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Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Vic am 16. März 2016, 16:21:30

Titel: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Vic am 16. März 2016, 16:21:30
Ich spiele schon seit längerem mit einem Plot bei dem es um einen Superhelden ginge - also ganz klassisch ein Protagonist der durch einen Unfall/Zufall bestimmte Fähigkeiten erlangt und damit gegen das Böse kämpft (so ganz platt ausgedrückt). Es hat nun einen recht komplexen Plot und ganz  so einfach ist das alles nicht, aber worauf ich eigentlich hinaus will, ist folgendes:
Ich kenne solche Plots nicht aus Büchern. Ich kenne sie tatsächlich nur aus Comics oder Filmen.

Meine Freundin meinte nun, sie findet das schwer zu übertragen weil viele Dinge, die für sie in Comics funktionieren ihr spontan "albern vorkommen" wenn sie sie in einem Roman vorfinden würde. Ich weiß tatsächlich auch was sie meint, weil es mir auch so geht, dass ich ein bisschen damit kämpfe wie sich das comichafte Feeling am besten in einen Roman übertragen lässt, der nun tatsächlich KEINE Parodie und KEINE Komödie werden soll, sondern tatsächlich etwas sehr Düsteres und Tragisches.

Meine Frage an euch ist also: Ist es eurer Meinung nach überhaupt möglich die Prämisse "Superkräfte" in einem ernsthaften Buch zu benutzen oder funktioniert nur das nur im Rahmen eines Comics?
Oder kennt jemand vielleicht sogar einen Roman der so etwas thematisiert? Mir fällt spontan nur "Hero" von Perry Moore ein - sehr schönes Buch, sogar LGBT - wo das ganz für mich ab nur bedingt funktioniert hat.
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Tintenteufel am 16. März 2016, 16:31:43
https://parahumans.wordpress.com/ (https://parahumans.wordpress.com/)
Es ist nicht nur möglich, es ist mit entsprechendem Geschick sogar eine der besten und beliebtesten Serien der letzten Jahre. ;) 1,3 Millionen Wörter, das Watchmen der Literatur.  Das nur als Beispiel,  es gibt auch noch im klassischen Verlagswesen einige. Worm ist allerdings das beste.

Die Plotfrage ist darüber hinaus keine des Genres, sondern der Struktur.
Hab grad leider nicht viel Zeit. :(
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Loki am 16. März 2016, 16:34:24
Die Antowort ist wie immer "Möglich ist alles"!  ;D
Kann es mir auch gut vorstellen. Es kommt halt sehr auf die Story an. Batman als Buch - sicher. Deadpool - eher nicht so.
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Dino am 16. März 2016, 16:35:22
Mal eine Gegenfrage: Was genau würde Deiner Freundin denn albern vorkommen? Denn die Aktionen die man sonst bebildert in Comics vorfindet kann man doch ebenso gut beschreiben (ich denke hier an das typische "kawumz" wenn der Held jemanden gegen eine Wand schmeißt). Bilder sparen dem Autor / Zeichner in dem Fall ja "nur" die Beschreibungen was passiert und unterstreichen durch Farbwahl und ähnlichem die Stimmung die vermittelt werden soll (das soll an dieser Stelle nicht herabwertend gegenüber Comiczeichnern rüberkommen falls es sich so anhört).
Vielleicht bist Du zu sehr von dem Gedanken befangen dass die meisten Superhelden ursprünglich in Comics vorkommen. Denn was unterscheidet einen Superhelden mit tragischer Geschichte von einem Vampir mit tragischer Geschichte in der Erzählung der Geschichte?
Für mich gibt es da absolut kein Problem  :)

