Ich weiß wirklich nicht, ob das hier Sinn macht, und auch nicht, ob ich darüber einen eigenen Thread starten möchte, aber da ich Darkover und Marion Zimmer Bradley gerade erst in diesem Thread erwähnt habe, möchte ich zumindest auf folgendes hinweisen:
Gestern habe ich in der Bild am Sonntag einen kleinen Artikel darüber gelesen, dass MZBs Tochter sie (und ihren Ex-Mann) des Mißbrauchs beschuldigt.
Ich bin gerade dabei, dass Netz zu surfen und ein wenig zu dem Thema zu recherchieren und obwohl ich noch mitten drin bin, und mir noch kein abschließendes Urteil gebildet habe, muss ich anmerken, dass mir dass, was ich da lese, den Spaß an MZBs Werken gehörig verdirbt. :gähn:
Liebe Grüße,
KaPunkt
KaPunkt, das ist ja furchtbar. :-X Dann kommen die Bücher schonmal auf die Liste mit denen, die ich nicht lesen möchte. Da hätte ich kein gutes Gefühl bei und auch keinen Spaß.
AngryMuffin: Ich warte auf die englische Gesamtausgabe, überlege aber, ob ich mir nicht einfach alle Kurzgeschichten einzeln auf den eReader lade. Hinstellen muss ich es mir nicht unbedingt, ich habe eh keinen Platz.
@Angry: muss ich doch mal überlegen zu lesen. Die deutsche erscheint vor der englischen Ausgabe? Ist ja ungewöhnlich.
@KPunkt: Äh was? Das ist ja heftig! Ich habe MZBs Bücher verschlungen, waren so die ersten Fantasy Bücher, die ich gelesen habe. Ich fand es vom Aspekt Feminismus, Homosexualität aber auch nicht so gut. Zum Beispiel der vorbotene Turm war es glaube ich, fand ich total abstrus. Aber es ist schon heftig, immerhin galt sie als feministisches Vorbild. :o
Ich habe mir das jetzt nicht durchgelesen, finde es aber irgendwie komisch, dass die Frau jetzt - Jahre nach dem Tod ihrer Mutter - damit ankommt. Ich finde solche langen Zeitabstände immer etwas komisch, und eine Erstveröffentlichung in der BAMS erst recht. Für meine gute Nachtruhe werde ich mir dahingehend heute nichts mehr zu Gemüte führen.
--Thea
Versteh ich, Thea. Ging mir ähnlich. (Was schreibt die Bams da wieder für einen Blödsinn zusammen?!)
Habe jetzt den Text der Tochter gelesen, einen seriöseren amerikanischen Zeitungsbericht und Gerichtsprotokolle (oder so was ähnliches, kann es nicht genau übersetzen) von 1998 ... immer noch kein anschließendes Urteil, aber so ganz aus der Luft gegriffen scheinen die Vorwürfe (zumindest gegen MZBs Ex) nicht zu sein.
Nun ja, ich geh jetzt ins Bett. Mit der ein oder anderen Illusion weniger.
Liebe Grüße,
KaPunkt
Also es ist ja wirklich nicht ungewöhnlich, dass Missbrauchsopfer so lange brauchen, um darüber zu sprechen. Sie antwortet in dem Blog, wo das veröffentlicht wurde sogar selbst auf die Kommentare, von einem Accout ihrere Website. Wenn das nicht die echte Moira wäre, hätte sie es ja wohl schon dementiert. Außerdem sollte es gar nicht so überraschen, wo der Mann von Bradley wegen massenhaftem Missbrauch schon verurteil wurde. Und ganz neu sind die Vorwürfe wohl auch nicht. Dass Frauen auch so häufig missbrauchen war mir gar nicht klar. Ich kann ihre Bücher jetzt jedenfalls nicht mehr lesen.
Ich bin bei sowas eigentlich immer erstmal auf der Seite der Opfer. In einer Gesellschaft, wo die erste Reaktion immer ist, die Opfer als Lügner hinzustellen und ihnen nicht zu glauben, glaube ich nicht, dass sich viele sowas ausdenken. Echte Opfer gehen ja schon durch die Hölle, weil sie von allen Seiten zu hören bekommen, sie würden nur Aufmerksamkeit wollen und lügen, das macht ja niemand auch noch freiwillig und denkt sich das aus. Und so neu scheint der Fall auch gar nicht zu sein. Ich bin jedenfalls sehr schockiert und werde die Bücher der Frau nicht lesen, da hätte ich wirklich kein gutes Gefühl bei. Aber eigentlich gehört das hier in den Thread gar nicht rein. :psssst:
:wache!: Ich will die Diskussion hier nicht abwürgen, aber das hat jetzt wirklich nur noch sehr wenig mit dem Ausgangsthema zu tun - wie sieht es aus, soll ich das doch mal in einen eigenen Thread umtopfen?
Ich glaube, ein eigener Thread wäre gut, denn das Thema interessiert hier offensichtlich einige Leute.
So, ich habe mal umgetopft.
Gibt es denn noch weiterführende Links zu der Frage? Und nicht nur die Bild?
Originalblog: http://deirdre.net/marion-zimmer-bradley-its-worse-than-i-knew/ (http://deirdre.net/marion-zimmer-bradley-its-worse-than-i-knew/)
Guardian: http://www.theguardian.com/books/2014/jun/27/sff-community-marion-zimmer-bradley-daughter-accuses-abuse (http://www.theguardian.com/books/2014/jun/27/sff-community-marion-zimmer-bradley-daughter-accuses-abuse)
such einfach den Namen und abuse, da findet man einige Artikel zu.
http://www.sff.net/people/stephen.goldin/mzb/index.html (http://www.sff.net/people/stephen.goldin/mzb/index.html)
Das ist die Seite, mit der ich mich gerade beschäftige.
Habe gestern vor allem das hier gelesen: http://www.sff.net/people/stephen.goldin/mzb/MZB_Depos_1+2.html (http://www.sff.net/people/stephen.goldin/mzb/MZB_Depos_1+2.html)
Werde heute Abend mit dem Rest weitermachen.
Liebe Grüße,
KaPunkt
Auf dem Blog unter den Kommentaren findet sich eine sehr lange Ausführung einer Frau, die offensichtlich selbst als Kind heftig missbraucht wurde, zum Thema.
Zitathttp://deirdre.net/marion-zimmer-bradley-gave-us-new-perspectives-all-right/
Wie gesagt, die Kommentare auf dem Blog sind sehr, sehr interessant, und sie stehen ziemlich weit oben (leider natürlich nur auf Englisch).
