eigenen Weg suchen. Der eine hat Glück und bekommt mit 20 Jahren einen Verlagsvertrag angeboten (Jenny May-Nuyen) andere werden erst verlegt wenn sie etwas älter sind (Ju Honisch), weil sie vorher einfach Lebenserfahrung gesammelt haben und an ihrer Geschichte gefeilt haben. Es kommt auf die Person an. Du solltest wirklich zuerst eine Ausbildung machen. Wenn du in Richtung Schreiben gehen willst, kannst du dich als Verlagskauffrau bewerben.

Ich glaube, auch im www wirst du keine allgemeingültigen Weg finden, wie du Schriftsteller wirst. Du könntest Germanistik studieren. Das ist ein guter Einstieg, aber auch dafür brauchst du Abitur.

Es tut mir leid, wenn ich dir das so sage, aber du wirkst etwas blauäugig, was die Verlagswelt angeht. Es ist überhaupt nicht böse gemeint. Nur mein Empfinden. Schreiben ist ein Handwerk, was man erlernt. Und man erlernt es nicht über Nacht. Man braucht Jahre, um einigermaßen schreiben zu können. Und auch dann lernt man nie aus.
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Thaliope am 31. August 2010, 12:25:47
Mit abgeschlossenem Studium (und trotzdem sehr wirrem Werdegang ... *räusper*) ... lässt sich das leicht sagen, und ich finde solche Sprüche eigentlich ätzend, aber ... Lehrjahre sind keine Herrenjahre ... *fünf Euro ins Phrasenschwein schmeißt*
Du wirst wahrscheinlich nicht darum herumkommen, in deiner Ausbildung auch Sachen zu lernen, die du deiner Meinung nach nicht brauchst. (Ich musste für Germanistik auch Mittelhochdeutsch lernen, obwohl ich das freiwillig nicht mit der Kneifzange anfassen würde). Die Ausbildung, die so perfekt auf dich zugeschnitten ist, dass du dich darin komplett selbst verwirklichen kannst, wird es kaum geben. Wenn du Geld verdienen willst, um davon leben zu können, musst du dich vermutlich erst einmal nach den Vorstellungen anderer richten, bevor du deine künstlerischen Ideen umsetzen kannst.

Aber wenn du ahnst, dass es so viele Ausbildungsberufe gibt, warum gehst du dann nicht mal zum BIZ (gibts das noch?) Gerade beim Vorschlagen von Ausbildungen im Hinblick auf bestimmte Fähigkeiten (Sprachen, mit Menschen, ohne Menschen, zwei linke Hände, was auch immer), sind die eigentlich ganz gut, wenn ich mich recht entsinne.

Wenn das jetzt arg von oben herab klingt, tut es mir leid, so ist es nicht gemeint. Ich befürchte nur, dass du der fixen Idee vom perfekten Job hinterherjagst und dir dabei die Chance verbaust, eine Ausbildung zu Ende zu bringen.
Ich wünsch dir auf jeden Fall viel Erfolg bei deiner Suche!!!  :knuddel:

LG
Thali
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Antigone am 31. August 2010, 12:27:24
Ich hab mal 2 Semester einen Kurs "Kreatives Schreiben" an einer VHS gemacht. Ich fand ihn recht gut. Es wurde ein wenig das Handwerk angeschnitten, und ansonsten daran gearbeitet, sich dem kreativen Schaffensprozess mit allen Sinnen anzunähern. Wir haben gemalt, gedichtet, gebastelt, natürlich auch geschrieben und kritisiert. Da das damals mein erster Kontakt mit anderen Schreiberlingen war, war ich hellauf begeistert.

Der Kurs war nicht teuer, aber halt nur 2 Stunden pro Woche. Also weit entfernt von einer richtige Ausbildung. Aber einfach neue Impulse kann man sicher auch von so simplen VHS-Kursen kriegen. Ach ja - zumindest bei meinem Kurs war das Niveau erstaunlich hoch. Klar - die obligatorische Oma, die die Geschichten für ihre Enkel aufschreibe wollte, die gab es auch. Aber die ist nach ein paar mal weggeblieben, und die anderen waren alle ziemlich gut und engagiert. Ist aber wahrscheinlich Glückssache.

lg, A.
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: gbwolf am 31. August 2010, 12:27:47
Zitat von: Darielle am 31. August 2010, 11:25:34
Soweit ich weiß, hat man nur die Chance zu schreiben, Geld zu investieren und zu verlegen um am ende vielleicht ein einigermaßen annehmbares Honorar zu bekommen.
Zu diesem Punkt: Schreiben ist ein Beruf und das einzige Geld, dass du dabei investieren solltest sind Porto und Druckkosten, um dein Werk anzubieten!
Alles andere hat mit Selbst- und Eitelkeitsverlagen zu tun und nicht mit dem Beruf des Schriftstellers.

Zum Thema Ausbildung heute Abend oder morgen mehr. Ich sitze leider noch bei der Arbeit und schreibe in jeder ruhigen Minute an den Aufgaben für mein Studium, die ich heute Abend abgeben muss  ;D

Nimm einmal die Suchfunktion hier in Anspruch, wir haben über das Thema "Geld mit dem Schreiben verdienen" und "Schreibausbildung" schon öfter gesprochen. Wenn dir Fremdsprachen liegen, warum nicht in Richtung Übersetzer gehen und dich dort spezialisieren? Außerhalb von Belletristik gibt es viele Nischen, in denen Verlage freie Mitarbeiter suchen.

Grüße,
Nadine

@Thali: Das BIZ kennt meistens nur den Lektor und dann noch das, was mal Verlagskaufleute waren (Heißt mittlerweile Medienkauffra oder so).
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Rigalad am 31. August 2010, 12:31:06
Hey!

Ich möchte mich gerne Gelis Meinung anschließen. ich glaube, hier in dem Forum wirst du niemanden finden, der nicht gerne hauptberuflich Autor sein würde. Aber so gerne man auch schreiben mag, ich würde niemals meine berufliche Zukunft darauf aufbauen. Auch an deiner Stelle nicht. Mach etwas, das mit einem kreativen Beruf zu tun hat, aber verlass dich nicht drauf, dass die ein Verlag mit einem Vertrag winkt, nur weil du einem Kurs gemacht hast. In meinen Augen ist solch eine Einstellung
etwas naiv. Ich glaube, fast alle hier würden ihren brotjob aufgeben, aber in so jungen Jahren würde das wirklich dumm sein, wenn man kein festes Standbein hat. Und das brauchst du. Und das gehört zum Leben nun mal dazu. Denn die Chance, dass du durchstartest und vom Schreiben leben kannst, ist wohl geringer als die, dass du im drei Jahren mit nichts da stehst und dem
Steuerzahler zur Last fällst. Harte Worte, aber in meinem Job lerne ich genau diese Art von Menschen kennen, die nicht verstehen, dass der Lebensunterhalt an erster Stelle steht. Schreiben kannst du mit einer sicheren Basis ja immer.
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Grey am 31. August 2010, 12:33:43
Tja, die Sache mit dem Brotjob ... Du sagst, du musst gar nicht viel Geld verdienen. Das Problem mit Studium oder Fernkursen (die sicher hilfreich sein können, wenn es darum geht, grundsätzliche handwerkliche Techniken beim Schreiben zu erlernen, auch wenn ich da nicht aus eigener Erfahrung sprechen kann) ist eben, dass du da im besten Fall gar nichts verdienst und oft sogar etwas dafür zahlen musst. Was hast du denn an Startkapital?
Als ich mit dem Abi fertig war, war ich in einer ähnlichen Situation wie du - ich wollte unbedingt Schriftstellerin werden und eigentlich nichts anderes, wusste aber, dass man sich dazu nicht wirklich ausbilden lassen kann, und Schreiben studieren wollte ich auch nicht.
Der beste Weg, um irgendwie "anzukommen", wie du sagst, ist vermutlich, sich darüber klar zu werden, was dich sonst noch so interessiert, und wie du gern arbeiten möchtest. Grundsätzlich kann dir jeder Job, jede Erfahrung helfen, eine bessere Schriftstellerin zu werden. Daher solltest du dich davon vielleicht ein bisschen lösen und dir darüber klar werden, was dich grundsätzlich interessiert, worüber du mehr wissen möchtest, was du gern können würdest, außer zu schreiben. Also, Fremdsprachen. Mit Fremdsprachen zu arbeiten, ohne Studium - schwierig. Aber nicht unmöglich. Welche Sprachen sprichst du denn? Ich habe nach der Schule eine Weile als Kindermädchen in Spanien gearbeitet, wo ich den Kindern der Familie Deutsch beibringen sollte. Solche Familien findest du mit ein bisschen Suche und Glück sicher auch in Deutschland. Andere Leute, die ich kenne, haben bei Jugendreiseveranstaltern gearbeitet, als Animateure oder Gruppenbetreuer. Das setzt natürlich voraus, dass du auch gern mit Menschen arbeitest und reist. Als ich aus Spanien zurück war, habe ich Biologie studiert - weil es mich interessiert hat, weil ich mehr darüber wissen wollte, und weil ich mir gut vorstellen konnte, mich neben dem Schreiben mit Gehirnen zu befassen. ;)
Das sollen jetzt nur Beispiele sein, ich will nur sagen, dass man so eine Suche immer zuerst bei sich selbst anfangen sollte. Willst du mit Menschen arbeiten, oder lieber für dich? Bist du eher praktisch oder theoretisch veranlagt? Alles Dinge, die man über sich wissen sollte, wenn man sich einen Job aussucht. Ich wünsch dir jedenfalls viel Erfolg und dass du findest, was du suchst.