Bei der Frage nach Romanen fällt mir ad hoc leider keiner ein.
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Sascha am 16. März 2016, 17:37:45
Kein Roman, sondern Groschenheftchen, aber auch als Bücher erschienen: Perry Rhodan. Die ganze Mutanten da incl. Gucky dem Mausbiber sind doch nichts anderes als Superhelden. Teleportation, Telepathie, Psychokinese, mit Gedankenkraft Feuer erzeugen oder durch Stromleitungen sausen, wie sollte man das sonst nennen als Superkräfte?
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 16. März 2016, 17:51:11
Ich habe erst neulich was in die Richtung gelesen, "Basaltblitz" ist eine Art Superheldenserial (mit bisher drei Bänden, soweit ich weiß).
Von daher ist alles möglich, auch wenn ich "Basaltblitz" an sich etwas... schräg fand.
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Slenderella am 16. März 2016, 18:01:11
Amrûn hat da doch so eine Reihe ... Gladium?
Jedenfalls kommt das dem schon sehr nahe.
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Tanrien am 16. März 2016, 19:30:34
Zitat von: Sascha am 16. März 2016, 17:37:45
Kein Roman, sondern Groschenheftchen, aber auch als Bücher erschienen: Perry Rhodan. Die ganze Mutanten da incl. Gucky dem Mausbiber sind doch nichts anderes als Superhelden. Teleportation, Telepathie, Psychokinese, mit Gedankenkraft Feuer erzeugen oder durch Stromleitungen sausen, wie sollte man das sonst nennen als Superkräfte?
Na ja, in dem Sinne wäre ja irgendwie alles aus Fantasy und Science Fiction "Superhelden"... Ich würde da schon klarer abgrenzen, ohne jetzt Perry Rhodan schlecht machen zu wollen.

Es gibt ja auch Bücher, die mit dem Superhelden-Dasein wie man es gerade aus Comics (vor allem US-Amerikanischen) kennt, auf ganzer Breite auseinandersetzen, ob ernsthaft oder humorvoll oder oder oder. Und "Superheroes" ist ja schon ein eigenes Genre, sowohl in Comics als auch in Film und Buch, auch wenn es Elemente aus Science Fiction und Fantasy übernimmt. Man kann sicher streiten, ab wann zum Beispiel ein "Vampire helfen Leuten in ihrer Stadt in Verkleidung"-Roman eher zu Urban Fantasy oder eher zum Superhelden-Genre gehört. Aber Letzteres hat, das muss man ihm zugestehen, eben auch seine eigenen Tropes, Klischees, Leser, Autoren, Stars, seine eigene Geschichte, eigene Schreibkonventionen, etc. pp. Genug, um aus meiner Sicht als eigenes (Misch/Unter-)Genre gesehen werden zu dürfen.

Gerade im YA-Bereich denke ich bei den Beispielen an "Hero" von Perry Moore, was Vic schon genannt hat, wie ich gerade sehe, und an "Santa Olivia" von Jacqueline Carey, die beide auch mit ernsteren Themen umgehen, weil das die ersten waren, die ich dazu gelesen habe. Es gibt auch ganze Listen: Bei Goodreads zum Beispiel (http://www.goodreads.com/list/show/10607.Super_Hero_Books_Not_Graphic_Novels_). (Außerdem hab ich selbst mal einen Roman mit Superhelden geschrieben... Hach, gute Zeiten. 2007/2008. Findet man auch noch online, wenn man mich googelt.)

