Hallo zusammen,
ich habe mir jetzt schon öfter die Frage gestellt, ob ich eigentlich überhaupt genug über meine Welt und meine Charaktere weiß. Momentan bastele ich für jeden Charakter an einem ausführlichen Lebenslauf - natürlich nicht nur für die Hauptpersonen, sondern für alle, die oft genug auftauchen, um eine ausführliche Hintergeschichte zu rechtfertigen.
Dazu kommt, dass ich mir erst vor Kurzem das erste Mal Gedanken über die Entstehung des Konflikts gemacht habe, in den mein Bösewicht hineingeboren wird und gerade deshalb die ganze Welt umkrempelt. Ich komme mir reichlich doof vor. Gut, sage ich mir immer, ich habe den Roman mit 12 Jahren angefangen - und stelle nach vier Jahren Schreiben fest, das meine Welt praktisch noch ein Sieb ist. Die Lücken wollen jetzt über den Sommer gestopft werden, aber...
Wie viel wisst ihr denn eigentlich über eure Welten?
Könnt ihr die Geschichte eurer Charaktere (der halbwegs wichtigen Personen) von Geburt an lang und breit erzählen?
Kennt ihr die Entstehung von wichtigen Orten oder den Ursprung von Legenden, oder haltet ihr das für überflüssig?
Könnt ihr sämtliche Kriege und die Beteiligten aufzählen und auch noch sagen, wo sie stattgefunden haben?
Ab wo wirds dann eher zu ausschweifend (ich meine aber das "Hintergrundwissen", nicht die Umsetzung)? :gähn:
Und wie schreibt ihr euch das alles auf? Behaltet ihr alles im Hinterkopf oder besitzt ihr dafür Notizbücher oder...?
Neugierig,
Nachtblick
Hallo Nachtblick!
Ich denke es kommt wirklich auf den Autor und auch auf den Roman an, wieviel über die Welt bekannt ist.
Was ich hier allerdings nicht dazu zählen würde, sind die Charaktere vor allem Prota - und Antagonisten.
Vielleicht liegt es auch hier nur speziell an meiner Vorliebe und Einstellung, aber ich denke gut ausgearbeitete Charaktere sind das non - plus - ultra einer Geschichte. Ohne sie läuft ja nichts. Die ganze Geschichte baut im Prinzip auf ihren Handlungen auf. Daher darf der Autor seine Charaktere sehr gerne sehr genau kennen. Das heiß ja nicht, dass er alle Informationen auch verwenden und dem Leser auf die Nase binden muss. Sonst landen wir sehr schnell im Infodumpingbereich.
Das Gleiche gilt auch für die Welt. Sehr gerne darf ein Autor alles darüber wissen. Sämtliche geschichtlichen Hintergründe, Schöpfungsgeschichte ect.
Allerdings gilt auch hier, dass man diese Fakten nur einfließen lassen sollte, wenn sie für den Fortgang der Handlung wichtig sind, denke ich.
Wenn man aber vorher schon weiß, dass man für einen bestimmten Roman nur bestimmte Informationen benötigt und andere gar nicht, kann man sie meiner Meinung nach getrost weglassen, auch beim Welterstellen. Wenn es für den Autor trotzdem noch Sinn macht und ihm nicht ein entscheidender Hintergrund fehlt, ist das wohl in Ordnung. So mache ich es zumindest gerade bei meinem aktuellen Projekt.
Hallo Nachtblick,
Jara hat das schon sehr schön dargelegt:
Ich finde, man sollte seine Welt und seine Charaktere so gut kennen und so schlüssig ausgearbeitet haben, dass man jederzeit jede Frage zu Welt oder Personen schlüssig beantworten könnte.
Das heißt aber nicht, dass man das auch im Verlauf des Romans tun muss. Viele Zusammenhänge kann sich der Leser auch ganz allein erschließen. Und wenn die zusammengereimte Version des Lesers dann ein bisschen von der "Realität" in deinem Kopf abweicht - so what? Hauptsache, der Leser fühlt sich nicht von zu viel Logikmangel verarscht, weil der Autor selbst nicht so genau weiß, was eigentlich in seiner Welt vor sich geht ... ;)
Hallo Nachtblick
Ich finde als Autor sollte man seine handelnden Personen schon sehr genau kennen. So wie Jara schon sagt sie bestimmen die Handlung, aber man selbst muss ja auch wissen wie sie auf Situationen reagieren und warum, um es dem Leser logisch rüber zubringen.
Von Geburt an bis zum Tod glaub ich muss man nicht alles wissen. In meinem aktuellen Projekt begleite ich meinen Prota vom Jugendlichen an, von dort an weiß ich alles soweit von ihm, aber die Dinge davor liegen im Dunkeln da sie nicht von Nöten sind (hoffe es bleibt auch so).
Mit meiner Welt fülle ich gerade mein Notizbuch bzw. meinen PC und vor allem meinen Kopf; immer wieder erschließt sich mir etwas neues. Ich glaube so von vorn bis hinten wird man seine erdachten Welten nie ganz kennen lernen, irgendwo gibt es immer dunkle Ecken. Doch man sollte sie schon so ausgearbeitet haben, um anderen ein anschauliches Bild zu liefern, auch wenn es für den verlauf der Geschichte unerheblich ist, sollte man gewisse Dinge kennen. Bei erdachten Kriege oder Legenden die nur erwähnt werden, sollte man schon wissen was dahinter steht, da ich finde es ist dann einfacher alles plausibel rüber zubringen.
Ich kenne meine Figuren so gut, wie es die Geschichte erfordert. Das soll heißen, ich mache mir nicht die Mühe, für jeden eine komplette Biographie inkl. Familienstammbaum zu ersinnen, sondern ich habe einen bestimmten Charakter und eine Funktion im Sinn. Die Details denke ich mir dann aus, wenn es notwendig wird.
Das selbe gilt auch für die historischen Hintergründe. Wenn etwa zwei Länder miteinender verfeindet sind, reicht mir das für den Anfang. Wie es dazu kam, und was in den vergangenen dreihundert Jahren sich ereignet hat, wird erst dann ein Thema, wenn es die Handlung erfordert.
Der Vorteil dieser Herangehensweise liegt m.E. darin, daß man sich nicht in überflüssigen und verwirrenden Details verzettelt. Denn je mehr Hintergrundwissen man sich zusammendichtet, desto größer wird die Versuchung, diese auch in die Geschichte einfließen zu lassen, was für den Leser aber oft nur ermüdend und verwirrend ist. Hinzu kommt, daß man sehr acht geben muß, sich nicht unversehens in Widersprüche zu verstricken.
Doch ich denke, daß da jeder Autor seine eigene Methode hat. Manchen macht es sicherlich auch besondere Freude, sich alles ganz genau zusammen zu reimen, noch bevor sie mit der eigentlichen Arbeit beginnen. Für mich ist das Schreiben mehr wie eine Schiffahrt durch dichten sich nur nach und nach lichtenden Nebel, geleitet durch den fernen Klang eines Nebelhorns, das mir die ungefähre Richtung weist. Und erst am Ziel erkenne ich, daß alles sich auf wunderbare Weise zu einem Ganzen fügt.
Ob das einfließen von Hintergründen ermüdend ist, hängt IMHO sehr von der Machart und damit von den Fähigkeiten des Autors ab - und Hintergründe einfließen zu lassen, die nicht notwendigerweise den Plot voran treiben, können die Welt durchaus plastisch erscheinen lassen; kleine, am Rand eingefügte Details fügen Bruchstücke zu etwas ganzen zusammen, lassen quasi eine Karte entstehen.
Genauso ist es mit den Charakteren.
Es ist weder für die Charakterentwicklung, noch für den damit verbundenen Plot notwendig, aber kleine Ticks und angewohnheiten meiner Charas machen sie genauso lebendig und greifbar wie ihre inneren Widersprüche und Brüche. z.B. - einer meiner Hauptcharas würde in unserer Welt sehr die französische Küche zu schätzen wissen, alles immer sehr sparsam mit Gewürzen. Außerdem steht er absolut nicht auf Puren Süßkram - trotzdem kann ihm Haferbrei nie süß genug sein, schon gar nicht am Frühstückstisch. Egal wie viel Honig da schon drin ist, er packt prinzipiell noch eine Ladung rein.
