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Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Michaela am 29. Mai 2012, 08:48:30

Titel: Die All-Inclusive-Plotentwicklung
Beitrag von: Michaela am 29. Mai 2012, 08:48:30
Guten Morgen liebe Zirkler,

seit Monaten suche ich vergebens einen Threat oder auch ein Buch das sich ganz speziell nur mit der Plotentwicklung beschäftigt und mir eine Gesamtübersicht über das Thema liefert. Da ich das Suchen so langsam satt hatte und eh eine Hausaufgabe zu dem Thema anstand, habe ich mir die Zeit genommen und eine Übersicht zum Thema Plot und wie man ihn in einzelnen Stufen entwickelt zusammen geschrieben.

Bestimmt gibt es unter Euch auch Suchende, deshalb stelle ich meine Hausaufgabe ein, vielleicht hilft sie dem Einen oder Anderen etwas Licht und neuen Schwung in seinen Plot zu bekommen.  :D


Was genau ist ein Plot? Wie erschafft man ihn und wie bekommt man den Plot für eine bestimmte Geschichte überhaupt zu fassen?

Was genau ist denn nun ein Plot?

ZitatDer Plot ist eine stichwortartige, chronologische Aufzählung aller Ereignisse, die ein Autor für seine Geschichte plant.
Der Plot ist das Skelett eines Romans, und die Worte, Sätze und Kapitel, die aus dem Plot entstehen, sind das Fleisch, das das Buch lebendig werden lässt.

Der Plot ist der letzte Schritt, bevor wir mit der eigentlichen Schreibarbeit beginnen und sollte deshalb alle wesentlichen Ereignisse, Handlungsstränge, Hintergrunderzählungen, Dialoge usw. also die komplette Dramaturgie enthalten.
Wie aber beginnt der Autor mit dem Plot?

Das Ziel des Protagonisten/ sein brennender Wunsch: 

Der Plot beginnt mit den Figuren! Genauer gesagt, er beginnt mit dem größten Wunsch des  Protagonisten der Geschichte!

Dem einen Ziel, das er verfolgt und von dessen Erfüllung ihn nichts und niemand abhalten kann. Dabei hat die Hauptfigur nur einen einzigen brennenden Wunsch, den sie verfolgt. Auch wenn es bei komplex ausgearbeiteten Figuren immer mehrere Wünsche gibt, beherrscht dieser eine Wunsch, dieses eine Ziel alle anderen!Denn:
Wer das Ziel seines Protagonisten nicht benennt und die Hindernisse die ihn daran hindern es  zu erreichen, der wird das innere Gefüge seines Romanes nicht zu fassen bekommen.

Wenn wir das Ziel unseres Protagonisten jedoch kennen, ergibt sich die Struktur der Geschichte fast von selbst. Die innere Spannung ergibt sich also aus dem brennenden Wunsch, das Ziel des Protagonisten und den Hindernisse, die sich ihm in den Weg stellen, um dieses Ziel zu erreichen.

Jeder Roman benötigt eine innere Spannung, die dafür sorgt, dass der Leser die Geschichte nicht mehr aus der Hand legen kann. Die innere Spannung fesselt den Leser, bis zur letzten Seite an den Roman. Was genau ist aber diese innere Spannung und wie erzeugen wir sie über den Verlauf eines ganzen Romanes hinweg?

Ein Spannungsbogen kann nur aufgebaut werden, wenn es einen Konflikt gibt. Und ein Konflikt kann wiederum nur entstehen, wenn die Hauptfigur ein wirkliches Ziel hat und Hindernisse überwinden muss, um es zu erreichen.

In den Worten von Ron Kellermann gesagt: Der Protagonist will etwas – die antagonistische Kraft hindert ihn daran. Beides ist zwingend nötig fürs literarische Erzählen!!

Beispiele aus der Weltliteratur:

In der Biss – Reihe von Stephanie Meyer, ist Bellas brennendster Wunsch für immer mit Edward zusammen zu sein. Bella wird alles tun um dieses Ziel zu erreichen, sie wird sich von nichts und niemandem davon abbringen lassen. Am Ende gibt sie sogar ihre Menschlichkeit auf um ans Ziel zu gelangen.

Die zentrale Frage
Ist eine einfache Frage, die am Ende der Geschichte mit Ja oder Nein beantwortet werden kann. Die Antwort auf diese Frage muss immer plausibel sein und sie muss überzeugen. Dabei lautet die wichtigste Regel, das die Antwort zur Frage passen muss!

