Habt ihr euch eigentlich vollends dem Schreiben verschrieben?
Opfert ihr einen anderen Beruf, damit ihr mehr schreiben wollt/könnt?
Wie weit geht ihr, um eurem Schaffen Raum zu geben?
James N. Frey schreibt in einem seiner Autorenratgeber: "Um ein verdammt guter Romanautor zu werden, muss man seine Zeit mit Schreiben zubringen. Und das bedeutet, dass man nicht die Dinge tun kann, die andere Leute tun, weil man dafür keine Zeit hat. ... Das Schreiben muss das Zentrum Ihres Lebens sein."
Dass diese Aussage von ihm etwas provokativ oder extrem ist, könnte sein ;), aber irgendwo hat sie schon was Wahres.
Ich bin momentan in der Situation, dass ich eigentlich auf dem Sprung zur Selbständigkeit "wäre". Nicht mit Schreiben, sondern einem anderen Beruf, dessen Ausbildung ich im Herbst 2012 abgeschlossen habe. Damals freute ich mich riesig darauf, dieses neue Kapitel anzugehen. Aber seit ich Anfang Jahr dem Schreiben endlich eine Chance gegeben habe, fängt mich ein kleiner Teufel zu reiten an. Was wäre wenn...? Was wäre, wenn ich mich für ein paar Jahre nur dem Schreiben widme, damit auch mal etwas wirklich Gutes dabei rauskommt? Ist das erforderlich, nötig oder eher verrückt? Es reizt mich natürlich bis in die Fingerspitzen und teilweise glaube ich, dass es gar nicht anders geht. Natürlich würde ich in dieser Version meiner Zukunft meinen Brotjob behalten, ein gemütlicher Job, der mir Schreiben in der Freizeit erlaubt. Dann aber kommt die Vernünftige in mir zum Zug und findet ganz klar, dass ich doch einfach nur eine feige Nuss bin, die das Schreiben vorschiebt, um den mutigen Plan der Selbständigkeit (...was schon auch einem Sprung ins kalte Wasser gleich käme) hinauszuschieben, aus Angst, aus einem übersteigerten Sicherheitsbedürnis heraus.
Ich bin da ein wenig hin und her gerissen...
Ich erlaube mir einmal, Ihren letzten Satz nach oben zu ziehen:
Zitat von: Cailyn am 20. Dezember 2013, 17:51:35
Dann aber kommt die Vernünftige in mir zum Zug und findet ganz klar, dass ich doch einfach nur eine feige Nuss bin, die das Schreiben vorschiebt, um den mutigen Plan der Selbständigkeit (...was schon auch einem Sprung ins kalte Wasser gleich käme) hinauszuschieben, aus Angst, aus einem übersteigerten Sicherheitsbedürnis heraus.
Dieses Sicherheitsbedürfnis ist erstmal nichts Verkehrtes, ganz im Gegenteil. Der Wille zum Überleben ist in uns Menschen eigentlich so stark, dass die meisten Menschen von uns Risiken und Gefahren aus dem Weg gehen. Zwar gibt es immer Ausnahmen, aber das Gros der Menschheit zieht die Sicherheitsvariante vor.
Es ist also eher etwas Gutes.
Die andere Frage jedoch ist: Was kann schlimmstenfalls passieren, wenn die Selbständigkeit sich als Flop erweist? Zumindest hier in Deutschland werden Sie in einem sozialen Netz aufgefangen. Es kann zwar passieren, dass Sie unter Umständen dann mit weniger Geld auskommen müssen, aber Sie brauchen keine Angst zu haben, dass Sie obdachlos werden oder gar hungern müssen.
ZitatHabt ihr euch eigentlich vollends dem Schreiben verschrieben?
Opfert ihr einen anderen Beruf, damit ihr mehr schreiben wollt/könnt?
Wie weit geht ihr, um eurem Schaffen Raum zu geben?
Wenn ich jetzt einmal das Schreiben durch "Unterhalten" ersetzen darf...
Ich würde sehr weit gehen.
Ich bin ein Mensch, der auf viele verschiedene Arten seine Fantasie und seine Kreatuvität einsetzen will, ja, irgendwo auch muss (ich glaube aber, das geht vielen hier im Zirkel respektive vielen Künstlern generell).
Ich würde umziehen, um eine Volontärstelle beim Radio zu bekommen.
Ich würde Geld zusammensparen, um mir irgendwann einmal ein Tonstudio zu kaufen und Hörspiele zu produzieren
Ich werde schreiben, um mit meinen Geschichten zu unterhalten.
Ich lerne Webdesign, um auch in diesem Bereich etwas zu machen. Und je weiter ich vordringe, desto mehr Ideen habe ich. Und je mehr Ideen ich habe, um so mehr will ich weiter in die Materie eindringen.
Ich will ein Comedyprogramm schreiben und damit in verschiedenen Städten auftreten.
Ich weiß, dass mich dafür so mancher als Spinner ansieht. Aber - ich kann nicht anders.
ZitatJames N. Frey schreibt in einem seiner Autorenratgeber: "Um ein verdammt guter Romanautor zu werden, muss man seine Zeit mit Schreiben zubringen. Und das bedeutet, dass man nicht die Dinge tun kann, die andere Leute tun, weil man dafür keine Zeit hat. ... Das Schreiben muss das Zentrum Ihres Lebens sein."
Dass diese Aussage von ihm etwas provokativ oder extrem ist, könnte sein ;), aber irgendwo hat sie schon was Wahres.
Das ist - mit Verlaub - Schmarrn. Auch Menschen, die wenig schreiben, können gute Autoren sein respektive es gibt Schreibmaschinen, die dann aber nur laue Kost abliefern.
ZitatWas wäre wenn...? Was wäre, wenn ich mich für ein paar Jahre nur dem Schreiben widme, damit auch mal etwas wirklich Gutes dabei rauskommt?
Gute Frage.
Probieren Sie es aus.
Bei Grey zum Beispiel weiß ich, dass sie von der Schreiberei leben kann. Zwar jetzt nicht wie Gott in Frankreich, aber doch so, dass sie ein Dach über dem Kopf hat und nicht hungern muss.
Wenn Sie jemanden haben, der Sie notfalls unterstützt, wagen Sie den Schritt.
Wenn nicht, überlegen Sie es sich zweimal.
ZitatIst das erforderlich, nötig oder eher verrückt?
Ja ;D
Aber im Ernst: Es ist halt wieder die Frage, wie weit das Sicherheitsbedürfnis ausgeprägt ist. Ich selber halte es nicht für verrückt, allerdings kenne ich mich gut genug um zu wissen, dass ich diesen Schritt - nur von der Schreiberei leben zu wollen - noch nicht gehen würde wollen.
Tja ... ich würde das mal ganz klar mit "Jein" beantworten. Es ist doch so, um sich dem Schreiben zu verschreiben, muss man keinen anderen Beruf "opfern". Es reicht, dass man gern schreibt, regelmäßig schreibt, kritikfähig ist und mit dem Herzen bei der Sache. Was der Herr Frey da vom Stapel lässt - pardon, aber der Mann ist ein narzisstisches A****loch und so eine Behauptung bloß selbstgefällig und weiter nichts, außer vielleicht noch ein bisschen Rechtfertigung für die Dummheiten, die er selbst gemacht hat. "Schaut her, wie gut ich bin - ihr müsst es genauso machen wie ich, unverantwortlich eurer Familie gegenüber sein und einen Riesenhaufen Schulden machen um nur und ausschließlich schreiben zu können, sonst werdet ihr ewig schlecht bleiben!" Entschuldigung, aber wirklich. Wenn ich sowas nur lese könnte ich einen Schreikrampf kriegen. :wums:
Fakt ist aber, ich persönlich halte einen Job, der nichts mit dem Schreiben zu tun hat, sogar für hilfreich, um gute Geschichten erzählen zu können. Der Input und die Inspiration, die abwechslungsreiche Arbeit liefern kann, sind absolut unbezahlbar. Natürlich ist es verlockend, sich vorzustellen, einfach nur noch schreiben zu können und sich um nichts anderes kümmern zu müssen - aber ich versichere euch, so viel mehr schreibt man auch nicht, selbst wenn man unbegrenzt Zeit dafür hat. Weil man nämlich einfach unheimlich viel Energie auch darein investieren muss, dem Kopf den nötigen Input zu liefern. Selbst wenn wir das immer gern glauben möchten, die Kreativität speist sich nicht aus irgendeiner mysteriösen, ewig genialen Quelle in unserem Inneren. Sie braucht Futter von außen, und ein Job kann das liefern. Haben wir keinen Job, müssen wir auf andere Weise dafür sorgen, dass Nachschub an Eindrücken kommt, sonst ist es bald vorbei mit der Kreativität. Das halte ich für eine der größten Gefahren der selbstständigen Schriftstellerei - sogar noch vor den Geldsorgen, denen man sich immer wieder stellen muss, und die auch ein echter Kreativitätskiller sind.
Darüber hinaus sind "für das Schreiben leben" und "vom Schreiben leben" zwei völlig unterschiedliche Paar Schuh. Vom Schreiben zu leben ist anstrengend, oft frustrierend und in vielen Fällen klappt es auch einfach überhaupt nicht, egal wie gut man ist, und egal wie sehr man eben fürs Schreiben lebt oder wie viel man dafür geopfert und riskiert hat. Ja, ich lebe vom Schreiben. Ich habe die Selbstständigkeit der Arbeitslosigkeit vorgezogen, als mein Chef an der Uni nach Berlin wechselte und mich nicht mitnehmen konnte, aber auch nur, weil ich zufällig zu der Zeit gerade meinen ersten Vertrag unterschrieben habe und man damals als Autor noch Gründungszuschuss vom Arbeitsamt bekommen konnte. Die Selbstständigkeit war für mich damals einfach die rentabelste Lösung. Dann hatte ich Glück und bin bei cbj untergekommen, deswegen bin ich jetzt immer noch selbstständig, auch ohne Unterstützung. Aber ich hätte es wohl nicht so gemacht, hätte ich die Chance gehabt, weiter an der Uni zu arbeiten, und wären gute Jobs als Biologin nicht so schwer zu kriegen.
Und nun zurück zur Einstiegsfrage: Habe ich mich vollständig dem Schreiben verschrieben? Ja. Aber dabei spielt für mich keine Rolle, ob ich nebenbei noch einer anderen Arbeit nachgehe. Fürs Schreiben zu leben ist für mich eine Frage der Einstellung. Nicht des Berufs.
Auf Frey geb ich ja nicht besonders viel... ;)
Persönlich würde ich mich nie an eine Schreibpause wagen.
Erstens, weil ich dann kein Einkommen mehr habe und ich mich sicher nicht von jemand anderem aushalten lassen will, wenn die Ersparnisse nicht mehr reichen ;)
Zweitens, weil so eine Pause, die ich mir jetzt auf ein paar Jahre festlege, ziemlich leicht permanent werden kann. Viele Arbeitgeber fassen so eine "nutzlose" Lücke im Lebenslauf nicht unbedingt positiv auf. Wenn man einen der wenigen Beruf gelernt hat, in dem händeringend Leute gesucht werden, mag man vielleicht trotzdem eingestellt werden. In meinem 0815 Bürojob hab ich da aber keine Chance. Mal abgesehen davon, dass ich auch nicht wüsste, was ich sagen sollte, wenn man mich im Vorstellungsgespräch fragt, warum ich nach meiner Auszeit wieder anfangen will zu arbeiten. Da kann man eigentlich nichts richtiges antworten.
Drittens weiß ich gar nicht, ob mir eine Pause wirklich was bringt. Setze ich mich dann tatsächlich hin, schreibe, und produziere ein Manuskript nach dem anderen? Und zwar von der Sorte, die verlegbar sind? Denn wenn ich dafür meinen Brotjob opfern würde, müssten schon ein paar Veröffentlichungen rausspringen, um zumindest ein bisschen zu kompensieren. Jetzt wissen wir aber alle, dass das nun mal nicht ganz so einfach ist und auch seine Zeit dauert, gerade falls man noch ein Neuling ist.
Und, mal ganz ehrlich, wenn es mein Herzenswunsch und Lebensziel wäre, ein erfolgreicher Autor zu werden, dann würde ich das auch mit Job schaffen. Ich würde nach der Arbeit regelmäßig schreiben, anstatt auf der Couch zu hocken und meine Serien zu schauen. Ich würde am Wochenende mehr tun, anstatt eben nichts zu tun. Wenn ich es wirklich, wirklich, ganz, ganz dringend wollte, würde ich mich auch entsprechend reinhängen. Egal, ob ich den ganzen Tag dafür Zeit habe oder eben "nur" abends und an freien Tagen.
Tja. Ich hab keine Ahnung, wie alt du bist. Wenn du, keine Ahnung, kurz vor der Rente stehst oder ohnehin eine überqualifizierte Kraft mit oben erwähnter Aussicht auf leichten Wiedereinstieg in den Job hast, könntest du die Pause schon machen.
Wie du dir wahrscheinlich schon denken kannst, würde ich dir das aber nicht raten ;)
Aber egal, wie du dich am Ende entscheidest, denk bitte lang und vor allem ganz gründlich darüber nach, rechne es durch, betrachte jeden Blickwinkel, sowohl positiv als auch negativ. Mach dir einen Masterplan, plane die Schreibpause grob durch, damit du auch klar vor Augen hast, was und wie du es erreichen willst.
Wenn du dann zu dem Schluss kommst, dass du es riskieren willst und es klappt - wunderbar. Falls es nicht klappt, weißt du aber wenigstens immer, dass du dich wegen der richtigen Gründe dafür entschieden und nicht etwa übereilt gehandelt hast, weil es gerade so eine verlockende Idee war.
