Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: hima am 27. August 2009, 08:42:52

Titel: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: hima am 27. August 2009, 08:42:52
Bis gestern hatte ich in meinem Store eine Praktikantin aus London, mit der ich mich gleich super verstanden habe. Schon am ersten Tag schwärmten alle von ihr, wie süss und aufgeweckt sie sei. Manchmal wirkte sie etwas schüchtern, verwirrt und abwesend, aber kein Wunder, wenn sie ausser Englisch nichts versteht und wir untereinander Schweizerdeutsch quatschen. Am zweiten Tag kam es mir vor, als würde ich sie schon lange kennen. Und auf dem Weg nach Hause wurde mir schliesslich bewusst, woher: einer meiner Protas, die naive Prinzessin, ist charakterlich genau wie die Praktikantin. Das war vor einer Woche.

Mittlerweile habe ich aus Neugier auch meine anderen Figuren unter die Lupe genommen und dabei mit Entsetzen festgestellt, dass Gared, mein super-toller Bösewicht mit Spassfaktor und Schlächter tausender Unschuldiger, charakterliche Züge meiner Mutter aufweist! Ha, jeder Psychiater hätte jetzt seine helle Freude an mir. Dabei hat Gared mit meiner Mutter, mit überhaupt einer Mutter, gar nichts zu tun.
Eine andere Figur, die nur einige kurze, aber wichtige Auftritte hat, bekam unbewusst die sonore Professorenstimme meines alten Geschichtslehrers.

Ist euch das auch schon passiert? Da lernt ihr neue Leute kennen, bei denen ihr das seltsamen Gefühl habt, sie bereits irgendwoher zu kennen und müsst dann zuhause feststellen, dass sie euer Hauptcharakter sind. Zufall? Ein Streich des Unterbewusstseins?
Oder macht man das manchmal sogar mit Absicht, einer Figur die Züge, vielleicht nicht nur die charakterlichen, von Menschen in seinem Umfeld zu geben?
Fürchtet man sich davor, sich ganz und gar unbekannte Menschen auszudenken, die einem vollkommen fremd sind in all ihrem Tun? Oder ist das gerade der Reiz an der Sache?
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Angelus Noctis am 27. August 2009, 09:29:56
Mir ist so etwas auch schon passiert. Einer meiner Protas (und mein persönlicher Held :innocent:), ist mittlerweile auch im realen Leben mein Held - nämlich mein Mann. Den Charakter meines Protas habe ich in seinen ersten Grundzügen bereits angelegt, als ich sechzehn war ... Und als ich dann mit 28 meinen Mann kennengelernt habe, habe ich mich auch zuerst gefragt, weshalb mir viele seiner Eigenschaften so vertraut sind (wobei es sich nicht nur auf die Eigenschaften bezieht, sondern seltsamerweise auch auf die Optik :hmhm?: *staun*).

Möglicherweise liegt es bei mir daran, dass ich meinem Prota eben viele Eigenschaften verpasst habe, die ich selber toll finde. Als ich dann feststellte, dass es diese Kombination aus Eigenschaften wirklich gibt (vorher hätte ich das für unmöglich gehalten ;)), war es um mich geschehen.
Hier war es also so, dass ich mir ein Idealbild geschaffen habe. Es in der Realität zu treffen, war mein großes Glück.

Tatsächlich gibt es bei aber auch Charaktere, die ich mir in der Realität "abgucke". Wenn mich also ein mensch durch eine Eigenart besonders beeindruckt, kann es sein, dass ich ihn später in einer Geschichte "verwurste". Ob sich diese Menschen dann hinterher wiedererkennen ... Nun, das ist eine andere Sache. ;D

Bisher weiß ich noch nicht, wem mein Lieblings-Anta entspricht. ich glaube, ich sollte ihn noch einmal genauer unter die Lupe nehmen ...

Ich glaube nicht, dass es etwas mit Furcht zu tun hat, sich Charaktere auszudenken, die völlig fremdartig handeln oder denken. Allerdings stelle ich bei mir immer wieder fest, dass ich nicht über etwas schreiben kann, was ich selbst nicht kenne, oder in das ich mich nicht wenigstens hineinversetzen könnte. So lebe ich mit meinem Lieblings-Anta beispielsweise meine sadistische Ader aus. :darth: ;) Zwar habe ich anfangs versucht mir einzureden, dass sein Charakter dem meinen völlig widerspricht, doch irgendwann wurde mir bewusst, dass ich mich nicht in ihn hineinversetzen könnte, wenn nicht irgendwo in mir ein Teil von ihm schlummern würde.
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Abakus am 27. August 2009, 09:55:10
Für meine Figuren nehme ich größtenteils auch reale Vorbilder, dennoch verfälsche ich den Charakter so weit, dass sich die Personen selbst im fertigen Manuskript nicht wiedererkennen können. Auf irgendeiner Seite zum Thema habe ich vor Jahren mal gelesen, dass reale Personen den Autor eines Buches verklagen können, wenn sie denken, dass eine Figur des Buches nach ihrem Ebenbild geschaffen wurde. Es reicht wohl nur der Verdacht, bewiesen werden muss es wohl gar nicht. Diesbezüglich bin ich mir jetzt aber nicht ganz sicher. Des weiteren meine ich gelesen zu haben, dass man dem Verlag, bei dem ein Autor veröffentlicht, im Vertrag versichert, dass keine der Figuren einer realen Person entspricht bzw. keine Persönlichkeitsrechte verletzt werden.

Ein bekannter Fall: Der Schriftsteller Maxim Biller veröffentlichte im Jahr 2003 seinen Roman "Esra". Zwei Damen glaubten sich in Figuren wieder zu erkennen und in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt. Sie zogen vor den Bundesgerichtshof und bekamen - zumindest eine Dame - Recht!
Die Intimsphäre einer Dame wurde verletzt, da "ihre" Figur im Roman beim Sex dargestellt wurde. Die andere Figur wird nur in Dialogen zwischen verschiedenen anderen Figuren erwähnt, so dass dort ein Zusammenhang zwischen realer Person und Romanfigur nur "fiktiver" wird. Ich hoffe, dass ich das Ganze so richtig wiedergegeben habe. Ist schon etwas länger her. Nachtrag: Ich glaube, als Autor ist man nach so einer Sache schnell von der öffentlichen Bühne verschwunden. Dürfte schwierig werden wieder mit beiden Beinen fest in der Szene halt zu finden.

