Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Zonka am 23. Februar 2010, 16:04:28

Titel: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Zonka am 23. Februar 2010, 16:04:28
Mich würde interessieren, ob Ihr an Euch  feststellt, dass Eure Lesegewohnheiten, Euer Lesegeschmack sich verändert haben, seitdem Ihr selbst Geschichten/Romane schreibt.

Ich gehöre zu den Viellesern, merke aber, daß ich mittlerweile viele Bücher stehen lasse, wenn sie mich nicht beim Anlesen sehr schnell in ihren Bann ziehen, oder schlampig geschrieben sind.
Mit schlampig geschrieben meine ich auffällige Logikfehler, sinnfreies Geschwafel, oder ähnliche Leseflussbremsen.
Für so ein Buch ist mir mittlerweile meine Zeit zu schade, dann lese ich lieber zum wiederholten Mal Bücher die ich bereits gelesen habe und schätze.


Liebe Grüsse
Zonka
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Wollmütze am 23. Februar 2010, 16:36:08
Hallo Zonka,

Ja, das ist definitiv der Fall und ich habe in letzter Zeit auch verstärkt darauf geachtet, wie sich mein Lesegeschmack verändert hat. Früher dachte ich z.B das ich nur Bücher lesen müsste, die aus der dritten Person geschrieben sind, was ja völliger Blödsinn ist! Heute lese ich auch mal gerne ein Buch in der ersten Person, und genieße es, das gleiche mit Geschichten, die in der Gegenwart erzählt sind  :)
Außerdem lese ich keine typischen Weltrettungsgeschichten mehr, ich verspür einfach keine Lust dazu, noch einmal über den kleinen Bauernjungen zu lesen, der zum absoluten Funkel-Glitzi-Glitzi Held wird. Was ich absolut reizend finde sind Romane, die sehr charakternah geschrieben sind und sich mit dem Schicksal des Protas befassen, grade wenn es traurig ist  :'(
Ich war noch nie jemand, der Happy-Ends gerne schreibt, aber gelesen hab ich sie früher immer gern. Heute nicht mehr. Ich liebe es, wenn am Ende einer Geschichte etwas Tragisches passiert, oder eine Frage in den Raum geworfen wird, die der Leser selber knacken muss. Natürlich sollten die Handlungsfäden schon aufgelöst sein, vielleicht grade durch dieses Sad-End aufgelöst werden.

Früher, als ich anfing, Fantasy zu lesen, war Klischee für mich ein Muss. Heute habe ich mich absolut davon abgewandt. Das hat sich wohl verändert  :)


Grüßle,
Wolli
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Kati am 23. Februar 2010, 16:59:34
ZitatFunkel-Glitzi-Glitzi Held
:rofl:

Also, sagen wir es mal so  ;D: Ich habe ein Regal, in dem alle meine Lieblingsbücher stehen dürfen. Bis auf ein- zwei Ausnahmen stehen da heute komplett andere Bücher als noch vor einigen Jahren, als ich noch nicht so intensiv geschrieben habe.
Damals stand ich voll auf "Mädchengeschichten" wie "Plötzlich Prinzessin" und alles war voll davon. Nach und nach habe ich die alle aus dem Lieblingsregal genommen und gegen andere Bücher ersetzt, nachdem ich bemerkt habe, wie schlampig, oberflächlich und uninteressant meine alten Lieblingsbücher jetzt für mich waren. Ich mochte sie kein bisschen mehr.
Heute stehen auf den Regalen natürlich meine geliebte Dark Fantasy, Urban Fantasy und ganz viele historische Sachen, die ich vor ein paar Jahren nur gelangweilt gemustert und auf keinen Fall gekauft hätte.

Ich glaube, dass das etwas mit dem Schreiben zu tun hat, da ich dadurch wohl ein Auge für verschiedene Schreibstile und so etwas entwickelt habe. Eine Freundin von mir, die nicht schreibt, sagte einmal, es wäre ihr egal, ob eine Geschichte nicht logisch ist oder oberflächlich, solange sie spannend ist. Das konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen und ich glaube, dass das auch vom Schreiben kommt.