Solche kleinen Randnotizen machen das Ganze doch erst plastisch, vor allem, wenn es in anz akute, ruhige alltagssituationen einfließt.
Was die Biografie betrifft: Wir sind, was wir geworden. Unsere Vergangenheit prägt uns; jemand mit einem eher schwierigen Umfeld wird es auch in Zukunft schwer haben, sich auf andere einzulassen, schwerer als jemand, der emotional behütet aufgewachsen ist. Entsprechend - ja, Biografien sind wichtig. Jeder Nebenchara hat da seine kleine Kartei bei mir, auch weil ich mir nicht irgendwann den Vorwurf gefallen lassen will, Schablonen geschaffen zu haben.
Je mehr ich weiß, desto mehr kann ich unauffällig einflechten.
Und prinzipiell ist es der Geschichte zuträglich, wenn ich als Autor mehr weiß, als ich den Leser wissen lasse - das macht neugierig. Wenn ich mir hingegen jeden neuen Fakt erst beim Nötigwerden ausdenke...
Schreibe ich wieder so, wie ich mit 15 geschrieben habe.
Kurzes OT (sorry)
Ich kann Sie, Nachtblick, in dem Sinne verstehen, dass ich für mein Webseitenprojekt erst mit einem Forum eingestiegen bin und so nach und nach diverse Websprachen kennenlerne und feststelle: Je mehr ich an XHTML und CSS lerne, desto mehr Möglichkeiten eröffnen sich mir, was wiederum meine Kreativität mit Impulsen füttert und mich auf diese Art und Weise "zwingt", mich auch mit anderen Sprachen zu beschäftigen, was wieder zu neuen Ideen führt.
OT Ende
Ansonsten muss ich gestehen bin ich der Meinung von Tenryu: Ich bin ein Mensch, der viel mit "Wundern" arbeitet, und für mich ist es fatal, von vornherein eine Welt zu erschaffen, in der jeder kleine, noch so unbedeutende Ort nebst Einwohnerzahl, Geburten- und Sterberate festgelegt ist, so dass für ein neues "Wunder" kein Platz mehr ist.
Ich muss gestehen, ich bin auch ein Gegner der Charakterisierung mittels Lebenslauf und Sozialstudie unter der Berücksichtigung von...
Meine Figuren haben ein paar Stärken und ein paar Schwächen.
Damit müssen sowohl sie als auch ich klarkommen.
Helden - egal wie präzise man sie ausarbeitet - machen sich eh selbständig - und...äh...pfeifen auf die Charakterisierung, die man ihnen aufs Auge drückt... ;)
Ich hatte immer das Problem zuvor, dass ich so gut wie nichts über meine Welt wusste und zu wenig Planung hatte, um es umzusetzen. Was nicht heisst, dass ich mir keine Gedanken drum gemacht hatte: Ich hatte viele Orte ausgearbeitet, 41 Rassen neben dem "Menschen" ausgearbeitet, deren Vorkommen, deren Eigenschaften, u.s.w...
Nur leider habe ich nicht das ausgearbeitet, was für den Plot wichtig war. DAS war mein grosser Fehler. Ich brauche planung, um anständig schreiben zu können und das kann man als einer meiner Schwächen ansehen. Ich muss einen Anhaltspunkt haben, auch wenn von mir selber festgelegt. Also habe ich mir für mein neues Projekt wirklich viele Gedanken gemacht und Kultur, u.s.w. ziemlich genau gestaltet. Trotzdem habe ich noch mehr als genügend Platz und Lücken, die noch während der Geschichte gestopft werden müssen und ich habe demnach auch genügend Freiraum.
Charaktere im Gegenzug... naja, einerseits entwickeln sie sich natürlich. Aber ich habe immer eine gewisse Rolle für die Charaktere, und die müssen sie dann erfüllen, das setzt bestimmte Charaktermerkmale oder Hintergrundsgeschichten voraus. Ich bin sehr penibel mit meinen Charakteren und werkle wirklich genau an ihnen, besonders tendiere ich dazu, ihre Charaktereigenschaften und gewisse Verhaltensweisen zu definieren - z.B. bei Nervosität: knabbern sie jetzt an der Unterlippe, beissen sich die Nägel, schaben mit den Füssen oder fummeln sich am Haar herum? Tendieren sie dazu, die Augenbrauen hochzuziehen, oder die Stirn zu runzeln? :rofl: Ja, das sind unsinnige Sachen, aber diese details machen mir am meisten Spass. Ansonsten müssen sie meist mindestens einen definierenden Charakterzug haben.
Aber das ist halt persönliche Vorgehensweise... Es mag sein, das andere frischgebackene Ideen einfach ins kalte Wasser platschen lassen und sehen, was rauskommt, kann ich mir vorstellen. Vielleicht nicht unbedingt für extrem komplexe, lange Plots, aber... (;
Auch ich mache mir nur über das Gedanken, was für die Geschichte unerlässlich ist. Ich will mich nicht mit Dingen belasten, die nur meine Kreativität einschränken. Lieber schreibe ich ein Kapitel drei Mal neu - im festen Wissen, dass es mit jeder Änderung besser geworden ist.
Sofern es nicht für die Geschichte wichtig ist, mache ich mir auch keine Gedanken - jedenfalls keine konkreten - über die Biographie einer Figur. Wenn ich weiß, was eine Figur tut, wie sie denkt und redet, dann interessiert es mich einfach nicht, was sie früher so gemacht hat. Im wirklichen Leben ist es für mich auch so.
Die Frage ist ja mal interessant, hat mich zum Denken gebracht. :)
Ich gehe mit meinen Figuren um, wie ich es auch im NSC-Band getan habe. Ich häufe nicht eine Menge von Fakten über sie an, sondern arbeite anhand einer Art Auswertung der Lebenssituation, in der sie stehen, wenn ich ihnen zum ersten Mal begegne, ihre Charaktermerkmale und ihren "Werdegang" heraus. Dann versuche ich mich bis zu ihrem "Wesenskern" vorzuarbeiten, der vor allem in ihrer generellen Motivation zu handeln besteht, aber auch aus dem Wissen, wie sie zu dem geworden sind, was sie sind u. ä. Von dort ausgehend, kann ich das Verhalten der Figuren quasi voraussehen, und zwar in jeder beliebigen Situation. Wenn dann eine Frage offen ist, was auch immer, z. B. wie die Kindheit der Figur war, wie sie auf ein Heiratsangebot eingeht, ob sie gern eine Party besucht usw., kann ich die Frage dann meist problemlos sofort beantworten.
Von einigen Figuren weiß ich auch mehr, aber von allen Figuren muss ich diesen "Kern" kennen.
Ich glaube, Hintergrundinfo kann man nie genug haben, weil es die Welt glaubwürdig macht. Man muss es nicht im Roman aufschreiben, aber es ist wichtig, um die Figuren zu verstehen. Nur als kleines Beispiel: Ich denke, ein Mensch, der fest überzeugt ist, dass man nach dem Tod für seine Sünden bestraft wird, lebt in einer anderen Gedankenwelt als jemand, der nicht daran glaubt.
edit: Huch ... ich hätte schwören können, das Thema hieß, wie viel man über die Charaktere weiß ... zur Welt schreib ich vielleicht nachher noch was. :-[
Frage zurück: wieviel weißt Du über Deine Welt? Nicht die in den Büchern, sondern die real existierende?
Die meisten Menschen kommen prima mit einer Welt klar, über die sie nicht allzuviel wissen, insbesondere weiß der Durchschnittsbürger herzlich wenig über Ökologie, Ökonomie, Politik und Geschichte. Dazu kommt, daß die Geschichte auch real bestenfalls lückenhaft ist und reichlich Fehler hat, weil sie ja meist von den Siegern und damit recht einseitig geschildert wird. Das ergibt Logikbrüche und Riesenlöcher auch in der realen Welt.
