Meine einfache Frage: Kann man das machen, oder gibt es das etwa schon?
Ich selbst hab es noch nie gesehen, aber das heißt ja mal gar nichts! ;D
Einfache Antworten? Ja und ja. ;D
Ist zwar unüblich, aber ich find es ganz nett - würde ich auch selbst machen, wenn es sich anbietet. Natürlich muss für den Leser klar sein, wer gerade fokalisiert spricht.
Fachlich weiß ich dazu überhaupt nichts ( ::) ), aber ich denke, solange sich die Personen nicht zu sehr ähneln, müsste das gehen.
Hat man zwei Ich-Erzähler, die zum Beispiel dieselbe Klasse/Schule besuchen, würde es vielleicht schwierig werden, immer einen Wechsel des Erzählers deutlich zu machen, ohne dass es auffällig wird.
Wenn sich die beiden klar unterscheiden lassen, so dass schon nach wenigen Sätzen deutlich wird, wer es ist, kann man das problemlos machen, denke ich.
Liebe Grüße,
Schreiberling
Klar kann man das machen. Es gibt auch ein paar Beispiele dafür... Wobei, mir fällt gerade nur "Die zwei Schwerter des Samurai" ein. Von einer sehr jungen Autorin (ich glaube 15 oder so...) geschrieben. Da wird das 1. durch die meist sich unterscheidenden Orte und 2. durch die unterschiedliche Farbe des Textes deutlich.
Aber ich würde dabei auf ein paar sachen achten:
1. Meistens örtliche Diferenzen - und verschiedene Handlungswege. Lass deine Protas nicht die ganze Zeit zusammen sein. Dann kannst du dir die zweite (Ich-)Perspektive gleich sparen.
2. Mach am besten auch durch verschiedene Ausdrucksweisen deutlich, wer wer ist. Z.B. Jugendsprache und sehr hochdeutsch-formelle Sprache. Oder bau einen (möglichst verständlichen) Dialekt mit ein.
3. Die Handlungsverteilung sollte möglichst gleich sein. Zwei Ich-Perspektiven heißt schließlich nix anderes als zwei etwas gleich wichtige Protas.. Normalerweise...
Das sind so meine Tipps... Naja, dann mal: Gute nacht... Muss jetzt Haia-Haia machen :seufz:
LG
Raven
Ich kenne es aus Susan Kay's "Das Phantom" - ja, die Geschichte des Phantoms der Oper ab seiner Geburt, erzählt von seiner Mutter, dem Phantom, diversen Mäzenen, Christine und Raoul.
Die Erzähler sind immer Kapitelweise wechselnd und erzählen quasi verschiedene Lebensperioden/Altersstufen, nur am Ende erzählen Christine und das Phantom parallel, da sind dann die Absätze von Christine eingerückt (oder kursiv gedruckt? Auf jeden Fall kenntlich gemacht).
Funktioniert hervorragend.
Edit: wichtig ist meiner Meinung nach nur, dass nicht ständig die selben Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden. Das kann mal sehr amüsant sein, sollte aber nur selten und dafür dann wirkungsvoll eingesetzt werden.
Also Lavendel und ich haben ja seit längerem ein Projekt geplant, dass sogar vier Ich-Erzähler hat (und zusätzlich auch noch eine Erzählperspektive aus der dritten Person ... ::) ). Die vier sind sehr unterschiedlich, und beim Test-Vorlesen-Lassen der ersten Seiten war die Rückmeldung doch positiv, wenn ich mich recht erinnere. Man muss natürlich aufpassen, dass man nicht ins Schwafeln kommt. Aber das ist erfahrungsgemäß bei Ich-Erzählern generell das Problem, egal wie viele es sind. ;)
Also mein Verleger riet mir davon ab, mehr als einen Ich-Erzähler zu haben. Ich hatte im Manusript 3 Ich-Erzähler, im Nachhinein denke ich auch, dass dies sehr verwirrend war. Gerade am Anfang, wenn man die Figuren als Leser noch nicht so kennt. Im fertigen Roman ist es nun ein Ich-Erzähler und die andern erzählen alle aus der personalen Perspektive. Bin froh, dass ich es so gemacht habe. ;D
Lg
Verena
Ja, kann mir das eigentlich auch ganz gut vorstellen. Stelle es mir ganz witzig vor, wenn sich die zwei Ich-Erzähler dann mal begegnen.