LG,

Kati
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Maran am 23. Februar 2010, 18:04:51
Ich denke eher, daß es ein normaler Prozess ist, wenn sich der Lesegeschmack ändert. Man wird halt nicht jünger, und was einen als Kind/Jugendlicher begeistert hat, wird mit zunehmendem Alter uninteressanter. (Ausnahmen bestätigen die Regel ;) )

Allerdings bemerke ich bei mir auch, daß ich anders lese als in noch in der Schule, bzw. daß ich beim Lesen von mir gefälliger Lektüre auf Dinge achte, die mir früher beim Just-for-fun-Lesen relativ egal waren. Ich denke, dies liegt daran, daß ich heutzutage mehr mit dem Kopf als mit dem Gefühl lese. Versteht das jemand? Und viele Themen, die mich früher begeisterten, sind inzwischen sowas von ausgelutscht, daß mir der Spaß daran vergeht. Es gibt eigentlich nur noch wenige Bücher, die mich wirklich begeistern können.
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Kati am 24. Februar 2010, 18:53:27
Maran, das stimmt bestimmt, aber ich denke doch, das viel Schreiben und Lesen einen kritischer macht. Dadurch, dass man selbst so sehr auf seinen eigenen Stil achtet, achtet man automatisch auch bei anderen Geschichten darauf.  :)
Allerdings glaube ich doch, dass ich auch ohne Schreiben meine Mädchenbücher losgeworden wäre.  ;)

LG,

Kati
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Maran am 24. Februar 2010, 20:02:53
Zitat von: Kati am 24. Februar 2010, 18:53:27
Maran, das stimmt bestimmt, aber ich denke doch, das viel Schreiben und Lesen einen kritischer macht.

In meiner Jugend hat das nur der Deutschunterricht mit Zwangslektüre bewirkt.  ;D Ich denke, Kritik ist ein Lernprozess und bedarf des Dialoges. Es nützt einem nichts, im stillen Kämmerchen mit einem Buch unzufrieden zu sein, nicht mehr über die Gründe darüber zu wissen als daß es einem nicht gefällt und für sich selbst zu dem Schluß zu kommen, daß man es selbst besser hätte machen können - die Gründe hierfür aber ebenso wenig benennen kann.

Ich glaube, ich bin nicht die Einzige, die Geschichten schreibt, die sie selbst gerne lesen würde. Meine Lesegewohnheiten haben sich im Laufe der Zeit dahingehend verändert, daß ich nicht mehr ständig ein Buch vor der Nase habe - was wohl vor allem mit dem Arbeitsleben und mangelnder Zeit zu tun hat - und daß ich heutzutage mehr Bücher an- als durchlese. Mein Lesegeschmack hat sich grundlegend seit meiner Schulzeit verändert. Nicht in allen Bereichen, aber ich bin bei weitem nicht mehr so einseitig, was die Wahl meiner Lektüre anbelangt. Meine Art zu lesen, mein "kritisches Lesen" habe ich vor allem wohl diesem Forum zu verdanken, dem Dialog mit euch allen. Ich nehme viel von hier mit.
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Joscha am 24. Februar 2010, 21:12:11
Ich merke vor allem, dass ich anspruchsvoller werde, was ich lese. Als ich Eragon das erste Mal gelesen habe (okay, das war bevor ich Star Wars gesehen hatte), fand ich es genial. Mittlerweile ist es mein Lieblings-Hassbuch (naja, es gibt schlimmere. Das Problem ist, dass bei Eragon irgendwie jeder davon überzeugt ist, das Buch sei genial und komplett innovativ...).

