Hallo erst mal wieder, :)
Schon seit einigen Wochen beschäftigt mich die Frage, was Schreiben jetzt eigentlich genau für mich (und für andere) bedeutet. Bedeutet es, einfach nur abzuschalten, bedeutet es, Probleme zu bewältigen oder bedeutet es etwas ganz anderes?
Momentan habe ich eine ziemliche Blockade und bringe kaum (*räusper* eher gar keine) Wörter mehr zu Papier und ich versuche herauszufinden, warum das so ist und was ich dagegen tun kann.
Eine Zeit lang hatte ich das Gefühl, dass ich nur schreiben kann, wenn ich komplett ausgeglichen bin. Das ist normalerweise bei mir der Fall, aber die letzten Wochen waren sehr hart und in ihnen habe ich das Schreiben vermisst. Es fällt mir sehr schwer, zu ergründen, was Schreiben für mich bedeutet, obwohl ich lange Zeit dachte, dass das eigentlich glasklar wäre.
Also werfe ich jetzt mal die Frage in den Raum: Was bedeutet Schreiben für euch?
Liebe Grüße,
eine Schreiberling, die wieder den Kampf mit den Worten aufnehmen will. ;)
Schreiben bedeutet mir eine ganze Menge. Es ist für mich das Ausschweifen meiner Gedanken, das Abtauchen in fremde Welten. Es ist aber auch ein Ruhepol in meinem Leben, wobei ich meinen Alltag vergessen kann und mich ganz meiner Geschichte und meinen lieb gewonnenen Figuren widmen kann. Wenn ich schreibe kann ich abschalten und vergesse alles um mich herum, es ist wie mein eigenes kleines Privatkino.
In meiner Schreibpause hatte ich mich mehr mit der Malerei beschäftigt, doch seit dem ich wieder Schreibe, bin ich irgendwie ausgeglichener. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, doch nachdem ich einige gute Zeilen aufs Papier gebracht habe schwebe ich oft auf Wolke sieben. Einem Gefühl, das mir ganz viel Freude bereitet und doch schwer zu beschreiben ist. Dieses Gefühl möchte ich nicht mehr missen und verstehe auch nicht, wie ich es solange ohne aushalten konnte.
Irgendwie ist es für mich auch eine Flucht aus dem Alltag, raus aus dem Mist der fast täglich an mir vorbei läuft. Beim Schreiben läuft alles so wie ich es will; soweit meine Figuren mich lassen. Niemand schreibt mir etwas vor, in meiner Welt habe ich das Sagen.
Lg Feather
Das Schreiben ist für mich ein Tor zu einer anderen Welt, das ich nach Belieben schließen kann, um die manchmal graue reale Welt hinter mir zu lassen, und wieder öffnen mit dem Gedanken, dass vielleicht auch diese Welt bunter ist als man auf den ersten Blick erkennt.
Das klingt jetzt übertrieben dramatisch und sentimental :d'oh:, aber es ist eine Formulierung, die meine Beziehung zum Schreiben beschreibt.
Ich schreibe viel zu unregelmäßig, aber schon seit meiner frühen Kindheit. Durch das Leben gehen ohne ab und an mal Geschichten zu erfinden, scheint mir sowieso ganz und gar unmöglich und ich bin mir sicher, dass das Schreiben mich mein ganzes Leben lang begleitet wird. Es gehört einfach zu meinem Leben, nein, noch viel mehr, es ist ein Teil von mir und meinem Leben. Es hat den gleichen Stellenwert eingenommen wie Musik und Sport, und das hat etwas zu bedeuten. Ohne geht nicht.
Ein bisschen wie eine Droge für die Seele.
Ich gestehe, dass ich momentan das Schreiben mehr als Arbeit empfinde... Eine Arbeit, die Spaß macht, dennoch Arbeit. Statt mich auf das abendliche Schreiben zu freuen, denke ich mehr "ach nee, nach dem Training und den tausend Hausaufgaben muss ich noch schreiben" und es fällt mir schwer, mich dazu zu überwinden, aber im Nachhinein bin ich jedes Mal froh, dass ich es getan habe. Vielleicht ist es manchmal schwer, die Freude wiederzufinden, doch darüber, dass es eine Freude für mich darstellt, besteht kein Zweifel. ;)
Zitat von: Kiara am 05. Januar 2010, 21:15:54
Ein bisschen wie eine Droge für die Seele.
Oh ja, das trifft meine Gefühle
Ich drücke es gerne so aus:
"Lesen und Schreiben, meine
Wundsalbe, Schreiben und Lesen,
mein Lebenselixier."
Für mich ist die Frage auch nicht leicht zu beantworten.
Schreiben ist für mich... Ich weiß auch nicht, ich kann einfach nicht ohne. Ich glaube nicht, dass für mich der Aspekt "in eine andere Welt abtauchen" der Schlüssel ist. Dazu reicht ein Buch, Film oder Spiel auch.
Ich denke, bei mir ist es eher der schöpferische Aspekt. Ich habe, glaub ich, das Bedürfnis, etwas zu "erschaffen", mein eigenes Werk, irgendetwas "Großes", auf das man hinterher stolz sein kann. Diesen Drang hatte ich schon als kleines Kind, aber damals hat mir halt das Durchhaltevermögen gefehlt. Etwas Einzigartiges zu erschaffen, Dinge zu denken und Bilder zu sehen, die sonst niemand gedacht oder gesehen hat, befriedigt mich mehr als jede andere erledigte Arbeit.
Es ist tatsächlich ein bisschen wie eine Droge, wie Kiara geschrieben hat. Ich finde das Zeug, das ich produziere, zwar phasenweise richtig schlecht, aber ich bin trotzdem immer stolz auf mich, wenn ich die nächste Szene, das nächste Kapitel oder vielleicht auch mal wieder ein "Ende" schreiben kann. Das ist etwas, was mir sehr geholfen hat, mit mir selbst und den ganzen Sachen, die ich eben nicht kann, klarzukommen.
Schreiben hilft mir also, mit mir selbst im Reinen zu bleiben, weil es dadurch immer etwas geben wird, auf das ich zumindest ein kleines bisschen stolz bin. ;)
Ich kann das eigentlich gar nicht so genau sagen. Ich schreibe, seit ich ein kleines Kind bin und weiß noch nicht einmal, warum ich eigentlich damit angefangen habe. Für mich ist Schreiben irgendwie etwas ganz natürliches, wie lesen oder Musik hören. Ich denke, am ehesten kann man mich mit einem Musiker vergleichen: Ich schreibe gern, einfach, weil es Spaß macht und irgendwie zu meinem Leben dazugehört und schaffe es gleichzeitig, viel zu häufig zu verpennen zu üben ;).