Mir ist auch eingefallen, dass es in Briefromanen auch viele ICH-Erzähler gibt ;)
Ich kann mir das auf alle Fälle vorstellen, wenn es nicht verwirrend wird. Wenn die beiden Personen sehr unterschiedlich sind, oder an sehr unterschiedlichen Orten agieren. Hauptsache es wird nicht verwirrend.
Ansonsten stellle ich mir das sehr reizvoll vor, wenn sie aus ihren Perspektiven auf einander zukommen...
Antonia
Na ja - also die Verwirrung haben wir auch allein dadurch ausgeschaltet, dass wir immer über den Abschnitt geschrieben haben, wer gerade spricht. ;)
@Grey
ich persönlich finde das aber in einem Roman nicht so schön, wenn da drüber immer steht: Sylvia ... oder Olli ... :hmmm: Das sieht bestenfalls bisschen wie Fanfiktion aus. :innocent:
Liebe Grüße
Verena
@Verena
Mit Fanfiktion kenne ich mich mal so gar nicht aus, daher kann ich auf der Ebene nicht mitargumentieren. Grundsätzlich wäre ein Vergleich mit Fanfiktion-Stil aber kein Hinderungsgrund für mich. ;)
Um ehrlich zu sein existiert von dem Projekt bisher auch nur so wenig, dass ich nicht mal selbst weiß, ob ich das Namen drüber schreiben auf Dauer nicht auch blöd fände. Darüber mach ich mir Gedanken, wenn wir das Ding in schätzungsweise 50 Jahren oder so mal wieder aufgreifen. :P Gut möglich, dass ich dir dann zustimme. ;)
Vollkommen legitim. :jau:
Übrigens hatte das erste Buch, das ich in dieser Form gelesen habe, auch über den Kapiteln die Namen der jeweiligen Sprecher zu stehen. Ich fand es nicht sonderlich schlimm, nur sollte man das nicht als Schleichweg nutzen, um um die sprachliche Seite drumrum zu kommen.
Ich finde nämlich, dass das Entscheidende bei dieser Technik ist, die Sprecher im Erzählstil voneinander zu unterscheiden - dadurch wirkt alles viel authentischer.
Das macht das Knifflige an dieser Variante aus und kann auch sehr spaßig sein. So habe ich das damals zumindest empfunden.
Ich würde mich nicht daran wagen, einfach aus Angst selbst durcheinander zu kommen... ich kenn mich :d'oh:
Interessant, dass es Beispiele für mehrere Ich-Erzähler gibt. Als ich gerade den Threadtitel gelesen habe, wollte ich ja schon den Kopf schütteln. :)
Bisher habe ich nur Romane gelesen oder es selbst so gemacht, dass es einen Ich-Erzähler und einen (oder mehrere) Personale Erzähler gibt. Und ich finde, auch da muss man schon aufpassen.
Bei mehreren Ich-Erzählern muss man wirklich darauf achten, dass sie sich jeweils anders sprachlich ausdrücken und die Namen würde ich trotzdem auf jeden Fall über die Kapitel schreiben. Auf Anhieb fallen mir drei Romane (alle von Marion Zimmer Bradley, aber teilweise/größtenteils auch mit Personalem Erzähler) ein, wo die Autorin es so gemacht hat und ich hatte als Leserin überhaupt kein Problem damit. Okay, mit Fanfictions kenne ich mich ebenfalls nicht aus, aber ich denke auch nicht, dass sich ein begeisterter Fanfiction-Leser daran stören würde. Warum denn auch? Wenn das in dem Bereich üblich ist, kennt er es ja kaum anders ;)
Für mich als Schreiberin fände ich mehrere Ich-Erzähler zu kompliziert, denke ich.
