Also, ich meine, wie kann man sich einen "epischen" Sprachstil aneignen? Nicht dass nun wieder alle denken, ich wollte Tolkien kopieren, das will ich nämlich definitiv nicht. Ich habe nicht mal die Bücher gelesen - bisher zumindest :) Ich denke eben, ein epischer Sprachstil gehört zu einem guten Werk dazu. Zumindest tut er das für mich. Es geht meiner Meinung nach darum, dass man selbst mit seinem Werk zufrieden ist. Vor allem, wenn es für den Autoren, mich zum Beispiel, relativ irrelevant ist, ob der Roman veröffentlicht wird oder nicht. Ich möchte nach der Vollendung meiner Geschichte wissen, was ich in meinen Augen geleistet habe - und mit mir selbst zufrieden sein können.
Ich liebe einfach dieses Epische, teils Übertriebene... Kennt vielleicht jemand Sprachübungen, durch deren Hilfe man sich ein höheres Sprachniveau aneignen kann? Danke! :)
Ich hoffe, diesen Thread richtig eingeordnet zu haben^^
Wenn ich es falsch gemacht haben sollte, wäre es nett, wenn ihn jemand an die richtige Stelle verschieben würde. Danke ;)
Das kommt darauf an, was du unter einem epischen Sprachstil verstehst. Ich mag diese pathetische Wortakrobatik, die in manchen zeitgenössischen Fantasyromanen gepflegt wird, gar nicht leiden.
Wenn du einen guten Sprachstil lernen willst, mußt du am nesten viele gute Bücher lesen. Vor allem die Autoren des 18.-19. Jahrhunderts haben noch ein sehr gepflegtes und elegantes Deutsch geschrieben. Bei Tolkien & Co. ist das Problem, daß es sich um Übersetzungen handelt, die natürlich immer zwischen einer guten deutschen Ausdrucksweise und dem Originalstil des Autors balancieren müssen.
Mein Rat für den Anfang: Versuche weniger szenisch zu schreiben. D.h. weniger Dialoge, mehr erzählen.
Ich schließe mich Tenryu an. Man lernt durch Nachahmung, deshalb bitte aufmerksam lesen und analysieren, was der Mann gemacht hat. Und bitte nicht schwallen! :bittebittebitte:
ZitatKennt vielleicht jemand Sprachübungen, durch deren Hilfe man sich ein höheres Sprachniveau aneignen kann?
Eine Übung ist: "schreiben, schreiben, schreiben..." denn ca. alle 100 Seiten macht der eigene Stil einen Entwicklungssprung. Dies ziehe ich dem vielen Lesen vor. Während einer Schreibphase darf ich keine anderen Bücher lesen. Das ist bei mir ein entweder-oder, denn beides gleichzeitig verwirrt mein Empfinden für beide Texte, meine und die der gelesenen Bücher. Persönlich kann ich mich mehr mit Filmen motivieren, die eine epische Breite haben - aber die finde mal erst auf die Schnelle. Das ist wohl von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Wenn Du es mit "viel schreiben" probierst, dann übertreibe ruhig in Deinem epischen Stil. Lege den Text ein paar Tage weg. Wenn Du ihn dann wieder zur Hand nimmst, siehst Du vieles so, wie es ein Leser empfinden mag. Ich habe einen meiner "epischen" Texte jetzt nach einem halben Jahr meiner Freundin vorgelesen und dabei sind mir tausend Fehler aufgefallen, die ich bei der direkten Arbeit mit dem Text nicht bemerkt habe.
Viel Erfolg beim Schreiben und - willkommen hier!
Stefan, der Loner Ranger
Wenn du dir einen bestimmten Stil aneigen willst, würde ich dir empfehlen, ganz viel in diesem Stil zu lesen, dadurch siehst du wie andere es machen, du merkst, was dir bei anderen Autoren gefällt und nicht gefällt und du eignest dir neue Wörter an. Mir selbst hilft das sehr. Vielleicht könntest du ausführen, was du genau mit einem epischen Stil meinst, ich versteh daraunter, einen sehr detailierten, , ausschweifenden StilWenn dir speziell ein epischer Stil, mit ausführlichen Beschreibungen. WEnn dir so ein Stil gefällt, würde ich eben solche Fantasy Bücher oder Bücher aus den letzten Jahrhunderten lesen, die so einen Stil haben. Wie sonst kann man seinen Sprachstil verbessern, als sich intensiv mit Sprache zu beschäftigen. Man wird nur dann einen eigenen Stil entwickeln, wenn man nicht versucht, andere zu kopieren und einfach ganz viel schreibt. Das ist nichts, was man sich mal eben in ein paar Tagen aneignen kann, dafür braucht man viel Geduld.