Aber so neu sind die Vorwürfe grundsätzlich doch gar nicht. Gut, dass sie jetzt von ihrer eigenen Tochter kommen, vielleicht schon, aber die Vorwürfe standen ja schon länger im Raum, damals noch im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen ihren Ehemann.
Das ist alles furchtbar und lässt gerade die sexuell sehr freilebigen Szenen in ihren Büchern in einem ganz anderen, makaberen Licht erscheinen.
Ob ich ihre Bücher noch mit Genuss lesen kann, werde ich sehen müssen, denn eigentlich ist sie eine meiner Lieblingsautorinnen und war mein Einstieg ins Lesen überhaupt. Da sie schon tot ist, habe ich kein Problem damit, dass ich jemandem so furchtbaren Geld in den Rachen werfe - aber wenn ich irgendwelche fragwürdigen Botschaften zwischen den Zeilen entdecke wird es mir wohl gehörig den Spaß verderben.
Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass man in unseren Breitengraden so lange unschuldig ist, bis die Schuld bewiesen wurde.
Es gibt durchaus Fälle wo Elternteile schon zu Unrecht für Jahre ins Gefängniss gegangen sind, weil die Kinder wegen familiären Streitigkeiten solche Aussagen getroffen haben. Werfe ich ihrer Tochter sowas vor? Nein, auf keinen Fall! Sind solche Situationen schwerwiegend und kompliziert? Ja. Trotzdem wäre es schön, von vorschnellen Verurteilungen abzusehen.
Ich verweise hier auch auf den Jugendlichen vor ein oder zwei Jahren, der unter dringendem Mordverdacht an einem kleinen Mädchen stand, das tot in einem Parkhaus gefunden wurde. Er wurde zur Polizeiwache mitgenommen, ein Nachbar beobachtete das, verbreitete es im Netz und kurz darauf stand ein Lynchmob vor der Wache. Ende vom Lied: Er war unschuldig aber stand in der Gesellschaft als Kindsmörder da.
Ich persönlich habe mich da noch nicht so ein(ge)lesen können, um zu wissen, was an den Vorwürfen nun wirklich stimmt. Es scheint im Moment eher auf "Ja, die Quellen stimmen" hinzuweisen, aber ob das so sicher? Wenn es so wäre, dann ist das schon ein ordentliches Stück. Ich zähle mich jetzt nicht zu denen, die Bradley literarisch verehrt haben. Der Erfolg als Autorin gibt ihr wohl recht, aber selbst die "Nebel von Avalaon" haben mich nicht wirklich mitreißen können. Dann sogar eher noch der Film.
Mich schockiert es nur immer wieder, weil die meisten solcher Menschen nach außen hin überhaupt nicht nach dem aussehen, was in ihnen stecken kann. bradley wirkt auf Fotos u.ä. sehr bodenständig und herzlich. VIelleicht bin ich da auch einfach etwas naiv.
Kürzlich kam irgendwo dazu die neue alte Frage auf: Sollte man die Kunst vom Menschen trennen? Sprich in diesem Fall: Autorin Bradley vom Mensch Bradley? Was sagt ihr dazu?
Abgesehen davon, ob die Missbrauchsvorwürfe stimmen, wird mir bei Bradleys Aussagen vor Gericht schon schlecht genug. :-X
Ich denke, man muss niemandem einen Vorwurf machen, der noch ihre Bücher liest. Und wer sie kauft... nun, sie ist tot, sie hat nichts mehr von dem Geld. Ihre Bücher scheinen ja viele Frauen positiv beeinflusst zu haben und das finde ich an sich gut. Manche Passagen erscheinen aber nun schon in einem anderen Licht.
Ich denke, man kann die Kunst zumindest zum Teil vom Künstler trennen. Ich sehe immer noch Filme von Woody Allen, aber der Unterschied ist für mich persönlich, wem ich mein Geld gebe. Wenn ein Film von ihm im Fernsehen kommt, sehe ich ihn mir an, aber ins Kino gehe ich nicht mehr. Noch schlimmer ist es für mich bei Enders Game, da der Autor ja offensichtlich anti-LGBT*-Organisationen mit seinem Geld unterstützt.
Am wichtigsten ist es denke ich, dass man die Positionen des Künstlers als problematisch erkennt und sich selbst davon distanziert. Enders Game als Buch mögen, aber sich klar sein, dass die sexistischen/homophoben/rassistischen Aussagen des Autors absolut nicht okay sind. Die Nebel von Avalon lesen und sich klar sein, dass es absolut nicht okay ist, was sie getan hat, sollte sie es getan haben, sich darüber klar werden, was daran nicht okay ist und bestenfalls aufmerksamer dem Thema gegenüber werden. Und die Autorin nicht verteidigen. Ja, es ist nicht bewiesen, aber "Sie hat das bestimmt nicht so gemeint, das ist alles nicht so schlimm" oder "Die Tochter lügt doch nur" finde ich in solchen Fällen schlimmer als alles andere, aber versteht mich nicht falsch, "Ich bin skeptisch, weil ich nicht genug darüber weiß und es könnte sein, dass die Tochter lügt, das weiß ich aber auch nicht" ist keine Position, gegen die ich irgendetwas habe. Ich will niemanden aus diesem Thread hier angreifen, niemand hier hat sowas gesagt, aber solche Aussagen kommen in solchen Fällen eben immer wieder, hat man bei Woody Allen ja schön gesehen.
Solche Fälle sollte man nicht aus der Ferne beurteilen, aber ich will keinesfalls ignorieren, was die Tochter sagt. Und da sich die Autorin nicht mehr verteidigen kann, wird sie sich von diesem Image wohl auch nicht mehr rein waschen können. Aber ehrlich gesagt beflecke ich lieber das Bild einer Toten als einem echten Missbrauchsopfer nicht zu glauben...
Vorab und nicht auf das konkrete Thema bezogen: Ich finde, dass wir eigentlich mittlerweile eine Gesellschaft (zumindest hier in Deutschland) haben, in der das Opfer nicht mehr darum flehen muss, Glauben geschenkt zu bekommen - was ja auch durchaus eine gute Entwicklung ist. Aber: Ich glaube allerdings auch, dass man, gerade bei diesen Themen, schnell in etwas reingeraten kann, das man nicht verbrochen hat. Wenn eine Frau einen Mann der Vergewaltigung beschuldigt, hat er meistens seinen Ruf weg, egal ob er nun schuldig oder unschuldig ist. Dinge sprechen sich rum und davon bleibt immer etwas haften, frei nach dem Motto "In jedem Gerücht steckt ein Funke Wahrheit". Unsere (soziale Netzwerk-) Gesellschaft neigt auch dazu, ziemlich unreflektiert zu urteilen und weiterzuverbreiten. Und das finde ich aktuell ein gefährliches Phänomen.