Ich muss sagen, ich bin auch oft, gerade in letzter Zeit, so hin und her gerissen. Wobei es bei mir dann eher um mein Zweitstudium und das danach geht.
Ich hab einen ganz guten Brotjob, der zwar nicht Unmengen Geld abwirft oder mich geistig sonderlich fordert, aber dennoch sicher ist und die meiste Zeit Spaß macht. Da es auch nur 20 Stunden die Woche ist, hätte ich auch sehr viel Zeit zum Schreiben (immerhin hab ich ja auch Zeit für mein Zweitstudium, was auch recht arbeitsintensiv ist).
So spukt mir dann immer mal wieder der Gedanke im Hinterkopf, dass ich ja auch einfach dabei bleiben könnte, anstatt mir nach dem Zweitstudium ne besser bezahlte Vollzeitstelle zu suchen. (Wobei sich dann aber auch die Frage anschließt: warum mach ich dann überhaupt das Zweitstudium, wenn ich eh keinen anderen Job suchen will ::) ) Dann könnte ich mich auch mal wirklich aufs Schreiben konzentrieren und vielleicht wirklich mal gut genug werden, dass ich was veröffentlicht kriege :-\ So hab ich einfach oft das Gefühl, auf der Stelle zu treten, weil ich nicht so viel mit gutem Gewissen schreiben kann, wie ich gerne würde.
Mein Bauch würde am liebsten gleich das Studium hinschmeißen und mich nur noch dem Schreiben widmen, aber meine Vernunft pocht darauf, dass ich zumindest das Studium zu Ende bringen sollte und dann weiter sehen - bei mir wären das dann noch ~2 Jahre, ehe ich wirklich eine Entscheidung treffen müsste.
Nachts wachliegen und darüber grübeln, ob ich es nicht einfach jetzt schon wagen sollte, tu ich trotzdem :d'oh:
Ganz davon abgesehen ist es aber schon so, dass das Schreiben einen sehr hohen Stellenwert hat und im Grunde die meisten Hobbys an den Rand gedrängt hat - aber das weniger, weil ich es als notwendig erachte, sondern eher, weil es mir persönlich sehr wichtig ist (wenn ich lese oder fernsehe ertappe ich mich auch immer wieder dabei, wie ich die Sachen analysiere und mir überlege, warum etwas klappt oder warum nicht - läuft bei mir dann unter "Weiterbildung" ;D)
Aber genug von mir geredet :rofl:
Ich kann dein Sicherheitsbedürfnis da sehr gut verstehen. Ohne deine Gesamtsituation zu kennen, ist es schwer, abzuschätzen, wie groß das Risiko wirklich ist. Aber wenn du die Leidenschaft für den Job hast (was ich gerade bei Selbstständigkeit sehr wichtig finde), dann solltest du es auch trotz der möglichen Gefahren versuchen.
Ich würde dir auf jeden Fall dazu raten, für beide Fälle pro und kontra Listen aufzustellen und durchzuspielen, wie es im schlimmsten oder besten Fall für dich aussieht. In beiden Fällen würde es sich ja doch um recht große Veränderungen handeln.
Ich hoffe, dass du eine gute Antwort für dich findest :knuddel:
(meine Güte, hab ich langsam geschrieben :rofl: )
Ich persönlich bin kein Mensch für Selbstständigkeit, ich komme nämlich nicht einmal mit Jahresverträgen klar.
Dummerweise weiß man sowas erst, wenn mans ausprobiert hat (ich dachte auch immer, ich bin ja so abenteuerlustig, das geht schon, aber in der Realität fand ich sogar Jahresverträge zu unsicher.)
Ich persönlich würde also nicht mal, wenn mir für das Folgejahr 3 Manuskripte im großen Publikumsverlag abgenommen werden (haa - schön wärs :rofl: ), den Job drangeben.
Aber, ich finde in einem Satz von den vielen Dingen, die Grey gesagt hat, das, was ich als ehesten als Rat geben würde: erst einen großen Vertrag an Land ziehen, und dann kann man mit viel Schreibzeit und Jobpause auf den Kontakten aufbauen.
Ohne Vertrag auf keinen Fall. Vom Schreiben bis zur Veröffentlichung kanns anscheinend locker mal 3 Jahre dauern, obwohl man direkt das Manuskript unterbringt etc.
Wovon soll man dann da leben? Es wird zwar auch gedrittelt gezahlt (Vertragsunterzeichnung, Manuskriptabgabe, Veröffentlichung) aber 1/3 Vorschuss ist ja auch nicht wirklich so ein Reichtum, dass man davon locker 1 Jahr leben (und die Schulden des einkommenlosen Vorjahres zahlen) kann.
Ich habe auch oft solche Phasen, in denen ich mir denke: Eigentlich könnte ich auch den Rest des Lebens nur im Kuschelpulli und mit Schokolade vor meinem Laptop sitzen und bloß schreiben.
Aber dann kommt mir auch immer wieder in den Kopf, was ich sonst noch mit meinem Leben machen möchte. Natürlich kann ich das meiste davon trotzdem machen, doch ich bin jemand, der sich in fast allen Beziehungen ziemlich ehrgeizige Ziele setzt. Und ich behaupte jetzt einfach mal ganz frech, dass man "leichter" Erfolg hat, wenn man sich eben auf die Karriere konzentriert, als durch ein Buch.
Allerdings ist das natürlich nur meine persönliche Meinung. Alles hat seine Vor- und auch Nachteile. Im Endeffekt musst - auch wenn sich das jetzt blöd anhört - deinem Herzen folgen. Du solltest nichts tun, was dich unglücklich macht, denn das wäre falsch. Nur ist die Frage, was dich glücklicher macht. Ein Brotjob und viel Zeit zum Schreiben? Oder ein besserer, selbstständiger Job und weniger Zeit zum Schreiben?
Zitat von: Felicity am 20. Dezember 2013, 20:02:47
Ich habe auch oft solche Phasen, in denen ich mir denke: Eigentlich könnte ich auch den Rest des Lebens nur im Kuschelpulli und mit Schokolade vor meinem Laptop sitzen und bloß schreiben.
Wer könnte das nicht?
Aber seit ich im TiZi Mitglied bin und auch die der Öffentlichkeit verborgenen Threads lesen kann, habe ich mehr und mehr gelernt, wie der Buchmarkt funktioniert. Und je mehr ich davon lese, desto weniger glaube ich daran, dass ich "gemäß dem Markt" mehr als ein verkäufliches Manuskript (in 1 Jahr oder 2) produzieren könnte.
Es reicht ja nicht nur, dass man gut schreibt, man muss auch (punktgenau) auf den Markt schreiben. Den meisten ist relativ egal, ob ihr Herzensprojekt in einem großen oder kleinen Verlag ein Zuhause findet, aber wenn Cailyn beschließt, mal zu probieren, ob sie vom Schreiben leben kann, muss sie einfach die großen Verlage bedienen, die Vorschüsse zahlen etc.
Mit einer Agentur ist es natürlich leichter, weil die einen beraten kann, was gerade geht und was eher nicht oder was einem sogar aus der Hand gerissen wird - aber die kriegt man ja auch nicht sofort. Und dann ist immer noch die Frage, ob man die Vorgaben erfüllen kann.
Jetzt z.B. scheint es ja eher Erotik zu sein für neue Autoren - da müsste Fia hungern. Nie geschrieben, nie gelesen, keine Ahnung von nix, kann isch net.
Das ist ja die Crux bei Berufsautoren, gut schreiben reicht nicht, man muss das schreiben, was zukünftig von den Verlagen gewollt wird.
Direkt vom Schreiben zu leben, das geht nur, wenn man fast pausenlos Brötchenarbeit schreibt (und darin etabliert ist, also Abnehmer hat), oder einen Mega-Bestseller landet.
Alle anderen Autoren haben einen Brotjob. Der je nach Situation mal wichtiger, mal unwichtiger ist als das Schreiben.
Mehr gibt es dazu aus meiner Sicht nicht zu sagen.
Die Sache ist ja die, dass man so schlecht voraussehen kann, ob man mit dem Schreiben erfolgreich sein wird.
Deshalb ist meine Devise: Ich stelle mir vor, dass ich mit dem Schreiben nie Erfolg gehabt haben werde. Und frage mich von diesem Standpunkt aus, was ich sonst noch im Leben hätte erreichen wollen.
Ich bin selbständig und habe einen Job, der mich erfüllt und mir sehr viel Spaß macht. Der mir aber streckenweise wenig Zeit zum Schreiben lässt. Ist für mich okay. Trotzdem versuche ich dranzubleiben. Und wenn sich bezahlte Schreib-Aufträge ergeben, könnte ich andere Aufträge dafür zurückstellen bzw. ablehnen. Da bin ich als Selbständige recht flexibel :)
Aber für mich ist ein sehr wichtiger Punkt, dass ich auch zufrieden auf mein Leben zurückblicken können möchte, falls es nie für eine Veröffentlichung gereicht haben sollte.
Einen lieben Gruß und ein gutes Gespür für diese große Entscheidung
Thali
Danke schon mal für die Antworten! :)
Aber um etwas noch kurz klarzustellen, das hier vielleicht falsch verstanden wurde.
Mich dem Schreiben verschreiben, würde nicht heissen, dass dies der Risikoweg ist, sondern der Sicherheitsweg. Schreiben würde bedeuten, den gemütlichen Brotjob behalten, während dessen ich es mir erlauben kann, in der Freizeit zu schreiben. Und vom Bücherschreiben zu leben,...also sowas überlege ich mir noch nicht einmal. Das wäre ja dann wohl ein paar Kapitel übersprungen ;D.
Der Risikoweg wiederum würde bedeuten, das Schreiben für ein paar Jahre auf niedriger Flamme zu halten, weil ich dann nämlich alle Energie brauche, um was selbständig auf die Beine zu stellen.
Zitat von: Dahlia am 20. Dezember 2013, 19:38:20
...Aber wenn du die Leidenschaft für den Job hast (was ich gerade bei Selbstständigkeit sehr wichtig finde), dann solltest du es auch trotz der möglichen Gefahren versuchen.
Genau da liegt der fiese Hund begraben! Diese Leidenschaft spüre ich momentan eben gerade nicht.
Ich sollte schon längst eine Website machen, mich beim Berufsverband anmelden etc., aber etwas hält mich stark davon ab: das Schreiben.
Grey,
Ich bin ganz deiner Meinung, dass man nicht mehr schreibst, wenn man endlos Zeit hätte. Ich war mal ein Dreivierteljahr arbeitslos. Hab keine Zeile geschrieben. :(
Aber eben, wenn ich mich für die Variante "mehr Zeit fürs Schreiben" entscheiden würde, würde ich ja meinen jetzigen Brotjob genau so beibehalten (der übrigens auch mit Schreiben zu tun hat - das kann Vor- oder Nachteile haben. Mich hält es zumindest von jeglichen Schreibblockaden ab, denn wenn man im Job wöchentlich abliefern muss, kann man sich dem Schreiben an sich nicht einfach verwehren, indem man es temporär aus dem Leben streicht. ;)).
Auch das mit dem Futter von aussen, kann ich bestätigen. Die Quelle versiegt ja, wenn man sich im schriftstellerischen Elfenbeinturm einschliesst. Schon nur, dass man mit vielen verschiedenen Menschen zu tun hat - egal in welcher Branche - bewirkt ja in einem selbst etwas, das man später auch wieder als Motivator fürs Schreiben nutzen kann.
Merwyn,
Ja, das mit der Lücke im Lebenslauf ist natürlich schon weniger praktisch. Aber ich würde meinen Job ja nicht fürs Schreiben aufgeben. ;)
Übrigens...ich bin 37, also noch nix mit Rentenalter. [Kurz OT: Wie kriegt man sein Alter ins Profil. Wenn ich das Geburtsdatum eingebe, passiert dann nichts :hmmm:]
Feuertraum,
Ich glaube, dieses Grenzen verschieben - Gebiete der Kreativität überall austesten und sich darin finden - das ist natürlich ein schöner Weg, fast als ob man sich treiben lassen würde. Sicher keine schlechte Strategie, aber das erfordert auch Mut.
Thaliope,
ZitatIch bin selbständig und habe einen Job, der mich erfüllt und mir sehr viel Spaß macht. Der mir aber streckenweise wenig Zeit zum Schreiben lässt. Ist für mich okay.
Ich gehe mal davon aus, dass du schon eine Weile selbständig bist?
Natürlich denke ich auch, dass ich wieder irgendwann richtig Zeit zum Schreiben hätte, trotz Selbständigkeit. Aber sicher nicht zu Beginn, wo alles in die Gänge kommen muss. Ausserdem geht es mir nicht nur um die vorhandene Zeit, sondern auch um den Fokus. Ich bin leider ein Mensch, der sich immer nur auf etwas Wichtiges fokussieren kann. Multitasking ist für mich ein Gräuel. Daher könnte ich nicht gleichzeitig meine Praxis aufbauen und ein Buch an Verlage bringen wollen.
ZitatIch gehe mal davon aus, dass du schon eine Weile selbständig bist?
Natürlich denke ich auch, dass ich wieder irgendwann richtig Zeit zum Schreiben hätte, trotz Selbständigkeit. Aber sicher nicht zu Beginn, wo alles in die Gänge kommen muss. Ausserdem geht es mir nicht nur um die vorhandene Zeit, sondern auch um den Fokus. Ich bin leider ein Mensch, der sich immer nur auf etwas Wichtiges fokussieren kann. Multitasking ist für mich ein Gräuel. Daher könnte ich nicht gleichzeitig meine Praxis aufbauen und ein Buch an Verlage bringen wollen.