Insofern ist es für mich eine Mischung aus simplem Hobby, aber auch aus Verarbeitungsmöglichkeit von Eindrücken und aus einem Rückzugsort, an dem ich bestimmen kann, wie die Regeln sind, an dem ich Charaktere nach meinen Vorstellungen schaffen und handeln lassen kann. Das ist meine Art der Realitätsflucht. Wenn ich nicht schreiben würde, wäre ich vermutlich computersüchtig und würde den ganzen Tag vor einem Online-Rollenspiel wie WoW sitzen.
Grüße
Joscha
Schreiben ist für mich ein bisschen Realitätsflucht. Es ist für mich etwas, das ich früher mit Fantasyrollenspielen erreicht habe, eine Art Kurzurlaub von der realen Welt. Seit ich keine in meinen Augen und für mein Spielempfinden brauchbare Rollenspielgruppe mehr habe (ich mag tiefgehendes Charakterrollenspiel, und meine derzeitige Runde spielt mir viel zu oberflächlich), lebe ich meine Fantasie im Schreiben aus. ich liebe es, Figuren zu erschaffen, sie agieren zu lassen und Geschichten für sie auszudenken. Das sind manchmal nur kleine Episödchen, manchmal aber auch gleich ganze Novellen oder Riomane. Mir geht es beim Schreiben hauptsächlich um die Charaktere. Wie entwickeln sie sich weiter, wenn sie die-und-die Erfahrung machen? Was sind ihre Leidenschaften, was treibt sie um, was quält sie, was rettet sie? Ich genieße es, mit meinen Figuren zu spielen. Würden sie leben udn vor mir stehen, würden sie mir vermutlich allesamt die Pest an den Hals wünschen.
Ich habe schon immer gern Geschichten erzählt. Und ich mag es, Dinge zu beschreiben, auszudrücken. Ich schreibe definitiv nicht in erster Linie um des Schreibens willen, sondern für die Geschichten, die gehört werden wollen. Und damit schreibe ich auch nicht in erster Linie für mich, sondern für die, die sich für die Geschichte interessieren. Wenn die Menschen von der Geschichte genau so begeistert sind wie ich, dann bin ich zufrieden - denn dann habe ich sie gut erzählt.
Ansonsten ist schreiben einfach etwas, das ich tue. Es ist meine Art, die Geschichten zu würdigen, und sie weiterzugeben. Schreiben ist ein Instrument. Aber ein sehr schönes.
Wenn ich zurückdenke, dann habe ich nie ganz in dieser Welt gelebt sondern habe mir schon immer irgendwelche Geschichten ausgedacht. Ich kann schwer beschreiben, was das Schreiben für mich bedeutet, im Grunde ist es das, was mir unsere graue Welt ohne jegliche Wunder erträglich macht. Ich bin nciht lebensmüde oder so, aber ohne das Schreiben würde ich es bestimmt nicht aushalten. Ich glaube, ich definiere mich auch darüber. Wenn ich daran denke, einen normalen Beruf auszuüben und ein normales Leben zu führen, dann erscheint mir das ziemlich Grau und langweilig. Ich will auf jeden Fall immer schreiben, wenn ich nicht schreibe oder plotte, dann werde ich unruhig und schnappe mir meinen Notizblock um wenigstens etwas zu tun, mir etwas neues auszudenken oder so etwas.
Oh, das ist eine echt gute Frage...
Was schreiben für mich bedeutet, wandelt sich permanent. Es gibt Phasen, in denen Schreiben eine Art "Rückzug" von der Welt ist, ein wohltuender Ort, an dem ich einfach ich selbst sein und meine Phantasie spielen lassen kann. Und dann gibt es Phasen (so wie jetzt im Moment gerade, jaja...) da wird Schreiben sehr anstrengend, da sich kaum etwas tut. Meistens geht es mir so, wenn ich überarbeiten muss. Dann ist der freie Fluss weg und es geht um Kleinkram, was mir meistens eher aufs Gemüt schlägt. Allerdings ist das Gefühl, den Text (noch) besser gemacht zu haben und irgendwann damit wirklich zufrieden zu sein nahezu unschlagbar.
Ich glaube, ohne Schreiben wäre ich einfach nicht ich. Auch, wenn es mir manchmal ganz schön an die Substanz geht. Alles in allem gibt es mir viel mehr, als es mir nimmt.
Liebe Grüße!
*Aquamarin
:hmmm: Wirklich gute Frage, vor allem, weil ich sie nicht so einfach beantworten kann.
Es ist immer unterschiedlich bei mir. Mal ist es eine Art Hintertürchen, um einfach mal für ein Stündchen der richtigen Welt zu entfliehen, manchmal ist es ein Mittel, um wieder auf den Boden der Tatsachen zu kommen, wenn ich mich unnötig über etwas aufrege, manchmal ist es ein Mittel, um mir über das klar zu werden, was ich wirklich will.
Manchmal laugt mich langes Schreiben enorm aus, manchmal gibt es mir so viel Kraft, dass ich das Gefühl habe, Berge versetzen zu können. Manchmal ist es aber auch einfach ganz normal, ganz alltäglich, eine Art Routine, genau wie in die Schule zu gehen oder zu essen. Irgendwie, und da kann ich noch so sehr drum herum reden, gehört es für mich einfach zu meinem Leben mit dazu.
Ich stelle mir immer vor, was ich machen würde mit meinen Ideen, wenn ich kein solches Medium hätte. Ich glaube, ich würde verrückt werden, einfach, weil Schreiben für mich eine gute Möglichkeit ist, meine Ideen auch zu verwirklichen, was ich ja oft genug nicht tun kann.
Deswegen ist es auch eine Art der Selbstverwirklichung, ein Bereich des Lebens, bei dem man wirklich einfach machen kann was man will, ohne auf andere Rücksicht nehmen zu müssen. Man kann sich irgendwie ausleben und das macht mich dann ruhig.
Alles in allem: Schreiben reißt mich manchmal runter, manchmal beflügelt es mich und manchmal hilft es mir einfach, Ideenstau, Frustration oder Ähnliches zu kompensieren. Ein netter Zeitvertreib ist es überdies auch. ;D
Nun, Schreiben bedeutet mir auf jeden Fall eine ganze Menge (auch wenn ich es viel zu unregelmäßig tue :pfanne: ).
Ich bin fasziniert davon, wie eine kleine Idee, ein winziger Funke, plötzlich ein gigantisches Leuchtfeuer entfacht und mir einen Weg weist, auf den ich vorher nicht im Traum gekommen wäre. Ich liebe es, derartige Spiele mit meiner Fantasie zu spielen und zu schauen, wie schöpferisch ich sein kann und wo meine Grenzen sind.
