Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Sanjani am 14. Juli 2013, 21:54:56

Titel: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Sanjani am 14. Juli 2013, 21:54:56
Hallo ihr Lieben,

ich weiß, dass einige von euch alte Projekte von sich schon mal neu aufgerollt oder dies zumindest geplant haben und interessiere mich nun dafür, wie ihr das gemacht habt. Ich überlege nämlich, ob ich ein oder zwei Urban Fantasy Projekte so weit kriegen kann, dass sich eine Bewerbung mit ihnen lohnen könnte. Ich habe ein paar, bei denen ich den Plot ganz gut finde, aber die Umsetzung ist einfach nicht so der Knaller. Diese Projekte sind 10 Jahre alt, und ich bin natürlich sehr froh, dass ich mich seit damals um einiges weiterentwickelt habe, aber so kann ich das definitiv nicht lassen. Meine Frage an euch wäre jetzt, welche Erfahrungen ihr damit gemacht habt, so alte Projekte neu aufzurollen. Habt ihr die Sachen neu geschrieben oder konntet ihr einige der Szenen noch einmal verwenden? Habt ihr euch eine Liste von allem gemacht, was geändert werden muss, und diese dann abgearbeitet? Was habt ihr möglicherweise neu konzipiert? Charaktere, Plot, Setting? Ich weiß, dass das sehr individuell ist und ich habe auch schon Ideen, wie ich es machen könnte, aber es ist natürlich trotzdem ein relativ großer Berg an Dingen, die geändert werden sollten. Falls also jemand Strategien hat, die möglicherweise gut funktionieren könnten, wäre ich sehr gespannt darauf sie zu hören. Ich selber plane das eher mittel- bis langfristig, möchte nichts überstürzen und den Spaß dabei nicht verlieren. Es ist also kein akutes Problem, sondern eher der Wunsch nach Erfahrungsaustausch.

Herzliche Grüße

Sanjani
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Adam_Charvelll am 14. Juli 2013, 22:04:27
Also von ganzen Projekten kann ich nicht sprechen, aber ich will jetzt im Sommer die ersten Kapiteln meines ersten Projekts umändern, da man einfach merkt, dass ich damals vor 2 Jahren, als ich diese geschrieben habe, einfach noch zu ...äh, sagen wir ungeschickt war.
Plot passt so ungefähr, aber stilistisch muss das anders werden, gerade weil es Anfangskapitel sind.
Ein bisschen was habe ich schon gemacht. Ich gehe dabei so vor, dass ich mir im Scrivener einen Splitscreen erstelle und die alte Version unten lasse und oben den Inhalt in neue, schönere Sätze verpacke :)
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Steffi am 14. Juli 2013, 22:14:13
Ich hab das noch nie gemacht, besitze aber irgendwie nur Romane, die dringend neu erzählt werden müssten  ::)

Irgendwann möchte ich die Meuchelnden Monarchen aufrollen und größer und besser machen.  Wahrscheinlich werde ich dafür nur einzelne Szenen übernehmen können, die dann vielleicht sogar an anderer Stelle kommen müssen. Eben wegen diesem Haufen Arbeit habe ich mich bisher noch nicht daran gewagt. Ich müsste im Prinzip ein ganz neues Buch schreiben.
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Assantora am 14. Juli 2013, 22:17:09
Mein allererstes Projekt habe ich jetzt sicherlich ein halbes Dutzend Mal neu angefangen, bis es mittlerweile passt.
Ich musste alles ändern, also war neu schreiben, unverzichtbar. Die Charas blieben fast alle, viele haben einen anderen Namen bekommen, manche ähneln dem alten noch, andere haben keine Ähnlichkeit mehr.
Ich habe, da es sich bei mir um ein High-Fantasy-Projekt handelte, auch noch die Welt an sich verändern müssen. Eine neue Landkarte, zwei Völker verschwanden mehr oder minder, wurden umgebaut.
Dazu, dass war das wichtigste und der Grund, warum es vorher nicht geklappt hat: Den Plot ausmisten. Ich hatte, ja, eine schwere Jugendsünde, wirklich alles in den Plot geworfen was ging. Da musste ich den ganzen Krempel, der da nichts zu suchen hat erst einmal heraus bekommen.
Am Ende hatte ich einen neuen Plot, abgespeckte Version. Einige Ereignisse sind anders passiert, wichtige Elemente blieben aber(Bei mir blieb der die Art und Weise wie der böse Obermotz stirbt, bestehen.) und an anderen Stellen ist etwas zusätzliches passiert.
Ich denke, es hat der Geschichte wirklich geholfen, denn ich bin jetzt weitaus zufriedener damit und ganz aktuell bin ich gedanklich dabei, einen Teil des Krempels, den ich raus schmeißen musste, für einen weiteren Teil zu verwenden, ein wenig los gelöst, von der vorherigen Geschichte, damit die ganze Sache nicht noch mal in die Hose geht.
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Churke am 14. Juli 2013, 22:26:45
Zitat von: Sanjani am 14. Juli 2013, 21:54:56
Habt ihr die Sachen neu geschrieben oder konntet ihr einige der Szenen noch einmal verwenden? Habt ihr euch eine Liste von allem gemacht, was geändert werden muss, und diese dann abgearbeitet? Was habt ihr möglicherweise neu konzipiert? Charaktere, Plot, Setting? Ich weiß, dass das sehr individuell ist und ich habe auch schon Ideen, wie ich es machen könnte, aber es ist natürlich trotzdem ein relativ großer Berg an Dingen, die geändert werden sollten. Falls also jemand Strategien hat, die möglicherweise gut funktionieren könnten, wäre ich sehr gespannt darauf sie zu hören.

Ich schreibe beim Überarbeiten 70 - 80 % der Sätze mehr oder weniger komplett um. Auch wenn man vielleicht denkt, dass es so bleiben kann - es geht immer noch mal besser. 
Bei vielem - auch Inhaltlichem - habe ich zwar ein mieses Gefühl, bekomme aber nur durch Ausprobieren heraus, woran es liegt und wie Abhilfe zu schaffen ist.
Schließlich, und das ist mein wichtigster Tipp, entdeckt man beim Schreiben eines Exposees so manches, was nicht so recht passt. Und wenn man weiß, woran es liegt, ist der Rest ein Kinderspiel.  ;)
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Sprotte am 14. Juli 2013, 22:30:29
Nach über 20 Jahren habe ich meinen ersten Roman komplett neu geschrieben. Behalten habe ich nur die Figuren und die grundsätzliche Geschichte. Ich habe viele, vollkommen pubertäre Ansätze gelöscht und neue Konflikte eingebaut. Viel Ähnlichkeit mit dem Original hat das Ganze nicht mehr.
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Pestillenzia am 15. Juli 2013, 07:44:57
Zitat von: Sprotte am 14. Juli 2013, 22:30:29
Nach über 20 Jahren habe ich meinen ersten Roman komplett neu geschrieben. Behalten habe ich nur die Figuren und die grundsätzliche Geschichte. Ich habe viele, vollkommen pubertäre Ansätze gelöscht und neue Konflikte eingebaut. Viel Ähnlichkeit mit dem Original hat das Ganze nicht mehr.

Sprotte, kannst du in meinen Kopf gucken? Genau dasselbe wollte ich auch schreiben - auch das mit den "pubertären Ansätzen"  :rofl:. Da waren bei mir auch einige drin, einschließlich Seitenhieb auf meinen Ex.  :darth:

Mein Roman reifte auch 20 Jahre vor sich hin und während dieser Zeit hat sich mein Schreibstil so sehr verändert, dass es nichts oder kaum etwas gebracht hätte, nur einzelne Sätze zu verändern/überarbeiten, weil alt und neu nicht recht zusammengepasst hätten. Szenen, die mir gefallen haben, habe ich übernommen, aber neu geschrieben. 
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Sanjani am 15. Juli 2013, 09:35:55
Oh so viele Antworten :)

@Sprotte und Pesti: Ich hab mein Werk in meiner Jugend geschrieben und das merkt man total. Die Charaktere und die Konflikte sind in Ansätzen zwar nicht schlecht, aber die Dialoge sind schrecklich und die Umsetzung der Konflikte lausig :)

@Churke: Die Idee mit dem Exposé finde ich sehr gut. Ich wollte ursprünglich den Plot nur in Stichpunkten darstellen, aber jetzt denke ich, dass ein Exposé ganz gut helfen könnte.

