Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Buch- und Verlagswesen => Thema gestartet von: Marek am 27. Dezember 2006, 22:35:45

Titel: Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?
Beitrag von: Marek am 27. Dezember 2006, 22:35:45
Jetzt wo die Aussendung meines Romans für den Rowohlt-Wettbewerb vor der Tür steht, fange ich an, mir organisatorische Fragen zu stellen, vor allem:
Lesen alle Juroren bei Wettbewerben alle Manuskripte?
Ich meine, da werden doch hunterte von Büchern, 150 Seiten aufwärts, eingereicht. Wie viele muß man dann als Juror am Tag lesen? Kann man dann einen Eindruck vom Inhalt bekommen? Oder schnuppern die am Ende auch nur ein paar Seiten weit in jedes Buch rein und lesen nur die absolut siegesverdächtigen überhaupt weiter?
Würde mich freuen, wenn jemand was genaueres dazu weiß...
Und muß ich wohl ein Exposée und eine Selbstdarstellung mitschicken?
Titel: Re: Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?
Beitrag von: caity am 27. Dezember 2006, 22:48:44
Hallo Maja,

soweit ich weiß sollten Exposee und ein Anschreiben mitgeschickt werden.
Ich glaube, dass die sich hauptsächlich nach den ersten paar Kapiteln richten und dann im Vorhinein Texte ausscheiden lassen. Allerdings kann ich das nicht mit 100%-Sicherheit sagen. Ansonsten frag doch einfach mal nach. Ich hatte von Rowohlt damals eine sehr nette Antwort erhalten. ^.-

Bye
caity
Titel: Re: Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?
Beitrag von: Kiwi am 28. Dezember 2006, 07:20:29
Hallo Maja,

ich war erst gestern bei der Post, um sowohl meinen Beitrag an Rowohlt zu schicken und an den Astrid-Lindgren-Preis.

Habe beim Rowohlt ein Exposee draufgelegt und ein kurzes Anschreiben. Hoffe, das bringt was. Schaden kann es nämlich nicht.

LG,Kiwi
Titel: Re: Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?
Beitrag von: Marek am 28. Dezember 2006, 08:17:48
Ich hatte plötzlich diesen Gedanken "Wenn die wirklich alle Einsendungen lesen wollen, jeder von denen, dann machen die ein Jahr lang nichts anderes." Deswegen fürchte ich, die lesen auch nur die Exposees und die ersten paar Seiten. Wo mein Buch doch erst peu à peu phantastisch wird!
Titel: Re: Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?
Beitrag von: Rei am 28. Dezember 2006, 09:18:07
Ich denke, ein Exposee kann nicht schaden.
Titel: Re: Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?
Beitrag von: Marek am 28. Dezember 2006, 10:14:40
Ja, das meine ich ja auch gar nicht. Es geht mir um die organisatorische Frage, wie die Jurys bei solchen Wettbewerben vorgehen, und ob ich mir jetzt einen großen Kopf um die Ausarbeitung des Showdowns aud Seite 220 machen muß, wenn am Ende niemand überhaupt so weit liest.
Titel: Re: Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?
Beitrag von: caity am 28. Dezember 2006, 10:43:29
Hallo Maja,

wenn der Anfang nicht packt kann man wahrscheinlich nicht viel erwarten  :-[

Bye
caity
Titel: Re: Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?
Beitrag von: Rei am 28. Dezember 2006, 11:08:36
@caity: Das muß nicht unbedingt sein. Bei "Spin" wäre ich am Anfang auch beinahe eingeschlafen, bis es mich dann doch endlich gepackt hat...

@Maja: Vielleicht lesen die Juroren einfach nur mal quer an? Anfang, Mitte und Ende? Oder da gibt es doch diese Schnell-Lese-Methode...
Titel: Re: Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?
Beitrag von: caity am 28. Dezember 2006, 11:23:02
Hallo Rei,

ich meinte dann muss man nicht viel von der Jury erwarten. Ich glaube nicht, dass sie großartig weiter lesen werden, wenn sie nicht auf den ersten 5 Seiten erwischt werden ...