Außerdem bedeutet Schreiben für mich Flucht vor dem tristen Alltag und "der Welt da draußen", zugleich rechne ich in meinen Geschichten aber auch gerne mit der Realität ab. Ich verarbeite, was mich stört und verwandel es in meinen Werken in ein Juwel, das mich erfreut.
Ich versuche das, was ich beim Lesen von Fantasy empfinde, auf irgendeine Art in meine Werke mit einzubringen, um es später vielleicht mal an geneigte Leser weiter zu geben, in der Hoffnung, dass sie es verstehen, dass ich verstanden werde. Häufig genug fühle ich mich nämlich mächtig missverstanden.
Danke für die vielen Antworten.
Erst jetzt sehe ich, wie viele Formen, schreiben haben kann. Schreiben kann für jeden etwas anderes bedeuten.
Jetzt merke ich langsam, dass Schreiben eigentlich ein veränderbares/wandelbares (?) Gefühl und für mich ganz viel bedeutet.
Mal bedeutet es, abzuschalten, mal bedeutet es, die Tränen des Alltags zu trocknen, dann ist es wieder, als könnte man zaubern, wenn man neue Welten erschafft. Und das tolle daran, es gibt noch so viele Gefühl zu entdecken, die Schreiben auslöst.
Ich glaube, ein paar haben auch geschrieben, dass sie schreiben nutzen, um aus dem grauen alltag zu fliehen. So habe ich das bisher noch nie gesehen, weil ich den Alltag bisher alles andere als grau empfinde, sondern mit tausenden von verschiedenen Facetten. :)
@Schreiberling
Um dem Alltag zu entfliehen ist schreiben echt eine prima Sache. Mache ich auch... aber nicht immer. Je nach meiner Gefühlslage und Bedürfnissen.
Schreiben kann für mich jeden Tag eine andere Bedeutung haben.
Hallo Schreiberling
So, endlich möchte auch ich noch Stellung nehmen zum Thema der Bedeutung des Schreibens.
Es ist auch für mich nicht einfach, hier eine umfassende Antwort zu geben, denn die Bedeutung des Schreibens ändert sich immer wieder, oder weniger wichtige Facetten des Schreibens werden plötzlich wichtiger mit der Zeit, oder verlieren wieder an Bedeutung. Schreiben ist für mich nichts statisches, sondern entwickelt sich - bei mir jedenfalls - in eine Richtung.
Schreiben bedeutet mir sehr viel. Ein Hauptgrund ist wohl auch für mich, dass ich der Realität entfliehen und Gott spielen kann. Ich erschaffe mir meine Welt, nicht nur in meinem Kopf, ich bringe sie zu Papier, formuliere Geschichten aus. Insbesondere gibt mir Schreiben auch "Befriedigung" oder Kompensation für nicht Erlebtes oder Verpasstes.
Ich bin vor allem stolz darauf, wenn es mir gelingt, eine Stimmungs-/Gefühlslage, oder eine Situation, glaubhaft und mitreissend zu formulieren. Manchmal gerate ich dann regelrecht in einen Schreibwahn, gehe voll und ganz mit der Situation auf und werde eins mit ihr. Was den Leutchen in meinen Geschichten geschieht, lebe ich voll und ganz mit, stimmungsmässig. Und diese Intensität ist mit nichts sonst zu erreichen, jedenfalls für mich. Weder im kargen, realen Leben, noch im Rollenspiel mit anderen Leuten. Vielleicht könnte man mich deswegen als "Spinner" abtun, who knows. Aber ich bin zufrieden damit und es gibt mir einen guten Ausgleich.
Ein Leben ohne das Schreiben könnte ich mir nicht vorstellen, auch wenn ich aktuell nicht viel Zeit zum Schreiben habe und mein Manuskript seit einigen Wochen unbearbeitet auf der Festplatte. Dennoch...
Liebe Grüsse
Falckensteyn
Schreiben- das bedeutet für mich nicht nur Spaß am Schöpferischen, sondern auch Freude am (mit)teilen. Ich teile das, was sich an Gedanken und Ideen in mir gebildet hat, mit anderen. Das heißt, Schreiben ist für mich nicht Selbstzweck, ich möchte, daß es gelesen wird. Erst wenn beides zusammenkommt, eigene Kreativität und fremde Leser, ist für mich das erreicht, wofür ich schreibe.
Schwer zu sagen. Wenn schreiben schon damit beginnt, dass man sich Geschichten ausdenkt, nur so fuer sich, die alle erstmal nur im Kopf ablaufen - dann ist schreiben etwas, was ich nicht sein lassen kann. Ich hab's versucht. Ich war schon mehrmals zu Tode genervt von dieser bloeden Schreiberei. Ich hab' schon darauf geflucht und mir gewuenscht, ich haette nicht mehr Fantasie und Talent als eine Scheibe Toastbrot. Das Leben waere so viel einfacher, wenn man sich neben Homo Sapiens nicht auch noch mit dem Homo Fictus rumschlagen wuerde, der zwar will, dass man Geschichten ueber ihn schreibt, der sich aber andererseits weigert, einem ueber sich zu erzaehlen. Seinen Autor wissen zu lassen, wie er so drauf ist, dass besagter Autor diese Geschichten auch tatsaechlich aufschreiben kann.
Schreiben ist etwas, das mich halb in den Wahnsinn treiben kann. Immer dann, wenn ich so viele verschiedene Geschichten im Kopf habe, dass sie sich alle gegenseitig blockieren - weil jede zuerst raus will und alle wie eine Menschenmasse in einer engen Tuer steckenbleiben. Das ist immer ganz schlimm, wenn einem vor lauter Ideen fast der Kopf platzt, man aber nicht schreiben kann, weil man nicht weiss, wo man zuerst anfangen soll ...
Schreiben ist etwas, worueber ich alles vergessen kann - Ort, Zeit, Haushalt, alles. Wenn ich so richtig drin bin, dann stecke ich in der Geschichte, vielleicht mehr als ich das bei einem Buch tue. Bei Filmen hab' ich sowas schon erlebt, naemlich bei "Metropolis" und "Finding Neverland", um mal ein paar Beispiele zu nennen. Beim Schreiben kann ich eine ganz andere Person sein. Ich kann viele Personen sein. Am besten kann ich schreiben, wenn ich total in der Figur drinstecke, wenn ich mehr oder weniger diese Figur BIN. Wenn ich mich komplett in sie reinversetze. (Was komischerweise bei Fan Fictions besser klappt als bei meinen eigenen Figuren, die ich irgendwie nicht wirklich mag ...)
