Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Phantastik und Fantasy => Thema gestartet von: Debbie am 28. Oktober 2014, 15:06:35

Titel: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Debbie am 28. Oktober 2014, 15:06:35
Mir ist vorhin dieser Artikel aus der Süddeutschen untergekommen - "es wächst eine neue, intelligentere Art von Fantasy heran" klang ziemlich provokativ, deshalb musste ich ihn trotz Zeitmangel lesen:

http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/589529/Die-dunkle-Bluete


Zum Einen hat mich ein wenig aufgeregt, dass es sich dabei nicht um eine "neue" Art der Fantasy handelt (siehe z.B. Der Name des Windes; gibt es immerhin schon eine Weile, genauso wie GoT), zum anderen, dass einem Literaturexperten offensichtlich das Subgenre "Dark Fantasy" (das es auch schon eine Weile gibt) kein Begriff ist und hier zur genauen Kategorisierung auch keine Verwendung findet. Soviel zur vermeintlichen Kompetenz des Experten.

Was mich aber noch viel mehr aufgeregt hat, ist die Tatsache, dass der Verfasser die (gerade für Fantasy) typischen "Quest"-Plots banalisiert, diesen Aufbau als "Makel" des Herrn der Ringe sieht und derlei Geschichten unterstellt, sie wären offensichtlich nicht so "intelligent", wie ein anderer Plot-Aufbau (und langatmig noch dazu). Ich glaube man kann schon gut erkennen, dass ich mich wirklich aufgeregt habe ...  :darth:

Aber was mich wirklich interessiert, ist, wie ihr das seht. Hängt die Intelligenz und Tiefgründigkeit eines Werkes vom Plot-Aufbau ab? Zielen Fantasy-Werke nicht generell (wie die meisten anderen Geschichten, aber vielleicht eben noch mehr) darauf ab
Zitatim Gemüt des Publikums die Reinigung von Furcht und Mitleid zu vollbringen
?
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Kati am 28. Oktober 2014, 15:24:44
Ich finde ja Tiefgründigkeit generell überbewertet. Wenn ein Buch gut unterhält und mich in seinen Bann zieht, ist es für mich mehr wert als jedes noch so schlaue Buch, das mich einfach nicht packt. Aber diese Mentalität ist ja auch nicht neu. Diese Trennung, die wir in Deutschland haben, zwischen anspruchsvoller Literatur und eben dem Rest. Es gibt Literatur, die als anspruchsvoll gewertet wird, die mich gepackt hat und es gibt Literatur, die Leute für den letzten Schund halten, die mich gepackt hat, es gibt auf beiden Seiten Bücher, die ich furchtbar finde und es gibt ganz viel dazwischen. Kurz: Dieses Gekabbel darüber, was Anspruch hat und was nicht geht mir auf den Keks. Kein Buch ist schlechter oder weniger wert, weil es angeblich weniger intelligent ist. Ich finde GoT nicht tiefgründiger oder wertvoller, weil es in einer pseudohistorischen Welt spielt (deren Gesellschaft nicht mal funktionieren dürfte) und die Intrigen gut ausgearbeitet sind. Es ist eine gute Geschichte. Aber nicht vorrangig deswegen.

So zu tun, als wäre auf historischen Ereignissen aufgebaute Fantasy jetzt etwas ganz Neues, Wertvolles halte ich für lächerlich. Court Intrigue als Genre gibt es schon so lange. Mantel und Degen. Gibt es doch alles. Es ist doch nicht einmal wirklich dasselbe Genre wie die Quest-Geschichten. Auch die Fantasy hat Untergenres, die verschieden funktionieren und wieso eins davon jetzt wertvoller sein sollte, als ein anderes erschließt sich mir auch nicht, Debbie. Ich verstehe, dass dich das aufregt, aber ich rege mich schon gar nicht mehr auf.  :-X Artikel von Leuten, die zwei Fantasybücher gelesen haben und denken, sie wissen jetzt total Bescheid erscheinen alle halbe Jahre und es steht derselbe Kram drin. Für mich liest sich das, als hätte der Autor genau einen Fantasyroman gelesen, nämlich den, den er da so in den Himmel lobt, und denkt jetzt er hätte der Neuerfindung des Rades beigewohnt. Für mich liest sich der Plot des Buches allerdings wie ganz viel andere Fantasy, die ich davor gelesen habe. Es ist halt keine Quest-Fantasy. Aber es ist nicht intelligenter oder tiefgründiger deswegen.
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Valaé am 28. Oktober 2014, 15:28:26
Ich habe den Artikel noch nicht gelesen und gerade auch keine Zeit dazu, betrachtet mein Post daher als Schnellschuss, dem noch was nachgeschoben werden soll, mir fällt nur einfach ganz kurz etwas, auf das ich ansprechen möchte, ehe ich gleich weg muss:

1. Mal ganz allgemein in welche Richtung mein Post später auch noch gehen wird:
ZitatAber was mich wirklich interessiert, ist, wie ihr das seht. Hängt die Intelligenz und Tiefgründigkeit eines Werkes vom Plot-Aufbau ab?
Definitiv nicht, es gibt so viele unterschiedliche Arten und Weisen in einem Werk Tiefgründigkeit zu erschaffen, dass ich es nicht mag, wenn man nur eine hervorhebt oder über alle anderen hebt. Und da das Beispiel Herr der Ringe fiel: Der Herr der Ringe ist allein aufgrund seiner Motivgeschichte bereits derartig tiefgründig, dass es darüber wissenschaftliche Forschungen gibt, die im Übrigen enorm interessant sind. Einem solchen Werk wenig Intelligenz zuzuschreiben empfinde ich als Hohn. Man kann in allen möglichen Bereichen geteilter Meinung über den HDR sein, aber dass er eher "wenig intelligent" wäre gehört m.E. nun wirklich nicht dazu.

Aber was mir wirklich so sehr unter den Fingern brennt dass ich jetzt unbedingt posten musste:
Zitatim Gemüt des Publikums die Reinigung von Furcht und Mitleid zu vollbringen
Auauau - werden hier nicht ziemlich Äpfel und Birnen vermischt? Ich finde es jetzt schwierig, das (in diesem Fall die von Lessing geprägte (nein, ich behaupte nicht, dass die Katharsis-Theorie von Lessing wäre, sondern dass die Übersetzung Furcht und Mitleid maßgeblich von ihm geprägt wurde)) Katharsis-Theorie hier für Diskussionen um Romane benutzt wird. Sie entstammt schließlich der Dramentheorie und ist ganz, ganz stark an diese gebunden. Ich wäre also da vorsichtig und würde diese Aussage niemals mit Romantheorie oder Diskussionen um Romane in einen Topf werfen.