Wie zu Anfang erwähnt, ist es wohl stets besser, die Charaktereigenschaften einer Figur soweit zu verfälschen (falls von realer Person als Vorbild), so dass die Romanfigur nicht wiedererkannt werden kann. Die Ideallösung: Fiktive Personen erschaffen. :)
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Leon am 27. August 2009, 10:14:38
Da stellt sich für mich die interessante Frage, wie stark müsste eine Figur verfremdet werden? Ich meine, irgendwie kann man sich, wenn man will, in vielen Figuren teilweise wiedererkennen. Oder zumindest glauben, sich wiederzuerkennen.  ???
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Angelus Noctis am 27. August 2009, 10:23:33
@ Markus:

Das ist aber gut zu wissen, dass Charaktere besser kein reales Vorbeild haben - zumindest kein offensichtliches. Insofern werde ich meine "Werke" noch einmal unter einem etwas anderen Gesichtspunkt zerpflücken.
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: hima am 27. August 2009, 10:33:07
Um Leon's Gedanken weiterzuspinnen: Soll man seine Figur nachträglich nochmals verändern (und somit das halbe Buch neu schreiben), wenn man merkt, wie sehr die Figur einer realen Person gleicht? Oder anders gefragt, wenn man davon ausgehen kann, dass besagte Person dein Buch nie und nimmer lesen würde, darf man dann Charakterzüge entleihen?

Ich finde es enorm schwierig, Personen zu erfinden, die es in real nicht gibt. Jeder Charakter ist in irgendeiner Form vorhanden. Wenn ich nun das Pech hab, und irgendwo am Ende der Welt jemand lebt, der sich in meinem Prota wiedererkennt, dann tut's mir leid, aber ich wusste ja nicht, dass es diese Person wirklich gibt.

Ausserdem, jeder, der ein Buch liest, glaubt, sich in einem der Charaktere ein bisschen wieder zu erkennen.
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Abakus am 27. August 2009, 11:14:04
Zitat von: Leon am 27. August 2009, 10:14:38
Da stellt sich für mich die interessante Frage, wie stark müsste eine Figur verfremdet werden? Ich meine, irgendwie kann man sich, wenn man will, in vielen Figuren teilweise wiedererkennen. Oder zumindest glauben, sich wiederzuerkennen.  ???

Nun, das ist eine berechtigte Frage! Figuren können am Schreibtisch entstehen oder durch Orientierung an einem lebenden Vorbild. Das ist sehr unterschiedlich, denke ich, wobei es auch auf den Autor bzw. auf dessen Geschichte ankommt.

Ich versuche ein gutes Mischungsverhältnis zu erlangen. Also Realität gemischt mit viel Fantasie. Die Ausgangspunkte für meine Erzengel lagen allesamt in der Realität. Allerdings stellten sich dann Fantasie und Vorstellungskraft vor, sehr interessante Individuen ;), und erschufen mit mir zusammen die Erzengel. Und heraus kamen Wesen, die fernab der Figuren aus diversen Blockbustern aus Hollywood zum Thema Engel existieren.

Wichtig dabei ist: Nicht ans reale Vorbild klammern! Das hemmt letztendlich nur die Fantasie. Das ist schon mehrfach von mir erprobt. Falls doch zu sehr geklammert wird, kann es zu einem Prozess wie beim Roman "Esra" führen. Die Literaturfreiheit existierte mal. Als Thomas Mann 1901 seine Buddenbrooks veröffentlichte, kam es ebenfalls zu einem Streitfall. Das gleiche wie im Roman "Esra". Inwiefern darf ein Schriftsteller lebende Personen literarisch verarbeiten? Wer weiß... wenn Mann seinen Roman 2001 publik gemacht hätte, wäre es vielleicht auch nicht zu einer Veröffentlichung gekommen. Wer weiß das schon.

Wenn ein Autor über einen bestimmten Menschen schreibt, sollte er sich vor Beginn der Arbeit vergewissern, dass eben diese lebende Person mit dem Projekt einverstanden ist. Aber auch hier verbirgt sich eine Gefahr: die Person könnte irgendwann im Laufe des Projekts sagen, dass sie als Vorbild nicht mehr in Frage kommt. Ich weiß nicht, ob es rechtlich zulässig ist, eine Art Vertrag mit dieser Person zu schließen. Also: Autor nimmt reale Person als Vorbild, dafür bekommt reale Person 10% der Einnahmen, oder so. Keine Ahnung, ob das rechtlich so machbar ist.

Anders hingegen sieht es aus, wenn ein Autor über eine Person des Zeitgeschehens schreibt und sich demnach mit Hilfe wissenschaftlicher oder journalistischer Methoden auf unbestrittene Tatsachen beschränkt.

Letztendlich sollte eine Romanfigur so dargestellt werden, dass der Leser sie als lebendigen Menschen empfindet. Also ist es von Vorteil über seinen Prota- und Antagonisten einen Lebenslauf zu erstellen bzw. auch über andere Nebenfiguren, die im Roman eine wichtige Rolle spielen sollen. Ich mache das immer nach einer Art Checkliste. Und das klappt gut! :)

Alternativ: Ein Interview mit dem Prota- und Antagonisten führen. Das macht sehr viel Spaß und auf diese Weise lernt man seine Figuren auch näher kennen.  :D

Nachtrag: Ich habe den Passus aus einem Verlagsvertrag in meinen Unterlagen gefunden: "Der Autor wird den Verlag schriftlich auf im Manuskript enthaltene Darstellungen von Personen hinweisen, mit denen das Risiko einer Persönlichkeitsrechtsverletzung verbunden ist."
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Lucien am 27. August 2009, 11:29:29
Ich habe bis jetzt nur festgestellt, dass ich verschiedene Facetten meiner eigenen Persönlichkeit auf die Figuren aufteile. Auch bei mir ist mein Anta meine böse Seite, dann gibt es noch Unberechenbarkeit und Abenteuerlust. Dann wäre da noch Güte... Jede Figur von mir hat in der Hinsicht ein besonders hervorstechendes Merkmal.

Ob es Personen mit einem solchen Charakter auch in der Realtät gibt, weiß ich nicht. Aber ich stelle es mir auch schwierig vor, einen ganz und gar neuen Charakter zu erstellen. Schließlich können wir nur auf Eigenschaften zurückgreifen, die es auch wirklich gibt und logischerweise kann es da zu extremen Ähnlichkeiten kommen, wenn man die verschiedenen Eigenschaften zusammensetzt.
Die Frage ist dann, wir weit man überhaupt den Charakter von Frau X verfremden kann, ohne dass er dann plötzlich Herrn Y ähnelt.