Zu MZB: Ich möchte mir da jetzt kein Urteil erlauben, weil ich die Blogs nur mal überflogen habe und man wahrscheinlich selbst bei ausführlicher Sichtung nie die ganze Wahrheit erfährt. Die kennen meistens nur die Betroffenen selbst. Ich persönlich gehöre (leider) auch zu denen, die MZB früher vergöttert haben, weil Avalon und Darkover meine Leidenschaft für Bücher mitentfesselt haben. Ich glaube, ihre Werke kann ich daher nicht mehr ganz aus meinem Bücherschatz verbannen.
Trotzdem weiß ich für mich, dass ich es schade und sehr schlimm finde, was die Frau getan hat, wenn es denn stimmt. Es gibt Dinge, die man verzeihen kann, aber das gehört natürlich nicht dazu. Das hinterlässt natürlich auch einen Stempel auf ihre Bücher, die man nicht mehr mit derselben ungetrübten Freude wie damals lesen kann.
Ich wusste von diesem ganzen Vorwurf-Komplex (eben auch die Sache mit MZBs Ex-Mann) nichts bevor ich nicht Sonntag drüber gestolpert bin.
Entsprechend überrascht bis schockiert bin ich gerade.
Gerade weil ich die Anthologien sehr, sehr gern mag, und darin auch gerade die kurzen Einführung von MZB zu jeder Geschichte hatte ich eben ein liebgewonnenes Bild von ihr und ihrem Literaten-Haushalt / Freundeskreis im Kopf. (Vielleicht traue ich mich heute Abend, nochmal in 'Geschichten aus dem Haus der Träume' reinzuschauen und zu sehen, welche Verfasser-Namen ich jetzt in einen anderen Kontext stellen muss.)
Ich gebe zu, ich habe mir gewünscht, auch mal einen solchen Ort, eine solche Lebensgemeinschaft zu haben. Das schmeckt jetzt ganz, ganz bitter.
Wenn ich darüber nachdenke, hat vor einiger Zeit schon einmal ein Artikel an diesem Image von ihr in mir gekratzt, und zwar ... *wühl* dieser hier: http://www.lettern.de/spmzb.htm (http://www.lettern.de/spmzb.htm) in wie fern der jetzt seriös ist, weiß ich nicht.
Bei meiner Recherche habe ich bisher fast nur Sachen in Zusammenhang mit dem S**eiß ihres Ex gefunden. Außer dem aktuellen kurzem Statement der Tochter über MZB selbst habe ich in dieser Richtung nichts gefunden. Jemand von euch? Das würde mich nämlich wirklich interessieren.
Liebe Grüße,
KaPunkt
ZitatIch finde, dass wir eigentlich mittlerweile eine Gesellschaft (zumindest hier in Deutschland) haben, in der das Opfer nicht mehr darum flehen muss, Glauben geschenkt zu bekommen - was ja auch durchaus eine gute Entwicklung ist.
Das wäre sehr schön, aber ist leider nicht so. Ich kann, falls jemand Interesse daran hat, sehr gern mal die Graphiken raussuchen, die ich dazu gesehen habe. Wie es aussieht, wird bloß ein kleiner Teil von Tätern in Missbrauchsfällen auch wirklich verurteilt, ein großer Teil wird freigesprochen und ein noch größerer Teil wird nie angeklagt, weil die Opfer Angst haben, dass man ihnen nicht glaubt. Und viele von den Opfern, die angeblich lügen, lügen gar nicht wirklich, sondern haben diesen Stempel aufgedrückt bekommen, weil es nicht genug Beweise gab oder jemand für den Täter eingesprungen ist. Das ist in meinem Freundeskreis sogar schon passiert, dass plötzlich ein Alibi auftauchte, obwohl den Beteiligten genau klar war, was wirklich passiert ist. :-\ Es ist wohl leider schon so, dass die meisten Täter auch wirklich Täter sind und die Opfer, meist Frauen aber nicht nur, nicht lügen. Das passiert öfter, als anders herum, dass jemand lügt und so den Ruf eines Unschuldigen zerstört. Ich glaube, die wirkliche Rate lag bei knapp 2%. Aber, wenn es jemanden interessiert, schaue ich sehr gern mal, ob ich das Material wiederfinde, das ich dazu gelesen habe, es war sehr aufschlussreich und gut belegt. :)
Zu MZB: Mondfräulein hatte doch Mitschriften der alten Gerichtsverhandlungen gefunden, vielleicht mag sie den Link als Quelle mal einstellen, dann kann sich zumindest dazu jeder sein Urteil machen. :) Ich denke, man kann ihre Werke schon noch lesen und sie von der Person getrennt behandelt verstehen. Ich habe noch nicht richtig etwas von ihr gelesen und fange auch nicht damit an jetzt, aber wer sie früher geliebt hat, wird ihre Geschichten nicht einfach vergessen können. In ihrem Fall ist das auch denke ich kein Problem, weil sie tot ist und nicht mehr davon profitiert. Mondfräulein hatte das schön erklärt, das sehe ich genauso wie sie.
Der Link war eigentlich auf KaPunkt, man kann ein paar Ausschnitte ihres Verhöres hier lesen: http://www.sff.net/people/stephen.goldin/mzb/excerpts1.html
Ich denke, das Problem ist, dass man solche Fälle eigentlich nicht öffentlich besprechen sollte, solange so etwas nicht offiziell geklärt ist (in diesem Fall schwierig, aber das ist auch hier anders, weil die Beschuldigte schon tot ist). Der Kachelmann-Fall hat da meiner Meinung nach auch viel Schaden angerichtet, weil das alles sehr öffentlich diskutiert wurde, bevor ein Urteil gesprochen war. Irgendwie hatte jeder eine Meinung, ob Kachelmann jetzt schuldig war oder nicht und das darf in einem solchen Fall eigentlich nicht sein. Generell ist es aber immer noch häufig so, dass die Schuld bei den Opfern gesucht wird, das mag besser geworden sein, ist aber noch nicht weg von rape culture und victim blaming.
Ich bin gerade ziemlich schockiert, das hier zu lesen - bis jetzt ist es spurlos an mir vorüber gegangen.
Was ich generell interessant finde, ist aber die Frage, die im Guardian in diesem Artikel aufgeworfen wird: http://www.theguardian.com/books/booksblog/2014/jun/27/culture-heroes-lives-abuse-marion-zimmer-bradley
Wir sind uns offenbar einig darüber, dass Missbrauchsvorwürfe zu weit gehen und ab diesem Punkt das Werk nicht mehr unabhängig vom Autor dastehen kann. Kann es das überhaupt? Wenn ja, was ist dann mit Schriften, deren Urheber man nicht kennt? Ich bin gerade ziemlich ins Grübeln gekommen ...