Ja, ich bin eigentlich schon immer selbständig. Also, jedenfalls seit meinem Uni-Abschluss vor, ach Gott, gut acht Jahren. Ich kenn es also quasi gar nicht anders. Und da ist es natürlich schon ein anderer Schritt, wenn man dafür die Sicherheit eines Brotjob aufgibt.
Es ist schwer, dir in dieser Situation etwas zu raten, weil man von außen so schlecht beurteilen kann, welche Beweggründe dich jetzt konkret in welche Richtung ziehen ... aber ich verweise bei so etwas gern auf die "Lehnstuhl-Methode", auf die mich die liebe Aquamarin mal gebracht hat (ich hoffe, ich gebe sie jetzt in etwa richtig wieder): "Stell dir vor, du sitzt als alte Frau im Lehnstuhl und blickst auf dein Leben zurück. Was für ein Leben möchtest du gelebt haben?"
Für mich war diese Frage schon des öfteren äußerst hilfreich.
LG
Thali
Ein spannendes Thema. Eins, das mich schon seit vielen Jahren begleitet. Als Kind habe ich immer auf die Frage, was ich werden will, geantwortet: Schriftstellerin.
Zum Glück ist das Schreiben nicht mein einziges Talent. Mein größtes zwar, aber nicht das einzige.
Vor Jahren habe ich mal ein Interview mit Benedict Wells gelesen, der nach dem Abi nur gekellnert und geschrieben hat. Er wollte nur schreiben und hat gekellnert, um von irgendwas leben zu können.
Das kann ich zwar irgendwo sogar verstehen, aber ehrlich, machen könnte ich das nicht. Nicht mit den ganzen anderen Talenten, die ich noch habe.
Ich bin ein genügsamer Mensch und materieller Firlefanz bedeutet mir wenig, aber ich kann nicht abstreiten, daß es etwas für sich hat, nach einem erfolgreichen Studium einen guten Job zu finden und gutes Geld zu verdienen.
Jetzt. Im Moment.
Ich habe den Luxus, nicht allein zu sein und nicht allein für mich sorgen zu müssen, bin aber sogar diejenige bei uns, die gerade (noch) mehr verdient und finde das okay so. Ich habe vor und während meines Studiums genug Zeit gehabt, viele gute Schreibprojekte auf den Weg zu bringen. Aber auch jetzt habe ich eine Option in meinem Arbeitsvertrag, monatsaktuell meine Arbeitszeit anpassen zu können, sollte es endlich dazu kommen und meine Agentur einen Verlagsvertrag für mich an Land ziehen. Sobald ich mehr Zeit zum Schreiben bräuchte, hätte ich die.
Die langfristige Wunschplanung wäre schon, im Brotberuf kürzer zu treten - dem Schreiben und einer zukünftigen Familie zuliebe. Man kann einfach nicht alles haben. Aber das Schreiben sollte dann zumindest das Geld ausgleichen können, das dann an anderer Stelle fehlt.
Den Traum, vom Schreiben allein leben zu können, habe ich erst mal in irgendeine Ecke verabschiedet. Aber man weiß ja nie. Davon abgesehen ist es bei mir durchaus schon so, daß ich in meiner freien Zeit schreibe und dann nicht die Dinge tun kann, die andere Leute in ihrer freien Zeit tun. Aber das macht mich glücklich so und deshalb ist es gut.
Mal sehen. Inzwischen hab ich mich mit der Planung irgendwie eingerichtet und lasse alles weitere auf mich zukommen. So ein kleines bißchen Realismus ist in mir dann doch noch erhalten geblieben.
Vielleicht hilft dir das - einfach der Gedanke, erst mal solide anzufangen und dann zu schauen, wie es sich entwickelt?
@Cailyn
Oh, okay, das hatte ich tatsächlich falsch verstanden. Mea culpa. Ich hatte gedacht, dass du ein paar Jahre gar nichts machen möchtest außer Schreiben. :hmmm:
Zitat von: FeeamPC am 20. Dezember 2013, 20:18:28
Direkt vom Schreiben zu leben, das geht nur, wenn man fast pausenlos Brötchenarbeit schreibt (und darin etabliert ist, also Abnehmer hat), oder einen Mega-Bestseller landet.
Alle anderen Autoren haben einen Brotjob.
Da möchte ich mal widersprechen. Viele Autoren in meinem Bekanntenkreis (ich eingeschlossen) gehören weder in die eine, noch in die andere Gruppe. Wir haben keine Mega-Bestseller am Start, aber was wir schreiben ist nicht die Brötchenarbeit, die du vermutlich meinst. Ich für meinen Teil schreibe jedenfalls nach wie vor meine Geschichten, keine Auftragsarbeiten, ich habe keinen Textoutput wie eine Maschine, sondern produziere weiterhin in meinem Tempo - und ich lebe trotzdem davon. Ähnlich weiß ich es von etlichen Kollegen und Kolleginnen.
Zitat von: Grey am 20. Dezember 2013, 21:41:40
Oh, okay, das hatte ich tatsächlich falsch verstanden. Mea culpa. Ich hatte gedacht, dass du ein paar Jahre gar nichts machen möchtest außer Schreiben.
Hatte ich auch so verstanden, sorry :versteck:
Ich könnte niemals ausschließlich schreiben. Der Grund ist recht simpel. Irgendwann fühle ich mich auf so vielen Ebenen nicht ausgelastet, dass ich wie ein eingesperrtes Tier auf und ab gehe, miese Laune verbreite und einfach nichts mehr auf die Kette kriege. Deswegen steh ich jeden morgen um halb 6 auf, schwing mich raus in die Kälte und fahre eine Stunde durch die Pampa um mich in irgendwelchen Hörsälen mit irgendwelchem komplizierten Wirtschaftskram zudonnern zu lassen, gehe dazu dreimal die Woche zum Sport und muss nebenher noch pauken. Ich hätte auch eine ruhige Kugel als Springer bei der Bank schieben können. Keine Kundentermine, regelmäßiges Gehalt (wenn auch nur 1,6-1,7 Netto aber hey! Nach drei Jahren Ausbildung ist das nicht zu verachten) und super Arbeitszeiten inklusive 30 Tage Urlaub und minutengenauem Überstundenausgleich. Nur dann hätte ich zwar jede Menge Zeit, würde aber auch nicht mehr schreiben, weil ich vor lauter Langeweile und Unterforderung irgendwann nur noch depressiv werden würde.
Zu viel ist niemals gut. Völlig egal von was. Ich hatte auch noch nie von diesem Frey gehört und hab mich mal gerade ein wenig eingelesen. Nur das reicht mir schon um zu wissen, dass ich auf nichts, was der Kerl sagt, was geben würde.
Thaliope,
Schön, dass du mir dies mit dem Lehnstuhl in Erinnerung rufst. So habe ich mein Leben schon ein paar Mal betrachtet. Hab's mir sogar schon einmal aufgeschrieben, Jahr für Jahr erzählt, was ich alles erlebt habe (so aus der Warte einer 90-Jährigen). Und weisst du was? Diese Übung habe ich vor etwa 8 Jahren als letztes gemacht und hingeschrieben: 42, Buch veröffentlichen. Hehe. Das heisst, ich hätte jetzt noch ein paar Jahre Zeit, um eine fulfilling prophecy zu füllen. Ich geh mal über die Bücher und überlege, ob das für mich aus aktueller Warte aus immer noch zutrifft.
Dani,
Mir ging es gleich mit dem Berufswunsch als Kind (natürlich auch noch Krankenschwester, aber das fällt wegen dem Blut sowieso heute weg *brrrr* :seufz:)
ZitatDas kann ich zwar irgendwo sogar verstehen, aber ehrlich, machen könnte ich das nicht. Nicht mit den ganzen anderen Talenten, die ich noch habe.
Wie schön! Aber genau das kann ich von mir nicht sagen. Es gibt keine grossen Talente. Egal was ich mache, ich mache immer das Beste draus. Doch berufen fühle ich mich aufgrund irgendwelcher Skills leider nicht.
Zitatdem Schreiben und einer zukünftigen Familie zuliebe
Ja, ich denke, da tut sich jeder einen Gefallen, wenn er nicht ständig den Traum vom Schrifstellerleben (ohne anderen Job) vor Augen hat. Das kann sonst auch immens frustrieren, wenn es nicht klappt. Und du hast völlig recht. Wenn man dann noch eine Familie gründet, hat man dann auch noch Prioritäten, die man weder umkehren noch ändern sollte. Und alles hat halt nicht immer Platz.
Coehoorn,
Ja, ich denke, in deinem Alter ist das auch wirklich eine sehr gute Entscheidung. Du springst ja ins Berufskarusell erst so richtig hinein. Aber meine Ausgangslage ist da ein wenig anders, da ich ein paar Jahre mehr auf dem Kerbholz habe. Ich habe zwei Ausbildungen gemacht, viele Jahre gearbeitet in verschiedenen Jobs und bin auch bei einer Anstellung angelangt, die mir gefällt. Und doch...ich könnte auch genauso gut was anderes machen, kein Mensch nähme Notiz davon, keiner würde es bemerken. Was ich täglich leiste, halte ich für extrem austauschbar, da wenig individuell. Das ist auch nicht schlimm, nein, es ist eine gute und tolle Sache, denn es bringt mir Geld und leichtfertigen Spass und anderen einen informativen Nutzen. Aber für immer? Das käme für mich dann auch nicht in Frage. Daher kam mein Bedürfnis nach Selbständigkeit. Mein eigener Chef sein (klingt doch auch gut, oder?). Aber eben, das hätte seinen Preis, unter anderem das intensive Schreiben.
@Grey: Das klingt jetzt aber sehr negativ, wahrscheinlich meinst du es nicht so, aber ich finde, man kann die Qualität oder den Unterhaltungswert von Texten nicht davon abhängig machen, wieviel jemand in welcher Zeit schreibt.
@Cailyn: Im Moment tue ich tatsächlich nichts als schreiben, weil ich ein paar Deadlines einhalten muss. Normalerweise betreibe ich aber einen Job-Mix aus Übersetzen und Schreiben und ich halte das für äußerst sinnvoll. (Wobei ich mit dem Schreiben noch nichts verdiene, aber ich sehe es trotzdem als meine Arbeit an, das ist einfach wichtig für mich, damit mein Umfeld es ernst nimmt und auch ich selbst. Und es ist ja oft so, dass man erst Zeit für lau investiert, bevor eine Tätigkeit Geld bringt.) Es ist einfach wichtig zu wissen, dass man einen Broterwerb hat, der nicht einfach wegbricht, weil der launische Mark einen nie oder nicht mehr mag. Nur vom Schreiben zu leben könnte ich mir nur vorstellen, wenn einer meiner Romane so viel Geld einfährt, dass die anderen nichts mehr einbringen müssen. Ist das nicht der Fall, so wie meistens, würde ich je nach sonstiger Einkommenslage auf jeden Fall einen Brotjob halten, den man zur Not auf Vollzeit ausweiten könnte, wenn es nötig wäre.
Bei mir ist es allerdings auch so, dass ich zum Glück kein komplettes Einkommen erwirtschaften muss und, was eigentlich traurig ist, mir aber die Entshceidung leichter macht, ich in meinem erlernten Beruf wohl noch weniger verdienen würde als mit diesem Job-Mix.
Zur Ausgangsfrage: Ich glaube nicht, dass man nur noch schreiben muss. Im Gegenteil. Um richtig gut schreiben zu können, und zwar nicht nur ein Buch, sondern viele, muss man vor allem leben. Ich merke in letzter Zeit sehr stark, dass jede Erfahrung, die ich gemacht habe, mir beim Schreiben hilft. Es nutzt also ganz bestimmt nichts, sich irgendwo zu vergraben. Es ist aber in so weit richtig, dass ich neben dem Schreiben keine Hobbys mehr habe, einfach weil ich nichts anderes machen will. Sobald ich aber die Lust verspüre, wieder was nebenher zu machen, werde ich das ganz sicher tun.
Zitat von: Alana am 20. Dezember 2013, 22:02:37
@Grey: Das klingt jetzt aber sehr negativ, wahrscheinlich meinst du es nicht so, aber ich finde, man kann die Qualität oder den Unterhaltungswert von Texten nicht davon abhängig machen, wieviel jemand in welcher Zeit schreibt.
Öhm ... ich finde jetzt gerade überhaupt nicht, wo ich etwas geschrieben haben soll, das so klingt? ??? Das denke ich nämlich auf keinen Fall! Kannst du mir die entsprechende Stelle zitieren? Ich würde das gern richtig erklären, wenn es da wirklich steht, aber ich weiß echt nicht, worauf du dich beziehst ...
ZitatIch für meinen Teil schreibe jedenfalls nach wie vor meine Geschichten, keine Auftragsarbeiten, ich habe keinen Textoutput wie eine Maschine, sondern produziere weiterhin in meinem Tempo - und ich lebe trotzdem davon.
Das klang ein wenig so, aber wie gesagt, ich dachte mir schon, dass du das nicht negativ meinst. :knuddel: Es ist nur in letzter Zeit so, dass das Bashing von sehr produktiven Autoren ein wenig die Runde macht, deswegen bin ich da wohl etwas empfindlich, sorry.
@Grey: ich dachte immer, du hättest dich bewusst entschieden nur zu schreiben und habe dich für diesen Mut bewundert. ;) Ne, aber ich bewundere trotzdem, wie du das machst. Man merkt ja bei dir, dass es auch nicht so einfach ist, selbstständig zu sein.