@Assantora: Puh, da hattest du ja wirklich sehr viel Mühe mit deinem Projekt, dann drück ich mal die Daumen, dass am Ende alles so wird, wie du es dir vorgestellt hast, auch mit den Fortsetzungen.

@Steffi: Mich gruselt es auch ein bisschen davor das zu machen, aber andererseits finde ich diese Idee auch mal ganz reizvoll, denn ich kenne die Geschichte ja, d. h. ich kenne den Plot, und ich muss den dann "nur" noch in bessere Szenen verpacken. Das lässt immer noch einiges an Freiheiten, denke ich.

@Adam: Gute Idee das mit Scrivener. Da ich das Programm auch sehr gern verwende, werde ich es auch so machen. Mich nervt nämlich ansonsten immer, dass ich einen Teil schreibe und den alten dann immer löschen muss.

LG Sanjani
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Fianna am 15. Juli 2013, 10:11:39
Ich habe schon früher festgestellt, dass ich einfach nicht alte Geschichten überarbeiten kann. Ich rutsche dann irgendwie in diese Strukturen, die vorhanden sind, und kann mich gedanklich nicht daraus lösen und alles umwerfen.
Wenn das Projekt also irgendwann mal dran ist, werde ich es als Projekt mit vielen Vorüberlegungen behandeln, und erst zu einem viel späteren Zeitpunkt nochmal das alte Dokument öffnen.
Also Plot erstellen etc, wie bei einem neuen Projekt.
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Cairiel am 15. Juli 2013, 10:36:40
Mir geht es ähnlich wie Fianna, ich kann einfach nicht so gut inhaltlich überarbeiten. Was bei mir einmal in der Geschichte drinnen ist, bekomme ich nur schwerlich wieder herausgebügelt (oder etwas neues eingeflochten), weshalb ich immer neu schreibe.

Meinen ersten Heratia-Roman will ich irgendwann mal auch in ein neues Gewand kleiden, weil mir der Plot sehr gut gefällt, aber die Umsetzung ... Na ja. Seit damals habe ich mich sehr verbessert, sagen wir es so.
Bei der Neuplanung bin ich folgendermaßen vorgegangen: Ich habe mir den Ausgangspunkt und den Endpunkt angesehen und mir überlegt, was die treibenden Kräfte sind, die dazu führen, bzw. worin die Konflikte bestehen. Nachdem ich mir mehr Gedanken über meine einzelnen Figuren und ihre Hintergründe gemacht hatte (im Original blieben sie etwas blass), waren diese treibenden Kräfte/Konflikte schnell klar und überraschend anders als im ursprünglichen Manuskript (obwohl Anfang und Ende so ziemlich gleich geblieben sind). Ein bisschen muss ich noch am Plot feilen, dann kann es nochmal geschrieben werden. Alte Szenen werde ich nicht mit einbauen, ich glaube nicht, dass die sich ohne Holpersteine einflechten ließen.
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: zDatze am 15. Juli 2013, 13:43:48
Genau das richtige Thema. Danke fürs Eröffnen, Sanjani! :D

Momentan rolle ich auch eines meiner alten (Lieblings-)Projekte neu auf und bin richtig überrascht welchen Wandel die Figuren und der Plot durchmachen. Dass sich so viel ändert, liegt ganz sicher auch daran, dass die ursprüngliche Fassung nicht sonderlich ausgereift war. Ich verbuche sie zwar nicht unter "Jugendsünden", aber die Schwächen bei der Planung und der Umsetzung sind mehr als deutlich. Daher wälze ich den Plot und die Figuren gedanklich hin und her, mache mir Notizen und sammle alle möglichen Links und vor allem auch Musik und Bilder, die mich in die richtige Stimmung für das Projekt versetzen.

Ich glaube, wenn man ein Projekt neu aufrollen möchte, sollte man sich vor allem klar sein, wo sich in der alten Fassung die Probleme eingenistet haben. Daher habe ich als erstes die Probleme ausgelotet (bzw. bin ich noch immer dabei). Das Naheliegendste war natürlich einmal die Rohfassung in einem Rutsch - ohne Korrekturen zu machen - durchgelesen. Ergebnis: Ich hab mich immer wieder in der Handlung verlaufen, es gibt keinen roten Faden, die Figuren verhalten sich inkonsistent und die Logik habe ich an manchen Stellen arg strapaziert, um zu meinem ~Ende~ unterm Manuskript zu kommen. Die handwerklichen Grausamkeiten lasse ich erstmal außen vor.

Kurz zusammengefasst ... die Rohfassung ist ziemlich unbrauchbar. Aber sehr brauchbar um die Probleme aufzuspüren.
Das heißt für mich also: zurück ans Planen. Das Magiesystem braucht eine Generalüberholung und durchgängige Logik. Die Welt möchte ich umfangreicher gestalteten und nicht nur den Korridor ausplanen, in dem sich meine Figuren während der Handlung bewegen. Die Figuren noch einmal kennen lernen, so als würde ich sie das erste Mal treffen. Und was sich als ganz wichtig herausgestellt hat: Noch einmal überdenken welche Perspektiven sich neben den Hauptfiguren sonst noch als Erzähler anbieten. Durch die neue Perspektive stehe ich jetzt nicht mehr vor dem Problem, wie ich wichtige Strukturen und Entwicklungen ohne Infodump und auf x Umwegen in langweiligen Dialogen oder innern Monologen unterbringe. Das war mir wirklich lange Zeit ein Dorn im Auge.

So arbeite ich mich eben langsam vor und schließe immer wieder Wissenslücken, die sich beim Planen auftun. Mittlerweile bin ich schon wieder ganz kribbelig und will unbedingt mit dem Schreiben anfangen. Ich glaube, das ist das beste Zeichen, dass man auf dem richtigen Weg ist. :D
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Runaway am 15. Juli 2013, 14:27:45
Ich bin eigentlich immer ohne ausgekommen ... bis ich meine erste Dystopie angefangen und mich so sehr in die Charaktere verschossen habe, daß ich die für meinen ersten Thriller weiterverwenden wollte und deshalb - wie gaga - eine Fortsetzung einer Dystopie in ein anderes Genre gepackt hab.  ::)
Ging natürlich nicht lang gut. Mit der Dystopie gab es auch an sich ein Problem, denn die war mehr Liebesgeschichte als Dystopie. Die will ich also noch mal neu machen.
Ich bin damals hingegangen und hab langsam den Thriller eigenständig gemacht, indem ich den Anfang umgeschrieben und den Charakteren ein neues Kennenlernen verpaßt habe. Das grundsätzliche Handlungsgerüst ist stehengeblieben und es sind auch bis heute noch einige Szenen übriggeblieben, die immer noch im Text drin sind. Aber das meiste andere habe ich dann tatsächlich nach und nach umgeschrieben.
Ich habe mir angeguckt, wie das ist, was ich habe und mir dann überlegt, wo ich eigentlich hin will. Szene für Szene habe ich den Text verändert. Das hat ewig gedauert, aber es ging.
Viel präziser kann ich es nicht sagen, weil diese Änderungen nun alle individuell relevant für meinen Text waren.

Und was die Dystopie angeht - die steht auf meiner To Do-Liste ganz oben. Die habe ich komplett umgeschmissen, neu geplottet, neue Charaktere entworfen. Da bleibt eigentlich nur noch die Grundidee der Dystopie gleich ...
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Sunflower am 15. Juli 2013, 20:30:49
Das Thema passt ziemlich gut :)

Ich überarbeite gerade meinen ersten Roman, weil er mir sehr am Herzen liegt. Den habe ich im Nano 2011 geschrieben, eigentlich nicht so lange her und ich dachte, ich müsste eben einiges neu schreiben, könne aber auch einiges behalten. Tja, nach den ersten Kapiteln ist mir klar geworden, dass ich das Ganze eigentlich von Grund auf neu schreiben darf.
Mein Stil hat sich verbessert und auch mit dem Plot bin ich nicht immer ganz zufrieden.

Im Moment lese ich einfach jede Szene, lösche sie dann und schreibe sie neu, schaue dann, was dabei rauskommt. Der Plot verändert sich im Moment noch von selbst, ich versuche zum Beispiel, mehr Tempo in die Handlung zu bringen. Weil ich jetzt schon weiß, wohin die Figuren mal gehen werden und wer wie genau endet, kann ich darauf jetzt besser hinarbeiten. Dadurch, dass ich eine Zeit lang schon am 2. Teil geschrieben hatte, kenne ich die Figuren jetzt besser und kann ich besser in sie hineinversetzen.