Gibt und gab es nicht auch Missbrauchsvorwürfe gegen Woody Allen? Von seiner Exfrau und seiner Adoptivtochter? Schaut man deshalb seine Filme nicht mehr an?
Zitat von: Ryon am 04. Juli 2014, 11:01:18
Wir sind uns offenbar einig darüber, dass Missbrauchsvorwürfe zu weit gehen und ab diesem Punkt das Werk nicht mehr unabhängig vom Autor dastehen kann. Kann es das überhaupt? Wenn ja, was ist dann mit Schriften, deren Urheber man nicht kennt? Ich bin gerade ziemlich ins Grübeln gekommen ...
Zu einer ähnlichen Sache hatten wir mal einen Thread. Zwar anderer Autor und anderes Problem, aber vom Grundsatz her geht es um dieselbe Frage: http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,13642.msg570567.html#msg570567-
Ich finde es bei der Frage "Sollten Autor und Werk getrennt betrachtet werden?" bemerkenswert, dass man bei positivem Verhalten/ Eigenschaften, gerne Autor und Buch miteinander verknüpft werden (Historiker schreiben historische Romane, also muss das ja so erwähnt werden, auch wenn Autor vll. nur drei Semester studiert hat/ bei einer Ausgrabung mal bisschen Schutt geschichtet hat ...) -- hingegen bei negativem Verhalten/ Vorwürfen, wie hier bei MZB, heißt es gleich, man solle doch bitte trennen. Da wird mal wieder schön mit zweierlei Maß gemessen.
Na ja, ist aber klar, oder? Wenn man es im negativen Fall verknüpft, müsste man als Konsequenz auf etwas verzichten - einen Buch, einen Film, der gefällt. Und verzichten tun die wenigsten gern. Da ist es einfacher zu sagen, dass man das voneinander trennen muss.
Ich habe das vorher schon einmal gesagt, aber ich wiederhole es noch einmal, weil das Thema ja gerade wieder aufkommt. Ich persönlich halte es so, dass ich Personen, die etwas Schlimmes tun oder eine in meinen Augen unvertretbare Meinung haben, mit meinem Geld nicht unterstützen möchte. Das heißt, dass ich mir Filme von Woody Allen schon gerne ansehe, aber nicht im Kino und nicht auf DVD sondern im Fernsehen oder im Internet. Ich sehe seine Filme gerne, obwohl ich weiß, dass es schlimm ist, was er mutmaßlich getan hat, aber ich bin mir, während ich seine Filme sehe, auch bewusst, welche Vorwürfe da im Raum stehen und werde ihn bestimmt weder verteidigen noch rechtfertigen, was er mutmaßlich getan hat. Ich sehe ja auch viele Serien, die problematische Dinge beinhalten, wenn ich das nicht mehr tun würde, blieben mir gar keine Serien mehr übrig.
Zitat von: Zitkalasa am 04. Juli 2014, 23:08:14
Ich finde es bei der Frage "Sollten Autor und Werk getrennt betrachtet werden?" bemerkenswert, dass man bei positivem Verhalten/ Eigenschaften, gerne Autor und Buch miteinander verknüpft werden (Historiker schreiben historische Romane, also muss das ja so erwähnt werden, auch wenn Autor vll. nur drei Semester studiert hat/ bei einer Ausgrabung mal bisschen Schutt geschichtet hat ...) -- hingegen bei negativem Verhalten/ Vorwürfen, wie hier bei MZB, heißt es gleich, man solle doch bitte trennen. Da wird mal wieder schön mit zweierlei Maß gemessen.
Wobei ich das Beispiel jetzt auch nicht ganz glücklich finde. Grundsätzlich lässt sich ja annehmen, dass ein Historiker durch seinen Hintergrund vielleicht Vorteile hat, einen historischen Roman zu schreiben (auch wenn er nur drei Semester studiert hat, wenn er sich in denen das richtige Handwerkszeug angeeignet hat, reicht das vielleicht). In dem Fall geht es ja um eine Qualifikation, nicht um Ideologie oder Handlungen, die den Menschen moralisch problematisch machen. Unabhängig davon, wie sehr das tatsächlich Einfluss auf das Geschriebene hat, würde ich da doch unterscheiden, wo getrennt wird und wo nicht - und das eben vielleicht nicht entlang der positiv-negativ-Achse.
Aber wenn wir in diese Richtung weiterdiskutieren wollen, weg vom konkreten Beispiel MZB, wäre das schon eher ein Fall für den anderen Thread, auf den Witch verwiesen hat. :)
Zitat von: Mondfräulein am 05. Juli 2014, 00:16:53
Ich habe das vorher schon einmal gesagt, aber ich wiederhole es noch einmal, weil das Thema ja gerade wieder aufkommt. Ich persönlich halte es so, dass ich Personen, die etwas Schlimmes tun oder eine in meinen Augen unvertretbare Meinung haben, mit meinem Geld nicht unterstützen möchte.
Wie hältst du es dann im Fall von Frau Zimmer Bradley? Da sie verstorben ist, müsste eigentlich ihre Tochter als ihre Erbin auch die Tantiemen aus den seither getätigten Buchverkäufen erhalten (oder zumindest einen Anteil davon, ich kenne mich mit den genauen testamentarischen Umständen nicht aus). Das Geld würde also in diesem Fall nicht bei der Täterin landen, sondern beim Opfer. Ob die das überhaupt haben will, sei offen gelassen - Frau Zimmer Bradley hat jedenfalls nichts mehr davon.
Ich finde es immer etwas problematisch in Fällen, bei denen die Beschuldigten nicht mehr leben. Da gibt es Fälle, die eine abscheulich eindeutige Indizienlage haben (ich denke da an Jimmy Saville und das, was seit seinem Tod über ihn ans Licht gekommen ist), und andere, wo es "nur" (bewusst in Anführungsstrichen) ein Opfer gibt, wie jetzt hier oder bei den Missbrauchsvorwürfen gegen Klaus Kinski durch seine jüngste Tochter. Ich stehe auf der einen Seite immer auf Seiten der Opfer, auf der anderen bin ich aber auch ein Anhänger von "Unschuldig bis zum Beweis des Gegenteils", und da gegen Tote nicht ermittelt wird, kann es hier nie einen Schuldspruch geben und damit auch nie eine endgültige Klärung.