Zitat von: Darielle am 31. August 2010, 12:11:47
Nun, im Endeffekt ist es schonmal ein Punkt, zu wissen, dass ich hier keine Antwort bekomme^^

Bekommst du doch. Nur nicht so ungeduldig. Aber erwarten, dass wir dir die Erleuchtung auf einem Silbertablett präsentieren, kannst du natürlich nicht. Wir sind ja auch nur Menschen, die irgendwo versuchen, anzukommen. ;)
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: gbwolf am 31. August 2010, 12:47:17
Das Problem ist, dass man in jungen Jahren auch noch gar nicht versteht, wieviel Lebenserfahrung zum Schreiben gehört und wie wichtig es ist, Dinge erlebt zu haben, weil man sonst schwer darüber schreiben kann. Je mehr man erlebt hat, umso besser kann man sich Situationen, Charaktere usw vorstellen,auch wenn man es selbst noch nicht ausprobiert hat. Begegnungen mit anderen Menschen, Inspiration, das sind ebenfalls Dinge, die ein Beruf einem gibt. Außerdem - da hat Geli recht - fördert es enorm die Disziplin, wenn man einen geregelten Tagesablauf hat. Und man begreift die schönen Seiten des Berufslebens (Ja, die hat es auch). Es gibt bei den Berufen eine unglaubliche Vielfalt, aber du musst dich reinknien und bemühen, herauszufinden, was es alles gibt und was du willst, das kann dir keiner abnehmen.
Vielleicht ist für dich ja auch ersteinmal eine lange Reise etwas? Ein Jahr mit Work'n Travel durch die Welt, verschiedene Berufe testen, das Leben kennen lernen.

Aber wie gesagt ist das schwer zu verstehen, wenn man jung ist. Ich habe es damals auch nicht verstanden und es erschließt sich mir heute ebenfalls nur nur Stück für Stück, wie auch das Begreifen langsam kommt, was einen guten Roman ausmacht, wie ich besser werden kann.


Ich will Schriftsteller sein! Jetzt! (http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,5677.0.html)
Aus- und Weiterbildung für Schriftsteller (http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,5764.0.html)
Wie kommt man als Autor an Geld? (http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,5129.0.html)
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Darielle am 31. August 2010, 12:55:19
Nochmals danke für eure vielen Gedanken!

Nun, mit den fremdsprachen ist das auch so eine Sache. Ich kann Englisch recht gut (leider inzwischen, seit ich 2006 vom Gymnasium runter bin eher eingeschlafen, aber ich arbeite dran). Französisch habe ich 4 Jahre lange gelernt und interessiere mich sehr für Fremdsprachen im allgemeinen. Also wenn es verlangt wird, eine neue Sprache zu lernen, so kann ich das mit Sicherheit recht schnell schaffen. Ihr seht es ja auch daran, dass ich mit Hochelbisch befasse. Andere würden ja solche Sprachen niemals ansehen, wenn sie sie nicht zum Leben brauchen.  :hmmm:

Ein guter Freund von mir ist freier Übersetzer für deutsch und englisch. Allerdings lebt er damit auch gefährlich, muss etliche Lehrerjobs nebenbei annehmen und eigentlich jeden Auftrag annehmen, den er bekommen kann. Das bezieht eben auch geschäftliche texte ein, mit denen ich so gar nicht klar komme. Selbst in meiner Ausbildung zum GTA habe ich mich deutlich schwerer mit Fremdsprachenkorrespondenz getan als mit "normalem" informellem englisch.
Mir würde es natürlich sehr viel Spaß machen, Bücher zu übersetzen, aber solche Leute gibt es auch genug...

Sicherlich gibt es keinen speziellen Beruf der mit meinem Namen versehen wurde (wäre ja auch zu schön  :rofl:). Dennoch bin ich überzeugt, dass es irgendwo in dieser Welt noch einen Arbeitsplatz gibt, der mich zufrieden stellt. Ich sage ja nicht, dass ich keine Kompromisse eingehen kann.
ich habe auch nicht auf die strahlend erleuchtende Antwort gehofft, das muss ich sagen. ich dachte nur, vielleicht weiß jemand von euch eine Uni oder sonstetwas, die Fernkurse oder oder oder ... anbietet. Denn ich habe gelesen, dass man am Deutschen Literaturinstitut ein "dreijähriges Vollstudium (kostenlos) mit Magisterabschluss" absolvieren kann, um sich mit der Schreiberei professionell zu befassen.

Startkapital für irgendetwas habe ich im Moment gar nicht, bin zur Zeit dabei mein Einkommen mit Ämtern und so weiter zu regeln. Ist alles sehr kompliziert, ich suche einfach grad eine Möglichkeit mein Leben in eine neue, bessere Richtung zu lenken. Wenn ich könnte, würde ich direkt nach Gera zu meinem Freund ziehen (250km von mir entfernt) und mich dort nach einer Ausbildung umsehen. Aber am Ende steht dennoch die Frage: Was tun? Ausland fällt für mich schon allein deshalb aus, weil ich mit meineim Freund erst seit gut einem Monat zusammen bin und ich natürlich besonders diese Anfangsphase nicht erschweren möchte. Das hatte ich bisher nur allzu oft.

Ich denke, ich bin irgendwie noch ein wenig benebelt von der Situation, bin ja erst vor knapp 3 Stunden aus dem Schulgebäude getreten. Dennoch bleibt mir nicht viel Zeit um einen Anlauf zu nehmen und ich muss möglichst binnen der nächsten Wochen wissen, wo es hingehen soll. Also wenigstens wissen, welche Jobs es gibt und wo ich mich bewerben kann..

Ach ja, danke für die Links!
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Sternenlicht am 31. August 2010, 13:11:41
Ich kann gut verstehen, dass du unbedingt Schriftstellerin werden willst und ich finde es auch gut, dass du dir ernsthaft Gedanken machst, wie du dieses Ziel erreichen kannst. Was ich persönlich dir empfehlen würde: Mach dir über folgende Punkte Gedanken:

a) Lebensunterhalt: Mit Romanschreiben seinen Lebensunterhalt zu verdienen ist schwierig, also wirst du voraussichtlich nicht umhin kommen, anderweitig Geld "aufzutreiben".
Problem: die meisten Jobs verlangen eine Ausbildung.
Ohne Ausbildung bekommst du erfahrungsgemäß nur sehr schwierig einen Job und meist nur sehr schlechte Jobs (schlecht bezahlt, hohe Anzahl an Stunden, wenig Urlaub, langer Anfahrtsweg etc.)
Eine schlechter Job lässt dir dann aber keinen Spielraum zum Schreiben!

b) Schreibausbildung: ist keine Erfolgsgarantie, aber das ist Dir ja auch selbst klar. Ich selbst habe in diesem Punkt keine Erfahrung, kann Dir also weder zu noch abraten. Aber in jedem Fall stehst du vor folgendem Problem: das kostet Geld und Zeit (und damit wiederum Geld, weil du ja in dieser Zeit von irgendetwas leben musst). Damit sind wir also wieder bei Problem a)

c) Job. Aus meiner persönlichen heutigen Sicht (42 Jahre, guter Job, der mir Luft zum Schreiben lässt) möchte ich mein Berufsleben nicht missen. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte die letzten fünfundzwanzig Jahre nur zu Hause geschrieben, wären mir ja unendlich viele Erfahrungen verloren gegangen  :o. Ok, das ist sicher Geschmacksache und kommt auch auf den Job an (wobei wir wieder bei a) wären). Aber ich würde die Alternative Job + Schreiben - zumindest für die erste Zeit - nicht so ohne Weiteres verwerfen.

d) Fallback. Ich wünsche Dir natürlich, dass sich Deine Zukunft so gestaltet, wie Du Dir das vorstellst, aber man sollte im Leben immer einen "Plan B" in der Tasche haben. Eine gute Ausbildung und etwas Berufserfahrung sichert dir möglicherweise später Durststrecken, wenn es mit der Schriftstellerei nicht oder zeitweise nicht klappt.


Das sind jetzt nur meine Gedanken, jeder muss seinen Weg selbst finden. Ich wünsche Dir Glück und Erfolg bei Deinem   :vibes:
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Darielle am 31. August 2010, 13:36:04
Das sieht nach einem guten Leitfaden aus.^^ nur, ich muss jetzt irgendwie schauen, dass ich eben Arbeit bekomme.

Mal sehen, ich denke ich werd mich morgen Vormittag bei meiner Berufsberatung melden. Die wird mir zwar ne Menge Dinge an den Kopf hauen, warum und weshalb das alles nun so gelaufen ist, obwohl ich eigentlich vor 2 Wochen noch selbst geglaubt hab, diese Ausbildung packen zu können... Aber Sie ist eigentlich sehr nett und ich hoffe ich komme mit ihr überein.

