Hallo,
es geht mal wieder um meine Ritterin. Die Dame reitet aus offensichtlichen Gründen einen Hengst, ein Thüringer Warmblut, im Wert von 10 leibeigenen Bauern. (einschließlich Land, versteht sich, die Bauern werden nicht einzeln verkauft)
Sie hat auch ein "Packpferd" mit sich - aber was nimmt man da am besten?
Ich bin gerade bei einer Noriker-Stute, aber ich frage mich, ob das so clever ist, wenn frau mit einem Hengst unterwegs ist. Handelt man sich da nicht unnötigen Ärger ein?
Wäre ein Wallach nicht besser? Oder ein wirtschaftlicheres Maultier? Die Konstellation muss vor allem plausibel sein.
Zitat von: Churke am 09. Oktober 2013, 11:56:30
Ich bin gerade bei einer Noriker-Stute, aber ich frage mich, ob das so clever ist, wenn frau mit einem Hengst unterwegs ist. Handelt man sich da nicht unnötigen Ärger ein?
Wäre ein Wallach nicht besser? Oder ein wirtschaftlicheres Maultier? Die Konstellation muss vor allem plausibel sein.
Ein Hengst und eine Stute? Bloß nicht! Die Hengste hat man kaum unter Kontrolle, wenn man sie nur an einer Koppel oder einer Box mit einer Stute vorbeiführt :seufz:.
Und Hengst und Hengst geht auch nicht gut. Die muss man dann dauernd voreinander schützen ;D oder einen riesen Sicherheitsabstand halten. Das Problem hatten wir mal in Tunesien, die sind ständig gestiegen, wenn sie sich zu nahen kamen und wollten sich an die Gurgel. Am besten wäre da echt ein Wallach.
Maultier oder Maulesel als Packpferd finde ich gut, die sind sehr ausdauern. Gute Gewichtsträger, trotz ihrer Ponygröße sind auch Haflinger, die wurden in den Tiroler Alpen extra als Packpferde gezüchtet, und als Fleischlieferant ;). Allerdings sind die sehr bockig.
Wenn sie einen Hengst reitet, würde ich von jeder Stute abraten. Selbst wenn er noch so erzogen ist, wird er sich einfach immer mal wieder beweisen müssen und in Pose werfen, was nur unnötig Kraft kostet.
Jetzt kommt es darauf an. Reitet sie schnell, oder langsam. Das Packpferd muss ja nicht nur stämmig sein, um die Sachen zu schleppen, sondern dann auch schnell sein.
Ungefähr die gleiche Größe haben. Die gleiche Kondition. Also müsste es auch ein gutes Pferd sein.
Stämmiger, vielleicht nicht so edel und elegant wie der Hengst, aber auch fit.
Einen kleinen Esel kann ich mir da nicht vorstellen. Ein gutes Warmblut müsste es schon sein, am besten ein Wallach.
Warum kein Maultier?
Ausdauernd sind die allemal... Schnell kan so ein voll beladenes Tier sowieso nicht den ganzen Tag sein, weil es dann irgendwann erschöpft zusammenbricht. Da ist vermutlich die Ausdauervariante am Ende schneller als die kurzfristig schnelle...
Eh, wäre es insgesamt nicht sowieso stimmiger, wenn der Hengst für den Krieg, der ja wirklich besonders wertvoll ist, nicht bei normalen Reisen nebenher geführt wird, um ihn zu schonen?
