Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Aquila am 04. Februar 2010, 09:28:39

Titel: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Aquila am 04. Februar 2010, 09:28:39
Hallo liebe Tintenzirkler,
beim Durchsuchen des Tintenzirkels habe ich einen solchen Thread nicht gefunden, deshalb bringe ich das Thema einfach mal zur Sprache.

Ich arbeite jetzt schon ewig an meinem Fantasy Roman, wobei sich der Plot immer wieder ändert und erweitert. Das kennt ihr sicherlich auch, oder? Allerdings ist das nicht mein Problem, sondern, dass ich auch ungefähr fünf unterschiedliche erste Kapitel habe. Der Roman selbst hat sich beim Plotten nie so schwerwiegend verändert, dass er Einfluss auf den Beginn der Geschichte genommen hätte.
Eigentlich hatte ich geplant meinen Prota von dieser Welt auf irgendeine Weise in meine Fantasy-Welt zu holen aber ich habe ständig das Gefühl, nicht den richtigen, ... ähm ..., den richtigen Zeitpunkt für den Einstieg in die Geschichte gefunden zu haben. Mal glaube ich zu weit ausgeholt zu haben, mal glaube ich zu spät angefangen zu haben und manchmal glaube ich, dass ich einfach vollkommen falsch angefangen habe. Aus der letzten Situation entstand dann auch ein erstes Kapitel, das von Anfang an in der Fantasywelt spielt, ohne einen Übergang.

Ich würde jetzt einfach gerne wissen, wie dass bei euch so läuft.

Wisst ihr von Anfang an, wann und wie euer Roman beginnt und wo ihr einsteigen müsst?
Habt ihr auch schon mehrere erste Kapitel geschrieben und wusstet dann nicht, welches das Richtige ist?
Wie habt ihr herausgefunden, welches euer erstes Kapitel ist?


Liebe Grüße

Aquila
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Smaragd am 04. Februar 2010, 09:43:05
Ich denke, das hat auch damit zu tun, wie sehr man vorher den Roman durchplottet. Ich selbst plotte kaum und muss meine Anfänge auch immer ändern. Mal merke ich, dass noch etwas unbedingt davor muss, mal war der Anfang eher zum Warmschreiben und eigentlich gar nicht relevant. Daran bin ich mittlerweile gewöhnt. Spätestens, wenn die erste Version fertig ist, setze ich mich dann richtig ans plotten und strukturiere den Anfang neu, sodass er zum Rest passt. Irgendwie geht das ganz gut. (Abgesehen von einer angefangenen Geschichte, bei der ich den Verdacht habe, dass alle bisherigen 30 Seiten irgendwie sehr lahm sind. Wenn ich das irgendwann mal schreiben will, werde ich wohl vorher richtig umstrukturieren müssen :wums: )
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Dämmerungshexe am 04. Februar 2010, 10:01:34
Hrm ...

Schwierig. Ähnliche Situationen kenne ich. Bei einem frühen Entwurf eines Romanes wollte ich zeigen was für Auswirkungene in bestimmtes Ereignis für die verschiedenen Völker jeweils hat, und so hatte ich am Ende eigentlich drei erste Kapitel, die jeweils eine eigene Geschichte erzählen und an deren jeweiligen Enden die handlungsstränge dann zu einem zusammengefügt werden. Problem war dann auch die Frage: mit welchem fange ich an?
Die Frage konnte ich leider bis heute nicht klären, dass die Geschichte sich (mal wieder) total verändert hat  :wums:

(Wenn ichs mir aussuchen könnte, hätte ich in einer gedruckten Version alle drei Einzelgeschichten nebeneinander her laufen lassen, also die Seiten im Buch aufgeteilt, oder so ähnlich (auf solche Ideen kommena uch nur Mediengestalter  :pfanne:))

In deinem Fall würde ich sagen: Versuch mal von der grundlegenden Struktur herauszufinden, wo der Anfang sein sollte. Willst du den Einstieg spannend machen? - Fang etwas später an. Willst du den Leser sicher abholen? - Fang dort an wo alles beginnt.
Schließlich und endlich geht es beim Schreiben auch um deine Entscheidung als Autor, wie du deine Geschichte gestalten willst. Ich denke den "richtigen" Einstieg gibt es an sich gar nicht.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Aquila am 04. Februar 2010, 10:50:29
Zitat von: Dämmerungshexe am 04. Februar 2010, 10:01:34
Willst du den Einstieg spannend machen? - Fang etwas später an. Willst du den Leser sicher abholen? - Fang dort an wo alles beginnt.
Schließlich und endlich geht es beim Schreiben auch um deine Entscheidung als Autor, wie du deine Geschichte gestalten willst. Ich denke den "richtigen" Einstieg gibt es an sich gar nicht.

Eigentlich wollte ich den Einstieg spannend machen aber wenn ich dort Anfange, fehlt einfach zu viel von der "Vorgeschichte". Allerdings weiß ich nicht genau wo ich in der Vorgeschichte ansetzen soll, ohne den Leser zu langweilen.
Kommt mein Prota aus der realen Welt müsste ich doch eigentlich auch dort anfangen, oder nicht?
Wenn ich dort anfange, muss ich doch zuerst ein wenig von ihm erzählen und vor allem wie er in die Fantasywelt kam. Da hole ich dann ganz schön weit aus aber wenn ich ein Buch lese, will ich auch nicht, dass der Prota einfach in der erdachten Welt ist ohne zu wissen, wie er dort hin kam (auch wenn dass mit der Geschichte selbst nur wenig zu tun hat. :wums:

Ich habe immer das Gefühl, entweder zu wenig oder zu viel als "Einstieg" zu schreiben.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Kuddel am 04. Februar 2010, 10:53:30
@Dämmerungshexe: Einen richtigen Einstieg gibts sicher nicht. Jeder Autor entscheidet das alleine. Da hast du vollkommen Recht.

Ich selbst habe bei meinem jetzigen Roman mit einem Prolog angefangen, der an dem 6. Geburtstag meiner Protagonistin spielt. Im Laufe der ersten Kapitel merkte ich aber, dass ich die Spannung rausnahm, dadurch, dass ich den Prolog am Anfang hatte. Jetzt ist er zum 4. Kapitel geworden und als Erinnerung eingebaut. Wäre wirklich blöd gewesen, wenn der Leser schon wüsste, dass auf dem Dachboden etwas unnatürliches vorgeht.  :ätsch:

Dementsprechend ist mein neuer Anfang das eigentliche erste Kapitel ohne Prolog. Ich persönlich bin ein Fan von Romanen, bei denen der Autor den Leser mitten ins Geschehen schmeißt und erst nach und nach enthüllt. Das bietet gleich viel Spannung an und fesselt den Leser. Wobei ich bei dem o.g. Roman genau das Gegenteil mache. Ich fange in unserer Welt an, stelle die Charaktere vor und lasse sie erst nach 40 Seiten auf ihre eigentliche Aufgabe stoßen, aber es wird ja auch eine 6-bändiger Zyklus. Da habe ich noch viel Zeit, um die Hintergründe nach und nach zu enthüllen.

Aber das musst du natürlich selbst entscheiden. Wichtig ist, dass du selbst das ganze vertreten kannst. Und es dir gefällt.

Liebe Grüße,
Kuddel
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Aquila am 04. Februar 2010, 11:14:46
Zitat von: Kuddel am 04. Februar 2010, 10:53:30
Ich fange in unserer Welt an, stelle die Charaktere vor und lasse sie erst nach 40 Seiten auf ihre eigentliche Aufgabe stoßen, aber es wird ja auch eine 6-bändiger Zyklus. Da habe ich noch viel Zeit, um die Hintergründe nach und nach zu enthüllen.

:o ein 6-bändiger Zyklus? Da hast du dir aber einiges vorgenommen! Bei so einem Werk macht es auch nichts, wenn die Protas erst nach 40 Seiten ihre Aufgabe bekommen.
Mein "Werk" soll aber nur ein Buch werden.

Zitat
Ich persönlich bin ein Fan von Romanen, bei denen der Autor den Leser mitten ins Geschehen schmeißt und erst nach und nach enthüllt. Das bietet gleich viel Spannung an und fesselt den Leser. Wobei ich bei dem o.g. Roman genau das Gegenteil mache.

Eigentlich mag ich solche Bücher auch am liebsten aber irgendwie, warum auch immer, habe ich ein Problem damit, dass auch zu tun (oder ich bin einfach zu blöd um es hinzubekommen  :pfanne:).

Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Smaragd am 04. Februar 2010, 11:48:27
Zitat von: Aquila am 04. Februar 2010, 10:50:29
Eigentlich wollte ich den Einstieg spannend machen aber wenn ich dort Anfange, fehlt einfach zu viel von der "Vorgeschichte". Allerdings weiß ich nicht genau wo ich in der Vorgeschichte ansetzen soll, ohne den Leser zu langweilen.
Kommt mein Prota aus der realen Welt müsste ich doch eigentlich auch dort anfangen, oder nicht?
Wenn ich dort anfange, muss ich doch zuerst ein wenig von ihm erzählen und vor allem wie er in die Fantasywelt kam. Da hole ich dann ganz schön weit aus aber wenn ich ein Buch lese, will ich auch nicht, dass der Prota einfach in der erdachten Welt ist ohne zu wissen, wie er dort hin kam (auch wenn dass mit der Geschichte selbst nur wenig zu tun hat. :wums:

Hast du schonmal überlegt, deinen Prota irgendwann später anderen Charakteren ewas von seiner Vergangenheit erzählen zu lassen? Wenn du aus seiner Perspektive schreibst, kannst du vorher ja schon Andeutungen machen, dass er nicht von dieser Welt ist, ohne die Hintergründe zu erläutern. Da dein Prota es weiß, wird er wohl kaum eingehend darüber philosophieren. Das könnte den Leser fesseln und auf die Vorgeschichte neugierig machen, sodass das dann nicht langweilig rüberkommt, wenn die Geschichte endlich erzählt wird.