Es gibt ja noch andere Beziehungen zwischen (lebendigem oder totem) Autor und Leser als "Kaufen oder nicht kaufen". Man kann die Vorwürfe erwähnen wenn man über MZB redet, man kann es anderen Lesern gegenüber ansprechen die es nicht wissen, man kann es als Ausgangspunkt für allgemeine Diskussionen verwenden... Alles das kann man ja trotzdem machen, wenn man sich unklar ist, wie das mit dem Geld ist, ob man da möglicherweise, wie Maja sagt, dem Opfer sogar hilft mit, oder wenn man dem Opfer nicht glaubt, etc.
Wer Interesse hat, kann ja mal "How to like problematic things" in einer Suchmaschine suchen, da gibt's Tipps für das Verhalten wenn man jetzt z.B. ultra MZB-Fan war und wie einfach es sein kann zu sagen, ja, ich finde es problematisch, auch wenn ich es mag. Gerade gegenüber Leuten, für die alles was mit MZB zu tun hat jetzt gemieden werden muss.
Mein 'Problem' liegt da etwas anders.
Ich habe ein Regalbrett (mindestens) voll Büchern von ihr und noch mal soviele Anthologien, die sie herausgegeben hat.
Es geht nicht darum, ob ich etwas von ihr kaufen würde. Habe ich längst. (Wenn auch viel über Flohmarkt etc.)
Es geht darum, wie sich die Geschichten plötzlich verändert haben.
Ich kann jetzt nicht mehr einfach 'Gildenhaus Thendara' aus dem Regal ziehen, wenn ich mich einsam fühle, den Blödsinn mit Jaelle in der Terranischen Zone überblättern, und einen Nachmittag in einer Gemeinschaft verbringen, der ich gerne angehören würde, mag sie auch noch verkitscht und unrealistisch sein. (Soulfood eben)
Ich kann auch nicht mehr eine der Anthologien at randome aufschlagen, und in den Einleitungen einer grundsympatischen Frau begegnen.
Es gibt diese Frau nicht. Und im Gildenhaus fragt sich ein teil von mir ständig, wieviel von dem, was ich da eigentlich lese, ich die ganze Zeit falsch verstanden habe.
An den Geschichten ändert sich nichts, auch nichts an der Richtigkeit (oder nicht) der Aussagen in ihren Vorwörtern und Einleitungen.
Aber mein Blick auf sie hat sich geändert, und jetzt helfen sie mir nicht mehr / machen mir keinen Spaß mehr.
Gerade fällt mir ein Beispiel ein, dass es vielleicht noch deutlicher macht.
Eine große/gute Kurzgeschichten Autorin war MZB m.M.n. nie. In einer der Darkover Anthlogien hat sie auch selbst eine beigesteuert, mit dem Namen 'Messer'. (Fuck, ich finde es gerade nicht. Kann den Titel also nicht angeben)
Es geht um ein Mädchen, dass von ihrem Stiefvater mißhandelt und mißbraucht wird. Die Mutter verschließt lieber die Augen, als dem Kind zu helfen. Das Mädchen flieht ins Gildenhaus der Amazonen.
Die Geschichte endet damit, dass das Mädchen in der Lage ist, dem Stiefvater zu verzeihen, weil der sie dazu getrieben hat, weg zu laufen und sich so ein eigenes Leben in Freiheit aufzubauen.
... Ähm ja. :gähn:
Liebe Grüße,
KaPunkt
Bis ich gerade auf den Theard gestoßen bin, ist diese Geschichte ehrlich gesagt vollkommen an mir vorbei gegangen, ohne das ich auch nur im geringsten etwas davon mitbekommen habe. Und auch wenn ich ihre Bücher und Anthologien nie gelesen habe, nehmen mich solche Geschichten immer ziemlich mit.
Ich für meinen Teil kann nicht differenzieren, für mich kann es nicht auf der einen Seite die Autorin und auf der anderen Seite den Menschen geben. Das mag mir nun in diesem Fall leicht über die Lippen kommen, weil ich keine Beziehung zu ihren Geschichten habe, aber ich denke nicht, dass es einen Fall, eine Person gäbe, mit der ich weniger hart ins Gericht gehen würde. Wenn sich mir derartige Abgründe offenbaren, wie könnte ich noch ein Buch der betreffenden in die Hand nehmen? Zumal es nach meinem Standpunkt, nach meinen Wertevorstellungen bereits vollkommen reicht ihre Aussagen, in dem von Mondfräulein geteilten Link, zu lesen. Mir dreht sich der Magen um, wirklich.
ZitatGerade fällt mir ein Beispiel ein, dass es vielleicht noch deutlicher macht.
Eine große/gute Kurzgeschichten Autorin war MZB m.M.n. nie. In einer der Darkover Anthlogien hat sie auch selbst eine beigesteuert, mit dem Namen 'Messer'. (Fuck, ich finde es gerade nicht. Kann den Titel also nicht angeben)
Es geht um ein Mädchen, dass von ihrem Stiefvater mißhandelt und mißbraucht wird. Die Mutter verschließt lieber die Augen, als dem Kind zu helfen. Das Mädchen flieht ins Gildenhaus der Amazonen.
Die Geschichte endet damit, dass das Mädchen in der Lage ist, dem Stiefvater zu verzeihen, weil der sie dazu getrieben hat, weg zu laufen und sich so ein eigenes Leben in Freiheit aufzubauen.
... Ähm ja. :gähn:
Dazu fällt mir gerade wirklich kaum etwas ein...
Ich verstehe trotzdem jeden der sich jetzt im Zwiespalt sieht. Ein richtig oder falsch mit dem Umgang mit ihren Werken gibt es da m.M.n. auch gar nicht. Der eine wird ihre Geschichten weiterhin lesen können und wollen, der andere wird Abstand nehmen. Ich denke letztendlich muss jeder einen Weg für sich finden.
Das hat mir keine Ruhe gelassen. Also:
Die Anthologie heißt 'Freie Amazonen von Darkover'
Die Geschichte 'Messer'
Der Inhalt ist richtig wieder gegeben (war mir da zwischenzeitlich ein wenig unsicher), allerdings spielt ein Großteil der Handlung, nachdem das Mädchen ins Gildenhaus gekommen, und ihre Entwicklung dort.
Liebe Grüße,
KaPunkt
Also was das Geld anbelangt geht das meiste an karitative Einrichtungen: http://blog.sfgateway.com/index.php/marion-zimmer-bradley/
Was für eine üble, üble Geschichte!
Ich habe mir nun nur den Anfang der Gerichtsakten durchgelesen und mir ist schlecht genug.
Zu schlimm, zu schmerzhaft, macht mich einfach nur wütend.
Als Vater von zwei Kindern (und geistig - zumindest in dieser Hinsicht - gesund) habe ich einen gewaltigen Hass auf Leute, die sich an Kindern vergreifen.