Wie gesagt, manchmal wuenschte ich mir, ich koennte einfach damit aufhoeren. Keine Geschichten mehr ausdenken, nix, Schluss und aus. Aber das geht nicht. Da koennte man mir genauso gut das Atmen verbieten. Das hat nicht unbedingt was damit zu tun, dass mir das Schreiben so viel bedeutet, dass ich ohne nicht leben koennte. Sondern einfach damit, dass ich's nicht lassen kann. Ich kann nicht damit aufhoeren, meine Geschichten zu schreiben, genauso wenig wie Otto Normalmensch damit aufhoeren kann zu atmen. Schlichtes, reines Unvermoegen. Ich bin halt so gestrickt. Oder hab' mich schon von Kindheit an so konditioniert, denn da hat's angefangen, draussen im Garten auf der Schaukel. Und jetzt werd' ich's nicht mehr los - und ich bin mir keineswegs sicher, ob das nun ein Segen ist oder einfach nur nervig.
Das Schreiben...ich würde sogar behaupten, dass es meinen Charakter verändert hat. In wie weit könnte jetzt nur mein Umfeld beurteilen, aber ich für mich selbst kann behaupten, dass man für seine Umwelt empfänglicher wird. Man nimmt Dinge wahr, die einem vorher vielleicht nicht aufgefallen wären.
Sei es aus der Natur oder aus der zwischenmenschlichen Ebene. :)
Es ist schon seltsam. Normalerweise neige ich dazu zu sagen, dass Schreiben eines der wichtigsten Dinge in meinem Leben ist. Eine der Eigenschaften, die mich absolut ausmachen und würde auch soweit gehen zu sagen, jemand der wirklich mit mir übers Schreiben spricht und nachvollziehen kann, was es mir bedeutet, kennt mich sehr gut.
Im Moment bin ich mir nicht so ganz sicher, ob diese Aussage zutrifft.
Ich finde kaum noch die Zeit zum Schreiben, es ist mir sogar zu lästig meine Dokumente zu öffnen. Dabei sprühen die Ideen in mir schon Funken, aber das Einzige, was ich zu Papier bringe sind juristische Gutachten.
Trotzdem bedeuten meine Charaktere und das, was ich bisher geschrieben habe mir so viel, dass ich behaupte, sie sind ein Teil von mir und geben mir Kraft fürs Leben, unabhängig davon, ob ich mich viel mit ihnen beschäftige oder kaum.
Im Grunde sind es genau solche Situationen wie diese, die mir zeigen, wie wichtig mir das Schreiben ist.
Es ist fast wie bei einem guten Freund: Das Schreiben verzeiht es dir, wenn du mal keine Zeit für es findest, aber es ist wieder da sobald du es brauchst, begleitet dich auch mit in neue Lebensphasen und entwickelt sich mit dir weiter ;).
In diesem Sinne, lass und unseren treuen Freund gut pflegen! :)
@ Mrs. Finster:
Das kenn ich. Man achtet auf Details, die niemand sonst wahrnimmt. Z.B. das Verhalten einer Kollegin. Sie war 3 Wochen lang krank, macht seit etwa einem Monat weniger Sport, hat ihren Klamottenstil geändert und einen kleinen Bauch bekommen. Seit 2 Monaten behaupte ich, dass sie schwanger ist. Vorgestern ist es offiziell geworden. ;D Es sind die kleinen Dinge, die man wahrnimmt.
Ansonsten bedeutet mir das Schreiben eine Zuflucht aus der trockenen Realität. Ich kann mir Welten erschaffen, in denen ich Figuren entwickeln kann, die mir und die anderen gefallen. Außerdem kann ich dort meine etwas morbide Phantasie ausleben. ;D
Wenn ich nicht schreiben würde, wäre mein Kopf wahrscheinlich schon längst geplatzt vor lauter Ideen.
Liebe Grüße,
Kuddel
Zitat von: Jara am 03. Februar 2010, 13:09:39
Es ist fast wie bei einem guten Freund: Das Schreiben verzeiht es dir, wenn du mal keine Zeit für es findest, aber es ist wieder da sobald du es brauchst, begleitet dich auch mit in neue Lebensphasen und entwickelt sich mit dir weiter ;).
In diesem Sinne, lass und unseren treuen Freund gut pflegen! :)
:pompom:
Das spricht mir aus der Seele und ist sehr schön formuliert- da ich nicht viele Freunde habe, ich nehme an es liegt am Schreiben ;D, ist das Schreiben wirklich zu einem Freund geworden.
Ich kann über das Schreiben schimpfen wie ein Rohspatz, das schon jeder sagt, dann lass es halt...
Aber wie sollte ich das können? Ohne Geschichten und Ideen vergeht kein Tag. Das Einzige, was mich vom Schreiben abhält ist das Lesen und dabei denke ich schon wieder an das Schreiben.
Wie überhaupt so oft, wenn nicht ständig.
Schlimm, nicht?
Antonia
Schreiben heißt Gott sein.
Zitat von: Churke am 03. Februar 2010, 15:52:28
Schreiben heißt Gott sein.
Das bringt eigentlich alles auf den Punkt.
Man ist einfach frei. Schreiben ist besser als Meditieren, definitiv. Es macht einfach, - besonders wenn man mal grad wieder einen langen Abschnitt gemeistert hat, - unendlich glücklich und leicht. Du kannst deine Fantasie schwelgen lassen, kannst Charaktere nach deiner Laune leben lassen, kannst erschaffen und töten.
Churke bringt es wirklich auf den Punkt: Man ist Gott, irgendwie, irgendwo, weit ab vom Hier, aber im Dort: Und es ist toll dort zu sein und den Lauf der Geschichte zu beobachten, während er noch aus einem hervor fließt. Ein bisschen ist Schreiben auch eine Sucht. Einmal angefangen, ist es fast unmöglich, je wieder ganz davon loszukommen.
Ich beschreibe es gerne so: Schreiben ist Leidenschaft! :)
Zitat von: Churke am 03. Februar 2010, 15:52:28
Schreiben heißt Gott sein.
Ich wäre ein schlechter Gott ;D Was meine Figuren alles aufgrund meiner Launen ertragen müssen :rofl: die Armen...
Wenn Schreiben Gott sein hieße, dann wäre die Behauptung, dass die Schöpfung Gott braucht falsch. Dann bräuchte Gott definitiv die Schöpfung. Zumindest bei mir ;)
Leider gehöre ich auch nicht zu den Schreiberlingen, die ihren Status quo als bestimmende Macht beibehalten.
Meine Geschichten und Charaktere machen sich viel mehr selbstständig und ich habe manchmal das Gefühl ihnen eher beratend zur Seite zu stehen und Tipps zu geben, die sie manchmal, oft aber nicht, annehmen ;D.
Ich könnte auch sagen, Schreiben bedeutet an seine Grenzen zu stoßen und trotz der schier unerschöpflichen Möglichkeiten herauszufinden, was nicht machbar ist. Man erfährt durch die intensive Beschäftigung mit eigenen Charakteren, Welten und Geschichten eben auch eine ganze Menge über sich selbst :)
Für mich bedeutet Schreiben mich in eine andere Welt zu flüchten.