Ich mag tiefgründige Charaktere lieber, Graustufen statt Schwarz-Weiß-Malerei. Von der Einstellung "Ich brauche einen Super-Strahlehelden-Protagonist mit übermenschlichen Kräften" (was aber vermutlich eher an meinem jungen Alter lag) ist mittlerweile wenig übriggeblieben. Heute sage ich: "Ich brauche mal einen Protagonisten, der kein Super-Strahleheld ist." Besonders meine Vorliebe für düstere Charaktere und Nicht-Ganz-Hapyy-Ends hat sich aber vor allem durch meine Schreibtätigkeit verändert.

Der Hauptunterschied, den ich zu früher jedoch merke, ist, dass ich den Respekt vor veröffentlichten Büchern verloren habe. Früher habe ich zu Büchern, die es bis zur Veröffentlichung geschafft haben, mit Ehrfurcht aufgeschaut. Mittlerweile, dank eigener Erfahrung und Austausch mit anderen Autoren (und durch den Vampir-Trend ;D) ist mir klar geworden, wie wenig die Güte und wie viel die Marktfähigkeit eines Manuskriptes ausmacht.
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Ary am 24. Februar 2010, 21:34:20
ZitatDer Hauptunterschied, den ich zu früher jedoch merke, ist, dass ich den Respekt vor veröffentlichten Büchern verloren habe. Früher habe ich zu Büchern, die es bis zur Veröffentlichung geschafft haben, mit Ehrfurcht aufgeschaut. Mittlerweile, dank eigener Erfahrung und Austausch mit anderen Autoren (und durch den Vampir-Trend ) ist mir klar geworden, wie wenig die Güte und wie viel die Marktfähigkeit eines Manuskriptes ausmacht.
Das kommt mir bekannt vor. Seit ich selbst schreibe udn mich mit anderen, auch veröffentlichten, Autoren auseinadersetze udn schon mal ein bisschn hinter die Kulissen von verlag udn Lektorat geschaut habe, frage ich mich auch, wie einiges es in die Regale der Buchläden geschafft hat.
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Maran am 24. Februar 2010, 21:48:29
Zitat von: Aryana am 24. Februar 2010, 21:34:20
Das kommt mir bekannt vor. Seit ich selbst schreibe udn mich mit anderen, auch veröffentlichten, Autoren auseinadersetze udn schon mal ein bisschn hinter die Kulissen von verlag udn Lektorat geschaut habe, frage ich mich auch, wie einiges es in die Regale der Buchläden geschafft hat.

Mir kommt das auch bekannt vor. Aber dafür brauche ich kein Hintergrundwissen, es reicht, wenn ein Butler zur Tür schlürft ... Wo war da der Lektor?
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Zonka am 24. Februar 2010, 22:10:21
Klaro ändert sich der Lesegeschmack mit dem Alter, aber durch das Selber Schreiben und den angesprochenen Blick "hinter die Kulissen" des Schreibhandwerks wird man deutlich anspruchsvoller!

Der Mangel an Lektorat stört mich immens, gerade bei Autoren, die das soundsovielte Buch auf den Markt bringen. Wunderbar, wenn einem Autor eine griffige Metapher einfällt. Wenn aber statt der einen dann fünf! hintereinander aufgereiht werden könnte ich vor Wut ins Buch beißen.

Mir fällt der Trend zu seitenfüllenden Schinken auf. Drei bis Vierhundert Seiten sind nicht mehr gut genug, es müssen Fünfhundert bis Tausend sein.
Die Kernstory wäre flott und flüssig erzählt, aber dann wird seitenweise "schwadroniert".
Ich frage mich manchmal, ob die Autoren pro Seite bezahlt werden.  :seufz:

Liebe Grüsse
Zonka
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Rika am 24. Februar 2010, 22:17:47
Ich schreibe noch nicht lange genug, um hierzu wirklich was sagen zu können, aber den wachsenden Anspruch hatte ich definitiv auch schon vorher festgestellt. Harry Potter 4 habe ich nicht zuende geschafft. (Ich weiss nicht, wie die Übersetzung ist, aber beim Original hatte ich wirklich total das Gefühl, da hat plötzlich das Lektorat gefehlt...)
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Lexa am 24. Februar 2010, 22:21:34
Ich glaube auch, dass sich mit dem Alter der Lesegeschmack verändert.
Durch das Schreiben aber sicher auch, und auf andere Weise. Bei mir fällt mir auf, dass ich oft die Handlung bei Büchern oder auch Filmen vorhersagen kann, seit dem ich mich mit dem Schreiben beschäftige.
Da kann es dann zum Beispiel sein, dass ich vor der großen Enthüllung weiß, welche Figur hinter alldem steckt, da sie sonst am Anfang nicht so lang eingeführt worden wäre usw.
Ich vermute, dass es hier vielen so geht, da man aus eigener Erfahrung weiß, welche Elemente eine Story braucht, und welche total unnötig wären, würden sie nicht auf ein späteres Ereignis oder ähnliches vorbereiten.
Einerseits freut es mich dann, wenn ich richtig liege, andererseits würde ich mich manchmal auch gerne überraschen lassen. :)

Liebe Grüsse
Lexa

Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Ary am 24. Februar 2010, 22:30:32
@Rika: dann tu dir bloß die Deutschen nicht an - die lesen sich wie mit der heißen Nadel gestrickt. ich weiß, Übersetzer arbeiten teilweise unter argem zeitdruck, aber... uha. Da wäre ein bisschen mer Zeit doch besser gewesen.
Im ersten Band wird das Kartenspiel "Exploding Snap" mit "Snape explodiert" übersetzt.  :gähn:

Fazit: ich bin über die Jahre ein sehr viel anspruchsvollerer Leser geworden.
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Kati am 25. Februar 2010, 15:42:22
Zitates reicht, wenn ein Butler zur Tür schlürft
Huch...Das ist nicht schön.

Mir ist es auch aufgefallen, dass man sich nicht mehr denkt: "Der hat´s geschafft, der muss ja was können!", wenn man selbst schreibt. In manchen Foren wird man immer noch doof angegangen, wenn man sagt, man mag ein Buch nicht, weil man es schlecht geschrieben findet. Dann kommt immer so etwas wie: "Im Gegensatz zum Autor X hast du noch nichts veröffentlicht, also halt mal schön den Mund."  ::)
Früher habe ich auch gedacht, dass ein Autor, der veröffentlicht wird, sicherlich was können muss, heute weiß ich, das es nicht so ist. Vor ein paar Tagen habe ich zufällig erfahren, dass die Autorin eines Buches, dass ich wirklich schlecht geschrieben finde, die Schwester eines anderen bekannten Autoren ist. Ich will hier nicht behaupten, dass sie nur deshalb veröffentlicht wurde, aber ich finde sowas immer verdächtig.

LG,

Kati
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Stjersang am 25. Februar 2010, 17:07:45
Nuja, ich schreibe noch nicht lange und auch die Fantasy habe ich vor noch nicht allzulanger Zeit für mich entdeckt, außerdem bin ich ja nun in einer Phase, in der der Intellekt sich relativ rapide entwickelt, aber ich fand zum Beispiel den Stil von Trudi Canavan vor etwas über einem Jahr um einiges besser, als jetzt und würde ihn auch heute noch toll finden, wenn ich mich nicht mit der Materie auseinandergesetzt hätte. Seit ich schreibe achte ich eben einfach auf Dinge. Das schafft zwar eine gewisse Distanz zu den Büchern, da ich sie mittlerweile eher als... schwer in Worte zu fassen... Idee des Autors, denn als eigenständige Geschichte ansehe (Während die stummen "Was zur Hölle hat dich dazu getrieben?"-Schreie früher der Figur galten, richten sie sich heute an den Autor  ::) ), andererseits spart man auf diese Art und Weise Geld. Es dauert einfach länger, bis sich mal wieder ein den Ansprüchen genügendes Buch findet.
Wobei eben diese Ansprüche mich trotzdem nie davon abhalten werden, John Sinclair-Heftromane zu lesen.  ;D
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Ary am 25. Februar 2010, 17:26:48
Hihi, John Sinclair ist ja auch Kult.