@Dahlia: Mir geht es gerade genauso. Ich habe ernsthaft überlegt, mein Masterstudium abzubrechen. Es macht keinen Spaß, ich habe überhaupt keine Lust mehr auf das Studium, ich habe mir das ganz anders vorgestellt. Und vielen Komillitonen geht es ähnlich, wie ich so höre. Die meisten schaffen es auch nicht in der Regelstudienzeit, statt 4 sind 6 Semester normal. Ich werde wohl auch noch zwei brauchen. Also 5 insgesamt. Außerdem habe ich gar keine Leidenschaft mehr für mein Fach. Am Anfang wollte ich unbedingt in die Forschung, habe überlegt, einen Doktor zu machen. Und jetzt ist diese Begeisterung völlig weg. Ich weiß nicht, was ich mit meinem Studium anfangen soll. Ich habe Journalismus ausprobiert, aber das war auch nichts für mich. Ich weiß schon, dass es auch mit dem Master schwierig werden wird, einen Job zu bekommen.
Am liebsten würde ich im Moment mein Studium abbrechen, mir irgendeinen Job suchen, von dem ich leben kann, 20 Stunden arbeiten und den Rest schreiben. Dabei glaube ich nichtmal, dass ich mit dem Schreiben auch Geld verdienen könnte, jedenfalls nicht viel. Das war immer mein Traum, aber ich fühle mich davon gerade meilenweit entfernt. Trotzdem würde ich am liebsten nur schreiben. Ich schreibe auch gut, wenn ich sonst nichts mache, ich brauche nicht wirklich diese Inspiration von außen. Allein befürchte ich, würde ich es irgendwann bereuen, wenn ich jetzt mein Studium abbreche.
Zitat von: Alana am 20. Dezember 2013, 22:21:45
Das klang ein wenig so, aber wie gesagt, ich dachte mir schon, dass du das nicht negativ meinst. :knuddel: Es ist nur in letzter Zeit so, dass das Bashing von sehr produktiven Autoren ein wenig die Runde macht, deswegen bin ich da wohl etwas empfindlich, sorry.
Ach so. :) Nein, ich hatte mich nur auf die von Fee erwähnte "pausenlose Brötchenarbeit" bezogen und dem in zweifacher Hinsicht wiedersprochen - dass meine Bücher für mich nicht bloß Brötchenarbeit sind, sondern wirkliche Herzensangelegenheiten, und auf der anderen Seite, dass ich nicht pausenlos Wörter dreschen muss, nur um davon leben zu können. Das hat sich vielleicht ein bisschen vermischt, sorry. Ich wollte auf keinen Fall damit sagen, dass jemand schlecht schreibt, nur weil er schnell und viel schreibt. :knuddel: Nur, dass man sich nicht zwingend schinden muss, um vom Schreiben leben zu können.
Wobei es mir aktuell nicht wie Schinderei vorkommt. Ich bin froh, die Deadlines zu haben, so kann jeder verstehen, dass ich die Feiertage über auch was tun muss. Jetzt Pause zu machen, das würde ich gar nicht aushalten. ;D So hab ich eine Entschuldigung. Andererseits glaube ich ganz ehrlich nicht, dass das auf Dauer so bleibt und das ist vielleicht ganz gut so. Irgendwann wird sich eine Balance einstellen, denke ich. :)
Zitatdass meine Bücher für mich nicht bloß Brötchenarbeit sind, sondern wirkliche Herzensangelegenheiten,
Das ist schön, aber das finde ich auch total wichtig und das ist bei mir auch so. Jedes Buch liegt mir sehr am Herzen und ich hoffe sehr, dass ich auch irgendwannmal da hin komme, wo du jetzt bist. :wolke: Das wäre das Tüpfelchen auf dem i. Solange ist halt das Übersetzen mein Beitrag zur Familienkasse.
Ich habe vor etwa drei Jahren gemerkt, dass Schreiben immer meine erste Priorität sein wird, abgesehen von so humanen Dingen wie Essen, Schlafen, Frieden, Freundschaft, Familie und Liebe ;D und dass ich damit mein Geld verdienen will. Ich verdiene damit bereits seit Jahren neben Nebenjobs Taschengeld und einmal auch die Studiengebühren, vor Kurzem habe ich über einen Literaturpreis für eine Kurzgeschichte das erste Mal richtig viel Geld verdient, so viel, dass ich damit ein weiteres Jahr für mein Studium abgesichert bin, und natürlich bin ich noch nicht runter von der Wolke, aber ich bin noch nie so zuversichtlich gewesen, dass das etwas wird, nicht nur könnte, und zwar ohne permanente Auftragsarbeiten.
Ich schreibe in verschiedenen Genres und fühle mich derzeit sehr wohl mit meinem Stil. Ausschließlich schreiben will ich trotzdem nicht. Ich muss meine Hände benutzen, basteln, bauen und mich handwerklich betätigen, um nicht in Trott zu verfallen. Ich kann mehr als nur schreiben, wenn auch, wie Dani auch schon sagte, das am Besten. Und es gibt Dinge, von denen ich vielleicht noch gar nicht weiß, dass ich sie kann. Aber ich bin ja auch 20 (aber nicht mehr lang)! :P
Derzeit entwickele ich mit drei Freundinnen für die Uni eine Webserie, was mir als neue Beschäftigung neben dem Schreiben und in meinem Fall Schreiben, Medien und Theater studieren gerade sehr recht kommt. Letztes Frühjahr habe ich an einem Theaterstück mitgearbeitet, bei dem ich Schauspielerin war, und das hat mir gut getan. Ausschließlich schreiben kommt für mich nicht in Frage. Ich würde mich gern noch aufs Fotografieren weiterbilden, entweder durch Studium oder Ausbildung, und momentan hätte ich sehr große Lust auf einen handwerklichen Beruf.
Ich denke, jeder und jede muss das persönlich klarkriegen. Abwechslung im Alltag sollte selbstverständlich sein. Abwechslung im Beruf, also mehrere Dinge zu machen, ist vielleicht nicht ganz so wichtig, wobei es mich persönlich eher einschränken würde. Aber dieser Gerede, dass man sich von allen abschotten und alles opfern sollte, ist schlichtweg Blödsinn und kann auch dazu führen, dass man sich das Schreiben ruiniert, ganz abgesehen davon, dass man es sich mit Mitmenschen verscherzt. Schreiben ist einfach nicht wie Auswandern (,,Den Schnitt machen!").
Sich realistisch einzuschätzen ist natürlich nicht leicht, aber ich denke, dass es hier darum geht, zu sagen: Ich muss dafür sorgen, dass ich irgendwie genug Geld verdienen kann, um über die Runden zu kommen, und ich muss realistisch sein, ob das mit dem Schreiben klappen kann, und ob ich überhaupt außerhalb mir am Herzen liegender Texte schreiben kann, ohne mir selbst das Schreiben kaputtzumachen.
Das mit der Produktivität: Ich denke immer, ich bin sehr produktiv, dann sehe ich in den Tintenzirkel und nehme mich wieder zurück. :) Ich schreibe täglich und gerade besonders viel, aber genau in dem Rahmen, in dem ich meine Qualität halten kann. Ein Kumpel von mir schreibt alle zwei Wochen eine halbe Seite, die er hundertmal korrigiert, bis der Tonfall stimmt. Meine beste Freundin schreibt jeden Monat zwei Kurzgeschichten. Meine Freundin schreibt Artikel und monatelang gar nichts, dafür dann prompt im Nano einen Roman. Alle schreiben qualitativ. Der Output hat also keine Aussage über die Qualität, würde ich meinen.
@Cailyn: Wenn dir die Leidenschaft gerade fehlt, ist das denke ich keine gute Voraussetzung, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Ich weiß nur von meinem Vater, wie sehr es an ihm zehrt, in seiner Selbstständigkeit weiter zu machen, nachdem er die Leidenschaft verloren hat (bzw. gemerkt hat, wie viel Papierkram damit zusammenhängt und wie viel angenehmer es doch war, nicht selbstständig zu sein) - aber bei ihm hängen inzwischen halt auch ein paar Jobs mit dran, da will er auch nicht wieder hinschmeißen :-\
Wenn gerade die Leidenschaft für das Schreiben so stark ist: spräche irgendetwas dagegen, erstmal den sicheren Weg zu gehen, dich aufs Schreiben zu konzentrieren und dann in die Selbstständigkeit zu starten, sobald der Funken wieder da ist? (vielleicht kommt der ja gerade dann wieder, wenn du es nicht mehr so als Ziel hast, demnächst durchzustarten)
@Franziska: Das hört sich so verdammt nach meiner Situation an, das ist schon fast unheimlich :rofl:
Ich wollte ja auch erst promovieren und in die Lehre, weil man mit Japanologie ohne irgendeine Zusatzqualifikation irgendwie auch nicht wirklich was anfangen kann. Aber dann hab ich festgestellt, dass mir das forschen nicht wirklich liegt, weil dafür wirklich diese Leidenschaft bei mir fehlt. Dann hab ich es auch Richtung Journalismus versucht, aber auch gemerkt, dass mir das nicht liegt.
Und momentan mit dem Zweitstudium merk ich nach den ersten beiden Semestern, dass meine anfängliche Begeisterung abgeflaut ist. Das einzige, was mich noch wirklich abhält, abzubrechen, ist die Tatsache, dass ich zu den besten meines Jahrgangs gehöre und ich mich dann wahrscheinlich ewig ärgern würde, abgebrochen zu haben, obwohl ich einen guten Abschluss hätte machen können. Und sollte ich mir doch irgendwann einen anderen Job suchen wollen, fände sich da sicher schneller etwas mit Informatik.
Aber dann ist ja da der kleine Mann auf meiner Schulter, der mir sagt: "Du hast einen unbefristeten Job, den du magst und mit dem du über die Runden kommst. Und du willst doch ohnehin lieber Schreiben." Und noch weiß ich nicht, ob das ein Teufelchen oder ein Engelchen ist ::)
Ich glaub, über die Ferien setz ich mich mal in Ruhe hin und widme mich der Lehnstuhl-Methode.
Von Schinden müssen war wohl weniger die Rede, und ich meinte auch nicht Groschenromanschreiber oder Auftragswerbespoterfinder oder dergleichen Leute, die das harte Brot haben, von fixen Vorgaben etwas Brauchbares basteln zu müssen.. Aber ein Autor, der vom Schreiben leben will, muss diszipliniert Brötchenarbeit machen, das heißt, regelmäßig arbeiten, den Markt im Auge behalten, Kontaktarbeit machen, Deadlines beachten, sich mit tausend Dingen herumärgern, die ein Hobby-Autor oder Nebenberuf-Autor getrost mehr oder weniger ignorieren kann, weil der nun mal nicht von seiner Schreibe leben muss.
Außerdem muss der Berufsautor fähig sein, sich notfalls selbst in den Allerwertesten zu treten, wenn er sich hängen lässt (oder einen aufbauenden Partner oder Agenten oder Freund haben).
Und um überhaupt soweit zu kommen, braucht man schon eine gewisse Präsenz im Markt– und muss irgendwie die Anlaufphase überbrückt haben, mit Geld, das eben noch nicht vom Schreiben kam.
Aber das eigentliche Thema war wohl, wie ich jetzt feststelle, nicht Schreiben als Vollberuf, sondern Berufwechsel mit dem Wissen, dass dann das Schreiben eine Weile zu kurz kommt. Wenn dieser angestrebte Beruf etwas ist, wofür man Leidenschaft entwickeln kann, und auch nur annähernd eine Chance besteht, tatsächlich davon leben zu können (und man noch jung genug ist, um notfalls auch einen dritten Anlauf zu wagen), dann befürworte ich den Wechsel.
Zitat von: Grey am 20. Dezember 2013, 19:06:11
Fakt ist aber, ich persönlich halte einen Job, der nichts mit dem Schreiben zu tun hat, sogar für hilfreich, um gute Geschichten erzählen zu können. Der Input und die Inspiration, die abwechslungsreiche Arbeit liefern kann, sind absolut unbezahlbar.
Das geht mir genauso. Ich könnte wahrscheinlich nicht nur schreiben, da würde ich durchdrehen. Die Balance muss jeder für sich selber ausmachen, das hängt von so vielen unwahrscheinlich individuellen Faktoren ab - aber ich finde Ausgleich immer wichtig. Job und Schreiben ergänzen sich für mich persönlich perfekt. Bei dem einen habe ich klare Vorgaben, bekomme Input und bekomme meine Dosis Stress ab, bei dem anderen kann ich mich austoben und entspannen. Wenn ich nur vom Schreiben leben müsste, würde ich es wahrscheinlich viel zu ernst nehmen. So kann ich mich einfach in die Geschichten fallen lassen, ohne immer gleich mit einem Auge in Richtung Markt zu schielen :D.
