Stellt euch mal folgende Situation vor:
Man liest und ... da! Auf Seite 40 findet man eine total verunglückte Forumulierung. OK, das ist noch in Ordnung, kann jedem mal passieren. Beim Lektorat überlesen, oder so ähnlich ...
Seite 60 ... eine Stilblüte, bei der man die Stirn in Falten zieht und die Nase rümpft.
Seite 73 ... ein Satz, der vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen, mitten in einem Absatz steht und nur Verwirrung hervorruft. (5-mal lesen und noch immer Bahnhof)
Ich könnte jetzt noch mit einigen weiteren gefundenen Fehlern aufwarten. Ich weis, ich bin keine Lektorin und maße mir eine solche Arbeit nicht einmal im entferntesten an, aber beim Lesen hat sich ein sehr seltsames Gefühl eingeschlichen. Und irgendwie hat es mich auch erschreckt, als ich am Schluss mein Zettelchen mit Notizen nocheinmal überflogen habe ... da waren wirklich gravierende Mängel verzeichnet. (Normal sitze ich nie mit einem Zettel dabei und notiere Stilblüten.)
Man könnte das jetzt natürlich damit erklären, dass jeder mit der Zeit kritischer liest und ein Auge für Logikfehler und Vertippsler entwickelt, aber damit will ich mich nicht zufrieden geben. Normalerweise lese ich schnell und überlese auch so manche Ausrutscher, das gebe ich ganz ehrlich zu.
Mir ist es schlicht und einfach unerklärlich, wie soviele Fehler bei der Korrektur übersehen werden.
Irren ist menschlich ... ok, jeder soll sich ein paar Fehler gönnen. Niemand ist perfekt. Das kann man auch als Aufmunterung für seine eigenen Geschichten sehen.
Im Moment hadere ich ein bisschen mit mir selbst. Ich will niemanden schlecht machen, aber es tut mir im Herz weh, wenn eine Idee gut ist, dann aber die Umsetzung derartige Mängel aufweist.
Wie geht ihr mit solchen "unerfreulichen Entdeckungen" um?
Ach, das brauche ich mir nicht vorzustellen, das
ist so.
Ich verstehe auch dein Problem nicht ganz, wenn man die Fehler noch findet, ist doch alles in Ordnung. Dass das erst aus dem zeitlichen Abstand heraus geschieht, ist zwar lästig, aber nicht zu ändern.
ZitatWie geht ihr mit solchen "unerfreulichen Entdeckungen" um?
Gott, der Herr, hat mir in seiner unendlichen Gnade zehn Finger gegeben. :psssst:
Es geht nicht um meine Texte, sondern um ein bereits gedrucktes Buch.
Oje, dann hab ich mich wohl wieder einmal nicht ganz deutlich ausgedrückt. Ich bitte um Entschuldigung. :'(
Ärgern ... und auf bessere Zeiten hoffen.
Nein, mal im Ernst: Ähnliches ist mir in der letzten Zeit auch zunehmend aufgefallen. Okay, vielleicht (bestimmt!) wird man kritischer, wenn man selbst schreibt. Vielleicht wird die Qualität der Bücher (sprich: des Buchsatzes)auch tatsächlich schleichend schlechter (das Buch soll schließlich so schnell wie möglich auf den Markt, die Konkurrenz ist groß, es geht um die Gunst ( = die Kohle) des Lesers).
Auch die Inhalte reißen mich nicht mehr so häufig mit wie früher. Und das liegt nun definitiv nicht daran, dass sich meine Anspruchshaltung geändert hat, seit ich selbst schreibe, denn wenn ich eins von den guten "alten" Büchern in die Hand nehme, finde ich es auch heute noch gut - selbst wenn ich es zum fünften Mal lese.
Aber was kann man dagegen machen? Ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein. Das Einzige, was ich vor einiger Zeit mal gemacht habe, war, aus einem recht bekannten Bücherklub auszutreten, weil ich die sogannte Bücher-"Auswahl" nicht mehr ertragen konnte. Auf die Frage, warum ich den austreten wolle ("Ich finde die Bücherauswahl zunehmend schlechter") bekam ich nur die Rückantwort: "Nicht die Auswahl wird schlechter, sondern die Autoren."
Ja danke, genau das wollte ich hören ...
Aber ganz ohne Bücher? No, never ...
Also bleibt nur abwarten ... und wie gesagt, auf bessere Zeiten hoffen *seufz*
Wie ich damit umgehe? Ich amüsiere mich. ;D Na gut, manchmal denke ich auch: "Das hätten sie von mir besser haben können ..."
Was ich nur traurig finde, ist, wenn man an so einem Buch merkt, wie der Autor "abbaut". Kennt ihr das? Autoren, die ihr Leben lang gute Bücher geschrieben haben, werden alt und können ihre Qualität nicht mehr halten. Sehr traurig, das.