Vic, ich würde dir empfehlen, einfach mal in gute Bücher mit Superhelden reinzugucken, wie alles an Tropes, etc. da umgesetzt wird und um zu sehen, wie man Sachen beschreiben kann. Wenn du dich drin vertiefen willst, kannst du auch Fanfiction angucken. Ich finde, in Bezug auf die Threadfrage, dass es absolut möglich ist. Das Genre in Buchform ist kleiner, meiner Meinung nach, weil sich bestimmte Sachen in Comics eben anders und in ihrer Andersartigkeit möglicherweise je nach Medium besser ausdrücken. Ein bisschen SFX wirkt schlicht anders, genau wie ein Bild. Aber Geschriebenes wirkt auch anders als ein Comic. Und genau wie es auch ernsthafte Comics mit Superhelden gibt (mal den Klassiker: Watchmen), kann es auch gute Superhelden-Bücher geben. (Und wenn nicht, musst du sie schreiben.)
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Fianna am 16. März 2016, 19:41:43
Ich finde, es ist in Büchern sogar besser umzusetzen, in gewissen Dingen. Spezialeffekte sind umsonst und Du kannst Dich in der Hinsicht austoben. Die Bildsprache kann nicht ganz so plakativ verwendet werden, dafür kannst Du andere Dinge, wie z.B. das erste Mal Fliegen, viel eindringlicher darstellen, indem Du den Leser in die Perspektive und die Gefühle des Protagonisten einbindest, anstatt ihn nur zu zeigen, wie er mit einem breiten Grinsen jauchzend Salti in der Luft schlägt.
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Waldhex am 16. März 2016, 19:50:04
Ich kenne kein Buch mit Superhelden, aber ich kann es mir gut vorstellen. Vor allem das, was Fianna geschrieben hat. Es ist für mich eine Frage der Umsetzung. Natürlich wirkt es in einem Buch lächerlich, wenn man schreibt, dass der Superheld eine rote Unterhose über einer blauen Leggins trägt, aber man kann die "Berufskleidung" ja auch etwas dezenter gestalten und schon wirkt das nicht mehr lächerlich. Auch Kampfszenen und ähnliches können m.E. viel detailreicher dargestellt werden und es können auch die Gedanken des Helden einfließen (hat gar nicht weh getan - gleich nochmals).

Von daher - einfach probieren und dann ein paar Betaleser drauf ansetzen.
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Tanrien am 16. März 2016, 19:56:09
Zitat von: Fianna am 16. März 2016, 19:41:43
Ich finde, es ist in Büchern sogar besser umzusetzen, in gewissen Dingen. Spezialeffekte sind umsonst und Du kannst Dich in der Hinsicht austoben. Die Bildsprache kann nicht ganz so plakativ verwendet werden, dafür kannst Du andere Dinge, wie z.B. das erste Mal Fliegen, viel eindringlicher darstellen, indem Du den Leser in die Perspektive und die Gefühle des Protagonisten einbindest, anstatt ihn nur zu zeigen, wie er mit einem breiten Grinsen jauchzend Salti in der Luft schlägt.
Finde ich einen super Punkt, Fianna! Mir ist gerade noch der Punkt hier ins Auge gestoßen
Zitat von: Vic am 16. März 2016, 16:21:30
Ich weiß tatsächlich auch was sie meint, weil es mir auch so geht, dass ich ein bisschen damit kämpfe wie sich das comichafte Feeling am besten in einen Roman übertragen lässt, der nun tatsächlich KEINE Parodie und KEINE Komödie werden soll, sondern tatsächlich etwas sehr Düsteres und Tragisches.
und ich frage mich, ob das "comichafte Feeling" wirklich das ist, was du meinst/willst/brauchst, wenn ich dich da richtig verstehe. Ob es sich da nicht eher um - gut in Romanform übertragbare - Tropes, Charaktertypen, eben das ganze typische am Genre handelt, was Superhelden charaktersiert. SFX und die intensivere Bildsprache findet man ja jetzt auch in den Lustigen Taschenbüchern, beispielsweise, und generell in Comics ohne Superhelden. Da wäre für mich die Verbindung also gar nicht mal so eng.
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Denamio am 16. März 2016, 20:00:00
Zitat von: Tanrien am 16. März 2016, 19:30:34
Zitat von: Sascha am 16. März 2016, 17:37:45
Kein Roman, sondern Groschenheftchen, aber auch als Bücher erschienen: Perry Rhodan. Die ganze Mutanten da incl. Gucky dem Mausbiber sind doch nichts anderes als Superhelden. Teleportation, Telepathie, Psychokinese, mit Gedankenkraft Feuer erzeugen oder durch Stromleitungen sausen, wie sollte man das sonst nennen als Superkräfte?
Na ja, in dem Sinne wäre ja irgendwie alles aus Fantasy und Science Fiction "Superhelden"... Ich würde da schon klarer abgrenzen, ohne jetzt Perry Rhodan schlecht machen zu wollen.