Warum sollte eine erfundene Welt perfekter sein?
Puhu, das sind gute Fragen Nachtblick, und ich habe mich mal gründlich damit beschäftigt.
Wie viel wisst ihr denn eigentlich über eure Welten?
Ich hatte wirklich bedenken, ich wüsste nicht genug über meine Welt, weil meist meine Co-Autorin die welten, in der die Geschichten spielen, entwirf. Auch bei unserem Heyneprojekt war das so.
Aber mir ist dabei eine Sache grundlegend aufgefallen.
Ich kenne die Welt. Ich weiß viel über die Welt, gerade deswegen weil all diese Dinge enorm wichtig für das Handeln und die Entwicklung der charaktere war.
Allen voran den Einwohnern der einzelnen 'Länder. Ich war selbst erstaunt. Aber es ist wahr. Ich konnte die Fragen, die ich mir selber gestellt habe beantworten und denke, das es einfach auch mit der charakterentwicklung zu tun hat (mehr dazu nachher)
--> alles was ich vom Wissensstandpunkt her kennen muss, Zeitrechnung, Sternzeichen, Worte bzw gewisse Festlichkeiten, Regeln und Strukturen habe ich in einem Notizbuch festgehalten. Es ist vergleichbar mit einem REgelwerk für Rollenspiele (orientiert vom Aufbaustil an den World of Darknessbüchern) einfach das ich, wenn ich etwas nicht mehr so ganz im Kopf habe, nachschlagen kann. Allerdings hat sich durch die Schreibpraxis (gut zwei Kapiel am Tag in meiner kreativen hoch-zeit) doch mittlerweile mehr als nur gut bescheid weiß. Wenn ich schreibe, ist es einfach unpraktisch immer etwas nachzublättern, insofern haben sich die Sachen in mein Hirn gebrannt.
Könnt ihr die Geschichte eurer Charaktere (der halbwegs wichtigen Personen) von Geburt an lang und breit erzählen?
JA - das kann ich. Bevor ich meine Charaktere nicht selbst kenne, kann ich sie meist gar nicht schreiben. Das gilt teilweise auch für die charaktere, die nicht andauernd auftauchen, sondern nur mal einen Auftritt haben in einem Kampf oder so. Das klingt jetzt doof aber ich bin Charakterfixiert.
Was daran liegt, dass meine aller ersten Charaktere, die ich geschrieben habe, absolut flach, platt und - entschuldigt den Ausdruck - scheiße waren. Seither sind meine Charaktere meine Lieblinge. Ich kenne sie, ich kann mir vorstellen, dass sie jeden Moment durch die Türe treten und mich mit ihrer typisch liebenswerten Art anschreien - hust - oder hereinkommen und einfach irgendwas tun.
Die meisten Aspekte der Vergangenheit meiner Charaktere ist einfach auch wichtig. Klar, man muss nicht JEDEN TAg wiedergeben können aber doch was geschehen ist, schulzeit oder Aufziehen und aufwachsen in der Familie, was sie getan haben ob sie es gern oder ungern getan haben - wie sie waren in diesen einzelnen Bereichen.
Ich bin wahrscheinlich wirklich Charakterfetischist und -fanatikerin.
Kennt ihr die Entstehung von wichtigen Orten oder den Ursprung von Legenden, oder haltet ihr das für überflüssig?
Ui, das wiederrum ist eine schwere Sache. Bei meiner Heynegeschichte kenne ich dies tatsächlich, was aber auch hier wieder daran liegt, dass es für die Geschichte und die Charaktere eine enorme Wichtigkeit hat.
Allgemein denke ich, dass es auch darauf ankommt, wie wichtig das für die Geschichte und die Welt ist. Ich denke die wichtigsten Dinge wie REligion, enorm bedeutsame Feste und Kriege in der Geschichte sollte man schon kennen, da sie doch die Charaktere in ihrem Handeln beeinflussen.
Einfach deswegen, weil Religion die Gesellschaft beeinflusst und die anderen Dinge doch für die Intentionen des Charakters wichtig sein können oder für die Gesellschaft in der er sich bewegt.
Aber hier muss ich auch sagen, dass dies alles erstmal für mich gilt. Ich orientiere mich doch an so etwas und ich will nicht behaupten, dass Autoren tolle schöne spannende Geschichten schreiben können und das auch ohne das sie jeden Pups der Welt kennen.
Könnt ihr sämtliche Kriege und die Beteiligten aufzählen und auch noch sagen, wo sie stattgefunden haben?
Lol das ist so eine Sache. Wie gesagt die wichtigsten, verändernsten Dinge möchte ich persönlich für mich immer wissen. Auch die Parteien, die darin verwickelt waren und wo vielleicht die größte Schlacht stattgefunden hat. Aber es kommt eben auch wieder darauf an, wie sehr es die Welt beeinflusst hat.
Ich denke zu ausschweifend wird es, wenn man anfängt dinge zu erwähnen die für den Lauf der Geschichte nicht wirklich von Bedeutung ist. Aber andererseits, wenn man all sein Wissen nicht in die Geschichte direkt ein bringt, kann es ja doch von Bedeutung sein.
Hm eine schwere Frage, ich.
Zudem muss ich FreeamPC teilweise zustimmen. Was wissen wir über unsere Welt? Nicht alles, soviel steht fest ABER auch wenn ich nicht weiß, wie die Politik ist, so gibt es doch andere Menschen in meinem Umfeld, die es wissen und durch dieses Wissen beeinflusst werden.
Wenn ich nicht weiß was in der Geschichte passiert ist, hat es doch die Welt in der ich lebe beeinflusst. Es ist eben vielleicht zwar wichtig als Autor zu wissen was in meiner Welt REAL passiert ist, aber auch, wie es unter den Menschen verbreitet ist.
Es gab also einen KRieg. Real weiß man: Der und der war der gewinner und der und der hat den Krieg angefangen. Das weiß ich als Autor,so war es wirklich. Aber mein Prota ist jetzt auf der Seite der verlierer. Die erzählen immer, die anderen hätten den Krieg angefangen, dass muss natürlich auch einbezogen werden
Ergo: Eine Welt selbst zu erfinden ist eine enorm schwere und umfangreiche Sache - wie ich finde. Es ist nichts, was man eben so machen kann. Nichts, sag ich mal, was man innerhalb von einer Stunde wirklich schafft - zumindest ich nicht.
P.s. All das geschriebene ist natürlich meine Perspektive und ansicht der Dinge ;D Ich persönlich brauche eben die Infos für mich um meine Charaktere zu meiner Zufriedenheit zu schreiben. Jeder denke ich, ist da unterschiedlich mit dem was er braucht. Entscheidend ist glaube ich, das es funktioniert wie man es selbst macht.
Zitat von: FeeamPC am 15. Juni 2009, 09:30:21Warum sollte eine erfundene Welt perfekter sein?
Weil genau das doch den Reiz ausmacht, sonst würden Regionalzeitungen und Geschichte-Lehrbücher als Bettlektüre unter deutschen Kopfkissen liegen. :buch: Romane sollen ein gewisses Gesamtbild von Kultur, Politik, Religion usw. vermitteln, nicht nur ein winziges Spotlight auf Protagonist A mit Problem X setzen.