Meinen letzten Nano-Roman hatte ich auch schon einmal begonnen, der hat aber nicht geklappt und irgendwann hatte ich einfach aufgehört. Da habe ich dann erkannt, dass ich mit dem Setting einfach nicht klarkomme, habe das verändert und den Plot auch umgeschrieben - und er lief viel besser.

Ich denke, wenn man ein Projekt noch einmal schreiben will, dann, weil es beim ersten Mal nicht gut lief oder man sich so sehr weiterentwickelt hat, dass man ganz neue Ideen hat. Natürlich ist immer die Frage, ob es sich "lohnt", ein Projekt nochmal zu schreiben. Und ob man die nötige Motivation hat, wenn man auch etwas Neues schreiben könnte.
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Sanjani am 15. Juli 2013, 21:40:10
@Fianna: Das ist ein interessanter Gedanke. Bei einem meiner Projekte fühle ich das auch so ähnlich, dass ich vermutlich wieder in die alten Strukturen und möglicherweise - Gott bewahre! - auch in den alten Stil reinrutschen würde. Bei dem anderen Projekt mag ich den Plot eigentlich ganz gerne und die Schlussszene ist sogar für mein heutiges Empfinden richtig gut, aber vieles ist einfach nicht geschickt gemacht und es sind gefühlt viel zu viele Charaktere.

@Sunflower: Die Frage, ob es sich lohnt, habe ich mir auch schon gestellt. Bei vielen Projekten lautet die Antwort definitiv nein. Bei einem lautet sie ja und bei dem dritten bin ich mir noch nicht sicher. Ich hab gestern nur mal überflogen und finde den Plot größtenteils richtig schlecht. Aber ich mag die Grundidee wirklich gerne. Ich habe über die Charas sogar noch zwei andere Bände geschrieben und möchte dehslab mal gucken, ob sich vielleicht etwas aus den anderen Bänden besser eignet um das Projekt noch einmal zu schreiben. Ich sehe das aber auch ein Stückweit pragmatisch. Richtig neue Ideen fallen mir momentan nicht zu, also warum nicht was aus den alten machen? Um viele davon ist es richtig schade :)

LG Sanjani
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Merlinda am 15. Juli 2013, 22:32:37
Puh ... ich habe neulich meinen allerersten fertigen Roman wieder entdeckt.
Mittlerweile ist er süße vier Jahre alt.
Joa, was soll ich sagen?
Wie habe ich mit dem Ding den Schreibwettbewerb des Landkreises gewonnen?
Mir sind vor allem viele Stilbrüche aufgefallen und bei manchen Formulierungen bin ich beim Lesen rot geworden.
Da ich das nicht so stehen lassen wollte, habe ich mich eigentlich relativ schnell aufgerafft und mich ans Überarbeiten gemacht.
Mittlerweile hat das Manuskript zwei Korrekturen hinter sich.
Und langsam aber sicher bekomme ich ihn in meine jetzige Schreibform, mit der ich auch zufrieden bin.
Ich habe teilweise ganze Passagen und Absätze raus genommen und neu geschrieben. Neue Szenen hinzu gefügt, andere dafür gestrichen. Und ich habe von einer Erzählperspektive auf mehrere ausgeweitet und auch scheinbar unwichtige Personen zu Wort kommen lassen. Somit hat sich das Ganze von knapp 160 Seiten auf 380 gestreckt.
Ja, mit dem Ergebnis bin ich zwar noch nicht wirklich zufrieden, aber ich werde beim Lesen immerhin nicht mehr rot. ;D


Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Romy am 19. Juli 2013, 15:51:35
Alte Romane neu zu schreiben habe ich nun schon einige Male gemacht. Es wäre ja nicht so, das mir keine neuen Ideen kämen, oder es nicht zahlreiche ältere Ideen gäbe, die noch vor sich hin reifen und darauf warten mal geschrieben zu werden, aber viele von meinen alten Geschichten und Figuren lassen mich einfach nicht los. :d'oh:

Es ist m.E. wichtig genug Abstand zur Erstfassung zu haben, wenn man einen Roman neu schreiben will. Das hilft sehr dabei, das man rigoros an die Sache rangeht und nicht davor zurückschreckt Figurennamen zu ändern, an der Welt und am Plot Vieles zu ändern, auch Dinge, die einem früher vielleicht immer total wichtig und grundlegend vorgekommen waren. Mit etwas Abstand sieht man dann möglicherweise, das es vielleicht doch nicht so ist.

Ein extremes Beispiel ist mein NaNo-Roman von 2012. Den habe ich schon mehrfach neu geschrieben, alle paar Jahre mal und jedes Mal wurden teilweise ganze Strukturen und Handlungsstränge geändert und über den Haufen geworfen, wobei sich die Welt bisher im Großen und Ganzen nur wenig verändert hat. 2012 war meine extremste Veränderung, das ich an der Welt sehr viel geändert habe und auch viele Figurennamen. Die grobe Plotstruktur habe ich dieses Mal im Vergleich zum Vorgänger übernommen, einzelne Elemente und Szenen sind dann aber doch ganz anders geworden. Beispielsweise gab es in der vorherigen Fassung eine Szene die im Gebirge spielt, die in der neuen Version auf einem Schiff mitten auf dem Meer stattfindet (und es ist kein Dialog, der theoretisch überall stattfinden könnte ;) ) ansonsten aber fast gleich geblieben ist. Neu geschrieben habe ich sowieso alles, nicht nur, weil es NaNo war, sondern auch, weil sich innerhalb von ein paar Jahren der Stil doch sehr verändert.

Aktuell plotte ich schon ein bißchen für meinen NaNo Roman 2013, in dem ich wieder was Altes neu auflegen will. Diesen Roman hatte ich vor ca. 12 Jahren mal angefangen und damals nicht mal zuende geschrieben, weil sich ein für mich unlösbares Plotproblem ergeben hat und auch sonst war irgendwie der Wurm drin ... Die Idee hat mich aber nie losgelassen und irgendwie kam ich neulich beim Juni-Stammtisch in Neumünster wieder drauf und habe ein bißchen mit Sprotte darüber geredet. Sie hat mir da eine neue Idee gegeben und plötzlich ist nicht nur das Plotproblem gelöst, sondern ich habe nun auch 2 neue Figuren und auf einmal sprudeln die neuen Ideen nur so.  :vibes:
Die bisher größte Änderung sind die 2 neuen Figuren, von denen sich eine wirklich von Null auf Hundert sehr dominant gezeigt hat, kaum das er einen Namen hatte, und was wohl auch plottechnisch noch zu weiteren Änderungen führen wird. ;D
Den bisherigen Text muss ich ohnehin komplett neu schreiben. In 12 Jahren hat sich meine Schreibe ein Glück doch seeeehr verändert.

Ich hatte es aber auch schon mal (vor jetzt mehreren Jahren) in zwei Fällen, dass ich Romane neu geschrieben habe, wo der alte Text noch neu genug war, dass ich einzelne Textstellen und Szenen übernehmen konnte. Allerdings finde ich das rückblickend betrachtet ziemlich mühsam und irgendwie wird es doch ein Stückwerk, von dem ich mir einbilde, dass man trotz ähnlichem Stil herauslesen könnte, was alt und was neu ist ... Vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich es selbst weiß, aber mittlerweile mache ich sowas jedenfalls nur noch sehr ungern. Höchstens, wenn ich eine alte Szene wirklichwirklichwirklich stilistisch sehr gelungen finde.
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Möchtegernautorin am 24. Juli 2013, 13:30:32
Zitat von: Sprotte am 14. Juli 2013, 22:30:29
Nach über 20 Jahren habe ich meinen ersten Roman komplett neu geschrieben. Behalten habe ich nur die Figuren und die grundsätzliche Geschichte. Ich habe viele, vollkommen pubertäre Ansätze gelöscht und neue Konflikte eingebaut. Viel Ähnlichkeit mit dem Original hat das Ganze nicht mehr.
Dito! ;)

Ja, ich habe auch so ein Projekt, sozusagen die allererste Geschichte, die ich jemals begonnen hatte aufzuschreiben. Ich hatte in der Oberstufe daran geschrieben und irgendwie haben sich die Geschichte und die wichtigen Charaktere gehalten. Sprich, ich habe vor ein paar Jahren (ungefähr 10 oder 12 Jahre später, in denen ich gar nichts daran gemacht hatte) angefangen, den ganzen Plot zu überdenken, neu gestaltet und das ganze neu zu schreiben :)
Von meinen alten Schreibseleien habe ich nichts übernommen, ich habe bestenfalls mal einen Namen oder eine Begebenheit nachgelesen. Aber da Plot und Akteure schon so lange in meinem Kopf stecken, dass ich genau weiß, was wann und wo passieren muss, damit alles hinhaut, brauchte ich die alte Vorlage nicht – außerdem hat sich ohnehin einiges geändert.