Würde ich bei Science Fiction auch, aber xyz war da schon etwas speziell. Die Mutanten haben ganze Raumschiffe zusammengeklatscht, im Alleingang Armeen aufgehalten und wurden auch gefeiert wie Superhelden. Dazu hatte die Reihe typische Superhelden Probleme: Überstarke Superhelden, die dann hurtig wortwörtlich aus dem Raum/Zeit Kontinuum rausgeschrieben werden mussten und es gab mehrmals zuviele Superhelden, da kam nicht selten die Axt rein in einem gewaltigen Rundumschlag. Und vor kurzem haben sie aufgegeben das unter Kontrolle zu bekommen und machen einen Re-Boot.
So, war xyz jetzt Perry Rhodan oder X-Men? ;D

Ich glaub aber der große Unterschied zwischen Superhelden Comics und Büchern liegt im Szenenaufbau und im "Pacing". Comics leben für mich viel von heroischen Posen und verschwindenden Füßen (Insider-Witz), da explodiert was im Hintergrund, der Held steht lässig davor, hämmert einen platten Spruch über Freiheit raus und wirkt trotz allem irgendwo super-cool.
Versuch ich das gleiche in Buchform, äh... "Hinter Spinnenmännlein explodierte das Hochhaus, das Licht tanzte über seine Spandexmaske und er hockte sich auf dem Boden, den Po zum Himmel gestreckt. "Freiheit muss man sich verdienen".

Von daher kann ich schon verstehen, dass Bedenken auftauchen wenn man die Bildsprache 1:1 übersetzt. Auf der anderen Seite kann man in Büchern wunderbare "Badass" Momente aufbauen, wenn alles gegen die Heldin spricht und sie praktisch nur mit Frechheit und Sturheit haarscharf den Sieg davonringt, die Kleidung hinüber, das Gesicht voll Dreck, die Stadt in Trümmern und mittendrin, kaum auf den Beinen, steht die Heldin, raucht sich eine und mault über Freitage. Dann wirkt das ähnlich heftig wie die Heldenpose. Also, alles eine Frage des Aufbaus.
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Fianna am 16. März 2016, 21:02:43
Ich denke, wenn man sich zu sehr an das "comichafte Feeling" klammert, ist das der Fehler, der das Projekt zum Stolpern bringen kann.

Ansonsten kannst Du doch alles mögliche Tolle damit machen, was in einem Comic oder Film eben nicht geht. Die Nähe zu den Gefühlen wurde schon angesprochen. Aber was wäre denn mit getrennter Innen- und Außensicht? So etwas ist in bildlastigen Medien nicht möglich, in einem Buch dagegen wunderbar umsetzbar.
Beispielsweise jemand, der Gutes tut, aber es hasst, nur nach außen nicht zeigt - oder jemand, der nur "versehentlich" Leute rettet, zum Helden wird und diese Popularität nutzt, allerdings eigentlich komplett selbstsüchtig handelt, nur zufällig mit positivem Ergebnis (beispielsweise wird ein Mensch nur gerettet, weil er als Kugelschutz fungieren soll, als dieser sich jedoch überschwänglich bedankt, fällt der Superheld in die passenden Antworten).
Mir fallen nicht soviele Beispiele ein, aber man kann mit dem Gegensatz Erzählstimme + Handlungen & wie sie ankommen soviel machen... das ist in Comics und Filmen nicht möglich.