Habe eben mal so durch die Links geschaut. Also das ist einerseits sehr motivierend, zu lesen, dass andere genau die gleichen Gedanken zu dem Thema haben. Andererseits denke ich mir, ich muss meinen eigenen Weg finden, egal wie andere es geschafft haben. Irgendwie wird es immer weiter gehen, davon bin ich überzeugt.
Mir ist sogar die Idee gekommen, dass ich mit meiner (durchschnittlichen) Hundeerfahrung in einer nahegelegenen Hundeschule nachfragen könnte, ob die Helfer brauchen oder so. Ich mag Tiere sehr gern und habe da auch etliche Erfahrungen. Nur, die nützen ja nichts, wenn man ehrenamtlich im Tierheim arbeitet oder eben nur ehrenamtlich in der Hundeschule.

Zwangsläufig bleibt das ein anderes Hobby... ich such mal noch neue Ideen. Bzw werd ich mich wohl erstmal wieder an mein Buch setzen, bin grad an einer wichtigen Stelle, die maßgebend für den Verlauf ist.^^
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Zit am 31. August 2010, 14:13:49
Gera (Thür) kenn ich, willst du da wirklich hinziehen? Da findest du auch keine besseren Jobs.

Du sagst, du würdest auch Komprisse eingehen - aber bisher klingt mir das nicht danach. Natürlich bist du benedelt (freiwillig abgegangen?) und ich find's auch heftigt, dass du in einer Woche deine Zukunft planen sollst. Hast du dir denn vorher keine Gedanken gemacht? Abgehen oder versagen - beides kündigt sich schon vorher an. Das kommt nicht von jetzt auf gleich. *Groschen für's Phrasenschwein*

Also, ich halte es für eine gute Idee, wenn du zur Berufsberatung gehst, schließlich sind die alle besser geschult als wir. *g* Warum keine Ausbildung beim Arbeitsamt machen? Das habe ich mir selber schon öfter gedacht - Arbeitssuchende wird's immer geben. Andrerseits ... da lächeln die dich an und sagen, es gäbe nichts für dich. "Computer sagt nein." Sry. *g*

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Nein, aber im Ernst. Vom ganzen (durchaus wichtigem) Geldkram einmal abgesehen.

Macht dich das Schreiben glücklich? Ja, ganz ehrlich? Oder erscheint es dir einfach als leichte "Arbeit"? Du fragst, was es für Ausbildungsmöglichkeiten gibt für Schriftsteller und willst (wolltest) sogar deine Zukunft darauf aufbauen - hast aber bisher selbst keinen Finger gerührt dich weiter zu bilden: "Für mich zählt eben, dass ich dieses Werk, an dem ich lerne, ebenso lesen kann wie ein fremder Rezipient. Ich weiß nie hundertpro was genau in den nächsten Minuten geschehen wird." Zumindest lese ich das aus dem Zitierten heraus. Auch stößt mir das auf: "Das bezieht eben auch geschäftliche texte ein, mit denen ich so gar nicht klar komme." Ganz unter uns: Meinst du nicht auch, dass Auftraggeber ihre Geschäftskorrenzpondenz selbst erledigen? Als freiberuflicher Schriftsteller wirst du Werbetexte und journalistische Artikel (in Fachzeitschriften) schreiben und nicht so einen innerbetrieblichen Kram.

Wenn du wirklich vom Schreiben leben willst, dann darfst du zu keinem Texttyp nein sagen. Weil nicht der Texttyp zählt, sondern das Schreiben. Die kreative Herausforderung, Worte zu finden, die dich als auch den Kunden und dessen Kunden zufrieden stellt. Etwas für andere zu schreiben, dass sie bewegt (aka anspricht) - nach deren Regeln und Maßstäben. Auch Werbetexte können Spaß, glaub mir. *g* Oder wissenschaftliche Texte. Wie ich gerade an meinen Hausarbeiten sehe. Die Unlust über die Themen versuche ich dadurch zu verscheuchen, dass ich schreiben kann, nein, darf, nein - soll und dafür auch noch entlohnt werde (in Form von Punkten *g*).

Überleg dir wirklich genau, ob das Schreiben als Beruf etwas für dich ist. Da musst du Kompromisse wie in jedem anderen Beruf machen - und es kann dir auch Kraft für eigene Texte rauben, wenn du nicht damit klar kommst. Salopp gesagt: Wenn du nach der Berufsschreiberei noch eigenes Zeug schreibst, dann bist du 24h dauer-kreativ - und das schlaucht, das schlaucht außerordentlich. Kannst du das bringen? Und hast du die Sicherheit, auch Wochen ohne eine einzige Entlohnung durchzustehen? Freiberufliche Schriftsteller leben von der Hand in den Mund. (Siehst du ja an deinem Bekannten.)

ZitatDenn ich habe gelesen, dass man am Deutschen Literaturinstitut ein "dreijähriges Vollstudium (kostenlos) mit Magisterabschluss" absolvieren kann, um sich mit der Schreiberei professionell zu befassen.

Magister gibt es nicht mehr, das ist ein Master mittlerweile - und die zweite Stufe auf der akademischen Leiter. Eigentlich.
Beim DLI ist es nämlich so, dass sie dich im Master bei einem Romanprojekt begleiten. Für die, die den Bachelor gemacht haben, ist das dann die Reifeprüfung, das vorher Gelernte da an der Königsdisziplin "(Literarischer) Roman" anzuwenden. Und, ganz ehrlich: Imho ist das für'n Eimer. Mit dem Master kannst du deine Badezimmerwand über der Toilette schmücken, aber Verlage&Lektoren wird das nicht vom Hocker hauen, wenn dein Roman trotzdem schiet ist und/oder nicht zu ihnen passt. Jedoch auch: Willst du wirklich so schreiben? Juli Zeh war am DLI und ich kann von mir nicht behaupten, dass das die Art von "Literatur" ist, die ich produzieren mag.

~ edit ~

Ach, menno, zu spät. Möh.

PS: Ich kling nur hart, ich bin nicht so böse zu dir. :knuddel: Aber die Welt ist rücksichtslos. :embarassed:
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Aidan am 31. August 2010, 14:15:56
Darielle, es wird immer, egal was du machst, Dinge geben, die dir dabei ganz gewaltig stinken. Und auch beim Schreiben kommt der Punkt, wo es echte Arbeit ist und es schwer ist, sich zu motivieren weiterzumachen. Jede Ausbildung beinhaltet eine Menge Ballast, die kein Mensch später braucht. Aber auf der anderen Seite braucht man manchmal plötzlich mehr, als man je gedacht hat und aus dem, was man vorher einmal als unwichtig abgetan hat, während man sich zwangsläufig damit beschäftigt hat, erwachsen neue Chancen.

Ich habe meine Ausbildung gehasst. Es waren bittere, aber auch sehr lehrreiche 3 Jahre. Aber - ich liebe meinen Beruf und arbeite gerne darin. Nebenher gibt er mir in vielen Dingen die Basis für meine Schreiberei - das Geld fürs Wohnen und Essen, Inspiration, psychologische Tiefe und vieles mehr.

Lerne, etwas durchzuziehen, auch wenn es dir nicht immer schmeckt.
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Darielle am 31. August 2010, 14:38:45
Nein, keine Sorge, ich vertrage die härtere Gesprächsgangart, bzw brauche sie hin und wieder ;) Das ist schon völlig in Ordnung.
Es ist eben so, dass ich gern "Dauer-Roman-Autor" wäre, sprich ein Roman nach dem anderen, ohne das jetzt als Konserven-Literatur verkaufen zu wollen. Denn jeder Roman bekommt ein eigenes Gesicht. Am Ende kommt es ja auch nicht so sehr darauf an, wie man schreibt, wenn man einmal etwas draußen hat, das gut war. Ich lese zB unheimlich gern und immer wieder Sergej Lukianenko. Zuerst dachte ich, seine Wächter-Reihe wäre etwas völlig neues und unnachahmliches. Dann aber hat er die Welten-Reihe geschrieben, die sich von der Tonart, vom Stil und auch vom Plot her sehr an die Wächter-Reihe angelehnt hat. Dennoch sind es unterschiedliche Werke, die beide ihren Preis wert sind.

Sicher, dazu muss man eben so gut sein, dass man eine hohe Summe für den Roman bekommt und damit bis zur VÖ des nächsten Romans auskommen muss. Aber ich will ja auch keine Reichtümer, das lenkt nur vom eigentlichen Sinn meines Lebens ab.
Und ja, dieser Sinn heißt schreiben. Ich will nicht schreiben weil es leicht sein soll. Das ist es nicht. Aber ich finde nur beim Schreiben genau die Welt in die ich gehöre und in der ich alles sein kann, was ich will. Ich bin jede Figur und zugleich betrachte ich jede von außen. Ich bin in jedem Farn, das in meiner Welt wuchert, aber auch in jeder Wolke bzw in jedem Stern, der sich über dem Land erhebt. und nur in dieser meiner Welt sammle ich die Erfahrungen, die ich für mein Leben real einsetze. Wer nicht für seine Träume kämpfen will, hat ausgeträumt.
Ich möchte ja keine studierte Germanistin sein, die alle Gedichtformen und all diese grammatikalischen Ansätze beherrscht. Sondern ich muss und will meinen Geist ausleben. Das ist ein bisschen als hätte ich ein störrisches Pferd unterm Sattel, das unbedingt rennen will. Die Kunst des Reitens besteht aber nicht darin, das Pferd unter sich durch die Landschaft preschen zu lassen, sondern es ästhetisch wirkungsvoll und gesundheitsfördern geistig auszulasten, es durch die Bahn zu tragen. Das versuche ich einerseits mit meinen Gedichten (die in letzter Zeit seltener werden) als auch jugendlich stürmisch mit meinem Roman. Das Schreiben ist meine größte Leidenschaft, die mir trotz aller negativen Kommentare niemand nehmen konnte, es ist ein fest verankerter Teil meines Lebens, schon seit einien Jährchen.