Ich kann dir keine speziellen Übungen empfehelen, nur einfachBeschreibungen von Personen oder Landschafen zu üben, zum Beispiel. Es gibt jede Menge Bücher mit Tipps zum Schreiben, oder mit Schreibübungen,ich würde einfach ausprobieren, was dir hilft.
Mit epischem Stil tue ich mich schwer. Ich finde ihn höchstens angebracht, wenn innerhalb der Geschichte ein Barde einen Vortrag hält, oder wenn Personen einer sehr formalen, höfischen Gesellschaft miteinander sprechen. Ansonsten finde ich ihn nervig und tendiere daher dazu, solche Bücher eher nicht zu kaufen.
Aber wenn dir dieser Stil wirklich am Herzen liegt, dann hilft tatsächlich nur üben, üben üben, bis die Feder zerbirst. Nur wenn dir diese Sprech- und Schreibweise förmlich ins Blut übergeht, wird sie dir einen glatten Schreibfluss erlauben.
Wenn es dir mit dem epischen Stil wirklich ernst ist, kannst du versuchen, deine Geschichte in Versen zu schreiben. Das ist DER epische Stil par excellence. (Natürlich nicht ganz einfach...) Am besten noch in Distichen:
Ím Hexámeter stéigt des Spríngquells flussige Sáeule.
Ím Pentámeter dráuf fáellt sie melódisch heráb.
:hmmm:
Zitatin Distichen
Näääh, auf keinen Fall! Im Hexameter muss das Epos stehen, nur im Hexameter! Im Distichon ist es eine Elegie ... nach antiker Definition hängt das tatsächlich nur am Versmaß.
Ich finde ja, dass
die Referenz für Epik immer noch Homer ist und nicht Tolkien. Ich würde da zur Schadewaldt-Übersetzung greifen. Dann kann man auch sehen, dass Epik den Ruf, schwülstig zu sein, eigentlich zu Unrecht hat. Homers Stil ist schlicht.
Ein etwas "überladener" Stil kann ganz passend sein, wenn es wirklich um welterschütternde Dinge geht. Krasse Ereignisse können eine krasse Sprache erfordern. Aber auch nur die, sonst wirkt es schnell unfreiwillig komisch.
ZitatIch finde ja, dass die Referenz für Epik immer noch Homer ist und nicht Tolkien.
Oder wenn schon Tolkien, dann gleich die Lays of Leithian. Eines davon ist einfach gereimt, das andere dagegen im Stabreim.
Lo! The golden dragon of the god of hell
The gloom of the woods of the world now gone
the woes of men, and weeping of elves
faiding faintly down forest pathways,
is now to tell and the name most tearful
of Niniel the sorrowful, and the name most sad
of Thalion's son Turin o'erthrown by fate.
Ok, das liest dann heutzutage nur noch ein eingefleischter Fan... ;D
Ja, da will man einmal mit seinem Wissen angeben... und schon geht der Schuß nach hinten los. *seufz* :schuldig:
Hexameter kann ich auch:
In nova fert aminus mutatas dicere formas,
corpora di coeptis, nam vos mutastis et illas,
adspirate meis, primaque ab origine mundi,
ad mea perpetuum deducite tempora carmen.
Ante mare et terras, et quod tegit omnia caelum,
unus erat toto naturae vultus in orbe,
quem dicere chaos...
Weiter weiß ich nicht mehr. Was man nach so vielen Jahren noch im Kopf behält, ist schon erstaunlich. (dafür sind 8 Jahre Mathe wie weggeblasen...)
Ich habe übrigens mal tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, ein Versepos zu schreiben. Es sollte "Die Himmelsstadt" heißen, aber leider ist ein nicht ganz dichter eben kein richtiger Dichter... :rofl:
Zitat von: Tenryu am 13. Oktober 2009, 07:36:32
Ja, da will man einmal mit seinem Wissen angeben... und schon geht der Schuß nach hinten los. *seufz* :schuldig:
Hexameter kann ich auch:
In nova fert aminus mutatas dicere formas,
corpora di coeptis, nam vos mutastis et illas,
adspirate meis, primaque ab origine mundi,
ad mea perpetuum deducite tempora carmen.