Man kann etwas erschaffen, was einem selbst gehört und woran (erst einmal) niemand rummeckern kann. Man lässt seine eigene Persönlichkeit in die Geschichten fließen.
Könnte man nicht sogar sagen, dass eigens geschriebene Bücher wie Kinder sind? Man ist stolz auf sie und "zieht sie auf". Man investiert viel Zeit darin und findet nicht eine Sekunde vergeudet.
Und auf der anderen Seite ist Schreiben wie Freiheit. Man kann seine ganze Phantasie ausleben und es gibt nichts, was einen bremsen könnte. Wenn ich schreibe, bin ich eigentlich sogar eher berauscht und würde am Liebsten endlos weiterschreiben - leider lassen sich Pausen aber nicht vermeiden. :seufz: Das Zeitgefühl ist weg, genauso wie alle Verpflichtungen - bis auf eine einzige: Das Schreiben. Es gibt mir Kraft und baut mich auf. Wie ein Freund, der mir in schlechten - und natürlich auch guten - Zeiten beisteht. Schreiben erfüllt mich mit Leben und holt aus der tristen, langweiligen Welt um mich herum in Abenteuer voller Spannung und Interessantem.
Das Schreiben hat mich sehr stark geprägt und ich will es nicht mehr missen.
Insofern könnte ich auch einfach sagen: Schreiben ist Leben.
Hm, ich glaube Schreiben bedeutet für mich vor allem "ein Abenteuer zu erleben". Genau wie beim Lesen kann ich in eine Welt eintauchen, nur dass ich beim Schreiben selbst bestimme wo ich lande und was passiert.
Außerdem wo soll man seine Phantasie ausleben, wenn nicht beim Schreiben? Und ich finde es klasse, auf diese Weise anderen meine Ideen zeigen zu können. Was wäre die Welt ohne Geschichten?
Ich würde auch behaupten, dass nichts auf der Welt so vielseitig ist wie das Schreiben. Die meisten Dinge werden irgendwann langweilig aber nicht das! Geschichten sind unendlich, es gab sie schon immer und es wird sie (meiner Meinung nach) auch immer geben. Schreiben gibt einem also in gewisse Weise die Möglichkeit sich (seine Gedanken) zu verewigen.
Ein wunderschöner Thread und tolle Beiträge! :)
Für mich bedeutet schreiben, in andere, fremde Welten zu gelangen und meiner Realität für eine gewisse Zeit entfliehen zu können. Schreiben bedeutet für mich Ruhe und seiner eigenen Phantasie freien Lauf zu lassen. Ich möchte meine Welt mit anderen Menschen teilen, nicht wegen Geld, sondern um ihnen auch eine neue Welt anbieten zu können. Mein Buch ist mein Kind, meine eigene Welt, in der ich "Gott" spiele (etwas übertrieben ausgedrückt, aber ihr versteht, was ich meine) und bestimme, was geschieht und was nicht. Ich verspüre meist immer ein Glücksgefühl, wenn ich schreibe und fühle mich danach gleich viel besser, weil ich dann wieder etwas geschafft habe, was mich persönlich stolz macht.
Die Flucht in eine andere Welt ist für mich sehr wichtig, damit ich meinen Alltagsstress und meine Gedanken für eine Weile in eine Schublade stecken kann. Ich liebe das Gefühl, sich in sein eigenes Buch fallen zu lassen.
Und ich möchte mal eben Markus zitieren, denn er hat da wirklich einen sehr schönen Satz geschrieben!
ZitatIch beschreibe es gerne so: Schreiben ist Leidenschaft!
Wie recht du doch hast. Ich möchte es wirklich nicht mehr missen. Schreiben prägt mein Leben. Ohne mein Werk wäre mein Leben sicher grau und trist. :)
Schreiben bedeutet für mich auch, in andere Welten abzutauchen, frei zu sein, losgelöst vom Alltag. Ich kann meiner Fantasie freien Lauf lassen. Schreiben/Geschichten erzählen ist etwas, das ich nicht aufhören könnte. Ich erzähle mir selbst immer Geschichten, das habe ich schon als kleines Kind gemacht.
Ich liebe das Schreiben und ich hasse es. Manchmal könnte ich alles an die Wand klatschen, einmal habe ich in einem solchen Anfall ein ganzes MAnuskript unwiederbringlich gelöscht. (gut, das war, als ich 10 war, aber ich traure dem immer noch hinterher) Es kann bei mir manchmal mehr Emotionen hervorrufen, als im echten Leben.
Deshalb ist Schreiben für mich auch das Auseinandersetzen mit mir, mit meinen Gedanken und Träumen, Stärken und Schwächen. Ich erkenne mich in meinen Charakteren wieder, ich sehe aber auch, wo ich mich ganz deutlich von ihnen unterscheide und erkenne mich selbst. Ich lerne mich durchs Schreiben kennen.
Ebenso lerne ich die Welt kennen. Schreiben ist dabei gleichzeitig Anstoß für neue Gedanken und Medium zum Ausbau von kleinen Ideen.
Vor allem ist Schreiben aber eins: Freude an Geschichten und der beste Zeitvertreib, den ich mir vorstellen könnte. Gebt mir Stift und Papier und ich bin glücklich.
So viele Ansichten denen ich zustimmen kann und irgendwo doch nicht ganz das, was Schreiben für mich ist.
Schreiben ist für mich ein Lebenssinn, eine Tätigkeit der ich mich bedingunglos hingeben will, aber es irgendwie noch nicht tue. Ich denke, ich habe mit dem Schreiben aber etwas gefunden, dem ich mich mein Leben lang widmen kann und das etwas ist, was mir besonders am Herzen liegt, aber auch an mir nagt, wenn ich es nicht tue oder nicht meine Erwartungen erreiche. Das ganze Leben ist für mich eine große Zeitverschwendung - alles was wir tun ist im Grunde sinnlos, denn wie schon Lovecraft schrieb "Die Menschheit ist nur ein unbedeutender kleiner Abschnitt in der Geschichte unseres Planeten." und somit wird alles, was wir tun und erschaffen irgendwann verschwunden sein. Doch daraus entwächst auch meine Einstellung, dass wir Menschen unseren Lebenssinn selbst bestimmen müssen und somit selbst bewerten müssen, was für uns das Wichtigste im Leben ist. Für mich ist es kreativ sein, zu schreiben und Texte zu entwickeln, die Menschen zu einem besseren Leben verhelfen - auch wenn es durch meine Werke nur ein klein wenig besser wird.
In Worten steckt für mich durchaus Magie, denn ihr Zauber zeigt sich in der Wirkung auf Menschen. Vielleicht werden meine Texte auch bloß unterhaltend für den Leser sein und ihre gesellschaftskritischen Botschaften untergehen, aber so lange sie in Menschen etwas Positives bewirken, habe ich mein Ziel erreicht.