Wie andere auch schon gesagt haben, du "musst" überhaupt nichts. Fang da an, wo es für dich stimmig ist. Wenn du von Anfang an mehr über den Hintergrund deines Protas erzählen willst, nur zu. Wenn du deine Leser erstmal ein bisschen im Dunklen tappen und raten lassen willst, kann das auch spannend sein.

Grundsätzlich baut es natürlich mehr Spannung auf, wenn man nicht sofort alles über einen Charakter erzählt bekommt.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Kuddel am 04. Februar 2010, 11:56:42
Hi Aquila,

ja, 6 Bände. Alle so um die 350-400 Seiten. Die Storyline steht im groben. Sobald die Überarbeitung des ersten Bandes erledigt ist, werde ich mit dem 2.ten anfangen. Zieht sich also noch eine Weile hin das Projekt.

Und die Spannung kriegst du schnell durch ein wenig Übung hin. Stell dir einfach vor, du schreibst deinen Roman und bist selbst der Leser. Was willst du als solcher wissen, was musst du wissen und was musst du nicht unbedingt wissen. Hilft ungemein.

Ach ja und ich liebe es, winzige Details einzubauen, die sich irgendwann als gigantische Enthüllung herausstellen. Damit sich der Leser hinterher an die Stirn haut und sagt: Das hat sie doch schon vorne erzählt.
Vielleicht hilft dir das auch Aquila.

Liebe Grüße,
Kuddel
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Churke am 04. Februar 2010, 12:21:37
Ich wäre überrascht, wenn es viele Leute gäbe, die sich hinsetzten und Kap. 1 druckfertig herunter schrieben.
Für mich ist das erste Kapitel mehr eine Arbeitsgrundlage. Erst wenn der Roman komplett steht, kann ich wirklich entscheiden, ob ich den richtigen, den falschen oder einen überflüssigen Einstieg gewählt habe. Mein Rat: Sich nicht um den Anfang scheren, sondern den Roman erst mal fertig schreiben. Und sich dann den Anfang vornehmen und das so lange, bis man ein gutes Gefühl dabei hat. Mann, was habe ich an ersten Kapiteln schon herum gebastelt...  :gähn:
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: FeeamPC am 04. Februar 2010, 12:30:24
Kapitel 1 ist bei mir immer die Grundlage. Entweder ich habe sofort einen Einstieg, der mich überzeugt,und mache von da aus konsequent weiter, oder das ganze Projekt landet in der Ablage. Will heißen, Kapitel 1 muß schon ziemlich gut und "fertig" klingen, damit ich überhaupt weitermache. Da ich ansonsten weitgehend ohne Plot arbeite (mein Plot besteht in der Regel aus zwei, drei Sätzen), ist dieser Aufhänger, den das erste Kapitel bietet, entscheidend für die ganze Story, Stimmung, Charaktere und Handlung inklusive..
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Dämmerungshexe am 04. Februar 2010, 13:13:36
Zitat von: Aquila am 04. Februar 2010, 10:50:29

Kommt mein Prota aus der realen Welt müsste ich doch eigentlich auch dort anfangen, oder nicht?


nicht unbedingt. Ich fände es auch spannend, es andersherum zu machen. Normalerweise ist es in solchen Geschichten, wo jemand in eine fremde Welt gestoßen wird, ja so, dass dieser Prota auf neue, wundersame Dinge stößt. Man könnte aber auch mal ausprobieren, wie es für die Bewohner dieser Welt ist, wenn sie sich plötzlich mit jemanden konfrontiert sehen, der so anders ist, und über den (und seine Hintergründe) sie erst etwas herausfinden müssen.

Zur Zeit habe ich ein ähnliches Konzept im Hinterkopf - der "Protagonist" kommt vollkommen ohne Erklräung und Hintergründe in einem fremden Land an (man bekommt nicht einmal mit, inwieweit er sich an sein bisheriges Leben erinnert) und alle anderen müssen auf ihn reagieren und so entfalten sich die Ereignisse
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Grey am 04. Februar 2010, 13:18:27
Bei mir ist es eigentlich immer so, dass ich mich ca. 50 Seiten lang an einem neuen Roman "warmschreiben" muss. Erst wenn ich damit durch bin, weiß ich, welche Fahrtrichtung der Roman bekommt, wenn ich so weitermache - und dann entscheide ich mich, ob ich das so will. Wenn nicht, wird ordentlich geändert - und meist kommt das erste Kapitel in die Tonne, weil ich es nur benutzt habe, um mich an die Charaktere zu gewöhnen.
Trotzdem schreibe ich es immer wieder, weil es ja wichtig ist, seine Helden kennen zu lernen.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Aquila am 04. Februar 2010, 16:12:16
Zitat von: Smaragd am 04. Februar 2010, 11:48:27
Hast du schonmal überlegt, deinen Prota irgendwann später anderen Charakteren ewas von seiner Vergangenheit erzählen zu lassen? Wenn du aus seiner Perspektive schreibst, kannst du vorher ja schon Andeutungen machen, dass er nicht von dieser Welt ist, ohne die Hintergründe zu erläutern. Da dein Prota es weiß, wird er wohl kaum eingehend darüber philosophieren. Das könnte den Leser fesseln und auf die Vorgeschichte neugierig machen, sodass das dann nicht langweilig rüberkommt, wenn die Geschichte endlich erzählt wird.

Auf die Idee bin ich noch nicht gekommen  :wums: aber sie hört sich gut an. Ich muss mal nachsehen ob das funktionieren würde, da ich wirklich aus der Perspektive des Protas schreibe.


Zitat von: Kuddel am 04. Februar 2010, 11:56:42
Und die Spannung kriegst du schnell durch ein wenig Übung hin. Stell dir einfach vor, du schreibst deinen Roman und bist selbst der Leser. Was willst du als solcher wissen, was musst du wissen und was musst du nicht unbedingt wissen. Hilft ungemein.

Danke für diesen Tipp. Meistens versuche ohnehin so zu schreiben aber es gelingt nicht immer.

Zitat
Ach ja und ich liebe es, winzige Details einzubauen, die sich irgendwann als gigantische Enthüllung herausstellen. Damit sich der Leser hinterher an die Stirn haut und sagt: Das hat sie doch schon vorne erzählt.
Vielleicht hilft dir das auch Aquila.

Das habe ich noch nicht ausprobiert. Ich muss mal gucken wo und welche Details ich einbauen kann.

Zitat von: FeeamPC am 04. Februar 2010, 12:30:24
Kapitel 1 ist bei mir immer die Grundlage. Entweder ich habe sofort einen Einstieg, der mich überzeugt,und mache von da aus konsequent weiter, oder das ganze Projekt landet in der Ablage. Will heißen, Kapitel 1 muß schon ziemlich gut und "fertig" klingen, damit ich überhaupt weitermache. Da ich ansonsten weitgehend ohne Plot arbeite (mein Plot besteht in der Regel aus zwei, drei Sätzen), ist dieser Aufhänger, den das erste Kapitel bietet, entscheidend für die ganze Story, Stimmung, Charaktere und Handlung inklusive..

Ich bin kein penibler Plotter, der vorher alles ins kleinste Detail fertig haben muss aber mehr als drei Sätze brauch ich schon (na ja, einen ganzen Ordner).
Außerdem liegt mir dieser Roman viel zu sehr am Herzen, als dass ich ihn einfach in die Ablage verfrachte. Da würde bei mir sonst die Ablage überquellen! ;D


Ich glaube, ich mach es so wie Churke und Grey. Ich sehe den Anfang einfach als "einschreiben" und bringe den Roman zu Ende. Danach kann ich das erste Kapitel anpassen und hab vielleicht eine bessere Einschätzung, wo und wann der richtige Einstieg ist.

Vielen Dank für eure Hilfe :knuddel:

Aquila
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Bisou am 04. Februar 2010, 16:44:01
Darf ich noch etwas einwerfen, und zwar aus meiner persönlichen Erfahrung?
Ich stehe, bzw. stand vor eben diesem Problem. Was machen, damit es den Leser nicht langweilt, aber er auch nicht zu wenig Input hat? Als Hilfe habe cih mir mal eine Liste gemacht, die ich zu diesem Zweck mal wieder rausgekramt habe. Der Roman ist lediglich aus der Sicht einer Person erzählt, wenn ich mehrere Handlungsstränge habe, handhabe ich das auch anders.

1. Möglichkeit: Einstieg in der realen Welt, viel Input, Informationen über den Protagonisten. Nachteil: Der Leser ist schnell gelangweilt, weil es "nicht richtig losgeht."
2. Möglichkeit: Einstieg in der anderen Welt, wenig Input, Informationen über den Protagonisten müssen/sollten  über die Handlung und Dialoge herausgearbeitet werden, weil Infodump bei solchen Sachen geradezu vorprogrammiert ist (jedenfalls bei mir).
3. Möglichkeit: Mischen!