Ante mare et terras, et quod tegit omnia caelum,
unus erat toto naturae vultus in orbe,
quem dicere chaos...
Weiter weiß ich nicht mehr. Was man nach so vielen Jahren noch im Kopf behält, ist schon erstaunlich. (dafür sind 8 Jahre Mathe wie weggeblasen...)
Ich habe übrigens mal tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, ein Versepos zu schreiben. Es sollte "Die Himmelsstadt" heißen, aber leider ist ein nicht ganz dichter eben kein richtiger Dichter... :rofl:
Oh, oh Ovid. Das mussten wir in der zehnten Klasse rauf und runter übersetzen und den Anfang von dem oben zitierten Hexamter auswendig lernen...
Ein Versepos klingt interessant. Ich stelle es mir aber wirklich schwierig vor, das ist bestimmt mit viel Planung verbunden, oder?
Zum epischen Sprachstil. Eigentlich kann ich mich den anderen nur anschließen. Lesen! Vielleicht kannst du es mal mit Balladen aus dem 18. und 19. Jh. versuchen. Da ist der Sprachstil auch oft sehr episch.
LG
Anamalya
Okay, ich bin jetzt noch mal mein Balladenrepertoire durchgegangen. Folgende sind mir spontan eingefallen:
Ludwig Uhland "Des Sängers Fluch"
Börries Freiherr von Münchhausen: "Der Nobiskrug", "Der Hunnensturm"
Friedrich Schiller: "Die Bürgschaft"
Alfred Lord Tennyson: "Die Lady von Shalott" (Die englische Orginalfassung ist aber am schönsten.)
Annette von Droste Hülshoff: "Der Knabe im Moor"
Ich hoffe, ich konnte dir damit weiterhelfen!
LG
Anamalya
Hallo ShainaMartel!
Für mich ist epischer 'Sprachstil nach wie vor eine Sache der Definition und der persönlichen Einstellung. Ich kann es zum Beispiel nicht leiden, wenn ein Autor seitenlang um eine Sache rumredet, die er auch in wenigen Sätzen auf den Punkt bringen könnte. Da stellt sich mir dann die Frage: weiß er selbst nicht, was er sagen will?
Wenn man in sein Schreiben ein paar Fremdwörter, bzw. anspruchsvollere Wörter, die vielleicht nicht jedem in der Bedeutung geläufig sind, einbinden will, muss man meines Erachtens lesen lesen lesen, sich weiter bilden. Denn, darin muss ich LoneRanger besprechen, durch Lesen und vor allem merken, lernt man.
Natürlich muss man das Angewandte dann auch schriftstellerisch beherrschen, aber ich wage zu behaupten, dass ein Autor, der sein Leben lang nichts aus seinem angestrebten Genre liest, bzw. wenig, den bereits vorhandenen Büchern nicht gleichkommen kann.
Das ist natürlich nur meine Meinung, aber ich kann dir trotzdem nur raten: Lesen und Schreiben. Es gibt nichts, was mehr hilft. ;) Und vor allem öffnet es einem in so mancher Hinsicht auch mal die Augen.
Ich hoffe, ich konnte dir mit meinem Beitrag helfen,
bisou
*klug daherred*
Ovid, der hier erwähnt wurde, ist ein Autor mit ganz viel Esprit, und es lohnt sich sehr, ihn zu lesen, finde ich persönlich. Für normale Menschen gibt es eine gute Übersetzung bei Reclam (die orange, nicht die gelbe).
Aber als Referenz für Epik finde ich ihn nicht so geeignet. Die Metamorphosen sind sehr untypische Epik, und in der Forschung ist es sogar umstritten, ob sie überhaupt zur Gattung gezählt werden sollen.
Der Grund sind der Aufbau (muss ich hier nicht erläutern), der Humor und viele parodistische Elemente im Text. Und Epik ist sonst eher eine humorlose Gattung, in der auch Romantik keine übermäßig große Rolle spielt. Bei Ovid bekommt man also keinen besonders repräsentativen Eindruck von Epik. ;)
Für die Schullektüre werden leider meist Ausschnitte mit weniger Humor herangezogen, oder die Hinweise auf den Humor fehlen - ist ja auch nicht immer so leicht zugänglich für heutige Leser.