Und ich glaube, auch als Leserin würde ich an die Sache kritisch heran gehen. :hmmm: - Was ja nicht bedeutet, dass man mich nicht positiv überraschen könnte.
Das Problem ist ja, dass ein Ich-Erzähler vermutlich ziemlich selten reflektiert, dass er gerade spricht. Daher kann man eine Szene nicht mit einem "Jim lag im spärlichen Schatten eines Riesenkaktus, den Hut in die Stirn gezogen, und döste vor sich hin." anfangen, um darauf hinzuweisen, dass die Szene aus Jims Sicht erzählt wird. Denn Jim wird das kaum so über sich selbst sagen. Und das bedeutet, dass es für den Leser gerade am Anfang des Buches, wenn er noch nicht die Gelegenheit hatte, die Charaktere und ihre Eigenarten kennen zu lernen, deutlich länger dauern könnte, bis er erkannt hat, wenn die Perspektive wechselt. Es sei denn, es sind wirklich sehr sehr unterschiedliche Charaktere.
Und das fände ich als Leser ein bisschen anstrengend, glaub ich.
Die Erzähler brauchen ja nicht Rambo I und Rambo II zu sein. Man kann sie mit individuellen "Alleinstellungsmerkmalen", ausstatten. I ist ein Mann, II eine Frau; I ist ein Jungspund, II geht am Stock; I ist ein Draufgänger, II ein Feigling; I ist der Fürst, II leert immer die Latrinen... und so weiter.
Ich sehe bis auf das Pronomen kaum einen Unterschied zwischen dem Ich-Erzähler und dem streng personalen Erzähler. Die neuere Erzählforschung gibt mir da Recht (zumindest die, die ich gelesen habe). Die eingeschränkte Perspektive ist gleich und der sprachliche Unterschied macht sich auch bemerkbar. Ich glaube, es würde kaum einen Unterschied machen, ob meine vier Perspektiventräger bei Lotti jetzt "personal" oder "ich" erzählt werden. Ich nutze ja auch das Aus-der-Perspektive-Fallen nicht, das man nur beim personalen Erzähler machen kann. Ich mag das nicht und hoffe nicht, dass ich jemals dazu gezwungen werde. ;) Ich sehe vor allem Vorurteile bei den Lesern gegen die Ich-Perspektive, sonst würde ich die wohl nur benutzen.
ZitatJim lag im spärlichen Schatten eines Riesenkaktus, den Hut in die Stirn gezogen, und döste vor sich hin.
ZitatIch lag im spärlichen Schatten eines Riesenkaktus und blinzelte schläfrig unter meinem Hut hervor in die sinkende Sonne. Wenn ich nur nicht ständig an meine Schwiegermutter denken müsste! Das Wissen, dass sie mich morgen besuchen würde, verdarb mir den ganzen schönen Abend. Ich schob die Gedanken daran so weit wie möglich von mir. Gerade fielen mir die Augen zu, da hörte ich Alices Stimme: "Jim!" Sie klang so erschrocken, dass ich sofort auf den Beinen war. "Was ist los, Schatz?"
Na ja, kein ideales Beispiel, aber ich find, es geht doch gut ...
Man kann den Text auch einfach in zwei verschiedenen Schriftarten schreiben. Arial und Times New Roman zum Beispiel.
Oder immer im Wechsel: Ein Kapitel aus der Sicht des einen Charakters, das nächste aus der Sicht des anderen.
Ich finde es eigentlich gar nicht so schwer die Charaktere auseinander zu halten, aber ich lese es nicht sonderlich gern. Irgendwie unterbricht dieser Perspektivenwechsel die Geschichte immer so.