Löse Dich doch etwas von diesen Comicvorstellungen, schreibe keinen zweitklassigen Comic, sondern ein erstklassiges Buch.
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Trippelschritt am 16. März 2016, 21:44:47
Bücher sind dafür DAS Medium! Es gibt eine alte Tradition in der SF mit Superhelden. Sowohl Einzelpersonen als auch Gruppen. Romane wie Kurzgeschichten. sie sind nur ein wenig aus der Mode. Aber wohl kaum aus dem Geschmack. X-men kommen immer noch gut an. Ich habe schon seit Jahren die Idee, darüber einmal etwas zu schreiben, aber immer drängt sich etwas anderes vor. Bei mir ist es aber eine Gruppe von Personen, kein Einzelheld.
Fang also beruhigt an. Wenn es misslingt, liegt es nicht am Genre. Wenn es ein Erfolg wird, auch nicht. Schreib also einfach ein gutes und spannendes Buch.

Viel Erfolg
wünscht Trippelschritt
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Araluen am 17. März 2016, 05:10:57
Warum sollte es nicht funktionieren? Du solltest dich nur nicht daran festbeißen, einen Comic in ein Buch umwandeln zu wollen, auch wenn es den Comic zu deiner Geschichte nicht gibt. Das wird vermutlich weniger funktionieren. Aber eine Geschichte mit Superhelden statt mit Magiern und Vampiren, warum nicht?
Als Beispiel fällt mir die Reckoners Reihe von Brandon Sanderson ein - Steelheart, Fireflight, dritter Band und Kurzgeschichte Mitosis
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Klecks am 17. März 2016, 06:05:01
Ein Roman wird immer anders sein als andere Medien, egal, ob man jetzt ein "typisches" Comicthema oder ein "typisches" Filmthema oder ein "typisches" Buchthema hat. Und ein Film wird immer anders sein als ein Comic, und ein Comic anders als ein Film, und so weiter.  :hmmm:  Ich sehe darin sogar einen ganz besonderen Reiz, über so ein "typisches" Thema zu schreiben und zu schauen, wie das als Roman aussehen würde.  :D  Generell denke ich aber, dass es da eigentlich keine Beschränkungen gibt/geben sollte. Man kann schreiben, worüber man will; ob es verkäuflich wäre, ist eine andere Frage, die aber erst viel später relevant wird. Und, was ich am wichtigsten finde: Ob etwas albern wirkt, liegt viel eher daran, ob man selbst dem Thema eine Chance gibt und sich darauf einlässt, als am Schreibstil oder dem Thema an sich.  ;)

Eine Roman-Reihe mit dem Thema "nach Unfall/Katastrophe werden Superkräfte entwickelt" ist die Reihe Gone von Michael Grant. Ich habe alle Bücher verschlungen. Darin geht es um eine kalifornische Kleinstadt, in der von einer Sekunde auf die andere alle Erwachsenen verschwinden, und eine Kuppel (ähnlich wie in Stephen Kings Die Arena) riegelt die Kinder und jungen Teenies von der Außenwelt ab - sie sind sich selbst überlassen und entwickeln Superkräfte, aufgrund derer sich irgendwann die "guten Kinder" und die "bösen Kinder" gegenseitig bekämpfen. (Obwohl die Protas deshalb Kinder und Teenager sind, wird es von Buch zu Buch grausamer - die Reihe hat es also schon in sich, der Herr der Fliegen in modern.) Ich habe selten so ein geniales Buch bzw. so eine geniale Reihe gelesen.  :jau:
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: foxgirl am 17. März 2016, 19:20:09
Ich sehe das wie die anderen. Jedes Medium hat eben seine Vor- und Nachteile und ich sehe nicht warum Superhelden in Buchform schlechter sein sollen. Ich denke das gibt einem zum Beispiel auch die Möglichkeit Hintergrundgeschichten tiefer zu beleuchten (nicht dass das in Comics nicht auch funktioniert.) Man kann dabei die Gefühle des Helden mit einfließen lassen, in Worten statt Bildern und könnte unter Anderem auch betonen, wie er mit neu erhaltenen Fähigkeiten umgehen lernt. Ich glaube auch nicht, dass das lächerlich werden muss. Ich würde sagen pack es an und versuch es einfach mal. Ich persönlich würde sowas ohnehin gerne mal lesen.
@Klecks Das mit Gone ist ein toller Tip, das kommt jetzt auf meine Bücherliste. Danke dafür :).
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Dämmerungshexe am 17. März 2016, 19:58:58
Fianna - die Dinge die du aufzählst, dass sie sich in Comics nicht darstellen lassen würden, in Büchern aber schon - da muss ich jetzt mal sehr laut widersprechen. Wenn ein Comic-Zeichner so etwas zeigen möchte dann kann er das auch tun. Vorausgesetzt er beherrscht sein Handwerk. Ebenso wie für den Autor gilt dass er solcher Dinge nur dann richtig rüber bringen kann wenn er weiß was er tut.