Beim Reisen wurden da auch eher sog. Zelter benutzt, nicht die sauteuren Schlachtrösser... nur als Anregung :)
Danke für die Infos. Ich denke, Antonia hat recht, dass man ein Packtier auswählen würde, das das Tempo mitgehen kann. So eine Aventüre ist schließlich gefährlich, da kann eine Menge passieren. ;D
Zitat von: Pygmalion am 09. Oktober 2013, 12:26:29
Beim Reisen wurden da auch eher sog. Zelter benutzt, nicht die sauteuren Schlachtrösser... nur als Anregung :)
Und dazu hatte man 1 Knappen, 2 Leibdiener, 1 Pferdeknecht, 1 Koch, 2 Reisige, 1 Beichtvater und 10 Waffenknechte immer am Mann... ;)
:D :P
Ein Knappe kann nicht schaden, der muss danneben alle Aufgaben gleichzeitig erledigen :D
Stell dir vor, die Dame reitet über unwegsames Gelände und das teure Pferd verknackst sich den Knöchel O_O
quote author=Luna
Zitat von: Luna am 09. Oktober 2013, 12:13:12
Gute Gewichtsträger, trotz ihrer Ponygröße sind auch Haflinger, die wurden in den Tiroler Alpen extra als Packpferde gezüchtet, und als Fleischlieferant ;). Allerdings sind die sehr bockig.
Ich würde auch sagen Haflinger eigenen sich sehr gut als Packpferde. Eben weil sie speziell dafür gezüchtet wurden.
Das mit dem sehr bockig kann ich nun wiederum nicht bestätigen. Mein Opa hat 4 Haflinger und die sind alle samt sehr brav und lieb und alles andere als bockig.
Also Esel sind nicht so langsam, wie man sich das gemeinhin vorstellen mag. Gut, im Galopp wären sie dem Pferd schon aufgrund der deutlich kürzeren Beine unterlegen, aber im Zweifelsfall, wenn man fliehen musste, hat man früher doch eher das Packtier Packtier sein lassen. Von daher könnte ich mir auch einen Esel, oder auch ein Maultier (je nachdem, was da an Pferd drinsteckt, kann ich mir da auch ein recht schnelles Tier vorstellen) als Packtier vorstellen.
Hafis können bockig oder brav sein, so wie alle Ponys.
Aber ich muss da mal etwas anderes zu bedenken geben: Einen Hengst halte ich als Schlachtross für eine doofe Idee. Einmal eine rossige Stute vorgeführt und die Ritterin dürfte Meinungsverschiedenheiten mit ihrem Reittier haben. Ich weiß nicht, ob ich das an ihrer Stelle riskieren würde. Und außerdem, wenn das Pferd so schweineteuer war, würde ich es sowieso ganz sicher nicht als Schlachtross benutzen und auch nicht unbedingt zum Reisen, Pygmalions Bedenken mit dem verknacksten Bein sind nämlich gar nicht mal so falsch. Ganz abgesehen davon, dass so ein Zelter auch deutlich bequemer ist. Zelter = Tölter und Tölt = deutlich bequemere Gangart. Nicht umsonst wählte man für die Damen Zelter, auch wenn das weniger erhaben aussieht, als so ein feuriges Ross, aber wir wollen ja nicht auf eine Parade und am Ende der Reise mag sich deine Ritterin wahrscheinlich auch noch so halbwegs bewegen können.
Zitat von: Rhiannon am 09. Oktober 2013, 18:11:52
Aber ich muss da mal etwas anderes zu bedenken geben: Einen Hengst halte ich als Schlachtross für eine doofe Idee. Einmal eine rossige Stute vorgeführt und die Ritterin dürfte Meinungsverschiedenheiten mit ihrem Reittier haben. Ich weiß nicht, ob ich das an ihrer Stelle riskieren würde.
Rein historisch betrachtet waren Hengste allerdings als Schlachtrösser durchaus üblich. Je nachdem, in welcher Epoche man unterwegs ist bzw. an welche Epoche man sich anlehnen möchte, ist ein Hengst daher durchaus passend.
Also im Prinzip war so ein Hengst tatsächlich die häufigste Variante. Warum... keine Ahnung. Vielleicht aggresiver, robuster und stärker als Stuten? Müsste man mal nachlesen.