Ich habe schon einige Romane gelesen, die auf diese Weise geschrieben waren, auch mal einen, der ganz, ganz viele Ich-Erzähler hatte, nur die Hauptperson an sich ist kein einziges Mal zu Wort gekommen. Las sich ein bisschen wie ein Interview nur ohne die Fragen. :)
LG,
Kati
Zitat von: Nightingale am 10. Mai 2009, 13:41:24
Man kann den Text auch einfach in zwei verschiedenen Schriftarten schreiben. Arial und Times New Roman zum Beispiel.
Das erinnert mich an die unendliche Geschichte von Michael Ende. Dort waren die Perspektiven durch verschiedene Farben gekennzeichnet. Also dass die eine Person eine grüne Schrift bekommen hat und die andere eine rote. Ich weiß aber nicht mehr, ob es beide Male ich-Erzähler waren oder nicht und ich fand auch, dass man es auch so gut unterscheiden konnte.
Liebe Grüße,
Schreiberling
Also ich schreibe auch mit mehreren Ich-Perspektiven, muss allerdings zugeben, dass es mich manchmal sogar selbst verwirrt. Ich habe dabei den Anspruch, allen vorkommenden Hauptpersonen ihre persönliche Sichtweise auf die Ereignisse zu gestatten, um so größtmögliche Ambivalenz zu ermöglichen. Und das geht nun mal meiner Meinung nach am besten mit der Ich-Perspektive. Personale Erzählweise ginge wohl auch, aber ich mag den Wechsel von Ich- zu personaler Erzählweise in Büchern nicht.
Habe das Verwirrungs-Problem jetzt erstmal auch dadurch gelöst, dass ich die Namen drüber schreibe. So richtig problematisch wird es aber, wenn ich innerhalb eines Kapitels die Sichtweise wechsel, was aber nur ein Mal vorkam. Da habe ich es dann so gemacht, dass schon im ersten Satz jeweils deutlich wurde, wer nun der Erzähler ist. Trotzdem würde ich das niemandem empfehlen ;) Ich werde bei der Überarbeitung auch noch versuchen, das zu ändern.
Bücher, in denen das so gehandhabt wird, fallen mir gerade keine ein. Perspektivwechsel mag ich aber außerordentlich gerne in Romanen, es gibt ihnen meiner Meinung nach einfach mehr Tiefe. Schade finde ich aber, wenn eine Perspektive nur ein einziges Mal vorkommt, wie bei "Die Traummeister" von Jo Zybell. Das allererste Kapitel war da meine ich aus der Sicht einer Antagonistin geschrieben, aber sonst keines. Das fand ich seltsam.
Zitat von: Ryadne am 21. Februar 2012, 14:51:55Ich habe dabei den Anspruch, allen vorkommenden Hauptpersonen ihre persönliche Sichtweise auf die Ereignisse zu gestatten, um so größtmögliche Ambivalenz zu ermöglichen.
Ambivalenz? Zweideutigkeit? Warum würde man die erreichen wollen? *kratz*
Was Perspektiven angeht, bin ich aber auch ein Anarchist. Da hab ich eben noch drüber nachgedacht - ich nehm immer die Perspektive, die mir am geeignetsten scheint, um das rüberzubringen, was ich sagen will. Das darf auch der Wechsel von einem Ich-Erzähler zur personalen Perspektive sein.
Besser das als zu einem anderen Ich-Erzähler ...
Was mich ein bißchen nervt, ist, daß ich oft innerhalb der Szene die Perspektive wechsle, wenn ich nicht aus der Ich-Perspektive schreibe. Deshalb nehme ich die oft, einfach damit ich mich besser zusammenreißen kann ;D
Aktuell überlege ich, ob ich es in einer Reihe bringen kann, nach allen bisherigen Teilen in Ich-Perspektive jetzt plötzlich in einer neuen Geschichte eine ganz andere Hauptperspektive zu nehmen... daß das klappen kann, kenne ich schon aus Büchern, aber hm... schwierig.