Zu einem Ende bin ich noch immer nicht gekommen, zumal ich mich lieber versuchen möchte auf etwas zu konzentrieren, dass ich vielleicht wirklich mal veröffentlichen kann, anstatt meiner altbackenen Geschichte nachzuhängen, deren Plot doch eher Standard ist – aber ich mag ihn halt!
Vielleicht braucht das ganze doch noch etwas länger und nochmal 10 Jahre, bevor ich es ein drittes Mal schreiben werde; und vielleicht etwas innovativer.
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Anila am 22. Juni 2019, 09:59:31
Guten Morgen liebe Tintenzirkler,

bin ganz neu hier bei Euch, und hoffe Ihr könnt mir weiterhelfen.. hab auch keine Erfahrung mit Chats, komme also direkt aus der Steinzeit zu Euch.
Mein größtes Problem ist ein (fast) fertiger Roman, den ich aber über die letzten 6 Jahre geschrieben habe (in denen ich mich natürlich verändert habe), immer mal wieder und dann wieder nicht. das letzte Jahr habe ich damit verbracht, Stellen umzuschreiben und wieder umzuschreiben... der Schluss gefällt mir weiterhin nicht, wobei ich eigentlich immer wieder die erste Hälfte überarbeite und gar nicht bis zum Schluss komme.

Ihr seid bestimmt alle zielorientierter und beherrschter als ich, aber gibt es trotzdem Meinungen?
Die Geschichte meines Romans gefällt mir weiterhin, ich möchte sie ungern sterben lassen.
Soll ich:
- mir einen Zeitpunkt setzen und sie dann einfach veröffentlichen, auch wenn ich nicht komplett zufrieden bin?
- Das Buch nochmal neu schreiben, an einem Stück und die alte Version als Plot verwenden?
-gibt es Strategien wie man so ein Projekt gut fertig bekommt?
-Erfahrungen?
-Meinungen?

...Hilfe!

LG Antonia
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Wildfee am 22. Juni 2019, 11:12:58
Huhu Anila, deine Frage ist ja eher handwerklicher Natur, ich denke, eine der Mods wird sie bestimmt an einem schon bestehenden Thread anknüpfen oder verschieben, das nur vorneweg ;-)

Ich stand vor einem ganz ähnlichen Problem, mein Herzensprojekt ist auch schon in die Jahre gekommen und die letzte Rohfassung war auch alles andere als rund.  Ich hatte immer wieder stellenweise überarbeitet, neu geschrieben und im Prinzip nie eine komplett neue Fassung, sondern nur zusammengesetzte Stücke.

Ich habe mich jetzt entschlossen, komplett neu zu schreiben und aus der Rohfassung nur die Teile zu übernehmen, die in den neuen Aufbau passen. Die Story dient mir als Plot und ich fahre damit ganz gut, auch wenn es natürlich sehr arbeitsintensiv ist.
Ich reduziere auf weniger Perspektivträger, ändere eine Perspektive von diesen und streiche ganze Kapitel und Figuren. Bei mir bleibt da quasi nur noch ein Gerüst übrig, dass ich derzeit wieder beginne aufzufüllen.

Etwas zu veröffentlichen, mit dem ich selbst nicht ganz zufrieden bin? Für mich wäre das keine Option, da meine Ansprüche an mich dafür viel zu hoch sind. Das musst du für dich selbst entscheiden, ob du dich mit dieser Lösung wohlfühlen würdest.

Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Aphelion am 22. Juni 2019, 11:17:59
Ich geh mal direkt auf deine Fragen ein – hier geht sie wahrscheinlich ein bisschen unter, aber vielleicht verschiebt ein Mod deinen Beitrag noch in einen eigenen Thread. :)

Edit: Hat sich mit Wildfee überschnitten.

Zitat von: Anila am 22. Juni 2019, 09:59:31
- mir einen Zeitpunkt setzen und sie dann einfach veröffentlichen, auch wenn ich nicht komplett zufrieden bin?
Nein! Warum soll jemand etwas lesen, dass dir selbst nicht gefällt? Das klingt jetzt vielleicht hart, aber am Ende interessiert niemanden, wie das Buch entstanden ist. Das Endergebnis zählt, und das sollte so gut wir möglich sein.

Perfektonismus ist das andere Extrem, aber solange dein Buch noch echte Schwachstellen hat, solltest du es nicht veröffentlichen. Stell dir vor, jemand verkauft dir flüssige Eiscreme und argumentiert, die Zutaten seien doch mehr oder weniger vorhanden und das würde doch ausreichen. Aber es ist eben trotzdem keine richtige Eiscreme und enthält vielleicht sogar einige falsche Zutaten...

Abgesehen davon kannst du dir durch vorschnelle Veröffentlichungen selbst ein Bein stellen. Du würdest bei dem o.g. Eisverkäufer sich warhscheinlich nicht nochmal ein Eis kaufen, weil du nicht wissen kannst, ob das Angebot sich inzwischen auf gutes Eis bezieht oder immer noch auf einen flüssigen Mischmasch. Bücher verlangen einen gewissen Vertrauensvorschuss von Lesenden, weil sich ein Buch nunmal erst beurteilen lässt, wenn du es liest; hast du den Vertrauensvorschuss einmal verspielt, kann es schwierig werden.

Zitat- Das Buch nochmal neu schreiben, an einem Stück und die alte Version als Plot verwenden?
Das kommt darauf an, in welchem Zustand dein Buch ist und wo genau die Probleme liegen. Wenn die Handlung an sich funktioniert, aber die Umsetzung nicht, dann kannst du natürlich den alten Plot weiterhin verwenden und musst "nur" alles nochmal schreiben. Wenn es gründsätzliche Probleme gibt (Plot, Figuren, Setting), dann lohnt es sich nach meiner Ansicht, sich erst einmal hinzusetzen und zu planen. (Siehe auch nächste Antwort.)

Ich schreibe längere Texte fast nie an einem Stück – insofern bin ich mir nicht ganz sicher, ob wir jetzt dasselbe meinen. Du kannst dir z.B. auch erst einmal einzelne Szenen herauspicken, die du unbedingt behalten willst, und diese überarbeiten, bevor du den Rest darum herum aufbaust. Du musst nicht von Anfang bis Ende vorgehen (was für mich "am Stück" wäre).

Zitat-gibt es Strategien wie man so ein Projekt gut fertig bekommt?
Ganz viele Anregungen findest du in den Forenbereichen "Workshops" und "Autoren helfen Autoren". Ich sehe zwei grobe Strategie-Kategorien:
1. relativ willkürlich lesen (+ Notizen machen) und überarbeiten, bis alles passt
2. eine Strategie auswählen und erst planen, bevor zu loslegst.

Manche benutzen Strategien zum Überarbeiten, die eigentlich zum Planen vor dem Schreiben entwickelt wurden, zum Beispiel die Schneeflockenmethode. Dazu gibt es z.B. hier einen Thread: *klick* (https://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=2944.0)

Zitat-Erfahrungen?
Wenn du Schreiben als Hobby betrachtest, kannst du theoretisch so lange du willst an deinem Werk arbeiten. Wenn du Schreiben als (Neben-)Beruf angehen möchtest, kann es auch eine Überlegung sein, deinen Erstling liegenzulassen (und dann natürlich nicht zu veröffentlichen) und lieber etwas Neues anzufangen. Ich will dich nicht entmutigen, aber ich würde behaupten, dass die meisten Erstlinge nie veröffentlicht werden (bzw. nie hätten veröffentlicht werden dürfen) – oder erst nach wirklich sehr gründlicher Überarbeitung. Das hat einen einfachen Grund: Bei deinem Erstling ist die Lernkurve am steilsten und zum Lernen gehört es, Fehler zu machen. Eine Ausnahme gibt es, wenn du vorher Übungstexte statt gleich eines Romans geschrieben hast; aber das scheint auf dich nicht zuzutreffen, deshalb erwähne ich diesen Punkt nur der Vollständigket halber.