Ich lese im Moment fast gar nichts mehr außer Star-Trek-Romanen, und die sind zum Teil so schlecht, dass ich schon fast Sachen rausgeschrieben hätte, um euch hier zu amüsieren (warum ich sie trotzdem lese? Star Trek hat eine positive Wirkung auf mich. ;)). Aber dann dachte ich: "Was soll's, ist doch auch egal ..." Aber das liegt daran, dass ich halt die meiste Zeit lateinische Texte lese und für deutsche kaum noch Zeit habe.
Aber auch die lateinischen Autoren leiden unter Stilblüten, Unlogik, zu langen Passagen, Wiederholungen und was man sich sonst noch so denken kann, sogar die besten unter ihnen gelegentlich. Kein Unterschied zu Autoren von heute. Ok, ein richtiges Lektorat gab es damals noch nicht, aber Testleser, -hörer auf jeden Fall. Aber ich rege mich normalerweise nicht darüber auf, sondern finde es lustig.
Zitat von: Coppelia am 28. Juni 2008, 07:19:04
Was ich nur traurig finde, ist, wenn man an so einem Buch merkt, wie der Autor "abbaut". Kennt ihr das? Autoren, die ihr Leben lang gute Bücher geschrieben haben, werden alt und können ihre Qualität nicht mehr halten. Sehr traurig, das.
:psssst: Ich kenne sogar Bücher, bei denen der Autor schon nach dem zweiten oder dritten Buch abbaut ...
Ich habe eine Buchreihe gelesen, die eine einzige Ansammlung von Fehlern war. Zunächst habe ich mich nur gewundert, aber als dann normale Wörter (keine Namen) mittendrinnen Großbuchstaben hatten, fand ich das schon etwas ärgerlich. Das hätte eigentlich bereits dem Autor beim Durchlesen auffallen müssen, geschweige denn dem Lektor. Das Buch verliert damit wirklich ein wenig an Qualität, auch wenn man noch darüber hinwegsehen kann. Das Lesen sollte schließlich flüssig gehen, aber wenn mir auf jeder zweiten Seite ein gravierender Fehler ins Auge sticht, habe ich das Gefühl, herausgerissen zu werden.
Ich lese ja kaum Bücher von lebenden Autoren. Da brauche ich mich dann nicht zu ärgern, daß irgend ein Hirni mit seinem Mist ne Menge Geld scheffelt während meinen Mist keiner kaufen will. ;)
Ich ärgere mich da auch regelmäßig über solche Fehler. Seit ich selbst schreibe - beziehungsweise mich auch mit dem Handwerklichen auseinandersetzte - lese ich devinitiv kritischer andere Bücher.
Aus ein paar Fehlern oder Formulierungen, die meines Erachtens seltsam klingen mache ich mir im Allgemeinen auch nichts (Tippfehler übergehe ich dabei einfach). ich nutze bestenfalls die Gelegenheit kurz zu überdenken, wie es besser klingen würde.
Ich fange erst dann an mich wirklich über so etwas zu ärgern, wenn es sich häuft und ich dann dem arroganten Gedanken nachhängen muss, dass ich das Buch vermutlich hätte besser schreiben können.
In wieweit die Lektoren so etwas beheben sollten, habe ich um ehrlich zu sein noch nie wirklich überdacht. Tippfehler, klar, die sollten schon raus und es ist auch nur menschlich, dass einem ein paar Fehler entgehen.
Aber die Formulierungen und dergleichen? <schulternheb>
ZitatIn wieweit die Lektoren so etwas beheben sollten, habe ich um ehrlich zu sein noch nie wirklich überdacht. Tippfehler, klar, die sollten schon raus und es ist auch nur menschlich, dass einem ein paar Fehler entgehen.
Aber die Formulierungen und dergleichen? <schulternheb>
Ja, manche Formulierungen sind auch nicht das Gelbe vom Ei. Es wirkt störend, wenn ein Autor beginnt, Sätze, die einfach nicht gut zusammenpassen, aneinanderzureihen. Beim Lesen drängt sich einem dann das Gefühl auf, es ginge über eine Holperpiste- gerade wenn ungeschliffene Formulierungen verwendet werden.
Ich weiß nicht, ob ich es von mir aus besser machen könnte- ich glaube, nicht- aber ich denke mir immer, dass doch irgendein Probeleser den Autor darauf hätte hinweisen können.