Die vermutlich teuersten Pferde des Mittelalters (die frühmittelalterlichen Leute sind entgegen mancher Meinungen nicht wirklich standardmäßig in den Kampf geritten, sondern haben ihre Pferde nur zum reisen benutzt. Das waren kleine Ponys, die recht witzig ausgesehen haben müssen mit den Menschen oben drauf) waren gute Schlachtrösser. Das Training eines Pferdes, bis es eine Schlachtformation einhält, im Kampf nicht wegrennt und dem Reiter ohne kompromiss gehorcht, kostet eben Geduld, Ressourcen und Geld. Normalerweise rennen Pferde ja bei jeder Gelegenheit weg. Darf ein Schlachtross natürlich nicht. Daher eben auch der exorbitante Preis... Aber ich würde es eben so gut schonen, wie ich kann und ganz sicher keinen Wanderausflug darauf machen.
Man kann das ja ganz einfach hinter das Packpferd binden und dann hat man nichtmal Arbeit damit :D
Ich denke, dass Aggressivität ("Killerinstinkt") bei einem (Wett-)Kampfpferd durchaus erwünscht ist. Und dann ist es natürlich auch so ein Punkt, dass auch der beste Wallach der Welt genetisch eine Sackgasse ist. Zuchtmäßig geht da nichts mehr... ::)
Warum Hengste? Erstens aus Prestigegründen. Zweitens sind sie nicht so zickig wie Stuten. Drittens, und das ist am wichtigsten: Man kann am ehestens auf sie verzichten - züchterisch gesehen. Maultiere rennen übrigens nicht so leicht weg. In den USA werden sie unter anderem dazu benutzt, Rinder- und Schafherden vor Räubern zu schützen. Die Maultiere und Esel greifen nämlich an, anders als Pferde, und gehen dabei alles andere als zimperlich mit ihren Gegnern um.
Haflinger sind nicht bockig. Sie können aber äußerst stur sein. Das ist der Gebirgspferdescheuklappenblick. Heillose Flucht tut in unwegsamen Gelände nicht gut, wenn man Gefahr läuft, in Abgründe zu stürzen. Ein Haflinger bleibt i.d.R. erst einmal stehen und schaut, bevor er in Panik davonläuft, ob es die Panik auch lohnt. Nerviger ist bei dieser Rasse die Einstellung: Der kürzeste Weg von A nach B ist eine Gerade, schnurzpiepegal, was oder wer im Weg steht. Sie sind übrigens hervorragende Springer.
Hengst und Stute würde m.M.n. gehen, sofern die Reiterin ihr Reittier zu gewissen Zeiten unter Kontrolle halten kann - oder es egal ist, ob die Stute tragend wird. Wenn die Tiere sich gut kennen, geschieht das "Auf-schöner-Junge-Machen" eigentlich nur, wenn die Stute rossig ist, oder aber, wenn männliche Konkurrenz in Sicht kommt. Ein Wallach wäre wahrscheinlich besser, aber auch den wird der Hengst, so er denn der ranghöhere ist und nicht der Wallach, gegen andere "Jungs" verteidigen, frei nach dem Motto: "Das hier ist meine Herde."
Alles in allem ist das Hengstgebaren nicht wirklich schlimm. Man kann es handhaben.
Wer im Mittelalter etwas auf sich hielt, ritt einen Hengst. Wallache waren nur was für Bauern, Kirchenmänner und Frauen. Davon abgesehen ritten Edelfrauen fast ausschließlich auf Zeltern (töltende Pferde), ansonsten waren für lange Reisen auch Pferde mit Passveranlagung üblich, da sie einfach bequemer zu sitzen sind als ein trabendes Pferd. Überhaupt hatte ein (Reise-)Pferd vor allem bequem zu sein - Kutschen im heutigen Sinne gab es noch nicht, nur ungefederte Reisekarren (eine Qual auf den damaligen Schlaglochpisten). Damen im Damensattel saßen seitlich, die Füße auf einem Trittbrett (der sog. Planchette) und mussten von einem Knappen geführt werden, da sie keinerlei Einwirkung auf das Pferd hatten (weitere Informationen z.B. hier: http://www.damensattel.org/2Geschichte/index2.htm). Erst 1580 kam der erste "echte" Damensattel auf, der dann nach und nach bis zum heute bekannten Modell verbessert wurde. Allerdings gab es auch im Mittelalter schon Frauen, die allein aus praktischen Gründen im Herrensitz ritten (nur waren es dann meist keine hochadligen Damen, denn von denen wurde natürlich ein untadeliges Verhalten erwartet).