Ja, ich kann mir theoretisch vorstellen, nur vom Schreiben zu leben. Das heißt natürlich, dass man viel vorm PC sitzt und seine Armmuskulatur trainieren muss. Aber es heißt auch, einfach mal still zu sitzen, sich anzusehen was man produziert und zu träumen. Ich gebe es offen zu: Mein größter Feind ist der Stress. Druck, der mir von außen gemacht wird. Einerseits kann der förderlich sein, motivierend zuweilen. Aber andererseits bohrt sich dieser Druck wie ein Pfeil in mein Hirn und sprengt die Synapsen, sodass das Denken und geordnete Handeln schwer fällt. Ich hoffe, du verstehst was ich meine.  :bittebittebitte:
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Rigalad am 31. August 2010, 14:50:37
Ich glaube mittlerweile, dass dieser Wesenszug immer typischer für die aktuelle Gesellschaft ist. Erst kommt das "Ich mache gerne" und dann das "Ich muss ja".
Es ist so, dass jeder Träume hat. Und viele arbeiten auch dafür. Man glaubt daran, tut etwas dafür, um zu erreichen, was man sich erträumt hat. Aber Träume sind meistens nicht umsonst Träume - Sie sind ferner und unerreichbarer als die Realität. Nicht unmöglich, das behaupte ich nicht. Aber ein Romanautor zu sein, der davon lebt, was er fabriziert, da müsste man wirklich durchstarten. Ich habe irgendwo mal gelesen, dass in Deutschland knapp 0,3 Prozent der Autoren von ihren Büchern leben (Angabe ohne Gewähr, da ich die Quelle nicht mehr weiß).
Wie hoch ist da die Wahrscheinlichkeit, dass man selbst dazu gehört? Noch dazu in deinem Fall möglichst bald. Eher nicht so hoch, meinst du nicht?

Ich habe allen Respekt vor Träumen. Wirklich. Ich habe auch welche. Aber ich bin auch der Meinung, dass sie nicht auf den Rücken von anderen ausgetragen werden sollen. Du sagtest ja schon, dass du dich mit diversen Ämtern bzgl. Einkommens in Verbindung gesetzt hat. Wie meine Vorredner schon sagten: Ohne Ausbildung schlechter/kein Job, also wird man sich in Zukunft oft mit besagten Ämtern auseinandersetzen.

Glaub mir, ich meine das nicht böse. Ich komme selbst vom Amt und habe schon unzählige Schicksale gesehen. Welche Vorstellungen Menschen vom Leben haben. Eine wollte mal eine Druckermaschine von der Arge bezahlt bekommen, um ihre MS drucken/verkaufen zu können. Aber noch nie im Leben was geschafft. Wer im Leben schon solch eine Unreife zeigt und nicht anerkennt, dass man auch Dinge tun/lernen muss, die man nicht mag, der hat auch nicht die Reife, Bücher zu schreiben.

Ich hab meine Lehre auch gehasst. Aber man wird dadurch stärker und versteckt sich nicht hinter dem PC daheim.
That's life.
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Grey am 31. August 2010, 15:11:43
Zitat von: Darielle am 31. August 2010, 14:38:45
Sicher, dazu muss man eben so gut sein, dass man eine hohe Summe für den Roman bekommt und damit bis zur VÖ des nächsten Romans auskommen muss. Aber ich will ja auch keine Reichtümer, das lenkt nur vom eigentlichen Sinn meines Lebens ab.

Tja, gut sein ... das ist auch so ein Ding. Gut zu sein allein reicht leider nicht, nicht mal für ein mäßiges bis durchschnittliches Auskommen als Schreiberling. Du brauchst Geduld und Hartnäckigkeit und Sitzfleisch und auch Glück - viel mehr noch als Talent oder handwerkliches Können. Aber vor allem Geduld, ja, und Kritikfähigkeit, und du musst bereit sein, deine kostbare Schreibwelt anderen zu öffnen und sie von ihnen verändern zu lassen und sie vielleicht auch in gewissem Maße an die Wünsche der Kunden anzupassen. Denn wenn Schreiben zum Beruf wird, dann muss man es auch so sehen: Als Job.
Damit will ich dir nicht deinen Idealismus nehmen. Ich sage nur, es gibt m.E. verschiedene Arten von Autoren: Die, die für sich selbst schreiben, um sich zu verwirklichen, und die, die für ihre Leser schreiben, weil sie einfach gern Geschichten erzählen. Und natürlich alles dazwischen. Es geht jetzt auch nicht darum, wer der bessere Autor ist, das hat damit vermutlich nur am Rande etwas zu tun. Aber ich behaupte jetzt mal, dass die, die einfach gern erzählen und sich nicht so sehr selbst in ihre Geschichte hineinschreiben, es als Berufsautoren leichter haben. Du sagst es ja selbst:

Zitat von: Darielle am 31. August 2010, 14:38:45
Ich gebe es offen zu: Mein größter Feind ist der Stress. Druck, der mir von außen gemacht wird. Einerseits kann der förderlich sein, motivierend zuweilen. Aber andererseits bohrt sich dieser Druck wie ein Pfeil in mein Hirn und sprengt die Synapsen, sodass das Denken und geordnete Handeln schwer fällt.

Ganz ehrlich: Vom Schreiben leben zu wollen, ist Stress. Man hat Abgabetermine, dazwischen die ständige nervenaufreibende Warterei auf die Rückmeldungen der Lektorate, die Ungewissheit ob ein Buch nun verlegt wird, egal wie gut es ist, weil es vielleicht trotzdem nicht auf den Markt passt zur Zeit. Dazu kommt das Schreiben selbst, das Hadern mit den Geschichten, die Selbstzweifel vielleicht, die Änderungswünsche, von denen man nicht weiß ob man sie umsetzen kann oder will, ohne dass das Buch sich plötzlich fremd anfühlt. Und du wirst ändern müssen. Wie viel, weiß man vorher nie. Aber es wird passieren, dass du dich fragen musst, ob du diese Änderungen an deiner geliebten Welt annehmen kannst. Ob du vielleicht sogar eine Idee schreiben kannst, die eigentlich gar nicht deine ist. Das kann auch ganz toll sein, und zum Glück ist die Arbeit mit Lektoren ja nicht nur destruktiv. ;) Aber oft fühlt es sich eben so an, und man sollte wissen, ob man das überhaupt kann, ehe man sich darauf einschießt, unbedingt hauptberuflich Bücher schreiben zu wollen.

Meine 5 Ct zum Thema. ;)
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Lomax am 31. August 2010, 16:46:16
Ich denke mal, hier werden zwei Dinge in einen Topf geworfen, die man erst mal trennen sollte:
(1) Schreiben lernen
(2) Lebensunterhalt

Zu ersterem gibt es jede Menge Angebote. Aber die sind, soweit es schriftstellerisches Schreiben betrifft, allesamt keine regulären Ausbildungen, für die man Unterstützung bekäme oder gar eine Ausbildungsvergütung. (Schriftstellerisches) Schreiben trägt in der Lernphase nichts zum Lebensunterhalt bei.
  Ein paar Ausnahmen gibt es, wie beispielsweise das Literaturinstitut Leipzig. Trägt zwar auch erst mal nichts zum Lebensunterhalt bei, ist aber wenigstens ein "regulärer Studiengang" und bringt die üblichen Fördermöglichkeiten mit sich, die es für ein Studium gibt ... aber um in solche Nischen reinzukommen, braucht man vorher das Abitur; abseits eines Hochschulstudiums gibt's dann gar keine Ausnahmen.
  Was es gibt, sind andere, reguläre Berufe, die mal mehr, mal weniger aufs Schreiben vorbereiten. Ich würde etwas in der Richtung empfehlen, weil man dann zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann: Etwas übers und für das Schreiben lernen und zugleich durch eine richtige Ausbildung was für den Lebensunterhalt tun. Da kann man sich umschauen - aber auf jeden Fall wird man dann eine Ausbildungsphase haben, bei der man viele andere Dinge machen muss, die nichts mit schriftstellerischem Schreiben zu tun haben. Da muss man durch.
  Und vor allem, wie gesagt: Eine reine schriftstellerische Schreibausbildung, bei der zugleich auch der Lebensunterhalt abgesichert ist, gibt es ohnehin nicht; in der Zeit müsste man also ohnehin irgendwas anderes machen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

(2) Schreiben als Lebensunterhalt

Was allen Wegen des Schreibenlernens gemein ist, den wenigen "geraden" Wegen wie den Umwegen, ist die Tatsache, dass es in keinem Fall eine Garantie gibt, das am Ende Romanschreiben als Beruf dabei herauskommt. Klar, das gibt es auch bei anderen Berufen nicht, aber bei der Schriftstellerei ist es halt noch extremer. Das heißt, wenn man also seine "Ausbildung" in dem Metier, wie gerade oder auf Umwegen auch immer, erworben hat, dann beginnt ein komplett neuer Lebensabschnitt, bei dem man sich an das "Schreiben als Lebensunterhalt" erst heranarbeiten muss.
  Also, nicht wie bei anderen Berufen, erst die Ausbildung, und dann, wenn man Glück hat, ein Job, in dem man sich hocharbeiten kann, sondern, wenn man Glück hat, irgendwann mal die einmalige Gelegenheit, irgendwas zu schreiben, für das man vielleicht ein wenig Geld bekommt; und woraus im Laufe der Jahre vielleicht eine regelmäßige Einkommensquelle werden kann.
  Das "ein Roman nach dem anderen Schreiben" klappt nicht von Anfang an als Lebensunterhalt, weil man in aller Regel erst mal nicht "einen Roman nach dem anderen" kriegen wird. Sprich: Auf die "Ausbildungsphase zum Schriftsteller" folgt dann noch eine "Etablierungsphase", die man sich anderweitig finanzieren muss.
  Wer also Romanschriftsteller werden will, kommt also nicht drumherum, erst mal ein paar Jahre lang was ganz anderes zu machen, bevor er zum Lebenunterhalt Romane schreiben kann. Wenn er Glück hat. Wenn er sehr viel Glück hat, und "straight" ist und das richtige schreibt, dann kann man diese Phase auf ein paar wenige Jahre reduzieren. Wahrscheinlich ist das nicht. Nicht umsonst gilt ein Schriftsteller in den 30ern noch als "jung" ;). Wenn man Pech hat, kommt man aus der Phase auch sein Leben lang nicht raus. Planbar ist das nicht.