Texte kann ich irgendwie nicht als Flucht sehen. Ich bin eher geneigt sie als Vertiefung der Wirklichkeit zu sehen - meine Wirklichkeit. Das Leben ist doch ohnehin nur eine Illusion, die wir über die Jahre unseres Lebens immer mehr den Gesetzen und Vorstellungen in unserem Kopf unterworfen habe - wo liegt also der Unterschied zum Schreiben ? In unseren Texten verdichten wir doch nur unsere Vorstellungen, um irgendwann während des Entwicklungsprozesses auf etwas Neues zu stoßen und dadurch vielleicht auch eine Veränderung in uns selbst hervorzurufen.
Als Autor kann man sich vielleicht aber auch als derjenige sehen, der das Negative für die Leser auf sich nimmt. Man muss sich manchmal zum Schreiben zwingen, hat manchmal Phasen in denen man einfach nicht vorwärts kommt oder muss den ganzen Dreck aus seinen Texten kehren, damit der Leser schließlich das Gute in Form des Buches genießen kann.
Vielleicht sieht das jemand von euch genauso, vielleicht sehe ich es irgendwann anders, aber das bedeutet Schreiben ungefähr für mich - schwierig es in einen Zauber zu verwandeln ;D
Vor langer Zeit gab es mal einen bekannten italienischen Geiger und Komponisten dessen Namen ich gerade vergessen habe. Im Traum erschien diesem Geiger der Teufel. Es ist die klassische Geschichte der verkauften Seele mit entsprechender Gegenleistung. Jedenfalls gab der Geiger dem Teufel seine Violine und der Teufel spielte eine Sonate. Diese Sonate soll laut Aussagen des Geigers, dass beste Stück Musik gewesen sein, das er jemals zu hören bekam. Sogleich als er aus dem Traum erwachte griff er mitten in der Nacht zur Violine und versuchte das nachzuspielen, was er so eben gehört hatte. Obwohl er die Melodie im Kopf hatte, schaffte er es aber nicht. Am Ende entstand daraus seine beste Komposition ohne das er damit je zufrieden war. Es war nur sein bester Versuch, der dem am Nächsten kam.
Genauso wie diesem armen Geiger geht es mir momentan. Ich habe die Geschichte im Kopf, schaffe es aber nicht diese aufs digitale Papier zu bekommen. Vielleicht liegt es an meiner besonderen Geschichte, dass das bei mir so ist und vielleicht ändert sich das auch irgendwann einmal, aber momentan ist Schreiben für mich ein Kampf mit mir selber. Alles was ich schreibe gefällt mir nicht, weil es nicht das ist was ich sagen will. Es ist zu einfach oder zu kompliziert. Und so schreibe ich Wort um Wort nur um es direkt wieder umzuschreiben oder gar zu löschen.
Deswegen ist Schreiben für mich in erster Linie Therapie. Etwas das mir zeigt, dass ich Dinge nicht erzwingen kann, dass ich zu perfektionistisch bin und viel zu stur. Dass man manchmal loslassen muss und nicht alles kontrollieren kann.
Wenn ich dieses Projekt zu Ende bringe, denke ich habe ich nicht nur viel über das Schreiben gelernt, sondern auch über das Leben. Und wer weiß ob ich es am Ende sogar schaffe ein gutes Buch zu schreiben, ohne meine Seele an den Teufel verkauft zu haben.
Ich staube diesen Thread mal ab, weil mir das Thema nach dem Verpassen meines Busses bei anschließender einstündiger Heimreise zu Schusters Rappen durch den Kopf gegangen ist ;D
Vorneweg kann ich sagen, dass ich mit so gut wie allen Aussagen anschließen kann, die den Inhalt haben: Schreiben ist Freude.
Und warum?
Zum Einen sicherlich aufgrund der bereits beschriebenen Freiheit, den schönen Bildern, die man malen kann und die nur einem selbst gehören. Früher, als Kind, bestand das Schreiben für mich ausschließlich aus diesem Gefühl. Heutzutage tritt aber noch ein anderes hinzu. Es ist eine Seite des Schreibens, die kalkulierend ist, die vielleicht auch gerne die eigenen "dunklen Ecken" im Schreiben verwirklicht sehen will, die experimentieren und analysieren will. Diese kalkulierende Seite ist es zum Beispiel, dir mir sagt: "Ich selber finde es jetzt nicht toll, geschlagen zu werden. Aber was könnte eine Frau denken, die das tut? Was geht in ihrem Kopf vor, wenn ihr Mann mit erhobener Faust dasteht und bereit ist, loszulegen?" Durch diese "dunklere" Seite des Schreibens dringe ich in Gebiete vor, denen ich mich vorher verschlossen hätte.
Ich würde sagen, für mich besteht das Schreiben zu 80 Prozent aus der freien, intuitiven Seite und zu 20 Prozent aus der genannten kalkulierenden. Beim Plotten kommt die kalkulierende Seite wiederum viel stärker zu Einsatz.
Mich persönlich macht das nicht traurig, dass das Schreiben für mich nicht mehr ganz so frei ist, wie früher. Im Gegenteil: Analysieren und Grübeln, das macht mir, solange es nicht exzessiv wird, großen Spaß.
Schreiben... :hmmm:, das ist für mich beinahe wie Blidhauen: Irgendwo da drin ist eine Geschichte. Entfernt man alles, was drumherum ist und nicht dazugehört, ist sie da in all ihrer Pracht: Und sie geschieht. Die Figuren leben, agieren und ich schreibe mit. Manchmal weiß ich noch nicht, wie es ausgeht und bin selber sehr gespannt darauf. Aber ich bestimme oft die Richtung - und dann schaun wir mal... :psssst:
Früher habe ich meine Geschichten meistens erzählt, oder sie blieben für mich im Kopf, bis sie irgendwann wieder verschwunden waren. Seit ich beschlossen habe, sie richtig zu entwickeln und aufzuschreiben, wundere ich mich manchmal sehr, daß sie tatsächlich von mir sind, wenn ich sie nach einer Weile wieder lese.
Aber dann bedeutet Schreiben für mich noch:
Freude am Formulieren :vibes:
Verschiedene Leben leben 8)
In Abenteuer versinken :snicker:
Sich tief in andere hineinversetzen :d'oh:
Mal richtig böse sein dürfen... :darth:
Zuletzt ist es mir noch ein Mittel, die Geschichten in meinem Kopf zu sortieren und vor allem zu verwirklichen. Aber auch, die Realität aus einem gewissen Abstand zu betrachten (wenn mir mal wieder was tierisch auf die Nerven geht z. B.); ich sehe die Dinge wesentlich gelassener.