Bye
caity
Titel: Re: Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?
Beitrag von: gbwolf am 28. Dezember 2006, 11:53:14
Wahrscheinlich gibt es wieder kein allgemeingültiges Patentrezept. Der eine Juror liest vielleicht nur die ersten 10 Seiten und der andere liest quer.
Bei vielen Wettbewerben muss nicht jedes Jurymitglied alles lesen, sondern jeder bekommt einen Stapel und die Favoriten werden dann von allen gelesen. Manchmal treffen Praktikanten oder Aushilfskräfte eine Vorauswahl (anders kann ich mir nicht vorstellen, wie die Brigitte-Redaktion den Berg von 1.600 Einsendungen schaffen will - das sind 80.000 Seiten ...).

Selbst wenn das Manuskript nur angelesen wird, würde ich den Showdown voll ausarbeiten - spätestens in der engeren Wahl wird sicher ein Blick auf den Schluss geworfen werden.
Titel: Re: Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?
Beitrag von: Marek am 28. Dezember 2006, 14:10:44
@Caity:
Der Anfang ist nicht langweilig. Aber die Geschichte beginnt "normal" und driftet dann langsam ins Phantastische - wer aber nur die ersten zwanzig Seiten liest, wird nichts Übernatürliches darin finden, und ich hatte Angst, daß sie dann sagen "Thema verfehlt", und das Manuskript beiseitewerfen.

@gbwolf: Danke! Dann hoffe ich mal, daß unsere Manuskripte gleich bei Leuten landen, die sie mögen!
Titel: Re: Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?
Beitrag von: Linda am 28. Dezember 2006, 15:25:37
Hi Maja,

zum Procedere bei  Wettbewerben hatte ich mich in anderen Threads schon geäußert, will mich daher nicht wiederholen.
Kurzform:
Natürlich werden nicht Hunderte von Manuskripten gelesen und natürlich liest auch keiner bei einer Verlagsbewerbung mehr als einige Beispielseiten und das Exposee.
Erst ab der Endrunde  / Hauptrunde kann man damit rechnen, dass mehr gelesen wird - oder zumindest alle Juroren mal in die betreffenden Scipte reinsehen.

Gruß,

Linda
Titel: Re: Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?
Beitrag von: Schelmin am 28. Dezember 2006, 16:49:08
Ich habe jetzt beim Astrid Lindgren-Preis keine Vita und nur ein kurzes Exposé mitgeschickt.
Bei Rowohlt habe ich aber alles komplett mit eingereicht. Das war ja auch nicht so superanonym.

Ich frage mich manchmal, wie viele tatsächlich mitmachen. Bei dieser Oldenburg-Sache waren es rund 300, eigentlich nicht viele, wenn man drüber nachdenkt.

Trotzdem glaube ich auch nicht, daß wirklich alles von A-Z gelesen wird. Ich würde mich als Juror vermutlich auch weigern, etwas weiterzulesen, das auf den ersten 30 Seiten stilistisch eine absolute Katastrophe, gähnend langweilig und vom Plot her total unoriginell ist.
Titel: Re: Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?
Beitrag von: caity am 28. Dezember 2006, 18:09:31
Halo Maja,

achso,  nein, das glaube ich nicht unbedingt. Ich denke wichtiger als anfangs Fantasy ist einfach die Frage, ob es packt oder nicht. Dann würde ich mir darüber aber nicht so viele Gedanken machen. Auf den ersten paar Seiten entscheidet sich bei einem 300-seitigem Roman noch lange nicht, ob das jetzt das Thema ist oder nicht ^.-