Was die Entscheidung angeht, temporär das Schreiben oder den Job etwas zu reduzieren für jeweils das andere - nun, auch das hängt von so vielen Faktoren ab. Wobei es vielleicht auch nicht immer sein muss ;). Ich habe mit meinem Referendariat im Augenblick Arbeit für zwei, unter zehn Stunden am Tag geht nix (und das sind die guten Tage), und bringe das Schreiben trotzdem unter. Das muss einfach jeder für sich selber sehen, wie viel er schafft, wie viel er sonst an den Start bringen will in Sachen Hobbys, wie wichtig im der Job tatsächlich ist... und wenn es bei mir mal in Richtung Berufseinstieg geht, werde ich sicherlich für eine Weile das Schreiben reduzieren müssen, jedenfalls wenn sich das so entwickelt, wie ich es mir gerade erträume. Wenn das alles so läuft, wie ich mir das vorstelle, beginne ich in einem Job, der seine 80-Stunden-Woche dooferweise mitbringt. Aber solange mir der Job Spaß macht, reduziere ich eben das Schreiben dafür. Heißt ja nicht, dass es für immer sein muss. Sowas kann sich jederzeit ändern und so viel im Leben ergibt sich einfach, dass ich es für Quatsch halte, da weit in die Zukunft zu planen. Für die nächsten zwei Jahre habe ich meine Balance halbwegs gefunden, und dann sehe ich weiter. Aber eines komplett aufgeben für das andere würde ich nie. Jedenfalls nicht dauerhaft :D.
Nur schreiben oder mehr Job ist, denke ich, eine individuelle Entscheidung, die man aus dem Bauch raus und mit ganzem Herzen treffen sollte.
Im Herbst hat mir auch jemand, der es wirklich schaffen würde mich genau da hin zu bringen angeboten mich nur noch mit schreiben zu befassen, den ganzen Tag nichts anderes zu tun. Da ich aber da so ähnlich ticke wie Coehoorn, je ausgelasteter ich bin, desto "produktiver" kann ich schreiben, habe ich tatsächlich abgelehnt. Im nachhinein muss ich echt sagen ich hätte länger darüber nachdenken sollen.
Der Job, den ich zu dem Zeitpunkt noch regelrecht geliebt habe verliert mit jeder Woche an Spannung, frisst immer mehr Zeit und geht mir nach und nach tatsächlich auf die Nerven. Daher suche ich grade nach etwas, dass mir mehr Freiraum gibt. Zum Schreiben und für andere Hobbys.
Alles in allem kann ich trotzdem der allgemeinen Meinung, dass man die richtige Mischung für sich festlegen muss, nur zustimmen. Solange der Brotjob Spaß macht, vielleicht sogar als Quelle der Inspiration dient ist daran ja nichts falsch und einen Job den man nicht mag machen ist sowieso nicht wirklich sinnvoll, dann vom nur Schreiben zu träumen scheint, in meinen Augen, auch keine echte Lösung zu sein.
Die daraus entstehende Erkenntnis für mich: Selbst wenn ich tatsächlich dem Angebot nur zu schreiben, gefolgt wäre, ich hätte mir garantiert noch eine kleine Beschäftigung gesucht, ein paar Stunden die Woche, weil mir sonst der Druck fehlt mich hinzusetzten und zu tippen, wenn ich das ja theoretisch auch noch in einer Stunde oder zwei oder übermorgen machen kann.
Ich unterschreibe Greys ersten Beitrag voll und ganz (ausser, dass ich nicht vom Schreiben lebe, aber die anderen Sachen ;)).
Zitat von: Cailyn am 20. Dezember 2013, 17:51:35
Habt ihr euch eigentlich vollends dem Schreiben verschrieben?
Ja. Das Schreiben ist mir das Wichtigste überhaupt, alles andere hat 2. Priorität. Natürlich
muss ich manchmal zwischenzeitlich das Schreiben hinter solch andere Dinge wie den Brotjob stellen, wenn ich ein angenehmes Leben haben möchte. Aber im Kopf und im Herzen bin ich fast immer bei meinen Stories.
Zitat von: Cailyn am 20. Dezember 2013, 17:51:35Opfert ihr einen anderen Beruf, damit ihr mehr schreiben wollt/könnt?
Das würde ich nicht machen. Selbst wenn ich einen weltweiten Millionen-Bestseller landen würde (was man zwar hofft, aber wovon man ja nicht ausgeht ;)), würde ich doch noch weiterhin zusätzlich einen anderen Job machen wollen. Ich würde zwar weniger Arbeiten, nicht mehr Vollzeit, aber ich würde eine "normale" Arbeit brauchen. Denn wie Grey gesagt hat, braucht Inspiration Impulse von aussen und diese Impulse geben mir vor allem Begegnungen und Gespräche mit anderen Menschen. Natürlich gibt es auch Musik, andere Bücher, Filme. Aber das reicht niemals aus.
Gerade gestern hatte ich wieder so ein Erlebnis, da muss ich etwas ausholen. Eigentlich hasse ich öffentliche Verkehrsmittel. Es gibt für mich kaum etwas Mühsameres an meinem Arbeitstag als die Hin- und Rückfahrt. Ich habe mir schon überlegt, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, aber das geht aus verschiedenen Gründen nicht. Und gestern dann, habe ich diese Überlegungen von wegen kein ÖV mehr noch einmal revidiert. Denn einmal mehr setzte sich im Zug mir gegenüber eine unglaublich faszinierende Person hin. Ich habe nicht mit ihm gesprochen. Aber die Inspiration rennt mir seitdem die Tür ein. ;D Würde ich nur noch im Auto sitzen, zwei Stunden am Tag, fiele das weg. Weiter gesponnen, würde ich nur noch zuhause oder in meinem Einzelbüro ohne andere Menschen sitzen, fielen noch viel mehr solcher Momente weg. Da rostet einem das Gehirn ein.
Hinzu kommt, dass mit der Zeit alles dröge und langweilig wirkt. Ich weiss das noch aus meiner arbeitslosen Zeit. Die ersten 2-3 Monate sind kein Problem, ich habe so viel geschrieben wie nie zuvor, gelesen und das Leben genossen. Aber ab dem vierten Monat war ich wie abgestumpft. Was mich zuvor noch total fasziniert hat, wirkte nur noch langweilig und immer gleich. Musik, die ich liebe und mich normalerweise inspiriert, war plötzlich langweilig und immer gleich. Filme, die eigentlich super wären, habe ich angeschaut wie durch eine trübe Brille.
Vielleicht hängt es auch vom Charakter ab, aber ich für mich brauche einen 0815-Job nicht nur wegen des Geldes. Sondern auch, damit mein Gehirn in Bewegung bleibt und ich immer neue Ideen habe. Ausserdem fiel mir auf, dass ich immer dann am kreativsten bin, wenn ich auch im Brotjob den meisten Stress habe. Ich vermute mal, das hängt irgendwie mit Hormonen zusammen, Adrenalinausschüttung und so, aber da bin ich wirklich kein Experte. Fällt dieser Stress weg, flaut auch die Inspiration ab.
Zitat von: Cailyn am 20. Dezember 2013, 17:51:35Wie weit geht ihr, um eurem Schaffen Raum zu geben?
In den letzten Monaten ist es bei mir zu weit gegangen. Mein Schreibfrust hat sich auf die Arbeit in meinem Brotjob übertragen und ich machte Fehler, war unfreundlich und bekam schliesslich eine nicht so gute Jahresbewertung wie z.B. letztes Jahr. Da merke ich dann so: Ups, du musst ein bisschen besser aufpassen. Denn es kommt durchaus vor, dass ich Einladungen von Freunden ablehne, weil ich an dem Tag einfach lieber schreiben möchte. Ich habe grosses Glück, dass zumindest meine besten Freunde das verstehen. Es kommt auch vor, dass ich während der Arbeit eigentlich am Plotten bin. Ich habe den Vorteil, einen Bürojob zu haben, in dem ich locker mal über Mittag Notizen tippen kann oder zwischendurch, wenn gerade nichts läuft. Aber auch nur dann. Wenn es drunter und drüber geht, geht die Arbeit vor. Und manchmal drehe ich fast durch deswegen, weil ich nicht das machen kann, was ich eigentlich lieber tun würde. Aber sich schätze, das ist "part of the deal", wenn man ein solches Hobby bzw. einen solchen Lebenstraum hat. ;)
Dahlia,
Ja, die liebe Leidenschaft... Die Frage ist aber auch, ob das Schreiben - mal ganz abgesehen von der abhanden gekommenen Leidenschaft für den anderen Beruf - nicht einfach eine enorme Ablenkung ist, weil ich zu faul bin, um gewisse Mühen auf mich zu nehmen. Ich sage es jetzt mal ganz überspitzt: Vielleicht bin ich einfach zu faul, um Herausforderungen anzunehmen und verstecke mich in meiner Fantasy-Welt, weil es da so eine schöne, verklärte Hoffnung gibt, damit Erfolg zu haben.
Man muss ja mal ganz klar sehen, dass die wenigsten mit Schreiben Erfolg haben werden. Ist Scheisse. Aber es ist nun mal so. Das kann man ja schon statistisch belegen. Klar, ich war mein halbes Leben in diesem rebellischen Denken verfangen, wo ich immer wieder sagte: Ja, Schreiben ist auch Glückssache, aber es ist ja dämlich, es nicht zu versuchen! Stimmt auch wieder. Es stimmt eben beides, die Hinwendung und Einsicht zu einer harten Realität, aber auch die Tatsache, dass jemand nur gewinnen kann, wenn er was wagt.
Franziska,
Ich kann dir gut nachfühlen, was dein Studium angeht. 5 Semester sind halt schon eine lange Zeit, die man nicht einfach mal so als kurze Phase bezeichnen könnte. Hilfreich ist manchmal auch sich zu erinnern, was einem zu Beginn daran gefallen hat. Was hat dich motiviert, das Studium zu beginnen? Und was ist aus dieser Motivation geworden? Hat sich das Studium als anders herausgestellt oder hast du dich verändert, so dass es dich nicht mehr packt?
Nachtblick,
Du klingst so...ooohhhmmm...in deiner Mitte ruhend. Ich find das bewundernswert. Kann ich davon was abhaben? :wolke:
In dem Moment, in dem ich vom Schreiben leben müsste, hätte ich wahrscheinlich schlagartig keine Lust mehr dazu. Oder, psychologisch ausgedrückt: wenn die Leute dich dafür bezahlen, muss es etwas Unangenehmes sein :darth:.
Auch wenn Schreibzeit kostbar ist, würde ich sie trotzdem dafür investieren, einen guten Job zu finden. Ein guter Job eröffnet einem Erfahrungen, Möglichkeiten und Perspektiven, die man nur zu Hause beim Schreiben schwerlich finden dürfte. Mal abgesehen davon sind die Verdienstmöglichkeiten doch sehr eingeschränkt, das würde ich mir nicht antun wollen.
Obwohl ich es als Lebensziel habe, vom Schreiben leben zu können, verstehe ich, was du meinst, Sternlicht. Mir würde zwar auf keinen Fall die Lust am Schreiben vergehen, aber es ist sicher eine extreme Art von Druck, wenn man weiß: Wenn sich mein Roman nicht gut genug verkauft, habe ich vielleicht bald finanzielle Probleme.
Es ist mein großer Traum, irgendwann nur noch zu schreiben, aber mit der Verwirklichung würde ich mich theoretisch erst trauen, anzufangen, wenn ich etwas angespart habe und weiß, dass meine Romane sehr erfolgreich sind. Vorher wäre mir Kleckssensibelchen die finanzielle Sorge zu stark. :gähn:
Davon abgesehen beginne ich im September 2014 die Ausbildung zu meinem Traumberuf. Zwei Träume miteinander verbinden zu können und mit dem Beruf auch noch Geld zu verdienen, das einen absichert, und mit dem Schreiben gelegentlich bei einer Veröffentlichung etwas zu verdienen - japp, so ist mir das lieber. ;D
Sternenlicht,
Dass es zu viel Druck aufsetzt, kann ich verstehen. Aber ob es auch die Lust am Schreiben tilgt, da bin ich mir nicht sicher. Sowas kann man doch nur sagen, wenn man es ausprobiert hat.
Für mich persönlich hat Schreiben nicht unbedingt Lust als Triebfeder. Klar ist das auch wichtig. Aber eigentlich setze ich mich auch ohne Schreiblust hin und arbeite einfach. Manchmal komme ich dann in diesen erwünschten Schreibfluss und bin happy oder es bleibt halt bei "Arbeit". Doch ich finde das nicht schlimm. Solange man immer dran bleibt, kommen auch immer wieder diese Hochs, wo es rund läuft.
Oh, ich würde gerne nur schreiben wollen. Und wer weiß, wenn ich nicht Verantwortung für drei noch relativ kleine Mäuse hätte, vielleicht würde ich das wirklich versuchen. Aber so... *seufz*
Mit meiner Zweitausbildung bin ich leider noch nicht ganz fertig (gelernt habe ich Großhandelskauffrau, jetzt Erzieherin). Und momentan nervt mich das total. Ich frage mich, warum ich diese Ausbildung unbedingt nochmal anfangen musste. Na ja, es war halt ein weiterer Traum von mir, der sich immer wieder aufdrängte. Jetzt denke ich, warum habe ich nicht etwas gewählt, was irgendwie mit Schreiben zu tun hat?! Na ja, es wird schon seinen Sinn gehabt haben. Irgendwie kommt mir das vielleicht mal zugute. Vielleicht werde ich mal Kinderbücher veröffentlichen und an meinem Jugendroman sitze ich ja schon... Immerhin weiß ich dann in etwa, wie die Kids ticken! ;D
Fakt ist: Ich kann die Ausbildung jetzt so kurz vor den Prüfungen nicht an den Nagel hängen, um nur zu schreiben, obwohl ich das gerne tun würde. Wir brauchen mein Einkommen, ich kann nicht darauf vertrauen, dass ich mit Schreiberei mal genug Geld für die Familie zusammenkriege. Also muss das Schreiben mehr oder weniger nebenher laufen. Was nicht einfach ist, neben der Lernerei, die Praktika in KiTa usw., dem Haushalt, den Kindern.