Sorry, literaturtheoretischer Meckermodus aus. Zur eigentlichen Diskussion trage ich gerne nach meinem Arztbesuch etwas bei. Bis dann!
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: cryphos am 28. Oktober 2014, 15:34:36
Habe kurz den Artikel quer gelesen, so 30 Sekunden und bin dabei hier hängen geblieben:

ZitatBeispiellos ist das nicht mehr. Das ganze Genre hat einen Aufschwung zur Komplexität genommen, seit die Fernsehserie ,,Game of Thrones" des amerikanischen Senders HBO ihre Triumphe feiert. Zu verstehen ist diese Entwicklung nur vor dem Hintergrund der sich unablässig verändernden Wechselbeziehung der Medien Buch, Kino, Fernsehen (und als vierten Mitwirkenden muss man wohl die Computerspiele zählen). Sie bedrängen, aber sie verdrängen einander nicht.
Die Serie gibt es seit *grübel* 2011? Das Erste Buch wurde 1996 veröffentlicht? Dazwischen liegen also 15 Jahre und der Autor spricht von einer Wechselbeziehung?
Versteh ich nicht und mein Anreitz alles zu lesen tendiert jetzt gegen 0, weil beim ersten Querlesen schon unverständlcher und falscher Mist drinne steht.
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Sunflower am 28. Oktober 2014, 15:46:00
Ich habe den Artikel zwar nur überflogen, aber ich dachte mir eben das, was Kati geschrieben hat:

Zitat von: Kati am 28. Oktober 2014, 15:24:44
Artikel von Leuten, die zwei Fantasybücher gelesen haben und denken, sie wissen jetzt total Bescheid erscheinen alle halbe Jahre und es steht derselbe Kram drin. Für mich liest sich das, als hätte der Autor genau einen Fantasyroman gelesen, nämlich den, den er da so in den Himmel lobt, und denkt jetzt er hätte der Neuerfindung des Rades beigewohnt. Für mich liest sich der Plot des Buches allerdings wie ganz viel andere Fantasy, die ich davor gelesen habe. Es ist halt keine Quest-Fantasy. Aber es ist nicht intelligenter oder tiefgründiger deswegen.

Nebenbei ist GoT nicht die einzige Serie mit vielen, vielen Teilen, die eine komplexe Welt erschafft. Sie ist zwar sehr bekannt und ich bewundere Martin schon allein dafür, dass er da den Überblick behält, sehr! - Zudem mag ich die Serie. Aber auf mich wirkt der Autor des Artikels einfach, als wäre er von außen auf dieses Buch gestoßen worden, dazu kennt er vielleicht GoT; das schaut ja jeder, selbst die, die keinen Bezug zur Fantasy haben, und hey - der Autor des Artikels ist überrascht, denn Fantasy ist ja gar kein Kinderkram, sondern komplex! [Ironie on] Aber so ein gebildeter Journalist kann davon ausgehen, dass Fantasy bisher Kinderkram war und Wunder, oh Wunder, er liest ein Buch und hat schon das absolute Highlight gefunden, ist zufällig auf einen Trend gestoßen: Fantasy wird komplex! Oh mein Gott! [Ironie off/]

Ähm, ja. Ich glaube im Übrigen nicht, dass Fantasy gerade einen Trend zum Komplexen hat. Fantasy ist komplex, und zwar schon eine ganze Weile, denn Komplexität ist ja auch irgendwie der Spaß an der ganzen Sache. Liebevoll ausgestaltete Welten und eine ganze Reihe an Figuren gehören ja fast schon zum Repertoire der (High) Fantasy - naja, oder eben jeder Fantasy (die in erfundenen Welten spielt). Terry Goodkinds Legend of the Seeker z.B.

Weil ich eigentlich Unizeug machen sollte, nur noch eins: Das Buch, auf das der Journalist da gestoßen ist, klingt zwar nicht schlecht, aber keinesfalls neu. Allein schon der Anfang, die Geschichte zu erzähen, indem man in die Rolle eines Schreibers schlüpft, ist eigentlich eine ziemlich alte Erzähltechnik, gibt es aber auch in der neueren Fantasy schon länger - Name of the Wind wurde genannt und Cairiels Herr der Schwarzen Schatten ist z.B. genauso. Auch ansonsten klingt der Plot jetzt nach normaler Dark Fantasy (nicht, dass das schlecht ist! Aber ein neues Genre wird hier mMn nicht erfunden).
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Churke am 28. Oktober 2014, 15:50:09
Der Redakteur vermeidet es geschickt, zu erklären, worum es in "Blood Song" eigentlich geht, verliert sich in Details, Geschwafel und neu ausgemachte Trends.
Aber was will man viel erwarten? Das Niveau einer Zeitung erkennt man am Feuilleton (auf Pfälzisch "Föjetong") und das ist halt nur SZ...

Zitat von: Debbie am 28. Oktober 2014, 15:06:35
Was mich aber noch viel mehr aufgeregt hat, ist die Tatsache, dass der Verfasser die (gerade für Fantasy) typischen "Quest"-Plots banalisiert, diesen Aufbau als "Makel" des Herrn der Ringe sieht und derlei Geschichten unterstellt, sie wären offensichtlich nicht so "intelligent", wie ein anderer Plot-Aufbau (und langatmig noch dazu).
So verkehrt ist das nicht. Ein klassischer Billig-Plot geht so: Prophezeiung -> Auserwählter -> Schnitzeljagd -> magisches Artefakt ->Showdown ->Weltenrettung.
Hab ich was vergessen?


ZitatHängt die Intelligenz und Tiefgründigkeit eines Werkes vom Plot-Aufbau ab?
Ich sage mal so: Ein Königsdrama erfordert notwendigerweise etwas mehr Gehirnschmalz. Und wenn's dann noch spannend und in sich logisch sein soll... puh, da raucht der Kopf des Autors.
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: HauntingWitch am 28. Oktober 2014, 15:57:54
Ich finde den Artikel Hahnebüchen, um das zu wissen, muss ich ihn nicht einmal ganz lesen. Was heisst denn bitte, "Die Handlung spielt, wie gewohnt, in einem diffusen Mittelalter."? Damit unterschlägt der Autor des Artikels schon einmal sämtliche Subgenres abseits der High Fantasy und er wirft auch HdR, Harry Potter und den Dunklen Turm in einen Topf, was (wie wir Fantasy-Fans natürlich wissen) drei völlig verschiedene Dinge sind. Dann macht er seine Bewertung der "bisherigen" Gestalt des Genres von nur einem Faktor abhängig, den diese drei Bücher gemeinsam haben. Der Autor des Artikels unterschlägt jegliche Details. So ein Humbug, wirklich.

Nun aber zu Debbies etwas intelligenteren Frage. ;D Erst einmal finde ich Tiefgründigkeit etwas Tolles und Erstrebenswertes, nehme es aber niemandem übel, wenn er lieber reine Unterhaltungsliteratur hat. Auch leichtere Kost kann gut sein. Ich finde aber nicht, dass die Intelligenz oder Tiefgründigkeit vom Plotaufbau abhängt. Ich empfinde gerade die drei eingangs genannten als sehr intelligente Bücher und muss es doch infrage stellen, dass sie in dem Artikel offensichtlich als einfacher und weniger tiefgründig als die anderen abgetan werden. Dies nur davon abhängig zu machen, empfinde ich gelinde gesagt als dumm.