Und da ich ohnehin die goldene Mitte gesucht habe, war mir klar, dass ich die dritte Möglichkeit  nehme.
Aber das allein bringt dir wahrscheinlich nicht viel. Die Lösung ist für mich im Prinzip einfach gewesen: meine Protagonistin wird aus einer scheinbar alltägliichen Situation herausgerissen. Sie hat mit so ziemlich jedem Streit, landet Nachts schließlich bei [Ersetzung: rassistische Fremdbezeichnung für Sinti und Roma]n und wünscht sich einfach nur weg. Am besten so weit, dass niemand sie finden kann.
Das hat natürlich auch mit dem Magiesystems meines Romans zu tun. Es gibt so genannte "Springer", die zwischen den Welten mittels Gedankenkraft springen können, ohne dabei Zeit zu verlieren.
Dadurch, dass ich sie aus der alltäglichen Situation herausgerissen habe, wolte ich bezwecken, dass man Input über sie bekommt - über den Umgang mit ihrer Mutter, ihrem Freund, ihren Mitmenschen - aber eben auch nicht zu viel.
Deswegen würde ich sagen: fass es kurz. Dein Prota muss sich nicht Seitenlang in seiner Heimat aufhalten - aber es kann dienlich sein, den Prota den Lesern näher zu bringen.

Aber das muss jeder für sich selbst einschätzen, wie lange er braucht, um mit dem Protagonisten warm zu werden und vor allem, ihn vorzustellen, bzw. bis er bereit ist, in die andere Welt hinüber zu wechseln.
Denn so ein Wechsel bringt für mich auch emotionales Chaos mit sich, und wenn ich einen Charakter noch nicht kenne, dann geht mir das - auf gut Deutsch gesagt - ziemlich am Allerwertesten vorbei. Habe ich  aber wenige aber wichtige Informationen über den Charakter bekommen, dann kann ich mit ihm mitfühlen, seine Gefühlslage verstehen. Weiß ich überhaupt nicht, wie er tickt, entstehen schnell Missverständnisse, denn ich würde sagen, dass jeder Mensch in einer Extremsituation anders ist, als normalerweise.
Ist die Situation dann überstanden, würde ich mich ein wenig verschaukelt vorkommen, weil das entstandene Bild vom Charakter wieder umgeworfen wird.

Ich hoffe ich konnte dir damit noch ein wenig helfen.  :)

Liebe Grüße
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Moni am 04. Februar 2010, 17:03:24
Zitat von: Aquila am 04. Februar 2010, 09:28:39
Habt ihr auch schon mehrere erste Kapitel geschrieben und wusstet dann nicht, welches das Richtige ist?
Wie habt ihr herausgefunden, welches euer erstes Kapitel ist?

Muhaha, da hast du genau die richtige Frage gestellt. Ich glaube, ich bin die ungekrönte Königin der ersten Kapitel. Für mein Opus, die Schattenhüter Chronik, existieren etwa ein Dutzend verschiedener erster Kapitel. Und nicht nur teilweise verschieden, sondern mit weitreichenden Folgen für den Plot verschieden.

Das war der Grund, weshalb ich das Opus um letzten Herbst ersteinmal zur Seite gelegt habe, ich kam nicht mehr mit meinen verschiedensten Plotversionen klar.   Gerade habe ich mich wieder dran begeben, auch wenn ich erst mal im zweiten Band weiterschreibe.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: et cetera am 04. Februar 2010, 17:58:36
Zitat von: Aquila am 04. Februar 2010, 09:28:39
Wisst ihr von Anfang an, wann und wie euer Roman beginnt und wo ihr einsteigen müsst?
Habt ihr auch schon mehrere erste Kapitel geschrieben und wusstet dann nicht, welches das Richtige ist?
Wie habt ihr herausgefunden, welches euer erstes Kapitel ist?

Ich stehe mit meinen ersten Kapiteln auf dem Kriegsfuß. Ich glaube, es gibt nur einen Roman von mir, bei dem mir das erste Kapitel gefällt.
Am schlimmsten war es bisher bei meinem Vampirroman. Es existieren mittlerweile ein halbes Dutzend Versionen davon, einige davon wurden fertiggestellt, einige nicht. Der Anfang war aber jedes Mal etwas anderes. Mal mit Prolog, mal ohne, mal ein früher Einstieg, mal ein später, manche Chraktere habe ich rausgeworfen, andere wieder reingenommen. Mittlerweile habe ich das ganze Projekt zur Seite gelegt, weil ich mich momentan nicht imstande sehe, es zufriedenstellend zu Ende zu bringen (oder auch nur einen guten Anfang zu finden  ;))

Generell habe ich das Problem (wie viele andere auch), dass ich es nicht schaffe, alle relevanten Informationen behutsam einzuflechten. Mein erstes Kapitel ist deshalb immer etwas holprig. Ich hoffe, irgendwann gelingt mir da der Spagat zwischen Spannung und Information, bis dahin sehe ich zu, dass ich mich von meinem ersten Kapitel nicht zu sehr aufhalten lasse und schreibe einfach weiter.

Für dein Problem hilft dir das vermutlich nicht weiter, aber mir gefällt die Idee, dass andere auf deinen Prota reagieren und so nach und nach herauskommt, was mit ihm passiert ist.

Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Hanna am 04. Februar 2010, 18:11:02
In einem Schreibratgeber habe ich einmal gelesen, dass man "vor" dem eigentlichen Anfang anfangen soll, also bevor irgendetwas passiert. Der Prota wird in seiner normalen Welt gezeigt. der Leser kann sich mit ihm identifizieren und wenn dann die Action losgeht, bekommt der Leser das Gefühl, dass ihm das auch passieren könnte.

Ich denke, das trifft besonders auf Urban Fantasy zu. Hier ist der Übergang von einer Welt in die andere ja besonders wichtig, wenn plötzlich alles aus den Fugen gerät und sie die Realität verändert.

Sicher gibt es da auch andere Möglichkeiten, aber dies ist wohl die gängigste.

Ich würde aber auch dazu tendieren, das Buch erst einmal fertig zu schreiben und das erste Kapitel beim Überarbeiten unter die Lupe zu nehmen.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Wollmütze am 04. Februar 2010, 18:57:57
Zitat von: Aquila am 04. Februar 2010, 09:28:39
Wisst ihr von Anfang an, wann und wie euer Roman beginnt und wo ihr einsteigen müsst?
Habt ihr auch schon mehrere erste Kapitel geschrieben und wusstet dann nicht, welches das Richtige ist?
Wie habt ihr herausgefunden, welches euer erstes Kapitel ist?

-Ich habe die Posts der anderen nicht gelesen, nur so vorweg-

1.Ich fange erst dann an zu schreiben, wenn ich weiß, wo ich anfangen will. Da ich chronologisch schreibe würde es mich stören, das erste Kapitel erst mal auszulassen, da es ja der erste Schritt auf dem langen Weg ist. Also plane ich ziemlich lange bevor ich anfange zu schreiben, was ich schreiben will  :)
2. Das hatte ich bisher bei einem Projekt. Sobald ich es aber fertig hatte, war mir auch klar, welches Kapitel das richtige für den Anfang ist.
3. Ich hab geschrieben. Spätestens nach den ersten fünfzig Seiten erkenne ich, ob das erste Kapitel nicht passt. Schreib erstmal zu ende. Wenn dich das aber so nervt, dass du nicht weiter schreiben kannst, dann solltest du vielleicht noch etwas über dem Plot grübeln. Irgendwann kommt dir die zündende Idee.

PS: Ich mag es auch, wenn das ganze vor der eigentlichen Handlung langsam anläuft. Vielleicht wird ein familiärer Konflikt angerissen o.ä, aber der Hauptkonflikt ist noch nicht wirklich in Aussicht: So lernt man erstmal die Person kennen, mit der man es auf den restlichen 400 Seiten zu tun kriegt.
Wenn dem nicht so ist empfinde ich meistens keinen Schmerz, kein Mitleid, keine Trauer, was auch immer diesem fremden Wesen geschehen mag  :darth:

Liebe Grüße,
Wolli
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Maran am 04. Februar 2010, 19:57:57
Früher habe ich fast ausschließlich einzelne "Szenen" geschrieben, die ich dann nach Lust und Laune in der Reihenfolge hin- und herschieben konnte. Jetzt, da ich eher chronologisch schreibe, überlege ich gerade, ob ich nicht wieder darauf zurückgreifen sollte. Irgendwie war ich damals produktiver - und die Geschichten entwickelten sich auf eine interessante Art.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Rika am 04. Februar 2010, 20:14:14
Ich kann nicht wirklich aus viel eigener relevanter Erfahrung sprechen, ich schreibe ja erst an meiner ersten Geschichte... aber ich denke, wichtig ist erstmal, daß du die Geschichte zuende schreibst. Wenn du das geschafft hast, wirst du viel besser wissen, wie die gesamte Geschichte ist, was sie für Form angenommen hat. Dann kannst du sicherlich auch beim Überarbeiten besser entscheiden, was ein guter, passender Einstieg ist.

Von Lesen her, kann ich sagen, daß mir gute Beispiele von allen genannten Möglichkeiten begegnet sind, und keine der genannten Möglichkeiten automatisch "besser" oder auch nur automatisch "gut" ist. Ob's gut ist hängt halt doch immer im Einzelfall davon ab, wie der Autor es nun gemacht hat, und wie gut geschrieben, und wie alles zusammen passt.

Im Zweifelsfall kannst du, wenn du den Roman erstmal fertig hast, ja auch immernoch die Meinung(en= von Betaleser(n) einholen.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Guddy am 25. November 2014, 09:37:53
Das Thema beschäftigt mich auch momentan, daher grabe ich es mal wieder aus.