Bye
caity
Titel: Re: Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?
Beitrag von: Linda am 28. Dezember 2006, 18:14:28
Zitat von: Maja am 28. Dezember 2006, 10:14:40
Ja, das meine ich ja auch gar nicht. Es geht mir um die organisatorische Frage, wie die Jurys bei solchen Wettbewerben vorgehen, und ob ich mir jetzt einen großen Kopf um die Ausarbeitung des Showdowns aud Seite 220 machen muß, wenn am Ende niemand überhaupt so weit liest.
Titel: Re: Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?
Beitrag von: Linda am 28. Dezember 2006, 18:27:41
Zitat von: Maja am 28. Dezember 2006, 10:14:40
Ja, das meine ich ja auch gar nicht. Es geht mir um die organisatorische Frage, wie die Jurys bei solchen Wettbewerben vorgehen, und ob ich mir jetzt einen großen Kopf um die Ausarbeitung des Showdowns aud Seite 220 machen muß, wenn am Ende niemand überhaupt so weit liest.

in der Vorrunde und beim ersten Aussieben werden wohl nur Stichproben gelesen. Falls du aber weiterkommst und das Manuskript genauer geprüft wird, dann hast du natürlich die A-Karte gezogen, wenn du dir den Showdown sparst. 
Anfang und Schluss sind bei Romanen das wichtigste, wenn das stimmt, verzeiht man einen kleinen Zwischenhänger durchaus. (Überhaupt, das lesbare Buch ohne irgendeinen Absacker zwischendurch will ich erst mal sehen  - eine krude Aneinanderreihung von Spannung und Action macht ja noch kein Lesevergnügen  ;) )
Um mal ganz boshaft zu werden, ich als Juror würde denken: "na, da hat es für den Schluss wohl nicht mehr gereicht" oder "dem Autor fiel am Ende nichts mehr ein", oder auch "besser ein paar Stunden weniger verzockt und lieber was geschrieben, dann klappts auch mit dem Termin"  ;D  Jedenfalls wäre das nach meiner Einschätzung ein erheblicher Minuspunkt, denn ob man unbedingt Autoren fördern will, die mit Terminen nicht klarkommen oder handwerkliche und kompositorische Schwächen zeigen (oder zu zeigen scheinen)?.
Und man kann nicht davon ausgehen, dass gestresste Gutachter besonders geduldig sind. Und manchmal schaffen es Sätze wie die oben genannten wohl durchaus in Gutachten. Da die ja nur die Lektoren zu sehen kriegen, muss niemand die Kreide auspacken.

Gruß,

Linda
Titel: Re: Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?
Beitrag von: Lomax am 28. Dezember 2006, 22:20:49
Zitat von: Linda am 28. Dezember 2006, 18:27:41Und manchmal schaffen es Sätze wie die oben genannten wohl durchaus in Gutachten. Da die ja nur die Lektoren zu sehen kriegen, muss niemand die Kreide auspacken.
Ich habe immer sehr sorgfältig darauf geachtet, dass solche Sätze in meinen Gutachten nicht drinstanden. Weil man nie weiß, wer was noch zu sehen bekommt - und wie man sich in der Branche mal wiedersieht. Aber ich habe sie stets bei Abgabe des Gutachtens mündlich dem Lektor mitgeliefert ;)

Ansonsten kann man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass bei Wettbewerben dieser Größenordnung die Jury nicht alle Einsendungen komplett liest. Vermutlich liest "die Jury" nicht mal alle Einsendungen "an", sondern es werden in einer Vorrunde schon viele Titel ausgesiebt, die nicht in Frage kommen. Das sieht dann entweder so aus, dass die Einsendungen unter den Jurymitgliedern verteilt werden und jedes Werk erst mal nur von einem Jurymitglied angeblättert wird; oder aber es wird wie bei Manuskripteinsendungen auch von Verlagsmitarbeitern/Gutachtern eine Vorauswahl erstellt, bevor überhaupt die ersten Werke weiterkommen und auch nur ein Jurymitglied sie zu sehen bekommt.

Aber vor der abschließenden Auswahl kann man davon ausgehen, dass der Roman auf jeden Fall gründlich bis zum Ende geprüft wird - wenn auch dann nicht immer bei jedem Wettbewerb von jedem Jurymitglied! Aber das Ende muss auf jeden Fall stehen, denn irgendwann vor der Entscheidung wird schon jemand wissen wollen, ob der Autor das Buch auch vernünftig zu Ende gebracht hat.
Titel: Re: Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?
Beitrag von: Termoniaelfe am 02. Januar 2007, 20:10:28
Hallo Maja!