Trotzdem sind die Metamorphosen natürlich eins der wichtigsten Stücke Weltliteratur, unser Prof sagt, sie haben die Kultur gleich nach der Bibel am meisten geprägt.
Seht mal, ich hab um 11. 11. 11 Uhr gepostet ... *flücht*
Also wenn du einen etwas veralteten Sprachstil möchtest, kann ich dir nur empfehlen es mir nachzutun und nur Jane Austen zu lesen.
Ich weiß, das klingt seltsam, und für Männer ist es auch sicher nicht so prickelnd, aber nachdem ich Monatelang nur J.A. Romane gelesen habe, hat sich mein Schreibstil automatisch ein wenig dem altertümlichen Stil angepasst, und auch fand ich neuere Bücher plötzlich viel zu einfach & platt. ;)
Ich möchte allerdings noch erwähnen, dass auch rein gar nichts gegen gut geschriebene Bücher steht, die man in normalem Sprachstil verfasst. Auch das kann durchaus Episch rüberkommen.
Hi ShainaMartel,
es kommt auf die Geschichte an. Ich habe vor kurzem mit einer Lektorin zusammengearbeitet. Ich selbst habe einen Hang zu pathetischen Formulierungen, den musste sie mir erst einmal ausprügeln. Denn die Geschichte beginnt in unserer jetzigen Welt und die Hauptfigur stammt auch aus unserer Zeit. Somit würde ein epischer Stil nicht passen. Wenn du allerdings ein High Fantasy-Buch planst, das in einer Welt spielt, die einer gewissen Norm von Epik folgt, dann solltest du dich mal an Herr der Ringe versuchen. Dann lernst du einiges über Formulierungen, aber auch über das Schwaffeln und wie man 20 Seiten mit der korrekten Nutzung von Pfeifenkraut füllt. ::)
Ansonsten haben die anderen Recht. Lies so viel du kannst aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts. Der Sprachstil war gehobener und in den meisten Fällen auch schwungvoller.
Liebe Grüße,
Kuddel
Zitat von: Kuddel am 28. Januar 2010, 22:00:38
Wenn du allerdings ein High Fantasy-Buch planst, das in einer Welt spielt, die einer gewissen Norm von Epik folgt, dann solltest du dich mal an Herr der Ringe versuchen.
... aber bitte in der alten Übersetzung oder im Original ;)
Das "Silmarillion" hatte bei mir den unangenehmen Nebeneffekt, daß ich in keinem anderen Stil mehr schreiben konnte - und ich arbeitete gerade an einem Sci-Fi-Roman :-[
Zitat von: Maran am 29. Januar 2010, 10:15:07
... aber bitte in der alten Übersetzung oder im Original ;)
Das "Silmarillion" hatte bei mir den unangenehmen Nebeneffekt, daß ich in keinem anderen Stil mehr schreiben konnte - und ich arbeitete gerade an einem Sci-Fi-Roman :-[
Selbstredend im Original. ;D
Mmm, wenn in Deutsch geschrieben werden will, sollte allerdings auch Deutsch Lesen dazukommen, insofern lohnt es sich bestimmt auch, in die alte Übersetzung reinzugucken, die erinnere ich nämlich als eine der raren, sehr guten Übersetzungen.
(Ich habe inzwischen angefangen mich zu wundern, ob ich denn auf Deutsch Geschichten schreiben könnte (ich wörde "noch" sagen, bloß daß ich ja quasi gerade erst anfange... ) Ich wäre auf jeden Fall gespannt, wie dann mein deutscher Schreibstil so wäre, und ob es dann etwas holperig ist. Ganz so, wie ich auf Englisch schreibe ginge das jedenfalls sicherlich nicht.)
Rika: Mein englischer Schreibstil ist komplett anders als mein deutscher. Ich finde das irgendwie ein bisschen unheimlich. ;D
Zur Frage: Glaubt ihr , dass man seinen Stil einfach so umstellen kann? Das man sagt: "Ich möchte jetzt epischer schreiben" und das dann nach einer Zeit auch kann? Ich glaube fast, dass das so nicht geht, schließlich entwickelt sich ein Stil über Jahre.