:knister: Schreiben ist für mich ein Prozeß - einmal begonnen, entwickelt es sich (und ich mit ihm) immer weiter... und weiter... und weiter... :omn:
Schreiben beteutet für mich haubtsächlich eine Geschichte so erzählen zu können, wie ich es möchte. Nicht so wie im wirklichen Leben, wo mir vorgeschrieben wird, was ich darf und was nicht. In meiner Gechichte bin Gott (auch wenn das en bisschen hoch gestochen klingen mag) und ich befiehl den Figuren, was sie zu tun haben und was nicht (meistens jedenfalls^^).
Es bedeut für mich auch meine Fantasy ausleben zu können und aus dem altäglichen Altag in eine wunderbare Welt eintauchen zu können.
Mir gefällt es auch ganz gut Schlachten zu schlagen und Leute in den Tod schicken zu können.
Am meisten gefällt es mir aber, die Geschichte so zu erzählen, wie ich will. Niemand hat mir vorzuschreiben, wie sie ausgehen soll, was ich machen kann und was nicht. Ich, ich ganz alleine hersche über meine Welt und niemand anders! :darth:
Liebe Grüsse
Nebeldiener
der versucht wieder in die Hallen von Tintenzirkel zu finden.
Ich bin mal über ein schönes Zitat gestolpert, leider erinnere ich mich weder an den genauen Wortlaut noch an den Urheber. Aber es besagte so in etwa: wenn du dir vorstellen kannst, ohne Schreiben zu leben, dann ... schreibe nicht.
Für mich ist das letztlich mehr als ein schöner Spruch. Ich bin nur dann restlos glücklich, wenn ich schreiben kann. Es ist ein Grundbedürfnis, eine ständige Herausforderung und die beste Droge, die ich kenne.
@ Malinche
Droge - kommt gut hin. Und auch das:
ZitatEs ist ein Grundbedürfnis, eine ständige Herausforderung
Ich kann dich wirklich gut verstehen, Malinche.
Gruß
Gela
Ich weiß nicht, ich finde den Spruch sehr fatalistisch. Das nimmt den Hobbyschreibern, die anderweitig sehr beschäftigt sind und für die das Schreiben mehr ein Rückzugsort, ein wertvoller Schatz in ihrem Leben darstellt, irgendwie den Wind aus den Segeln ;D
@ Spinnenkind
Aber das schließt sich doch nicht aus, Spinnenkind. Auch ein Hobbyschreiber schreibt doch, weil er das Bedürfnis dazu hat. Sonst würde er ja etwas anderes tun, um sich zurückzuziehen und von seiner Beschäftigung, die ihn plagt, abzulenken. Aber es treibt ihn zum Schreiben. Dabei spielt es keine Rolle, ob Hobby oder nicht; es ist das Schreiben an sich.
Ein wertvoller Schatz im Leben - sagst du. Da hast du's. Du kannst auch nicht ohne. Ich denke, wer wirklich schreiben will, tut es über kurz oder lang. Wird dann nicht mehr davon loskommen, weil es sein Bedürfnis ist. Und wenn auch erst am Ende seines Lebens - er tut's.
Du hast schon recht, aber das konkrete Beispiel von Malinche baut einen großen Druck auf, wie ich finde.
Ich bin etwas allergisch dagegen, wenn jemand (in diesem Fall der Verfasser der Zitats) quasi unter dem Motto ankommt: wenn du nicht total süchtig bist und ohne Anwendung äußerer Gewalt noch vom Stift loskommst, dann kannst du's gleich lassen ;D
Jeder hat ja einen anderen Angang ans Schreiben, und unter dem Gesichtspunkt finde ich das Zitat eben etwas radikal.
:rofl:
Zitatwenn du nicht total süchtig bist und ohne Anwendung äußerer Gewalt noch vom Stift loskommst, dann kannst du's gleich lassen ;D
Bist du Künstler* - oder nicht?
Hat sich ein Künstler jemals etwas vorschreiben lassen? (Wenn ja :nöö: ) *
auf das Zitat von Werner Mitsch in meiner Signatur verweis -
Ist aber auch nur ein Zitat!* ;D
Du wirst dich doch nicht unter Druck setzen lassen? Von einem Zitat!!!
*
Ich bin dafür, auch NICHTKünstler sollten sich nicht zwingend was vorschreiben lassen :innocent: Schon gar nicht, wenn es um
dein Schreiben geht. So.
Zitat von: Spinnenkindwenn du nicht total süchtig bist und ohne Anwendung äußerer Gewalt noch vom Stift loskommst, dann kannst du's gleich lassen ;D
Das ist mal ne schöne Paraphrase für das Zitat :rofl:
Allerdings verstehe ich es auch eher so wie RubinaGela. Für mich ist es gar nicht mal, dass man vom Stift nicht mehr loskommt ... bei mir war es sehr lange so, dass ich kaum geschrieben habe. Aber die Ideen waren immer da, und mehr noch: das Bedürfnis zu schreiben, dieses Verlangen danach. Und das finde ich in dem "Zitat", dessen schwammige Umschreibung ich hier vorgesetzt habe, einfach schön getroffen.
Der Gegenpol für mich wären dazu Leute, die schreiben, weil sie es schick finden, ohne dass sie wirklich ein inneres Bedürfnis oder die bloße Freude am Schreiben dazu treibt. Aber das sind dann keine Leute, die das Schreiben als einen Rückzugsort oder Schatz in ihrem Leben bezeichnen würden.
Natürlich: Schreiben dürfen sie trotzdem. :rofl: Ich kann leider auch gar nicht meine Hand ins Feuer legen, wie der ganz exakte Wortlaut des Zitates ist ... Und es ist sicher überspitzt, aber wie Gela sagt, von einem Zitat lassen wir uns nix vorschreiben (uns höchstens inspirieren). ;)
Zitatvon einem Zitat lassen wir uns nix vorschreiben (uns höchstens inspirieren). ;)
Wunderschön getroffen, Malinche. :jau:
ZitatDer Gegenpol für mich wären dazu Leute, die schreiben, weil sie es schick finden, ohne dass sie wirklich ein inneres Bedürfnis oder die bloße Freude am Schreiben dazu treibt.
... und die es aus diesen Gründen auch schnell wieder lassen, denke ich. Ohne diesen (verrückten?) Antrieb, den unsereins antreibt, werden sie bald ins Abseits trudeln, langsam ausrollen und dort verharren. :omn: Das war's dann.
Hier tummeln sich dagegen Schreiberlinge, die - selbst bei der heftigsten Schreibblockade - nicht von Stift und Tastatur lassen können. Ihr Jammern darüber, daß sie zur Zeit nicht schreiben können ( :bittebittebitte: siehe inneres Bedürfnis) hallt ruhelos durch diese Hallen :d'oh:
Es ist der Wahnsinn...