Liegenlassen bedeutet auch nicht direkt, die Geschichte (endgültig) sterben zu lassen. :)

Manche arbeiten mit Testlesern, was vielleicht auch eine Option für dich ist, wenn du die erste Überarbeitung hinter dich gebracht hast. Überarbeiten will genauso gelernt sein wie das Schreiben. Wie beim Schreiben, so entwickelt auch beim Überarbeiten jeder seine eigene Strategie. Letztlich musst du einfach ausprobieren, was zu dir und deiner Arbeitsweise am besten passt.

Du kannst auch parallel an etwas Neuem und an deinem ersten Projekt arbeiten. Auch das hält jede anders.

Zitat-Meinungen?
Denk nicht direkt ans Veröffentlichen. :) Manchmal habe ich das Gefühl, es wird inzwischen mehr übers Veröffentlichen geredet als über (gutes) Schreiben. Vielleicht werde ich aber einfach nur alt. ;)

Das kann falsche Erwartungen wecken, dir trügerischen Druck machen und die Aufmerksamkeit vom Wesentlichen ablenken – aber es wichtig, den Fokus immer wieder auf die Qualität zu richten.
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Maubel am 22. Juni 2019, 11:30:17
Hallo @Anila

Ich würde dir ganz klar zu Testlesern raten. Wenn du noch eine Weile aktiv im Forum bist, wirst du auch fürs Beta-Forum freigeschaltet und kannst darüber vielleicht interessierte Leute finden. Ich würde auf jeden Fall nichts veröffentlichen, mit dem du nicht zufrieden bist, und was nicht mindestens noch eine andere (kritische) Person gelesen hat. Eine andere Person hat auch mehr Abstand dazu und kann viel eher den Finger auf die Probleme und womöglich auch die Lösungen legen. Deshalb würde ich dir ganz klar raten, dir Testleser zu suchen. Vielleicht ist der Roman ja insgeheim toll und du siehst es nur nicht, aber ich schließe mich Aphelion in der Hinsicht an: Man muss nicht auf Teufel komm raus Romane veröffentlichen. Manchen tut auch erst mal die Schublade gut und die wenigsten Leute veröffentlichen ihren ersten Roman auch wirklich als erstes. Das hat sicher viele Gründe, aber eben auch, dass man Schreiben und dazu gehört der Aufbau einer Geschichte etc. eben nur durch Schreiben lernt. Das hast du ja auch schon mitbekommen in den sechs Jahren.

Ich würde auf jeden Fall mal ein paar Leute drüberlesen lassen, von denen du weißt, dass sie dir nicht nur Honig ums Maul schmieren, weil sie sowieso alles unterstützen was du machst (aka Familie, beste Freunde).

Auf jeden Fall noch viel Erfolg.
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Angela am 22. Juni 2019, 11:34:05
Hast du das schon mal von einem Beta lesen lassen, ob es grundsätzlich schon funktioniert? Also, ob das vom Schreiben her irgenwo hakt und du deshalb noch nicht wirklich zufrieden bist. Perspektivfehler, schwache Verben und so. Man selbst ist da ja eher betriebsblind.

Maubel war schneller. ;D
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Anila am 22. Juni 2019, 11:37:34
@Wildfee und @Aphelion:

Danke für die absolut großartigen Tipps.. leider ist meine Familie wachgeworden und braucht meine ungeteilte Aufmerksamkeit grrr.
und -leider- kriege ich das mit dem Zitieren auch spontan nicht hin (ich sag ja .. Steinzeit), deswegen erstmal nur ein schnelles DANKE.

Wegen dem Veröffentlichen: immer mal wieder denke ich mir dass ich einfach in alle Ewigkeit umschreiben werde damit ich mich nicht dem Urteil von Lesern stellen muss, und dann denke ich, ich muss mir selber ein Bein stellen und einfach veröffentlichen.
Aber: Ihr habt mich bestärkt dass dies keine Lösung ist.

Ich habe- ganz aktuell- mein Leben ziemlich umgekrempelt, auch um dem Schreiben einen größeren Stellenwert  zu geben, deswegen habe ich die Hoffnung dass wenn ich jetzt die richtige Strategie wähle auch etwas fertig kriege.

Ich hoffe ihr schaut später nochmal rein, vll können wir später noch ein bisschen diskutieren... in welchem Thread (?) auch immer. Oh Gott ich bin so was von analog!!!!

Bis dahin einen zauberhaften Samstag!
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Anila am 22. Juni 2019, 11:39:07
Danke auch Angela und Maubel!
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Trippelschritt am 22. Juni 2019, 13:20:51
Wenn Du selbst schon nicht mit Deinem Roman zufrieden bist, dann hat er in der Öffentlichkeit nichts zu suchen. Und wenn er tatsächlich ein paar starke Stellen oder Szenen hat, dann werden die auch noch verbrannt. Deshalb solltest Du nur etwas irgendwo einreichen oder zeigen, von dem Du das Gefühl hast, es ist gut und fertig.

Mein Rat ist außerdem, lass ihn erst einmal ruhen und schreib etwas anderes. Am besten kurze Sachen bis 10 000 Zeichen. Aber wenn Du absolut keine Lust hast, etwas anderes als Romane zu schreiben, dann kannst Du auch Romanszenen schreiben. Egal was. Aber bevor man sich um Romane kümert, sollte man ein Grundverständnis von Erzähltechnik und Handwerk haben. Sonst ist alle Anstrengung für die Katz. Und Deine Fragen verraten ja schon, dass Du da wenig Sicherheit hast.

Mir hat einmal der Schreibratgeber von Sol Stein sehr gut geholfen. Mit ihm konnte ich Beschreibungen üben oder Dialoge oder sonst so etwas. Da ich Dir aber nicht Sol Stein verkaufen will, wäre mein Vorschlag, sich mal unter Schreibratgebern umzuschauen und den finden, der zu dir passt.

Wenn Dich der Schreibvirus ernsthaft gepackt hast, dann wirst Du dich da durchkämpfen. Keine Bange. Wenn Du nur halbherzig dabei bist, wirst Du das Handtuch schmeißen und lieber lesen als schreiben. Auf keinen Fall gibt es einen Grund für Dich aufzugeben.

Viel Erfolg
wünscht Trippelschritt
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Feuertraum am 22. Juni 2019, 13:48:31
Zitat von: Anila am 22. Juni 2019, 11:37:34
@Wildfee und @Aphelion:

und -leider- kriege ich das mit dem Zitieren auch spontan nicht hin (ich sag ja .. Steinzeit), deswegen erstmal nur ein schnelles DANKE.

Wegen des Zitierens: Hier steht eine Erklärung (https://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=8472.msg1153302#msg1153302)

ZitatWegen dem Veröffentlichen: immer mal wieder denke ich mir dass ich einfach in alle Ewigkeit umschreiben werde damit ich mich nicht dem Urteil von Lesern stellen muss, und dann denke ich, ich muss mir selber ein Bein stellen und einfach veröffentlichen.

Sich dem Urteil der Leser stellen ist ein Paradoxon: Einerseits kann es einen weiterbringen, andererseits ist es auch vollkommener Blödsinn. Der Punkt ist, dass der Leser Geschmack unterschiedlich ist, und während es einige in den Himmel loben, zerreissen andere das Werk und lassen kein gutes Haar daran.
An was sollte man sich also halten?
Worauf man allerdings achten sollte, ist, wenn es immer dieselben Kritikpunkte sind. Dann hat man einen Anhaltspunkt, an dem man arbeiten kann. Aber wenn einer sagt: Beschreibungen sind doof und ein anderer Charakter sind doof und ein dritter alles viel zu verschachtelt, dann sind das zwar Punkte, die die Leser in dem Moment so empfinden, das heißt aber nicht, dass es schlecht ist.
Zitat
Oh Gott ich bin so was von analog!!!!