Auch die wenigen Ausnahmen, wo ein Autor gleich von der Schule weg vom schreiben leben kann, sind nicht planbar. Dazu kann man nicht mal was dazu tun, weil solche Fälle nichts mit Ausbildung, sondern eigentlich nur mit Förderung zu tun haben - und das hilft dir nicht weiter, weil du ja einen Weg suchst, auf dem du deine Chancen aktiv erhöhen kannst.

Und all diese regulären Wege sind vor allem erst mal lang - also würde ich sagen, schreibe und nutze alle Gelegenheiten, die sich bieten, fürs Schreiben etwas zu lernen oder einen Schritt weiter beim Verkaufen von Romanen zu kommen. Aber denke dabei erst mal nicht daran, vom Schreiben zu leben, weil das wird Jahre dauern; versuche, in diese Jahre einen anderen Lebensunterhalt reinzupacken. Kann nicht schaden, wenn der dir Spaß macht und deinen Neigungen entspricht. Aber versteife dich nicht darauf, beides sofort in ein Paket zusammenzupacken; irgendwas anderes wirst du in der Zwischenzeit machen müssen, um Geld zu verdienen.

Was den Stress betrifft: Ich würde mal sagen, dass ich jetzt seit ca. zwei Jahren als "Berufsautor" lebe - das ist in etwa der Zeitraum, wo die Romanhonorare zumindest den größten Teil meiner Einkünfte abdecken. Und Stress und Druck ist seitdem eher größer als in all den Jahren zuvor - ein anderer Stress als vor zehn Jahren im journalistischen Alltag, aber doch so, dass ich Anfang des Jahres ziemlich zermürbt war.
  Also, selbst wenn man vom Romanschreiben leben kann, ist das kein Schutzwall vor Stress und Druck von außen. Ganz im Gegenteil, Abgabetermine, fehlende Planungssicherheit, das notwendige Jonglieren mit vielen Projekten gleichzeitig; Dinge, die man schon abgegeben und abgeschlossen hat, und die dann zu den ungünstigsten Zeitpunkten überraschend doch für weitere Arbeitsschritte wieder ins Haus kommen - es gibt kaum einen Job, bei dem man weniger abschalten kann. Bei meinem letzten Urlaub saß ich regelmäßig mit dem Laptop bis zwei Uhr nachts auf dem Bett, weil ich dringend was fertig bekommen musste; so wie es aussieht, habe ich im nächsten Jahr schon wieder die nicht verschiebbare "heiße Phase" eines Projekts genau zu meiner geplanten Urlaubszeit ... Ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal erfolgreich einen Urlaub planen konnte und meine Ruhe hatte.
  Ist in gewisser Hinsicht okay für mich; ich weiß eh nichts mit mir anzufangen, wenn ich nicht gerade an irgendwas schreibe und nehme das überhaupt erst als Arbeit wahr, wenn es ein gewisses Level übersteigt. Aber eine stressfreie Tätigkeit ohne Anforderungen von außen sieht anders aus, und dass das Schriftstellerdasein oft eben nicht so aussieht, dass man in Ruhe für sich vor dem Rechner sitzt und seine Geschichten träumt und schreibt, das sollte auch erwähnt werden - wenn es der Hauptgrund sein sollte, warum du jetzt gerne diese berufliche Richtung einschlagen willst  ;)
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Hanna am 31. August 2010, 20:10:23
Hi Darielle!

Ich kann so sehr nachempfinden, wie du dich gerade fühlst. Für mich war auch immer klar, dass ich nur zum Schreiben tauge und nichts Anderes für mich in Frage kommt.

Als ich in deinem Alter war, habe ich eine Ausbildung abgebrochen und anschließend zehn Jahre lang gejobbt - im besten Job der ganzen Welt! Es hätte ewig so weitergehen können. Ich habe wahnsinnig gerne als einzige Angestellte in meinem Lager rumgewuselt und Pakete gepackt. Ich war immer arm, aber mein Job machte mir Spaß und nach vier Stunden war ich wieder draußen und konnte schreiben.

Leider war ich in diesen zehn Jahren nicht zielstrebig genug, um mehr zu tun als zu schreiben. Denn zu dem Beruf des Schriftstellers gehört weit mehr als nur schreiben. Du musst dein Buch auch an den Mann bringen und das ist manchmal der viel schwerere Teil.

Hätte ich mich in den zehn Jahren mal um eine Agentur bemüht und so zielstrebig geschrieben, wie die letzten eineinhalb Jahre, sähe mein Leben heute anders aus.

Und so ist es gekommen: nach zehn Jahren war die nette kleine Firma pleite und ich entlassen und dann stand ich da - 30 Jahre alt, vierjähriger Sohn, nichts gelernt.

Jetzt mache ich eine Ausbildung zur Bürokauffrau und bin damit auch alles andere als glücklich. Trotzdem ziehe ich es durch. Zum einen, weil ich das Geld brauche. Zum anderen, weil ich mir gedacht habe, dass mir kaufmännisches Wissen auch bei der Selbstständigkeit helfen wird. Und das Leben als Schriftsteller ist ein Leben als Selbstständiger. Was da an Bürokratie auf dich zukommt, ist nicht zu unterschätzen!

Zum zweiten Thema: ich habe Kinder- und Jugendbuch beim ILS studiert. Das war ziemlich teuer. Über 80 Euro im Monat und wirklich gebracht hat es mir nichts, abgesehen davon, dass es mich über Umwege zum Tintenzirkel geführt hat und mir zwei ganz liebe Freundinnen beschwert hat, die ich nicht mehr missen möchte ... und mit dem Zirkel noch einige mehr.

Letztlich musst du selbst entscheiden, welchen Weg du einschlägst. Aber den Job, bei dem alles passt und alles Spaß macht, gibt es sowieso nicht.

Viel Erfolg bei der Suche,
lg Hanna
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Rika am 31. August 2010, 22:05:24
Andere mit mehr praktischer Erfahrung was das Schreiben und veröffentlich werden betrifft haben schon genug weise Worte in die Richtung geantwortet. (Anmerkung: ich wählte da bewußt "veröffentlicht werden" statt "veröffentlichen", weil halt ein gut Teil davon völlig außerhalb des eigenen Einflusses liegt. Man kann nur darauf hinarbeiten, aber es gibt kein "Rezept" dafür, daß man abarbeiten kann.)

Ich möchte auch noch mal auf den Punkt Erfahrung kommen. Erfahrung sagt mir (auch 42), aus meinem eigenen Lebensweg, sowie auch aus vielen anderen Lebenswegen von Freunden und Bekannten), daß es immer auch Anteile gibt, die unnötig erscheinen, einem blöd vorkommen, einem schwer fallen, für die man nicht talentiert ist, die langweilen abstoßen oder nerven. Die Erfahrung, mit soetwas umzugehen ist viel wert. Das kann manchmal heißen, etwas abzubrechen, aber abbrechen ist auch oft der einfachste Weg. Oder der einfachst erscheinende. Zu lernen, sich mit etwas durchzubeißen, etwas zu tun obwohl es doof/langweilig/usw ist, und die positiven Veränderungen die man in sich selbst vornehmen kann, um damit besser umzugehen, ist jedoch viel Wert. Oftmals ist lediglich eine andere Perspektive auf das ungeliebte Etwas nötig, um es anders aufnehmen und anders damit umgehen zu können, sodaß es einen nicht runterzieht.
Die Fähigkeit, Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, den Aspekt an etwas zu finden, mit dem man sich anfreunden kann, oder den man respektiert und akzeptiert, das ist viel Wert, auch für's Roman schreiben. Schließlich sucht man da doch auch immer wieder andere Perspektiven.
Dinge verstehen lernen, egal ob man sie selber machen/anweden will, oft oder selten, ist auch nie hinderlich. Beim Schreiben kommt ja auch oft etwas vor, was man so direkt auch noch nicht genauso erlebt hat.
Und letztlich das Durchhaltevermögen, das man dabei entwickelt. Das ist Gold wert, für all die Momente wo das Leben einem in die Quere kommt, für all die Momente, wo einem temporär mal die Worte ausgehen, die Schribblockade kommt usw.