Ohne groß nachzudenken hätte ich gesagt, dass ich es favorisiere, wenn der Charakter erst vorgestellt wird - nicht zu lange und ausführlich natürlich, aber so, dass ich bei spannenden Szenen mit ihm fiebern kann, da ich eine kleine Beziehung zu ihm aufgebaut habe.

Dann habe ich mir gestern mal meinr Lieblingsbücher angesehen... Fast alle fangen direkt in der haarsträubendsten Handlung an.
Allerdings: Wiederum fast alle von denen setzen die Vorstellung des Protagonisten direkt in Kapitel zwei. Sei es, dass Der Protagonist seinen neuen Reisegefährten erklärt, woher er kommt etc., oder dass er in Gedanken selber reflektiert. Im Grunde genommen wurde es nur aufgehoben. Und ich erinnere mich, dass ich mir beim Lesen oft dachte: Ach, endlich erfahre ich mal mehr! Ich habe es nicht selten als Infodump empfunden, selbst wenn es geschickt gemacht wurde. Auf das erste, dramatische Kapitel folgten dann nicht selten lange "langweilige" Kapitel - Pseudospannend ins Buch eingestiegen, würde ich das nennen.
Eine der wenigen Ausnahmen bildet "Die Herrin der Wölfe" von Tara K. Harper. Sie hat es geschafft, die Infos wirklich in die Handlung einzuflechten, dass es natürlich und nicht aufgezwungen wirkt. Als mEn so ziemlich einzige.

Ich persönlich finde es wirklich am schönsten, wenn der Protagonist infodumplos ein paar Seiten lang in seiner natürlichen Umgebung gezeigt wird.

Edit: Wobei es natürlich auch auf die Art des Romans ankommt: Steht der Charakter, oder die Handlung im Vordergrund?

Wenn ich bei dem, was ich jetzt schreibe, direkt mit der Handlung anfangen würde... ginge das absolut nicht gut. Ich müsste das, was ihn eventuell sympathisch und menschlich macht, dann hinterher in Rückblenden, in Dialogen und inneren Monologen darstellen. Ganz einfach: Nö.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Dämmerungshexe am 25. November 2014, 10:44:41
Ich glaube das hängt auch immer vom Stil des Autors und auch dem Prota ab.
Wie du sagst, Guddy, finde ich es auch sehr schön wenn der Prota zunächst in seiner "natürlichen Umgebung" gezeigt wird, damit der Leser versteht wer er ist und was die kommenden Ereignisse für ihn bedeuten. Aber die "natürliche Umgebung" für einen Krieger ist nurnmal eine Schlacht, wenn der Prota ein Spion ist, wäre es eine lebensbedrohliche Mission. Wohingegen ein einfacher Bauer oder ein Handwerker ihrer täglichen, geruhsamen Arbeit nachgehen würden.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Thaliope am 25. November 2014, 10:52:31
Ich habe es in einigen Büchern auch als "billige Effekthascherei" erlebt, wenn man direkt mit der Action einsteigt, um dann ein Kapitel langweiliger Rückblenden und Erklärungen einzufügen. Das soll, meiner Meinung nach, darüber hinwegtäuschen, dass der Autor nicht in der Lage ist - oder sich nicht die Mühe machen will - die Figur auf interessante Art vorzustellen.
Und weil man dann schon in der Action drin ist und wissen will, wie es weitergeht, erträgt man auch die weniger spannenden Abschnitte. Mag funktionieren, und ist sicher für viele ein pragmatisches Mittel, weil einfach nicht jeder ein großer Erzähler ist, aber schön ist irgendwie anders.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Guddy am 25. November 2014, 11:00:01
Zitat von: Dämmerungshexe am 25. November 2014, 10:44:41
Aber die "natürliche Umgebung" für einen Krieger ist nurnmal eine Schlacht, wenn der Prota ein Spion ist, wäre es eine lebensbedrohliche Mission. Wohingegen ein einfacher Bauer oder ein Handwerker ihrer täglichen, geruhsamen Arbeit nachgehen würden.
Die natürliche Umgebung ist aber nur selten das, was die Handlung des Romans ausmacht ;) Meist geht es um eine Veränderung, einen Konflikt. Und der Konflikt ist selten die natürliche Umgebung. In genau die Handlung wird man jedoch gerne hineingeworfen. Darum ging es mir :)

Achso: Ein Kampf oder gar Krieg ist, genau genommen, auch nicht alltäglich ;) Natürlicher wäre eher ein Training *g*Aber das ist nur meine persönliche Mienung und die ist oft eher weniger die des restlichen Tintenzirkels.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: HauntingWitch am 25. November 2014, 11:34:19
Ich finde, dass ein Roman auf jeden Fall mit der Vorstellung des Hauptcharakters beginnen sollte, es sei denn der Roman beginnt mit einem Prolog, um eine übergeordnete Handlung (in Bezug auf die Romanwelt) anzuzeigen. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten. Den Protagonisten in seiner natürlichen Umgebung zu zeigen, finde ich gut, aber das darf nicht zu lange dauern vor dem Lostreten der Handlung, sonst wird es zu langweilig. Optimal ist natürlich, wenn der Charakter direkt in die Handlung geworfen und gleichzeitig vorgestellt wird. In den meisten Büchern, die ich mag, ist das so. Das gut zu machen, ist aber sehr schwierig, habe ich herausgefunden.

Das, was ihr beschreibt, erst einmal Action und dann langwierige Erklärungen, finde ich schlecht. Wenn schon müssten die Erklärungen gut portioniert sein und an passenden Stellen fallen, während die Handlung aber trotzdem voran geht. Sonst bekomme ich das Gefühl, auf der Stelle zu tappen. Ja, das wären meine fünf Cents.  :)
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Dämmerungshexe am 25. November 2014, 12:29:27
Guddy, genau das meine ich ja, den Kontrast zwischen dem, was für den Prota normal ist, und wie sich sein Umfeld und siene Situation plötzlich verändert. Aber der Leser muss ja wissen, was für den Prota "normal" ist, wie du selbst gesagt hast, bevor er verstehen kann, was die Veränderung für den Prota tatsächlich bedeutet. (zB ist der Prota mit seiner Situation eh zufrieden und das Neue ist eine Störung, oder will er von dort weg, wo er am Anfang ist).

Zudem denke ich auch, dass es wichtig ist, den Prota ziemlich bald mal in eine Extremsituation zu versetzen - nicht um "Action" reinzupacken, sondern weil man genau in solchen Situationen mehr über eine Person erfährt als der lieb ist.

Wenn ich das Beispiel mit dem Krieger weiterdenke würde ich es so gestalten, dass dieser Mensch ein brutaler Kerl ist, der nur mit dem Schwert denken kann, aber plötzlich zum Diplomaten und Beschützer werden muss. In diesem Fall muss der Kampf auch gar nichts mit der Handlung an sich zu tun haben, sondern ist wirklich nur dazu da, den Charakter und seine übliche Handlungsweise vorzustellen. In so einer Konstellation würde der Action-Einstieg passen - natürlich darf sich das nicht über das ganze erste Kapitel hinziehen, sondern nur eine kurze Szene, der dann weitere Infos folgen.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Guddy am 25. November 2014, 12:33:45
Ich glaube, wir reden aneinander vorbei :)
Gegen das Normale habe ich absolut nichts einzuwenden, auch nicht, wenn man den Protagonisten in eine actiongeladene, spannende Szene wirft. das eine schließt das andere ja nicht automatisch aus. Hey, meine Lieblingsprotas sind immerhin Krieger ;)
Ich glaube, dass wir das gleiche meinen.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Maja am 25. November 2014, 12:40:19
Ich hab es ja mit Shakespeare. Natürlich kann man ein Theaterstück nicht direkt mit einem Roman vergleichen, aber das Prinzip ist dasselbe: Erst einmal andere Figuren auftreten lassen, die das Setting abstecken und die Stimmung vorgeben, und erst dann in die vorgeheizte Szene den Protagonisten auftreten zu lassen, kann sehr spannend sein. Das einzige Shakespeare-Stück, das mir gerade einfällt, das mit einem Auftritt der Hauptfigur beginnt, ist Richard III. Alle anderen haben erst mal andere Figuren - die drei Hexen, die Burgwachen von Helsinör, etc. Nur RIII beginnt damit, dass der Schurke die Bühne betritt und sich erst einmal dem Publikum vorstellt. Es ist einfach ein unterschiedlicher Effekt.

Bei mir bietet sich das nicht an, weil ich oft nur mit einer einzigen Perspektive arbeite, die dementsprechend der Hauptfigur gehört, und ohne Perspektive wäre es im ersten Kapitel etwas langweilig. Wenn ich mehrere Hauptfiguren und dementsprechend mehrere Perspektiven habe, wäre ich aber sorgsam ab, wem ich den ersten Auftritt gönne. Bei meinen Percy-Romanen ist es Tradition, dass Percy selbst im ersten Kapitel nicht vorkommt. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Der zweite Band beginnt mit Percy auf einem nächtlichen Friedhof.