Die zentrale Frage basiert auf dem Zusammenspiel dreier Elemente:

1.   Dem Protagonisten
2.   Dem Ziel/brennenden Wunsch des Protagonisten
3.   Und dem Konflikt, der den Protagonisten von seinem Ziel abhält.

Wenn also Stephanie Meyer in ihrem Biss zum Morgengrauen, am Anfang, die zentrale Frage aufwirft, ob Bella und Edward am Ende zusammen sein können, obwohl Edward ein Vampier ist und Bella nur ein Mensch, kann sie am Ende des Buches nicht abschweifen und die Frage mit, ja sie wird ihren Schulabschluss erfolgreich beenden, beantworten. Was wäre dann aus den Biss Büchern geworden? Sicherlich kein Erfolg, denn jeder Leser wäre enttäuscht worden und hätte sich im schlimmsten Fall auf den Arm genommen gefühlt.

Die zentrale Frage bei den Biss Büchern erwächst aus Bellas brennendem Wunsch mit Edward für immer zusammen sein zu können.

In Stolz und Vorurteil von Jane Auten, ist Elizabeths brennender Wunsch jemanden zu heiraten, den sie wirklich liebt und der auch sie liebt. Ihr größtes Ziel ist es also, einen Mann aus Liebe zu heiraten. Die zentrale Frage lautet deshalb, ob sie am Ende mit Mr. Darcy zusammenkommt.

In forbidden von Tabitha Suzuma, ist der brennende Wunsch des Protagonisten niemals von seiner Schwester, für die er mehr als nur Geschwisterliebe empfindet, getrennt zu sein. Die zentrale Frage lautet deshalb, ob sie am Ende eine gemeinsame Zukunft haben werden.


Konflikte /Spannung im Plot
Konflikte sind unverzichtbar für eine Geschichte und somit auch für den Plot. Denn Konflikte erzeugen die Spannung in einer Geschichte und nur Spannung allein fesselt den Leser an ein fiktionales Buch.

Situationen die sich besonders dafür eignen, Spannung zu erzeugen sind:

•   Eine latente Gefahr für eine der handelnden Figuren
•   Eine akute, unmittelbare Gefahr für eine der handelnden Figuren
•   Eine unerwünschte Konfrontation
•   Eine Vorahnung, die sich in Kürze bewahrheiten wird
•   Eine Lebenskrise die unverzügliches Handeln erfordert

Für den Autor gilt dabei, das Prinzip der maximalen Kapazität!

Das bedeutet:

•   Er darf die Gefahr, die einer der Hauptfiguren droht, nicht aus der Welt schaffen.
•   Sein Protagonist darf eine unmittelbar drohende Gefahr nicht einfach überwinden, ohne sich unvermittelt mit einer noch größeren Gefahr konfrontiert zu sehen.
•   Wenn eine Vorahnung sich zu bewahrheiten droht, darf er dies nicht verhindern. Stattdessen muss der Autor dafür sorgen, dass die Situation die Befürchtungen des Protagonisten noch in den Schatten stellt.

Entscheident ist also, das wir die Spannung, die wir erzeugen, nicht auflösen. Darüber hinaus gibt es in jeder Geschichte einen zentralen Konflikt und zwar wirklich nur einen einzigen. Er zieht sich wie ein roter Faden durch den gesammten Plot und bildet für den Autor die Richtschnur an der er sich entlanghangelt. In einer guten Geschichte gibt es aber auch noch weitere zahlreiche Konflikte.

In den Biss Büchern besteht der zentrale Konflikt in den Bemühungen von Bella und Edward eine Beziehung zu führen.

Neben dem zentralen Konflikt existieren in einer gut ausbalancierten Geschichte mindestens zwei weitere Arten von Konflikten. Bei der ersten Art handelt es sich um Konflikte, die sogenannte Neben – oder Subplots enthalten. Es sind konfliktbehaftete Handlungsstränge, die Teile des zentralen Konflikts darstellen. Sie spinnen lose Fäden, die schließlich – am Höhepunkt der Geschichte – zu einem ganzen zusammengeführt werden.

Beispiel:

Der Konflikt zwischen Bella und Rosalie in der gesamten Biss Reihe. Er löst sich erst im letzten Band auf.

Neben den Subplots gibt es noch für sich allein stehende, autonome Konfliktszenen, die der Spannung, der Action oder der Vorstellung und der Entwicklung der Charaktere dienen.