Das aber nur als Randbemerkung ;)
Über Hengste ist ja schon einiges gesagt worden, wobei ich davon ausgehe, dass die Hengste des Mittelalters anders als heute erzogen waren - ein Pferd hatte (vor allem während der Schlacht) zu funktionieren und sich nicht von den Damen ablenken zu lassen. Ein Hengst, der nicht funktionierte, wurde funktionierend gemacht - üblicherweise mit scharfen Hebelgebissen und handspannlangen Sporen. Trotzdem halte ich die Reiskombi Hengst - Stute auch für sehr gewagt - ständiger Körperkontakt lässt sich beim Handpferdereiten einfach nicht vermeiden. Bleibt also tatsächlich nur ein Wallach. Wobei ich bei genaueren Rassebezeichnungen zurückhaltend wäre - die meisten Pferderassen gab es im Mittelalter noch gar nicht. Auch die "richtigen" Warmblutzuchten (mit Zuchtbüchern) entwickelten sich erst ab etwa dem 18. Jahrhundert (die hannoversche Zucht wurde beispielsweise 1735 begründet). Bis dahin züchtete jeder so, wie er es für richtig hielt, wobei bei den adligeren Herrschaften häufig Pferde iberischen Schlages oder blutgeprägte Reitpferde (d.h. mit arabischen Einschlag) zum Reisen und schwere Schläge (= Kaltbluttypen) für die Schlacht geritten wurden.
Für eine Frau könnte ich mir aber auch die Kombination Stute - Stute vorstellen. Nicht ganz so prestigeträchtig wie ein Hengst, aber ich kenne Stuten, die mindestens genauso viel Ausstrahlung und Mut haben wie jeder Kerl - und im Zweifelsfall stellen sie auch nicht ständig die Rangordnung mit dem Reiter in Frage.
Soviel zum historischen Hintergrund. Wenn sich Deine Geschichte jetzt nicht zwingend an diesen Gegebenheiten orientieren muss, kann Deine Prota natürlich reiten, was immer sie will - und wie sie will ... ;)
Hallo Julia,
ich bin zwar nicht Churke, aber dein Beitrag ist super informativ und hilft mir gerade sehr, also ein herzliches Danke schön dafür! :jau:
Alles Liebe,
caity
Du wirst Deine Prota, eine gestandene Ritterin, doch nicht im Damensattel reiten lassen :bittebittebitte: :bittebittebitte:, oder? So ein mittelalterliches etepetete Verhalten passt doch bestimmt gar nicht zu Deiner Ritterin ;). Sie muss ja garantiert auch mal vom Pferd aus kämpfen können und im Damensattel hat sie da keinen guten Halt.
Ich habe eine ausgerägte Abneigung gegen Damensättel :zombie: und würde mich da nie im Leben drauf setzen :no:.
Zitat von: Luna am 10. Oktober 2013, 10:16:05
Du wirst Deine Prota, eine gestandene Ritterin, doch nicht im Damensattel reiten lassen :bittebittebitte: :bittebittebitte:, oder?
Das wäre nicht nur ziemlich sinnfrei, es würde auch schon in der 1. Szene scheitern. ::)
Aber die Antagonistin galoppiert im Seitsitz ohne Zaumzeug und Zügel. Normal geht das nicht, aber sie ist halt ne Hexe... ;)
Die Pferderassen sind auch soweit passend. Noriker und Thüringer gibt es mindestens seit dem frühen Mittelalter.
Gerade habe ich die vorangegangenen Beiträge durchgelesen und würde nun auch noch meinen Senf dazu geben wollen.