Was man allerdings sicherlich tun kann, ist mehr auf das Erzählen achten als auf Dialoge und keine Abkürzungen verwenden. (Wie ich es hasse, wenn Charaktere in Büchern "LOL" oder "SOB" sagen. Wenn es nicht im Dialog vorkommt, werde ich ja schon nervös, wenn da anstatt "herunter" einfach nur "runter" steht. ;))
LG,
Kati
Zitat von: Kati am 29. Januar 2010, 15:26:24
Rika: Mein englischer Schreibstil ist komplett anders als mein deutscher. Ich finde das irgendwie ein bisschen unheimlich. ;D
Ich nicht. Du solltest dir eher Sorgen machen, wenn du die selben Dinge auf die gleiche Weise ausdrücken wolltest. (Der Klassiker: "You must... because...")
ZitatZur Frage: Glaubt ihr , dass man seinen Stil einfach so umstellen kann? Das man sagt: "Ich möchte jetzt epischer schreiben" und das dann nach einer Zeit auch kann? Ich glaube fast, dass das so nicht geht, schließlich entwickelt sich ein Stil über Jahre.
Ich für meinen Teil habe mehrere Stile auf Lager. Wortgewaltiges Geschwafel gehört nicht dazu. Ich kann damit nichts anfangen. Trotzdem wäre es mit entsprechendem Aufwand sicherlich möglich, mir das anzueignen. Die römischen Rhetorikschulen hatten auch das Lernziel, so zu reden/schreiben/diktieren wie Cicero. Warum also nicht? Weil ich darauf keinen Bock habe und nicht mal dafür bezahlt werde. Aber möglich ist es sicherlich.
ZitatWenn es nicht im Dialog vorkommt, werde ich ja schon nervös, wenn da anstatt "herunter" einfach nur "runter" steht.
Er holte sich einen herunter klingt nun mal irgendwie blöd. ???
Zitat von: Kati am 29. Januar 2010, 15:26:24
Zur Frage: Glaubt ihr , dass man seinen Stil einfach so umstellen kann? Das man sagt: "Ich möchte jetzt epischer schreiben" und das dann nach einer Zeit auch kann? Ich glaube fast, dass das so nicht geht, schließlich entwickelt sich ein Stil über Jahre.
Ich denke, dass das möglich ist. Seit ich in einer Schreibwerkstatt bin, habe ich begonnen sprachlich ein wenig zu experimentieren und mit mehr Bildern zu schreiben. Natürlich muss man in einen neuen Stil erst reinkommen, aber ich glaube, man kann sich schnell daran gewöhnen. Und natürlich zeigt sich jahrelange Übung deutlich und am Anfang muss man sich selbst immer erinnern "eigentlich wollte ich ja so und so schreiben", aber mit der Zeit müsste das funktionieren. Man muss wahrscheinlich vorher wirklich einiges lesen, damit man auch den passenden Wortschatz hat, aber mit der Zeit entwickelt wahrscheinlich ohnehin jeder seinen eigenen Stil.
ZitatEr holte sich einen herunter klingt nun mal irgendwie blöd.
Das meinte ich so auch nicht. ;D Ich meinte Sachen wie: "Sie holte die Flasche vom Regal runter, brachte sie rüber zum Tisch und guckte dann drunter." Sowas mag ich gar nicht, aber das ist Geschmackssache. :)
Ich persönliche habe noch nicht probiert meinen Stil umzustellen, ich hatte bloß gedacht, dass es mir schwerfallen würde einen ganzen Roman lang in einem anderen Stil auszuhalten. Ich würde sicherlich in meinen alten zurückverfallen. Aber, wenn es geht, ist das ja umso besser. :vibes: Was Neues zum ausprobieren.
LG,
Kati
Zitat von: Kati am 29. Januar 2010, 15:26:24
Das man sagt: "Ich möchte jetzt epischer schreiben" und das dann nach einer Zeit auch kann? Ich glaube fast, dass das so nicht geht, schließlich entwickelt sich ein Stil über Jahre.