Am Beispiel von Geschäftsbriefen, z.B. - ja, spannend, interessant usw sind die nicht. Es ist auch erstmal für jemande, dem formelle Sprache nicht liegt (geht mir auch so ;)), weder angenehm, noch leicht so was zu schreiben. Aber es kann erlernt werden. Es kann geübt werden, und es ist mit etwas Übung gar nicht so schwierig, dann einen guten Geschäftsbrief zu schreiben/übersetzen, auch wenn es anfänglich schwerer fällt, als z.B. einen persöhnlichen Brief. Es ist nicht offensichtlich, wie oder wieso die "Geschäftsbriefe schreiben können" einem beim Romane schreiben hilft, aber glaub mir, auch das hilft.
Indirekt hilft es beim Romane schreiben, und direkt hilft es später bei der Kommunikation mit Agenten oder Verlagen, wenn es um Veträge geht etc. Denn da muß der Autor auch genug Bürkaufmännisches/Sekretärinnen-/Buchhaltungswissen haben, wie jeder andere Selbständige auch. Es sei denn, man kann es sich leisten, dafüf jemand anderen zu bezahlen.

Und schlußendlich - es ist oft sehr erstaunlich wie sich später im Leben das bißchen Wissen, was man irgendwo am Rande "mitgelernt hat, weil es halt dazugehörte und ich mußte", auf ganz unerwartete Art als nützlich erweist.

Grundlegende Kenntnisse lassen sich vielfältig anwenden. Z.B. kann man Sekretariats- oder Verwaltungsfähigkeiten in jeder Branche anwenden. Das selber ist vielleicht nicht in sich selbst Interessant, ich fände Geschäftsbriefe auch langweilig und doof. Wenn ich mir allerdings vorstelle, die z.B. für ein Wolf-Sanctuary zu schreiben, dann macht die Materie für mich das Interesse aus.

Und letztlich: Klo putzen ist halt doof. Muß aber sein, es putzt sich nicht von selber. ;)
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Steffi am 31. August 2010, 23:06:07
Liebe Danielle,

ich arbeite zurzeit in einem Beruf, der mir nicht besonders liegt, und der weder mit meinem Studium noch mit irgendetwas zu tun hat, was ich je machen wollte. Aber weißt du was? Der Arbeitsplatz eröffnet mir mehr zufällig die Möglichkeit, ganz viel Recherche für einen meiner Romane zu betreiben. Die Möglichkeit hätte ich ganz klar nicht, wenn ich nur Autorin wäre. Das solltest du immer in Betracht ziehen :)
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Moni am 01. September 2010, 09:41:00
Zitat von: Darielle am 31. August 2010, 12:11:47
Mit dieser Ausbildung wollte ich unbedingt in einen Verlag, ursprünglich ja als Buchhandelskauffrau oder wie das hieß. Diesen Beruf gibt es meines Wissens nach gar nicht mehr, sondern nur noch Mediengestalter.

Ich weiß jetzt nicht, woher du diese Info hast, aber selbstverständlich gibt es den Beruf noch. Ich bin selber gelernte Sortimentsbuchhändlerin, im Verlag ist das  herstellende Buchhändlerin. Informier dich zur Not darüber doch mal beim Börsenverein des deutschen Buchhandels, bzw. auf der Webseite des Börsenblattes (http://www.boersenblatt.net). Soweit ich weiß, wird unterschieden zwischen Hersteller (das ist dann vermutlich der Mediengestalter) und dem Kaufmännischen Verlagsbuchhändler, der zb eher die Vertriebsschiene betreut. Da ich im Sortiment und nicht im Verlag gelernt habe, kann ich das jetzt aber nicht 100% sicher sagen.

@Hanna: du hast beim ILS studiert? Mein Freund macht da auch gerade ein Fernstudium (neben der Arbeit) und ich hatte auch schon mal damit einem Studiengang da geliebäugelt. Hat es inhaltlich weniger gebracht, oder meinst du in beruflicher Hinsicht? Kannst auch per PN antworten, wenn das hier zu sehr ausufert.  ;)
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Drachenfeder am 01. September 2010, 10:30:28
Hallo Danielle,

Ich habe meine Ausbildung nicht gehasst, habe sie aber auch nicht geliebt. Ich wollte etwas kreatives machen. Von der Schriftstellerei bin ich schnell abgekommen, da ich nach der Schule nicht ewig ohne Geld und auch natürlich auf eigenen Beinen stehen wollte. Ich hatte zur dieser Zeit schon viele Texte verfasst, aber eine feste Zukunft war ja dadurch nicht abzusehen. Meine Träume führten mich weiter zur Fotografie (auch ein großes Hobby). Doch auch das wahr werden zu lassen war mehr als schwierig. Damals war die einzige Ausbildungsstätte für Fotografen in der Stadt Kiel. So, nun ist es für 15jährige Mädels nicht gerade einfach sich für ein Leben fernab der Familie und Freunde in einem Internat zu entscheiden. Also ist der nächste Traum geplatzt. Tja, so landete ich in der Verwaltung, im Öffentlichen Dienst bei der Stadt Frankfurt am Main, wo ich auch noch heute tätig bin. Meine Kreativität musste ich weiterhin in meiner Freizeit ausleben, was auch ein guter Ausgleich zur Paragraphenarbeit ist.

Ich muss jedoch zugeben, dass ich mittlerweile froh bin diesen Schritt gegangen zu sein. Ich war durch das frühe Arbeiten (mit 16 Ausbildung begonnen) sehr schnell selbstständig und auf eigenen Beinen. Meine erste eigene Wohnung hatte ich mit 20, war auch nur durch den festen Job und das regelmäßige Geld möglich.
Im letzte Jahr habe ich mich sogar für eine Weiterbildung (Nebenberuflich) in meinem Berufsbereich entschieden.
Das kürzt die Zeit für das größte und tollste aller Hobbys natürlich sehr. Was auch sehr traurig ist und mir fehlt. Aber es werden auch wieder andere Zeiten kommen und wer weiß, vielleicht wird der Traum von der nicht nur hobbymäßigen Schreiberei irgendwann zum erfolgreichen Nebenberuf?

Großes Gelaber... was ich damit sagen wollte: Ich finde weltliche Berufe (auch wenn meine Träume anders sind) nicht schlecht. Sie bringen einem viel fürs Leben. Meiner Meinung nach unerlässlich. Man braucht ein festes Standbein, auch für den Fall: Nein mit dem Schreiben wird's leider nichts.
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Churke am 01. September 2010, 10:44:13
Ich glaube, dass das Schreiben an sich nur die handwerkliche Seite von etwas viel Größerem ist. Denn was auch immer man schreibt, muss man mit Inhalten füllen, und diese Inhalte ergeben sich mehr oder weniger aus der Biographie und den Erfahrungen des Autors. Und da, denke ich, ist der Elfenbeinturm keine gute Location.

Wäre ich gelernter Schriftsteller, würde ich niemals so schreiben wie ich es tue. Ich hätte niemals diesen Wissens- und Erfahrungshorizont und wahrscheinlich würde mir auch die Präzision im Urteil fehlen.
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Darielle am 01. September 2010, 13:19:45
Holla,

erstmal auch hier wieder besten Dank für eure Antworten!
Nun, sicher braucht man gewisse Erfahrungen, wenn man weltliche Dinge schreiben will. Da ich aber pure Fantasie aus mir heraussprudeln lasse, die wirklich null mit dem normalen Leben gemein hat, kann mir keine Erfahrung im RL helfen. Alles was ich schreibe ist bewusst so gewählt, dass es nicht von einem RL-Vorgang oder einer physikalischen Regel oder sonstwas abgekupfert ist. Man sagt immer, Kunst ist es erst dann, wenn es die Realität besonders gut nachahmt. Genau den Gegenpart dazu möchte ich erschaffen, weil ich in dieser Welt voller Regeln einfach viel zu sehr eingesperrt bin - wie viele andere auch.

Ja, man muss sich manchmal irgendwo durchkämpfen. Es ist ja nicht so, dass ich das nicht schon oft genug getan hätte, am Ende sogar mit Stolz/ Freude über das erlebte. Sicher muss man bestimmte Dinge als Erfahrung einfach mitnehmen. Aber für mich hat das mit dem schreiben nichts zu tun. Wenn ich einen realen Roman schreiben will, dann recherchiere ich. Wenn nicht, dann brauche ich nur meinen Kopf, ein paar Hände zum Tippen/ Stift halten und ein Medium auf das meine Gedanken transportiert werden sollen. Gut, vielleicht etwas Musik, aber da hört's dann auch auf.

Wenn ich mir eure Kommentare so anschaue, sagen sie eigentlich größtenteils das gleiche aus. Das führt mich also dazu, dass ich kaum eine andere Chance habe, als "irgendetwas" zu tun. An dieser Stelle fällt mir grade ein Zitat von Hesse ("Glasperlenspiel") ein:

ZitatLach mich nur aus, aber diese Abgefallenen haben trotzdem etwas Imponierendes, so wie der abtrünnige Erzengel Luzifer etwas Großes hat. Sie haben vielleicht das falsche getan, viel mehr, sie haben ganz ohne Zweifel das falsche getan, aber immerhin:
Sie haben etwas getan, haben etwas vollzogen, sie haben einen Sprung gewagt, es gehörte Mut dazu.
Wir andern, wir haben Fleiß und Geduld gehabt, und Vernunft, aber getan haben wir nichts, gesprungen sind wir nicht.