Diese zwei Dinge, Tiefgründigkeit und Intelligenz, sind an sich schon sehr komplex und zeigen sich meiner Ansicht nach eher in der Charakterdarstellung und den zwischenmenschlichen Beziehungen, wie auch in Details (ist z.B. Gewalt einfach nur um der Action willen vorhanden oder gibt es Gründe dafür?) und der Art der Ausarbeitung (z.B. Querbezüge à la Stephen King oder John Ajvide Lindqvist, Darstellung der Welt bzw. Gesellschaft, usw. Es sind so viele Faktoren, die es ausmachen, man kann sie gar nicht alle aufschlüsseln.

Was den von dir zitierten Satz angeht, Debbie, so verstehe ich gar nicht, was der Typ damit überhaupt meint. Wenn du mich fragst, was Fantasy abzielt, würde ich sagen: Teilweise Eskapismus, teilweise der Versuch, unsere eigene Welt durch eine Art Verdichtungsfilter (die Fantasy-Welt oder Teile davon) besser zu verstehen. Es gibt Dinge, die uns extrem beschäftigen, wie z.B. Trennungen, Tod, Liebe, Loyalität, sucht euch was aus und ergänzt. ;) Diese Dinge lassen sich in der Fantasy viel extremer und plastischer, um nicht zu sagen greifbarer darstellen, als in einem realistischen Roman. In der Realität sind sie ja auch nicht greifbar. Durch den Fantasy-Filter können wir ihnen aber besser näher kommen. Oder uns innerlich vor ihnen flüchten, dann wären wir beim Eskapismus.
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Lucien am 28. Oktober 2014, 16:48:16
Ich rege mich nicht auf. Ich rege mich nicht auf ...  :omn:

Ich kann nicht wirklich nachvollziehen, warum der Kerl so sehr darauf herumreitet, dass man sich das vorangegangene merken muss, um dem weiteren Verlauf der Geschichte folgen zu können.  ??? Als ob das ein entscheidendes Kriterium für eine "intelligente" Geschichte wäre.

Zitat von: HauntingWitch am 28. Oktober 2014, 15:57:54
Diese zwei Dinge, Tiefgründigkeit und Intelligenz, sind an sich schon sehr komplex und zeigen sich meiner Ansicht nach eher in der Charakterdarstellung und den zwischenmenschlichen Beziehungen, wie auch in Details (ist z.B. Gewalt einfach nur um der Action willen vorhanden oder gibt es Gründe dafür?) und der Art der Ausarbeitung (z.B. Querbezüge à la Stephen King oder John Ajvide Lindqvist, Darstellung der Welt bzw. Gesellschaft, usw. Es sind so viele Faktoren, die es ausmachen, man kann sie gar nicht alle aufschlüsseln.
Das kann ich so unterschreiben. Der komplexeste Plot ist die Mühe nicht wert, wenn in den Figuren kein Leben steckt.
Generell tu ich mich schwer damit, was denn nun die Tiefgründigkeit einer Geschichte ausmacht. Für meinen Deutschlehrer war grundsätzlich nur jene Literatur tiefgründig, die wirklich "Literatur" war und von Persönlichkeiten wie Günther Grass und Christa Wolf stammt. Alles andere wurde mit einer abfälligen Geste als "Unterhaltung" abgetan. Tiefgründig ist demnach nur, was bedeutende reale historische Ereignisse aufgreift und verarbeitet.
Dagegen habe ich mich schon immer von Herzen gesträubt. In erster Linie lese ich Fantasyromane, um mich tatsächlich zu unterhalten. Trotzdem geben diese Bücher mir etwas, was ich durchaus tiefsinnig finde: Die Charaktere werden in extreme Situationen gebracht und angesichts dessen zu gravierenden Entscheidungen gezwungen, die - im Falle z.B. der High Fantasy - durchaus auch das Ende der Welt nach sich ziehen könnten. Wie die Figuren sich entscheiden und warum, das macht für mich die Tiefgründigkeit aus, denn es geht um Ängste, Hoffnungen, Opferbereitschaft und Dinge wie die Bedeutung von Loyalität und Freundschaft, Moral, Glaube ... Das sind die Fragen, die mich in meinem bescheidenen Leben täglich beschäftigen und nicht die großen Ereignisse der Vergangenheit, die sich eh nicht ändern lassen.
Eine Geschichte, die mir das bieten kann, ist für mich persönlich tiefgründig und intelligent, auch, wenn es sich um die klassische Quest handelt.

*tief Luft hol* So, das war mein Senf.  ;D
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Siara am 28. Oktober 2014, 16:52:09
Erst einmal:
Zitat von: Kati am 28. Oktober 2014, 15:24:44
Für mich liest sich das, als hätte der Autor genau einen Fantasyroman gelesen, nämlich den, den er da so in den Himmel lobt, und denkt jetzt er hätte der Neuerfindung des Rades beigewohnt.
Genau das war auch mein erster Gedanke.

Und zu der Frage: Dass die "Intelligenz" zwingend vom Plot abhängt, glaube ich keinesfalls. Intrigen und politische Verstrickungen erfordern sicherlich intensive Arbeit und genaue Planung, aber es gibt doch noch weit mehr Arten von Tiefgründigkeit. Ob Zwischenmenschliches, logische Magiesysteme und Fragen rund um Ethik und Moral gehören für mich genauso dazu. Und diese Themen sind im Genre wohl kaum erst seit gestern vertreten.

Zugegebenermaßen habe ich noch nicht genug gelesen (besonders nicht genug Älteres), um festzustellen, ob es derzeit einen Trend gibt. Bücher, in denen die Heldenreise ziemlich deutlich zu erkennen ist, erscheinen ja auf jeden Fall immer noch. Das einzige "Neue" sind eventuell die "wissenschaftlich" erklärten Funktionsweisen von Magie. (Siehe Brandon Sanderson, Patrick Rothfuss, ...) Vielleicht irre ich mich und das gab es ebenfalls schon vorher, ich kenne es in diesem Ausmaß jedenfalls nur aus moderneren Romanen. Aber darauf will der Autor ja offenbar nicht heraus.

Gute finde ich auch diese Stelle, nachdem er Game of Thrones kurz vorgestellt hat:
ZitatDer Name der neuen Reihe, ,,Blood Song", weckt zunächst den Verdacht des Plagiats. Aber im Reich der intelligenten Fantasy ist viel Platz für konkurrierende Entwürfe.
Bisher gab es ja nur Kopien vom Herrn der Ringe und Fantasy war immer das Gleiche. Natürlich denkt der beschränkte Leser des Artikels, es müsse bei dieser "neuen" Gattung genauso sein. Na zum Glück klärt der belesene Autor uns da über die Vielfältigkeit des Genres auf! :rofl:

OT: Übrigens lustig, dass gerade "Das Lied des Blutes" als so innovatives Beispiel genannt wird. Nicht nur, dass der Plot jetzt nicht nach etwas komplett Neuem klingt, sondern als ich mir die ersten paar Sätze aus der Leseprobe angesehen habe, fühlte ich mich doch sehr stark an den Namen des Windes erinnert.
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Lothen am 28. Oktober 2014, 16:55:30
Oh, komplexe Dark-Fantasy-Geschichten mit vielen Intrigen sind jetzt "auf einmal" (/ironie off) à la mode? Klasse, dann wird mein Nano-Roman ja ein Kassenschlager  :rofl:

Aber mal ehrlich: Komplexität mit Qualität gleichzusetzen, das hat lange Tradition, obwohl es Müll ist. Auch bei Filmen höre ich das oft: "Oh, der ist ja so komplex und vielschichtig, der MUSS gut sein." Muss er gar nicht - und umgekehrt muss auch ein lineares Buch nicht schlecht sein.

Ich kann mich da nur meinen Vorrednern anschließen: entscheidend ist, ob man unterhalten wird. Ich ziehe mal Gesellschaftsspiele als Parallele heran: Ich liebe komplexe Strategiespiele, aber ich spiele genauso gern auch Kniffel oder "Stadt, Land, Fluss". Beides unterhält mich, beides macht Spaß. Wieso sollte das eine besser sein als das andere? Hauptsache, ich hab Freude dran :)
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Arcor am 28. Oktober 2014, 17:54:59
Als Literaturstudent kann ich nur sagen, dass die Sichtweise mancher Leute, was als "Literatur" angesehen wird und was nicht, mir gehörig auf den Nerv geht. Das war schon im Studium so, dass die "Unterhaltungsliteratur" unter ferner Liefen lief und dass man schief angesehen wurde, wenn man da mal was von in einer Seminararbeit analysieren wollte. Als ob "Unterhaltungsliteratur" leichter zu schreiben wäre oder nicht genügend Elemente wie Symbolik, Parallelstrukturen, Figurenentwicklung etc. böte, was sich zu analysieren lohnt.

Meine ganzen "" beziehen sich übrigens darauf, dass ich diese Unterscheidung nicht mag. Für mich ist Literatur Literatur. Wenn man den postmodernen Kram (den ich zum Teil furchtbar finde - ich sag nur Bolagno  :gähn:) außen vor lässt, waren nämlich besonders die ganzen Dramen, die heute als Klassiker und hohe Literatur gelten, zumeist ebenfalls nichts anderes als Unterhaltungsliteratur. Von daher halte ich es nach dem bekannten Spruch von Horaz: Aut prodesse volunt aut delectare poetae. Und ich will meistens delectare.  ;D
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Blackhat am 30. Oktober 2014, 12:39:09
Zum Thema Tiefgründigkeit und "Niveau" in der Literatur hier ein schönes Zitat:

"Kein Zweifel, ein hochinteressantes, ein brillantes Buch. Ich habe es nach dreißig Seiten weggelegt, weil es unaussprechlich langweilig war." (REICH-RANICKI).

Das spricht mir aus der Seele. Egal ob U- oder E-Literatur, es sollte immer als erstes Gebot gelten:

"Du sollst nicht langweilen!"

Wobei ich persönlich die Differenzierung zwischen U und E sowieso reichlich kleinkariert finde.
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Dämmerungshexe am 03. November 2014, 14:07:29
Ich denke mal dass es auch einfach unterschiedliche Formen von Unterhaltung gibt - manche Leser wollens ich "unterhalten lassen", mitgerissen werden, anderw ollen sich in eine Gecshichte "einarbeiten". Und für beide Typen gibt es genug Bücher (Serien, Filme, Spiele, Musik ...). Ich finde es etwas oberflächlich da eine Wertung machen zu wollen, was denn nun "besser" sei.

Ich persönlich habe mir lange genug anhören dürfen dass Manga und Anime "unintelligent" seien. Das schönste Gegenbeispiel gab es dann, als mein Vater mal einen Teil von "Ghost in the Shell" im Fernsehen mitgeschaut hat und vollkommen überrascht war, wie komplex und philosophisch die Gechichte ist.

Genauso rollen sich mir immer die Zehennägel auf, wenn über den "Standart-Quest-Plot" hergezogen wird. Es gibt Bücher in denen das wundervoll und spannend und eben auch komplex und intelligent ausgearbeitet ist. Und andere, in denen es totlangweilig ist.
Im Moment lese ich "Die Steien der Wandlung" - auch eine typische Quest, Jugendroman - es ist an sich schön geschrieben, hat schöne Elemente, aber es ärgert und langweilt mich inzwischen doch ziemlich, eben weil ich das Gefühl habe, dass es "komplex und intelligent" sein will, ohne es wirklich zu schaffen.
Da sind mir Bücher, die diesen Anspruch nicht erheben aber dafür spannend sind, wesentlich lieber.
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Cythnica am 05. November 2014, 10:11:54
Ok ich verstehe zumindest was der Autor in gewissen Punkten meint - nur dass er sich darin irrt, dass die Existenz tiefgründiger und niveauvoller Fantasyromane zwischen einem Haufen trivialem Irrsinns etwas neues wäre...

Ich selbst muss zugeben ich habe fast noch nie ein Fantasybuch spontan gekauft sondern praktisch alles an Büchern geschenkt bekommen und dann, wenns mir mal gefallen hat, danach entsprechende Fortsetzungen erworben - denn immer wenn ich mich irgendwo umgesehen habe, passierte es stetig, dass ich ein Buch hochnahm, dessen Titel und Einband spannend aussah, und dann auf der Rückseite gelesen haben:
"Bla bla bla - Königreich - blablabla Elfen/Menschen mit Nähe zu Elfen - bla bla bla Königstochter Krgh'Shka'Bla ( Wobei der Durchschnittswert an Apostrophen eher gen 1 als 2 tendiert) - Mission - Blabla irgendein Typ - bla romantische Gefühle"
Mag dann sein dass sich in drei von zehn dieser Büchern eine innovative, intelligente Idee versteckt - aber mein Eindruck ist vielmals, dass mir die Option geboten wird, das gleiche Buch mit 20 verschiedenen Titeln und unwesentlich unterschiedlichen Einband zu kaufen, welches absolut nichtssagend klingt.

Und wenn man sich dann nicht hinreichend informiert sondern immer nur wie ich "Stichproben" macht, kann der Eindruck einer Innovationslosen Fantasyliteraturwelt vermutlich schon entstehen .... wenn man allerdings für eine Zeitung Artikel schreibt sollte das mit dem hinreichend Informieren aber eigentlich drin sein  :D


Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Luna am 05. November 2014, 12:53:02
Im Grunde genommen ist es sowieso ironisch, dass ein Autor einer Zeitung - die heutzutage teilweise eh mehr der Unterhaltung dienen als einer umfassenden Information (gerade auch was den Föjetong (schönes Wort) angeht) Bücher kritisiert, die in erster Linie unterhalten sollen.
Ja, es gibt viele tiefgründige Geschichten und Stories, aber dass viele der eher ausgefalleneren, innovativeren Geschichten durch das Maschennetz fallen und verloren gehen, dass wir viel "Einheitsbrei" erhalten ist unserer Unterhaltungsindustrie geschuldet (das läuft, also läuft was ähnliches sicher, nehmen wir das).
Klar kann man nicht alles lesen und umfassend informiert sein - aber so auftreten zu wollen als wäre man dies - das ist was mir eigentlich auf den Senkel geht.

In einer Zeit, in der man sich auch Artikel oder Rezensionen in Zeitungen und Zeitschriften "kaufen" kann, kann ich eh nichts mehr auf die Inhalte geben, die in solchen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht werden.

Im Endeffekt, wenn man informiert sein will, muss man das schon selber tun - und Informationen ebenfalls kritisch hinterfragen.

Zur eingangs gestellten Frage: Die "Intelligenz" eines Romans hängt nicht vom Plot ab, sondern wie die Geschichte umgesetzt wurde.
Um einen hinkenden Vergleich zu ziehen: Die Qualität einer Paprika-Pflanze hängt weniger von der Genetik ab, sondern mehr davon wie die Pflanze mit Wasser, Nährstoffen und Licht versorgt wurde.
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Sunflower am 06. November 2014, 13:09:11
Ich habe zu dem Thema gerade noch etwas Interessantes gefunden, und zwar ein Video, das Patrick Rothfuss gepostet hat.

Hier ist der Link. (https://www.youtube.com/watch?v=QFI30pcv4sM&feature=youtu.be)

Darin verteidigt er die Fantasy, und ich finde es eigentlich ganz gut, denn er sagt vieles von dem, was hier auch schon im Thread angesprochen wurde.

Er schreibt noch dazu (in Facebook): "When I was in Milwaukee, doing my reading and signing, someone told me that their creative writing teacher required them to go to a reading as part of their class, but that my reading didn't count, because I wrote fantasy.
I had her record a video where I voice my opinion on the matter.
Here's the video. It isn't entirely safe for work, as I remember saying the word "Bullshit" about seven or eight times."
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Lavendel am 06. November 2014, 13:31:12
Danke für den Link! (Auch wenn es ja immer eher wenig an den bestehenden Verhältnissen ändert, wenn ein Fantasy Autor Fantasy verteidigt ;))
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Blackhat am 02. Dezember 2014, 17:08:44
Hier springt mal einer in die Bresche, von dem man es von seinem Beruf her vielleicht nicht erwartet hätte:

http://www.shz.de/nachrichten/deutschland-welt/kultur/hochkonjunktur-fuer-drachen-und-feen-id8308151.html

Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Judith am 02. Dezember 2014, 17:14:02
ZitatDie ,,Feuer und Eis"-Reihe dagegen unterscheidet sich eigentlich nur durch die völlig erfundene Welt von den historischen Romanen.
Äh ... ja, und durch die Drachen, die White Walkers, die "Zombies", die Zauber der R'hllor-Priester, die Magie ganz allgemein, ....  ;D
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Blackhat am 02. Dezember 2014, 17:25:49
Ja, an der Stelle musste ich auch schmunzeln.  ;) Aber der Grundtenor des Artikels klingt sehr aufgeschlossen und geradezu "versöhnlich".
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Spinnenkind am 20. Januar 2015, 12:15:02
Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich diesen Thread noch einmal ausgrabe, ich finde das Thema nämlich sehr interessant.

Ich denke zur Kompetenz des Autors des Artikels muss nichts mehr gesagt werden ;) Dennoch muss man generell sagen, dass es fast immer wünschenswert ist, wenn ein Thema wie Fantasy überhaupt in den Medien auftaucht - es regt zur Auseinandersetzung mit Genrekonventionen an, hat womöglich Gegenartikel und langfristig vielleicht sogar einen Wandel des Bildes von Fantasy zur Folge.

Was die anfangs gestellte Frage angeht: Ich persönlich habe größere Freude an einem Buch, wenn ich merke, der Autor hat sich zum einen Gedanken über seine Motive, Querverweise etc. gemacht und zum anderen eine Frage stellen wollen, die zeitlos und nicht an eine fantastische Welt gebunden ist. Ein anderer Artikel, den ich gerade leider nicht finde, hat es meiner Meinung nach sehr schön formuliert: In der Fantasy können Gedanken und Probleme aus der realen Welt weitergesponnen, unterschiedlich und bildhaft dargestellt und gelöst werden - und obendrein kann man sich an der Kreativität des Autors erfreuen!
Das alles hat jedoch weder etwas mit der Komplexität des Plots noch mit Bezügen zur historischen Realität zu tun (auch wenn ich persönlich ja ein Faible für solche Überschneidungen habe :))

Jetzt kommt noch kurz mein Motz-Absatz:
Ich finde es unfair, nur von unintelligenter Fantasy zu sprechen. Niemand beschwert sich über die Schwemme dämlicher nichtfantastischer Plots, die zum Großteil die Regale unserer Buchhandlungen verstopfen. Geschweigedenn über die angeblich so tiefgründigen preisgekrönten Bücher, die zumindest auf mich teilweise wahnsinnig konstruiert und steril wirken.
Ich schätze was ich sagen will, ist: Die Seele ist, was zählt.
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Debbie am 20. Januar 2015, 13:42:53
Zitat von: Spinnenkind am 20. Januar 2015, 12:15:02

Ich finde es unfair, nur von unintelligenter Fantasy zu sprechen. Niemand beschwert sich über die Schwemme dämlicher nichtfantastischer Plots, die zum Großteil die Regale unserer Buchhandlungen verstopfen. Geschweigedenn über die angeblich so tiefgründigen preisgekrönten Bücher, die zumindest auf mich teilweise wahnsinnig konstruiert und steril wirken.


Das hast du wirklich sehr schön und treffend formuliert!  :jau:

Ich muss mich auch immer wieder wundern, wenn in belletristische Werke teilweise Dinge hineininterpretiert werden - damit sie auch ja preiswürdig sind und man die Vergabe nicht nur mit der Auswahl des Themas begründen muss - die dem gesunden Menschenverstand vollkommen widersprechen oder in Wahrheit vollkommen banal sind.

Aber über literarische Interpretation darf ich nicht reden, da rege ich mich immer zu sehr auf ...  :wums:
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Christopher am 20. Januar 2015, 13:52:20
Das ist auch der Grund, warum viele Künstler erst nach ihrem Tod so richtig berühmt werden. Dann können sie nämlich nicht mehr widersprechen, wenn irgendwelcher Mist in ihre Werke interpretiert wird und dem Herrn/der Dame den Vogel zeigen  :P
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Waldkatze am 20. Januar 2015, 14:11:23
Ihr sprecht mir aus der Seele!

Das (Hinein-)Interpretieren ist mit ein Grund, warum ich mich zur Zeit nur in der Unter- und Mittelstufe herumtreibe  ;D
Es hat mich wahnsinnig gemacht und ich bin mir sicher, dass die meisten Autoren etwas anders (oder auch gar nichts  :darth:) im Sinn hatten, als sie jene Stellen schrieben!

Ein interessantes Beispiel am Rande:

Ein ehemaliger Deutschlehrer meines Mannes gab zu einer Oberstufen-Klausur ein Gedicht, das er selbst geschrieben hatte. Natürlich traf kein einziger Schüler mit seinem Interpretationsversuch ins Schwarze. Darauf gab es, wenn ich mich recht entsinne, viele schlechte Noten.  :pfanne:
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: HauntingWitch am 20. Januar 2015, 14:28:48
Da sprecht ihr etwas an, worüber ich mir schon seit einer ganzen Weile Gedanken mache. Ich muss zugeben, dass ich selbst auch gern interpretiere oder Möglichkeiten, wie etwas gemeint sein könnte, abwäge, weil ich einfach Freude daran habe. Aber letztendlich interpretiert jeder jedes Werk anders und der Autor meint praktisch immer noch einmal etwas anderes. Das soll ja auch erlaubt sein und ich finde es völlig in Ordnung. Nicht in Ordnung finde ich es, wenn eine Person darauf beharrt, dass ihre Interpretation die einzig richtige ist. Manche Werke sind ja auch so gemacht, dass jeder seine eigenen Gedanken dazu geben kann, das macht es ja so spannend. Und manche Autoren sagen absichtlich nichts dazu, damit es auch weiterhin so spannend bleibt.  ;D

@Waldkatze: Was war denn das für ein Lehrer? ::)
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: FeeamPC am 20. Januar 2015, 14:29:37
Nebenbei bemerkt, sind auch die Irrfahrten des Odysseus Fantasy- eine klassische Heldenreise, Magie, Götter, eine Zauberin, Ungeheuer wie die Sirenen oder der Zyklop inklusive ... Sozusagen bonzezeitliche Urban Fantasy.
Hat noch nie Lehrer behauptet, die Odyssee wäre trivialer Quatsch.

Und interpretieren kann ohnehin jeder, wie er will, denn jeder Mensch interpretiert eine Geschichte gemäß seiner eigenen Lebenserfahrung.
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Waldkatze am 20. Januar 2015, 14:34:10
Zitat von: Witch am 20. Januar 2015, 14:28:48
Was war denn das für ein Lehrer? ::)

Ein sehr von sich selbst Überzeugter.
Ich kannte ihn persönlich nicht, aber solche Exemplare gibt es (leider) überall.
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Thaliope am 20. Januar 2015, 14:36:41
Was in einem Text faktisch drinsteht, muss der Autor nicht immer absichtlich hineingeschrieben haben. Trotzdem kann es von Bedeutung sein.

Als jemand, der den Deutschunterricht in der Schule gehasst hat, um danach mit großer Begeisterung Germanistik zu studieren, fühle ich mich an Stellen wie diesen immer wieder befleißigt, zu erwähnen, dass an der sogenannten E-Literatur sehr viel mehr dran sein kann, als man so in der Schule lernt. Auch - bzw. gerade wenn siche einem ein Text nicht auf Anhieb erschließt.

Ich möchte dann immer auf die dritte Strophe vom "Abendlied" verweisen ... "so sind wohl manche Sachen, die wir getrost verlachen, weil unsere Augen sie nicht sehen." Vielleicht sind die Sachen gar nicht so blöde, vielleicht haben wir sie nur nicht verstanden ...

Das nur am Rande :)
LG
Thali
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: HauntingWitch am 20. Januar 2015, 15:00:14
Zitat von: FeeamPC am 20. Januar 2015, 14:29:37
Und interpretieren kann ohnehin jeder, wie er will, denn jeder Mensch interpretiert eine Geschichte gemäß seiner eigenen Lebenserfahrung.

Treffender könnte ich es nicht formulieren. :)

@Thaliope: Was genau versteht man den unter dem Begriff E-Literatur? Ansonsten stimme ich zu.

Was noch hinzu kommt: Es kann durchaus sein, dass man als Leser etwas ganz Grossartiges, Tiefgründiges hinein interpretiert, während der Autor sich eigentlich überhaupt nichts überlegt hat dabei. Vieles liegt wirklich mehr beim Betrachter oder ist Zufall.
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Debbie am 20. Januar 2015, 15:05:49
Hihihi, ich hab Deutsch in der Schule nicht gehasst - es war sogar eines meiner Lieblingsfächer, weil ich viel Zeit hatte mich meinen eigenen Büchern zu widmen (z. B. der Edda).

Während meiner Schullaufbahn musste ich alles mögliche lesen und interpretieren - angefangen von Nathan, dem Weisen über Andorra, den Richter und seinen Henker, den Besuch der alten Dame bis Michael Kohlhaas, Effie Briest, etc.. Aber nichts, wirklich nichts davon, hat mich auch nur ansatzweise gefordert. Ich hab nicht eines der Bücher komplett gelesen (abgesehen von den Abschnitten, die wir in der Schule lesen mussten), nie eine Interpretationshilfe in der Hand gehabt und Internet gab es auch noch keines - trotzdem hat es für jede Textinterpretation/-analyse nur Einser gehagelt. Und da sich Lehrer bei sowas ja immer auf die "allgemeingültigen Interpretationen" berufen, müssen all diese "literarischen Klassiker" offensichtlich sehr leicht zu interpretieren gewesen sein - von einem Mittelstufe- oder Oberstufenenschüler, der sich noch nicht mal die Mühe gemacht hat, die Bücher vollständig zu lesen ...  :snicker:

Das sollte jetzt nicht arrogant klingen, sondern nur mal verdeutlichen, dass literarische Werke eben nicht immer "schwierig" zu verstehen oder zu interpretieren sind und/oder so besonders tiefgründig und vielschichtig sind, dass sie einer jahrelangen Analyse bedürfen, auch wenn es manchmal gerne so dargestellt wird.  ;)

Zitat von: FeeamPC am 20. Januar 2015, 14:29:37
Und interpretieren kann ohnehin jeder, wie er will, denn jeder Mensch interpretiert eine Geschichte gemäß seiner eigenen Lebenserfahrung.

Das ist ein ganz wichtiger Aspekt. Interpretationen, auch wenn sie in den grundlegenden Dingen allgmein übereinstimmen, sind natürlich immer bis zu einem gewissen Grad subjektiv.

Aber zu behaupten, dass z. B. ein Werk wie Harry Potter (Fantasy für Kinder) in seiner Komplexität und seiner Vielschichtigkeit jedem der oben genannten literarischen Klassiker unterlegen wäre, halte ich für engstirnig und vermessen. Allein zu dem Thema "Die Katharsis des Lesers durch Harry Potter" könnte ich wahrscheinlich eine fünfzigseitige Abhandlung verfassen ...


Edit:
Zitat von: Witch am 20. Januar 2015, 15:00:14
Was noch hinzu kommt: Es kann durchaus sein, dass man als Leser etwas ganz Grossartiges, Tiefgründiges hinein interpretiert, während der Autor sich eigentlich überhaupt nichts überlegt hat dabei. Vieles liegt wirklich mehr beim Betrachter oder ist Zufall.

Absolut, und das passiert wahrscheinlich häufiger als man denkt  :snicker:
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Thaliope am 20. Januar 2015, 15:08:42
@Witch: E-Literatur steht für ernsthafte Literatur, in Abrenzung zur sogenanten U-(Unterhaltungs-)Literatur.
Wie genau die Bereiche definiert werden, ist natürlich umstritten. Salopp gesagt, ist U-Literatur das, was sich verkauft, und E-Literatur das, was Literaturpreise kriegt bzw. im Feuilleton besprochen wird.