Zitat von: Malinche am 24. Januar 2011, 18:15:57
Ich bin mal über ein schönes Zitat gestolpert, leider erinnere ich mich weder an den genauen Wortlaut noch an den Urheber. Aber es besagte so in etwa: wenn du dir vorstellen kannst, ohne Schreiben zu leben, dann ... schreibe nicht.
Ich wusste, ich kenne das Zitat und es hat mir ja keine Ruhe gelassen, bis ich es nach ewigem Graben im Internet wiedergefunden habe. Was echt nicht so leicht ist, wenn man den genauen Wortlaut nicht mehr im Kopf hat :wums: Ich wollte schon fast aufgeben, da habe ich auf der Website von Andreas Eschbach vorbei geschaut und da stand es fettgedruckt auf der Startseite zu seinen "Fragen und Antworten".
Zitat von: Georges Simenon"Wenn Sie im Leben etwas anderes tun können als zu schreiben, dann rate ich Ihnen: Tun Sie das."
Ohne den Menschen jetzt näher zu kennen, denke ich, der meint das einerseits durchaus ernst, andererseits als gut- und gar nicht böse gemeinten Ratschlag.
Ob man sich das jetzt zu Herzen nimmt, oder ignorieren will, bleibt ja jedem selbst überlassen. ;) Ich für meinen Teil finde schon, dass da durchaus was dran ist. Schreiben ist harte Arbeit und oft anstrengend und nervenaufreibend und warum sollte man sich das antun, wenn man etwas anderes tun könnte? ;)
Ich für meinen Teil kann nichts anderes. ;D Und es gäbe auch nichts, wodurch ich das Schreiben ersetzen könnte ... Ich hab zwar jeden zweiten Tag eine neue Schreibkrise, aber aufhören, oder mir ein neues Hobby suchen, kann ich trotzdem nicht. Es ist zwar häufig sehr nervenaufreibend, aber wenn es mal richtig gut läuft, dann ist es besser als
alles andere auf der Welt.
Nichts könnte dieses Gefühl ersetzen und dafür nehme ich gerne alle Strapazen auf mich.
Was mich gewiss nicht davon abhalten wird, weiterhin ausgibig zu jammern, wenn es gerade mal wieder nicht läuft. :engel: Für mich ist das Schreiben also schon wie eine Sucht und ich denke, an solche Leute richtet Simenon das Zitat, mal unabhängig davon, ob es Berufsschreiber oder (noch) Hobbyschreiber sind. Das hat damit gar nicht soviel zu tun (denke ich).
@Malinche, Gela: Nee, vorschreiben lasse ich mir natürlich nichts. Nach meiner Interpretation habe ich mich aber zugegebenermaßen gekränkt gefühlt ;D Ich habe ja ohnehin nur etwas dazu gesagt, weil ich es ein interessantes Diskussionsthema finde. Natürlich muss ich nicht danach leben, das muss niemand ;)
Mir ging es genau um die Formulierung, die Romy angesprochen hat, es wird quasi verlangt, dass man nichts anderes kann, es quasi eine Sucht ist. Ich persönlich empfinde es zum Beispiel nicht so extrem, ich liebe das Schreiben, vielleicht ist es sogar ein Grundbedürfnis, aber als so dermaßen manisch würde ich mich nicht bezeichnen. Und das Zitat hat alle anderen Angänge an das Schreiben, wie ich es empfunden habe, einfach abgewertet, und das verletzt den Schriftstellerstolz ;D
Wenn ich jetzt allerdings sehe, unter welcher Maxime Malinche das Zitat hineingestellt hat, wirft das natürlich ein anderes Licht auf die Sache ;)
Ich habe mich nun lange mit der ursprünglichen Frage beschäftigt.
Es ist wirklich schwer das zu beschreiben. Für mich ist es nicht nur ein Gefühl oder etwas ohne das ich nicht Leben könnte. In meinen Augen ist das Schreiben etwas womit ich mich identifizieren. Die Schreiberei ist ein fester Bestandteil meiner Persönlichkeit.
Ich liebe es Wörter sinnvoll aneinander zu reihen. In etwa so wie, wenn man einen Samen einer Blume einpflanzt. Ich beginne damit etwas zu "erschaffen". Und hinterher füge ich noch etwas hinzu oder ändere etwas. Ich pflege meine Texte genauso wie die Blume. In meinen Augen ist es egal was man schreibt und wofür. Ich denke die Leidenschaft die dahinter steckt ist das ausschlaggebende. Und wenn ich fertig bin lasse ich andere Menschen meine Texte lesen. Ebenso wie man eine Blume pflückt um einen anderen Menschen lächeln zu sehen.
Soweit meine kurze Erläuterung zur "Bedeutung des Schreibens".
Schreiben ist einfach das, was ich am besten kann, am liebsten tue und von all meinen Interessen bisher mit Abstand am längsten und eifrigsten betreibe. Schon als Kind habe ich mir Geschichten ausgedacht und mit 12 fing ich an, auf der Schreibmaschine meiner Mutter meinen ersten "Roman" zu verfassen (mit immerhin 20 Seiten Länge... na ja... ;D ). Mir hat nie jemand gesagt, dass ich schreiben soll. Ich tat es einfach, weil es sich für mich richtig anfühlte. Und so ist es bis heute. Für mich hat es etwas mit Selbstentfaltung, mit Selbstverwirklichung zu tun. Nirgendwo sonst kann ich eigene Ideen so gut und kompromisslos umsetzen. Ich mag an vielen Dingen zweifeln - daran, ob ich eher Rechts- oder Linkshänder bin (da bin ich mir wirklich nicht so sicher!), ob meine Ausbildung bzw. mein Studium das Richtige für mich ist - aber das Schreiben, das ist ein nicht anfechtbarer Teil von mir. Zwar kann ich auch eine gewisse Zeit auskommen, ohne zu schreiben, aber das ist dann mehr ein Überleben als ein Leben. Das sage ich, ohne mich hier als die große Autorin oder was auch immer stilisieren zu wollen. Es ist einfach so. Das Schreiben ist mein "Ding", und ich kann und will es nicht abstellen.
erst wenn ich schreibe - beginne ich über das, was ich mir überlegt habe - klarere Gedanken zu machen... ansonst müssten ich vieles davon jemanden erzählen
aber Leuten damit auf den Keks zu gehn ist nicht meine Abischt
besonders wenn ich noch gar nicht genau weiß - was mir auf dem Herzen liegt ... also wenn dann bleibt's beim Schreiben... es ist ein Prozess der Selbsterforschung - vermutlich (da müsste ich jetzt länger drüber schreiben ... aber meine erste Einschätzung dürfte mich schon recht zu treffend sein) ^^