Schließlich geht es normalerweise nicht um Frau Maier, die eine Delle in das Auto ihres Ehemanns gefahren hat und jetzt nicht weiß, wie sie ihm das am schonendsten beibringen soll, sondern um weitreichendere Probleme, die im und durch den Zusammenhang mit Kultur, Politik, Religion usw. überhaupt erst entstanden sind. Sicher heißt das nicht, dass fiktive Welten vollkommen ausgearbeitet und perfekt sein müssen. Aber wenn man ihr Repertoire auf das Wissen und den Alltag eines Durchschnitts-Bürgers beschränkt, landen wir vermutlich irgendwo im Biedermaier. :hmmm:
Ich arbeite Dinge umso genauer aus, je mehr sie mir selbst am Herzen liegen. Was mich an meiner Welt selbst nicht interessiert, das wird als logische Konsequenz auch nicht in der Geschichte angesprochen. Aber da es sich dabei eben nicht um
unsere Welt handelt, braucht es gewisse Hintergrundinformationen, damit man sich in das Wertesystem dieser Welt hinein denken kann. Ich überlege mir immer gern, was in der Gesellschaft als sittlich angesehen wird, wie man zu den Autoritäten dort steht und welche typischen Feindbilder es gibt. Ausgehend davon lassen sich dann auch einzelne Charaktere schön herausformen. Die Geschichte von Städten und Ländern beschränkt sich bei mir auf ein paar grobe Ereignisse, um besagte Feindbilder zu erklären. Ausführlichere Gedanken mache ich mir dann eher zu Fragen, woher die einzelnen Rassen stammen oder woher die Magie kommt, wie sie funktioniert und welche Grenzen ihr gesetzt sind.
Ich finde, das Problem ist nicht das Ausdenken solcher Welten-Hintergründe (mit entsprechendem Schreibvermögen kann man selbst die absurdesten, oberflächlichsten Schnapsideen plausibel und unterhaltsam in einen Text einbinden), sondern vielmehr das Ausfiltern, was davon für den Leser relevant und interessant ist und was man ihm besser vorenthalten sollte. Ich bin da leider häufig zu ausführlich und fürchte, dass mir das viele Leser übel nehmen werden. Wie Grey meinte: vieles kann man sich selbst zusammenreimen, ohne dass es explizit da steht, und genau das macht für viele Leser auch den Spaß aus. Ein Mangel an Logik kann nerven, aber zu viel Hintergrund gängelt oder langweilt dann unter Umständen.
Mit dem Verweis auf Douglas Adams' "42 will do" plädiere ich also wieder einmal zu mehr Mut zur Lücke. Wenn ich es oft genug gesagt habe, halte ich mich vielleicht irgendwann auch selbst daran. :innocent: Zu viel von den Hintergründen schriftlich festzuhalten killt auf jeden Fall reichlich Zeit, die man sinnvoller in das Opus Maximus hätte investieren können.
@Fee: Ja, aber um festzulegen, was meine Charas nciht über die Welt wissen, muss ich erstmal die Welt selbst kennen. Dass Charas nicht alles über ihre Welt wissen ist klar - aber ich als Autor sollte doch mehr wissen als sie und der Leser.
Ohne jetzt ne religiöse Diskussion vom Zaun brechen zu wollen, aber so es einen Gott gibt, der die Welt erschaffen hat(zumindest ihre Basis, was wir dann draus gemacht haben... tja), wird er aller Wahrscheinlichkeit nach diese Welt sehr genau kennen, oder? (ansonsten könnte man jetzt die Allmächtigkeit in Frage stellen)
Fakt ist - Das ncihtwissen meiner Charas lässt sich nur aus meinem Autorenwissen aufbauen.
Ich gestehe, ich bin Bauchschreiber- meine Welten entwickeln sich mit der Geschichte. Was ich mehr weiß als meine Protas hält sich also sehr in Grenzen. Immer, wenn mir etwas Neues zu der Welt einfällt, wird es notiert und darauf überprüft, ob es sich ohne Brüche in die bekannte Welt integriert, aber das war´s schon. Ich entwerfe die Welt nicht vorher.
Nur das, was bereits bekannt ist, muß zueinander passen. Für den Leser ist wichtig, daß die Welt in dem Buch funktioniert und ihm keine Unstimmigkeiten auffallen. Ich genieße auch die Odyssee, ohne die einzelnen Orte, an denen Odysseus seine Abenteuer erlebt, wirklich zu kennen, und es ist mir beim Lesen herzlich egal, in welchem Jahr welcher mythische König tatsächlich regiert hat.
Meiner Meinung nach ist es zwar für den Autoren ein nützliches und manchmal auch vergnügliches Spielzeug, seine Welt detailliert zu entwickeln (die dann in die Geschichte einfließenden Details bringen Lokalkolorit), aber für die Geschichte selbst braucht es hauptsächlich eine stimmige Handlung und gute Charaktere, das ist für den Leser das A und O.
Zitat von: Nachtblick am 14. Juni 2009, 13:14:32Wie viel wisst ihr denn eigentlich über eure Welten?
Könnt ihr die Geschichte eurer Charaktere (der halbwegs wichtigen Personen) von Geburt an lang und breit erzählen?
Kennt ihr die Entstehung von wichtigen Orten oder den Ursprung von Legenden, oder haltet ihr das für überflüssig?
Könnt ihr sämtliche Kriege und die Beteiligten aufzählen und auch noch sagen, wo sie stattgefunden haben?
Na ja, sagen wir mal so...
was ich für die Geschichte brauche weiß ich und was ich nicht brauche muss ich auch nicht wissen. ::) Mal ehrlich, mehr zu wissen, als für die Geschichte ansich wichtig ist mag zwar interessant sein, aber ist das denn überhaupt notwendig? Klar, im Prinzip könnte man sagen je mehr man über seine eigene Welt weiß, desto besser. Aber im Ernst: was nützt einem das, wenn man die Infos für sein Werk ohnehin nicht gebrauchen kann? Dann weiß man das für sich. Aber je mehr man sich "dazu denkt", desto mehr muss mann behalten und sich merken können und je mehr man sich merken muss, desto komplizierter und aufwendiger wird es, dem Ganzen eine sinnvolle Struktur zu geben.
Könnt ihr mir folgen? :hmmm:
Vorsicht, TaTä. :) Es ist ein Unterschied zwischen dem Wissen, das man hat und dem wissen, das man einfließen lässt.
Wie gesagt, ich weiß prinzipiell sehr viel mehr über meine Weltgeschichte, als ich einfließen lasse, wenn auch dieses Wissen nicht historisch fitzelgenau ist. Die mitschriften sehen eher so aus, wie mein Geschichtshefter.
Überschrift, ein paar Daten, dazu zwei, drei, vier Stichpunkte - und für technisches Hintergrundwissen verweisen wir elegant auf Wikipedia. (bzw. für Kulturelle Entwicklung, die dem entsprechen auf meine Propyläen)
Verwenden tu ich das alles außerhalb des Plottragens nur selten(meine Königin erzählt manchmal von einer Großtante, einem Vorfahren, etc. und lässt darüber Historie durchblicken, aber mehr nicht... naja, und ich erwähne, dass eine recht tropische Nation Kaffee anbaut) - aber wenn ich solche kleinen sachen hin und wieder einfließen lasse, am Rande erwähne, macht es das Rund.
Hingegen ist das wissen, das meine Charas haben und das Plottragend ist, sehr scharf umrissen.
Da ich schon seit Jahren meine Geschichten in immer derselben Welt ansiedele weiß ich inzwischen eine ganze Menge über sie, was nicht ausschließt dass ich für mein aktuelles neues Projekt wieder eine ganze Menge recherchiert habe um die Welt weiter zu entwickeln. Bei der Recherche für eine bwestimmtes Projekt arbveite ich dann die Weltenaspektebesonders aus, die für den Plot eine wesentliche Rolle spielen. Für die "Magier" war das naheliegenderweise eine detaillierte Ausarbeitung des Magiesystems. Davon profitiert mein aktuelles Projekt implizit auch, obowhl da die Magie nicht ide tragende Rolle spielt wie im letzten Projekt.
Zu
Zitat von: Nachtblick am 14. Juni 2009, 13:14:32
Wie viel wisst ihr denn eigentlich über eure Welten?
Ich hab nur eine, aber über die weiß ich sehr viel. (s. o.)
ZitatKönnt ihr die Geschichte eurer Charaktere (der halbwegs wichtigen Personen) von Geburt an lang und breit erzählen?
Nein. Nur die für die Geschichte und die Charakterentwicklung wesentlichen Sachen.
ZitatKennt ihr die Entstehung von wichtigen Orten oder den Ursprung von Legenden, oder haltet ihr das für überflüssig?