Achtung, wir gerade sehr OFF-TOPIC:

Willkommen im Club.
Ich schreibe mit Füller vor, überarbeite, schreibe dann die überarbeitete Fassung mit mechanischer Schreibmaschine Nummer 1 ab, überarbeite, schreibe dann diese Fassung mit mechanischer Schreibmaschine Nummer 2 ab und wiederhole dieses Spielchen dann mit elektrischen Schreibmaschinen (auch hier sind es zwei Stück).
Erst dann komme ich in der digitalen Welt an und nutze Sprachsoftware, um meinen Text in meinen Compi zu sprechen.

OFF-TOPIC Ende
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Anila am 22. Juni 2019, 19:39:12
@Aphelion:
Achtung, ich versuche zu zitieren:
Zitat
Abgesehen davon kannst du dir durch vorschnelle Veröffentlichungen selbst ein Bein stellen. Du würdest bei dem o.g. Eisverkäufer sich warhscheinlich nicht nochmal ein Eis kaufen, weil du nicht wissen kannst, ob das Angebot sich inzwischen auf gutes Eis bezieht oder immer noch auf einen flüssigen Mischmasch. Bücher verlangen einen gewissen Vertrauensvorschuss von Lesenden, weil sich ein Buch nunmal erst beurteilen lässt, wenn du es liest; hast du den Vertrauensvorschuss einmal verspielt, kann es schwierig werden.

Ja das ist ein guter Vergleich mit dem Eis.. auch wenn ich viele verschiedene Anregungen erhalten habe, ist das "einfachmal so raushauen" eindeutig eine schlechte Idee.. danke schon mal dafür.

ZitatDas kommt darauf an, in welchem Zustand dein Buch ist und wo genau die Probleme liegen. Wenn die Handlung an sich funktioniert, aber die Umsetzung nicht, dann kannst du natürlich den alten Plot weiterhin verwenden und musst "nur" alles nochmal schreiben. Wenn es gründsätzliche Probleme gibt (Plot, Figuren, Setting), dann lohnt es sich nach meiner Ansicht, sich erst einmal hinzusetzen und zu planen.

Also für mich wirkt es einfach zusammengestückelt, wie von 6 verschiedenen Personen geschrieben.. das grobe Gerüst stimmt schon.
Ich mag einige  Szenen schon sehr, so dass Dein Vorschlag "außenherum" zu schreiben vll auch eine Option wäre.


@ Angela und Maubel: es hat sogar schon mal jemand gelesen, der selber Jugendbücher veröffentlicht. Die Frage ist: welches Urteil ist valide? ist "sehr gut" die kleine Schwester von "langweilig"? Von wem kann man ein auch schlechtes Urteil anerkennen, ohne sich rauszureden mit "hat keine Ahnung von dem Genre",  "Ich mag seine Bücher auch nicht" oder ähnlichem?

@Trippelschritt: Danke! Sehr ehrlich, sehr "in die Schranken weisend", aber auch sehr ermutigend und ein schöner Schubser in Richtung: es liegt an Dir!

@ Wildfee: so könnte ich mir das auch vorstellen.


Also ich bin völlig gewowt von diesem Feedback und habe das Gefühl an einem Tag mehr Input als im gesamten letzten Jahr bekommen zu haben. Daran kann und muss ich erstmal arbeiten, deswegen bin ich auch ganz glücklich und hochzufrieden und erwarte auch keine weiteren Antworten obwohl ich mich natürlich darüber freue.

Ihr seid echt toll, viele liebe Grüße!
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Anila am 22. Juni 2019, 19:44:59
Ha, Ha das mit dem zitieren hat nicht WIRKLICH geklappt!.. oh Mann, das tut mir echt megaleid! Kann ich das irgendwo üben bevor ich mich wieder zum Idioten mache???

Tut mir echt leid, könnte mir irgendwer sagen ob man meinen Post trotzdem so grob versteht? 
Sonst nochmal die Kurzform: Eure Antworten haben mich total weitergebracht- Danke dafür!!
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Mindi am 22. Juni 2019, 19:47:33
Zum Zitieren:
Der zu zitierende Text steht zwischen diesen Textkommandos [quote ] Hier kommt der Text, der Zitiert wird [/quote ]

Ohne Leerzeichen sieht dass dann so aus:

ZitatHier kommt der Text, der Zitiert wird

Wenn du auf die Anführungszeichen oben rechts bei einem beitrag eines anderen gehst, zitierst du den gesamten Beitrag. Das sähe bei denem letzt so aus:

Zitat von: Anila am 22. Juni 2019, 19:44:59
Ha, Ha das mit dem zitieren hat nicht WIRKLICH geklappt!.. oh Mann, das tut mir echt megaleid! Kann ich das irgendwo üben bevor ich mich wieder zum Idioten mache???

Tut mir echt leid, könnte mir irgendwer sagen ob man meinen Post trotzdem so grob versteht? 
Sonst nochmal die Kurzform: Eure Antworten haben mich total weitergebracht- Danke dafür!!

Edit:
Oben rechts bei deinen Beiträgen gibt es auch ein kleinen Brief mit einem Stift. Der ist zum editieren des Beitrages. Klickst du beim schreiben des Beitrages auf "Vorschau" siehst du über dem Eingabefeld deinen Beitrag, wie er auch gepostet wird.
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Faol am 22. Juni 2019, 20:22:14
 :wache!: Ich habe das Thema mal hier her umgezogen, weil es hier schon einmal besprochen wurde. Außerdem habe ich in deinem Beitrag @Anila  mal die Zitate repariert. Wenn du jetzt auf den bearbeiten Button klickst (Oben rechts bei deinen Beiträgen gibt es auch ein kleinen Brief mit einem Stift) kannst du auch sehen, wie es richtig aussieht. Ansonsten kannst du vor dem Abschicken immer statt auf "Senden" auf "Vorschau" klicken, dann hochscollen und du siehst wie dein Beitrag aussieht, wenn du ihn abschickst.
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Maubel am 22. Juni 2019, 22:57:41
Zitat@ Angela und Maubel: es hat sogar schon mal jemand gelesen, der selber Jugendbücher veröffentlicht. Die Frage ist: welches Urteil ist valide? ist "sehr gut" die kleine Schwester von "langweilig"? Von wem kann man ein auch schlechtes Urteil anerkennen, ohne sich rauszureden mit "hat keine Ahnung von dem Genre",  "Ich mag seine Bücher auch nicht" oder ähnlichem?

Sagen wir so. Ein "sehr gut" bringt dich nicht weiter. Was du und dein Text brauchen, ist kein allgemeines Urteil, sondern eine kritische Auseinandersetzung mit dem Werk. Egal wie gut dein Text ist (und da schließe ich preisgekrönte Autoren mit ein), es wird immer etwas geben. Sei es ein Charakterbogen, der in der Mitte umschlägt, oder Kontinuitätsfehler. Vielleicht stimmt der Spannungsbogen nicht oder du könntest an mehreren Stellen raffen und verlierst dich in Details. Manchmal gibt es auch wunderbare Szenen, die aber trotz Biegen und Brechen nicht in den Gesamttext passen. Du brauchst also jemanden, der den Finger darauf legt, was in deinem Text funktioniert und was nicht. Der dir mehr sagt, als "hat mir gefallen" oder "fand ich langweilig."

Was die Kritik selbst angeht: Du bist der Autor. Kritik kann wehtun ... Quatsch, sie tut im Grunde immer weh. Ich lese sie, mache beleidigt das Dokument zu und ein paar Stunden später oder auch einen Tag später fängt mein Gehirn anzurattern. Die Gefühle sind aus dem Weg und man kann sich auf den Inhalt konzentrieren, denn es ist ja das, was man will. Schlussendlich bist du aber der Autor, das heißt, du entscheidest für dich, ob die Kritik für dich Sinn macht und jetzt aufgepasst! Ich habe öfter mal Stellen, wo ein Leser zum Beispiel meine Intention total missversteht und etwas kritisiert, von dem ich denke, aber "so ist das doch gar nicht gemeint" oder "warum erkennt der denn nicht, dass der Charakter nur so oder so agieren kann?" - Das Problem liegt dann nämlich meistens gar nicht an der rausgepickten Szene oder dass die Entscheidung doof war, sondern dass das, was du mit der Szene vermitteln willst, offensichtlich noch nicht so ankommt, wie du es wolltest und dann musst du dich hinsetzen und schauen, wie du das deutlicher machen kannst oder so darstellen, dass man eben nicht diese Schlüsse zieht.
Was ich damit sagen will ist, auch in vermeintlich unsinniger Kritik kann etwas Wertvolles stecken. Natürlich finde ich es doof, wenn jemand meinen Text zum Beispiel langweilig finde, dann tut das weh, keine Frage und ich selbst sehe es vielleicht anders, aber ich nehme das oft als Ansporn mir die Stelle anzuschauen und noch einmal auf Herz und Nieren zu prüfen. Vielleicht kann man ja eben noch mehr rausholen. Und im Zweifelsfall helfen eben mehrere Meinungen. Wenn alle über die selbe Stelle stolpern, dann gibt es da definitiv ein Problem, das du angehen musst.