Von mir aus könnten die in einem schimmligen Loch verrotten, zumindest müßte man sie aber bis ultimo so wegsperren, dass sie an kein Kind mehr drankommen. Schlicht und ergreifend, weil der Schutz der Kinder Vorrang vor dem Freiheitswunsch der Täter hat. Ich meine hiermit überführte Täter und niemanden, der womöglich im Wortsinne pädophil ist und sich rechtzeitig Hilfe sucht, um das nicht auszuleben. Letzteren sollte man so gut helfen wie nur irgend möglich. Aber das wäre dann eigentlich wieder eine ganz andere Diskussion...
Was ich mit Leuten machen würde, die sich an meinen Kindern vergreifen, fiele eindeutig unter den Begriff Kapitalverbrechen.
Aber:
Andererseits muss ich sagen, es ist jetzt zu spät, durch Kaufverweigerung oder Ähnliches ein Zeichen zu setzen. Wäre sie noch am Leben, ja, dann könnte man der Frau deutlichst klarmachen, was man von ihr hält. Aber so? Sie ist tot. Futsch. Keine Möglichkeit mehr, ihr in irgendeiner Form die Meinung zu geigen. Wenn tatsächlich ein großer Teil der Einnahmen an wohltätige Organisationen geht (hoffentlich nicht gerade an die schwarzen Schafe darunter), dann wäre es eher kontraproduktiv, ihre Bücher jetzt zu meiden.
Also, bei allem Ekel, aller Wut, was auch immer, logisch betrachtet kommt dieser ganze Wirbel zu spät. Man kann weder die Frau noch strafen, noch müßte man sie daran hindern, weitere Taten zu begehen. Man kann sich ärgern, dass sie ungestraft davongekommen ist oder freuen, dass sie nichts mehr anstellen kann, aber tot ist tot, sie kriegt's eh nimmer mit.
Wenn man nun im Lichte dieser Erkenntnisse Szenen oder ganze Geschichten/Bücher anders sieht und weiß, welche Denke daraus spricht, nun ja, dann bleibt wohl nur, die Dinger jetzt im Regal stehen zu lassen.
Wenn ich ein Buch lese und merke, daß der Autor eine - in meinen Augen - seltsame bis idiotische Einstellung zu manchem hat, dann muß ich halt auch abwägen, ob ich es einfach ignoriere und den Rest der Story trotzdem genieße oder das Buch eben weglege mit dem Kommentar "Was ein Trottel!" oder auch "Krank!". Oder man liest trotzdem interessiert weiter, um zu analsieren, welchen Schaden der Typ hat und wie sich das ausdrückt.
Zitat von: Maja am 05. Juli 2014, 02:18:03
Wie hältst du es dann im Fall von Frau Zimmer Bradley? Da sie verstorben ist, müsste eigentlich ihre Tochter als ihre Erbin auch die Tantiemen aus den seither getätigten Buchverkäufen erhalten (oder zumindest einen Anteil davon, ich kenne mich mit den genauen testamentarischen Umständen nicht aus). Das Geld würde also in diesem Fall nicht bei der Täterin landen, sondern beim Opfer. Ob die das überhaupt haben will, sei offen gelassen - Frau Zimmer Bradley hat jedenfalls nichts mehr davon.
Ich persönlich lese ihre Bücher ja sowieso eigentlich nicht mehr (ich habe die Nebel von Avalon zwar gelesen, aber es ist einfach nicht so mein Geschmack im Moment), aber ich würde sie, wenn ich sie noch lesen würde, bedenkenlos kaufen. Die Person, die schlimme Dinge getan hat, hat nichts mehr davon und soweit ich weiß auch niemand, der irgendwie damit negativ in Verbindung steht (also mitgeholfen hat oder das unterstützt oder verteidigt oder was auch immer).
Im Fall von AutorInnen, die Bücher für MZBs Anthologien beigesteuert haben oder so, bin ich sehr vorsichtig. Ich möchte niemandem von ihnen unterstellen, davon etwas gewusst zu haben, ich glaube gelesen zu haben, dass eine Autorin sogar als Reaktion auf die Vorwürfe ihre Einnahmen aus einer solchen Anthologie an einen Verein gespendet hat, der Missbrauchsopfern hilft.
Was ich persönlich in diesem Fall besonders schwierig finde, wenn man ihre Bücher nun neu bewerten soll... irgendwie haben sie ja anscheinend vielen Frauen wirklich geholfen, und das ist gut, aber... wie gehe ich jetzt damit um? Natürlich wiegt das niemals auf, was sie ihrer Tochter angetan hat (wenn sie es getan hat, das kann ich nicht wissen), aber trotzdem ist das auch wieder ein Aspekt, den man nicht vergessen darf und ich glaube, hier kommt man wirklich nur weiter, wenn man Autor und Werk in gewisser Weise getrennt betrachtet. Obwohl ich auch glaube, dass sich vor diesem Kontext einige Stellen vielleicht anders lesen...
Himmel. Da nehm ich Ryon's Rückkehr als Anlass auch mal wieder in anderen Threads als in den Ausschreibungen zu schmökern und dann les ich sowas :o Echt heftig, jetzt musste ich mich echt erst mal sammeln.
Generell find ich Tinnues Frage nach der Trennung Autor/Mensch wirklich berechtigt - das war nl auch mein erster Gedanke beim Lesen des Eröffnungspostings. Generell vertrete ich nämlich schon die Meinung, dass ich die Werke - sei's jetzt Geschriebenes, Gemaltes oder Musikalisches - schätzen kann, auch wenn ich den Mensch dahinter nicht sympatisch finde, nicht mit seinen Meinungen übereinstimme, etc... aber hier ist das einfach schon noch mal was Heftigeres. Und ich kann KaPunkt sehr gut verstehen, wenn man dann plötzlich bei den Inhalten wie eben dieser KG ziemlich schlucken muss. :(
Mich hat diese Geschichte auch geschockt. Und wie Sascha sehe ich es auch sehr gnadenlos, was Menschen angeht, die Kindern so etwas antun.
Aber: Ich finde es wirklich schwierig, da nun einen Standpunkt zu finden. Ich kann und werde nicht bestreiten, dass mich MZBs Avalon-Reihe und "Die Feuer von Troia" geprägt haben und auch die beiden Darkover-Bücher die ich besitze, haben einen gewissen Wert für mich, aus unterschiedlichen Gründen, aber das lässt sich eben nicht leugnen.
MZB ist tot und was wirklich geschehen ist, weiß man nicht, weshalb ich in diesem Fall nun nicht hergehen werde und sämtliche Bücher MZBs fortwerfen werde oder so etwas. Aber natürlich kann es sein, dass nun einiges in den Büchern in einem anderen Licht erscheint.