Ich denke, wie in allen Dingen ist das ein Fall von "man darf alles, wenn man es nur kann". Bemühte vorgeschaltete Actionexzesse mag ich ebensowenig wie eine seitenlange Einleitung, die daherkommt wie ein Sachbuch, um dem Leser das Hintergrundwissen zu vermitteln, ohne dass er nach Ansicht des Autors das Buch nicht verstehen kann. Das Kapitel muss Sinn machen und mit der Handlung verwoben sein, egal ob Prolog oder Kapitel, es muss einen merkbaren Unterschied machen, ob es da ist oder nicht. Alles, was man einfach weglassen kann, kann man auch einfach weglassen und direkt mit dem nächsten Kapitel einsteigen.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Thaliope am 25. November 2014, 12:48:05
Ich glaube, die klassiche Lösung ist, dass man die Hauptfigur zu Anfang in einem kleineren Konflikt zeigt, der typisch für ihre Alltagssituation und die Figur ist. Am besten findet sich schon eine Vorausdeutung auf das große Ganze darin, die man aber erst im Nachhinein erkennt.
Aber dass man eine Figur in ihrem Alltagsumfeld zeigt, bevor die eigentliche Handlung losgeht, darf nicht heißen, dass in dieser Szene nichts passiert. Es sollte schon ein Konflikt da sein, wie gesagt, am besten einer, der die Figur charaktierisiert. Aber eben noch nicht der auslösende Konflikt für die eigentliche Handlung.
In der Theorie finde ich das total einleuchtend ... das praktisch mit Inhalt zu füllen, ist hingegen immer schwer ...
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Dogtales am 25. November 2014, 13:01:49
Das erste Kapitel sehe ich zum Zeitpunkt des Schreibens anders, als wenn ich lese.

Wenn ich schreibe,  brauche ich ein bisschen Zeit, um mich auf den Protagonisten und die Situation einzustellen. Für den Anfang gibt es also meistens tatsächlich eine Beschreibung der Alltagssituation und Vorstellung des Protagonisten, dann folgt der Konflikt, der die restliche Handlung des Romans auslöst. Wie lang dieser Einstieg ist, kann natürlich mit der Länge der Gesamthandlung variieren – ich finde schon, dass es einen Unterschied macht, ob ich nur 300 Seiten vor mir habe oder eine Reihe von 5 Büchern mit jeweils weit über 500 Seiten. Dann gönne ich mir im ersten Entwurf auch, mir eben diese Zeit zu lassen und eine Beziehung zu meinem Protagonisten aufzubauen.

Als Leser möchte ich aber keine ellenlangen Beschreibungen, bevor überhaupt irgendetwas passiert. Genausowenig mag ich es allerdings, wenn ich in die Handlung hineingeworfen werde, ohne irgendetwas über den Protagonisten erfahren zu haben. Wenn von mir erwartet wird, dass ich mit jemandem mitfiebere, dann will ich wissen mit wem.

Und das versuche ich dann beim Überarbeiten umzusetzen. Mein Gefühl des Kennenlernens beim Schreiben mit in den für mich als Leser komprimierten Einstieg hinüber zu nehmen. Und das ist alles viel, viel schwieriger, als es sich anhört.  ::)
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Blackhat am 25. November 2014, 15:47:33
Kinder, jetzt möchte ich auch mal meinen Senf dazugeben.  :lehrer:

Ich persönlich baue alle meine Romane auf dem dramaturgischen Dreiaktmodell auf (3 Akte und dazwischen zwei Wendepunkte). Der erste Akt ist (wie die anderen) zweigeteilt. Die erste Hälfte bildet die »Exposition«. Hier wird der Held in seiner natürlichen Umgebung gezeigt, die Welt befindet sich für ihn noch im Gleichgewicht. Die Exposition endet mit dem »Auslösenden Ereignis«, das den Helden aus seiner gewohnten Welt reißt.  Dabei können bereits in der Exposition Konflikte auftreten, die möglicherweise zum auslösenden Ereignis führen (Held wird von Zuhause rausgeworfen, what else). Ebenso kann man hier schon ein drohendes Unheil andeuten, wodurch beim Leser die Spannung erhöht wird. Wer Angst hat, den Leser damit dennoch zu langweilen, der kann als zusätzlichen Kunstgriff einen knackigen Prolog wählen (was ich gerne mache, ich gebe es zu  ;D)

Wem das alles zu akademisch daherkommt, dem lass gesagt sein, dass beinahe alle Blockbuster, ob nun Buch oder Film, sich an dem klassischen Aufbau in der Dramaturgie halten (neben dem Konstrukt mit drei Akten gibt es noch ein paar andere, aber das ist in diesem Zusammenhang zweitrangig).

Um noch einmal auf das Beispiel des Kriegers zurückzukommen: Auch Krieger haben nicht rund um die Uhr gekämpft. Einige hingen in Tavernen bei Glücksspielen herum andere hatten vielleicht auch eine Familie, was auch immer. Eines sollte man nie verwechseln: Action bedeutet per se nicht gleich Spannung!

Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Siara am 25. November 2014, 17:50:20
In meinen Augen ist am Anfang nicht das Was wichtig, sondern vielmehr das Wie.

Für mich zählt erst einmal vor allem die Erzählstimme. Zumindest bei einem personalen Erzähler reicht diese Stimme oft schon aus, um dem Protagonisten Charakter zu verleihen. Klingt er sarkastisch, herablassend, ängstlich, genervt, überbegeistert, aufgeregt, vielleicht selbst gelangweilt? Seine Stimme gibt etwas über ihn preis - ganz ohne Infodump. Außerdem ist es oft ja auch gerade diese Erzählstimme, die bei einer Einführungsphase trotzdem keine Langeweile aufkommen lässt. Bei einem sofortigen Einstieg in die Handlung hingegen liefert sie etwas etwas "Festes", auf das der Leser sich einstellen kann.

Das gilt im Übrigen auch für das zwangläufig irgendwann folgende Geben der Informationen: "Infodump" ist für mich nichts weiter als schlecht verpacktes Baumaterial für das Fundament des Romans. Ein bisschen in buntes Geschenkpapier einwickeln und schon macht das Aufreißen viel mehr Spaß. (Haben wir dafür eigentlich schon einen Thread - wie man nötige Infos auf interessante Weise geben kann?) Auch hier finde ich aber, dass sich durch die Erzählstimme schon einiges bewirken und trockener Langeweile vorbeugen lässt.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: HauntingWitch am 26. November 2014, 14:03:40
@Siara: Das ist ein interessanter Aspekt, der sich mir gerade bestätigt. Habe ich doch gestern noch grossmütig behauptet, ich fände das nicht gut, las ich noch am selben Abend in einem Buch, das genau so gemacht ist: Inciting Incident in Kapitel 1, Hintergrundinfo über den Protagonisten in Kapitel 2 (da bin ich jetzt). Aber es stört mich gar nicht, ich muss mich also wohl korrigieren. Es scheint wirklich sehr auf das Wie und den tragenden Charakter der Geschichte anzukommen.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: DoroMara am 28. November 2014, 23:18:35

Früher habe ich mein Manuskript von der ersten bis zu letzten Seite linear durchgeschrieben. Meine ersten Kapitel waren aber total mit Informationen überladen. Dann habe ich mal gelernt, man solle besser mit dem Höhepunkt anfangen und von dem aus "rückwärts- und vorwärts-" schreiben. Versucht das mal! Ich habe es nie geschafft.
Mein aktuelles Manuskript habe ich wieder - fast mit einem schlechten Gewissen - mit dem ersten Kapitel begonnen (Charakter in seiner gewohnten Umgebung beim Handeln mit ein paar Hinweise auf Zukünftiges).  Jedoch kannte ich den Plot ziemlich genau. So konnte ich mich beim Schreiben besser ausrichten. @Siara, ich stimme dir zu, dass die Erzählstimme total wichtig ist.
Ich finde, im ersten Kapitel soll der Leser sich möglichst schnell in die fiktive Welt hineinversetzen können, ohne belehrt zu werden. Puh, das ist eine Kunst.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Entropy am 05. Dezember 2014, 19:10:51
Ich muss sagen, dass ich ich sehr linear schreibe. Bei mir muss zuerst ein Anfang bestehen, auf den ich aufbauen kann, sonst fühle ich mich bei Folgeszenen zu unsicher. Dabei besteht natürlich das Problem, dass der Anfang informationsüberladen ist. Ich weiß nie wirklich, wie ich einen guten Ausgleich finde. Mir ist auch aufgefallen, dass viele Bücher direkt mit einer Action-Szene starten, die den Leser fesseln soll, was meistens auch eine gute Wirkung hat. Bei meiner "Erzählstimme" bin ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt eine habe. Ich kann eigentlich keine Erzählstimmen erkennen. ;D

Eine wichtige Frage ist mit welcher Zeitebene man den Roman starten lässt. Bei vielen Büchern spielt der Prolog lange vor der eigentlichen Handlung, erklärt die Vorgeschichte oder ein wichtiges Ereignis, was die heutige Handlung und Situation maßgebend beeinflusst. Bei anderen Romanen startet man direkt im Geschehen mit der Einführung der Hauptfigur. Was haltet ihr eigentlich von Anfangsszenen, in denen, für die weitere Handlung unwichtige Personen die Perspektive übernehmen? Und glaubt ihr wörtliche Rede und damit Dynamik sind unerlässlich im Anfangskapitel? Muss der Roman unbedingt mit der direkten Einführung der Hauptfigur(en) beginnen?
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Christopher am 05. Dezember 2014, 19:18:56
Unwichtige Personen als Perspektivträger? Kommt drauf an. Sie müssen schon mindestens ein wichtiges Ereignis beobachten, sonst macht die Szene ja keinen Sinn. Ob dieses Ereignis von einer wichtigen oder unwichtigen Person gezeigt wird, ist denke ich recht Banane. Nur auf eines sollte man achten: Ich habe genau das schon mal gemacht, dabei aber den "Fehler" gemacht, dass die Szene recht lang war und die Gefühlswelt dieser Person zu sehr beleuchtet wurde. So sehr, dass die Leser diese Person irrtümlich für wichtig gehalten haben und teilweise sehr enttäuscht waren, dass sie so getäuscht wurden.