Also, zum Thema Hengst als Streitross: keine Frage, das ist üblich gewesen. Das Packtier dagegen sollte eher ein Wallach sein, keine Stute. Man kann einen Hengst natürlich "funktionierend machen", und im Training und in der Schlacht hat man da bestimmt auch nicht lange gefackelt. Aber als Dauerzustand war es doch eher wünschenswert, dass das Tier sich auch mal entspannen und erholen konnte, statt dauererregt zu sein. Andererseits dreht ein Hengst nur dann auf, wenn die Stute rossig, also empfängnisbereit ist. Wenn sie tragend ist, dann stresst sie den Hengst und seinen Reiter nicht mehr als ein Wallach. Ein Fohlen kann man entweder behalten, oder möglichst bald verkaufen, oder (alle Tierfreunde bitte jetzt drüberweg lesen!!!) schlachten und aufessen. Das Essen von Pferdefleisch ist nicht überall auf der Welt, und auch bei uns erst seit einiger Zeit tabuisiert.
Dennoch: Als Packtier wäre meine Wahl ein Maultier. Schon seit der Antike hat man aus großen Eseln und guten Pferdestuten große und leistungsstarke Maultiere gezüchtet. Sogar Mohammed ritt trotz seiner Pferdeliebe am Liebsten auf einem Maultier! Sie sind körperlich und nervlich stärker, ausdauernder und langlebiger als Pferde. Allerdings wird auch eine Maultierstute ebenso rossig, wie eine Pferdestute, auch wenn sie in der Regel unfruchtbar ist. Also auch hier: Ein Wallach.
Und dann fiel mir noch ein, dass Du Pferderassen genannt hattest, Churke. Ein Thüringer (?) Warmblut und ein Noriker Kaltblut. Das halte ich für etwas unglücklich. In der Regel hat man doch die Pferde erworben und benutzt, die in der Region gezüchtet wurden, gerade in einer Zeit, in der Langstreckentransporte von Zuchttieren eher die Ausnahme waren. Wenn Deine Geschichte in Mitteldeutschland spielt, ist es fraglich, ob Deine Ritterin wirklich ein Kaltblut aus der Schweiz als Arbeitstier hätte. Selbst, wenn es so ein Pferd aus irgendwelchen Gründen dorthin verschlagen haben sollte (Um die Zucht durch Einkreuzung aufzubessern, hat man eher Hengste eingesetzt, deren Reproduktionsrate war größer.), dann würden die Leute es vermutlich nicht mit der Rassebezeichnung nennen/kennen, sondern nur als "Arbeitspferd" . Die Bezeichnungen "Warmblut" und "Kaltblut" entstanden erst lange nach dem Mittelalter. Ich vermute, dass ein Ritter, ein Pferdehändler oder auch ein Züchter eher von einem "Streitross aus Thüringer Zucht" und von einem kräftigen Packpferd (ohne Rassebezeichnung) sprechen würden. Überhaupt gab es die Trennung zwischen Reit- und Arbeitspferden ja noch nicht. Bis ins 19. Jahrhundert hat man zur Arbeit im "schweren Zug" Ochsen eingesetzt, weil die billiger zu ernähren waren und auch einfach stärker. Wenn Du also ein Pack"pferd" haben möchtest, dann wäre es wohl einfach ein Pferd minderer Qualität (weswegen man einen Hengst auch kastriert und zum Arbeitstier degradiert hätte).