Ich denke auch, daß es nicht so einfach ist. Sicher nicht unmöglich, aber nicht einfach. Das "Silmarillion" rannte bei mir offene Türen ein. Zum einen tendiere ich zu diesem Stil, zum zweiten war ich auch vorgeschädigt durch die Bibliothek meines Großvaters. Ich meine, als Kind war ich ein absoluter Bücherjunkie - und da las ich eben das, was vorhanden war. Altdeutsche Schrift? Wo ist das Problem? Da bin ich reingewachsen ;D. Himmel, ich habe im Grundschulalter Marlitt gelesen ... Und ich fand "Das Geheimnis der alten Mamsell" wirklich toll.
Zitat von: Kati am 29. Januar 2010, 15:26:24
Rika: Mein englischer Schreibstil ist komplett anders als mein deutscher. Ich finde das irgendwie ein bisschen unheimlich. ;D
Hm, unheimlich finde ich es nicht, aber spannend. Hm... <neugierig> du hättest nicht zufällig irgendwo Leseproben, oder...?
Und würdest du deine Sprachgewandheit in beiden Sprachen als relativ gleich empfinden, oder eher unterschiedlich gut (welche besser?) Hm. Vielleicht sollte ich dir lieber PMen... damit es nicht ganz vom Thema abgleitet - in welcher Sprache schreibst du denn eher "epischer"?
Ich würde sagen, mein englischer Stil ist schon "epischer". Lustigerweise klappt es im Englischen auch mit dem aus der dritten Person schreiben. :) Ich schicke dir mal kurz eine PM, okay?
LG,
Kati
Lustig - mir liegt das Englische glaube ich gerade deshalb so gut, weil ich mich informell wohler fühle... PN - gern, jederzeit. :)
Zitat von: Kati am 29. Januar 2010, 15:26:24
Zur Frage: Glaubt ihr , dass man seinen Stil einfach so umstellen kann? Das man sagt: "Ich möchte jetzt epischer schreiben" und das dann nach einer Zeit auch kann? Ich glaube fast, dass das so nicht geht, schließlich entwickelt sich ein Stil über Jahre.
Also ich habe die Erfahrung gemacht, dass das sehr leicht geht - solange man einen Vorlagetext im entsprechenden Stil hat, auf den man sich beziehen kann. Ich merke das vor allem im Deutschunterricht. Wenn es um einen Sach- oder Interpretationstext geht, bilde ich automatisch längere Sätze, fülle Fremdwörter ein und gestalte meinen Stil allgemein komplexer. Habe ich einen Brecht-Text vor mir, den ich "gestaltend interpretieren" soll, passe ich mich unterbewusst an dessen Stil an. Ich will nicht sagen, dass ich ihn imitiere, aber mir persönlich fällt schon ein deutlicher Unterschied zu meinem "normalen" Schreibstil ins Auge. Das merkt man ja sogar schon, wenn man zur Abwechslung mal eher etwas lustiges, komödiantes versucht: Der Stil wird automatisch weniger dramatisch, pointierter etc.
Das habe ich auch gemerkt, als ich einmal für eine Szene einen Auszug aus der heiligen Schrift einer erfundenen Religion benötigt habe: Ich habe mir die ersten Seiten der Bibel aufmerksam durchgelesen und mich relativ gut an deren Stil orientieren können. Natürlich bleiben einige grundliegende Dinge häufig ähnlich oder gar gleich, aber in einem relativ weiten Rahmen kann man den eigenen Stil gut variieren.
Grüße
Joscha
Ich denke auch, daß man sich umstellen kann, wenn man möchte.
Ein Beispiel aus meinem Englisch-Unterricht. Ich las damals bevorzugt Stephen King im Original. Dementsprechend formulierte ich meine Klausurtexte.
Dann lasen wir Shakespeare, und mein Lehrer informierte mich hämisch grinsend, daß ich eine Klausur zum Thema Macbeth nicht mit meinem schludrigen King-Amerikanisch schreiben dürfe.
Na warte, sagte ich mir und las die Wochen vor der Klausur nur noch Edgar Allan Poe. Danach haßte mein Englischlehrer mich ;D
Stil ist ja sowieso nichts festgeschriebenes, sondern entwickelt sich immer weiter. Und sicher kann man beeinflussen, in welche Richtung man seinen Stil entwickelt.
Auf der anderen Seite ist es sicher auch eine Frage, was man schreibt - bei mir zumindest ändert sich der Stil mit dem Charakter, aus dessen Perspektive ich schreibe.
Obwohl, diese komische Absatz-Krankheit habe ich bei allen ... :hmmm: