Ein interessantes Thema das gerade aufkam falls es das schon gibt (ich habe es leider über die Suche nicht gefunden -my bad, falls es es gibt, kann man es gerne verschieben)
Ein frage die ich mal in der Raum werfe.
Macht es euch mehr Spaß oder findet ihr es wichtiger:
A: Über einen Interessanten Charakter zu schreiben, der eher banale Dinge tut (Slice of Life als Beispiel)
B: Ein interessanter tiefgreifender Plot, bei denen die Charaktere nicht so wichtig sind.
Es hat ja beides seinen Reiz - am besten kombiniert man das vermutlich. Aber was glaubt ihr, ist an sich spannender für einen Leser :)
Wenn ihr euch wirklich auf eines von beiden konzentriert? Ich mutmaße mal, dass immer eines von beiden überwiegt.
Ich persönlich bin eher der Charakter Driven Schreiber und Leser. Da ich bei vielen Plots eher das Gefühl habe, das ich es schon mal
gelesen habe und ich das in der Regel nur in Kurzgeschichten o.ä, finde oder bei Kritischen Sachen.
Aber im Grunde ist dann auch eher die Welt das was ich interessant finde, in der ein Plot spielt. Die Storyworld wenn sie kreativ und
gut ist, ist für mich auch eher ein Argument zu etwas zu greifen/etwas zu schreiben.
Was sind eure Erfahrungen hierzu?
Ich bin wohl auch auf der Charakter-Seite. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass mein Hauptprojekt bisher sehr charakter-lastig war und mit dem Prota steht und fällt. Wahrscheinlich müsste ich mal schauen wie ich das bei anderen Projekten angehe und ob sich meine Sichtweise dann verändert.
Ich denke auch, das Charaktere und Plot sehr stark miteinander verzahnt sein sollten. Also jede Wendung sollte irgendwie durch den Charakter und seine Entscheidungen begründet sein.
Ganz banale Dinge - ich weiß nicht ob ich das schreiben würde/wollte - davon ist mein Leben eh schon erfüllt ^^ Also setzte ich meine Protas lieber ein wenig Drama aus und schaue, wie sie darauf reagieren.
Man sollte sich auf jeden Fall auf eins von beiden konzentrieren. Ich persönlich finde dabei auch die Entwicklung meines Protas am interessantesten.
Bei der Charaktergeschichte geht es um die Entwicklung Deines Protas, was stellt er da und welche Rolle spielt er in seiner Umgebung. Es geht nicht darum, was deine Figur ist, sondern was sie im Laufe der Geschichte wird.
In der Ideengeschichte geht es darum, wie der Prota Informationen entdeckt. Am Anfang wird er in das Rätsel einbezogen, das er dann am Ende auflöst.
Dann gibt es noch die Ereignisgeschichte, in der gleich am Anfang etwas passiert, was die Welt bedroht. Am Ende wird die alte Ordnung wieder hergestellt oder die Welt versinkt im Chaos.
Hierzu gibt es einen super Link, der die einzelnen Arten von Geschichten erklärt.
http://www.autorenforum.de/datenbanken/39-schreibkurs/189-fantasy-mchkeiten-und-handwerk-teil-1
Mein Hauptinteresse gilt in der Regel auch den Charakteren.
Ich schließe mich aber Dämmerungshexe an. Figur und Plot sollten sinnvoll miteinander verknüpft sein. Sobald ich das Gefühl habe, dass ich eine Figur problemlos durch eine andere ersetzen könnte, ohne dass es den geringsten Einfluss auf die Handlung hätte, finde ich, dass etwas gründlich daneben geht.
Wenn ich vor einer Kaufentscheidung stehe, kenne ich ja häufig die Figuren noch nicht und überlege, ob mir der Plot interessant erscheint oder nicht. Erst danach lerne ich die Charaktere kennen. Ich entscheide mich also als Leserin erst für die Handlung, dann für die Figur.
Beim Schreiben ist es jedoch umgekehrt. Bei mir steht immer zuerst ein Charakter im Raum oder er kommt gleichzeitig mit der Plotidee. Entsprechend webe ich die Geschichte rund um die Figur. Dabei ist mir auch wichtig, Einblicke in den Alltag der Charaktere zu gewähren. Überhand sollte es jedoch nicht nehmen.
@ Lazlo: Danke für den Link. :jau:
Ich glaube, ich schreibe eher plotdriven.
Meistens kommt mir zuerst eine Idee zum Plot oder sogar einfach nur zum Setting. Dann stellen sich nach und nach Charaktere vor, die mitmachen wollen.
Wobei dann Charaktere und Handlung so zusammengehören, dass ich auch niemanden wirklich austauschen kann. So wie Dämmerungshexe schreibt. Es ist alles miteinander verzahnt.
Ich glaube auch, dass kommt sehr aufs Genre an. Ich lese und schreibe bevorzugt High-Fantasy. Da ist gar kein Platz für banale Erlebnisse.
Die Frage ist doch, welche Geschichte man erzählen will.
Ob "Julius Cäsar" oder "Das Ende der römischen Republik". Die Figuren sind in beiden Fällen die selben, aber sie spielen unterschiedliche Rollen und als Autor muss man unterschiedliche Akzente setzen.
Für mich zählen die Charaktere mehr. Eindeutig.
Eine interessante Geschichte ist ja schön und gut und kann auch schon mal zum Kauf verlocken. Allerdings brauche ich als Leser etwas, das mich an diese Geschichte bindet, das mich dazu treibt, ihren Verlauf verfolgen zu wollen. Und dieses etwas ist in der Regel das Schicksal der Charaktere.
Was das "Banale" angeht: Ich glaube tatsächlich, dass es keine große, umfangreiche Geschichte braucht, um einen interessanten Roman zu schreiben. Aber es braucht Konflikte. Im Grunde kommt es immer auf die Erzählweise an, die auch alltägliche oder tausendfach behandelte Schwierigkeiten lesenswert machen kann. Beim Schreiben lege ich mehr Wert auf die Handlung als beim Lesen, obwohl bei meinen eigenen Projekten der Fokus ebenfalls auf den Charakteren liegt.
@Churke: Es ging - wenn ich es richtig verstanden habe - auch darum, welche Akzentsetzung auf mehr Interesse stößt. Denn irgendwie gehören ja alle Einzelschicksale in einen größeren Zusammenhang, genau wie große Ereignisse immer Auswirkungen auf einzelne Personen haben.
Letztens habe ich schon irgendwo geschrieben, dass die Figuren es sind, die den Plot zu
ihrem Plot, zu
ihrer Geschichte machen. Deshalb kann ich mich da nicht positionieren, weil es für mich selbstverständlich und etwas ganz Automatisches ist, dass die Figur den Plot ergibt, nicht der Plot die Figuren. Wäre eine andere Figur in einem Projekt, wäre auch der Plot ein anderer, weil jede Figur anders reagiert, denkt, fühlt. Ein eher schüchterner Prota würde die Liebe seines Lebens kampflos aufgeben, was ein Unhappy End wäre. Eine eher selbstbewusste Person würde um seine Liebe kämpfen und eine zweite Chance bekommen, was ein Happy End wäre. Man sieht also: Sobald ich die Figur verändere, verändert sich der Plot mit ihr. Für mich besteht da ein untrennbarer Zusammenhang, dessen treibende Kraft die Figur und ihre individuellen Eigenschaften ist.
Zitat von: Lazlo am 10. Oktober 2014, 13:18:46
Man sollte sich auf jeden Fall auf eins von beiden konzentrieren.
Das finde ich überhaupt nicht. Ich kann sowohl meinen Figuren, als auch meinem Plot besondere Aufmerksamkeit schenken, und das tue ich auch, beim Plot genauso wie bei den Figuren. Wenn ich mich nur auf eines der beiden konzentrieren würde, hätte ich entweder flache und leblose Figuren oder einen nichtssagenden, uninteressanten Plot. Ich möchte jedoch über echt wirkende, lebendig wirkende Menschen schreiben und ihre packenden, interessanten Geschichten erzählen.
Zitat von: Klecks am 10. Oktober 2014, 16:28:58
Deshalb kann ich mich da nicht positionieren, weil es für mich selbstverständlich und etwas ganz Automatisches ist, dass die Figur den Plot ergibt, nicht der Plot die Figuren.
Bei mir funktioniert das selten so. Ein einziges Mal bisher, um genau zu sein. Da hatte ich meine Charaktere und habe sie einfach machen lassen, um zu schauen, was dabei herumkommt. Dabei hat das überraschend gut funktioniert.
Aber normalerweise habe ich zuerst den Plot, oder zumindest eine Ahnung davon, worum es geht, was in dem Roman passieren und wie er ausgehen soll und welche Art von Figuren dort mitmischen muss, damit das Konzept aufgeht. Wie ich dann die einzelnen Rollen ganz konkret besetze, überlege ich mir fast zuletzt ... Natürlich beeinflussen die Figuren den Plot wiederum, der ja auch noch gar nicht im Detail geplant ist, und so einiges kommt anders, als ich mir das gedacht hatte, aber der Grundplot muss bestehen bleiben und daher muss ich die Figuren dazu zwingen, ihn so voranzutreiben, dass es zum geplanten Ende kommt. Natürlich entwickeln sich dabei auch die Figuren, und in dem Punkt stimme ich Klecks absolut zu:
Zitat von: Klecks am 10. Oktober 2014, 16:28:58
Wenn ich mich nur auf eines der beiden konzentrieren würde, hätte ich entweder flache und leblose Figuren oder einen nichtssagenden, uninteressanten Plot.
Nur, dass ich mit dem Plot starte. Fast immer. Mich hat noch nie eine Figur angesprungen und gesagt "Erzähl was über mich!", ohne dass es einen Plot gab. ;D
Klecks: Wenn Du meinen Satz so aus dem Kontext rausreißt, dann bin ich auch Deiner Meinung...
"Man sollte sich auf jeden Fall auf eins von beiden konzentrieren"
Ich meinte, dass man sich für eine Geschichte, indem Fall Erlebnis-oder Charaktergeschichte entscheiden muss. Es bedarf ja keiner Diskussion, dass die Figur nicht flach und eindimensional sein sollte, auch wenn man sich für eine Erlebnisgeschichte entscheidet!!!
@Notrya: Gerade die Tatsache, dass das bei jedem Autor etwas anders ist, finde ich total faszinierend und auch schön und wichtig. :vibes: Ich sagte ja auch für mich - nicht für alle, nicht für andere und erst recht bin ich nicht der Meinung, dass das bei allen Autoren zu sein muss. ;D Ich finde es spannend, wenn der Plot zuerst da ist. Wobei ich auch nicht behaupten will, dass ich nicht des Öfteren eine Plot-Idee habe und die Figuren danach kommen. Was ich sagen wollte und anders weil besser hätte ausdrücken sollen, ist, dass meine Figuren - egal, zu welchem Zeitpunkt - den Plot maßgeblich bestimmen, ermöglichen und beeinflussen. Ich passe den Plot den Figuren an, wenn etwas nicht passt. Aber wie gesagt, das macht jeder anders, und aus beiden Möglichkeiten entstehen sicherlich tolle Bücher. Das mit dem Anspringen finde ich lustig, dass du es sagst, denn genauso geht es mir meistens. Da kommt jemand, winkt gut gelaunt und sagt: "So, hier bin ich! Wer ich bin? Und was ich mache? Finde es heraus!" Was dann schon mal Jahre dauern kann. :omn:
@Lazlo: Es war nicht meine Absicht, etwas aus dem Kontext zu reißen. Warum sollte ich das auch tun? Auf meiner Seite ist alles okay. :winke: Ich bin kein Fan davon, irgendwelche Entscheidungen zu treffen, die irgendjemand mir zu treffen anordnet, weil es die und die Einordnung gibt. Zumindest dann bin ich kein Fan davon, wenn es mir nicht hilft, und dieses Beispiel engt mich ein, während ein Genre zum Beispiel ein weit dehnbarer Überbegriff für etwas ist. Ich muss mich nicht zwischen Erlebnis- und Charaktergeschichte entscheiden. Ich will beides im selben Buch haben, und das hinzubekommen, ist die große Forderung, die ich an mich stelle. Aber nochmal: Das geht mir so, das muss nicht jedem so gehen, und ich urteile nicht darüber, dass eine Vorgehensweise besser oder schlechter oder effektiver ist als die andere. Und ich wollte dir auch nicht unterstellen, dass bei dir durch die andere Vorgehensweise flache Figuren/uninteressante Geschichten entstehen. Ich habe nur beschrieben, was bei mir passieren würde, wenn ich diese Vorgehensweise hätte.
Ich fand immer, dieses Thema ist eins der schwierigsten, wenn es um den Aufbau einer Geschichte geht. So oft hört man "plot driven" oder "character driven" oder wie auch immer man es nennt. Ich habe am Anfang immer gesagt, ja, klar, für mich ganz klar Charakter. Andererseits haben meine Bücher auch einen Plot.
In guten Büchern (zumindest in solchen, die ich gut finde), gehören Charakter und Plot zusammen. Der Protagonist will etwas, dass er nicht haben kann, oder muss etwas tun, dass er eigentlich nicht tun will - und das ist der Anstoß für den Plot. Der Charakt er muss einen inneren Konflikt überwinden. Er hat eine oder mehrere schlechte Eigenschaften, in seinem Leben stimmt etwas nicht, und er muss genau diese Unzulänglichkeiten überwinden, um auch den äußeren Konflikt, also den Plot, lösen zu können.
Ich meine, man kann sicherlich unterschiedlich gewichten, und es gibt auch Bücher, die wenig Wert auf Charakterentwicklung legen - genauso wie es Bücher gibt, die eher wenig Wert auf einen spannenden Plot legen. Ich mag beides nicht. Wie gesagt, ich finde, ein gutes Buch kriegt man nur hin, wenn man es schafft, Charakter und Plot untrennbar miteinander zu verflechten.
Plot und Figuren sollen zusammenpassen. Aber wenn sie es nicht tun, wenn es eines der üblichen Probleme gibt und man merkt, dass es so nicht funktioniert wie gedacht - an welcher Schraube dreht man dann?
Ändert man den Plot oder ändert man die Figur?
Das ist die Gretchenfrage. Ich für meinen Teil caste lieber einen an deren Hauptdarsteller als das Drehbuch über den Haufen zu werfen.
@Churke: Auch eine gute Frage. Wobei ich das für mich nicht pauschal sagen könnte. Es kommt ganz darauf an, was mich an dieses Projekt fesselt. Selbst wenn die Ursprungsidee im Plot wurzelte, kann es sein, dass die Charaktere in Wahrheit das Herz des Projektes sind. Dann würde ich auch in Betracht ziehen umzuplotten. Alte Ideen, die dadurch unter den Tisch fallen, kann man schließlich immer noch mal wieder neu verwerten. Wenn die Geschichte allerdings gut zu funktionieren scheint und die Charaktere einfach nicht mitspielen wollen, also nur im Weg sind, würde ich sie auch neu besetzen.
Meistens ist bei mir allerdings erst ein grobes Stück Plot da, dann erscheinen die Charaktere. Diese wiederum beeinflussen den weiteren Plot, der dann die Charaktere über ihre Grenzen treibt. So sind beide eng verflochten und passen in der Regel auch zusammen.
Zitat von: Churke am 12. Oktober 2014, 13:08:01
Plot und Figuren sollen zusammenpassen. Aber wenn sie es nicht tun, wenn es eines der üblichen Probleme gibt und man merkt, dass es so nicht funktioniert wie gedacht - an welcher Schraube dreht man dann?
Ändert man den Plot oder ändert man die Figur?
Das ist die Gretchenfrage. Ich für meinen Teil caste lieber einen an deren Hauptdarsteller als das Drehbuch über den Haufen zu werfen.
Ja, das stimmt wohl. Ich mache es eher andersrum - aber meistens, wenn ich merke, dass ein Plot sowieso nicht so gut funktioniert oder dass ich auch mit einem anderen Protagonisten keinen Spaß dran hätten.
Ich halte Plot und Figuren für etwa gleich wichtig, wobei die Tendenz etwas zu den Figuren geht. So würde ich z.B lieber über besonders vielschichtige, interessante Figuren in eher weniger gut ausgearbeiteten oder banalen Umständen lesen und/oder schreiben, als über eine perfekte Handlung deren Figuren die Tiefe einer Pfütze haben. Für mich als Leser ist der Bezug zu den Figuren oft stärker als der zur Handlung- was interessiert es mich, ob das Königreich Bankrott geht, viel interessanter ist, dass XY wieder aus dem Kerker kommt. ;)
Wenn man es wirklich auf "Guter Plot mit schlechten Charakteren vs Schlechten Plot mit guten Charakteren" reduziert, fällt es mir schwer, eine von beiden Seiten zu bevorzugen. Die Geschichte mit den guten Charakteren könnte man vielleicht retten, indem man eine Komödie aus ihr macht. Die mit dem guten Plot schreit nach einem Epos, welches Masse mit Klasse wettmachen könnte.
An und für sich glaube ich aber nicht dass ein guter Plot mit schlechten Charakteren möglich ist. Sie sind schließlich Teil des Plots. Ich liebe gute Charaktere, aber möchte nicht dass sie die Geschichte überschatten. Sie sind bei mir eher Diener des Plots. Sie müssen interessant und liebens- oder verabscheuungswürdig sein, damit der Plot die Möglichkeit bekommt den Leser zu berühren, mit allem was er den lieb gewonnenen Charakteren da antut.
Was den MICE-Quotienten von Orson Scott Card angeht, tendiere ich am ehesten in Richtung Event- und Ideen-Story. Lesen tu ich Charakter-Storys ebenfalls gerne (Ich mochte zum Beispiel "Ein ganzes halbes Jahr"), aber ich kann keine Geschichten schreiben ohne Atombomben auf meine Charaktere zu werden. Kontinuierlich. Boom.
Ich habe diesen Thread schon einige Tage vor meiner Freischaltung hier gelesen und wollte unbedingt etwas dazu schreiben. Und jetzt darf ich endlich! :vibes:
Beim ersten Lesen war für mich auch glasklar: Ich schreibe character-driven! Das kommt aber auch daher, dass ich sehr viele Nacherzählungen geschrieben habe und mich deshalb in meiner Figurengestaltung so richtig ausleben konnte, ohne mir sorgen um Spannung, Plotlöcher und dergleichn zu machen.
Ich denke schon, dass starke Charaktere einen altbekannten oder klischeehaften Plot spannend machen können. Das sieht man denke ich besonders gut an aktuellen Trends. Viele zugehörige Romane haben ja einen ähnlichen Ausgangspunkt (z.B. junge Frau trifft auf geheimnisvollen Mann, der sich als übernatürliches Wesen entpuppt) und meist auch eine ähnliche antagonistische Kraft (in diesem Beispiel wäre das die übernatürliche Abstammung des Mannes, der dadurch das Leben der Frau gefährden könnte). Ob die Geschichte dann gut und lesenswert ist, entscheidet fast ausschließlich die Ausarbeitung der Figuren.
Davon abgesehen finde ich aber, dass richtig gute Geschichten vor allem eines sind: Konfliktorientiert. Am liebsten habe ich es, wenn es neben dem großen, handlungsgebenden Konflikt auch persönliche Probleme einzelner Charaktere gibt, die zwar losgelöst vom Hauptkonflikt bestehen, dafür aber die Handlungen der Figuren beeinflussen.
Zitat von: LavendelIn guten Büchern (zumindest in solchen, die ich gut finde), gehören Charakter und Plot zusammen. Der Protagonist will etwas, dass er nicht haben kann, oder muss etwas tun, dass er eigentlich nicht tun will - und das ist der Anstoß für den Plot. Der Charakt er muss einen inneren Konflikt überwinden. Er hat eine oder mehrere schlechte Eigenschaften, in seinem Leben stimmt etwas nicht, und er muss genau diese Unzulänglichkeiten überwinden, um auch den äußeren Konflikt, also den Plot, lösen zu können.
Zitat von: TinkajDavon abgesehen finde ich aber, dass richtig gute Geschichten vor allem eines sind: Konfliktorientiert. Am liebsten habe ich es, wenn es neben dem großen, handlungsgebenden Konflikt auch persönliche Probleme einzelner Charaktere gibt, die zwar losgelöst vom Hauptkonflikt bestehen, dafür aber die Handlungen der Figuren beeinflussen.
Das eine Geschichte nur funktioniert, wenn es einen Konflikt gibt, dem Kann ich zustimmen. Wenn es keinen gäbe, wäre die Frage irgendwie etwas müssig, wieso man überhaupt über eine Sache schreiben sollte. Zumindest, wenn es ein Prosa Text ist und keine lyrische Abhandlung von der Form, Stimmung und Atmosphärik von etwas. Das interessante daran, sich vorher Gedanken darüber zu machen, ob man eine Geshcichte über eine bestimmte Figur oder über eine Außenstehende Situation/den Plot schreiben möchte, sehe ich darin, wie wichtig eine Figur ist um meine Idee herüber zu bringen.
Wie bereits gesagt, bin ich persönlich eher ein Freund von Geschichten die etwas mehr Augenmerk auf eine gute Charakterentwicklung legen. Das liegt vor allem daran, das ich in stark Plot getriebenen Fantasy Geschichten (das kommt eher in diesem Genre vor) der Plot als etwas so mächtiges und übergreifendes dar gestellt wird. Eine Deus Ex Machina. Das persönlich langweilt mich manchmal. Besonders, wenn man merkt, das die Figur, eigentlich gut und interessant geschrieben ist, aber nur weil es der/die Protagonistin der Geschichte ist, muss sie aus jedem Problem heraus kommen und jedwedes Hindernis auch bewältigen.
Das finde ich nimmt etwas den Reiz aus einer Geschichte. Ist nun der Plot - also die Epische Queste wichtig, oder eine einzelne Figur, die durch die Eigenheit der Heldensage, zum "Auserwählten-Clishee" verkommt wichtiger? (Fand ic ganz schlimm bei Harry Potter, warum konnte
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.
Warum kann ich nicht einen interessanten Charakter haben, der für die Geschichte da ist, aber in dem Moment, wo etwas passiert, was sich nur durch einen "Göttlichen Eingriff" für ihn zum Guten wenden lässt, es für diese Figur einfach mal endet und man die Geschichte, anders weiter erzählt. Wenn ich denn den Plot in den Vordergrund stelle. Wenn die Welt schon untergeht o.ä. wird bestimmt nicht der Rest der Welt die Hände in den Schoss legen, weil ihr Außerwählter tot ist :wart:
Worauf will ich damit hinaus. Ich hatte kürzlich eine Diskussion mit einem Bekannten, der traurig war, das in dem nächsten Teil einer Geschichte, nicht mehr die gleiche Hauptfigur auftauchen würde. Sie war nicht gestorben, oder ähnliches, sondern ihre Geschichte in dieser Welt, mit einem allumfassenden Plot war abgeschlossen.
Ich für meinen Teil habe ihn gefragt, ob es ihm denn besser gefallen würde, wenn ein Autor eigentlich die Geschichte die er mit dieser Figur erzählen wollte eigentlich schon abgeschlossen hat, aber aus "Liebe" zu der Figur sie weiter machen lässt. (er meinte ja, weil er wirklich sehr, sehr, sehr an dieser Figur hängt :omn:)
Meine These ist hier, dass man einer Figur etwas sehr unfaires damit antut. Wenn ihre Geschichte gut war, warum soll ich dann nur um des Charakters Willen es weiter ausreizen, bis der Charakter zu einem Ende kommt, das einfach ausstirbt - vor Langeweile. Oder ich habe hier diesen Charakter, den ich ja so gern habe, aber er eignet sich nicht für eine lange Geschichte, wegen seines Charakters. Wie Klecks ganz richtig sagt:
Zitat von: KlecksEin eher schüchterner Prota würde die Liebe seines Lebens kampflos aufgeben, was ein Unhappy End wäre. Eine eher selbstbewusste Person würde um seine Liebe kämpfen und eine zweite Chance bekommen, was ein Happy End wäre. Man sieht also: Sobald ich die Figur verändere, verändert sich der Plot mit ihr.
Das habe ich schon so oft gerade bei erfolgreichen langen Serien gesehen, wie eine Geschichte und ein Charakter unnötig abgestumpft und in die Länge gezogen wird, nur damit es weiter geht.
Und jedesmal tut es mir wieder weh. :wums:
Ich überlege gerade, ob diese Entscheidung ob Charaktere oder Plot auch einen Touch Gender-driven und vom Genre bestimmt sind. Dass Autorinnen und Leserinnen sich beim Schreiben/Lesen sehr an die Figuren halten oft auch weil eben eine Love-Story mit im Plot steckt, während viele Leser und Autoren gern mehr Handlung, Hintergrund, Aktion bevorzugen.
Ich bemerke das bei den historischen Romanen, dass bei Protagonistinnen immer ein Love-Interest dabei ist und das funktioniert nur, wenn die Figuren im Fokus sind. Bei Protagonisten hingegen ist es oft das Bild der Zeit, was ihnen dort widerfährt usw...
Kann es sein, dass es bei Fantasy ähnlich ist? Romantasy, Urban Fantasy usw... die ganzen Vampirgeschichten, Engel, Dämonen, die sich unbedingt verlieben müssen, weil das eben die Geschichte ist und daher als Charaktere im Mittelpunkt stehen.
Zitat von: Maria am 24. März 2015, 04:33:59
Romantasy, Urban Fantasy usw... die ganzen Vampirgeschichten, Engel, Dämonen, die sich unbedingt verlieben müssen, weil das eben die Geschichte ist und daher als Charaktere im Mittelpunkt stehen.
Für mich gibt es kaum etwas schlimmeres, als wenn sich zwei Charaktere beim ersten Zusammentreffen sofort unsterblich verlieben, ohne dass es den geringsten Grund dafür gibt. Eben nur, weil sie die beiden Protagonisten sind und der Plot das so will. Wegen sowas schalte ich eine Serie aus/lege ein Buch zur Seite. Es ist schlimm, wie manchmal Charaktere verdreht, nur weil es unbedingt eine Liebesgeschichte geben muss.
Zitat von: Shedzyala am 24. März 2015, 16:32:21Für mich gibt es kaum etwas schlimmeres, als wenn sich zwei Charaktere beim ersten Zusammentreffen sofort unsterblich verlieben, ohne dass es den geringsten Grund dafür gibt. Eben nur, weil sie die beiden Protagonisten sind und der Plot das so will. Wegen sowas schalte ich eine Serie aus/lege ein Buch zur Seite. Es ist schlimm, wie manchmal Charaktere verdreht, nur weil es unbedingt eine Liebesgeschichte geben muss.
Da stimme ich dir voll zu. Liebe auf den ersten Blick: okay. Absolute Hingabe und das Vergessen seines eigenen Seins auf den ersten Blick: Bullshit.
Und das "Liebe auf den ersten Blick"-Szenario kann man auch nur verwenden, wenn man es gut beschreibt. Nicht einfach nur "Hingeguckt und sofort verliebt", sondern auch mit anständigen Begründungen und einer Spur von Unsicherheit, ob es denn wirklich ein Gefühl der Verliebtheit/Liebe ist.
Was das eigentliche Thema angeht, bin ich der festen Überzeugung: Ohne Charakter kein Plot, ohne Plot kein Charakter. Beides muss aufeinander abgestimmt sein und diese Dinge müssen sich beeinflussen. Ein Junge, der noch nie getötet hat und nun dazu gezwungen wird, ist danach nicht mehr der gleiche. Gleichermaßen muss man aber auch die Bereitschaft zu töten in den Jungen schreiben, weil der Plot sonst nicht vorankommt.
Ich habe mir gerade die Frage gestellt, wie ich es mache.
Es gab ein Projekt, das vorher einen Plot brauchte und eine Vorgabe hatte, was die Charakter nicht durften: In dem Fall durften sie sich nicht verlieben. Die Geschichte wurde unter einem Pseudonym verlegt, ich bin bis heute unzufrieden mit dem Ergebnis, denn... die Hauptdarsteller haben sich verliebt, es scheint zwischen den Zeilen durch. Ein großartige Story wurde verschenkt. Da der Vertrag bald abläuft, spiele ich mit dem Gedanken einer kompletten Neufassung.
Bei meinem aktuellen Projekt habe ich alle Freiheiten. Es gibt innerhalb der Handlung einzelne Kapitel und auch Wendungen, die ganz deutlich von den Charakteren bestimmt sind. Zwei Darsteller haben sich so positioniert, dass sie in den Folgebänden der Trilogie eine viel wichtigere Rolle bekommen werden als gedacht. Einer davon ist komplett neu, der andere sollte als Nebendarsteller fungieren. Nun werden sie wohl ein sehr gegensätzliches Gespann innerhalb der Heldengruppe.
Andere Kapitel, wo um Kämpfe geht, sind zu einem großen Teil Handlungsbestimmt. Dem folge ich, beschreibe fröhlich vor mich hin, bis einer der Charaktere wieder im Fokus steht und dann Sachen macht, oder Ereignisse auf sich zieht, die wiederum die Handlung eine neue Richtung geben.
Bei all dem verliere ich nicht aus dem Auge, was die Prämisse des Ganzen ist. Für irgend etwas ist es ja gut sein, dass man sich am Anfang die Arbeit damit gemacht hat. Für mich ist es also beides okay. Charakter und Handlung bestimmen den Ablauf, der Charakter immer ein bisschen stärker. Die Handlung kann dabei eine ganz andere Entwicklung einschlagen, aber an der Prämisse, dem woher kommen meine Protas und worum geht es auf ihrem Weg grundsätzlich ändert das nichts.
Mir scheint, diese Unterscheidung in Charakter oder Handlung ist wieder eine von diesen Schreibregeln, um die man wissen sollte, vor allem wissen, was man gerade tut und warum, um sie dann kreativ einzusetzen, wie es einem ums Autorenherz ist.
Mmmh eine Liebesgeschichte finde ich auch eher sehr unnötig... Sie ist in den meisten Geschichten irrelevant, es sei denn die Serie läuft entweder A lang genug, oder B die Liebesgeschichte ist das was ich erzählen will. Zumeist habe ich bei solchen Sachen aber das Gefühl, dass sie versucht mehr "Plot" herein zu bringen. Besonderst diese Liebe auf den ersten Blick Geschichten. Dann finde ich sie auch eher "meh".
Ob nun viele weibliche Leser, gerade auf Liebesgeschichten anspringne und das wichtig finden, weiß ich nicht 100% zu sagen.
Was ich nun in Fangemeinden oft beobachte, dass sehr viel "Shipping" betrieben wird, wenn es keine konkrete Liebesgeschichte gibt. Das sehe ich bei Männern und Frauen aber gleichermaßen, was die Häufigkeit solcher dinge angeht. Was man sich hier fragen sollte, brauche ich eine Liebesgeschichte? Lasse ich meinen Lesern den Spaß, dass sie selber "Couplen" können? Verwende ich das Thema liebe vielleicht nur zum "Zweck" und werde dem Gefühl nicht ganz gerecht?
Ich weiß auch nicht, manchmal erwische ich mich selbst dabei eine kleine Romanze einzubauen, je nach alter der Figuren. Aber wenn es ungeplant passiert, meistens tatsächlich aus dem Plotloch heraus, dass ich dann wieder ändere meistens, wenn das loch vorrüber ist, sollte ich in eine solche Situation ist (ins Blaue schreiben, hach macht das manchmal Spaß).
Dennoch schließe ich mich an, dass es besser ist, keine als eine "erzwungene Liebesgeschichte" zu haben. Dann macht es auch viel mehr Spaß es zu lesen.
Ob man weniger "Schmonzetten" schreibt, wenn man glücklich verliebt ist? :hmmm: Ich habe sowas immer gern gelesen oder geschrieben, wenn ich entweder mich allein gefühlt habe oder B ich hoffnungslos verschossen war. Nun da ich in einer stabilen sehr glückliche Beziehung bin, lässt mich das Übertriebene wohl eher schmunzeln. :wolke:
Zitat von: Roca Teithmore am 24. März 2015, 18:11:42
Mmmh eine Liebesgeschichte finde ich auch eher sehr unnötig... Sie ist in den meisten Geschichten irrelevant, es sei denn die Serie läuft entweder A lang genug, oder B die Liebesgeschichte ist das was ich erzählen will. Zumeist habe ich bei solchen Sachen aber das Gefühl, dass sie versucht mehr "Plot" herein zu bringen. Besonderst diese Liebe auf den ersten Blick Geschichten. Dann finde ich sie auch eher "meh".
Unnötig finde ich Liebesgeschichten jetzt nicht, sie können Charakteren mehr tiefe verleihen und sind ein guter Motivator. Ich hasse es nur, wenn auf Teufel komm raus zwei Menschen verkuppelt werden, die so gar nichts miteinander anfangen können. Und dann ist es natürlich Liebe auf den ersten Blick, der Seelenpartner, die eine Wahre/Richtige, der es wert ist alles aufzugeben oder doch zumindest sich selbst ... wobei diese Hingabe meiner Erfahrung nach meist eher auf weibliche Charaktere zutrifft.
Die meisten Geschichten beginnen in meinen Kopf mit einem Charakter und zwei, drei Szenen, in denen ich diesen Charakter agieren sehe. Aus diesen Szenen versuche ich dann einen Plot zu formen und dabei gleichzeitig den Charakter besser kennenzulernen. Ich habe das Glück eines sehr ausgeprägten Kopfkinos, weshalb ich meine Charaktere durch immer mehr Szenen jagen kann, die dann nur noch verbunden werden müssen. Aber ich würde mich definitiv als charakterorientiert bezeichnen. Auch bin eher bereit, anderen Schreibern einen Fehler im Plot als eine charakteruntypische Handlung zu verzeihen.
Bei mir gehen der Plot und der Charakter Hand in Hand. Entwickelt sich das eine weiter, folgt das andere gleich darauf. Das könnte ich nicht abstellen, nicht einmal wenn ich es wollte. Und ich will es auch gar nicht.
vor Masquerade waren alle meine Plots mehr auf die Charaktere ausgelegt. die Handlung folgte irgendwie nebenbei und war auch immer zu schwach. Deswegen war ich auch irgendwie nie zufrieden. Es hat immer etwas gefehlt. Bei Masquerade hat es erst Klick gemacht und mir gelang es sowohl Handlung als auch den Charakter gleichermaßen zu Wort kommen zu lassen.
Liebesgeschichten fand ich bis vor kurzem entweder unnötig oder störend, in meinen eigenen Geschichten und hab dem auch nie genug Gewicht beigemessen. Das war bei mir immer mit ein Grund, warum es bei meinen Geschichten gehakt hat. Dabei weiß ich selbst nicht einmal warum ich sie nie wirklich drin haben wollte. Was sich mittlerweile geändert hat. Jetzt würde ich keinen Plot mehr machen, meine Charaktere gehen glücklicherweise Hand in Hand, in dem keine Liebesgeschichten drin vorkommt. Ich habe dank meines aktuellen Projektes gemerkt, dass ich die Leibesgeschichten drin brauche. Ebenso in meinen Projekten die danach folgen sollen.
Fan von "Liebe auf den ersten Blick" wo der Protagonist sich selber oder einfach alles für seine Liebe aufgibt. Seien ganze Persönlichkeit am besten gleich noch mit. Ne, damit kann man mich jagen. Genau so wie mit erzwungenen Liebesgeschichten. Wenn man schon eine Liebesgeschichte reintut, sollte die meiner Meinung auch dazu passen. Wenn nicht, dann soll man es lieber lassen, wovor es den ganzen Roman ruiniert. Davon hat man selber nichts und schon gar nicht der Leser.
Thema Liebesgeschichte: In meinem Hauptwerk spielt die Beziehung zwischen dem Prota und seiner Ex eine wichtige Rolle, die Verliebtheit in ein anderes Mädchen ist eher nebensächlich und erst im zweiten Teil wirklich relevant. Ansonsten kann ich auf Liebesgeschichten in meinen eigenen Werken verzichten. Klar, irgendwer ist irgendwo verliebt, aber das spielt keine wichtige Rolle. Es wird am Rande erwähnt und vielleicht gibt es auch ein Pärchen, aber nichts weltbewegendes.
Moin.
Ein schönes Thema, da muss ich doch auch einmal wieder etwas sagen. :pfanne:
ZitatA: Über einen Interessanten Charakter zu schreiben, der eher banale Dinge tut (Slice of Life als Beispiel)
B: Ein interessanter tiefgreifender Plot, bei denen die Charaktere nicht so wichtig sind.
Soviel ich weiß, werden Texte unterschieden in ,,event driven" und ,,character driven", also handlungs- oder charaktergetrieben. Aus dieser Entscheidung heraus wird dann erst der Plot (wenn überhaupt) geschrieben. Insofern kann der Plot sowohl als auch sein. Dementsprechend stimmt die Überschrift nicht ganz. Auch wenn sich das jetzt nach Besserwisserei anhört :) - sie soll es nicht sein, doch ich halte diese Unterscheidung schon für wichtig.
Andererseits wiederum auch nicht, denn der beste Plot nutzt nichts, wenn er lausig umgesetzt wird und ein lausiger Plot, der gut geschrieben wird, kann viel herausreißen. Es gibt Schriftsteller, die liest man nicht wegen der Handlung oder der Charaktere, sondern weil ihre Art zu schreiben einfach Spaß macht.
Natürlich sollte man sich vorher in etwa darüber im Klaren sein, in welche Richtung in etwa die Reise geht, also mehr Charakter oder mehr Handlung, nur entwickeln sich Charaktere während des Schreibens und dann kann man dem Held schlecht sagen: ,,Jetzt halt mal die Füße still, Freund. Jetzt ist erstmal eine Actionszene dran."
Irgendwie muss es zusammenpassen. Wie heißt es so schön: Die Mischung machts ...
Also bei mir selbst ist es nicht stringent. Ich weiß noch, dass ich die Vollstreckerin erst mal Plot-driven erdacht habe, ihren ersten Fall auf Baeldin, das war einfach ein Krimi. Ich liebe es, Welten zu bauen und da konnte ich mich austoben. Zudem mag ich Handlungskrimis, also solche, wo das Geschehen im Mittelpunkt steht und ich als Leserin hab echt null Interesse daran, seitenweise zu lesen, dass der Ermittler eine kaputte Ehe hat, Streit mit seiner Tochter, Stress mit seiner Mutter, zu viel trinkt, das Leben traurig findet, seinen Psychiater hasst usw... Ich will wissen wer der Täter ist und ich will eine gute Aufklärung. Ein unterhaltsamer Ermittler soll es sein, aber lieber kein selbstzentrierter kaputter. Also war Caitlynn nicht das Zentrum und eine Lovestory war nie im Plan.
Doch als aus dem Einmalkrimi sich ein komplexer Storybogen mit noch mehr Welteinblick entwickelte, entwickelte Caitlynn auch ein Eigenleben. Jetzt geht beides Hand in Hand. Der Plot fodert, dass sie als Person eine Entwicklung, eine Veränderung durchmacht und auch die Lovestory wird in einem späteren Band zentraler. Die Leserinnen haben mich spüren lassen, dass sie das möchten und so entwickelt es sich, was mich selbst überrascht hat.
Bei meinem Kinderbuch zu Drache und Ritter z.B. standen von Beginn an die beiden Figuren im Mittelpunkt und ihre Wünsche haben den Plot ins Rollen gebracht.
Ich muss gestehen, wenn ich an Herr der Ringe denke, nur an das Buch und die Filme ausblende, kann ich keine fünf Sätze zum Charakter von Legolas schreiben (ich meine jetzt nicht seine Aktionen, seine Familie, sondern wirklich seinen Charakter) oder zu Aragon oder Gimli. Auch erkenne ich im Buch keine große Entwicklung des Innenlebens dieser Figuren. Kann das sein, dass dies am Genre "epische High-Fantasy" hängt? Dass dort die meisten Helden so fertig sein müssen, um die Herausforderung überhaupt zu bestehen und dass die Herausfoderung, eben das epische Geschehen wichtiger ist?
"Herr der Ringe" ist nun mal Frodos Heldenreise und die anderen sind supporting actors. Und was Aragorn betrifft - der spielt die Rolle des rechtmäßigen Königs in Verbannung. Seine vorbehaltlose Eignung für den Thron legitimiert seinen Herrschaftsanspruch. Wohin soll der sich da noch entwicklen?
Und Gandalf... der wechselt die Farbe, aber mal ehrlich: Gandalf ist einfach zu alt und zu weise, um sich irgendwie zu entwickeln.
Ich werde nicht zu allen Punkten etwas sagen, weil ich meinen Standpunkt, glaube ich, schon einmal gepostet habe und das meiste schon gesagt wurde. Nur dazu:
Zitat von: Maria am 24. März 2015, 04:33:59
Ich überlege gerade, ob diese Entscheidung ob Charaktere oder Plot auch einen Touch Gender-driven und vom Genre bestimmt sind. Dass Autorinnen und Leserinnen sich beim Schreiben/Lesen sehr an die Figuren halten oft auch weil eben eine Love-Story mit im Plot steckt, während viele Leser und Autoren gern mehr Handlung, Hintergrund, Aktion bevorzugen.
Autorinnen und Leserinnen von Liebesromanen. ;) Ich denke, das hängt tatsächlich mehr vom Genre als vom Geschlecht ab. Ich bin auch eine Frau und ich fiebere zwar gerne mit den Figuren mit, möchte aber gleichzeitig auch Substanz und Handlung dabei haben. Das ist die Frage, was eine bestimmte Art von Buch verlangt, denke ich.
ZitatKann das sein, dass dies am Genre "epische High-Fantasy" hängt? Dass dort die meisten Helden so fertig sein müssen, um die Herausforderung überhaupt zu bestehen und dass die Herausfoderung, eben das epische Geschehen wichtiger ist?
Jein. Es gibt ja auch High Fantasy mit sehr vielschichtigen Charakteren. Ich denke aber schon, dass es eine Tendenz gibt, dass bei High-Konzepten (in denen es eher um das Gesamte geht, eine Stadt oder Welt als Ganzes) die Charaktere eher flacher werden. Hingegen kommt bei Low-Konzepten (die sich auf eher auf Einzel-Schicksale konzentrieren) oft das Gesamtbild nicht so gut rüber. Beides gleichberechtigt zu behandeln ist sehr schwierig und ich habe grossen Respekt vor jedem, der es schafft. Ich habe mich irgendwann entschieden, bei "Low" zu bleiben (aber ich schreibe ja auch Contemporary, da ist es meistens auch gar keine Frage).
Ausserdem muss man sehen, dass bei HdR die meisten Charaktere Archetypen sind. Deshalb ziehen sie trotz ihrer Flachheit so viele Leute in den Bann. ;) Die Tiefen in diesem Buch liegen eher woanders als in der Charakterausarbeitung.
Zitat von: Witch am 25. März 2015, 10:40:06
Ich denke aber schon, dass es eine Tendenz gibt, dass bei High-Konzepten (in denen es eher um das Gesamte geht, eine Stadt oder Welt als Ganzes) die Charaktere eher flacher werden. Hingegen kommt bei Low-Konzepten (die sich auf eher auf Einzel-Schicksale konzentrieren) oft das Gesamtbild nicht so gut rüber. Beides gleichberechtigt zu behandeln ist sehr schwierig und ich habe grossen Respekt vor jedem, der es schafft. Ich habe mich irgendwann entschieden, bei "Low" zu bleiben (aber ich schreibe ja auch Contemporary, da ist es meistens auch gar keine Frage).
Das sehe ich sehr ähnlich, die epischen Plots haben leider selten Charaktere, mit denen ich gern mitfiebere. Hingegen bei Büchern mit wirklich tollen Charakteren habe ich den Eindruck, dass es sich mittig gern mal etwas zieht, weil dieser tolle Charakter alle möglichen Alltagssituation erleben muss, die man besser hätte abkürzen sollen. Trotzdem lese ich diese Variante lieber. Eine gute Geschichte mit spannenden Charakteren wäre natürlich das Optimum, dazu fallen mir aber leider kaum Beispiele ein. Es scheint wirklich schwer zu sein, eine ausgewogene Mischung zu schreiben.
Zitat von: Churke am 25. März 2015, 10:17:53
"Herr der Ringe" ist nun mal Frodos Heldenreise und die anderen sind supporting actors. Und was Aragorn betrifft - der spielt die Rolle des rechtmäßigen Königs in Verbannung. Seine vorbehaltlose Eignung für den Thron legitimiert seinen Herrschaftsanspruch. Wohin soll der sich da noch entwicklen?
Und Gandalf... der wechselt die Farbe, aber mal ehrlich: Gandalf ist einfach zu alt und zu weise, um sich irgendwie zu entwickeln.
Und genau das ist der Grund, warum ich noch nie etwas mit Tolkien anfangen konnte ;)
*Staub wegpust*
Ich habe das Thema gerade entdeckt und wollte es einfach mit den Worten abtun, dass ich mich weder entscheiden kann und will. Doch dann habe ich mich selbst gefragt, ob das denn wirklich stimmt, und festgestell, dass die Antwort komplexer ist.
Plot- und Charakterentwicklung gehen bei mir Hand in Hand - die Charaktere treffen Entscheidungen, die die Handlung voranbringen, und unerwartete Ereignisse setzen meine Charaktere unter Zugzwang. Tatsächlich ist mein Plot als Bewährungsprobe für die Charaktere ausgelegt - entweder lernen sie Schwimmen oder sie gehen unter. Doch bei der Frage nach Henne oder Ei muss ich feststellen: Die Ideen zum Plot sind in der Regel deutlich früher da als die Ideen zu den Charakteren, von solchem mit realen Vorbildern wie Cicero oder Octavian mal abgesehen. Da war die Idee zu den Charakteren früher da, weil mich gewisse Charaktereigenschaften faszinieren, z. B. Octavians Unverfrorenheit und sein unbedingter Wille zur Macht.
Ansonsten überlege ich, welche Handlngsstränge ich brauche und welche Atmospäre ich vermitteln will, und überlege mir auf dieser Grundlage, welche Charaktere passen. Dann lasse ich ihnen allerdings den Raum, den sie brauchen, um sich zu entfalten, denn Charaktere dürfen für mich niemals nur Statisten sein, deren Funktion sich darauf beschränkt, als Fenster zur Welt und zur Geschichte zu dienen. Ihre Erlebnisse im Laufe der Handlung prägen sie, und ich als Leser möchte das miterleben, während ich als Autor Spaß daran habe, mich in sie hineinzuversetzen und sie immer wieder zu förder und zu fordern. Viele Geschichten sind ja nur deshalb so fesselnd, weil man sich als Leser mit den Charakteren identifiziert und mit ihnen mitfiebert. Das ist auch für mich ein ganz zentraler Punk - und einer der Gründe, warum ich mit Erikson nich viel anfangen kann: seine Protas sind effektiv nur Statisten und mir völlig egal - daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sie möglichst schräg sein sollen - im Gegenteil.
Also ist bei mir der Plot der Ausgangspunkt, aber letztlich sind bei Aspekte so ineinander verzahnt, dass ich beide Punkte schlussendlich gleichberechtigt behandle.
Zitat von: Mithras am 24. Oktober 2015, 09:36:48
Tatsächlich ist mein Plot als Bewährungsprobe für die Charaktere ausgelegt - entweder lernen sie Schwimmen oder sie gehen unter.
Dann lass mich die Frage etwas zuspitzen. Angenommen, du hast fest eingeplant, dass die Figur untergeht. Nun stellst du im Verlauf des Schreibens fest, dass sie vielleich doch schimmen lernen könnte. Was tust du?
Meine Antwort ist klar: So lange ich in erfolgreichen Schwimmbewegungen keine signifikante Verbesserung der Story sehe: blubb, blubb, blubb.
Man kann solche Fragen flexibel handhaben, aber man kann nicht Diktator werden, ohne den Rubikon zu überschreiten.
Die Ausgangsfrage (grad noch mal nachgeschaut) ist in sofern etwas irreführend, als dass eine Geschichte weder mit spannendem Plot und schwachen Figuren, noch mit interessanten Figuren und bettlägrigem Plot gut sein kann. Am Ende müssen beide Pfeiler die Geschichte tragen. Nur auf dem Weg dorthin kann sich das Vorgehen erheblich unterscheiden. Habe ich einen Plot und flicke die Figuren nach oder habe ich Figuren, für die ich einen Plot konstruieren muss.
Die Schneeflockenmethode lässt Plot und Figuren gemeinsam wachsen und wahrscheinlich arbeiten auch die meisten Autoren so (Nehme ich einfach mal an, so wie ich es nach Diskussionen im Freundeskreis mitbekommen habe).
Interessant in diesem Zusammenhang ist die Stimme von Stephen King, der sich als reiner Bauchschreiber outet und von seiner Grundidee und der eigenen Kreativität treiben lässt. Und in der Tat, das geht. Gut verstandene und durchdachte Figuren schaffen sich ihren eigenen Plot. Dass ein toller Plot sich Wahnsinnsfiguren erschafft, habe ich noch nicht gehört. Wahrscheinlich ist es das beste, dass es jeder macht, wie er will. Hauptsache, am Ende steht eine gut erzählte Geschichte. Ich selbst tendiere als Bauchschreiber eher zu der kreativen Methode, aber ich kann auch nur ganz schlecht aus dem Nichts einen spannenden Plot konstruieren. So verwundert es nicht.
Liebe Grüße
Trippelschritt
Zitat von: Churke am 24. Oktober 2015, 10:46:52Dann lass mich die Frage etwas zuspitzen. Angenommen, du hast fest eingeplant, dass die Figur untergeht. Nun stellst du im Verlauf des Schreibens fest, dass sie vielleich doch schimmen lernen könnte. Was tust du?
Meine Antwort ist klar: So lange ich in erfolgreichen Schwimmbewegungen keine signifikante Verbesserung der Story sehe: blubb, blubb, blubb.
Ich war noch nicht in dieser Situation, deshalb kann ich nur Vermutungen anstellen, was ich tun würde. Wahrscheinlich würde ich zu Gunsten der Handlung entscheiden, denn der Tod der Charaktere ist ein so wichtiges Handlungselement, dass es die ganze Geschichte verändern würde, wenn er nicht einträte. In diesem Fall also ganz klar: Plot vor Charakteren.
Ich bin eindeutig für interessante Charaktere. Ich wage mal zu behaupten Charaktere zu basteln liegt mir im Blut ;)
Der Plot ergibt sich dann meist ganz von selbst. Der muss dann aber auch interessant sein. Beim Rollenspiel haben wir zu sowas dann immer Kaffeeklatsch-RP gesagt. Das liegt mir überhaupt nicht. Die Geschichte braucht Dynamik, damit sich die Charaktere richtig entwickeln können. Es geht also alles Hand in Hand. ICH bastle aber immer erst die Charaktere zur groben Plotidee und arbeite dann den Plot genauer aus.
Letztlich müssen die Charaktere sich dann aber in gewissen dehnbaren Grenzen dem Plot unterwerfen. Wenn es nötig ist, dass Charakter A stirbt, dann wird er das auch tun. Dafür sorge ich und wenn er dreimal schwimmen lernt. Gegen starke Strömungen kann auch der beste Schwimmer nichts ausrichten... oder eiskaltes Wasser oder... oder... ;)
Ich wollte zuerst sagen, das ich mehr Wert auf den Plot legen würde, beim näheren Überlegen muss ich aber feststellen, das ich zwar einen bestimmten Plot habe, der verfogt wird, komme was wolle, aber meine Charas auch nicht guten Gewissens töten könnte, nur weil sie sich dem Plot nicht fügen wollen.
Hat man einen sehr langen und sehr komplexen Plot, könnte jede kleine Veränderung ihn zusammenstürzen lassen wie ein Kartenhaus. :ithurtsandstings!: Hat man seine Charas aber schon zu tief ins Herz geschlossen, ist man in einer Sackgasse. Was ich gelegentlich Versuche, ist das einbringen von Nebencharas, die entweder geforderte Fähigkeiten/Eigenschaften besitzen oder wahlweise einfach als Kanonenfutter getötet werden. :snicker: Meistens müssen meine Charas sich aber einfach dem Plot fügen und zur Not auch verbiegen. Es ist mir wesentlich lieber, wenn sie sich um 180 Grad drehen müssen, als wenn ich sie zu Grabe tragen muss.