Aber ich habe mir fest vorgenommen, jeden Tag am Abend, egal wie spät, mich noch mind. eine Stunde dem Schreiben zu widmen. Erstens ist das Zeit für mich, was mich zufrieden und glücklich macht, und zweitens wird mein Traum wohl sonst nie zumindest ein kleines Stück in Reichweite rücken.
Und dann sieht mein Plan so aus: Evlt. Halbtagsjob, Rest schreiben und wenn die Kids aus dem Gröbsten raus sind: Häuschen auf dem Land und NUR schreiben! :rofl:
@Sternlicht: Das dachte ich auch immer. Tatsächlich ist meine Motivation jetzt so hoch wie nie, da ich Deadlines habe, und tatsächlich jemand auf den Kram wartet, den ich produziere. Man organisiert sich dann viel besser und es ist wahnsinnig befriedigend zu sehen, wie schnell die Projekte plötzlich fertig werden. Ich merke aber auch, dass man immer wieder Zeit zum reifen braucht, bei mir ist es zumindest so. Dann hab ich mal ein paar Tage, wo ich unproduktiver bin, weil ich mehr über alles nachdenke, als tatsächlich zu plotten oder zu schreiben. Aber das gehört halt auch zum Prozess dazu.
ZitatFür mich persönlich hat Schreiben nicht unbedingt Lust als Triebfeder. Klar ist das auch wichtig. Aber eigentlich setze ich mich auch ohne Schreiblust hin und arbeite einfach. Manchmal komme ich dann in diesen erwünschten Schreibfluss und bin happy oder es bleibt halt bei "Arbeit".
Genauso ist es bei mir auch, wobei es mir eigentlich immer Spaß macht, und das hatte ich noch bei keiner einzigen Beschäftigung bisher.
Ich bin nicht ganz sicher, ob das wirklich hierhin passt, aber ich wollte nicht gleich einen neuen Thread aufmachen. Wir hatten vergleichbare Diskussionen ja auch schön öfter an verschiedenen Orten.
Es geht mir im Moment auch nicht darum, vom Schreiben leben zu können und was das bedeutet. Das kann ich momentan nicht und solange brauche ich einen Brotjob, so viel ist klar. Sicher ist auch, dass das Schreiben für mich über alles geht. Diese zwei Punkte mal vorweg.
Wie einige von euch ja mitbekommen suche ich mal wieder einen Job. Einen, der mich zufriedenstellt. Aber es gibt Tage wie heute, da denke ich mir, dass das vielleicht gar nicht möglich ist. Dass es den guten Brotjob nicht gibt, weil der einzige, der mich wirklich interessiert, nun ja, halt die Schriftstellerei ist. Ich weiss, es klingt wahnsinnig. Aber ich habe ein Jahr damit verbracht, mich über alle möglichen Jobs und Weiterbildungen zu informieren, um herauszufinden, was ich eigentlich genau will - ob es noch einen anderen Traumjob für mich gibt, einen sicheren, in dem man eine Anstellung findet. Einen, von dem ich in jedem Fall leben kann und der mich möglichst auch noch glücklich macht.
Ich habe festgestellt: Den gibt es nicht. Es gibt ihn einfach nicht. Alle Möglichkeiten, die ich gefunden habe, interessierten oder überzeugten mich nicht. Und letztendlich: Wenn ich gewisse Weiterbildungen machen wollen würde, müsste ich das Schreiben um die fünf Jahre lang zurückstellen und könnte so wieder nicht daran arbeiten, mich als Autorin zu etablieren. Abgesehen davon, dass diese Sachen mich ja alle nicht so richtig begeistern können. Nun gibt es zwar Jobs, die ich interessant finde und von denen ich denke, dass ich damit leben kann. Aber das ist immer nur so etwas Halbherziges. Wie gesagt, zufriedenstellend reicht schon, weil ich einfach mit jedem Tag, jedem Inserat und jeder Firma, die ich sehe, überzeugter werde, dass den "so richtig tollen" oder gar "Traumjob" nicht gibt. Weil mir nichts wirklich toll vorkommt, ausser das Schreiben.
Habt ihr solche Gedanken auch?
.
Witch, lass dich mal bitte ganz fest :knuddel:
Das Gefühl, besser gesagt, die Gewissheit, die du da beschreibst, kenne ich unglaublich gut. Genauso ist es mir jahrelang ergangen. Immer wieder bin auch ich mit der Frage konfrontiert worden, was ich nun eigentlich machen will/soll, weil von irgendwas muss man ja leben, und genau wie du wollte ich nie einfach irgendeinen Job, sondern einen, mit dem ich mich identifizieren kann, der mich ausfüllt und mich glücklich macht. Nicht bloß irgendetwas Halbherziges. Irgendwann war ich mir auch sicher: So etwas gibt es für mich nicht. All meine gleichaltrigen Freunde haben mit der Zeit etwas gefunden, sind irgendwo angekommen, nur ich quälte mich immer noch mit denselben Fragen herum wie nach meinem Schulabschluss. Und über allem schwebte der Gedanke: Eigentlich weiß ich ja, was ich werden will und schon immer werden wollte: Schriftsteller.
Ich schreibe deshalb in der Vergangenheitsform, weil sich das vor kurzem geändert hat. Ich erzähle einfach mal, wie es bei mir war - es muss nicht zwingend heißen, dass das bei anderen auch so funktioniert, aber meine eigene ist alle Erfahrung, die ich damit habe: Es fing damit an, dass ich mich gezwungenermaßen mehr auf mein Studium konzentrieren musste, das ich zugunsten meiner Schreiberei ziemlich hatte schleifen lassen. Ich musste mich immer mehr in Wirtschaft und Geopolitik hineinknien, wenn ich es schaffen wollte, und plötzlich hat es Klick gemacht. Auf einmal habe ich verstanden, wovon die Rede war - schlimmer noch, zumindest, was Geopolitik betrifft, hat mich das auf einmal ernsthaft interessiert. Vor ein paar Tagen bin ich in die Buchhandlung gegangen, habe das neue Buch von Patrick Rothfuss, meinem Lieblingsfantasyautor zurzeit, in die Hand genommen - und wieder zurückgelegt, weil ich mir nur ein Buch leisten konnte und ich das neue über die Zustände in der Welt von Peter Scholl-Latour sehr viel interessanter fand. :o :versteck:
Und als ich dann ein Stellenangebot als Übersetzer (das studiere ich) im Bereich Geopolitik gefunden habe, war das für mich wie ein Sechser im Lotto. Nein, noch besser. Ich wusste, dass ich genau das machen will. Abgesehen von Schriftsteller und reicher Pferdehofbesitzer, aber das geht ja leider nicht ohne einen echten Lottogewinn.
Ich hoffe, es entmutigt dich nicht, wenn ich das erzähle, denn eigentlich will ich damit genau das Gegenteil erreichen: Noch vor ein paar Wochen hätte dein Posting genau so von mir stammen können. Und plötzlich, auf einmal, bin ich über genau das gestolpert, das ich gerne machen will.
Wenn ich es mir genau überlege, war es gar nicht so plötzlich oder zufällig. Ich war einfach durch mein Studium gezwungen, mich in etwas reinzuknien, und als ich es dann immer mehr konnte, ist die Leidenschaft dafür von selbst gekommen. Es ist ein gutes Gefühl, Dinge zu wissen, und je mehr ich erfahren habe, desto mehr wollte ich wissen, desto mehr habe ich recherchiert; es war ein richtiger, positiver Teufelskreis. *gg*
Dass das für mich funktioniert hat, muss aber natürlich noch lange nicht heißen, dass das bei dir auch der Fall ist. Vielleicht wäre es auch eine Möglichkeit für dich, einen Brotjob zu suchen, der dich nur wenig fordert und wenig anstrengt, sodass du am Feierabend noch viel Energie fürs Schreiben hast? Warst du schonmal beim Berufsberater? Gäbe es vielleicht ein Studium, das dich interessiert und das du noch machen könntest, ehe du dich auf irgendwas festlegst, sofern du die Möglichkeit dazu hast?
Zitat von: Witch am 21. März 2015, 16:49:34
Habt ihr solche Gedanken auch?
Witch, ich glaube, solche Gedanken und Gefühle sind für viele von uns sehr vertraut. Aber mir ist es zuletzt ähnlich wie Cairiel ergangen. Entschuldige, wenn ich jetzt etwas aushole:
In zwei Wochen endet mein Studium und das letzte Jahr über musste ich mich zwangsläufig damit auseinandersetzen, wie es danach weitergehen sollte, was ich machen wollte. Und ich hatte keine Ahnung. Es gab eine Vielzahl von Sachen, die ich mir vage vorstellen konnte, aber nichts, bei dem ich dachte - ja, das ist mein Traumjob. Es gab durchaus eine Traumvorstellung, nämlich zu promovieren und nebenher freiberuflich zu arbeiten - idealerweise als Autor, vielleicht auch als Texterin, Journalistin, Referentin oder so (hatte ich neben dem Studium alles mal durchprobiert). Aber spätestens, nachdem ich ein paar Monate versucht hatte, neben dem Studium meinen Lebensunterhalt aus freiberuflichen Tätigkeiten zu finanzieren, musste ich mir eingestehen, dass ich einen Plan B brauchte. Außerdem, was mir dabei auch bewusst geworden ist: Das Freiberufler-Dasein kann verdammt einsam sein! Ich brauche nun wirklich nicht ständig Leute um mich, aber der Arbeitsalltag macht mir mit Kollegen deutlich mehr Spaß. Ich mag das Gefühl, mit anderen zusammen an Projekten zu arbeiten, etwas zu etwas "Größerem", Gemeinsamen beizutragen. Ich bin offenbar nicht der einsame Wolf, für den ich mich früher gehalten habe. ;D
Also bin ich jede Jobbörse durchgegangen, die ich finden konnte und habe mich auf alles beworben, was halbwegs interessant klang. Ich hatte diverse Vorstellungsgespräche und Einstellungstests, oft, ohne so richtig zu wissen, um was es bei den Jobs eigentlich ging. Und plötzlich war da einiges dabei, was ich mir gut vorstellen konnte, woran ich vorher aber einfach nie gedacht hatte. Die drei Stellen, die am Ende meine Favoriten waren, hatten alle was mit der Kombi Redaktion oder Lektorat + Bildung und Didaktik zu tun. Ich hatte zwar ein Praktikum in der Museumspädagogik gemacht, das mir gut gefallen hatte, aber ich hätte mir vorher trotzdem nicht vorstellen können, dass dieses Themenfeld (also Didaktik & Co.) mein Ding sein könnte. Aber mit den konkreten Aufgabenfeldern erschien mir das auf einmal spannend.
Am selben Tag, an dem ich für eine dieser Stellen eine Zusage bekommen habe, musste ich mich auch entscheiden, ob ich ein wissenschaftliches Sachbuch schreiben wollte oder nicht. Das Angebot stand und auch, wenn es mich nicht reich gemacht hätte, hätte es mir doch ein paar Türen geöffnet und mich meinem Traum Promovieren+Freiberuflerdasein ein Stück näher gebracht. Ich habe mich aber lieber für die Stelle entschieden (beides zusammen wäre kaum gegangen wegen des straffen Sachbuch-Zeitplans). Das hatte verschiedene Gründe, auch ganz praktische. Aber auch idelle. Nach den Vorstellunsgesprächen hatte ich auf einmal richtig Lust auf diese ominöse Büroarbeitswelt. Ich wollte zumindest mal ausprobieren, ob das was für mich ist, ob ich das schaffen kann, auch körperlich; und sei es nur, um Erfahrungen zu sammeln. Ich will weiter nebenberuflich als Schriftstellerin arbeiten und der Traum, irgendwann mal davon leben zu können, ist auch noch da. Aber ich will auch Alternativen ausprobieren, Erfahrungen sammeln, und mich nicht vom Buchmarkt abhängig machen, um dann in zehn Jahren festzustellen, dass ich Chancen verpasst habe, um einer Idee nachzurennen, die mir mein Hobby versaut hat. Denn auch, wenn ich damit Geld verdiene, ist das Autoren-Dasein für mich doch ein Freizeitgefühl. Schriftstellerisches Schreiben ist für mich Entspannung, Cons sind Urlaub. Ich habe Angst, dass mir dieses Gefühl verloren geht, wenn ich in finanzielle Abhängigkeiten gerate. Das Schreiben ist für mich ebenso wie für dich, Witch, sehr wichtig. Aber gerade deshalb habe ich Angst, es mir kaputt zu machen, indem ich mich davon abhängig mache. Klingt vielleicht paradox, ist aber so.
Nun ja, seit einer Woche arbeite ich jetzt also als Volontärin im Büro. Nach so einer kurzen Zeit will ich nicht Begriffe wie Traumjob verwenden, zumal ich noch gar nicht sagen kann, ob man mich da als geeignet empfindet, ob ich physisch geeignet bin und ich nach der Probezeit übernommen werde und all sowas. Aber bisher fühle ich mich sehr wohl und auch, wenn ich nach dem Umzug meine Freunde und Familie vermisse (die ich aber zum Glück oft besuchen kann), habe ich doch endlich mal das Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Und das, obwohl mir das vor einem Jahr nicht als die richtige Entscheidung erschienen wäre.