Um daraus eine Konsequenz zu ziehen: Ich werde springen. Wo auch immer mich der Flug hinträgt, das werden wir sehen. Ich geh heute aufs Arbeitsamt und mach nen Termin für die Berufsberatung. Wieder ist es so, dass ich nicht weiß was genau ich eigentlich machen soll. Ich wollte Pferdewirt werden - das war mein Lebenstraum. Aber man findet kaum Ausbildungsstellen und damit hört das schon auf. Aber vielleicht gibts im Tierbereich eine andere Möglichkeit, das werde ich alles erfragen.
Gestern stand ich am Abgrund. Heute bin ich Teufel sei dank schon einen Schritt weiter. :vibes:
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Lucien am 01. September 2010, 13:30:03
Das ist ja super! Möge Luzifer dich auf deinem Weg behüten und schützend seine Flügel über dich breiten ... äh ... ja.  ;D
Ich drück dir ganz fest die Däumchen, dass du was Hübsches findest.
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Thaliope am 01. September 2010, 13:34:53
Zitat von: Darielle am 01. September 2010, 13:19:45

Nun, sicher braucht man gewisse Erfahrungen, wenn man weltliche Dinge schreiben will. Da ich aber pure Fantasie aus mir heraussprudeln lasse, die wirklich null mit dem normalen Leben gemein hat, kann mir keine Erfahrung im RL helfen.

Hm, das sehe ich ein bisschen anders ...
Wie fremdartig und fantastisch auch die Umgebung gestaltet sein mag, in der deine Geschichten spielen, und wie wundersam auch die Figuren sind, die deine Geschichten erzählen ... letztendlich ist das alles bedingt durch die echte Welt, weil sie Grundlage für unsere Vorstellungen ist. Und die Figuren und ihre Konflikte sind eigentlich das, wofür man die Lebenserfahrung braucht.
Das meiste fachliche Wissen könnte man sicher mit mehr oder weniger Aufwand recherchieren, aber die Erfahrungen im zwischenmenschlichen Bereich mit den unterschiedlichsten Charakteren etc. sind meiner Ansicht nach das, was den Figuren in Geschichten Plastizität und Glaubwürdigkeit verleihen kann und vor dem Verharren in Klischees bewahrt.

Und auf der anderen Seite muss es Verknüpfungspunkte zwischen der Fantasie und der echten Welt geben, damit der Leser einen Anknüpfungspunkt für seine eigenen Vorstellungen findet und die Geschichten nachvollziehen kann.

Aber Berufsberatung klingt ja erstmal nach einem sehr guten Schritt. Ich hoffe für dich, dass du einen guten Platz im Tierbereich bekommst, wenn dir das liegt. Und lass dich nicht davon entmutigen, wenn jemand sagt, da gebe es wenig Ausbildungsplätze. Das gilt so ziemlich für jeden Bereich ...

Liebe Grüße und alles Gute
Thali
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Aidan am 01. September 2010, 13:55:31
Thali:   :jau:

Darielle, es will dir keiner hier die Freiheit nehmen. Du sollst und kannst fliegen, wenn dir das gegeben ist.

Springen, aufbrechen, seinen Weg gehen erfordert Mut, aber nicht den Teufel. Es geht nicht darum, nicht die Träume zu leben, sondern wie man sich die Basis, den Hort, schafft, damit die Träume nicht Alpträume werden. Wer fliegt braucht einen Landeplatz, wenn er eine Pause braucht.

Entschuldige, aber niemals ist der Teufel ein guter Ratgeber. Denn er zielt auf dein Verderben, nicht auf dein Gelingen. Der andere Weg mag schwieriger erscheinen, weniger spektakulär, aber er führt weiter und nicht in den Abgrund, sondern in die Höhen.

Ein Haus ohne gutes Fundament wird zusammenbrechen.
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Darielle am 01. September 2010, 14:41:58
@ Winterkind

Tja, ich lebe die "böse" Seite des Lebens ;) Ich glaube nicht an den Teufel, ich bin nur Satanist. Und daher möge man mir verzeihen, wenn ich Gott nicht für irgendetwas danke, sondern lieber dem "Teufel", dem satanischen Prinzip und damit mir selbst.  :engel: Der Satanismus ist meine Lebenseinstellung, schon seehr lange Zeit. Er hat aber nichts damit zu tun, was und wie ich schreibe oder wie ich meine Probleme löse. Er gibt mir nur die Kraft an mich selbst zu glauben und dank eigener Kraft alles im Leben zu erreichen. Irgendwie geht alles. ^^
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Aidan am 01. September 2010, 15:12:18
Es tut mir leid, Darielle. In deinem Post sind Widersprüche in deiner Lebenseinstellung. Satanist ohne Teufel geht genauso wenig, wie eine Lebenseinstellung ohne Einfluss auf die Art Probleme zu lösen.

Ich kann deine Einstellung nicht teilen. Aber das muss ich zum Glück nicht. Ich beziehe mein Selbstbewusstsein, meinen Selbstwert und das Erreichen meiner Ziele und Träume aus anderer Quelle. Die Antworten und Hilfestellungen sind da nicht so plakativ, aber auf Dauer  effektiver. Auch wenn es manchmal so aussieht, als würde ich mein Ziel nicht erreichen, erreiche ich es dennoch, oder ein anderes, besseres.

Lass dir gesagt sein: auch ich träume und verwirkliche zur Zeit Schritt für Schritt meine Träume und Wünsche und werde immer freier von dem, was mich früher begrenzt hat. Es ist zum Teil harte Arbeit und vor allem auch in der Vergangenheit gewesen. Und die schwersten Zeiten waren jene, wo ich meinen Weg, meine innere Richtung verlassen habe.

Aber nun gut. Wir haben Lebenseinstellungen, die sich nicht vertragen. Dort weiter zu reden, führt nur immer weiter weg von dem ursprünglichen Sinn dieses Threads, auch wenn ich in der Lebenseinstellung den Schlüssel zum langfristigen Erfolg und Glück sehe.
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Felsenkatze am 01. September 2010, 15:18:38
@Winterkind & Darielle:

Wie Winterkind schon gesagt hat, führt die Religionsdiskussion hier zu weit vom Thema weg. Zudem wollen wir eigentlich hier keine Threads, die aufgrund von doch recht fixen Standpunkten zur Schlammschlacht verkommen könnten. (Versteht mich nicht falsch: ihr wart beide sehr zivilisiert, das ist jetzt nur präventiv). Über Religion und Politik kann man sich sehr lange streiten und letztlich führt es selten zu etwas.
Deswegen würde ich mich freuen, wenn diese Diskussion hier nicht weitergeführt wird. Danke. :)
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Thaliope am 01. September 2010, 15:20:01
@Winterkind: Da muss ich Darielle den Rücken stärken: Satanismus ist primär eine anthropozentristische Weltsicht, die also den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Satan ist in diesem Konzept, so wie ich es verstanden habe, letztlich nur der Katalysator, der dem Menschen seine Eigenständigkeit und Unabhängigkeit von Gott vor Augen führt. Und von da an kommt man dann auch ganz gut ohne Teufel aus ;)

Aber stimmt, Weltanschauungen führen hier vom Thema fort. Oder ...? Geht es nicht eigentlich die ganze Zeit darum? Ach, ich weiß es nicht.

LG
Thali

[Edit: Hupps, das hat sich mit Felsis Aufforderung zum Themawechsel überschnitten. Sorry!]
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Rumpelstilzchen am 01. September 2010, 15:42:06
Zitat von: Darielle am 31. August 2010, 12:55:19
Aber am Ende steht dennoch die Frage: Was tun? Ausland fällt für mich schon allein deshalb aus, weil ich mit meineim Freund erst seit gut einem Monat zusammen bin und ich natürlich besonders diese Anfangsphase nicht erschweren möchte. Das hatte ich bisher nur allzu oft.
Hast du nicht in deiner Vorstellung geschrieben, dass du verlobt bist? Oder verwechsele ich dich gerade?

Ich kann längere Auslandsaufenthalte nur empfehlen. Dort lernt man eine Menge über andere Kulturen und trifft die unterschiedlichesten Menschen. Wenn man im Ausland "auf sich alleine" gestellt ist, lernt man auch eine Menge über sich selbst. Eine Auszeit kannst du dir auch in Deutschland nehmen, wenn du noch nicht weißt, was du eigentlich machen möchtest. Hast du schon mal an ein Soziales oder Ökologisches Jahr gedacht? Vielleicht gibt es auch Stellen in der Nähe deines Freundes.

Wenn du dich für eine Ausbildung entschieden hast, dann zieh sie durch, egal, ob dir daran etwas nicht gefällt. Anschließend kannst du immer noch etwas anderes machen, aber dann hast du schon mal eine Grundlage auf der du aufbauen kannst. So habe ich es gemacht, allerdings nicht, weil sie mir nicht gefallen hat, sondern weil ich in dem Beruf anschließend keine Job bekommen habe. Das kommt heutzutage auch noch dazu. Du findest etwas, was dir Spaß macht, aber es gibt dort zu wenig Jobangebote, dann musst du flexibel sein. Das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert.