Nein, das halte ich nicht für überflüssig. Deswegen ja zu dieser Frage.
ZitatKönnt ihr sämtliche Kriege und die Beteiligten aufzählen und auch noch sagen, wo sie stattgefunden haben?
Nur die für den jeweiligen Plot wichtigen.
ZitatAb wo wirds dann eher zu ausschweifend (ich meine aber das "Hintergrundwissen", nicht die Umsetzung)? :gähn:
Das Hintergrundwissen kann gar nicht ausschweifend genug sein. Auch wenns in der Geschichte gar nicht vorkommt, finde ich jedenfalls. Ich hab mir z. B. mal eine Ishafnarische Legende ausgedacht, als ich das volk entwickelt habe. Das hat mir sehr geholfen, die ishafnarische Mentalität zu verstehen.
ZitatUnd wie schreibt ihr euch das alles auf? Behaltet ihr alles im Hinterkopf oder besitzt ihr dafür Notizbücher oder...?
Liegt alles als Fragmente im PC. Nur die Weltkarte hab ich von Hand gezeichnet.
LG
felis
Zitat von: Manja am 15. Juni 2009, 22:36:05Vorsicht, TaTä. :) Es ist ein Unterschied zwischen dem Wissen, das man hat und dem wissen, das man einfließen lässt.
Dass etwas wichtig für die Geschichte ist heißt ja nicht zwangsläufig, dass man es auch mit einfließen lassen muss. Aber trotzdem kann es, auch wenn man es auslässt, wichtig sein für die Geschichte.
Gut... kann sein, dass es an der fortgeschrittenen Uhrzeit liegt...
Aber diesen Satz hab ich jetzt nicht verstanden.
Ich glaube, die TasTä meinte, dass etwas Auswirkungen auf die Handlung haben kann, auch wenn der Hintergrund dazu nicht explizit erwähnt wird? :hmmm:
Allgemein: Ich plane meine Welten auch immer sehr gerne so ausführlich wie möglich, bevor ich mit dem Schreiben anfange. Auch wenn ich vielleicht viele der Hintergründe nie im Roman erwähnen werde, ist es doch wichtig, alles zu wissen. Alles wirkt sich irgendwo auf die Entwicklung der Welt und des Plots und der Mentalität des/der Völker und Rassen - und somit logischerweise auch auf den Protagonisten - aus.
Zitat von: SookyTrotzdem habe ich noch mehr als genügend Platz und Lücken, die noch während der Geschichte gestopft werden müssen und ich habe demnach auch genügend Freiraum.
So geht es mir auch. Man kann so ausführlich planen wie man will, spätestens beim Schreiben stellt sich immer heraus, das irgendwo noch Lücken sind. Langweilig wird mir jedenfalls nicht so schnell ;) und wenn sich tatsächlich herausstellen sollte, dass welche meiner Planungen nicht mit dem Plot zusammen passen, dann wird das halt geändert. Ist zwar gelegentlich ärgerlich, aber nu ja, das Leben ist kein Ponyhof ;D
Eine länger zurückreichende Geschichte kriegen meine Welten alle, Entstehungs-/Evolutionsgeschichte nicht unbedingt. Ich glaube, ich hatte es irgendwann schon mal in einem anderen Thread geschrieben. Seltsamerweise sind die meisten Leute auf den meisten meiner Welten von einem göttlichen Ursprung ihrer Welt überzeugt und im Prinzip ist es ja nur wichtig, was die Protas glauben, nicht wie es wirklich war ... ::) Falls ich Legenden brauche, erfinde ich welche, falls nicht, dann nicht. Aber soetwas wie Geografie, Geschichte, verschiedene Lebewesen/Rassen, Religion, Magie, Herrschaftssystem gehört für mich absolut zu den Basics, ohne die ich keinen Roman beginnen könnte. Wie detailliert diese Dinge im vorhinein ausgearbeitet werden, hängt natürlich auch von der Wichtigkeit ab und wieviel ich im Voraus schon vom Plot weiß. Einiges fällt einem zwangsweise erst später ein, wenn der Plot konkreter wird, aber zumindest im Groben muss ich das alles wissen.
Wenn ich gar keine Ahnung davon hätte und dann käme ich im Plot "rein zufällig" an solch eine Stelle, würde mich das total aus der Bahn werfen und mir vermutlich erst Mal eine längere Schreibblockade verursachen. Das habe ich aus leidvoller Erfahrung lernen müssen, aber mit den Jahren wird man ja schlauer ;)
Die Protagonisten bekommen auf jeden Fall im Vorhinein zumindest eine grobe Biografie, wobei ich diese zumindest im Kopf doch sehr detailliert ausarbeite. Die Vorgeschichte ist für einen Protagonisten doch lebensnotwendig, weil sie den Charakter erst geformt hat. Wie sollte ein Protagonist denn sonst zu einem Charakter kommen? Sagen wir ein Prota ist bei Beginn des Romans 20 Jahre alt. Da macht es doch nicht plötzlich "plopp" und ein Prota kommt im Alter von 20 Jahren völlig unbeleckt auf die Welt :hmhm?: Alles, was er zuvor erlebt hat, hat ihn beeinflusst, ohne die Erlebnisse in seiner Kindheit und Jugend, wäre nicht das aus ihm geworden, was er bei Romanbeginn ist. - Und das gilt nicht für seine gesellschaftliche Stellung und den Beruf, sondern selbstredend auch für seine Persönlichkeit.
Na gut, natürlich muss da jeder seine eigene Methode finden. Ich plane jedenfalls sehr gerne im Voraus, auch wenn ich später nicht alles erwähne. Das ein oder andere Detail kann man vielleicht doch mal fallen lassen und auch wenn es für den Plot nicht lebensnotwendig ist, bringt es einfach mehr Authentizität rein. :hmhm?:
Ich muss aber auch sagen, dass ich mir nicht immer alles an Hintergründen für Welt oder Figuren aufschreibe. Vieles spielt sich bei mir einfach nur im Kopf ab und die schriftlichen Notizen (ob nun auf Papier oder im Lappi) sind eher Stichwortartig. Lustigerweise ist mein Kopf sehr oft ja das reinste Sieb, aber ich habe das Glück, dass ich mir alles, was mit meinen Romanen, den Welten und Figuren zu tun hat, super merken kann. Oft, wenn ich längere Zeit nicht mehr an einem Projekt gearbeitet habe und es dann wieder aufgreife, brauche ich nur eine kurze Auffrischung und dann kehren alle Details in meinen Kopf zurück, als wären sie nie fort gewesen.
Hach könnte ich mir doch den Prüfungsstoff so mühelos merken :d'oh:
Andererseits deute ich manchmal Dinge, die eigentlich sehr genau weiß, auch einfach nur an. Auch wenn ich die Details und Hintergründe weiß, der Leser soll ja schließlich selbst noch sein Köpfchen anstrengen. Ich bin ja nicht dazu da, dem Leser alles vorzukauen und ihm das denken abzunehmen. ;)
Diese Taktik mag sich auf den ersten Blick widersprechen, mit allem, was ich vorher geschrieben habe, aber für mich ergibt es Sinn. Denn selbst, wenn man etwas andeutet, muss man ja wissen, wohin diese Andeutungen führen sollen/könnten ;)
Ich muss sagen, dass ich bisher kaum über meine Welten Bescheid wusste, eben nur so viel, wie halt sein musste, und mich jetzt daran gesetzt habe, eine Welt zu erschaffen, wo ich beinahe jedes Detail kenne. In der Zukunft angesiedelt und mit vielen neuen Tierarten, brauche ich einfach diese ganzen Beschreibungen, um den Überblick zu behalten. Außerdem macht es mir großen Spaß, die Welt entstehen zu lassen.
Wenn ich bei einem Roman anfange zu schreiben und nicht weiß, wie die Welt um mein kleines bisschen aussieht, an dem ich gerade schreibe, wie soll ich dann Verknüpfungen zusammenfügen? Woher soll ich wissen, wie der Weg aussieht, den mein Prota zu gehen hat? Und wie soll sich der Prota selbstständig machen, wenn ich schon nichts über die Welt weiß?