Es gibt einige Romane mit mehreren Ich-Erzählern. Die Werwolf-Bücher von Maggie Stiefvater, die späteren House-of-Night-Bücher, "Die Magier von Montparnasse", "Breaking Dawn" von Stephenie Meyer, "Steamed" von Katie MacAlister und bestimmt noch viele mehr. :)
Wie gesagt, ich mag es nicht besonders, weil es immer so ein Bruch ist, wenn der nächste Ich-Erzähler dran kommt, aber gemacht habe ich es inzwischen trotzdem bei einer Geschichte. Man muss das natürlich auch das Buch über durchhalten und aufpassen, dass jeder Erzähler ungefähr gleich viel Text hat, damit es nicht unausgewogen wirkt.
Dani: Ich wäre da vorsichtig mit. Viele Leser (ich zum Beispiel auch) lesen ja Bücher teilweise auch, weil der Charakter, der erzählt ihnen total gut gefällt. Wenn das plötzlich ein ganz anderer ist, ist das wieder so ein Bruch in der Reihe und wird sicher nicht von allen gut aufgenommen.
Zitat von: Kati am 21. Februar 2012, 15:14:27
Dani: Ich wäre da vorsichtig mit. Viele Leser (ich zum Beispiel auch) lesen ja Bücher teilweise auch, weil der Charakter, der erzählt ihnen total gut gefällt. Wenn das plötzlich ein ganz anderer ist, ist das wieder so ein Bruch in der Reihe und wird sicher nicht von allen gut aufgenommen.
Richtig. Zumal ich auch die übliche Perspektive eigentlich nicht verlassen will... und es gäbe theoretisch sogar eine dritte, die ich einbringen möchte. Urgs. Das geht nicht...
Zitat von: Dani am 21. Februar 2012, 15:30:57
Richtig. Zumal ich auch die übliche Perspektive eigentlich nicht verlassen will... und es gäbe theoretisch sogar eine dritte, die ich einbringen möchte. Urgs. Das geht nicht...
Doch, das geht. Eines der neueren Beispiele: "Nach dem Sommer" von Maggie Stiefvater - zwei Ich-Perspektiven. Der Nachfolger "Ruht das Licht" arbeitet sogar mit vier (!) Ich-Perspektiven. Das geht, ist aber meiner Ansicht nach zu viel. Zwei Ich-Erzähler sind bei mir das Maximum.
Wobei ich bisher nur in Fanfictions mit Ich-Perspektive gearbeitet habe. Bei komplexen Plots, wo man auch mal hier und da aus der Sicht von Mister Evil Knievel schreiben will, ist Er-/Sie-Erzähler einfach besser/angebrachter. Und ein Mischmasch aus Erster/Dritter Person ... hm, das kann ich mir wirklich nicht vorstellen.
Zitat von: Dani am 21. Februar 2012, 15:07:20
Ambivalenz? Zweideutigkeit? Warum würde man die erreichen wollen? *kratz*
Also hier meine ich hauptsächlich die Ambivalenz der Figuren. Dass sie eben in einem Kapitel, das aus ihrer Sicht geschildert wird, anders erscheinen als in einem, wo aus der Sicht von jemand anderem erzählt wird. "Anders" im beispielsweise moralischen Sinne.
Ja, mittlerweile sind zwei Ich-Erzähler sehr beliebt geworden, vor allem bei amerikanischen Autoren im Young Adult-Bereich.
Was ich wichtig finde: Wenn ich mehrere Ich-Erzähler habe, dann müssen die Stimmen auch unterschiedlich klingen. Ich finde Bücher grauenhaft, die mehrere Ich-Erzähler haben, aber keinerlei Unterschied im Ton. Dafür sind es ja nun einmal Ich-Erzähler: Dass ihre Persönlichkeit den Text extrem färbt, das ist ja das Spannende an der Ich-Erzählung.