Unerlässlich ist die wörtliche Rede sicher nicht und es gibt auch andere Möglichkeiten, Dynamik in eine Handlung zu bringen  :hmmm:

Die unmittelbare Einführung der Hauptfigur ist für mich nicht zwingend erforderlich, aber je länger man damit wartet, desto mehr riskiert man oben genanntes Problem. Mich persönlich stört es auch sehr, wenn ich über lange, lange Zeit keine Vorstellung der Hauptfigur habe. Manche Autoren ziehen das ja knallhart durch, über das ganze Buch bloß 2-3 Details zu nennen und den Rest dem Leser zu überlassen. Finde ich persönlich nicht gut, einen groben Anhalt brauche ich schon mindestens einmal ;)
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Entropy am 05. Dezember 2014, 19:39:55
Zitat von: Christopher am 05. Dezember 2014, 19:18:56
Nur auf eines sollte man achten: Ich habe genau das schon mal gemacht, dabei aber den "Fehler" gemacht, dass die Szene recht lang war und die Gefühlswelt dieser Person zu sehr beleuchtet wurde. So sehr, dass die Leser diese Person irrtümlich für wichtig gehalten haben und teilweise sehr enttäuscht waren, dass sie so getäuscht wurden.

Ich glaube diesen Fehler begehe ich auch gerade. Man erhält schon einen ausgiebigen Einblick in die Gefühlswelt und Liebesbeziehung der Person. Allerdings sollte das Gefühl der Wichtigkeit nicht lange anhalten, da die Person am Ende der Szene schon stirbt. ;D

Der Anfang mit einer "unwichtigen" Person ist meiner Meinung nach besonders bei Geschichten mit vielen Perspektiventrägern beliebt. Dadurch sticht keine der Hauptpersonen/POV-Personen heraus, weil sie den allerersten Auftritt bekommt.

Zitat von: Christopher am 05. Dezember 2014, 19:18:56
Mich persönlich stört es auch sehr, wenn ich über lange, lange Zeit keine Vorstellung der Hauptfigur habe. Manche Autoren ziehen das ja knallhart durch, über das ganze Buch bloß 2-3 Details zu nennen und den Rest dem Leser zu überlassen.

Das würde mich allerdings auch stören. Klar, große Teile sind der eigenen Vorstellungskraft überlassen, aber irgendeinen Anhaltspunkt braucht man, was Aussehen, Selbsteinschätzung, ... betrifft. Die Persönlichkeit kommt durch Auftreten und Verhalten der Personen meist schnell zur Geltung. Aber es kommt eben manchmal auch auf zusätzliche Informationen und Details an, die eine Person einzigartig machen. Ich finde, man muss wie immer einen guten Ausgleich finden. Zu viel Charakterbeschreibung am Anfang beschränkt die Wirkung der Handlung nur auf diese eine Person und kann mitunter nach dem dritten Absatz anfangen zu nerven.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Christopher am 05. Dezember 2014, 19:57:01
Zitat von: Entropy am 05. Dezember 2014, 19:39:55
Ich glaube diesen Fehler begehe ich auch gerade. Man erhält schon einen ausgiebigen Einblick in die Gefühlswelt und Liebesbeziehung der Person. Allerdings sollte das Gefühl der Wichtigkeit nicht lange anhalten, da die Person am Ende der Szene schon stirbt. ;D

Und genau so beendete meine Person auch ihren Auftritt und das wurde mir böse angekreidet ;D
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Dämmerungshexe am 05. Dezember 2014, 21:53:56
Jetzt, da ich es nochmal durchlese fällt mir auf, dass ich es ebenfalls genauso gemacht habe: zunächst werden meine Protas durch die Augen ihres Vaters vorgestellt, der kurz darauf stibt - allerdings wird sein Tod (in der Schlacht) angekündigt.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Entropy am 05. Dezember 2014, 22:00:31
Zitat von: Christopher am 05. Dezember 2014, 19:57:01
Und genau so beendete meine Person auch ihren Auftritt und das wurde mir böse angekreidet ;D

Ich glaube ich kann das sogar ein bisschen nachvollziehen. Da liest man was von einer Person, die einem vielleicht sogar gefällt, man bekommt einen umfassenden Einblick in Gedanken und Gefühle - und dann stirbt sie einfach und man weiß nie was aus ihr geworden wäre...

Deswegen ist mir gerade der perfekte Plan eingefallen: Ich schreibe für die Anfangsszene einfach zwei Versionen. Eine Version aus der Sicht besagten Todeskandidatens und eine Version aus der Sicht meiner Protagonistin, welche für den Tod verantwortlich ist. ;D Dann gebe ich beide Szenen einer neutralen Person, die nichts von meinem Projekt weiß, zum Lesen und frage sie welchen Eindruck sie davon hatte und welche Szene sie eher zum Weiterlesen anregen würde.

Ich habe mich eben noch ein bisschen auf Amazon umgesehen und dort in den Leseproben verschiedene Anfangsszenen/Prologe miteinander verglichen. Bei nahezu allen begann es mit einer dynamischen, actionreichen Szene mit vielen Dialogen und wenigen Informationen über die Weltgeschichte oder das Beziehungsgefüge.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Merrit am 07. Dezember 2014, 22:34:27
Ich gebe es zu, schon im ersten Kapitel direkt in die Geschichte geworfen zu werden, mitten in einer bereits wichtigen Szene anzusetzen, das mag ich. Lange Landschaftsbeschreibungen, oder ähnliches schreckt mich eher ab. Auch wenn ich für meine Geschichte tatsächlich eine zweiseitige Einführung geschrieben habe,...in eine Geschichte geworfen zu werden ist für mich immernoch am reizvollsten. Ich habe dann dann das Gefühl, mich konzentrieren zu müssen, um ja nichts Wichtiges zu verpassen.
Ob das so auf andere übertragbar ist, ich weiß es nicht...
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Windstoß am 07. Dezember 2014, 22:43:28
ZitatOb das so auf andere übertragbar ist, ich weiß es nicht...
Auf mich auf jeden Fall, Merrit.  :)
Ich will gleich mittendrin sein, aber trotzdem dabei die Protagonisten kennenlernen und ich will den Konflikt sehen und die ersten Seiten müssen eine spannende Geschichte versprechen und ...
Ich erwarte ziemlich viel von einem ersten Kapitel und lege ein Buch auch ziemlich schnell wieder weg, wenn es mich nicht packt.

So versuche ich aber auch zu schreiben, was nicht immer einfach ist.  ;)
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Guddy am 07. Dezember 2014, 22:55:50
Es gibt ja auch nicht nur A und B, sondern diverse Abstufungen :)
Da ich im Laden auch immer die ersten Seiten lese, bevor ich etwas kaufe, sind sie für mich auch unglaublich wichtig. Das erste Kapitel muss mir Lust auf mehr machen und die Charaktere in Grundzügen vorstellen, damit ich einen ersten Eindruck von ihnen und dem Setting bekomme.

Habe mein Kapitelproblem jetzt damit gelöst, dass ich das, was ich geschrieben habe, als platzhalter sehe, das ist einfacher für mich und nimmt erstmal den Druck  ;D
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Tigermöhre am 08. Dezember 2014, 10:08:28
Was ich schon mehrfach gelesen habe und ziemlich blöd finde, ist, wenn man direkt in eine Aktionszene gerät, die dann mit einem Cliffhänger beendet wird und dann ein "5 Monate früher" kommt.
Sozusagen das Ende des Romans ganz am Anfang.

Ansonsten achte ich bei einem Buch am Anfang eher auf die Sprache. Ich kann mit einem etwas langweiligen Anfang leben, wenn er gut geschrieben ist. Andersrum lege ich das Buch meistens ziemlich schnell weg.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: FeeamPC am 08. Dezember 2014, 10:13:26
Ein Anfang muss nicht rasante Aktion enthalten, um interessant zu sein. Er muss nur neugierig machen auf mehr - und wenn es nur ist, dass wir wissen wollen, ob der Akteur sich tatsächlichzu dem lange überfälligen Telefonanruf an seinen verfeindeten Bruder durchringt oder doch lieber einen Whiskey trinkt.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Christopher am 08. Dezember 2014, 10:41:48
Ich bin auch kein Verfechter der "die ersten Wörter müssen zünden!!!11" Aussage. Ja, der erste Absatz sollte nicht übermäßig langweilig sein, aber mal im Ernst: Wie lange ist eure Geduldsspanne mit einem Buch? Bei einem Lied höre ich die ersten 10-15 Sekunden, ob es mir gefallen könnte oder nicht. Ein Bild sehe ich für 2-3 Sekunden an ob es mein Interesse weckt oder nicht. Bei einem Buch lese ich schon mindestens die ersten 2-3 Seiten um zu sehen, ob es mir gefällt. So viel Geduld bringe ich mit, weil meine Erwartungshaltung eine ganz andere ist. Der Klappentext ist da für mich z.B. viel wichtiger. Verspricht der Klappentext etwas, was mir gefallen könnte, bringe ich auch deutlich mehr Geduld auf. Da schaue ich dann nur noch, ob mir der Text stilistisch zusagt und bringe einige Seiten Geduld mit, bevor es mich wirklich an den Stuhl fesseln soll.