Ich bin oft v.a. an Umgebungsbeschreibungen gescheitert, einfach, weil ich nicht wusste, wie die Welt aussieht, wie das Gebiet aussieht, in dem ich gerade bin. Diesen Fehler will ich kein (x+1). Mal begehen. Daher erschaffe ich diese neue Welt in allen Details.
Und sollte ich dann in die Verlegenheit kommen, dass mein Prota meint, er müsse einen anderen Weg einschlagen und eine andere Eri-Siedlung finden als die, die ich für ihn erdacht habe, naja - shit happens! Soll er halt den anderen Weg gehen, ich weiß ja, wies da aussieht, welche Pflanzen und Tiere ihm da begegnen.
Selbst wenn der Prota nie in die Hern-Tropen kommen und niemals meine süßen Urwaldlöwen sehen wird, hat es mir trotzdem riesigen Spaß gemacht, diese putzigen Schulteräffchen zu erschaffen. Und vielleicht gibt es ja irgendwann mal ein Buch mit der "Flora und Fauna" der Welt - dann muss sich keiner mehr Gedanken drum machen, dann gibt es das alles schon.
Außerdem werde ich von Kommilitoninnen ganz häufig gefragt, wies denn nun damit ist und wie ich die Probleme hier lösen werde - und ich kann relativ klar und schnell darauf antworten, weil meine Welt in all ihren Facetten und Gebieten in meinem Kopf bereits existiert. Es dauert nur, das alles zu Papier zu bringen.
Bei meinen Protas sah es bislang ähnlich aus: Ich wusste das, was halt nötig war - und damit fehlte meinen Protas jegliches Leben. Sie waren halt einfach nur Buchstaben auf einem Blatt Papier. Ganz anderes die Charaktere für die Rollenspiele, die eine Vergangenheit, Pläne, Charakter, Aussehen alles haben. Daher werde ich auch den neuen Prota auf diese Weise anlegen - sollte er mir jemals seinen Namen verraten. Denn er weiß schon genau, wie sein Werdegang sein wird, was er arbeitet und so weiter, nur über seinen Namen schweigt er eisern.
Zitat von: Romilly am 16. Juni 2009, 02:31:11Ich glaube, die TasTä meinte, dass etwas Auswirkungen auf die Handlung haben kann, auch wenn der Hintergrund dazu nicht explizit erwähnt wird? :hmmm:
Ja, genau das meinte ich. Ist doch nicht so schwer zu verstehen, oder? :-[
Zitat von: Beate am 16. Juni 2009, 06:49:10
Bei meinen Protas sah es bislang ähnlich aus: Ich wusste das, was halt nötig war - und damit fehlte meinen Protas jegliches Leben. Sie waren halt einfach nur Buchstaben auf einem Blatt Papier.
Ich frage mich, ob man das Ausfüllen nicht auch der Phantasie des Lesers überlassen kann. Muss der Leser wissen, dass die Figur früher mal ein Elch war? - Oder ist es nicht interessanter, dies der Phantasie des Lesers zu überlassen?
Muss der Leser wissen, wie sich der Autor den Ort vorstellt, oder ist es nicht besser, wenn der Leser seine eigene Vorstellung entwickelt?
Über die Frage habe ich heute lange nachgedacht :)
Vorbemerkung 1: Ich bin der Meinung, daß man einem Buch anmerken kann, wieviel der Autor über seine Welt weiß. Es gibt Leute wie Tolkien (ok, der macht es manchmal ein bißchen zu ausführlich), wo man das Gefühl hat, daß es "hinter dem Horizont noch weitergeht". Und es gibt andere Bücher (mir fallen da z.B. die Drachenlanze-Bücher ein), wo man meinen könnte, es gibt keine Städte außer denen, die die Helden bereisen, keine Straßen, außer denen, die sie verwenden.
Vorbemerkung 2: Ich glaube, ich muß noch was dazu sagen, wie bei mir Geschichten entstehen. Alle meine Geschichten spielen auf der selben Welt und meine Protas stammen aus einem "Pool" von vielleicht 20 Leuten, die immer wieder dran kommen (und die sich auch untereinander alle kennen). Es fängt mit irgendwelchen isolierten Szenen an. Die bleiben z.T. jahrelang einfach in meinem Hinterkopf, bis irgendeine andere Idee dazukommt, und sich eine Geschichte zu entwickeln beginnt. Was dabei herauskommt, ist aber zuerst einmal einfach "Hintergrundwissen", wobei ich das nicht so sehe. Es ist eben das Leben meiner Protas. Erst wenn sich in diesen Geschichten ein guter Plot abzuzeichnen beginnt, kommt eine Geschichte auf die Liste der aufschreibenswürdigen Storys. Und bei dem Schneckentempo, das ich beim Schrieben hat, gehen mir diese Geschichten nicht gerade aus ;D . D.h. es gibt bei mir in dem Sinne keine Trennung zwischen Plot und Hintergrundwissen. Was noch kein guter Plot ist, kann ja mal noch einer werden. Ich hatte Szenen, die 10 Jahre rumgelegen sind, bis sie ihre Heimat gefunden haben.
Wie viel wisst ihr denn eigentlich über eure Welten?
Könnt ihr die Geschichte eurer Charaktere (der halbwegs wichtigen Personen) von Geburt an lang und breit erzählen?
Ich nehme die beiden Fragen mal zusammen, weil die Antwort praktisch identisch ist.
Ich weiß so viel über meine Welt und meine Charaktere, wie ich Szenen kenne, in denen die Orte/Personen vorkommen. Das ist bei manchen mehr, bei anderen weniger. Bei einigen Figuren kann ich aber mittlerweile das Leben wirklich nahezu lückenlos nacherzählen und ähnlich ist es mit einigen Orten.
Für mich ist es wichtig, einen Ort/Chara "fühlen" zu können. Wenn ich das erreicht habe, dann kann ich bei jeder beliebigen Szene das Kino im Kopf anknipsen und muß nur noch zuschauen. Dann ist es egal, ob ich vorher schon alle Fakten hab, die entstehen dann von selbst.
Wenn ich tatsächlich eine Geschichte aufschreibe, dann stelle ich natürlich immer wieder fest, daß mir da noch Teile fehlen. Aber wenn das Gefühl für die Szene da ist, dann dauert es nicht lange, bis eine Lösung gefunden ist. 1-2 Tage drüber meditieren, dann passt das.
Kennt ihr die Entstehung von wichtigen Orten oder den Ursprung von Legenden, oder haltet ihr das für überflüssig?
Ich habe ein recht gutes Gefühl für die historische Entwickung meiner Welt (von der Vorgeschichte her an), aber ich kenne wenig detailierte Fakten. Aber da ich das Gesamtbild kenne, könnte ich dir wohl zu jedem Ort relativ schnell sagen, wann und wie er entstanden ist.
Bei den Legenden sieht es etwas anders aus. Ich kenne zwar zu praktisch jeder Legende die Entstehungsgeschichte, aber ich hab insgesamt sehr wenig Legenden. Ich bin einfach eher in der Realität verhaftet. Aber wenn meine Co-Autorin mal wieder mit einer daherkommt, dauert es meistens nicht lange, bis ich die passende historische Erklärung dafür habe.
Könnt ihr sämtliche Kriege und die Beteiligten aufzählen und auch noch sagen, wo sie stattgefunden haben?
Ich kann dir nicht sagen, wie die Feldherren hießen, und ob es in einem Jahrhundert 3 oder 5 Kriege zwischen zwei Völkern gegeben hat, aber ich weiß, wie sich die Kräfteverhältnisse mit der Zeit gewandelt haben und welche Völker kriegerischer waren als andere.
Ab wo wirds dann eher zu ausschweifend (ich meine aber das "Hintergrundwissen", nicht die Umsetzung)?