Träume braucht jeder Mensch, aber man sollte sich nicht in einer Traumwelt verlieren und den Eindruck machst du gerade auf mich. Den perfekten Job gibt es nicht, egal ob es die nicht perfekten Kollegen sind, die unliebsamen Aufgeben, die es in jedem Job gibt oder die schlechte Bezahlung, von der du kaum leben kannst. Und für den nahezu perfekten Job musst du erst mal Berufserfahrung gesammelt haben.

Zitat von: Thaliope am 01. September 2010, 13:34:53
... letztendlich ist das alles bedingt durch die echte Welt, weil sie Grundlage für unsere Vorstellungen ist. Und die Figuren und ihre Konflikte sind eigentlich das, wofür man die Lebenserfahrung braucht.
Dem stimme ich zu, denn ohne eine gewisse Lebenserfahrung können Charaktere schnell unglaubwürdig werden.

Wenn du dich für Sprachen interessierst, dann fang jetzt an, nicht wenn es irgendjemand von dir verlangt. Besuch Fremdsprachenkurse an der VHS oder such dir einen Austauschstudent, häufig suchen diese jemanden der ihnen hilft deutsch zu lernen und im Gegenzug lehren sie dich ihre Sprache. Auch das sind wichtige Erfahrungen. Auch das Lernen anderer Sprachen kann dir helfen schreiben zu lernen.

Wenn du deinen Weg gehen willst, dann musst du etwas tun. Wenn du dich nur treiben lässt, passiert auch nichts ;)
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Rika am 01. September 2010, 16:12:49
Ich denke auch jeder Mensch braucht Träume. Und es ist es auch wert, darauf hinzuarbeiten.
Ich glaube allerdings, daß nur den wenigsten die Träume in den Schoß fallen, die meisten müssen hart dafür arbeiten, Umwege in Kauf nehmen, Durchhaltevermögen beweisen...

"nur wenige Lehrstellen" als Grund, gleich aufzugeben, ohne wenigstens erstmal versucht zu haben, eine zu bekommen, scheint mir auszusagen, daß der Traum wohl doch nicht so wichtig ist.

Was das Schreiben betrifft, zurück zu den anfänglichen Argumenten: Um als veröffentlichter Autor davon leben zu können braucht es dreierlei:
- viel Schreiben, damit man was an den Verlag/Agenten zu bringen hat
- einen "Brotberuf", oder Unterstützung von Außen, damit man ein Dach über dem Kopf und was zu Essen hat, bis die Schreiberei genug einbringt (wenn sie es denn jemals tut, das läßt sich ja nicht garantieren, auch bei erfolgreicher Veröffentlichung)
- Hartnäckigkeit, Durchhaltevermögen und ein dickes Fell um es wieder und wieder so lange zu versuchen, bis es mal klappt mit der Veröffentlichung.

Was mir als "Tenor" hier durchklingt, ist das wir alle sagen, der Brotberuf trägt meistens auf subtile und/oder direkte Weise zum besseren Schreiben bei.
Mindestens allerdings kann/sollte ja das Schreiben finanzieren und genug Zeit dafür lassen. Und das ist meistens mit ungelernten Berufen eher weniger der Fall.

Der andere "Tenor" der mir durchklingt ist, daß es auf Dauer nicht gut ist, ständig etwas neues anzufangen und halbfertig wieder abzubrechen. Oftmals ist die Investition das Begonnene doch noch zuendezuführen mehr Wert als nur am Ende das Papier mit der Qualifikation in den Händen zu halten. (Nicht zuletzt das Wissen und der Beweis, daß mensch etwas zuende führen kann und eben nicht gleich aufgibt wenn es schwierig/langweilig/nervend/"unnütz" wird. Das ist für so viele Dinge wichtig, nicht zuletzt auch für das Leben als Autor, muß mensch doch seine Bücher nicht nur fertig schreiben, sondern dann auch noch solange überarbeiten, bis sie erflgreich an den Verlag gebracht sind.)
Außerdem ist eine abgeschlossene Qualifikation immer etwas positives, auch wenn mensch sich damit hinter bei etwas nicht direkt damit zusammenhängendem bewirbt.

Viel Glück bei deiner Suche!
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Steffi am 01. September 2010, 17:54:15
Zitat von: Thaliope am 01. September 2010, 13:34:53
Wie fremdartig und fantastisch auch die Umgebung gestaltet sein mag, in der deine Geschichten spielen, und wie wundersam auch die Figuren sind, die deine Geschichten erzählen ... letztendlich ist das alles bedingt durch die echte Welt, weil sie Grundlage für unsere Vorstellungen ist. Und die Figuren und ihre Konflikte sind eigentlich das, wofür man die Lebenserfahrung braucht.
Das meiste fachliche Wissen könnte man sicher mit mehr oder weniger Aufwand recherchieren, aber die Erfahrungen im zwischenmenschlichen Bereich mit den unterschiedlichsten Charakteren etc. sind meiner Ansicht nach das, was den Figuren in Geschichten Plastizität und Glaubwürdigkeit verleihen kann und vor dem Verharren in Klischees bewahrt.



Dem stimme ich hundertprozentig zu. Um tiefe, glaubwürdige Menschen zu schreiben muss man eben schon einigen begegnet sein...
Titel: Re: Schreibausbildung
Beitrag von: Darielle am 02. September 2010, 03:14:11
Na, ihr habt euch wieder mächtig ins Zeug gelegt mit dem Tippen!  ;D
Ok, zuerst möchte ich mal ein paar kurze Statements zu den "OffTopic"-Dingen abgeben, danach komme ich zurück zum eigentlichen Thema.

Was die Lebensphilosophie angeht (nein, das sollte eigentlich gar keine Religionsdiskussion werden  :d'oh:), so ist das für mich absolut kein Widerspruch. Satan ist ein Lebensprinzip, eine Galleonsfigur, während der Teufel für manche zwielichtige Leute tatsächlich als Person und als Gott betrachtet wird. Man darf Satan, Luzifer und den Teufel nicht alle in einen Topf werfen. Jeder Name birgt eine völlig andere Lebenseinstellung. Der Sinn des Satanismus ist Selbstverwirklichung und Individualität. Auch eine Anti-Haltung gegenüber der (christlichen) Kirche spielt eine große Rolle, aber nur deshalb weil die Kirche als Institution in der Geschichte viele Fehler beging und auch heute noch betrügt und versucht durch Schein weltliche Macht zu erlangen. Aber das ist ein anderes Thema... Wer mehr dazu wissen mag, kann mir ne PN schicken.

Ach ja, es kam irgendwo die Frage durch, was meinen Beziehungsstatus betrifft: Ja, da hat sich eine Menge getan. Als ich mich vorstellte war ich verlobt, nur leider in den falschen wie sich herausstellte. Meinen Freund nun kenne ich schon wesentlich länger als meinen Ex-Verlobten und da hat sich aus einer sehr engen Freundschaft einfach etwas anderes ergeben... Im Endeffekt habe ich nun bei ihm wirklich das Gefühl meinen Traum zum Leben erweckt zu haben. Er ist das beste was mir in meinem ganzen Leben geschehen ist.

So, nun zurück zum Thema Ausbildung.
Hier hat für mich nun sicher ein völlig fremder Weg begonnen. Doch ich bleibe meinen Prinzipien treu. Spaß, Friede und Freude (hoi, das klingt gar so lustig) sind immer noch das wichtigste für mich. Das alles muss ein Job mir bringen. Mit Geld kann ich nicht viel anfangen und ich möchte auch nicht Jahrzehnte darauf warten, dass ich irgendwann mal "Glück" habe. Stattdessen möchte ich mein Leben jetzt so leben, dass ich - sollte ich in jüngster Zeit verunfallen und sterben - nicht bereuen muss, dass ich meine Zeit auf Erden nicht genutzt habe. Ok, klar, wenn man tot ist, bereut man nichts mehr.  :pfanne: Aber ihr wisst sicherlich worauf ich hinaus möchte.
Morgen bin ich nochmal bei der guten Frau von der Berufsberatung und dann schauen wir weiter, wie wir das alles händeln. Ich mache mir deshalb nicht so viel Stress, auch wenn es eine ernste Situation ist. Aber wozu unnötig aufregen, da verliert man nur den Überblick.

Ja, vielleicht habe ich eine Traumwelt geschaffen in der ich existiere. Aber am Ende ist alles irgendwie eine Traumwelt. Realität ist immer mehrdimensional. Ich halte nicht viel von dem "Ernst des Lebens". Im Gegenteil. Ich muss das ändern, was ich geändert haben möchte, weil sonst nichts geschieht.
Ein gradliniges Leben wäre langweilig. "Wer grade Wege geht, fürchtet den Herrn. Wer krumme Wege geht, verachtet ihn." Dieses Zitat trifft eindeutig auf mich zu - nicht nur aus religiöser Sicht.

Also, alles wird sich finden. Die Antwort, die ich mir nicht selbst geben konnte ist im Endeffekt nur die, dass es eben keine Möglichkeit gibt, sich im Bereich der Literatur ausbilden zu lassen, bzw einige Grundregeln des Handwerks zu erlernen. Jedenfalls keine wie ich sie mir erhofft hatte.
Nun ist so ein langer Thread draus geworden, was mich einerseits freut, andererseits ist es eben doch schwierig aus all den Gedanken und Infos das besonders wesentliche für mich mitzunehmen. Bitte nehmt's mir nicht übel, ich bin euch wirklich dankbar für eure Anteilnahme. Aber ich glaube, ich brauch nun eine Mütze Schlaf.^^