Auch bei Testlesern gibt es gute und schlechte. Ich persönlich finde es zwar nett, wenn jemand nur wenig anzumerken hat, aber arbeite lieber mit denen zusammen, die meinen Text liebevoll zerpflücken, um ihn dann besser wieder zusammenzusetzen. Und wenn ich mal wirklich gar nicht mit einer Kritik einverstanden bin, dann wird sie auch ignoriert. Generell hilft einem Schmollen aber nicht weiter ;)
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Silvasurfer am 22. Juni 2019, 23:22:15
Also vorweg: Dir gefallen ganze zwei 10 Jahre alte Projekte... Allein die Tatsache, dass du dich noch heute an sie erinnerst, zeigt, dass sie in deinem Sinne irgendwo gut sind und das ist wunderbar! Hast du sie gelesen? Sind manche Punkte auch einfach in all der Zeit im Kopf geblieben? Das Gehirn filtert und erinnert sich nur an das was es für wertvoll erachtet hat!
Welche Ideen und Texte sind hängen geblieben, was inspiriert dich noch heute? Den Teil deiner zwei Projekte, auf den kannst du bauen, alles andere hat dein Gehirn ausgemüllt, also ab in den Müll damit... Ärmel hochgekrämpelt und keine Angst vor neuem, deine Raupe Nimmersatt, die du auch seit 10 Jahren immer noch liebst, kann ein Schmetterling werden aber du musst der Cocon sein, wirf den unnötigen Ballast ab, hab keine Angst vor der Metamorphosis im Armageddon deiner verstaubten Ideen, dein geschriebenes Werk, das mittlerweile so alt ist... du hast jetzt die Gelegenheit, es mit ganz neuen Augen zu betrachten, mit Distanz, du kannst nun dein eigener Kritiker sein, lass die Kritik zu identifiziere, was dir nicht gefällt und dann gib dir die Zeit, Geduld und Arbeit das was übrig bleibt plus neue Ideen neu umzusetzen, geh mit deinem alten Werk vor das Jüngste Gericht und sei knallhart. DIe guten kommen in den Himmel deines neuen Buches und die schlechten Ideen, ins Feuer damit!!!

So ungefähr wäre mein Tipp...

Und alles hochst subjektiv versteht sich. Nur jetzt bist du halt, wie du selber feststellst mit 10 Jahre Lebenserfahrung bestückt und hast darüberhinaus NOCH eine gewisse emotionale Distanz. Also würde ich ganz klar in Ausrufezeichen folgendes Setzen: Diese emotionale Distanz ist eine einmalige Gelegenheit das Unkraut und die faulen Äpfel auszumisten!!! Ja es tut ein bisschen Weh und macht dir Arbeit vor allem befreit es dich von Ideen, die dir eh nicht gefallen. Es ist keine Garantie, dass es anderen gefällt, Mensch bleibt Mensch und nicht Gott, aber es ist sehr beflügelnd an etwas zu schreiben, was dich inspiriert, also schicke deine apokalyptischen Reiter los und lass es Feuer auf dein Werk regnen, bis nur noch Noah Arche volle inspirierender Ideen es überlebt haben... Jüngstes Gericht!!!!! ;)
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Anila am 22. Juni 2019, 23:42:49
@Maubel: Danke dass Du Dir nochmal Zeit genommen hast- ja das sehe ich auch so dass Testleser nur etwas bringen wenn sie sich mühevoll und sehr ehrlich mit dem Werk des Autors auseinander setzen.

Obwohl ich mich für ziemlich kritikfähig halte glaube ich dass sich meine Geschichte noch ein paar Mal häuten muss, bevor ich für den Kritiker bereit bin. Nach Allem was ich hier gelesen habe, habe ich zu wenig Zeit in das Gerüst der Story gesteckt und werde das nachholen und dann sehen in wieweit ich Teile der alten Version übernehme. Weiter oben habe ich gelesen dass jemand mit einem Splitscreen gearbeitet hat und so gut die ursprüngliche Version vor Augen hatte während er die Neue schrieb.

@Silvasurfer: Amen, so wird´s gemacht!
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Maubel am 22. Juni 2019, 23:53:08
Das mit dem Splitscreen ist eine Möglichkeit. Ich würde ihn aber ausschalten, denn man hängt viel zu schnell in alten Strukturen fest und ändert nicht halb so viel, wie man eigentlich müsste. Ich überarbeite auch 15 Jahre alte Texte gerade, und was ich mache ist, mir vorher ein Kapitel durchlesen, alles aufnehmen, vielleicht spezielle Sachen festhalten, die mir richtig gut gefallen haben und dann mache ich mir erst mal einen Plan und schreibe dann komplett neu. Manchmal checke ich gegen und vielleicht mache ich dann ein Mittelding draus, aber wenn ich den alten Text vor der Nase habe, kann der neue nicht richtig atmen.

Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Anila am 23. Juni 2019, 05:29:06
@Maubel :
Ja das ist gut möglich. Wahrscheinlich ist es so dass man Szenen, die einem nach wie vor gut gefallen  auf Teufel komm raus irgendwie einpassen will und dann wird es irgendwie schon wieder murksig und nicht aus einem Guss..
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Gizmo am 23. Juni 2019, 10:13:37
Zitat von: Maubel am 22. Juni 2019, 23:53:08
Das mit dem Splitscreen ist eine Möglichkeit. Ich würde ihn aber ausschalten, denn man hängt viel zu schnell in alten Strukturen fest und ändert nicht halb so viel, wie man eigentlich müsste.
Das kann ich unterschreiben, mir geht es gerade schon beim Überarbeiten so. Wenn ich eine Szene habe, die ich wirklich umbauen muss, kann ich das nicht direkt am alten Text machen. Ansonsten schiebe ich Worte und Sätze hin und her, ändere Formulierungen, aber die problematische Struktur bleibt am Ende fast gleich.
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Christopher am 23. Juni 2019, 10:44:33
Ich spreche mal aus meiner Erfahrung, komplettes neu schrieben eines Herzensprojekts.

Ich hatte es auch über Jahre geschrieben und damit quasi "laufen gelernt". Ich habe nie zurück gesehen und war in der Erinnerung sehr zufrieden. Als ich dann aber damit anfing, das ganze mal von Anfang an aufpolieren zu wollen, stieß ich auf ein ähnliches Problem wie du: Ich war besser geworden. Ich habe all das gelesen und mir gedacht: "Das kannst du inzwischen besser."

Erster Anlauf also. Alles was mir nicht gefiel, habe ich neu geschrieben/geändert/überarbeitet.

Dabei fiel mir aber auf, dass viele Szenen überflüssig sind/keinen Sinn machen/nur für sich selbst existieren "Das stell ich mir cool vor, das schreib ich!". Also die raus. Lücken füllen, Textteile neu schreiben... Oh. Hier passt die Struktur mit der neuen Szene nicht mehr überein... Da muss ich noch mehr ändern...

So ab Kapitel 20 wurde mir klar, dass der Aufwand, es einfach neu zu schreiben, ähnlich ist wie der, es zu überarbeiten. Die Wahrscheinlichkeit Fehler einzubauen war aber wesentlich geringer und das Gesamtergebnis würde besser sein, weil eben alles neu ist.