Ja, über so was ärgere ich mich auch immer häufiger, je länger meine 'Schreibkarriere' andauert :wache!:
Sicherlich sollten dem Autoren Tippfehler, Stilblüten, schlechte Formulierungen etc. beim Überarbeiten auffallen. Insbesondere finde es unmöglich, wenn es sich dann um den x-ten Teil einer Reihe von einem Bestsellerautor handelt und die ersten noch Top waren, am Ende aber immer schlechter werden. Ich meine jetzt nicht nur inhaltlich, sondern man hat auch das Gefühl, dass der Lektor allerhöchstens mal einen flüchtigen Blick drauf geworfen hat.
Mir drängt sich dann immer das Gefühl auf, dass der Autor schnell was runter geklatscht hat und der Lektor dachte, der gute Name des Bestsellerautors reicht, damit es gekauft wird, Korrektur nicht notwendig.
Mit ist aufgefallen, dass Bücher unbekannter Autoren häufig viel besser Lektoriert sind. Tja, warum nur ist das so?! :hmhm?:
Denn, von dem oben erwähnten Ärgernis mal abgesehen finde ich, nicht nur der Autor ist zuständig, Tippfehler etc. aufzuspüren, sondern auch der Lektor. Sind sie nicht dafür eigentlich da? :hmhm?:
Für einen großen Publikumsverlag finde ich es einfach nur peinlich, ein Buch eines berühmten Autors in bester Druckqualität (Hardvover usw.) rauszugeben und dann wimmelt es von Tippfehlern!!!! Das muss doch wirklich nicht sein, passiert aber oft genug! >:(
Zitat von: Julia am 28. Juni 2008, 00:53:50
"Ich finde die Bücherauswahl zunehmend schlechter" bekam ich nur die Rückantwort: "Nicht die Auswahl wird schlechter, sondern die Autoren."
Das wage ich zu bezweifeln! Für mich klingt es nach einer schlechten Ausrede und nichts anderes!
Tippfehler sind zwar lästig, aber als Leser stören mich inhaltliche Fehler viel mehr. Manche Plots sind so hirnrissig, daß ich mich schon frage, ob die überhaupt ein Lektor gelesen hat. Aber es gibt auch Bücher, die im Allgemeinen ja ganz ordentlich sidn, aber es einige Szenen gibt, die einfach nur schlecht sind.
Ich glaube, da kommen zwei Dinge zueinander. Einmal liest man kritischer, wenn man selbst Autor ist. Immer nach dem Motto: Hätte ich das besser gekonnt?
Sodann fällt einem Vielleser und berufsmäßigem Korrogierer ein Fehler einfach schneller auf. Ich kenne eine Lektorin, die nicht mal mehr die Tageszeitung lesen kann, ohne daß ihr jeder Druckfehler sofort ins Auge springt. Ihrer Aussage nach enthält unsere Tageszeitung Fehler mengenweise. Ich merke das nicht so sehr, wie fast jeder Zeitungsleser lese ich einfach darüber hinweg, wenn die Fehler nicht zu krass sind.
Ich habe allen Ernstes einmal ein Buch gelesen, in dem sich der Name einer Person geändert hat- und zwar um einen Buchtstaben, also sicher nicht mit Absicht. *Das* war seltsam. Aber okay, es war auch eine Person, die nur am Rande aufgetreten ist und nicht die ganze Geschichte bestimmt hat. Das Buch war wirklich gut und der kleine Fehler hat ihm auch nichts von seiner Qualität genommen- also war es zu verzeihen. ;)
Ich stelle bei mir fest, dass ich immer aufmerksamer auf Formulierungen, grammatikalische Besonderheiten und - sofern mir selber geläufig - auf Rechtschreibung achte, seit ich mich wieder mehr mit der Sprache und vor allem mit dem Schreiben beschäftige. Wirklich störend finde ich es selten, erst ab einer bestimmten Menge an Fehlern.
Was mich richtig stört ist, wenn die Sätze völlig sinnfrei sind. Zum Beispiel bei Übersetzungen. Ich hatte mir ein Buch über das Schreiben aus der Bücherei geholt. Da waren (zum Ende) derartig heftige Fehler drin, die wohl durch die Übersetzung kamen, dass ich mich wirklich geärgert habe. Das Ende passte nicht zum Anfang, und vieles mehr. Auch Übersetzer sollten der Zielsprache nicht nur mächtig sein, sondern auf eine gute Ausformulierung achten. (Und dann besonders, wenn es ums Schreiben geht.)
Ich bemerke ebenfalls, dass ich Texte und Bücher kritischer lese, seit ich aktiv schreibe. Das kam aber ganz automatisch und für mich ist das ganz okay so. Ärgern tu ich mich deswegen nicht, im Gegenteil, ich freue mich, wenn ich etwas entdecke. Und wirklich nichts und niemand ist vor Fehlern sicher. Das gibt mir ein gewisses Gefühl der Sicherheit.