Wenn ich lese und ein Buch fesselt mich wirklich, dann gehe ich nicht jeden Satz auf "Fehler" durch - aber wenn ich an ein Buch gerate, das mir nicht gefällt, und mir ist nicht auf den ersten Blick klar, was mir nicht gefällt, dann fange ich an zu suchen. Daraus kann ich was lernen, was ich dann auf meine eigene Schreiberei übergragen kann. Auch das verdanke ich diesem und anderen Schreibforen - der Blick auf das gschriebene ist duch das eigene Schreiben geschärft.
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Kati am 25. Februar 2010, 19:15:53
Aryana: Das mache ich auch so.  ;D Bei Sätzen wie "Das mache ich so, seit ich 13 bin" korrigiere ich das immer leise für mich, bei Büchern, die mir gefallen, ist es mir allerdings egal.

LG,

Kati
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: zDatze am 31. Januar 2011, 10:46:39
Ich krame mal wieder diesen Thread hervor.

Veränderter Lesegeschmack? Das könnte man fast als Untertreibung bezeichnen. ;D
Alleine die Themenwahl hat sich bei mir stark geändert. Von den High-Fantasy-Weltrettern bin ich eigentlich komplett abgedriftet. Das liegt wohl ein einer gewissen Übersättigung, die mir vor einigen Jahren echt die Leselust verhagelt hat. Nun suche ich gezielt nach Büchern, die Themen/Settings/Probleme behandeln, die nicht so 0815 sind.

Außerdem greife ich jetzt auch gerne zu Büchern außerhalb des Fantasygenres. Da mir jetzt erst bewusst wurde, was ich da eigentlich verpasse. Ich finde es höchst interessant, wie sehr sich doch Schreibstile unterscheiden. Alleine vom Genre her.
Ich vermute gerade ganz stark, dass wir in der Schule einfach nur langweilige Sachen gelesen haben. :hmmm:

Aber gerade überfällt mich beim Anlesen wieder ein ähnliches Bauchweh wie bei der Weltretter-Schwemme. Mir kommt es so vor, dass jedes zweite Buch, das ich in einer Buchhandlung in die Hand nehme und anlese in der Ich-Form geschrieben ist. Und bei denen gehe ich generell mit Vorsicht ran, weil mich ... naja, ein Ich-Erzähler oft sehr leicht nervt. Subjektives Empfinden, keine Frage. Aber die Leseunlust schleicht sich wieder an, wenn ich in einer Buchhandlung vor dem Fantasy-Regal stehe.

Die meisten Bücher lege ich wieder zurück, weil sie mich nicht fesseln können. Oder weil mir die Sätze krumm vorkommen, oder der Erzähler mir vorschwafelt wie toll er nicht ist ... oder ich einfach gerade zu pingelig bin. ::)
Aber gerade dadurch schätze ich ein gutes Buch umso mehr, wenn ich es erstmal gefunden habe. :D
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: moonjunkie am 02. Februar 2011, 10:07:45
DAS habe ich auch schon festgestellt. Vor allem seitdem ich schreibe und dazu recherchiere - also Ratgeber dazu gelesen habe, was man vermeiden sollte etc. Seitdem fallen mir zumindest sehr viel öfter Sätze auf, die mir so gar nicht gefallen wollen in Büchern von Schriftstellern, die ich sonst gerne gelesen habe. Man liest irgendwie mit anderen Augen.