Beispiel:

Die drei Vampiere im ersten Biss Roman, von denen dann der Tracker, Bella jagen und töten will.

Konflikte entstehen, wenn der Wunsch des Protagonisten und sein Ziel auf Wiederstand treffen.
Die wichtigste Konfliktform ist die des Protagonisten und des Antagonisten. Die Beiden verfolgen gegensätzliche Ziele und sind beide fest entschlossen, diese zu erreichen. Je mehr dabei auf dem Spiel steht und je motivierter die Beiden dabei sind, desto sannender die Geschichte! Bei dem Protagonisten und dem Antagonisten muss es sich deshalb um ebenbütige, gleichwertige Gegner handeln, die sich auf Augenhöhe begegnen. Das nennt man das sogenannte Oppositionsprinzip.


Plotmodelle

1.   Die 3 Akt Struktur:

Besagt, das jede Geschichte einen Anfang, eine Mitte und ein Ende haben muss.

Der Anfang:

Muss drei Funktionen erfüllen. Er muss den Leser direkt in die Handlung führen, ihm die notwendigen Hintergrundinformationen liefern und die zentrale Frage aufwerfen.

Die Mitte:

Sie beschreibt die weitere Entwicklung von Charakteren und Situationen, die uns am Anfang vorgestellt wurden. In der Mitte spielt sich die Kernhandlung ab. Der Protagonist sieht sich im Mitteleren teil der Geschichte immer größeren und stärkeren Hindernissen gegenüber, die ihn daran hindern, sein Ziel/brennenden Wunsch zu erreichen. Die Kräfte die sich ihm wiedersetzen werden immer stärker und stärker. Der Konflikt steigert sich so lange, bis er nicht mehr zu steigern ist. Dabei ist das Prinzip von Ursache und Wirkung sehr wichtig. Die Ereignisse, die zur Spannungserhöhung führen, sind keine zufälligen Geschehnisse, denn sie müssen miteinander verbunden sein. Alles was geschieht, wird durch die Taten der Charaktere erzeugt und die Taten der Charaktere sind Reaktionen auf die Ereignisse, die geschehen.

Das Ende:

Das Ende beinhaltet  Krise, Klimax (Höhepunkt) und Konsequenz.

Die Krise ist der Punkt an dem die Spannung am größten ist. Am Klimax oder Höhepunkt wird der Knoten der Spannung gelöst und wir erfahren die Antwort auf die zentrale Frage. Dann werden die Konsequenzen angedeutet, aber das nur in aller Kürze.


2.   Der sieben Stufen Plot:

1.   Der Köder, muss:

•   Konflikt
•   Gefühle
•   Aufregung
•   Verwicklung
•   Spannung
•   Geheimnis
•   Menschliches Drama bieten.

Figuren einführen, das Primärereigniss schaffen oder darauf zurückverweisen – das den Status quo der Hauptfiguren verändert.

•   Konflikte ansprechen

Und dann auf den

2.   Wendepunkt 1 der Handlung hinführen (Plotpoint1):

Hier ändern sich die laufenden Ereignisse irgendwie.

Durch:

•   Vielleicht unerwartete Informationen
•   Unbekannte Fakten kommen ans Licht.
•   Eine persönliche Entdeckung, eine Einigung wird erzielt...
•   Eine neue Figur taucht auf...

Das Ergenis des Handlungsumschwungs: die Geschichte dreht sich und wird vorangetrieben.
Manchmal ist das mit einem Szenenwechsel verbunden.
Die Geschichte geht mit neuen und zusätzlichen Komplikationen beladen in eine neue Richtung.

3.   Mittelpunkt:

Weitere Informationen spitzen die dramatische Spannung zu.

•   Vielleicht kommt jemand den man nicht erwartet hat
•   Vielleicht entdeckt die Figur, das sie bedroht wird.
•   Es stirbt jemand...
•   Oder eine Naturkatastrophe kündigt sich an.

Die Geschichte wird noch einmal voran getrieben zum:

4.   Wendepunk2/(Plotpoint2):

Er vollendet die Phase der Komplikationen.

An dieser Stelle wird nichts Neues hinzugefügt und die einzige mögliche Lösung der Krisen, die sich ereignet haben, ist eine unerbittliche Reise zum Höhepunkt des Romans.

Die Spannung sollte jetzt kaum mehr auszuhalten sein. Der Protagonist muss sich entscheiden, wie er die Situation bewältigen wird.