@ Luna: Damensattelreiten macht super viel Spaß - wenn man ein zuverlässiges Pferd und einen Sattel mit vernünftigen Sicherheitsstandards hat (Bügelschloss und eventuell Sicherheitsbügel). Außerdem ist der Sitz viel sicherer als im Herrensitz, weil man bei dem "modernen" (also den maximal 100 Jahre alten) Damensattel durch die beiden Hörner kaum vom Pferd fallen kann. Man sollte nur nicht mit dem Pferd stürzen - aber das macht auch im normalen Sattel keinen Spaß ;-)
@ Churke: Bei der Rassenbezeichnung schwanke ich trotzdem noch - bestimmt gab es damals schon Pferde, die "aus Norikum" stammten, aber es wird eher eine bunte Mischung von kräftigen, trittfesten Pferden gewesen sein, die kaum dem heutigen Zuchtbild entsprachen, sondern vor allem nach ihren Fähigkeiten selektiert wurden. Bei den Islandpferden wurde es noch bis vor einigen Jahrzehnten so gehalten - obwohl es durch die Insellage und das Importverbot auf Island seit 1000 Jahren eine (fast) vollkommene Reinzucht der Isis gibt, können diese Pferde in Aussehen und Größe ziemlich stark streuen. Bis vor einigen Jahren wurden auf den Zuchtschauen noch Ponys mit einem Stockmaß von 124 cm vorgestellt, es gibt aber auch Knochenfunde aus Zeiten der Landnahme (und später), bei denen die Pferde 150 cm und mehr aufwiesen. Auch vom Typ her gibt es ganz unterschiedliche Pferde - manche edel, schon fast arabisch anmutende Pferdchen (oft Stuten), manche im Pony-Typ stehend und andere wiederum wie Kaltblüter im Miniformat. Grund dafür war vor allem der Pragmatismus der Isländer: Aussehen war schon immer schnuppe, wichtig war nur, dass die Pferde zuverlässig, mutig und trittsicher waren - und vor allem bequem. Alles was aufmuckte, feige oder schlecht zu Reiten war, kam in die Suppe (auch eine Form der Selektion ;) ) - mit dem Rest wurde gezüchtet.
Im Mittelalter wird es ähnlich gewesen sein - die Pferde mussten genügsam und mit möglichst wenig Futter möglichst große Leistungen bringen - wie der Zosse aussah, war dabei völlig egal. Von daher würde ich in einem historischen Roman zwar mit einem "Pferd aus der Provinz Noricum" oder einem "norischen Pferd" gut leben können, aber ein "Noriker", wie wir ihn heute kennen, wäre mir nicht sauber genug recherchiert (ich bin da überpinselig, ich weiß ::) ).
Ähnlich wird es mit dem Thüringer Warmblut sein - es wird sicher weit ins Mittelalter reichende Wurzeln haben, aber DAS Thüringische (Schwere?) Warmblut mit einem einheitlichen Zuchtziel gibt es erst seit den letzten zwei- oder drei Jahrhunderten. Vorher war es auch aus rein logistischen Gründen nicht möglich, einen einheitlichen Pferdetyp über ein großes geografisches Gebiet zu erzielen - die Zücher waren oft Bauern, und die mussten nehmen, was in der näheren Umgebung an Hengsten zur Verfügung stand, während der Adel sich nicht mit dem hiesigen Pferdeschlag abgeben mochte - dort waren wie gesagt vor allem iberisch und neapolitanisch geprägte Pferde sowie die Vorläufer der sogenannten Barockrassen begehrt (sehr gute Informationen zu den einzelnen Pferderassen der "Ritter" finden sich übrigens auf den entsprechenden Seiten der klassisch-barocken Reitkunst, die aus der mittelalterlichen Kampfkunst zu Pferde hervorgegangen ist, z.B. http://www.hofreitschule.de/reitkunst-erleben/pferde-von-a-z.html
... und einen hab ich noch, bevor ich endlich meinen vorlauten Schnabel halte - nämlich einen Link zu einer Reitkunst-Vorführung, die eng an der historischen Vorlage (wenn auch eher barock als mittelalterlich) des Kampfes zu Pferde angelehnt ist: http://www.youtube.com/watch?v=QARmVFlxQB0
Edit: Ups, hat sich teilweise mit dem Beitrag von canis lupus niger überschnitten ...
ZitatAber ich muss da mal etwas anderes zu bedenken geben: Einen Hengst halte ich als Schlachtross für eine doofe Idee. Einmal eine rossige Stute vorgeführt und die Ritterin dürfte Meinungsverschiedenheiten mit ihrem Reittier haben.