Aber mal ganz davon abgesehen: Wenn ich bemerken würde, dass sich ein Autor von meiner Persönlichkeit hat inspirieren lassen und der Prota oder wer auch immer mir sehr ähnlich ist, dann würde ich mich geehrt fühlen.  ;D
Und wenn diese Figur äußerst negativ wäre, könnte ich immer noch sagen: Püh! Die ist mir bloß ähnlich, bin ja nicht ich persönlich!
Anders wäre es, wenn ganz explizit mein Name erwähnt würde. Aber ansonsten finde ich Klagen wegen sowas extrem kleinkarriert.
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Abakus am 27. August 2009, 11:44:52
Zitat von: hima am 27. August 2009, 10:33:07
Um Leon's Gedanken weiterzuspinnen: Soll man seine Figur nachträglich nochmals verändern (und somit das halbe Buch neu schreiben), wenn man merkt, wie sehr die Figur einer realen Person gleicht? Oder anders gefragt, wenn man davon ausgehen kann, dass besagte Person dein Buch nie und nimmer lesen würde, darf man dann Charakterzüge entleihen?

Also: Soweit ich den BGH (Bundesgerichtshof) verstanden habe, dürfen keine realen Personen aus dem Umfeld des Autors so offensichtlich verwendet werden, dass sich eben diese reale Person wiedererkennt. Du kannst also gerne die Segelohren von Heinz nehmen, das asoziale Lachen von Paul und die Falschheit von Dieter - und schon ist dein Antagonist geboren.

Zitat von: hima am 27. August 2009, 10:33:07
Ich finde es enorm schwierig, Personen zu erfinden, die es in real nicht gibt. Jeder Charakter ist in irgendeiner Form vorhanden. Wenn ich nun das Pech hab, und irgendwo am Ende der Welt jemand lebt, der sich in meinem Prota wiedererkennt, dann tut's mir leid, aber ich wusste ja nicht, dass es diese Person wirklich gibt.

Das ist dann der Kollege Zufall. Da würde jedes Gericht der Welt die Klage fallen lassen. Denn wie sollst du wissen, dass ein ungefähres Ebenbild des Protagonisten in Melbourne lebt, du warst noch nie dort und bist mit dieser Person nie in Kontakt getreten. Nachtrag: Ich glaube kaum, dass es in diesem Fall zu einer Klage kommen würde.

Zitat von: hima am 27. August 2009, 10:33:07
Ausserdem, jeder, der ein Buch liest, glaubt, sich in einem der Charaktere ein bisschen wieder zu erkennen.

Im Roman "Esra" war es so, das habe ich eben nicht geschrieben, dass die Romanfigur, die beim Sex dargestellt wird, Maxim Billers Ex-Freundin gewesen ist. So glaubte die Dame. Sie fand das dann weniger schön, da ihre Intimsphäre verletzt wurde.

Der Autor als auch der Verlag, Kiepenheuer & Witsch, wurden 2008 (ja, solange zog sich das) zu einem Schmerzensgeld von 50.000 Euro verurteilt, das an Billers Ex-Freundin gezahlt werden musste. Die Klage der anderen Dame, ich glaube der Mutter der Ex-Freundin, wurde abgewiesen, ebenfalls eine Klage über 50.000 Euro, da ihre Figur allzu fiktiv dargestellt wurde.

Der größte Schaden ist aber wohl dem Verlag entstanden. Das Buch wurde verboten und darf, soweit ich weiß, bis auf den heutigen Tag nicht vertrieben werden.
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Lucien am 27. August 2009, 11:48:54
Mir fällt grad ein, dass ich für ein Projekt eine Figur im Kopf habe, die an eine Internet-Bekannte von mir angelehnt ist. Ich werde ihr bei Gelegenheit mal brav eine Email schreiben und sie fragen.  :innocent:
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: hima am 27. August 2009, 12:03:50
Zitat von: Markus am 27. August 2009, 11:44:52
Im Roman "Esra" war es so, das habe ich eben nicht geschrieben, dass die Romanfigur, die beim Sex dargestellt wird, Maxim Billers Ex-Freundin gewesen ist. Die fand das dann weniger schön, da ihre Intimsphäre verletzt wurde.

Na, wenn man über die Ex-Partner schreibt, und dann noch so offensichtlich, dass besagte Person das merkt, ist man selber Schuld, finde ich. Rache kann man schliesslich auch auf andere Art nehmen  ;)
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Lucien am 27. August 2009, 12:53:36
Ja, sowas ist wirklich dumm.  :hmhm?:
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Romy am 27. August 2009, 14:31:57
Im Fall von Billers Ex-Freundin kann ich da nur zustimmen, da war die Klage völlig korrekt. Aber wenn es nicht gerade um solche engen Intimitäten geht, sehe ich das wie Jenny  :jau:
Zitat von: Jenny am 27. August 2009, 11:29:29
Aber mal ganz davon abgesehen: Wenn ich bemerken würde, dass sich ein Autor von meiner Persönlichkeit hat inspirieren lassen und der Prota oder wer auch immer mir sehr ähnlich ist, dann würde ich mich geehrt fühlen.  ;D
Und wenn diese Figur äußerst negativ wäre, könnte ich immer noch sagen: Püh! Die ist mir bloß ähnlich, bin ja nicht ich persönlich!
Anders wäre es, wenn ganz explizit mein Name erwähnt würde. Aber ansonsten finde ich Klagen wegen sowas extrem kleinkarriert.


Ich glaube, absichtlich bediene ich mich für meine Figuren nicht an Personen in meinem Bekanntenkreis. Nur als Teenie habe ich mich daran mal in einem meiner Frühwerke versucht. Diverse vor allem männliche Figuren *hust* waren von Mitschülern inspiriert. Allerdings habe ich sehr schnell festgestellt, dass sich das dann doch nur auf Äußerlichkeiten beschränkte. Theoretisch wollte ich auch die Charaktere übernehmen, aber als Figuren haben sie dann doch ihr Eigenleben geführt.  ;D