Ärgerlich ist es manchmal, wenn ich mein Gegenüber in einem Gespräch korrigiere oder ergänze, wenn er/sie nach der richtigen Formulierung sucht und ich gedanklich schon wieder weiter bin. Da komm ich wohl manchmal ziemlich arrogant oder besserwisserisch rüber. Aber daran arbeite ich, ganz ehrlich! *rot anlauf*
Ich glaube man sollte auch bedenken, dass jeder seinem Werk gebenüber subjektiv ist.
Der Autor überliest man logische Fehler einfach. Für ihn ist es ja völlig klar warum etwas SO ist. Manche vergessen dabei, dass man als Autor viel mehr über deine Geschichte, Charaktere, Hintergrund usw. weiß als der Leser.
Bei mir z. B. ist es so, dass ich Rechtschreibfehler bei anderen viel eher entdecke, als bei mir selbst. Da kann ich eine Text 5 mal lesen und mir fällt ein Fehler nicht auf. Ich lese das, was ich glaube, was ich geschrieben habe und nicht das, was tatsächlich da steht. Ich hatte z. B. Monate lang in eine Roman stehen, wir hatten die alte Frau sofort ins Herz geschossen, statt geschlossen.
Ich denke mir einfach, Autoren, auch berühmte, sind auch nur Menschen und Menschen passieren eben Fehler.
Um solche Fehler zu vermeiden, wäre eigentlich ein Lektor da. Ist zumindest meine Meinung. Um wirklich sicher zu gehen, dass sich möglichst wenige Fehler in einer Geschichte befindet, sollte man sie mehreren Leuten zu lesen geben.
Das mit den Rechtschreibefehlern kenne ich. Ich kann einen Text hundertmal durchlesen. Aber spätestens, wenn er ausgedruckt ist, oder wenn ich ihn einige Monate danach noch mal in die Hand nehme, entdecke ich garantiert noch einige falsche Satzzeichen, fehlende Buchstaben, oder überflüssige Abstände, etc.
Seit ich selber schreibe, macht mir das Lesen nicht mehr so viel Spaß. Wenn einer wirklich gut schreibt, dann fühle ich meine eigene Unzulänglichkeit als Autor, und wenn er schlechter schreibt, dann werde ich neidisch auf seinen Erfolg.
Außerdem merke ich, daß ich mich beim Lesen nicht mehr nur auf die Geschichte konzentriere, sondern auch auf die Struktur, auf Fehler und das Handwerkliche achte.
Zitat von: Tenryu am 20. August 2008, 20:21:30
Seit ich selber schreibe, macht mir das Lesen nicht mehr so viel Spaß. Wenn einer wirklich gut schreibt, dann fühle ich meine eigene Unzulänglichkeit als Autor, und wenn er schlechter schreibt, dann werde ich neidisch auf seinen Erfolg.
Außerdem merke ich, daß ich mich beim Lesen nicht mehr nur auf die Geschichte konzentriere, sondern auch auf die Struktur, auf Fehler und das Handwerkliche achte.
Die Phase hatte ich auch, aber sie geht auch wieder vorbei. Zumindest teilweise, denn wenn irgendetwas Schrott ist, stolpere ich natürlich immer noch darüber (und viel schneller als früher). Trotzdem kann man auch als Schreiberling "nur so zum Spaß" lesen, dass schleift sich nach einer anfänglichen, überkritischen Phase wieder ein.
Voraussetzung ist dabei natürlich, dass der Roman / die Geschichte auch was taugt; kleine Fehler machen die ganze Sache dabei aber eher menschlich. Und Vergleiche wie "ist besser als ich" oder "schlechter als ich, trotzdem hat er mehr Erfolg" sollte man für sich selbst gar nicht erst zulassen. Andere Geschichten sind nur eins: anders. Sie können Dir gefallen, oder auch nicht, aber sie haben nichts mit Deinen Qualitäten als Schriftsteller zu tun. Natürlich kann man sich darüber ärgern, dass der Nachbar süße Birnen hat - aber in deinem Garten steht nun mal ein Apfelbaum. Ob die nun süßer sind oder nicht (oder sich besser verkaufen lassen) ist dabei völlig wumpe - es bleiben Äpfel und Birnen. Das einzige, was man dabei tun kann, ist, seinen Baum zu pflegen (sprich: permanent an seinen schreiberischen Fähigkeiten zu arbeiten). Wenn die Grundlagen stimmen, wird jeder Baum irgendwann Früchte tragen (okay, deshalb findet man noch lange keinen Verlag, aber hier greifen sowieso wieder ganz andere Gesetzmäßigkeiten ...)
Also, lass Dich nicht runterziehen - Lesen soll und darf Spaß machen. Selbst, wenn man selber schreibt ...