Also zweiter Anlauf. Ich habe mir alles einmal durchgelesen und mir die wichtigen, storyrelevanten Punkte notiert. Die Wegpunkte die in der Geschichte die durchlaufen werden müssen. Die Charaktere von Anfang an klar definiert anhand dessen, wo sie am Ende in der alten Version standen und wo sie in der neuen Version stehen sollten (Ziele, Wünsche, Wesensart, etc.).
Ich habe also alles, was an der alten Version gut war rausgefiltert und mir anhand dessen einen Plan gemacht. In diesen Plan passten verdammt viele Szenen, von denen ich einige geliebt habe, nicht mehr rein. Kill your darlings.
Damit hatte ich weniger als vorher, aber das schafft Platz für neues. Im laufe der Jahre, wo ich es anderen Leuten gezeigt und zum Lesen gegeben hatte, hatten sich einige Kritikpunkte herauskristallisiert, an denen ich nun arbeiten konnte. Zu wenig Weltenbau. Dopplungen von Szenen/einer Art von Szene. usw. An all diesen Sachen konnte ich arbeiten.

Auf ging es also ans schreiben und ob man es vorher glaubt oder nicht: Es gibt neue "liebste" Szenen und die besten der alten kann man dann doch überarbeiten und behalten. Es gibt konstantere Charaktere, es gibt einen zügigen, aber nicht gehetzten Aufbau, es gibt weniger überflüssiges, das Gesamtbild ist einfacher runder.

Das geht mir Überarbeiten/Umschreiben einfach nicht. Oder man schreibt so viel um, dass es wie oben bereits gesagt genauso viel Arbeit ist, wie es neu zu schreiben.
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Anila am 23. Juni 2019, 11:43:01

Christopher
ZitatIch hatte es auch über Jahre geschrieben und damit quasi "laufen gelernt". Ich habe nie zurück gesehen und war in der Erinnerung sehr zufrieden. Als ich dann aber damit anfing, das ganze mal von Anfang an aufpolieren zu wollen, stieß ich auf ein ähnliches Problem wie du: Ich war besser geworden. Ich habe all das gelesen und mir gedacht: "Das kannst du inzwischen besser."

Ersetze besser mit anders und es trifft voll auf meinen Fall zu. Es gibt Kapitel in meinem Skript, da denke ich mir "Wow, das hast Du geschrieben?" aber über lange Strecken ist das ganze  für meinen heutigen Geschmack zu theatralisch und schmalzig  ::) Und es gibt deutlich zu viel innere Monologe  :rofl: Das der Protagonist ständig mit sich hadert geht sogar mir auf die Nerven.

Ausserdem hat das ganze logische Hänger, und wenn ich das Gefühl habe, ich bessere Einen davon aus, entsteht an einer anderen Stelle dadurch ein viel größerer.. (nicht alle sind so peinlich wie die Tatsache das eine für den Plot wichtige Linde auf einmal eine Eiche ist.. 8)

Ich werd das Ding  neu schreiben.. und mich mit kurzen Texten, zB um verschiedene Perspektiven auszutesten darauf vorbereiten.

ZitatIn diesen Plan passten verdammt viele Szenen, von denen ich einige geliebt habe, nicht mehr rein. Kill your darlings.

*Schluck* Ich schaff das!
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: FeeamPC am 23. Juni 2019, 21:01:25
Mach den Text, wie wenn du dein Haus renovieren würdest. Mindestens müssen alte Möbel (Personen), Fußböden (Orte) und Tapeten (Lokalkolorit) raus und überarbeitet werden. Die besten Stücke dürfen überarbeitet wieder rein, bei anderen merkt man, dass Neuanschaffung sinnvoller ist. Das eine oder andere nicht mehr passende Stück kommt in die große Truhe auf dem Dachboden, weil man sich noch nicht davon trennen mag, und wer weiß, vielleicht kann man es irgendwann ja wieder brauchen (Altlasten auf dem Computer).
Meist stellt man im leergeräumten Haus fest, dass man auch einige Zimmer tauschen möchte, weil sie einem dann besser gefallen oder praktischer angeordnet sind (Plotstruktur).
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Anila am 23. Juni 2019, 22:58:45
Liebe FeeamPC, Du würdest diesen Vergleich nicht bringen, wenn Du mein Haus kennen würdest! So ein schlimmes Chaos herrscht noch nicht mal in meinem Roman!   :rofl:

Aber ich weiß was Du meinst und ich werde mir Mühe geben eine neue Version in dieser Taktik zu schaffen!
Danke für deine mutmachenden Worte!
Für den Speicher muss ich mir noch ein gutes System ausdenken, damit ich meine Schmuckstücke da auch wiederfinde...

Liebe Grüße und eine gute Nacht.
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Zit am 25. Juni 2019, 15:26:08
Ähnlich wie Trippelschritt und wie es bei anderen anklang, würde ich erstmal die Geschichte nochmal lesen und eine Übersicht anlegen, in der jede Szene drin steht. Einmal mit kurzer Inhaltsangabe, beteiligte Figuren, erwähnte Figuren, Ort, Zeit (ungefähr, wenn ich morgens oder abends weiß, ist gut, wichtiger ist mir persönlich Tag/ Monat/ Jahr, kann auch fiktiv sein, einfach nur als imaginäre Struktur damit ich sehe, ob ich eine dreiwöchige Reise in drei Tagen abhandel), Sinn der Szene (Figuren werden charakterisiert, Sightseeing, Handlung kommt voran, etc.). Wenn die Tabelle dann voll ist, würde ich sie durchgehen auf strukturelle Probleme (Plotablauf, Pacing, Szenen, die nur einen einzigen Zweck haben, Lückenfüller wie Sightseeing streichen, Zeitfehler wie zu schnelle Reisen oder falsche Jahreszeiten; nach 6 Monaten instory ist dann halt doch nicht mehr Herbst ...). Was am Ende übrig bleibt, würde ich sinnvoll strukturieren und daraus eine ausformulierte Zusammenfassung schreiben. Da können sich dann nochmal andere Lücken ergeben, die einem vorher nicht klar waren. (Was sich im Kopf logisch und dichtgewebt anhört, kann ausformuliert plötzlich total lückenhaft sein.)
Klar, am Ende müssen Sachen neugeschrieben werden, aber das ins Blaue hinein zu tun bringt nur dieselben Ergebnisse wie vorher, finde ich. Allerdings weiß ich nicht wie viel dir das bringt, Anila. :hmmm: Vielleicht musst du erstmal noch Theorie lesen? Wir haben einen Thread über Ratgeber (https://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=7880.0). (Was mich daran erinnert, noch ein paar Ratgeber hinzuzufügen ...)

Ich hoffe, unsere Vorschläge erschlagen dich nicht. Frag 10 Autoren und du bekommst 12 Strategien zurück. ;D
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Anila am 25. Juni 2019, 16:30:57
Hallo Zitkalasa!

ZitatIch hoffe, unsere Vorschläge erschlagen dich nicht. Frag 10 Autoren und du bekommst 12 Strategien zurück. ;D

Nein, ich finde das gigantisch. Werde mehrgleisig fahren.. habe schon zwei Schreibratgeber bestellt- hol sie später ab!

Das mit der Übersicht habe ich sogar schon angefangen, ich habs als Zeitstrahl gemacht um diese Dimension schon mal bildhaft auf Fails zu prüfen. Ausserdem habe ich verschiedene Erzählebenen (ich liebe den Sommernachtstraum oder "Fool on the hill" von Matt Ruff) die ich in verschiedenen Farben habe mitlaufen lassen. Das hab ich dann mit Post its gespickt was man überarbeiten muss. Ist das jetzt übersichtlich?? ömmm...

Was bis jetzt aber komplett fehlt ist ein tiefergehendes Konzept, über so Sachen wie strategische Charakterentwicklung hab ich mir noch nie Gedanken gemacht. Und wenn ich es sowieso nochmal schreibe muss ich auch nochmal über die Rahmenbedingungen nachdenken. Mehr Gothic? Doch ne Dystopie drausmachen? Liebe ja/nein? usw.

Ich hab jetzt auf jeden Fall so viele gute Tipps bekommen, und Deine sind wirklich super anschaulich und praxisorientiert, das ich mich noch ein letztes Mal auf diese geliebte/gehasste Geschichte stürzen werde und die anderen Prokjekte für später aufhebe!

Also wirklich nochmal vielen Dank Dir und allen Anderen! :vibes:
Es macht mit Euch so viel mehr Spaß als allein im Kämmerlein! (schnell aufhören, ich fange an zu reimen :-X)
Titel: Re: Alte Geschichte in neuem Gewand - wie wird's gemacht?
Beitrag von: Zit am 25. Juni 2019, 17:43:30
Wow, Anila, das klingt klasse. :jau: Dann viel Erfolg.

Siehste, an die Figurenentwicklung habe ich gar nicht gedacht. ;)