Mischung aus erster und dritter Person, puh, das ginge für mich auch gar nicht. Ich gebe es zu, ich bin da eher der konservative Typ (als Leser und Autor); such dir eine Erzählform aus und halt dich dran, mit allen Vor- und Nachteilen, die das eben mit sich bringt. ;D Ich muss ehrlich sagen, ein Buch, in das ich im Laden blättere und dann merke, dass 1. und 3. Person drin vorkommen, das würde wohl schnell wieder im Regal stehen.
Mit mehreren Ich-Erzählern (aber bitte nicht mehr als zwei, bitte! ;D) habe ich mich aber mittlerweile angefreundet. Solange die Stimmen sich unterscheiden!
Also ich hätte echt mit zwei Ich-Erzählern ein Problem. Da fände ich es die schickere Lösung, zwei personale Perspektiven wechseln zu lassen.
Aber ein Wechsel zwischen Ich-Erzähler und aus personaler Perspektive erzählter "Rest", das hab ich jetzt schon oft gemacht. Einmal sogar ganz schräg, wo der Erzähler von sich selbst immer als "du" sprach... die Frau hatte einen Knacks, das wollte ich damit rüberbringen.
Zitat von: Dani am 21. Februar 2012, 16:29:28
Aber ein Wechsel zwischen Ich-Erzähler und aus personaler Perspektive erzählter "Rest", das hab ich jetzt schon oft gemacht. Einmal sogar ganz schräg, wo der Erzähler von sich selbst immer als "du" sprach... die Frau hatte einen Knacks, das wollte ich damit rüberbringen.
Als psychologisch-analytische Grundlage finde ich das durchaus legitim; ich meinte eher bezogen auf die "einfache" Kost der "Sekundärliteratur", wie ein ehemaliger Bekannter es betitelte :pfanne:
Zitat von: Dani am 21. Februar 2012, 16:29:28
Also ich hätte echt mit zwei Ich-Erzählern ein Problem. Da fände ich es die schickere Lösung, zwei personale Perspektiven wechseln zu lassen.
Aber ein Wechsel zwischen Ich-Erzähler und aus personaler Perspektive erzählter "Rest", das hab ich jetzt schon oft gemacht.
Also ich habe beides schon gemacht und finde auch beides total okay. Als Schreiber und auch als Leser. ;) Man muss sich da als Leser halt ein bißchen einfinden, aber das geht doch relativ schnell,
wenn man sich darauf einlässt. ;)
Also wenn es mehrere Ich-Perspektiven sind, oder sich Ich-und-Personaler-Erzähler abwechseln, schreibe ich in beiden Fällen immer die Namen über die Kapitel, um zu kennzeichnen, wer gerade dran ist.
Für mehrere Ich-Erzähler wurden ja schon mehrere veröffentlichte Beispiele genannt. Der Wechsel von Ich-und-Personal-Kapiteln kam z.B. in zwei Darkover-Romanen von Marion Zimmer Bradley vor: Hasturs Erbe und Sharras Exil. Da standen auch immer die Namen der beiden Protas über den Kapiteln und es wurde wirklich konsequent gewechselt.
Auch Diana Gabaldon hat ab dem zweiten Band ihrer "Highland-Saga" gemischt. Da hat die Ich-Perspektive und der personale Erzähler oft sogar innerhalb eines Kapitels gewechselt. Das fand ich dann auch manchmal etwas verwirrend ... wobei es auch hier ging, nachdem man sich dran gewöhnt hat; dazu raten würde ich aber trotzdem nicht.
Kapitelweise wechseln, egal zwischen was für Erzählweisen, finde ich aber total okay.