Würde sie noch leben, würde ich das Ganze vielleicht insofern anders sehen, dass ich es vermeiden würde, neue Bücher von ihr zu kaufen, aber das ist müßig, das in diesem Fall zu überlegen.
Aber wie andere schon erwähnt haben, dneke ich auch, dass es möglich ist, den Autor vom Menschen zu trennen. Nicht, weil ich mit zweierlei Maß messen will, aber weil ich ein Werk, das für mich einen gewissen Wert hat, durchaus auch als alleinstehendes Werk anschauen kann. Ich habe das Buch Enders Game nicht gelesen, aber was ich davon gehört habe, gibt diesem Buch in meinen Augen auch dann ein Recht zu existieren, wenn ich mit der restlichen Meinung und Haltung des Autors in keinster Weise konform gehen kann. Ich werde dieses Buch nun nicht neu kaufen, weil ich dem Autor mein Geld nicht geben möchte würde das Buch aber durchaus gebraucht kaufen, um es zu lesen.
Zitat von: KaPunkt am 05. Juli 2014, 09:04:10
Gerade fällt mir ein Beispiel ein, dass es vielleicht noch deutlicher macht.
Eine große/gute Kurzgeschichten Autorin war MZB m.M.n. nie. In einer der Darkover Anthlogien hat sie auch selbst eine beigesteuert, mit dem Namen 'Messer'. (Fuck, ich finde es gerade nicht. Kann den Titel also nicht angeben)
Es geht um ein Mädchen, dass von ihrem Stiefvater mißhandelt und mißbraucht wird. Die Mutter verschließt lieber die Augen, als dem Kind zu helfen. Das Mädchen flieht ins Gildenhaus der Amazonen.
Die Geschichte endet damit, dass das Mädchen in der Lage ist, dem Stiefvater zu verzeihen, weil der sie dazu getrieben hat, weg zu laufen und sich so ein eigenes Leben in Freiheit aufzubauen.
... Ähm ja. :gähn:
Dieses Beispiel ist echt schockierend. Ich kann das auch nicht mehr unbefangen lesen, ohne an die Anschuldigungen zu denken.
Und mir geht es ähnlich wie KPunkt. Mich beschäftigt es nicht, ob ich MZBs Bücher weiterhin kaufe oder nicht, sondern eher, was ich mit den Büchern mache, die ich bereits zu Hause habe. Ich fände es zwar schon schlimm genug, wenn sie ihren Mann all die Jahre gedeckt hat (was das Gerichtsprotokoll ja eindeutig beweist), aber wirklich unverzeihlich fände ich das, was ihre Tochter ihr vorwirft mit den Misshandlungen. Im Wissen, dass diese Frau all dies getan hat, könnte ich ihre Bücher nicht wieder lesen. Schon nur die Vermutung, dass es so sein könnte, bringt mich auf den Gedanken, ihre Bücher fortzuwerfen.
Aber die Anschuldigungen von ihrer Tochter sind nun mal wirklich nicht bewiesen. Es könnte genau so gut sein, dass ihre Tochter sie in ein noch schlechteres Licht stellen will, weil die Leute nicht anerkennen, dass MZB ein "schlechter" Mensch war, weil sie die Missbräuche ihres Mannes unter den Teppich gekehrt hat und sich nicht für die Opfer eingesetzt hat. Quasi eine Lüge, um den Opfern ein Stück Anerkennung zu bringen. Oder aber es stimmt und sie hat es so lange nicht sagen können, weil sie selber so lange gebraucht hat, um sich da rauszutherapieren. Wir können das alles wohl nicht beweisen, aber schon die Möglichkeit, dass es so gewesen sein könnte, macht mit einen bitteren Geschmack im Mund. Das Gedicht, das ihre Tochter über ihre Mutter verfasst hat, bringt mich echt zum schaudern...
Es ist wirklich zermürbend. Marion Zimmer Bradley hat mich einst mit 16 zur Fantasy gebracht. Ich liebte die Nebel von Avalon. Jetzt nicht mehr.
:o Huff! Das ist heftig. Habe ich erst jetzt mitbekommen. Für mich war MZB auch diejenige, die mich ans Fantasy-Lesen und dadurch auch ans Bücherverschlingen gebracht hat. Mit 12 die Nebel von Avalon, dann Darkover usw.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Bücher dadurch weniger mag. Ich muss sagen ich habe sie ewig nicht gelesen und weiß daher sowieso nicht, wie ich sie heute noch vom Schreibstil her und allem einschätzen würde.
Wahrscheinlich bringt es mich viel mehr zum nachdenken. Auch darüber, was alles geschieht, ohne das andere etwas davon mitbekommen.
Zitat von: Cailyn am 30. September 2014, 15:23:20
Aber die Anschuldigungen von ihrer Tochter sind nun mal wirklich nicht bewiesen. Es könnte genau so gut sein, dass ihre Tochter sie in ein noch schlechteres Licht stellen will, weil die Leute nicht anerkennen, dass MZB ein "schlechter" Mensch war, weil sie die Missbräuche ihres Mannes unter den Teppich gekehrt hat und sich nicht für die Opfer eingesetzt hat. Quasi eine Lüge, um den Opfern ein Stück Anerkennung zu bringen.
Ich weise hier mal auf das sehr interessante und aufwühlende Interview mit MZBs Sohn hin: http://starfire-studio.com/markgreyland.html (http://starfire-studio.com/markgreyland.html)
Judith,
Ja, es schaut ganz danach aus, dass diese Anschuldigungen wahr sind. Ich bin immer noch erschüttert. Nicht nur, dass sie es vermutlich getan hat, sondern auch, dass die Welt davon nie Notiz nahm. Man denkt doch, dass Prominente umso mehr im Fokus stehen für Klatsch, Tratsch und auch Wahrheiten, die man über sie erzählen kann, und dass solche Begebenheiten nicht geheim gehalten werden können. Aber offenbar stimmt das so nicht.
Bei der ganzen Situation kommt mir auch Roman Polanski in den Sinn. Auch ihm gegenüber bin ich sehr ambivalent. Er hat ja vor sehr langer Zeit im Drogenrausch eine 13-Jährige vergewaltigt. Das wurde ja gerichtlich auch bewiesen, und es gab vor einer Weile einen Skandal, weil er sich in der Schweiz versteckt hat und sich dem Gericht in den USA nicht stellen wollte. Auch in seinem Fall weiss ich nicht, ob ich seine Filme nun meiden soll. Leider ist er einer meiner Lieblingsregisseure, aber was er getan hat, ist unverzeihlich.