Comics und Bücher sind einfach zwei verschiedene Medirn, die unterschiedliches leisten können, unterschiedliche Vor- und auch Nachteile habern. Sie haben typische Themen und Genres und typische Stilrichtungen, die zumeist von festen Leserschaften konsumiert werden, die die jeweiligen Konventionen zu verstehen gelernt haben. An sich spricht nichts dagegen diese Grenzen zu überwinden. Bei manchen Aspektern ist es einfacher, bei anderen schwerer bis scheinbar unmöglich - bis jemand mit einer ganz neue Idee daher kommt und es doch macht.

Also zusammengefasst: machbar ist alles. Es ist meiner Meinung nach nur sinnvoll, sich an den Grenzen und Möglichkeiten des jeweiligen Mediums zu orientieren. Und die werden auch von den Lesern gesetzt.
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Vic am 19. März 2016, 12:23:17
Vielen Dank für die vielen Antworten! Ich noch dabei mir alles durchzulesen. =)
Aber schön zu sehen dass der generelle Trend in Richtung geht "Probiers doch einfach". Ich weiß selbst nicht genau wieso ich so zögerlich bin - vielleicht weil ich immer unsicher bin für was für ein Zielpublikum ich damit eigentlich schreibe. Aber vermutlich sollte man nicht so viel über sowas nachdenken ....
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Waldhex am 19. März 2016, 13:23:52
Ich denke auch - erstmal schreiben. Vielleicht ist grad einfach die Zeit reif dafür und das Publikum findet sich dann zum richtigen Zeitpunkt.
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: JarlFrank am 20. März 2016, 16:14:02
Ich schreib ja hauptsächlich auf englisch und hab letztes und dieses Jahr im englischen Buchmarkt mindestens 3 Ausschreibungen für Superhelden-Anthologien gesehen... also funktioniert das sehr wohl auch in der Literatur, sonst würden die Verlage ja keine solche Ausschreibungen machen. :D

Rangewagt hatte ich mich da sogar an eine, die Geschichte ist aber leider nicht mit in die Anthologie gekommen. Dabei hab ich auch eher die Batman-Richtung als die Superman-Richtung eingeschlagen (Normaler Mensch der gut trainiert ist und technische Spielzeuge hat, mit denen er die Verbrecher bekämpft), aber das liegt mehr daran dass ich persönlich einfach mit Batman, Phantomias und Darkwing Duck aufgewachsen bin und mir maskierte Rächer, die keine Superkräfte besitzen sondern einfach nur schlau/stark/gut ausgerüstet sind besser gefallen als solche mit echten Superkräften.

Ein Superman funktioniert sicher genausogut in einer Kurzgeschichte oder einem Roman, wie ein Batman.
Oh, und solche maskierten Rächer wie Batman kamen ja nicht erst durch die Comics in die Welt... Zorro ist ja auch so eine Art Batman, und die Groschenromane aus dem Amerika des frühen 20. Jahrhunderts haben solche Themen auch oft aufgegriffen. Als die Comics entstanden sind haben sie sich ja auch an diesen Groschenromanen inspiriert.
Bei den alten Groschenromanen gab es "The Shadow" als maskierten Rächer, der von den Batman-Erschaffern als direkter Einfluss genannt wird.
Und dann gibt's da noch Doc Savage, der in Heftromanen auftauchte bevor der Comic überhaupt so richtig in Mode kam:
https://de.wikipedia.org/wiki/Doc_Savage