Andersrum ist mir das aber auch mal passiert. Die Erstfassung meiner Khyrun-Chroniken habe ich mit ca. 17 Jahren geschrieben, vor ca. einem Jahr habe ich dann einen Freund einer Freundin kennen gelernt. Äußerlich hat er nichts von meinem Prota, aber während ich ihn in der Folgezeit etwas besser kennen gelernt habe, ist mir der Gedanke gekommen: Hey, das gibt's ja nicht, der hat charakterlich total viel von meinem Prota.  :D Kein Wunder, dass ich ihn auf Anhieb sofort mochte ...
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Lucien am 27. August 2009, 15:29:46
Ich glaube, zumindest was die Protas angeht erstellt man einen Charakter, den man auch im realen Leben sympatisch finden würde. Und wenn einem dann eine solche Person begegnet, ist es schon wahrscheinlich, dass es Ähnlichkeiten gibt. Aber wenn derjenige dann wirklich haargenau so ist... boah! So jemand ist mir leider noch nicht begegnet.  :seufz:
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Drachenfeder am 27. August 2009, 16:10:44
Mir ist das zum Glück noch nicht passiert. Ich glaub ich hätte Angst das ich Schitzo wäre. Total unheimlich. Und ein bisschen Ähnlichkeit?? Hm, nein gabs bei mir auch noch nicht. Zum Glück
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Kati am 27. August 2009, 19:36:08
Es gibt doch in vielen Romanen diesen wunderbaren Satz irgendwo auf den ersten Seiten, der besagt, dass sich der Autor Figuren und Schauplätze alle selbst ausgedacht hat. Wenn man sowas drinstehen hat, kann einem dann immer noch so etwas passieren, wie diesem Biller?

LG,

Kati
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Lucien am 27. August 2009, 22:21:11
@ Drachenfeder:
Bist du sicher, dass du wirklich kein bisschen schizo bist?

[prophetische Donnerstimme an]

Schau dir deine Figuren mal ganz genau an und dann tauche ab in die tiefen Abgründe deiner Seele!

[prophetische Donnerstimme aus]

;D
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Abakus am 27. August 2009, 22:26:06
Zitat von: Nightingale am 27. August 2009, 19:36:08
Es gibt doch in vielen Romanen diesen wunderbaren Satz irgendwo auf den ersten Seiten, der besagt, dass sich der Autor Figuren und Schauplätze alle selbst ausgedacht hat. Wenn man sowas drinstehen hat, kann einem dann immer noch so etwas passieren, wie diesem Biller?

LG,

Kati

:hmmm: Ich behaupte jetzt einfach mal Ja. Nämlich dann, wenn du den Verlag vorsätzlich täuschst und behauptest, dass alle Charaktere frei erfunden sind und keine Parallelen zu lebenden Personen deines Umfeldes existieren. Dies wird, soweit ich weiß, mit dem Passus im Verlagsvertrag geregelt, den ich einige Posts zuvor geschrieben habe. Wird das Gegenteil behauptet (wie im Fall des Herrn Biller), wäre es dann wohl ein klassischer Vertragsbruch.

Ist jetzt nur eine Vermutung.
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Lucien am 27. August 2009, 22:42:23
Übrigens hat sich die gute Frau grad gemeldet, die als Vorbild für eine Figur herhalten soll. Sie fühlt sich geehrt und ist neugierig auf "ihre" Rolle.  :vibes: Ich freu mich so.
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Angelus Noctis am 28. August 2009, 07:38:22
Klasse, Jenny!

Ich bin froh, dass ich mein MS nicht komplett zerpflcken muss! Die realen Menschen, von denen ich mir Eigenschaften "ausgeliehen" habe, gehören nicht zu meinem näheren Umfeld (abgesehen von meinem Mann, aber der muss da durch, gefälligst! ;D). Größtenteils waren es Beobachtungen völlig Fremder. - Habt Ihr das schonmal ausprobiert? Es macht total viel Spaß, sich ganz still in eine Kneipe/einen Bahnhof/eine Fußgängerzone zu hocken und Leute zu beobachten.
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Lucien am 28. August 2009, 14:38:56
Uaah, ich liebe das!  :vibes: Ich habe mich mit meinem Ex wegen der Entfernung immer am Bahnhof getroffen von wo aus es dann weiter ging. Und wer kam immer später? Er natürlich!
Da hatte ich immer viel Zeit zum Gucken. Und grad in Bahnhöfen, wo so viel internationales Volk rumläuft, ist das total spannend! Aber für meine Werke hat mir das bis jetzt noch nicht geholfen.
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Romy am 28. August 2009, 15:11:02
Jenny, unbewusst hat es Dir bestimmt schon geholfen. Ich behaupte mal, dass man damit seine allgemeine Menschenkenntnis schult, wenn man immer fleißig Leute beobachtet und sich dann ausmalt, wer das ist, wohin sie unterwegs sein könnten, oder woher sie kommen, oder warum der oder die gerade so traurig aus der Wäsche guckt ... Und eine gute Menschenkenntnis hilft auch beim Figurenbau, würde ich behaupten.  ;)
Ich beobachte immer, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Eine besonders ergiebige Fundgrube ist die Straßenbahn oder Haltestellen, da treibt sich so viel unterschiedliches Volk rum, und Leute im Trainingsanzug sitzen/stehen neben welchen in feinen Abendkleidern  ;D Und heutzutage telefonieren die Leute ja auch ständig und überall und erzählen dem Mensch am anderen Ende der Leitung (und mit ihm den ganzen Straßenbahnwagon) ihre imtimsten Geheimnisse. Manches will man ja gar nicht wissen, anderes ist dann wieder ganz spannend.  8)
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: hima am 28. August 2009, 20:11:14
Himmel, ich liebe es, manchmal absichtlich eine S-Bahn auszulassen und ne halbe Stunde auf die nächste zu warten, nur damit ich Leute beobachten kann  ;D Mit guten Freunden zusammen macht das gleich noch mehr Spass, da denken wir uns die haarsträubensten Geschichten für die Menschen aus, die uns da begegnen.
Ich finde, ein super Training, um selber autenthische Figuren zu entwickeln. Aber manche Menschen sind so unglaublich krude, die gibt es nur im realen Leben  :hmhm?:
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Lucien am 28. August 2009, 20:53:22
Hm, so tiefgehende Gedanken habe ich mir bewusst noch gar nicht gemacht. Ich habe mich nur immer gefragt, warum der alte Inder mit seinem Turban und den beiden Frauen jedes Mal aus der gleichen Richtung an mir vorbeigedackelt kommt und dann auch noch alle brav hintereinander und immer in der gleichen Reihenfolge. Der hat mich wirklich extrem erheitert!  :rofl:
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Angelus Noctis am 29. August 2009, 07:56:12
Zitat von: Jenny am 28. August 2009, 20:53:22...  warum der alte Inder mit seinem Turban und den beiden Frauen jedes Mal aus der gleichen Richtung ...
Ein Fehler in der Matrix?  :snicker:

Es ist schön zu lesen, dass ich nicht die Einzige mit bekloppten Hobbys ;) bin. Leute beobachten ist wahnsinnig interessant. :)
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Lucien am 29. August 2009, 15:39:38
Ja, das könnte sein.  :hmmm:

Habt ihr euch denn schon mal Figuren aus dem Fernsehen "abgeguckt"? Es gibt ja manchmal Schauspieler, die immer die gleiche Art von Rollen haben und vielleicht bewusst oder unbewusst als Vorlage herhalten.
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Schreiberling am 29. August 2009, 16:49:23
Zitat von: Jenny am 29. August 2009, 15:39:38
Habt ihr euch denn schon mal Figuren aus dem Fernsehen "abgeguckt"? Es gibt ja manchmal Schauspieler, die immer die gleiche Art von Rollen haben und vielleicht bewusst oder unbewusst als Vorlage herhalten.