Ich meine, man kann nicht genug Weltenwissen haben, einfach weil es schön ist, seine Welt zu kennen und ich meistens in meiner Welt über meine Geschichten stolpere. Oft entstehen aus weltenbastlerischen Diskussionen zwischen meiner Co-Autorin und mir auch Geschichten. So gab es mal eine Kurzgeschichte, die daraus entstand, daß einige Namen nicht in das gewünschte Schema gepasst haben - so etwas passiert uns öfters.
Und wie schreibt ihr euch das alles auf? Behaltet ihr alles im Hinterkopf oder besitzt ihr dafür Notizbücher oder...?
Bis ich meine Co-Autorin gefunden habe, war 99% nur in meinem Kopf. Seither taucht mehr und mehr in den Beiträgen in unserem privaten Forum auf und ist somit schriftlich fixiert. Auch auf der homepage gibt es einiges zu lesen. Aber es ist immer noch viel in unseren Köpfen, über das wir nie geredet haben, weil wir einfach noch nicht dazu gekommen sind. Ich würde mal sagen, die Verteilung ist etwa
1% homepage
5% Forum
94% Kopf
Ich habe schon lange festgestellt, daß ich eine gute Geschichte nicht vergesse. Ich gehe meine Szenen regelmäßig durch, immer die, nach der mir gerade der Sinn steht. Wenn sie anders abläuft, als beim letzten Mal, dann hat sie ihre richtige Form noch nicht gefunden. Wenn es aber stimmt, dann ändert sich auch nichts mehr. Es gibt Szenen, die seit bald 20 Jahren unverändert sind, obwohl ich sie nie aufgeschrieben habe.
Das alles betrifft natürlich nur mein Wissen, das ich über die letzten 20 Jahre gesammelt habe (bzw. das meiner Freundin). In den Texten taucht davon nur das auf, was gerade passt - zumindest versuchen wir das ;D Aber es geht ja nicht nur um die reinen Fakten, die Wort für Wort drin stehen, sondern um das ganze Feeling. Mal als Beispiel: Person A hat Person B mal ein gröberes Unrecht zugefügt. Das tut Person A furchtbar leid. Auch wenn sie ansonsten sehr arrogant ist, läßt sie sich von Person B viel mehr gefallen, als von allen anderen. Weil sie eben ein schlechtes Gewissen hat. Das muß der Leser nicht wissen, aber es hilft mir, wenn ich einen Plot entwickle. Wobei ich eigentlich nie bewußt Geschichten plane. Ich lasse einfach meine Figuren handeln und dabei fließt ganz unbewußt das ein, was ich über sie aus anderen Szenen weiß.
Zitat von: Churke am 16. Juni 2009, 18:07:00
Ich frage mich, ob man das Ausfüllen nicht auch der Phantasie des Lesers überlassen kann. Muss der Leser wissen, dass die Figur früher mal ein Elch war? - Oder ist es nicht interessanter, dies der Phantasie des Lesers zu überlassen?
Muss der Leser wissen, wie sich der Autor den Ort vorstellt, oder ist es nicht besser, wenn der Leser seine eigene Vorstellung entwickelt?
Nur weil ich sehr viel über meine Welt weiß, muss das noch nicht zwingend heißen, dass ich alles im Roman verwende. Das wäre sicherlich viel zu viel. Warum sollte ich auch Gegenden im Roman beschreiben, die gar nicht bereist werden? Aber ich brauche die Vorstellung, die Augen schließen zu können, durch meine Welt zu gehen und mir alles vorstellen zu können. Nur dann kann ich authentisch beschreiben, was der Prota wo und warum erlebt. Nur wenn ich weiß, welche Lebewesen dort vorkommen, kann ich den Prota sie auch begegnen lassen.
Und auch nicht jedes Detail, das ich über den Prota weiß, wird in dem Roman vorkommen. Nicht jedes Detail wird beschrieben, aber ganz ohne Beschreibungen finde ich es schwer, mich in einen Roman einzufinden, genauso, wie ich es lästig finde, seiten- und kapitelweise nur Gebietsbeschreibungen zu haben. Da bleibt dann wirklihc kein Platz mehr für die Fantasie.
Zitat von: Murphy am 15. Juni 2009, 11:03:10
Kennt ihr die Entstehung von wichtigen Orten oder den Ursprung von Legenden, oder haltet ihr das für überflüssig?
Könnt ihr sämtliche Kriege und die Beteiligten aufzählen und auch noch sagen, wo sie stattgefunden haben?
Ich habe mein älteres Werk nach einer kurzen allgemeinen Einleitung über die drei "Hauptvölker" mit der Erzählung der wichtigsten Legende über die Ereignisse in meiner Welt begonnen. Sie erzählt von den Kriegen, die zu dieser Zeit geschlagen wurden, von daher weiß ich über die Kriege in meiner Welt schon bescheid, auch wenn ich sie nicht bis in jedes Detail ausfeile.
Da es als Erzählung von einer Fee aufgemacht ist, fließen auch ganz grobe Brocken der "Schöpfungsgeschichte" in die Legende mit ein. Im Laufe der Handlung werden dann noch erste Andeutungen auf eine noch ältere, aber in Vergessenheit geratene, Legende gemacht, nach der dann geforscht wird.
Der Leser gewinnt dadurch den Eindruck, dass der Hintergrund, die Historie, der Geschichte, gut und genau durchdacht ist ;D (ich wünschte manchmal, es wäre so, das würde mir Arbeit für die Zukunft ersparen.) Manchmal muss man halt auch ein wenig blöffen.
Ich finde Legenden und Historie für meine Geschichten sehr wichtig, weil sie dadurch an Tiefe gewinnen. Für mein jüngstes Werk schreibe ich parallel noch eine Vorgeschichte, ähnlich wie bei "Der Hobbit" und "Der Herr der Ringe".
So, jetzt muss ich aber schnell zur Fahrschule flitzen, ich denke mal, ich geb später noch ein wenig Senf dazu ;D
Liebe Grüße
Jenny
Als ich begonnen habe, Fantasy zu schreiben - so mit 10 Jahren - habe ich mir nie groß Gedanken um die Welt gemacht. Eine Weltkarte, zwei Länder, die Krieg führen, eines gut und eines Böse und irgendwo noch ein paar Drachen die mein Prota nebenher besiegen muss. Es ist auch bis vor einem guten halben Jahr so geblieben, dass meine Welten kaum durchdacht waren und außer einer Weltkarte nichts vorlag (auch wenn die Stories sich glücklicherweise etwas vom o.g. Klischee abgewendet haben).
Erst vor ein paar Monaten hat mich dann ein Freund mit seinem Weltenbastel-Fanatismus (*rüberschiel zu Mardil, falls du mal mitliest*) angesteckt, mittlerweile habe ich mir ein lokales Wiki gehostet, in dem ich jetzt alle möglichen sinnvollen und unsinnigen Informationen über meine Welt ansammle. (Ich habe wirklich zwölf Seiten über ein einziges Land geschrieben, das außer als Schauplatz in meinem Projekt nahezu keine Rolle spielt und außerdem noch eine Flagge entworfen!)
Eingebaut in die Story wird dabei etwa 0,1%, aber ich habe einfach Spaß daran, mir eine komplett andere Welt mit eigenen Gesetzen und eigener Natur auszudenken, in der man immer wieder Parallelen zu unserer Welt zieht und gleichzeitig auch Unterschiede bemerkt. Mir ist dadurch bewusst geworden, dass ich mir über viele Dinge und Vorgänge Gedanken gemacht habe, auf die ich sonst nie geachtet habe, weil sie so alltäglich waren.
Es lässt sich also sagen, dass ich verhältnismäßig viel über meine Welt weiß, auch wenn ich noch nicht einmal ansatzweise alles aufgeschrieben habe (woran ich aber arbeite). Es wird zwar in meinem Roman kein einziges Mal erwähnt, aber ich kann dir durchaus sagen, welcher Herrscher in welchem Jahrhundert mit welchen Methoden das besetzte Acatorianische Kaiserreich dazu gebracht hat, sich nicht gegen ihn aufzulehnen und wie es letztendlich doch passiert ist.