Was ich damit sagen will, Witch: Es gibt so viele Möglichkeiten, die einem gar nicht bewusst sind bzw. die einem ganz anders vorkommen, bevor man sie nicht mal ausprobiert hat (und sei es nur in Form eines Vorstellungsgesprächs). Ich weiß auch gerade nicht, welchen Ausbildungshintergrund du hast. Aber so oder so habe ich in letzter Zeit die Erfahrung gemacht, dass sich manchmal mehr Möglichkeiten bieten, als man denkt (bzw. als ich gedacht hätte). Die Schriftstellerei ist etwas, was wir schon kennen, mit dem wir uns wohl fühlen und das wir deshalb als so erstrebenswert ansehen. Aber es gibt eben auch vieles, was wir noch nicht kennen und was ebenfalls etwas für uns sein kann. (Vorausgesetzt, wir kommen in körperlicher und psychischer Hinsicht auch mit den Rahmenbedingungen aus. ::))
Zitat von: Witch am 21. März 2015, 16:49:34
Aber ich habe ein Jahr damit verbracht, mich über alle möglichen Jobs und Weiterbildungen zu informieren, um herauszufinden, was ich eigentlich genau will - ob es noch einen anderen Traumjob für mich gibt, einen sicheren, in dem man eine Anstellung findet. Einen, von dem ich in jedem Fall leben kann und der mich möglichst auch noch glücklich macht.
Als ich mich über Internet, Arbeitsagentut etc. über die Berufe informiert habe, die mich halbwegs interessiert haben, klangen sie für mich auch nicht so toll und ich bin zu einigen Vorstellungsgesprächen eher aus Pflichtbewusstsein gegangen. Aber die Berufe wurden je nach Stelle ganz anders interpretiert und mit einigen dieser Interpretationen konnte ich mich dann doch gut anfreunden. Bei der einen Stelle hätte ich gerne als Lektor/Redakteur/wissenschaftlicher Mitarbeiter gearbeitet, bei der anderen nicht. Es war ganz unterschiedlich.
Zitat von: Witch am 21. März 2015, 16:49:34
Wenn ich gewisse Weiterbildungen machen wollen würde, müsste ich das Schreiben um die fünf Jahre lang zurückstellen und könnte so wieder nicht daran arbeiten, mich als Autorin zu etablieren.
Ich werde wohl oder übel auch ein paar Abstriche machen müssen beim Schriftstellerdasein. Werde vermutlich nicht mehr ganz so viele Cons besuchen, nicht mehr so viele Versuche wahrnehmen, an Lesungen zu kommen und natürlich nicht mehr so viel zum Schreiben kommen. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich es nicht komplett zurückstellen muss. Die meisten Schriftsteller arbeiten schließlich nicht hauptberuflich als solche. Ich denke, man kann sich da durchaus auch etablieren, wenn man das Hauptaugenmerk in der Woche auf dem Brotjob hat. Auch, wenn es vielleicht etwas länger dauert.
@Witch: Mir geht es genauso wie dir. Für mich gibt es im Moment keinen anderen Job, der mich glücklich und zufrieden macht. Nun bin ich im Moment in der glücklichen Lage, dass ich tatsächlich hauptberuflich schreibe und mich derzeit sogar ohne meinen Mann damit (sehr schlecht, aber immerhin) über Wasser halten könnte. Trotzdem habe ich genau die Gedanken immer wieder. Schreiben ist einfach eine wahnsinnig unsichere Zunft, heute noch mehr als früher. Man hat zwar mehr Möglichkeiten, wenn es mit den Verlagen schief geht, aber dafür gibt es den Stammautor, der relativ sicher bei einem Verlag untergekommen ist, im Prinzip nicht mehr. Bis auf die großen Megabestsellerautoren ist niemand vor Misserfolg sicher und davor, abgesägt zu werden und plötzlich ohne Verlag dazustehen. Das klingt jetzt sehr fies, das soll es eigentlich gar nicht, ich schreibe nur, wie es sich aktuell für mich anfühlt. Schreiben als Beruf wird immer ein Kampf sein. Selbst nach einem oder zwei Bestsellern (die ich noch nicht hatte), kann man wieder ganz nach unten zurückfallen. Zudem ist Schreiben ein echter Knochenjob, wenn man davon leben will. Ich hatte seit 1,5 Jahren so gut wie keinen Urlaub mehr, habe am Strand gearbeitet, habe über Weihnachten gearbeitet. Um sich irgendwie über Wasser zu halten, muss man drei bis vier Romane pro Jahr in einem großen Verlag veröffentlichen.
Trotzdem ist das Schreiben der einzige Job, den ich machen will. Ich arbeite gerne 7 Tage die Woche, mal ein Wochenende ohne halte ich kaum aus. Es ist gefährlich, weil man sich auch mit einer Tätigkeit, die einem Spaß macht, prima einen Burn Out erarbeiten kann, und es nicht mal merkt, weil man je gern arbeitet. Man muss also gut auf sich aufpassen und ich glaube, dass es wirklich von Vorteil ist, wenn man wenigstens einen Teilzeitjob hat, auf den man notfalls zurückfallen kann, wenn man mal nicht genug Verträge bekommt oder man einen Gang zurückschalten muss.
Was ich sagen will: Ich beneide unheimlich diejenigen unter uns, die einen Brotjob haben, den sie halbwegs mögen, und den sie in Teilzeit machen können, während sie gleichzeitig teilzeit als Schriftsteller arbeiten. Und ich weiß ganz ehrlich nicht, ob ich, auf mich allein gestellt, ohne meinen Mann, den Mut hätte, hauptberuflich Schriftsteller zu sein. Sollte es schief gehen ... ich habe nichts, auf das ich zurückfallen kann. Und das ist wirklich kein schönes Gefühl.
Ich habe ja Pharmazie studiert und ein paar Jahre als Apothekerin gearbeitet. Bei mir war es so, dass ich das Studium an sich, so schwer es auch war, inhaltlich schon mochte und konnte, ich verkaufe auch gern, das habe ich schon als Kind im Laden meiner Eltern gemacht, aber die Arbeit in der Apotheke war dann so überhaupt nicht mein Ding.
Es ergab sich, dass meine Eltern ihre Pension verkaufen wollten, aber keinen vernünftigen Preis dafür bekamen, weshalb sie mich gefragt haben, ob ich sie übernehmen wolle. Ich bin mit Pension machen aufgewachsen und es war schrecklich. Meine Mutter hat es gehasst, Gäste zu haben, es gab nur Ärger und Frust deswegen. Ich musste auch schon von ganz klein auf mitarbeiten, Staubsaugen und Wischen, was ich überhaupt nicht mochte und immer noch nicht mag.
Dann habe ich aber aus persönlichen Gründen doch das Haus übernommen und musste feststellen: Mein Job macht mir Spaß, denn ich mag meine Gäste, ich mag es, mit ihnen zu reden und wenn mir mal einer querkommt, muss ich ihn nicht wieder in mein Haus lassen. Wir putzen alles selbst, wir machen fast alle Umbauten selbst, auch das liegt mir, weil ich gerne mit den Händen arbeite und mich dreckig mache, was mir vorher nie wirklich klar war.
Was ich damit sagen will: Oft weiß man erst, was einem liegt, wenn man es ausprobiert hat, hineingeschnuppert hat.
Was Alana da schreibt, halte ich für sehr wichtig. Manche haben ja Dinge, auf die sie zurückfallen können, im Notfall, aber sonst ist das schon schwer. Mein Mann und ich haben verschiedene Einkommensquellen, mehrere Nebenberufe, sozusagen, das beruhigt mich auch immer ein wenig, wenn zum Beispiel die Vermietung mal nicht so gut aussieht.
Ich bin eher ein bodenständiger Mensch. Mein Hobby zum Beruf machen, wollte ich nie, da ich sonst fürchte, irgendwann keinen Spaß mehr daran zu haben.
Ich würde also immer nebenbei schreiben und einen Job haben, um halt auch eine finanzielle Absicherung zu haben.
Bedauern tue ich diesen Schritt nicht, da ich der Meinung bin, dass man auch mal Dinge tun muss, die einem nicht gefallen oder die einem völlig fremd sind.
Kurz nach dem Abi war ich total auf Kunst fixiert, ich wollte einen künstlerischen Beruf erlernen. Doch schon mein Lehrer riet mir davon ab und so lernte ich eher etwas Bodenständiges und studierte nachher sogar Naturwissenschaften. Aber durch diese vielen Herausforderungen und Anreize hatte ich immer frischen Wind im Kopf und bekam genug Inspirationen zum Schreiben. Vielleicht würde ich sonst in meinem eigenen Sumpf versacken, würde ich mich komplett nur auf das Schreiben konzentrieren.
Und bei mir hat sich im Laufe der Jahre ein ungeschriebenes Gesetz eingeschlichen: Kreiere ich etwas 100% mit allem Herzblut, wird es von kaum jemanden beachtet oder für schlecht empfunden. Tue ich es nur nebenbei oder gar mit Unlust oder Wut, sind viele Leute davon begeistern. ???
@Witch: Zuerst einmal ein ganz grosser :knuddel:.
Ich kann dich so gut verstehen: Es so frustrierend, wenn man einen neuen Job sucht und irgendwie gar nicht dazu stehen kann.
Darum versuche ich mal etwas ganz anderes: Ich habe am Freitag, als wir essen gingen, nur mit einem halben Ohr zugehört und trotzdem: Warum kannst du nicht ein halbes Jahr aussetzen und NUR schreiben? Klar, auf den ersten Blick tönt das utopisch, doch vielleicht gibt es ja Möglichkeiten. So weit ich mich erinnern kann (ich hörte wirklich nur mit einem halben Ohr zu, vielleicht war das ganz anders!), war es für dich keine Option, Arbeitslosengeld zu beziehen und daneben zu schreiben. Und wenn du es dir trotzdem mal überlegst? Nur überlegen! In unserer Gesellschaft beziehen wir so viel Selbstwert aus der Arbeit und dem Geld, das wir verdienen. Vielleicht verbauen wir uns darum gerade auch etwas.
Danke für eure lieben Worte und Knuddler. :knuddel:
Zitat von: Cairiel am 21. März 2015, 17:55:30
Ich hoffe, es entmutigt dich nicht, wenn ich das erzähle, denn eigentlich will ich damit genau das Gegenteil erreichen:
Nein, keine Angst. Solche Stories heitern mich immer total auf. Nur schon zu sehen, dass es doch geht, dass es möglich ist... Dass andere auch etwas gefunden haben. Das hilft. :knuddel:
Zitat von: Cairiel am 21. März 2015, 17:55:30Vielleicht wäre es auch eine Möglichkeit für dich, einen Brotjob zu suchen, der dich nur wenig fordert und wenig anstrengt, sodass du am Feierabend noch viel Energie fürs Schreiben hast? Warst du schonmal beim Berufsberater? Gäbe es vielleicht ein Studium, das dich interessiert und das du noch machen könntest, ehe du dich auf irgendwas festlegst, sofern du die Möglichkeit dazu hast?
Diesen Job habe ich jetzt. Und ich drehe durch, weil ich nicht nicht denken kann, verstehst du, was ich meine? Ich bewundere meine Kolleginnen, die können einfach stupide tun, was ihnen vorgesetzt wird, sagen: Ich habe gemacht, wie verlangt, ich bin nicht verantwortlich, Schulterzuck. Ich kann das nicht. Das Ergebnis ist eine Katastrophe, weil ich kein Fachwissen und keine Kompetenzen habe und man trotzdem alles auf mich abschieben will. Nein, das geht nicht. Ich brauche etwas, wo ich selber denken muss, nein,
darf und gefordert bin. Bei der Berufsberatung war ich noch nicht. Studium ist für mich momentan keine Option, aus verschiedenen Gründen (aber das würde sehr ausführlich, im Detail darauf einzugehen). ;)
Zitat von: Ryadne am 21. März 2015, 19:39:28
Was ich damit sagen will, Witch: Es gibt so viele Möglichkeiten, die einem gar nicht bewusst sind bzw. die einem ganz anders vorkommen, bevor man sie nicht mal ausprobiert hat (und sei es nur in Form eines Vorstellungsgesprächs). Ich weiß auch gerade nicht, welchen Ausbildungshintergrund du hast. Aber so oder so habe ich in letzter Zeit die Erfahrung gemacht, dass sich manchmal mehr Möglichkeiten bieten, als man denkt (bzw. als ich gedacht hätte). Die Schriftstellerei ist etwas, was wir schon kennen, mit dem wir uns wohl fühlen und das wir deshalb als so erstrebenswert ansehen. Aber es gibt eben auch vieles, was wir noch nicht kennen und was ebenfalls etwas für uns sein kann. (Vorausgesetzt, wir kommen in körperlicher und psychischer Hinsicht auch mit den Rahmenbedingungen aus. ::))
Ja, ein bisschen merke ich das schon auch. Gerade diese Woche wurde mir etwas empfohlen, von dem ich nie dachte, dass es mich interessieren könnte. Aber so, wie die Person das beschrieben hat, klang es doch recht spannend. Aber es ist halt nicht so ein: Wow, wie toll, das will ich. Sondern eher so: Hey, klingt gut, das könnte doch auch etwas sein. Ich weiss, das ist für viele kein Unterschied, aber für mich schon. Und es macht mir halt auch ein bisschen Angst, etwas komplett anderes zu suchen. Einerseits will ich das, andererseits weiss ich nicht, ob ich das wirklich packen würde. Naja, meine Unterlagen sind jetzt jedenfalls eingereicht. Sorry, wenn ich abschweife.