Ansonsten, klar alle paar Jahre ändert sich der Buchgeschmack ja ohnehin (zumindest ist das bei mir so). Obwohl ich auch Bücher habe, die ich zum Beispiel mit 18 gerne gelesen habe und sie noch immer gerne lese (12 Jahre später also). Offen für alle Genres war ich allerdings schon immer. Fantasy, Chick-Lit, Märchen und anderes, was ich gar nicht so genau zuordnen kann. Allerdings muss ich zugeben, dass ich selten Bücher mehrmals lese - ich habe einfach zu viele noch im Regal stehen, die darauf warten überhaupt gelesen zu werden (ich und meine ständigen Bücherwünsche zu Weihnachten und Geburtstagen und dann diese Spontankäufe...).  :buch:
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Nuya am 02. Februar 2011, 17:06:17
Jaa.. das kenne ich auch.
Es ist zwar schon so, das ich mich noch immer gerne von anderer Leute Empfehlungen begeistern lassen will, doch gelingt es nicht oft.
Entweder passt mir der Stil nicht, oder ich finde schon auf den ersten Seiten Rechtschreibfehler - oder ähnliches.
Schlimm finde ich auch nichtssagende Buchrückentexte. Man soll natürlich nicht alles verraten, aber nichts auszusagen ist doch ein bisschen wenig.
Und wenn mich dann auch die zwei, drei Seiten die ich anlese nicht überzeugen können, dann hat das Buch leider verloren.

Wenn ich ein Buch bzw die Geschichte allerdings wirklich leiden kann, lese ich gern über Rechtschreibfehler hinweg und diese Bücher dann auch gern mehrfach oder zusätzlich auf Englisch.
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Spinnenkind am 02. Februar 2011, 17:30:48
Ich finde, das eigene Schreibverhalten wirkt sich direkt aufs Leseverhalten aus, weil man einfach seine Präferenzen für bestimmte Charaktere, Thematiken und Schreibtechniken verwendet.

Früher, als junge Jugendliche, habe ich so ziemlich alles verschlungen, was mir in die Hände kam (außer dieses eine Buch, wo eine Fee ihre Kontaktlinsen von einer Linsenpflanze pflückt, das war mir dann doch etwas zu abgedreht).
Inzwischen ist es so, dass ich manchmal wirklich lange und tiefgründig darüber nachdenke, ob dieser Plot überhaupt Sinn macht, warum die Perspektive dauernd wechselt, ob die Dialoge natürlich wirken...auf der einen Seite erfreulich und fürs Schreibe sicherlich lehrreich, auf der anderen Seite fehlt mir schon manchmal dieser bedingungslose Lesefluss, den ich früher einmal hatte  ::) Oder ich habe einfach lange kein Buch mehr gelesen, das mich dermaßen fesselt.
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Drachenfeder am 02. Februar 2011, 17:58:36
Ich lese mittlerweile mehr Genreübergreifende Werke als früher. Allerding glaube ich nicht, dass dies etwas mit dem Selbstschreiben zu tun hat, sondern mit dem älter werden. Ich bin einfach offener geworden und neugieriger. Zum Schluss zieht es mich natürlich wieder in die Fantasy. Aber mal etwas Abwechslung finde ich sehr wichtig (zumindest für mich).

Was ich aber gemerkt habe ist, dass mein Leseverhalten und die Aufnahme ein paar Veränderungen durchgemacht hat. Manchmal fallen mir Satzstellungen auf, die ich nie im Leben so geschrieben hätte und sie auch ziemlich mies finde. Früher hätte ich einfach gelesen und nie über so etwas nachgedacht. Schlechte Bücher gibt es auch mehr als früher. Ich lese einfach anders, achte auf unterschiedliche und mehr Dinge. Aber solange ich den Spaß am Lesen nicht verliere, ist es ja in Ordnung.
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Zit am 02. Februar 2011, 18:09:50
Zitat von: DrachenfederSchlechte Bücher gibt es auch mehr als früher.

Das bezweifel ich - es gibt mehr Bücher, klar, aber ob die auch alle gleich schlechter sind? ;D Ich denke einfach, dass unsere Antennen durchs eigene Schreiben sensibilisiert wurden. Insofern stimme ich zu, dass mir im Laufe der Zeit, je mehr ich übers Schreiben lernte und selber schrieb, immer mehr krumme Sachen in Büchern auffallen. Auf der anderen Seite kann ich aber auch, in meinen Augen, gute Bücher mehr genießen - weil ich Erklärungen habe, was sie so gut macht und weil ich die Erklärungen dann halt selbst ausprobieren kann.