Da ich mir auch nicht recht vorstellen kann, dass alle eingesandten Manuskripte von vorn bis hinten gelesen werden, denke ich auch, das ein Exposé super wichtig ist. Vom peenae- Wettbewerb weiß ich sehr genau, dass die Jury zu aller erst die Exposés gründlich gelesen hat und danach schon ausgesiebt wurde.
Ich habe Exposé, Vita und Anschreiben ganz penibel ausgearbeitet, weil auch ich denke, das gerade das Exposé ausschlaggebend sein kann. Und ich denke, auch, dass es sehr wichtig ist, gerade bei einem solchen Wettbewerb, wie Rowohlt ihn ausgeschrieben hat, einen kompletten Roman einzureichen. Ich gehe mal davon aus, das die Teilnehmerzahl nicht gering ausfallen wird und deshalb schon, setzte ich alles daran nicht gleich bei der ersten Prüfung rauszufliegen. Ein fix und fertig geschriebenes Manuskript vermittelt zumindest schon mal den Eindruck, das der Autor seine Hausaufgaben gemacht hat. Ob es dann Inhaltlicht passt oder nicht, sei erstmal dahingestellt. Rowohlt hat ganz klare Äußerungen zum Umfang und Genre gefordert und das wohl nicht ohne Grund.  Ich habe schon oft gehört, dass gute Autoren nicht zwangsläufig auch gute Exposés schreiben, und man keine voreiligen Schlüsse ziehen soll, aber dennoch sollte man sich richtig reinknien. Maja, ich denke Du solltest aufhören darüber nachzugrübeln, ob dein Anfang denen nicht phantastisch genug ist. Ich gehe mal davon aus, dass Du ein Exposé beigelegt hast und das wird mit Sicherheit zu erst gelesen.

Wird schon schief gehen;)
Ich jedenfalls drücke uns allen ganz feste die Daumen.
LG
Termi
Titel: Re: Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?
Beitrag von: Marek am 02. Januar 2007, 20:50:32
Ja, ich habe Exposee mit Kurzcharakterisierung der Hauptfiguren und meine Selbstdarstellung dazugelegt. Was sie nicht haben wollen, können sie ja wieder wegwerfen.
Titel: Re: Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?
Beitrag von: Geli am 03. Januar 2007, 09:40:21
Was und wieviel Juroren lesen, kann sich jeder von uns am eigenen Leseverhalten eigentlich sofort beantworten und ohne groß nachzudenken:

wenn ich ein Buch in die Hand nehme, muss mich der Autor entweder auf den ersten fünf Seiten kriegen, oder er kriegt mich gar nicht. Holpert und stolpert der Stil, kriege ich Bauchschmerzen bei den ersten Sätzen, lese ich niicht einmal die erste Seite zu Ende.
Und Juroren sind auch keine Masochisten.

Ist dagegen Bedingung Eins und Zwei erfüllt, blättere ich garantiert auf die letzte Seite.
Steht dann aber dort etwas, das ich in irgendeiner Form vorhersehen konnte, (Der Töpel von Seite 1 kriegt die Schöne aus Absatz 2, Seite 1) hat der Autor bei mir in der Regel endgültig verloren.

Exposé, Vita interessieren demnach erst, wenn der Text so gut ist, dass ich wissen will, wer denn der Mensch dahinter ist.
Titel: Re: Organisation und Verfahren bei Wettbewerben?
Beitrag von: Lomax am 03. Januar 2007, 14:27:38
Zitat von: Geli am 03. Januar 2007, 09:40:21Was und wieviel Juroren lesen, kann sich jeder von uns am eigenen Leseverhalten eigentlich sofort beantworten und ohne groß nachzudenken:
Nun, das Problem ist, dass das "eigene Leserverhalten" keinesfalls bei jedem so gleich ist, wie du hier annimmst ;)