Aber vermutlich weiche ich mal wieder sehr von der Norm ab :P
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Guddy am 08. Dezember 2014, 12:11:41
Ich dachte, dass es hier um das erste Kapitel, und nicht um die ersten Absätze geht?  ???
Und wenn mir das erste Kapitel weder sprachlich, noch inhaltlich zusagt, lese ich garantiert nicht weiter ;)
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Christopher am 08. Dezember 2014, 12:14:41
Die ersten Absätze sind doch wohl Teil des ersten Kapitels, oder? ;D

Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass man es nicht ganz so verkniffen sehen muss. Zumindest meiner Meinung nach, ist es nicht ganz so schlimm, wenn das erste Kapitel nicht sofort die Erleuchtung schlechthin ist. Insbesondere wenn "Prolog" oder ähnliches drübersteht, schraube ich meine Erwartungshaltung ein gutes Stück zurück und gebe der Sache eine faire Chance, sich auch im zweiten oder drittel Kapitel noch zu beweisen.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Guddy am 08. Dezember 2014, 12:21:23
Na ok, für mich ist das alles einfach nicht gleichbedeutend. Spannend finde ich hier eigentlich nur, wie man das erste kapitel überhaupt in Angriff nehmen sollte oder kann, da ich auch damit keine Erfahrung habe und das sehr schwierig finde.
Naja und wie viele Seiten man liest bevor man das Buch wegliest weglegt oder kauft, ist für mich ein anderes Thema :) Was Bücher angeht bin ich aber wirklich zu kritisch - oder meinetwegen auch verkniffen ;) - , das stimmt schon. Ich lese meistens nur wenige Absätze vom Anfang und der Mitte + den Klappentext und lege dann 99% wieder zurück.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Blackhat am 08. Dezember 2014, 12:27:48
2-3 Seiten geben die meisten Leser (Lektoren, potentielle Käufer) einem Buch in der Regel nicht. Der Klappentext ist wichtig, das stimmt, aber dann sollte die Rakete spätestens in der zweiten Hälfte der ersten Seite zünden. Wie FreeamPC schon richtig schrieb, erreicht man das in erster Linie dadurch, indem man Neugier weckt. Man wirft eine Frage auf. Was spricht denn dagegen, den Leser gleich zu Beginn zu ködern und möglichst sogar mit dem ersten Satz. Schließlich bedient sich nicht nur die sogenannte (!) Unterhaltungsliteratur dieses Mittels. Paul Austers Roman "Nacht des Orakels" fängt zum Beispiel mit dem Satz an:"Ich war lange Zeit krank gewesen". Der Roman ist zwar nicht einer seiner besten, aber den Anfang finde ich gelungen, den mit diesem kurzen Satz wirft er gleich vier Fragen auf:

Wer ist "ich"?
Wie krank war die Person?
Was bedeutet "lange Zeit"?
Was ist jetzt mit ihm?

Und schon bin ich als Leser drin, ganz ohne Schlachtengemetzel oder Mord und Totschlag wie bei Dan Brown.
Wenn mir der Autor gleich zu Beginn vielleicht auch noch auktorial seine Welt und die Lebewesen erklären will bin ich raus. Daher habe ich bei "Herr der Ringe" auch ein Auge zugedrückt , da ich wusste, der Rest wird gut. Die ersten hundert Seiten sind in meinen Augen nämlich grauenhaft (was interessieren mich die Stammbäume der ganzen Hobbit-Brut ;D) 
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Churke am 08. Dezember 2014, 21:57:28
Zitat von: Blackhat am 08. Dezember 2014, 12:27:48
Was spricht denn dagegen, den Leser gleich zu Beginn zu ködern und möglichst sogar mit dem ersten Satz.

Natürlich möchte man das machen, aber oft geht es nur schwer und manchmal gar nicht. Eine Welt, ein Setting oder auch eine These aus der Handlung heraus zu erarbeiten ist alles andere als trivial. Es kann sein, dass man den Leser erst einmal mit Infos versorgen muss, damit er durchblickt.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Entropy am 08. Dezember 2014, 22:55:06
Zitat von: Christopher am 08. Dezember 2014, 10:41:48
Aber vermutlich weiche ich mal wieder sehr von der Norm ab :P

In meiner Norm liegst du jedenfalls. ;D

Ich sehe das auch nicht so eng. Für mich zählt vor allem der Klappentext, wenn der nicht mein Interesse erweckt, dann schlage ich das Buch meist gar nicht erst auf. Wenn ich das Thema dann allerdings ansprechend finde, lese ich auch die ersten Seiten und mache mir ein Bild vom Stil des Autoren. Auktorial ist da wirklich nicht der Knüller. Aber selbst wenn der Prolog nichtssagend ist, blättere ich meistens etwas weiter. Ich brauche nicht unbedingt eine Granate am Anfang, aber der Text sollte fesselnd sein.

Der erste Satz spielt dabei für mich keine Rolle. Was sagt schon ein einziger Satz über ein ganzes Buch aus?
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Blackhat am 09. Dezember 2014, 10:28:37
ZitatEine Welt, ein Setting oder auch eine These aus der Handlung heraus zu erarbeiten ist alles andere als trivial. Es kann sein, dass man den Leser erst einmal mit Infos versorgen muss, damit er durchblickt.

natürlich kann man nicht alles in einen Satz packen, aber es ist doch möglich den Leser mit dem ersten Satz zu fesseln. Und niemand hat behauptet, dass das einfach sei  ;D
Auf der anderen Seite, was nützen dir die vielen an den Anfang gestellten Informationen, wenn der Leser das Buch schon vorher desinteressiert weggelegt hat? Ich kann nur sagen, dass die Wirkung des ersten Satzes oder zumindest Absatzes auf den Leser (und somit auch Lektoren/ Agenten) von vielen Autoren noch unterschätzt wird.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Lucien am 09. Dezember 2014, 20:47:31
Zitat von: Christopher am 05. Dezember 2014, 19:18:56
Unerlässlich ist die wörtliche Rede sicher nicht und es gibt auch andere Möglichkeiten, Dynamik in eine Handlung zu bringen  :hmmm:
Um darauf noch einmal einzugehen: Ich komme bei meinem aktuellen Projekt im Prolog sogar ganz gut ohne wörtliche Rede aus. Ich habe nämlich einfach mal meinen Prota in Wolfsgestalt auf die Jagd geschickt.

Und ja, ich mag es, eine Geschichte turbulent zu beginnen. Ich habe da hohe Ansprüche an mich selbst. Wenn sich in diesen turbulenten Anfang dann schon unauffällig ein paar Informationen einbauen lassen, umso besser. Geht es nicht, fange ich spätestens im darauffolgenden Kapitel damit an, Infos einzustreuen.

Was mich aus aktuellem Anlass vor viel größeres Kopfzerbrechen stellt, ist das erste Kapitel des zweiten Bandes. Der Leser ist mit der Welt und den Figuren vertraut. Aber wie sinnvoll an die vorangegangene Handlung anknüpfen und gleichzeitig eine Einstimmung auf die neue Handlung finden?
Ich habe es so gelöst, dass der Prota in einer schlaflosen Nacht über die allerwichtigsten Punkte aus Band 1 nachdenkt und feststellt, inwiefern sich die Situation nun geändert hat. Schließlich will er frische Luft schnappen und belauscht auf dem Weg nach draußen ein Gespräch, wird ertappt und erhält neue Informationen. Ich für meinen Teil bin damit dezent zufrieden, aber sicher gibt es auch elegantere Lösungen.  :hmmm:
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Siara am 10. Dezember 2014, 10:01:52
Ich gebe einem Buch auch eine sehr lange Anlaufzeit, je nach Stil zwischen 10 und 150 Seiten. Generell breche ich angefangene Bücher mit interessantem Klappentext so gut wie nie ab.

Aber, was ich gerne noch einmal hervorheben möchte: Rasanter Beginn mit Action ist nicht mit einem Beginn gleichzusetzen, der "zieht". Zumindest für mich nicht. Ruhige erste Seiten, die die richtige Stimmung vermitteln oder ganz einfach das berüchtigte gewisse Etwas haben, können genauso fesseln. Und andersherum: Nur weil ein Buch mit einem Kampf beginnt, macht es das noch lange nicht zu einem guten Köder.

Um mal wieder davon, was ein gutes erstes Kapitel ausmacht, zum eigentlichen Thema zu kommen:

@Jenny: Das erste Kapitel des zweiten Bandes stelle ich mir auch schwierig vor. Das Nachdenken über das bisherige Geschehen würde ich nicht so schön finden, glaube ich. Das ist nur so ein Gefühl, und es kommt sicher wie immer darauf an, wie es gemacht ist. Im Endeffekt sind die Informationen aus dem letzten Band auch nur Informationen. Und Informationen anderer Art (über die Welt, etc.) gibt man schließlich auch nur selten in einem inneren Monolog am Anfang des Romans. Aber das ist nur meine Meinung. In der Reihe, die ich gerade lese, wird das Wissen über das bisherige Geschehen jedenfalls sehr weit vorausgesetzt. Nur wichtige Details werden an den entsprechenden Stellen oder kurz vorher noch einmal aufgearbeitet. Für mich war das angenehm. Vielleicht hilft dir da auch der Thread (http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,11139.0.html) über die Frage, wie viele Informationen aus dem vorigen Band in den nächsten gehören?
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: HauntingWitch am 10. Dezember 2014, 10:28:06
@Jenny: Ich würde da beginnen, wo Band 1 aufgehört hat. Ich finde das als Leser sehr angenehm, denn man wird nicht lange unnötig aufgehalten. Eine kleine Zusammenfassung über Band 1 ist schön, müsste für mich jedoch eher knapp gehalten sein (um Langeweile zu vermeiden) und ich finde es auch nicht nötig, in dem Sinne. Man kann als Leser ja in Band 1 nachlesen, wenn man etwas vergessen hat. Viele lesen Einzelbände von Reihen auch unmittelbar hintereinander, damit sie nichts vergessen.

Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, die Funktionieren. Tobias O. Meissner lässt z.B. jeden Band seiner Dämonenreihe anders beginnen und gibt dann im Verlauf der Handlung an passender Stelle die nötigen Hinweise auf die vorangegangenen Teile. Sind aber auch grosse Zeitsprünge zwischen den einzelnen Bänden vorhanden. Das fand ich auch sehr gut, frag mich aber bitte nicht, wie er das macht, von einer solchen Qualität bin ich noch ganz ganz weit entfernt. ;)

@Allgemein: Wie länger ich hier mitlese, umso mehr drängt sich mir die Frage auf, ob es überhaupt ein Richtig oder Falsch gibt. Vielleicht ist alles Gefühls- und Übungssache. Bisher war für mich auch immer klar: Entweder gleich Action oder ein wirklich einnehmender Charakter, der den Leser mitzieht. Aber irgendwie gerate ich hier ins Grübeln, weil ich glaube, alle ausgeführten Varianten schon gesehen zu haben und ich kann mich nicht erinnern, dass mich bei einem guten Buch jemals das eine oder andere gestört hätte. Sonst hätte ich es ja nicht gut gefunden.  :hmmm: Läuft wieder auf das hinaus, was Siara gesagt hat.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Christopher am 10. Dezember 2014, 10:32:08
Zitat von: Siara am 10. Dezember 2014, 10:01:52
Aber, was ich gerne noch einmal hervorheben möchte: Rasanter Beginn mit Action ist nicht mit einem Beginn gleichzusetzen, der "zieht". Zumindest für mich nicht.

Dem stimme ich auch noch mal zu. Gerade actionlastige Szenen sind relativ schwer zu schreiben, Informationen nur schwer bis gar nicht einflechtbar. Wenn ich mich also die ersten 1-5 Seiten in einer Actionszene wiederfinde, die sich größtenteils vor einer weißen Leinwand abspielt mit vage gezeichneten Figuren, stört mich das eher, als ein ruhigerer Einstieg. Solche Einstiege direkt mit oder in einer Actionszene werfe ich deutlich schneller in die Ecke als ruhige Anfänge, weil es mich stört und nach Effektheischerei aussieht.

@Jenny
Die quasi Inhaltsangabe des ersten Bands würde ich weglassen. Wieso liest jemand einen zweiten Band? Weil ihm der erste gefallen hat, ist die klare Antwort. Wenn mir etwas gefällt, behalte ich es auch im Gedächtnis.  Wenn ich es nicht im Gedächtnis behalten hätte, hätte ich mir den zweiten Band gar nicht erst zugelegt ;) Man braucht mir also nicht alles wiederkäuen, damit ich die weitere Handlung verstehe.
Innerhalb der Handlung kurze Erinnerungsstückchen einflechten fällt da natürlich raus, das ist in Ordnung. Es sollte nur eben nicht so wirken, als wenn du versuchst die Handlung insgesamt noch mal abzubilden/in Erinnerung zu rufen.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Churke am 10. Dezember 2014, 10:34:41
Zitat von: Blackhat am 09. Dezember 2014, 10:28:37
Ich kann nur sagen, dass die Wirkung des ersten Satzes oder zumindest Absatzes auf den Leser (und somit auch Lektoren/ Agenten) von vielen Autoren noch unterschätzt wird.
Der erste Satz geht wahrscheinlich immer. Aber beim ersten Kapitel stößt man da durchaus auf Sachzwänge. Mein Roman über den Untergang Roms steht immer unter der Frage: "Wie konnte das passieren?? ??". Kapitel I heißt demnach auch "Roma Victrix" und führt in die militärische und politische Ausgangslage ein, die im Sommer des Jahre 405 so günstig scheint wie.... seit Jahrhunderten nicht mehr. Es wären zwar alternative Einstiege in Betracht gekommen, aber bei 800 Seiten muss man wirklich keine Zeilen mehr schinden.   ;D

Zitat von: Jenny am 09. Dezember 2014, 20:47:31
Was mich aus aktuellem Anlass vor viel größeres Kopfzerbrechen stellt, ist das erste Kapitel des zweiten Bandes. Der Leser ist mit der Welt und den Figuren vertraut. Aber wie sinnvoll an die vorangegangene Handlung anknüpfen und gleichzeitig eine Einstimmung auf die neue Handlung finden?
Du machst einen Break und fängst "neu" an.
Beispiel:
Am Ende von Bd. 1 ist der Tyrann gestürzt und der Protagonist wird zum rechtmäßigen König gekrönt. Das Volk hat gesiegt!
Schnitt.
Beginn Bd. 2: Der Protagonist schuftet auf einer Baumwollplantage.
Wie konnte das passieren???  :o
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Tigermöhre am 10. Dezember 2014, 10:51:31
@Jenny
Ich finde, es kommt darauf an, wie das erste Buch endet. Wenn es abgeschlossen ist, würde ich es wie Churke machen und da einen Break setzen. Wenn die Handlung aber gleich weiter geht, würde ich einfach weiterschreiben, ohne eine Zusammenfassung oder so. Ich finde es auch eher seltsam, wenn jemand darüber sinniert, was in den letzten 5 Tagen passiert ist, als was in den letzten 5 Jahren passiert ist.
Falls die Bücher in einem langen Abstand veröffentlicht werden, würde ich dann eher eine kurze "Was bisher geschah"-Zusammenfassung davor setzen.
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Lucien am 10. Dezember 2014, 14:39:06
Huch, da habe ich mich wohl ungeschickt ausgedrückt.  :d'oh: Es ist keine Inhaltsangabe in dem Sinne. Das wäre mir entschieden viel zu plump und ihr habt Recht: Der Leser wird sich schon noch an das Wesentliche erinnern können, da stimme ich Siara und Christopher zu.
Tatsächlich besteht dieser "Rückblick" aus stolzen ... vier Sätzen. Im ersten Band wird das Handeln des Protas zu großen Teilen von der Angst vor bestimmten Personen bestimmt. Ich ende mit einem Plot Twist, der die besagten Figuren in ein völlig anderes Licht rückt. Es geht also nicht so sehr um die vergangene Handlung, sondern um veränderte Umstände.
Der Übergang von Band 1 zu Band 2 ist fließend, da ich noch in derselben Nacht wieder einsetze. Der Prota ist also noch mitten im Verarbeitungsprozess und versucht zu ordnen, was er in den letzten Stunden erfahren hat.

Gut, es scheint hier auf jeden Fall Einigung darüber zu herrschen, dass plumpe Inhaltsangaben des vorherigen Bandes nicht so elegant sind.  ;D Da es meine erste Trilogie ist, an der ich schreibe, werde ich sicher noch viel zum Eyperimentieren haben. Die Anregungen von euch sind auf jeden Fall sehr interessant.  :jau:

Zitat von: Siara am 10. Dezember 2014, 10:01:52
Vielleicht hilft dir da auch der Thread (http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,11139.0.html) über die Frage, wie viele Informationen aus dem vorigen Band in den nächsten gehören?
Danke, ich werde mich da mal einlesen.  :)
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: canis lupus niger am 11. Dezember 2014, 14:46:47
Für mich habe ich diese Frage dadurch gelöst, dass ich den aktuellen Perspektivträger bei der Anreise auf den Handlungsort darüber nachdenken lasse, warum ihm diese Reise so gruselig ist. Der Grund sind nämlich die Ereignisse aus Band 1, bzw. die Gerüchte, die dem Perspektivträger ausschließlich bekannt sind. Um diese Einführung nicht allzu langweilig werden zu lassen, habe ich einen Prolog davor gesetzt, der den Grundkonflikt anreißt. (Jemand freut sich darauf, dass ein anderer in die vorbereitete politische Falle laufen wird. Ohne Namensnennung und Einzelheiten des Plans.)

Es war mir deswegen wichtig, diese Informationen über die Vorgeschichte zu liefern, weil ich eben nicht die Kenntnis des ersten Bandes voraussetzen wollte. Eher wollte ich neugierig darauf machen, was "damals" eigentlich wirklich passiert ist, so dass der Leser des zweiten Bandes sich für den ersten zu interessieren beginnt. (... wie Leann  ;) Das hat mir unheimlich gut gefallen!)
Titel: Re: Welches ist das erste Kapitel?
Beitrag von: Sipres am 27. Januar 2015, 07:34:23
Die Fragen hätten von mir kommen können. Bei meinem Hauptwerk gibt es schon mindesten zwanzig erste Kapitel. Mal fangen sie mit dem geistigen Verfall des Protas an, mal einfach nur in einer gemütlichen Runde mit Freunden und dann auch immer wieder mal in abstrusen, sinnlosen SItuationen, für die ich bis heute keine Beründung gefunden habe.

Nun habe ich endlich ein erstes Kapitel, das mir die Entscheidung, was passiert, abnimmt. Er liegt mit einem gebrochenen Arm und einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus. Bis ich aber zu diesem ersten Kapitel kam, musste ich ewig herumsuchen und überlegen, wie der Plot am besten beginnen kann und wie der erste Twist nicht zu früh und nicht zu spät kommt.