Wenn ich mich recht erinnere, nutzt Martin diesen Effek in "A Song of Ice and Fire". Gregor Clegane reitet im Turnier einen Hengst, Loras Tyrell tritt ihm - ganz bewusst - auf einer rossigen Stute entgegen. Ergebnis: 1:0 für Loras.
LG
Ratzefatz
Zitat von: Ratzefatz am 15. Oktober 2013, 17:09:02
Wenn ich mich recht erinnere, nutzt Martin diesen Effek in "A Song of Ice and Fire". Gregor Clegane reitet im Turnier einen Hengst, Loras Tyrell tritt ihm - ganz bewusst - auf einer rossigen Stute entgegen. Ergebnis: 1:0 für Loras.
Und einen Hengst ohne Kopf ;D.
Es ist ja auch nicht so, dass ein Hengst völlig unkontrollierbar wird, sobald er eine rossig Stute wahrnimmt.
Unter Wildpferden darf nur der stärkste Hengst die rossig werdenden Stuten dieser Herde decken. Die anderen zwingt er, außerhalb der Herde zu leben. Zwar testen die Konkurrenten immer wieder, ob der Chef seinen Machtanspruch tatsächlich noch durchsetzen kann, aber immerhin werden hier etliche potente Hengste durch Disziplin vom Decken abgehalten. Und genauso ist dies in Menschenhand möglich.
In einer Fachzeitschrift habe ich vor längerer Zeit einen Artikel darüber gelesen, wie gut erzogen manche Deckhengste sind. Zum Beispiel wurde von einem Quarterhorse-Hengst berichtet, der erst auf das Kommando seiner Betreuerin auf die bereitstehende (und sehr bereite) Stute aufsprang. Eine Freundin von mir ist Tierärztin, auf Pferde spezialisiert, und sie bestätigte mir diese Tatsache. "Es wäre für die Betreuer ja auch nicht machbar, wenn die Hengste, die genau wissen, worum es geht, schon auf den Hinterbeinen aus der Box kommen. Die Tiere müssen in jedem Augenblick kontrollierbar sein."
Wäre es anders, könnte eine berittene Armee die andere allein dadurch besiegen, dass sie durchweg mit rossigen Stuten antritt, So blöd waren die im Zeitalter der auf dem Pferderücken durchgeführten Kriege ja auch nicht. Ein gut erzogener Hengst ist ebenso kontrollierbar wie ein Wallach, vielleicht etwas unkonzentrierter in Anwesenheit einer betörenden Lady. Und dass das Streitross eines Ritters gut erzogen ist, kann man wohl annehmen, denn das Leben des Reiters hing davon ab.
Wenn ich mich recht erinnere, dann wurden die Streitrösser (und ja, ein Hengst passt da sehr gut) auf "Reisen" nicht geritten. Sie waren dafür zu kostbar. Meist wurden sie mitgeführt und für die Überlandritte bequeme töltende (zeltende) Reittiere (Zelter) verwendet. Das konnten Pferde, oder auch Maultiere sein z.B..
Stuten waren dabei eher selten vertreten.
Zuchten wie heute gab es damals auch kaum. Es waren Landschläge, aus denen unsere heutigen Rassen hervorgegangen sind. Aber es gab berühmte Zuchten/Züchter, deren Pferde begehrt waren, oder die Hengste/Stuten importierten, welche der ländlichen Zucht Fortschritte und Verbesserungen bescherten.
Ich hoffe, die Antwort kam nicht all zu spät :-\.
Liebe Grüße
Merrit
Der Text wartet noch aufs Lektorat, also Änderungen jederzeit möglich. Aber 3 Pferde stelle ich mir für eine Einzelperson ziemlich unpraktisch vor.
Nun ja, ein Ritter war ja normalerweise nicht alleine unterwegs ;-).
Was du daraus machst ist ja immernoch deine Entscheidung. Nimm was du gebrauchen kannst, lass das andere weg.
Einen guten Rutsch ins Neue Jahr :-)