Grüße
Joscha
Nun, ich denke, es kann ja nicht schaden, mehr als eigentlich nötig zu entwerfen. Schließlich weiß man ja nie, was man in der Zukunft so vor hat. :hmmm:
Es wäre ja durchaus möglich, dass man sich in dieser eigenen, fiktiven Welt so wohl und heimisch fühlt, dass man sie auch für andere Geschichten verwenden will. Ich könnte mir auch durchaus vorstellen, dass sich durch diese (unbewusste) Vertrautheit zu dieser Welt der Plot (zum positiven) verändert. (Vielleicht hätte man ja einen anderen, flacheren Plot entwickelt, wenn die Welt anonymer gewesen wäre?)
Ich persönlich kann das zumindest von mir sagen, dass sich mein Erstlingswerk, an dem ich nun schon seit 4 Jahren bastle, immer wieder verändert und mehr in die Tiefe ging, je mehr ich über meine Welt herausgefunden habe.
Erstaunlicherweise wusste ich von Anfang an sehr viel über meine Welt. Allerdings werden auch sehr viele Infos an den Leser weitergegeben, denn die Geschichte der Welt ist ein wenig kompliziert. So erfährt also auch der Leser ganz nebenbei eine Menge über die Geschichte bzw. den Lebenswandel bestimmter Personen.
Mein zehntes Kapitel beschäftigt sich allein mit der Beschreibung der örtlichen Gegebenheiten, denn ich finde es sehr wichtig, dass sich der Leser ein Bild machen kann. (Ich selbst bin nämlich immer wieder mal irritiert, gerade bei diesen Fantasyepen; oftmals muss ich mitten im Text nach vorne in die Karte schielen, um mir im Kopf zusammenzubasteln, wo sich der Prota jetzt eigentlich gerade befindet.) Möglicherweise ist das für einen Großteil der Leser abschreckend, andererseits habe ich mehrere menschen anhand meines Textes eine Karte zeichnen lassen, und - siehe da! - im Großen und Ganzen waren sie identisch. :D
Liebe Grüße!
Mit übermäßig viel Weitergabe von Wissen bin ich persönlich eher vorsichtig, wenn es bedeutet, in eine lange Beschreibung übergehen zu müssen. Ich möchte das Wissen über meine Welt schon gerne auch in die Geschichte einfließen lassen, aber wenn es um Lebensgewohnheiten oder andere, abstraktere Dinge geht, lasse ich die Leser lieber auf "natürliche" Weise alles kennen lernen, so als ob sie wirklich in diese Welt "entführt werden" und Stück für Stück alles wichtige erfahren.
Wenn es allerdings um Orte geht, greife ich halt auch zur Beschreibung, weil es halt nicht anders geht, aber da versuche ich dann auch, immer was mit einzubinden, z.B. besichtigen die Charaktere ein ihnen fremdes Gebäude oder jemand klärt seine Gäste über die Räumlichkeiten auf.
Okay, ich glaube, ich weife grad zu sehr vom eigentlichen Thema ab. Um es auf den Punkt zu bringen: Lieber zu viel wissen, als zu wenig ;D
Da ich eine Fantasywelt erschaffen habe, die sich in einigen Punkten von den normalerweise auf der Erde vorherschenden Gegebenheiten unterscheidet (ich Idiot habe die Tag-und-Nachtwechsel abgeschafft :wums: Kann sich jemand vorstellen, was das allein für ein sprachlicher Aufwand ist? Tagesritt / täglich / ...).
Da ich aber aus dem RPG-Sektor komme, habe ich großen Spaß am Weltenbasteln und so gibt es bei mir manchmal mehr Hintergrundmaterial als Story. Das kriegt der Leser nie zu sehen, aber es gibt der Geschichte Tiefe.
Ich kann mich auch an Einzelheiten total festfressen ... z.B. an der Frage, wie "funktionieren" Vampire in meiner Welt? Wie und warum wird man Vampir? Was sind seine Eigenschaften? Warum nuss er Blut trinken? .... Es gab eine lange Liste an Fragen, die ich mir selbst stellte, bis ich schließlich eine schlüssige Rassenbeschreibung hatte. Vorher hatte ich einfach keine Ruhe, ich hatte immer die Befürchtung, dass es sich am Ende mit meiner bisherigen Story widersprechen wird. (zum Glück hat alles zusammen gepasst).
Je früher man also mit den Hintergründen anfängt desto besser.
Keine Tag-Nacht-Wechsel? :gähn: Na, meine Prota würde sich freuen, kein Vollmond mehr ;D
Das mit den Sprachproblemen kenne ich, ich habe eine Welt ohne Menschen. Da ist mir mal aufgefallen, wie oft so Dinge kommen wie "Mitmenschen", "menschlich", "Menschenmenge", "Menschheit" ... ARGH!
Mein Problem bei nachträglichem Weltenbasteln (ich habe mir grad eine Liste von grundsätzlichen Fragen zusammengestellt): wenn ich bemerke, dass etwas nicht so ganz zusammen passt, änder ich das nicht in meiner Geschichte, weil sonst wieder was mit dem Plot nicht passt, sondern ich biege es mir so zurecht, dass es dann doch wieder passt. :seufz:
Fürs nächste Mal werde ich mir vornehmen, nur strickt nach vorher aufgestellten Regeln zu plotten. Was natürlich voraussetzte, dass ich meine Welt vorher schon einmal durchwandern muss... oje...
@ Jenny:
Ich weigere mich auch strikt, dass Wort "mensch-" zu verwenden, wenn es nicht um Menschen geht. Es fällt mir in so vielen Filmen auf, dass da sogar Aliens von "Menschlichkeit" etc. reden - das nervt! (Hübsches Beispiel, in dem dieser Unsinn auf subtile Art angeprangert wurde: "Star Trek VI - Das unbekannte Land". Da sagt die Tocher des klingonischen Kanzlers, dass die Förderation nichts weiter sei als ein Homo-Sapiens-Club. - Ich erntete damals ein paar böse Blicke im Kino, denn von mir gabs Szenenapplaus. ;))
Bisher ist es mir allerdings ganz gut gelungen, diese Wörter zu umgehen; glücklicherweise gibt es viele Umschreibungsmöglichkeiten. :)
Liebe Grüße!
@ Jenny
Einen Mond gibt es schon ... aber nur auf der einen Seite der Welt ;D
Menschen gibts bei mir auch nicht, das Problem habe ich also auch. Ich habe mich allerdings nach einiger Zeit, in der ich mir dauernd einen abgehaspelt habe, entschieden, die Begriffe: Mann / Frau / Kind / Mädchen / Junge zuzulassen. Sie gehören zwar strenggenommen zur Rasse "Mensch", aber ich finde, man kann sie für alle Humanoiden (z.B. Elfen, Vampire) gelten lassen.
Oder findet ihr, das geht gar nicht?
Frauen, Männer und Kinder gibt es natürlich auch bei mir. Ich finde nämlich, dass dies in gewisser Weise übergeordnete Begriffe sind. (Schließlich lauten sie für Tiere auch ähnlich.) Warum also das Rad noch einmal neu erfinden?
Liebe Grüße!
Jap, soweit behalte ich das auch für meine "Aufrechten", also alles menschenähnliche, zumindest im Sinne des Körperbaus.
Es nervt bloß ein bisschen, wenn Word mir ständig die Feen-Männer anstreicht. :happs:
Ich kann ja schlecht "der Fee" schreiben. :wums:
Mond nur auf einer Seite der Welt? :hmmm: Coool!
Übrigens hat sich heute Nacht eine neue Welt bei mir eingeschlichen. Wirklich nur eine Welt, sonst nichts von wegen Plot und so ... Okay, ein etwas seltsames Geschöpf ist schon dabei.
Das ist praktisch. So kann ich endlich mal völlig ohne jede Hintergedanken eine Welt basteln und dann den Plot hoffentlich ohne schwerwiegende Logiklücken reinpflanzen.
Im Moment habe ich bloß leider keine Zeit, meine Welt kennen zu lernen, es gibt da schon zwei, die erstmal fertig werden wollen.