EDIT: Witzig, ich hab gerade gesehen, dass ich 2009 schon mal was in diesen Thread geschrieben habe und dass ich damals noch anderer Meinung war, was zwei Ich-Perspektiven in einem Roman angeht. ;D Tja Meinungen ändern sich. Inzwischen hab ich's ausprobiert und finde es gut. ;D
ZitatMischung aus erster und dritter Person, puh, das ginge für mich auch gar nicht. Ich gebe es zu, ich bin da eher der konservative Typ (als Leser und Autor); such dir eine Erzählform aus und halt dich dran, mit allen Vor- und Nachteilen, die das eben mit sich bringt. Ich muss ehrlich sagen, ein Buch, in das ich im Laden blättere und dann merke, dass 1. und 3. Person drin vorkommen, das würde wohl schnell wieder im Regal stehen.
Mit mehreren Ich-Erzählern (aber bitte nicht mehr als zwei, bitte! ) habe ich mich aber mittlerweile angefreundet. Solange die Stimmen sich unterscheiden!
Rynn, damit hast du den Preis als gewünschter Testleser für ein (noch in der Zukunft liegendes) Projekt von mir gewonnen ^^ Da ist das nämlich genau das formale Mittel das ich einsetzen will. Nicht ständig wechselnd, aber es gibt eine Ich-Perspektive die abschnittweise für je ein Kapitel vorkommt und der Rest ist auktorial erzählt. ;D
Ansonsten finde ich auch dass zwei Ich-Erzähler theoretisch schon gehen, wenn man es raus hat, sie deutlich im Erzählstil voneinander zu unterscheiden. Zusätzliche formale Mittel zur Orientierungshilfe für den Leser (andere Schrift, Farbe, Überschriften...) finde ich auch nicht schlecht, ich mag solche Spielerein. Wenn das aber das einzige Unterscheidungsmerkmal ist, gehts für mich am Ziel vorbei.
Fraglich ist vielleicht auch noch, was für ein Genre es ist. Ich finde actiongeladene Geschichten aus der auktorialen Perspektive wesentlich besser... einfach weil ich dann nicht nur die begrenzte Sicht eines / einer Beteiligten habe, sondern den "totalen Überblick" (illusorisch, ich weiß ^^ klingt aber so schön). Da weiß ich aber natürlich dass das pure persönliche Präferenz ist und viele das sicher anders sehen.
Zum Thema Perspektive hab ich letzte Nacht noch ein ermutigend grenzensprengendes Kapitel in meinem Lieblingsschreibratgeber gelesen. Da kam alles vor - Ich-Erzähler, mehrere Ich-Erzähler, eine Gruppe von Erzählern (!), Second-Person-Perspective... Dinge, von denen ich noch nie gehört hab, aber so ziemlich jede Möglichkeit, die man sich denken kann.
Für Interessenten würde ich das abfotografieren und "vermailen". Ist allerdings auf Englisch (gut verständlich!).
Also ich bin für alles offen, solange es mir gefällt :) Obwohl ich gestehen muss, dass ich mich nicht erinnern kann, jemals einen Roman gelesen zu haben, indem die Erzählweisen wechseln, also einmal Ich-Erzähler, dann wieder auktorialer Erzähler, und so weiter.
Aber ich finde den Thread deshalb so interessant, weil ich mir erst jetzt richtige Gedanken über die Erzähler gemacht habe. Meine Geschichte hat mehrere Handlungsstränge, alle aus der Sicht eines anderen Protagonisten. Mir kam zwar schon die Idee, die Personen anders "denken" und sehen zu lassen, aber nicht wirklich so, dass man nur anhand derer Gedankenweise die Personen untereinander unterscheiden könnte. Vielen Dank dafür :)
PS: Dani, kann man auf der Gallery deiner Website irgendwo Kommentare hinterlassen? Da ist dieses eine Bild, das mir sooo gefällt, da muss einfach ein Kommentar hin! :jau:
Grüßle
Klingt ganz so, als seist du auch einer derjenigen, der "Erzähler-Gruppen" mag. Hab ich auch schon gemacht!