Ja, so in etwa.  :-[  ::)
Tagelang hatte ich mir über das Aussehen meines Protagonisten Gedanken gemacht und das stand dann auch letztendlich, als ich den Fernseher eingeschaltet habe und Zack, stand der Schauspieler, der haargenau wie mein Protagonist aussah, vor mir.  :pfanne: Einerseits war es nett, ihn dann auch "in echt" zu sehen, aber doof auch, als ich festellen musste, mein Charakter tickt so ähnlich, wie die Figur, die er in der Serie spielt.
Naja, daraufhin habe ich noch ein wenig an ihm gebastelt, war aber schon ein komisches Erlebnis.
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Lucien am 30. August 2009, 16:14:43
 :gähn: Gruselig

Nur Aussehen oder nur Charakter ist unter Umständen ja schon verblüffend, aber wenn dann beides stimmt...
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Steffi am 30. August 2009, 17:15:02
Dass Autoren sich Schauspieler als Vorbildern nehmen ist ja nichts ungewöhnliches. Selbst Cornelia Funke hatte ihren Mo ja von Anfang an auf Brendan Fraser ausgelegt, und ich glaub Pullman hatte seine Mrs Coulter auch an Nicole Kidman angelehnt. Von daher mach ich mir da gar keine Gedanken mehr ;)
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Feather am 01. September 2009, 19:15:58
Ja Leute beobachten ist toll, vor allem wenn man sich dann noch etwas für sie ausdenkt, obwohl man sie nur kurz vorbeihuschen gesehen hat.

Schauspieler als Vorbilder habe ich mir noch nicht (jedenfalls nicht wissentlich) als Vorbilder auserkohren, oder ihre dargestellten Figuren (wäre eigntlich mal ne Idee wert).

Doch ist es mir letztens im Bus etwas merkwürdiges passiert. Ich saß da, nichts ahnend und dann stieg ein älterer Herr ein, den ich noch nie gesehen hatte. Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los ich müsse ihn schon ewig kennen. Krahmte in meinem Hirn wo ich ihn hinstecken sollte. Nach ein parr Minuten Fahrt stieg ich um und die Gedanken ließen mich nicht mehr los. Eigentlich wollte ich nur meine Erinnerungen von ihm aus mir herauschschreiben, da irgendetwas in mir schrie: Schreib! Dabei fiel es mir auf, irgendwie kam er mir vor wie mein noch nicht auf der Bildfläche erschienener Dr. , der zwar schon in den Charakterzügen fertig ist, doch noch kein Gesicht hat.
Ich weiß nicht das war irgendwie... komisch
Eigentlich hatte ich von ihm noch kein Bild im Kopf und dann saß er aufeinmal vor mir.

Oder seh ich schon Gespenster?
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Lucien am 01. September 2009, 23:03:47
 :hmmm:  Ich betitel sowas mit "göttlicher Eingebung"  ;D Ganz ehrlich, wenn mir mal sowas passiert, tätschel ich meinen keltischen Anhänger und sage still und leise danke.
... Leider passiert mir das nicht allzu oft.  :seufz:
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Luciel am 02. September 2009, 10:50:52
Meine Protas sind mir leider noch nicht begegnet - was wahrscheinlich daran liegt, dass ich über Elfen und Vampire schreibe   ;) Zudem habe ich sie bewusst ein wenig "stilisiert", sie stärker auf bestimmte Charakterzüge und Stimmungen festgelegt, als es bei einem realen Menschen der Fall wäre. Das freundliche, gütige Mädchen in meiner Geschichte ist eben immer freundlich und würde nie zickig sein. Ein reales Mädchen würde seine Stimmung je nach Situation und Hormonspiegel verändern ...

De meisten meiner Figuren sind frei erfunden. Puzzle aus meiner Fantasie und kleinen Dingen, die mir an Personen aus Film, Buch oder Realität gefallen haben. Da ich beim Schreiben aber gerne Kopfkino laufen habe, stelle ich mir die Szenen manchmal mit Personen vor, die ich kenne. Das können Schauspieler sein, aber irgendwie stehen Sänger bei mir höher im Kurs. Liegt wohl daran, dass sie nur sich selbst spielen. Seltsamerweise betrifft das nur meine männlichen Figuren, bei den weiblichen kann ich mich selbst in die Szene einsetzen, das passt immer.
Praktischer Nebeneffekt dieses Kopfkinos: Sollte mein unveröffentlichtes Buch mal verfilmt werden, könnte ich gleich eine Liste mit meiner Wunschbesetzung dazu legen  ;D
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: hima am 20. September 2009, 15:24:40
Zitat von: Jenny am 01. September 2009, 23:03:47
:hmmm:  Ich betitel sowas mit "göttlicher Eingebung"  ;D Ganz ehrlich, wenn mir mal sowas passiert, tätschel ich meinen keltischen Anhänger und sage still und leise danke.
... Leider passiert mir das nicht allzu oft.  :seufz:

Ich glaub, göttliche Eingebungen verpasse ich meistens, weil mein Hirn bereits wieder abschweift  :pfanne:

Das mit den Schauspielern hat aber tatsächlich was. Manche Drehbuchautoren haben ja öfters auch einen bestimmten Schauspieler im Kopf, wenn sie ein Skript schreiben. Und das blöde ist ja, wenn man ein- zweimal einen Bösewicht gespielt hat, nehmen die Leute einen nicht ernst, wenn man plötzlich der Gute ist, da das Gesicht auf immer auf den Bösewicht geprägt ist.
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Lucien am 20. September 2009, 15:42:52
Jop, die böse, böse Image-Falle.