Ich bin jedenfalls zum Schluss gekommen, dass ich Person und Kunst nicht trennen kann. Wenn ich mir überlege, wie intensiv man an einem Buch arbeitet, wie viele Stunden man damit verbringt, Figuren zum Leben zu erwecken, mit ihnen mitleidet, sie gern bekommt und wie tief man in die Welt einer Geschichte eintaucht als Autor, dann bekomme ich Gänsehaut, wenn ich das nächste Mal in Avalon blättere, und mir würde vielleicht übel werden, weil ich Marion Zimmer Bradley - einer Kinderschänderin - in diesem Moment näher käme als mir lieb ist.
Zitat von: Cailyn am 01. Oktober 2014, 08:21:00
Das wurde ja gerichtlich auch bewiesen, und es gab vor einer Weile einen Skandal, weil er sich in der Schweiz versteckt hat und sich dem Gericht in den USA nicht stellen wollte.
Vor einem deutschen Gericht kannst du Polanskis Geständnis schreddern, weil es aufgrund eines Deals abgegeben wurde, an den sich das Gericht nach Absitzen der vereinbarten Strafe nicht mehr hielt.
Das ist ein Justizskandal ersten Ranges und daher rührt wahrscheinlich auch die Sympathie für Polanski und die Unwilligkeit anderer Staaten, ihn an die USA auszuliefern.
Und die gute Frau Zimmer-Bradley.... Sorry, aber das richterliche Vernehmungsprotokoll ist die reinste Realsatire. Dass die Zeugin mauert, und das nicht besonders intelligent, ist eine Sache, aber wenn die gefeierte Autorin feministischer Literatur sich als ihrem Mann gegenüber bedingungslos hörig präsentiert, da kann ich nicht anders, da muss ich einfach lachen.
Ich habe mich jetzt echt lange aus der Diskussion rausgehalten, weil ich zu Marion Zimmer Bradley nur eine sehr beschränkte Meinung habe, da ich nur ein Buch von ihr gelesen (nicht beendet) habe (Die Nebel von Avalon). Sorry, aber daran ist absolut nichts Feministisches. Ich habe das Buch nämlich abgebrochen, weil mir der frauenverachtende Subtext darin zu viel wurde.
Zitat von: Cailyn am 01. Oktober 2014, 08:21:00
Ich bin jedenfalls zum Schluss gekommen, dass ich Person und Kunst nicht trennen kann.
Mittlerweile sehe ich das auch so. Ich habe in dem anderen Thread (auf den ich weiter oben in diesem kurz hingewiesen habe, falls es noch andere interessierte ;)) zwar einmal gesagt, dass das für mich zwei verschiedene Dinge sind. Aber inzwischen habe ich mir sehr viele Gedanken darüber gemacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass eine völlige Trennung von Autor/Künstler und Werk nicht möglich ist. Man legt immer auch etwas von sich selbst in das Werk hinein und man transportiert (wenn vielleicht auch unbewusst) immer auch Dinge, die man vielleicht nicht so beabsichtigt, aber es kommt halt auf irgendeiner Ebene an. Die Frage ist für mich letztlich nur noch, ist mir das Werk wichtig genug, dass ich über solche Dinge hinwegsehen kann oder ist es das nicht. (Beim Thema Vergewaltigung und Missbrauch kann ich es in der Regel sowieso nicht, aber wie gesagt, da ich auch so keine weitere Bücher von Frau Zimmer Bradley lesen würde, stellt sich die Frage für mich eigentlich auch nicht wirklich).
Zitat von: Churke am 01. Oktober 2014, 10:47:18
Vor einem deutschen Gericht kannst du Polanskis Geständnis schreddern, weil es aufgrund eines Deals abgegeben wurde, an den sich das Gericht nach Absitzen der vereinbarten Strafe nicht mehr hielt.
Das ist ein Justizskandal ersten Ranges und daher rührt wahrscheinlich auch die Sympathie für Polanski und die Unwilligkeit anderer Staaten, ihn an die USA auszuliefern.
Ja, was heisst denn hier Deal? Er hat dieser Frau doch einen Haufen Geld bezahlt, um sich reinzuwaschen. Würde dies ein Unschuldiger tun? Es von rein rechtlicher Seite anzuschauen, wäre da wohl nur naiv.
Aber im Vergleich zu Marion Zimmer Bradley kann ich mir bei Polanski sogar vorstellen, dass es eine absolut einmalige Sache ist, die er massiv bereut. Wenigstens etwas. Hingegen MZB - sollte alles wirklich wahr sein - ist nun wirklich eine durchtriebene Person, die keinen Deut Reue zeigt und sich Jahre später bei Gericht auch noch als dumm darstellen will, indem sie allen Ernstes sagt, ein Zwölfjähriger könne ja selber entscheiden, ob er Sex mit einem Erwachsenen haben will oder nicht. Sie redet so daher, als wäre das alles ganz harmlos (let the sunshine in, happy-Hippies und seid nicht so verklemmt und bieder), obwohl es um ein Verbrechen geht, das einen Menschen für immer seelisch zerstören kann.
@Cailyn:
Soweit ich weiß, kann man in den USA für ein Verbrechen nicht zweimal verurteilt werden und mit dem Deal war das Verbrechen "abgegolten" - aber frag mich nicht, bin kein Jurist. Das Opfer hat auch schon mal geschrieben, dass sie Polanski für "genug bestraft" hält - aber bei der Lebensgeschichte wohl nicht ganz unverständlich (andere würden von Karma schreiben ... )
Polanskis Probleme in den letzten Jahren resultieren wohl eher aus seinem Film "Ghostwriter", kann mir ansonsten nicht erklären, dass sich Leute/Presse für eine jahrzehntealte Vergewaltigung interessieren.
Wenn du MZBs Bücher nicht mehr lesen kannst, könntest du sie verschenken - oder verkaufen. Und wenn du kein Geld damit machen möchtest, könntest du es ja an eine entsprechende Hilfsorganisation spenden. Oder du verbrennst die Bücher feierlich.
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Sorry - ich hab Zitat statt Edit gedrückt. :(
Sollen wir in diesen Fällen eigentlich auch den "Moderatoren informieren" Knopf benutzen, oder gilt der nur für akute Fälle und verfehlte Beiträge?
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Okay, hab's gelesen - muss mir irgendwie entgangen sein mit dem Button ...
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Zitat von: Golden am 05. Oktober 2014, 10:54:17
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Sorry - ich hab Zitat statt Edit gedrückt. :(
Sollen wir in diesen Fällen eigentlich auch den "Moderatoren informieren" Knopf benutzen, oder gilt der nur für akute Fälle und verfehlte Beiträge?
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