Ob das Schreiben beeinflusst hat, was ich überhaupt lese, mag ich gar nicht beurteilen. Wer ich bin, lese ich - und da haben sowohl das Schreiben als auch meine Lebenserfahrungen ihre Finger im Spiel.
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: RubinaGela am 02. Februar 2011, 18:50:35
Mittlerweile lege ich durchaus mal ein Buch weg, wenn es mich langweilt (oder aufregt, weil es fuchtbar geschrieben ist). Die Zeit, mich da doch noch durchzukämpfen, wie ich es sonst aus einem unerklärlichen Pflichtbewußtsein heraus getan hatte, ist mir nun einfach zu schade dafür.
Meistens hatte ich in diesen Fällen bis zuletzt gehofft, es würde sich noch was ändern und am Ende doch noch lohnen, gelesen zu werden. Hatte mich dann aber mächtig geärgert, wenn dem nicht so war.  :wums:  Wieder Zeit vertan. Die hätte ich doch besser mit Schreiben genutzt, als mich mit sowas zu quälen.

Zitat von: moonjunkie am 02. Februar 2011, 10:07:45
  - ich habe einfach zu viele noch im Regal stehen, die darauf warten überhaupt gelesen zu werden (ich und meine ständigen Bücherwünsche zu Weihnachten und Geburtstagen und dann diese Spontankäufe...).  :buch:
Auch das kann ich gut nachvollziehen. Bin selbst ständig auf der Jagd nach neuer, spannender Lektüre -  und mittlerweile sehr wählerisch geworden. (Aber hier wächst ja toller Nachwuchs heran  :vibes: ...)
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Rigalad am 02. Februar 2011, 19:07:32
Seit ich Zwischenwelten, also Jugendromantasy schreibe, achte ich schon mehr auf das Genre und liese viel daraus. Schließlich möchte ich ein bisschen Ahnung davon dieser Richtung haben, möchte inspiriert werden und gleichzeitig auch wissen, was es schon gibt oder eben auch nicht.
Trotzdem lese ich zwischendurch auch gerne mal etwas anderes. Einen guten Thriller von Fitzek, einen historischen Roman oder was zum Schmunzeln. Wenn ich dann aber zu "meinem" Genre zurückkehre, fühle ich mich wieder daheim angekommen. Eine Weile werde ich da gewiss auch noch bleiben.

Übrigens, und ich hoffe, es ist nicht zu sehr OT, finde ich es schwierig, ein Buch wirklich als "schlecht" zu bezeichnen. Woran misst sich schon gut oder schlecht. Es kann handwerklich unausgereift oder abgekupfert oder unoriginell sein.
Aber ich denke, die meisten Autoren stecken Herzblut in ihre Geschichten. Das versuche ich bei Büchern, die mir nicht gefallen, immer im Hinterkopf zu behalten. Etwas, das mit Liebe zum Detail erschaffen wurde, kann in meinen Augen nicht schlecht sein, sondern einfach nicht für mich geeignet. Solange es jemanden erreicht, hat es bestimmt seine Daseinsberechtigung.

(Und ich habe heute meinen idealistischen Tag. ;D )
Titel: Re: Veränderter Lesegeschmack, seit Ihr selbst Geschichten schreibt?
Beitrag von: Drachenfeder am 02. Februar 2011, 19:27:26
Zitat von: Zitkalasa am 02. Februar 2011, 18:09:50
Das bezweifel ich - es gibt mehr Bücher, klar, aber ob die auch alle gleich schlechter sind? ;D Ich denke einfach, dass unsere Antennen durchs eigene Schreiben sensibilisiert wurden.

Genau so habe ich das auch gemeint. Ich sehe das jetzt eher was gut und schlecht ist. Zum Schluss bleibt es eh Geschmackssache.