Ich bin gestern übrigens meinem Künstler begegnet, allerdings gar nicht so sehr, was das Aussehen angeht, sondern ganz extrem vom Charakter her.  :D
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: hima am 23. September 2009, 14:56:22
Oh toll!  :jau:

Ich freu mich grad wie blöd, dass ich nicht allein damit dastehe, dass sich meine Figuren plötzlich in der realen Welt manifestieren.  :prost:
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Lucien am 23. September 2009, 17:46:43
Das Dumme daran ist bloß, dass das auf einem Mittelaltermarkt war. Er war Schmuckhökerer und ich vermisse ihn und seinen Mithökerer jetzt ganz schrecklich.  :'(
Ich bin in den zwei Tagen zur Stammkundin geworden.
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Luna am 08. Februar 2011, 09:28:48
Na wie gut, dass ich den Thread hier entdeckt habe. Ich war nämlich kurz davor, einem Ehepaar, mit dem ich noch eine Rechnung offen habe, weil die mich sehr sehr verletzt und gekränkt haben, zwei wunderschöne kleine und wenig rühmliche Rollen maßzuschneidern :darth:, in denen ich mich so nach Herzenslust über ihre "Sprünge in der Schüssel" auslassen wollte :snicker:, wobei ich mich des rhethorischen Mittels der Übertriebung bedient hätte. Nur deren Namen hätte ich geändert.
Ich habe mir überlegt, es drauf ankommen zu lassen, da ich mir dachte, sollte mein Roman in ferner Zukunft je den Weg einer Veröffentlichung finden, würde er nie den Verbreitungsgrad haben wie die ganzen Bestseller. Zudem lesen sie nur Fachbücher übers Mittelalter. Die hätten das nie spitzgekriegt :psssst: und da sie es sich mit so ziemlich jedem verscherzen, haben sie auch keine Freunde, die das lesen könnten.
Aber dann habe ich das hier gelesen:
Zitat
Nachtrag: Ich habe den Passus aus einem Verlagsvertrag in meinen Unterlagen gefunden: "Der Autor wird den Verlag schriftlich auf im Manuskript enthaltene Darstellungen von Personen hinweisen, mit denen das Risiko einer Persönlichkeitsrechtsverletzung verbunden ist."
Und beim Vertragsabschluss zu lügen, bzw. mich des Vertragsbruchs schuldig zu machen, das will ich auf keinen Fall.
Hach, dann wirds halt nichts mit dem feigen Rebellenführer, der unter der Fuchtel seiner Frau steht, die ihre ganze Umgebung tyrannisiert.
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Zit am 08. Februar 2011, 12:21:29
ZitatHach, dann wirds halt nichts mit dem feigen Rebellenführer, der unter der Fuchtel seiner Frau steht, die ihre ganze Umgebung tyrannisiert.

;D Das klingt aber viel zu lustig als es rauszuwerfen. Warum nicht auch Aussehen und Alter ändern? Die zwei dürften wohl kaum "ein Monopol" darauf haben, dass der eine den anderen tyrannisiert und allein an diesem Verhältnis untereinander eindeutig erkennbar sein. O.o
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Lisande am 08. Februar 2011, 13:23:47
Zitat von: Zitkalasa am 08. Februar 2011, 12:21:29
;D Das klingt aber viel zu lustig als es rauszuwerfen. Warum nicht auch Aussehen und Alter ändern? Die zwei dürften wohl kaum "ein Monopol" darauf haben, dass der eine den anderen tyrannisiert und allein an diesem Verhältnis untereinander eindeutig erkennbar sein. O.o

Das denke ich auch mal ganz stark. Die ihren schwachen Mann tyrannisierende Ehefrau ist doch schon zum Klischee geworden - da sollte es sich eigentlich machen lassen, die beiden so zu verfremden, dass sie Dich zwar noch inspiriert haben, aber nicht mehr wiederzuerkennen sind.
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Spinnenkind am 08. Februar 2011, 13:46:41
@Luna: Ach, das würde ich nicht so eng sehen  :snicker: Die beiden werden sich nicht darin wieder erkennen, wenn sie wirklich solch einen miesen Charakter haben. Die denken gar nicht nach über sowas.

Huch, von dem Thread hier wusste ich gar nichts! Bin ich froh, dass der aufgetaucht ist!

Ich schreibe gerade an einer Szene, in dem eine Frau ihren Mann verlässt, weil er in eine Depression verfallen ist, aus der er sich nicht mehr herausholen lässt (Er hat seinen heiß geliebten Job an der Uni verloren). Wie das so ist manchmal mit Männern, äußert sich seine Trauer in Agressivität, und das hält sie nach einer Weile nicht mehr aus.

Irgendwie bin ich beim Schreiben so sauer geworden, ich war total verwirrt, weil ich sonst beim Schreiben eigentlich nur positive Gefühle habe. Bis mir aufgefallen ist, dass ich gerade ein typisches Streitgespräch mit meinem Freund rekonstruiere  ??? Der Wissenschaftler hat hier die Rolle meines Freundes übernommen, dieses total Unnahbare, während seine Frau (--> ich) sich völlig hilflos fühlt und nicht weiß, ob sie heulen oder ihm eine reinschlagen soll.

Dabei kommen solche Situationen wirklich nicht oft vor bei uns, und ich habe auch nicht vor, meinen Freund zu verlassen. Vielleicht eignet er sich einfach besonders gut als fieses Vorbild für derlei Szenen ;D 

Man weiß dann nie, ob man in seiner Genialität einfach die dramaturgische Perfektion eines solches Verhaltens erkannt hat, oder ob es etwas im Inneren ist, was man herausschreiben muss.

Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Churke am 08. Februar 2011, 13:52:44
Ich frage mich, ob es nicht ein handwerklicher Kunstfehler ist, wenn eine reale Person, die keine solche der Zeitgeschichte ist, in einer literarischen Figur objektiv wiedererkannt werden kann. Wenn man sowas hinreichend verfremdet, bekommt man weder Probleme mit dem Persönlichkeitsrecht, noch eine Abreibung verpasst.
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: moonjunkie am 08. Februar 2011, 20:42:49
Ich habe zumindest mal einige meiner Romanfiguren im wirklichen Leben in der Stadt gesehen. Ohne dass ich mir vorher genau ein Gesicht vorgestellt hätte, wusste ich: ja, so sieht er aus. Witzig war das irgendwie. Aber die beiden Männer hab ich nur auf der Straße gesehen, vermutlich sind sie charakterlich völlig anders als meine Figuren. Alles andere wäre auch unheimlich.
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Rhiannon am 08. Februar 2011, 23:03:56
Hallo,
ich hatte da heute auch auch so ein Erlebnis von wegen, dass ich plötzlich einen Chara vor mir gesehen habe. Normalerweise lasse ich ja die Finger von Illustrierten, weil ich sie einfach laaangweilig finde, aber wenn man nicht daran denkt, sich ein Buch mitzunehmen, wenn man beim Arzt warten muss, dann doch lieber Illustrierte als gar nichts.
Und wie ich da heute eine durchblättere, stutze ich plötzlich: Moment mal, was tut Freonwen, meine Amazone denn um Himmels Willen in der "Gala"?
Erst auf den zweiten Blick habe ich festgestellt, dass das Tilda Swinton ist. Ich hätte also, sollte dieses Buch jemals fertig und dann verkauft und verfilmt werden, eine Wunschbesetzung für Freonwen.
Sonst geschieht das eher selten.
Nur über Rana bin ich bisher irgendwo im Netz auch gestolpert, keine Schauspielerin, keine Sängerin, sondern eine Künstlerin auf dA. Das war auch irgendwie die totale Ironie, denn Rana verachtet Künstler...
Da ich aber bei beiden realen Personen nichts zum Charakter sagen kann, kann ich auch nur auf das Aussehen zurückgreifen.
Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass irgendwo in meinem Umfeld solche Charaktere rumrennen, weil das auch mit den Lebensumständen zusammenhängt.
Und ich würde mir da auch nicht so viele GEdanken machen. Es ist nicht schwierig, Personen zu verfremden und wenn man nur das Aussehen radikal ändert.
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Spinnenkind am 09. Februar 2011, 11:53:59
@Rhiannon: Tilda Swinton finde ich aber auch wirklich perfekt für eine solche Figur! Die Frau ist total apart - der Narnia-Film war jetzt generell nicht so der Bringer, aber sie als Schneekönigin fand ich genial! Oder als Erzengel Gabriel in "Constantine"...das Gesicht ist wie gemacht für so kalte, surreal wirkende Figuren.

Meine Oddu habe ich mir immer ein bisschen wie eine junge Justine Waddell vorgestellt, aber nur in ihren Rollen in den Jane-Austen-Verfilmungen ;D ...und wesentlich blasser und verhärmter. Und mit milchigen Augen. Und spitzen Zähnen.

Naja, jedenfalls, so das Grundkonzept vom Gesicht, ihr wisst schon...

Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Hoellenpfau am 09. Februar 2011, 18:05:20
Also mir ist es mal passiert, dass ich von der Schule nach Hause kam und neben meiner Mum saß auf unserem Sofa eine kleine untersetzte Frau it knallroten Haaren und Brille. ein auffälliges grünes Kostüm und ein freundliches Lächeln.
"Edna!" schoss es sofort in meinen Kopf. "Das ist Edna!"

Sie war echt wie eine Figur aus einer Geschichte von mir. und dann erzählte sie, dass sie Handlesen konnte (eine Sache, die Edna sehr gefiel) und begann bei mir aus der Hand zu lesen... Ganz ehrlich. Ich war echt entsetzt, wie nah sie an der Figur war, obwohl ich sie vorher noch nie gesehen hatte. Und bis heute hat meine Mum sie auch nie wieder eingeladen!!
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Kraehe am 09. Februar 2011, 20:54:51
...so krass war es bei mir noch nicht. Aber.
Ich hab mal im Zug einen gesehen, der meinem Lieblings Nebenchara seeeehr ähnelte. Und es war schwierig, ihn nict die ganze Zeit anzustarren. Was der sich gedacht hat/hätte... ;D
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Lisande am 09. Februar 2011, 20:59:52
Wir haben mal darüber nachgedacht, wie man unsere RP-Charaktere besetzen könnte, und dabei hat eine Mitspielerin den Vorschlag gemacht, dass für Lisande eigentlich Julia Stiles in Frage käme. Bei mir kamen erst die drei Fragezeichen (ich und Schauspielernamen kennen?), dann die Erkenntnis, wer das ist - und dann die Erkenntnis, dass das wirklich Lisande ist. Also, die Lisande, von der mein Nick stammt...
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Luna am 10. Februar 2011, 08:17:08
Vielen Dank für Euer Feedback :knuddel:.
Jetzt weiß ich, dass ich die beiden doch nicht streichen zu brauch. Ich muss nur aufpassen, dass ich nicht so viele von den anderen Macken mit reinbringe :innocent:.
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: HauntingWitch am 06. November 2011, 19:57:53
Hach, da weisst mich jemand freundlicherweise auf diesen Thread hin (weil ich ja das Thema so spannend finde) und dann stürzt der Thread mich in Zweifel. Die Sache mit dem Persönlichkeitsrecht finde ich nämlich unheimlich. Ich verwende sehr oft Namen (auch Zitate) und "Handlungen" von realen Personen beschreibend, einfach weil meine Protas sich auf diese beziehen. Aber wie ist das jetzt? Wenn ich eine Prota denken lasse, dass ein anderer Prota genau gleich aussieht wie Schauspieler xy - verletze ich dann das Persönlichkeitsrecht dieses Schauspielers bereits? Das ist ja nur das, was meine Prota denkt, oder? Dann, wenn ich einen Chara etwas über eine tatsächliche reale Person des Zeitgeschehens (wie ihr das so schön umschrieben habt) denken lasse, dass eventuelle beleidigend sein könnte, gilt das als Beleidigung? Vermutlich schon. Dann habe ich ein Problemchen.

Und desweiteren: Wenn einer meiner Charas gewisse Paralellen zu einem bestimmten Promi aufweist, was dann? Ich meine, klar kann ich behaupten, das ist nur mein Chara. Aber wenn es der realen Person aus irgendeinem Grund auffällt, habe ich ein Problem, oder?  ???

Kurzum: Ich finde es total spannend, bin aber auch gerade etwas verwirrt.