Gibt also genug Beispiele dafür, dass Superhelden in Buchform genausogut funktionieren wie im Comic oder Film! :)
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: gbwolf am 20. März 2016, 16:37:12
Zitat von: Waldhex am 19. März 2016, 13:23:52
Ich denke auch - erstmal schreiben. Vielleicht ist grad einfach die Zeit reif dafür und das Publikum findet sich dann zum richtigen Zeitpunkt.
Und lesen, wie andere deutschsprachige Autoren an das Genre herangehen. Beispielsweise arbeiten Martin Kay und Dirk van den Boom gerade an einer Superheldenserie: https://atlantisverlag.wordpress.com/2016/03/19/cover-previews-aera-der-helden-zeit-des-erwachens/
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Big Kahuna am 29. März 2016, 14:16:28
Also was dieses Thema angeht, bin ich skeptisch (hatte da am Wochenende erst mit Siara drüber diskutiert). Einerseits glaube ich, es kann wirklich sehr gut funktionieren, aber dann muss die Geschichte mehr bieten als einfach nur das Kawumz der althergebrachten, bekannten Superhelden-Geschichten. Denn gerade durch die aktuellen Filmprojekte von Marvel und DC Comics hat sich da eine gewisse Erwartungshaltung entwickelt. Die meisten dieser Filme leben ja von gewaltigen Bildern, knalligen Effekten und coolen Schauspielern. Das ganze kann man als Buch mit Sicherheit so umsetzen, dass man diese Bilder im Kopf des Lesers erzeugt, aber auf die leichte Schulter nehmen würde ich das an der Stelle nicht.

Ich spiele aber auch schon länger mit dem Gedanken, einen Superhelden zu erfinden und ein Buch darüber zu schreiben. Momentan bin ich allerdings sehr Batman- und Deadpool-beeinflusst, daher lasse ich es erst mal, sonst kommt vermutlich ein dunkler Ritter mit flotten Sprüchen raus, der ein cooles Auto fährt und unsterblich ist  :rofl:
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Zit am 29. März 2016, 21:03:21
Wenn jmd. Batman mit Superman vergleicht, kommen mir ja fast die Tränen. ;D Batman hat ja einiges an Entwicklung durchgemacht und gerade, was die moderne Variante (Arkham Knight <3) angeht, ist Batman ja kein reiner s/w-Charakter mehr. Hingegen habe ich bei Deadpol oder Superman das Gefühl, dass sie recht einseitig sind -- und vor allem keine Entwicklung durchmachen. Superman macht vll. Erfahrungen, ist aber immer noch derselbe strahlende Vorzeigecharakter wie vor dreißig Jahren. Nur wenn es um gute Geschichten geht, sollte man sich, meiner Meinung nach, von solchen statischen Helden lösen. Da muss nicht der typische Antiheld rauskommen, aber so ein bisschen Entwicklung und innere Zerrissenheit täten dem ein oder anderen Superhelden mal ganz gut.
Titel: Re: Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?
Beitrag von: Koboldkind am 04. April 2016, 17:04:50
Aber warum einen Charakter mal nicht auf dem Status quo belassen? ;)
Ist das nicht das Markanteste an Serien, dass sich die Kontellation und die Eigenheiten der Charaktere nicht entwickeln? Gut, ich kenne das nur aus Asterix, Spirou, Lucky Luke, vielleicht ist es bei amerikanischen Superhelden-Comics auch so? Aber ich würde es reizvoll finden, den Serien-Charakter in einem Buch zu lesen. Kurze knackige Abenteuer, könnte durchaus für eine längere Roman-Serie reichen, bei Comics gehts ja auch. Oder bei den ??? oder TKKG oder Winnetou ;D