@Alana: Danke für deine Worte. :knuddel: Das gibt mir nochmals eine realistischere Sichtweise. Versteht es nicht falsch, es ist nicht so, dass ich glaube, dass ich jetzt von heute auf morgen vom Schreiben leben könnte (und träumen tun wir ja alle ein bisschen ;)). Ich strebe auch nicht ein Leben auf dem schmalen Grat an und ich möchte mir auf jeden Fall ein Kissen zum zurückfallen bewahren (sprich, ich mache auch noch einen Teilzeitjob, wenn ich einmal mit Schreiben etwas verdiene). Die Ausbildung dazu habe ich, einen Erfahrungsschatz, auf den ich verweisen kann, auch. Glücklicherweise findet man hier in der Schweiz in meinem Job immer irgendetwas. Mein momentanes Problem ist, ich möchte nicht irgendetwas und das, was ich am meisten möchte, ist schreiben, und was ich sonst möchte... Ist alles so vage. Daher dieses Gefühl. Also, keine Sorge, ich habe keine utopischen Vorstellungen oder so etwas. Nur dieses Gefühl, das kommt immer mal wieder und wenn es da ist, macht es mich fertig. Übrigens Alana, ich bewundere deinen Mut und deine Ausdauer, Mann im Rücken hin oder her. :knuddel:
@DoroMara: Das war glaube ich RockSheep oder Erdbeere, die das gesagt hat, aber ja, ich stimme da voll zu. Das geht nicht, da fühle ich mich daneben. Wie das klingt... Aber ich war nach der Lehre drei Monate arbeitslos und kam mir da schon doof vor, obwohl ich ja nichts dafür konnte. Dann war ich das nach meinem letzten Job, vier Monate und ich habe fast eine Krise bekommen. Ich fühlte mich plötzlich wie eine Aussätzige, übertrieben gesagt. So eine, die dem Staat auf der Tasche hockt. Nein, das will ich nicht. Ich habe auch schon überlegt, mich solange als Temporistin durchzuschlagen, aber mein Stellenvermittler (der sich da ein wenig auskennt) hat gesagt, der Markt sehe schlecht aus im Moment und ich solle nicht kündigen, bevor ich etwas anders habe. Und da das letztes Mal schon böse ausgegangen ist...
Auch euch anderen vielen lieben Dank. Manchmal frage ich mich auch, ob das Leben nicht einfacher wäre, wenn ich den Traum einfach vergessen könnte. Einfach sagen könnte, was soll's, ich mach's ja für mich, also ob es nun in der Schublade liegen bleibt oder nicht... Aber das kann ich genau, bis mich die nächste Ausschreibung packt oder ich das nächste Manuskript fertig habe, wenn überhaupt. Ich muss gerade ganz stark an George Orwell denken: "...driven by demons..." Wenn ich besser drauf wäre, fände ich es lustig.
Da schon alles gesagt wurde, was ich Ermutigendes hätte sagen können, wiederhole ich nicht alles, sondern drücke jeden, dem es gerade so geht. :knuddel: Ich habe ja auch den Traum, vom Schreiben leben zu können, weil das Schreiben das einzige ist, das mich wirklich glücklich macht, und es ist mein Traumberuf, das, was ich allem voran machen will. Ich habe zwar das Glück, auch einen Traum-Brotjob gefunden zu haben (zumindest die Ausbildung dazu), aber der ist psychisch und körperlich sehr anstrengend und das Schreiben wird für immer das sein, was ich lieber mache. Ich werde mein Leben lang viel lieber schreiben als dem Brotjob nachzugehen. Trotzdem muss ich mir von irgendwas mein Leben finanzieren, deshalb führt keinen Weg um den Brotjob herum. :d'oh:
Und Witch, dazu, diesen Traum zu vergessen: Ich weiß, es ist gerade schwer, und es ist sowieso viel leichter gesagt als getan, das weiß ich, aber versuch es nicht so zu sehen, dass dieser Traum dich ausbremst und dich deprimiert (nicht der Traum an sich, sondern dass du ihn noch (!) nicht erreichen konntest) und sehe es stattdessen so, dass er dir den Ansporn und die Kraft dazu gibt, weiter hartnäckig für dein Ziel, diesen Traum irgendwann zu verwirklichen, zu arbeiten, egal, wie man dieses Arbeiten jetzt definiert. :knuddel:
Mir geht es wie vielen anderen. Auch ich möchte nur vom Schreiben leben können. Aber irgendwie befällt mich in letzter Zeit immer wieder das Gefühl, dass alles, was ich schreibe, kacke ist. Ich drücke allen anderen jedoch die Daumen, dass sie den Traum verwirklich können, der für mich immer weiter in die Ferne rückt.
Zitat von: Sipres am 21. März 2015, 22:36:34
Aber irgendwie befällt mich in letzter Zeit immer wieder das Gefühl, dass alles, was ich schreibe, kacke ist.
Das sollte dich nicht hindern, denn dieses Gefühl habe ich auch ständig. Das ist bloß ein Zeichen dafür, dass man sich nicht zufrieden gibt, sondern immer an sich arbeitet. (Auch wenn es sich mies anfühlt.) :knuddel:
@Witch: Ich wollte dich eigentlich gar nicht desillusionieren, ich glaube, dass so ziemlich jeder hier ziemlich gut weiß, dass vom Schreiben leben wirklich harte Arbeit und eine ziemlich unsichere Sache ist. Ich wollte eher sagen, dass es für mich das alles trotzdem wert ist. Allerdings war es bei mir auch so, dass ich anfangs noch mit dem Übersetzen Geld verdient habe und dann damit aufhören musste, weil ich beides zeitlich nicht mehr geschafft habe. Ich glaube nicht, dass du den Traum aufgeben solltest, du musst nur für dich den richtigen Weg finden, wie du versuchen möchtest, ihn zu verwirklichen. Einfach ohne Verträge hauptberuflich schreiben, weil ich es will, wäre nicht mein Weg gewesen, damit hätte ich mich nicht wohl gefühlt und ehrlich gesagt war es auch nie mein Ziel, vom Schreiben zu leben. Eigentlich wollte ich hauptsächlich übersetzen, um finanzielle Sicherheit zu haben. Ich bin dann irgendwie so reingerutscht und bin jetzt wahnsinnig froh, denn ich habe eben jetzt den einen Job gefunden, der mich glücklich macht. Ich wusste nur bis vor 2 Jahren oder so nicht, dass das das Schreiben ist. Ich dachte immer, Tierärztin wäre mein Traumjob. So kann man sich irren. (Ich habe die Arbeit als Tierärztin immer gehasst, obwohl ich das Studium geliebt habe.)
Es gibt keinen richtigen Weg, einen Traumjob zu verfolgen, es gibt nur den Weg, der für dich richtig ist. Wenn du denkst, dass dein Job dich daran hindert, das Schreiben richtig ernsthaft und gut zu machen, dann ist es vielleicht einen Versuch wert, ein halbes Jahr lang mal nichts anderes zu machen als zu schreiben. Erfordert aber enorm viel Mut und ich bewundere jeden, der das macht. Ein stupider Job ist ja für viele kreative Menschen der perfekte Ausgleich zur kreativen Tätigkeit, das kann man auch hier im Thread nachlesen. Für mich wäre das nicht der Fall. Ich würde wie du auch, händeringend versuchen, etwas zu finden, das wenigstens erträglich interessant ist. Oder so anstrengend, dass man gar nicht darüber nachdenken kann, wie langweilig es ist. Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen, dass du deinen Weg findest. :knuddel:
@Alana: Das hab ich mir auch schon eingeredet. Jetzt sitze ich mit Tränen in den Augen vor diesem verdammten Höllengerät, auf dem meine Bücher zu finden sind und alles, was mir durch den Kopf geht, ist "Kacke". Wäre ja nicht schlimm, wenn es mal so wäre, aber es ist fast immer so. So großspurig ich auch daherkommen mag, so groß mein Gottkomplex auch ist; ich fühle mich minderwertig. Jeder einzelne Satz scheint nicht gut genug zu sein.
@Sipres: Nur kurz, sonst müssen wir in den "Wenn der Zweifel an die Tür klopft"-Thread wechseln. :) Ich verstehe das, wirklich. Da hilft nur Feedback und zwar nicht von Familie, sondern von anderen Autoren. Die dir entweder sagen, dass das totaler Blödsinn ist und du gut schreibst, oder (so wie mir geschehen ganz am Anfang), dass es wirklich nicht besonders gut ist und du daran arbeiten musst. Beides hilft, zumindest bei mir war es so. :)
@Klecks: Einfach nur :knuddel:.
@Alana: Wahrscheinlich hast du Recht. Ich glaube, ich muss im Moment diesen Weg finden. Ich fühle mich wie an einer Kreuzung mit Tausend Verzweigungen und alle führen in den Nebel. Aber du hast mich gerade auf eine Idee gebracht, ich muss mich mal über etwas schlau machen. Danke. :knuddel:
@Sipres: Ich weiss, es ist leichter gesagt als getan: Aber versuche mal trotzdem weiterzuschreiben. Einfach immer weiter schreiben, nicht bewerten. Nur so wirst du besser. Ein schlechter Entwurf ist immer noch besser als keiner. ;)
Zitat von: Feuertraum am 20. Dezember 2013, 18:34:12
Das ist - mit Verlaub - Schmarrn. Auch Menschen, die wenig schreiben, können gute Autoren sein respektive es gibt Schreibmaschinen, die dann aber nur laue Kost abliefern.
Jup, die Erfahrung habe ich auch gemacht ;)
Ich habe momentan das Glück, von meinen kreativen Hobbies leben zu können. Dennoch opfere ich ihnen nicht meine gesamte Freizeit und studiere natürlich auch noch und habe eine abgeschlossene Ausbildung im Rücken. Diese Ausbildung bzw. dieser Beruf hat mich absolut nicht erfüllt, weshalb ich dem das Abendgymnasium nachgeschoben habe, um das studieren zu können, was mich interessiert - und nebenher von dem leben zu können, das mich
fasziniert.
Diese Gedanken, die du hast, verstehe ich also sehr gut und es ist mit dem richtigen Willen auch durchaus machbar. Wenn man sich für seine kreativen Hobbies begeistern kann. Aber aufopfern muss man sich dafür nicht, bei vielen schlägt das in Stress um und der wiederum ist für manche Leute (wie mich) Gift.
Ich persönlich würde es wagen und habe diverse Dinge auch selber einfach mal gewagt, obwohl nicht sicher war, ob es gut ausgehen würde, stand schon häufiger mal am Rande der Klippe (nur, dass ich mit meinen finanziellen und psychischen Problemen nicht hausieren gehe und es daher niemand mitkriegt). Ich bin allerdings eigentlich auch niemand, auf den man hören sollte, da ich leichtsinnig durch die Welt tänzle ;)
Ich kann nur sagen, dass es durchaus (gut) funktionieren
kann, es aber wie jeder Traum auch unvorhergesehen platzen kann. Ich würde einfach in mich gehen und mir das Für und Wider in deiner persönlichen Situation klar machen.
Öhm ... Witch ... nur mal so zum Thema verrückt:
Ich hab zwei Kinder und ein Haus abzuzahlen (wow, die Formulierung schreit nach einem Bezugsfehler ;D ) und hab Anfang des Jahres meinen Job geschmissen. Statt mir dann was anderes, gut bezahltes zu suchen, stürze ich mich in die Selbständigkeit, obwohl ich im Kundenwerben schrecklich bin (ich komme mir so als Bettler vor...). Meine Vermittlerin beim Arbeitsamt läßt mich das nicht neben dem ALG machen (wie es mir ihre Kollegin geraten hat), ich muß also ab 1.4. ohne ALG auskommen. Gründerzuschuß? Fraglich. (Weiß nicht, ob Ihr im Schoggiland sowas habt...). Nächstes Jahr im Sommer werde ich bei Banken nach Krediten fragen müssen. Ohne festen Job, vermutlich. Meine Frau arbeitet übrigens 50% als Krankenschwester.
Also ... wer ist hier verrückt? ;)
@Witch: Entschuldige, dann lag ich falsch mit meiner Annahme.
Gib deinem Traum nicht auf! Dein Feenkinder sind ein wunderbares Buch. Es steckt noch so viel in dir, das an die Oberfläche will!
@Sascha: Okay, ein Punkt für dich. ;D Ins Blaue hinaus kündigen möchte ich aber nicht, damit bin ich schon einmal auf die Schnauze gefallen. In der Schweiz ist das auch ziemlich kompliziert mit freier Autor sein, zumal ich kein regelmässiges Einkommen daraus nachweisen kann... Soweit ich weiss, bekommt man Subventionen hier nur als Ergänzung. Das ist aber auch nicht die Frage. Ich bin zum Kern der Sache gekommen, es ist so: Ich dachte immer, ich mache "nur" einen Job, egal welchen, um mich ansonsten aufs Schreiben zu konzentrieren. Aber wenn ich das mache, strebe ich an, da mittels Schreiben irgendwann rauszukommen und dadurch verkrampfe ich mich beim Schreiben. Das ist eine Sackgasse. Ich brauche also einen Job, bei dem ich sagen kann: Und wenn es mit dem Schreiben nicht klappt, ist auch egal. Damit es klappen kann.
@DoroMara: Keine Sorge, das mache ich nicht wirklich. Ich denke nur manchmal, wenn man einfacher gestrickt wäre und sich mit weniger zufrieden geben könnte, wäre man vielleicht glücklicher. Andererseits, möchte ich das sein? Eigentlich nicht. ;)
Zitat von: Witch am 23. März 2015, 09:19:42
@DoroMara: Keine Sorge, das mache ich nicht wirklich. Ich denke nur manchmal, wenn man einfacher gestrickt wäre und sich mit weniger zufrieden geben könnte, wäre man vielleicht glücklicher. Andererseits, möchte ich das sein? Eigentlich nicht. ;)
Uns geht's prima, denn selig sind die geistig Armen! Ist nicht umsonst meine Lieblingsliedzeile ever ... ;)