Und ich bin froh, dass es mit dem "Heraufbeschwören" gewisser Personen durch Charas nicht nur mir so geht.  ;D
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Atischara am 06. November 2011, 23:41:52
Ich habe jetzt nur Teile des Threads gelesen, denke aber auch schon seit längerer Zeit über die Rechtslage nach. Schließlich entwirft man doch immer Charaktere, die denkbar sind, also die man sich als echte Personen vorstellen kann. Selbst wenn man dabei nicht bewußt jemanden aus dem eigenen Umfeld beschreibt (und wenn wir mal annehmen, daß der Charakter auch nicht unbewußt an eine Person aus dem Bekanntenkreis angelehnt ist), besteht doch immer ein Risiko, daß jemand der Meinung ist, er (oder sie) sei gemeint. Wenn einen aber solche Zufälle in juristische Schwierigkeiten bringen können, wie soll man dann überhaupt noch glaubwürdige Charaktere konstruieren?  :wums:
Es läßt sich doch letztlich nicht exakt festlegen, wann es eindeutig ist. Daher scheint es mir mehr als fragwürdig, wenn man mit Aussicht auf Erfolg wegen Verletzung von Persönlichkeitsrechten klagen kann, ohne daß Namen, Wohnorte, Arbeitsstellen oder andere eindeutige Hinweise auf die Person überhaupt erwähnt werden. Wie will man denn jemanden anhand einer Beschreibung in einem Roman (der ja immer den Anspruch erhebt, fiktiv zu sein) eindeutig identifizieren?  ??? Wird ja wohl in der Regel kein Foto, Fingerabdruck oder dergleichen danebenkleben.
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Erdbeere am 11. November 2011, 10:15:12
Das mit der Persönlichkeit finde ich eine ziemlich verzwickte Sache.
Kennt ihr das? Da lest ihr ein Magazin und entdeckt dort einen dieser Psychotests, den ihr natürlich gleich machen müsst. Bei einigen Fragen passt keine der vier zur Auswahl stehenden Möglichkeiten so richtig zu euch, also kreuzt ihr einfach das an, was ihr am ehesten vielleicht machen würdet. Dann lest ihr das Testresultat (Hast du am meisten a, b, c oder d?) und, obwohl ihr bei einigen Fragen nichts auf euch beziehen konntet, denkt ihr euch beim Lesen der Antwort, hm, ja, stimmt schon so, so bin ich.

Oder auch die Situation, wenn ihr jemanden kennenlernt und spätestens nach dem dritten "Ich auch!" denkt, ihr seid euch total ähnlich (was natürlich nicht stimmt).

Ohne jetzt tiefer über Psychologie Bescheid zu wissen - man überträgt auf sich selbst gerne Attribute, die man gerne hätte und identifiziert sich dann so lange damit, dass man glaubt, man besitze diese Eigenschaften wirklich. Bei mir war das z.B. so, dass ich lange gedacht habe, ich sei offen und selbstbewusst. Ich habe mich so dargestellt und von mir selbst gesagt, ich sei so. Bis ich eines Tages gemerkt habe, dass dem überhaupt nicht so ist und ich auch teilweise deswegen die Mauer aufgebaut habe, die ich lange um mich herum hatte.
Heute bin ich selbstbewusst, weil ich weiss, dass ich es bin. Das mit der Offenheit, das ist eine schwierigere Sache.

Es gibt so viele Menschen auf dieser Welt und unglaublich viele Autoren, da kann es gut passieren, dass ich mich als Protagonistin im Buch eines völlig unbekannten argentinischen Autors wieder finde (nur so als Beispiel). Natürlich ist es so ziemlich unmöglich, dass dieser Autor mich so darstellen kann, wie ich wirklich bin, kennt er mich doch gar nicht.
Da ich selber schreibe, weiss ich um die Situation und checke meine Figuren immer, ob sich jemand in meinem näheren Umfeld befindet, der Ähnlichkeiten aufweist. Wenn dies passieren sollte (bisher zum Glück noch nicht), dann verändere ich einfach eine Kleinigkeit. Niemals jedoch verwende ich real existierende Namen aus meinem Umfeld.


Weiss jemand eigentlich von einem konkreten Fall hier im deutschsprachigen Raum, in dem ein Autor wegen Persönlichkeitsverletzung angezeigt wurde?
Ich kann mir kaum vorstellen, dass so etwas aus anderen Motiven als Rache oder Denunziation von besagtem Autor gemacht wurde. Und die Möglichkeit, dass diese eine Person ausgerechnet dieses eine Buch liest, ist dann doch verschwindend klein.
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: HauntingWitch am 11. November 2011, 13:19:29
Zitat von: Erdbeere am 11. November 2011, 10:15:12
Ohne jetzt tiefer über Psychologie Bescheid zu wissen - man überträgt auf sich selbst gerne Attribute, die man gerne hätte und identifiziert sich dann so lange damit, dass man glaubt, man besitze diese Eigenschaften wirklich.

Das ist bestimmt so. Dazu kommt natürlich, dass man ja eine selektive Wahrnehmung hat und unbewusst die für einen vermeintlich zutreffenden Dinge aus dem Gesamtkontext herauspickt. Man glaubt dann, der Text sei total passend, dabei ist einfach nur für jeden etwas Passendes dabei. Ich halte es schon für möglich, dass bei Buchfiguren so eine ähnliche Wirkung auftreten kann.

Zitat von: Erdbeere am 11. November 2011, 10:15:12Weiss jemand eigentlich von einem konkreten Fall hier im deutschsprachigen Raum, in dem ein Autor wegen Persönlichkeitsverletzung angezeigt wurde?
Ich kann mir kaum vorstellen, dass so etwas aus anderen Motiven als Rache oder Denunziation von besagtem Autor gemacht wurde. Und die Möglichkeit, dass diese eine Person ausgerechnet dieses eine Buch liest, ist dann doch verschwindend klein.

Weiter vorne in diesem Thread hat jemand einen Fall geschildert. Da hat der Autor offenbar eine Ex-Freundin dargestellt, die ihn daraufhin verklagt und Recht bekommen hat.

Ich habe übrigens in den letzten zwei Tagen festgestellt, dass die Sache mit der Verfremdung beziehungsweise Verzerrung des "realen" Bildes bei einem Chara gar nicht so schwierig ist. Teilweise sind es wirklich Details, die gleich einen völlig anderen Eindruck erzeugen. (Hoffentlich nicht nur in meiner Wahrnehmung, das ist ja dann auch nochmal so eine Sache. ;))
Titel: Re: Figuren und ihre realen Pendants
Beitrag von: Simara am 13. November 2011, 15:33:40
Bei mir war das als ich mit dem schreiben begann ganz schlimm.  ;D Das damals mit 11 entstandene Erstwerk wimmelt nur so von realen Personnen, aber das war damals zum ausleben kleinerer Aggressionen und Hoffnungen gar nicht mal so schlecht... auch wenn dieses Machwerk wohl eine Zumutung für jeden Leser wäre.  :rofl:
Inzwischen finde ich höchstens Schnippselchen aus meinem echten Leben in meinen Geschichten wider und die können es sich dort ruhig gemütlich machen, ein wenig Inspiration ist schließlich nicht schlecht.