Ich persönlich find's ja immer am schönsten, wenn beides zusammenkommt, wenn E unterhaltend geschrieben ist. Aber ... naja, es gibt eben auch Texte, die nicht primär der Unterhaltung dienen und vielleicht sperriger zu lesen sind und vielleicht etwas ganz anderes wollen.

Und weil ich finde, dass beide Bereiche ihre Berechtigung haben, finde ich diese Grabenkämpfe immer so bedauerlich.
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Ary am 20. Januar 2015, 15:15:42
E-Literatur ist nach meinem Verständnis "ernste" Literatur, also Literatur, die nicht um des Unterhaltens willen geschrieben und gelesen wird, sondern um "anspruchsvoll zu sein" oder Literatur um ihrer selbst willen ist. Ich bin mir nicht sicher, ob der Begriff "Hochliteratur" dasselbe beschreibt. Und ich muss sagen, ich finde die Unterteilung in ernste/Hochliteratur und Unterhaltungsliteratur irgendwie schwierig, denn ich kann mich auch durch ein E-Literatur-Buch anspruchsvoll unterhalten fühlen. Das kann ich aber auch mit einem gut geschriebenen "U"-Buch.


Edit: mit Thali überschnitten
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: HauntingWitch am 20. Januar 2015, 16:26:01
Ich kenne mich zu wenig aus, aber ich frage mich gerade, ob es überhaupt Sinn macht, das explizit zu unterscheiden.  :hmmm: Aber ich glaube, das driftet langsam ins OT ab...

Zitat von: Debbie am 20. Januar 2015, 15:05:49
Aber zu behaupten, dass z. B. ein Werk wie Harry Potter (Fantasy für Kinder) in seiner Komplexität und seiner Vielschichtigkeit jedem der oben genannten literarischen Klassiker unterlegen wäre, halte ich für engstirnig und vermessen. Allein zu dem Thema "Die Katharsis des Lesers durch Harry Potter" könnte ich wahrscheinlich eine fünfzigseitgie Abhandlung verfassen ...

Stimme völlig zu. Man könnte das noch weiterziehen und fragen, woran man die Intelligenz bzw. den Anspruch eines Buches überhaupt festmachen kann. Hat ein Buch (übrigens auch Lied, Film, Bild oder andere Kunstformen) nicht seinen Zweck erfüllt, sobald es jemanden berührt? Und stellt sich dann nicht die Folgefrage, ob es überhaupt anspruchsvoll oder intelligent sein muss? Ich meine, für mich persönlich ja, aber für jemand anderen, der einen ganz anderen Anspruch hat, ist etwas für mich zu Flaches wahrscheinlich tiefgründig genug. Ich hoffe das klingt jetzt nicht wirr, ich glaube, meine Gedanken drehen sich gerade im Kreis.
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Sunflower am 20. Januar 2015, 17:13:16
Ich mochte Deutsch in der Schule eher und auch die Interpretationen fand ich eigentlich ganz gut - denn wir hatten im Abitur z.B. Kafkas Prozess und in den kann man wirklich einiges hineininterpretieren. Da würde ich auch gar nicht bestreiten, dass Kafka sich nicht doch einiges mehr dabei gedacht hat, als er hingeschrieben hat. Andere E-Literatur aus der Schule mochte ich weniger (Kleist, Wilhelm Tell, Antigone ...), dafür entdecke ich gerade meine Liebe zur "ernsten" Literatur.
Wobei ich vor allem Shakespeare verehre, der ja auch irgendwie Fantasy geschrieben hat - womit die Grenzen von anspruchsvoller Literatur und der Phantastik verschwimmen.

Zitat von: Witch am 20. Januar 2015, 16:26:01
Man könnte das noch weiterziehen und fragen, woran man die Intelligenz bzw. den Anspruch eines Buches überhaupt festmachen kann. Hat ein Buch (übrigens auch Lied, Film, Bild oder andere Kunstformen) nicht seinen Zweck erfüllt, sobald es jemanden berührt? Und stellt sich dann nicht die Folgefrage, ob es überhaupt anspruchsvoll oder intelligent sein muss? Ich meine, für mich persönlich ja, aber für jemand anderen, der einen ganz anderen Anspruch hat, ist etwas für mich zu Flaches wahrscheinlich tiefgründig genug. Ich hoffe das klingt jetzt nicht wirr, ich glaube, meine Gedanken drehen sich gerade im Kreis.

Ich finde, das passt auf mich jedenfalls auch gut. Ich lese Bücher, weil sie mich faszinieren, berühren, mitnehmen ... aber ob das jetzt ein neues Fantasybuch ist oder Shakespeares Hamlet, ist da erst einmal zweitrangig.
Von heutiger E-Literatur bekomme ich gar nicht viel mit, da habe ich nicht wirklich das Bedürfnis, so viel davon zu lesen ... kann sein, dass mir da einiges entgeht. Aber zumindest frühere, geachtete Literatur ist eigentlich (teilweise) ziemlich actionreich und macht großen Spaß zu lesen. Ich wiederhole mich, aber von Shakespeares Hang zur Dramatik, seinem Feuer und von seiner genialen Sprache könnten sich manche heutigen Geschichtenerzähler noch eine Scheibe abschneiden.

Die Trennung von intelligenter/nicht-intelligenter (?) Literatur würde ich also weder in der Phantastik noch sonst irgendwo machen. Es gibt geniale phantastische Bücher aus heutiger Zeit und aus früheren Epochen und es gab auch immer Schwachsinn.

Edit: Mein Text klingt ein bisschen wirr, entschuldigt, aber ich kriege nicht hundertprozentig zu fassen, was ich sagen will.
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Churke am 20. Januar 2015, 19:39:18
Zitat von: Spinnenkind am 20. Januar 2015, 12:15:02
Ich finde es unfair, nur von unintelligenter Fantasy zu sprechen. Niemand beschwert sich über die Schwemme dämlicher nichtfantastischer Plots, die zum Großteil die Regale unserer Buchhandlungen verstopfen. Geschweigedenn über die angeblich so tiefgründigen preisgekrönten Bücher, die zumindest auf mich teilweise wahnsinnig konstruiert und steril wirken.
Ich schätze was ich sagen will, ist: Die Seele ist, was zählt.

Letzteres wage ich zu bezweifeln. Der moderne Buchmarkt ist vor allem Marketing. Man kann den letzten Schrott verkaufen, wenn er richtig vermarktet wird. Heute zählen Rankings, das Urteil eines Experten ersetzt die eigene Meinung. Also: Der Schrott bekommt ein Gütesiegel, wird hochgejubelt und auf den Bestseller-Listen gepusht - und der bildungsbürgerliche Belletristik-Freund greift zu.
Es macht nichts, wenn der Autor nicht schreiben kann, wenn er wie der Blinde von der Farbe zusammen kolportiert. Er hat das richtige Thema, das wird schön verpackt und die Sache läuft. Es gibt nicht viele Kritiker, die gescheit rezensieren und ein gutes Buch von einem schlechten unterscheiden können, muss man leider so sagen.

Die Fantasy hat da nun leider das kleine Image-Problem, dass jeder weiß, dass das nix taugt. Es hat keinen Sinn, das schön zu verpacken. Obiges Geschäfstmodell des Qualitätsmarketings funktioniert nicht. Also stellt man das Buch gleich ins Extra-Regal, wo die Fantasy unter sich ist. 
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Debbie am 20. Januar 2015, 19:54:55
Zitat von: Churke am 20. Januar 2015, 19:39:18

Es macht nichts, wenn der Autor nicht schreiben kann, wenn er wie der Blinde von der Farbe zusammen kolportiert. Er hat das richtige Thema, das wird schön verpackt und die Sache läuft. Es gibt nicht viele Kritiker, die gescheit rezensieren und ein gutes Buch von einem schlechten unterscheiden können, muss man leider so sagen.


Stimmt beides, leider!

Es ist ja inzwischen auch schon ein übliches Prozedere, dass Verlage den Autoren Themen vorgeben und so noch einen wichtigen Beitrag zum allgemeinen Einheitsbrei in den Buchhandlungen leisten. Innovation ist ja nicht wirklich gefragt. Nur kein Wagnis mit eigenem Stil und fremdartiger Idee eingehen - lieber Stil und Thema von derzeit beliebten Themen kopieren, das spült Geld in die Kassen. Und gibt dem Feuilleton wieder ausreichend Stoff für Verrisse; aber Kritiker müssen ja auch von irgendetwas leben ...  :psssst:
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Zit am 20. Januar 2015, 23:53:21
Ich denke, dass das Interpretieren in der Schule falsch angegangen wird bzw. wird irgendwie nie gesagt, warum man das tut. Normalerweise interpretieren wir ja alle beim Lesen oder wenn wir mit Menschen interagieren (er kratzt sich am Hals, guckt immer wieder auf die Uhr, schweift mit seinem Blick ab, gibt zögernd Antwort -- er ist wohl offensichtlich im Kopf mit anderen Dingen beschäftigt, hat vll. Zeitdruck, sagt es mir aber nicht, weil er mir trotzdem zuhören will? Ich gerade da bin und es keinen Unterschied macht, ob er mich erzählen lässt oder nicht? etc.) Wenn man den Schülern beibringt, dass Interpretieren eigentlich nur das Herausfiltern ist, was ungesagt passiert und warum es vll. passiert, dann macht das wohl auch vieles einfacher für die Schüler. (Ich habe leider nur sehr lange für die Erkenntnis gebraucht und fand Interpretieren in der Schule dröge, weil für mich in den Texten meistens wirklich nur das passierte, was da schwarz auf weiß stand. ;D Ach ja, zu Gedichten habe ich idR. keinen Zugang, weil da eigtl. immer der Kontext fehlt.)

ZitatEs ist ja inzwischen auch schon ein übliches Prozedere, dass Verlage den Autoren Themen vorgeben und so noch einen wichtigen Beitrag zum allgemeinen Einheitsbrei in den Buchhandlungen leisten.

Ich finde es immer bisschen mühselig, das zu diskutieren. Ich brauche ja nicht weiter ausführen, dass sich Verlage schon um eine ständige Querfinanzierung bemühen und eben nicht nur einen Justin Biber nach dem nächsten raushauen. Das Ding ist nur, denke ich, auch, dass die, die nach Innovation rufen, bei Weitem nicht die sind, die eben kaufen. Und dann beschweren sich wieder die Autoren, dass sie vom Schreiben nicht leben können. :d'oh:
Nun ja, es ist wie es ist, wir können nicht in die Glaskugel gucken und rausfinden, was innovativ wäre und sehr viele Leute anspricht, die das dann auch kaufen. (Natürlich bleibt auch die Frage, wie innovativ man sein kann, wenn man sich innerhalb eines Genres bewegt. Kann man auch zu innovativ sein und aus seinem anvisierten Genre rausfallen und in ein andres rutschen oder gleich gar keins haben? etc.)
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: FeeamPC am 22. Januar 2015, 01:21:22
Gar kein Genre zu haben dürfte verdammt schwer werden, bei den vielen Schubladen, die die Schreiberei mittlerweile kennt ...
Und wenn es wirklich zu nichts Brauchbarem passt, ist es experimentell, das ist auch nur wieder eine Schublade.
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Zit am 22. Januar 2015, 01:31:20
Nun ja, ich dachte in erster Linie an die Genre, die in Buchhandlungen ausgewiesen sind -- und das sind tatsächlich sehr wenige bzw. recht allgemeine. Natürlich gibt es unter Kennern immer für alles mögliche eine Genrebezeichnungen, und wenn es irgendein Crossover ist. Aber ob man sich damit einen Gefallen tut, wenn es den Händlern dann schwer fällt, es einzusortieren bzw. wenn viele Leser das Buch dadurch nicht finden? Am Ende landet sowas nur im Romane-Regal und das ist einfach nur schade.
Aber das war nur ein Gedanke.
Titel: Re: "Eine neue, intelligentere Art der Fantasy"?
Beitrag von: Erzbrecher am 11. Juni 2015, 00:05:42
Wie viele Kritiker, die sich wirklich auskennen, werden überhaupt gelesen? So Rezensionen aus der Zeitung findet man immer in den Kritiksammlungen, wenn ein Werk gegoogelt wird. Und die sagen meist wenig aus und erklären nicht, wie sie zu ihrem Urteil kommen. Sie reden von Stil, wenn es passt, erklären aber nicht, was damit gemeint ist. Sie sagen was zum Plot, teilen aber nicht kurz mit, wie ein Plot aufgebaut ist. Schreiben sie also für Leute, die das alle wissen, Leute, denen zu viel Materie gar nichts sagt, oder schreiben sie nur, weil das Geschriebene andere ihr Schreiben rechtfertigt? Ich für meinen Teil habe aufgehört, Kritiken zu lesen. Ich guck mir eine knappe Handlungszusammenfassung an, um die Prämisse zu kriegen. Packe mir das Buch im Laden und lese stichprobenartig eine, oder zwei Seiten. Kritiken...wie viele werden davon nicht sogar abgesprochen, wenn ich mir überlege, dass einer Jungautorin mal gesagt wurde, ich weiß nicht mehr, ob sie hier davon berichtete, dass man nur genug Geld fürs Marketing braucht, was vielleicht auch auf Kritiker anspielt, die ja nicht alles voll lesen, was sie rezensieren, sondern von anderen viel aufgetischt bekommen. Außerdem lesen Menschen negative Kritiken lieber, um sich selbst smart zu fühlen. Sie selbst haben nichts gemacht, aber sie glauben sich ohne Ahnung zu haben, in der Materie bei der Frage von Qualität mitsprechen zu können. Wie hoch ist heute noch der Anspruch an das Fachwissen von Kritikern. Seltsamerweise kennen sich meines Erachtens amerikanische YT-Reviewer besser mit Struktur und Storytelling aus als alles, was sich im deutschprachigen Raum als Kritik zum besten gibt.