(JETZT kann man auch Kommentare in meiner Gallery hinterlassen... hab ich dann mal angemacht :) )
Zitat von: Dani am 28. Februar 2012, 22:38:50
Zum Thema Perspektive hab ich letzte Nacht noch ein ermutigend grenzensprengendes Kapitel in meinem Lieblingsschreibratgeber gelesen. Da kam alles vor - Ich-Erzähler, mehrere Ich-Erzähler, eine Gruppe von Erzählern (!), Second-Person-Perspective... Dinge, von denen ich noch nie gehört hab, aber so ziemlich jede Möglichkeit, die man sich denken kann.
Für Interessenten würde ich das abfotografieren und "vermailen". Ist allerdings auf Englisch (gut verständlich!).
Du könntest auch verraten, in welchem Buch das steht. ;)
Zitat von: Rynn am 21. Februar 2012, 16:22:51
Was ich wichtig finde: Wenn ich mehrere Ich-Erzähler habe, dann müssen die Stimmen auch unterschiedlich klingen. Ich finde Bücher grauenhaft, die mehrere Ich-Erzähler haben, aber keinerlei Unterschied im Ton. Dafür sind es ja nun einmal Ich-Erzähler: Dass ihre Persönlichkeit den Text extrem färbt, das ist ja das Spannende an der Ich-Erzählung.
Das finde ich auch sehr wichtig. Gerade die "Magier von Montparnasse" sind für mich da ein abschreckendes Beispiel: Sieben Ich-Erzähler, die alle die (zugegeben stilistisch elegante) Erzählstimme haben. Wenn ich mitten in einem Kapitel unterbrechen musste, musste ich später beim Weiterlesen teilweise sogar nochmal nachschauen, wer da gerade erzählt, weil der Tonfall bei allen gleich war.
Allerdings ist das ein weitverbreitetes Problem bei mehreren Ich-Erzählern, so etwa auch bei "Das Flüstern der Stille" von Heather Gudenkauf, das mit mehreren Ich-Perspektiven und einer personalen Perspektive arbeitet. Hier hat mich diese Kombination übrigens gestört. Normalerweise hab ich nichts dagegen, wenn eine Perspektive in der 1. und eine weitere (oder mehrere) in der 3. geschrieben ist, aber inwiefern es sinnvoll war, bei dem genannten Roman 6 oder 7 Ich-Erzähler zu haben und dazu ganz unmotiviert noch einen personalen, war mir nicht ganz klar.
Dani, was kann man sich unter einer Gruppe von Erzählern vorstellen? Gehts da jetzt nur um mehrere Perspektiven in einem engen Umkreis oder ist damit tatsächlich eine Art "Wir"-Perspektive gemeint? :hmmm:
Das steht in meinem kürzlich vielzitierten "How to write a mystery" von Larry Beinhart.
Und bei dieser Erzähler-Gruppe war es so, daß er ein Beispiel angebracht hatte, in dem es keinen einzelnen Haupterzähler gibt, sondern irgendwie kommen alle Personen, die agieren, mal zu Wort.
So ein Buch habe ich auch schon mal gelesen - "Die Selbstmordschwestern" von Jeffrey Eugenides. Da erzählt eine Gruppe von Schuljungs als Kollektiv, und es werden immer mal die Namen der einzelnen Jungs erwähnt, aber es wird nicht spezifiziert, wer von ihnen die Geschichte erzählt. Das funktioniert wirklich erstaunlich gut. Aber Mr. Eugenides ist auch ein außergewöhnlich guter Erzähler. Sowas selbst hinzukriegen, stelle ich mir tatsächlich schwer vor.
Ah, danke, jetzt kann ich mir was drunter vorstellen. Das genannte Buch von Eugenides kenn ich nämlich in der Verfilmung, und da gibt es auch immer wieder erzählende Passagen der Jungs, die - wie ich vermute - aus dem Roman übernommen sind.