5.   der narrative Gipfel:

Der Held entscheidet sich:

•   Die Frau verlässt ihren untreuen Ehemann.
•   Der Detektiv lockt den Mörder in die Falle.
•   Jemand entscheidet sich dafür, für einen anderen zu opfern...

Die Entscheidung impliziert Risiken: geistige, physische, emotionale oder psychische. Aber es gibt keine andere Möglichkeit.

Der Entschluss ist gefasst, dann kommt:

6.   Der dramatische Höhepunkt:

In Actionthrillern ist das die Verfolgungsjagd, der Streit, der Angriff, der Kampf.

Der Gegner erhält während dieses Teils des Romans seine Strafe und die Gerechtigkeit siegt.
Der Leser sucht hier nach Befriedigung: einem Grund, warum er den Roman in erster Linie gelesen hat.

7.   Die Auflösung:

Letzte Dinge werden geklärt und analysiert. Die Geschichte erreicht ihren unvermeidlichen Abschluss auf eine Art, die den Wunsch des Lesers nach Logik in einer unlogischen Welt befriedigt.


3.   Die Heldenreise:



Christopher Vogler entwarf diesen Weg des Helden als Anleitung für Drehbuchautoren, welche insbesondere in Hollywood Beachtung findet. Sein Konzept basiert auf dem von Joseph Campbell entworfenen Modell.
1.   Ausgangspunkt ist die gewohnte Welt des Helden.
2.   Der Held wird zum Abenteuer gerufen.
3.   Diesem Ruf verweigert er sich daraufhin zumeist.
4.   Ein Mentor überredet ihn daraufhin die Reise anzutreten, und das Abenteuer beginnt.
5.   Der Held überschreitet die erste Schwelle, nach der es kein Zurück mehr gibt.
6.   Daraufhin wird er vor erste Bewährungsproben gestellt und trifft dabei auf Verbündete und Feinde.
7.   Nun dringt er bis zur tiefsten Höhle vor und trifft dabei auf den Gegner.
8.   Hier findet die entscheidende Prüfung statt: Konfrontation und Überwindung des Gegners.
9.   Der Held wird belohnt, indem er z.B. den Schatz oder das Elixier raubt.
10.   Nun tritt er den Rückweg an, während dessen es zur Auferstehung des Helden kommt.
11.   Diese Auferstehung ist nötig, da er durch das Abenteuer zu einer neuen Persönlichkeit gereift ist.
12.   Anschließend tritt der Held mit dem Elixier den Heimweg an.

Der Spannungsbogen/ Methoden zur Spannungserzeugung im Plot

•   Der zentrale Spannungsbogen

Der zentrale Spannungsbogen ergiebt sich aus der zentralen Frage, die den Kern der Geschichte darstellt. Es ist die Frage, ob der Protagonist am Ende der Geschichte scheitern oder sein Ziel erreichen wird. Der zentrale Spannungsbogen ist der wichtigste in einer Geschichte, da er sich wie ein roter faden durch die ganze Geschichte zieht und sich erst am Ende auflöst.
Das Geheimnis eines guten Spannungsbogens liegt in der Größe des Problems, dem sich die Protagonisten gegenüber sehen und der steten Steigerung der Hindernisse, mit denen sie konfrontiert werden. Das geht so weit, bis die Hindernisse unüberwindbar erscheinen und die Protagonisten alles verlieren könnten.
Ein weiteres Element des zentralen Spannungsbogens ist der Antagonist einer Geschichte oder das zentrale Hinderniss, das dem Protagonisten im Weg steht. Je stärker, klüger und mächtiger er/es daherkommt und je größer die Anhänger sind, die seinem Befehl folgen, deto eher wird sich der Leser fragen, wie es dem Protagonisten am Ende gelingen wird, ihn/es am Ende doch nboch zu besiegen. Die Schwierigkeit besteht darin, den zentralen Konflikt und damit auch den Spannungsbogen so gewaltig zu schaffen, das der Protagonist in der Wahrnehmung des Lesers auf schier verlorenem Posten kämpft. Wie bei der Hydra, kommen für jedes überwundene Hinderniss, zwei neue dazu!! Der Leser muss sich die ganze zeit über die Frage stellen, ob es überhaupt ein happy end geben wird. Dabei gilt: Je verfahrener die Situation desto besser!

•   Fragen aufwerfen
Spannung wird vor allen Dingen dadurch erzeugt, dass der Autor mit seiner Geschichte eine Vielzahl von Fragen, Geheimnissen und Rätseln aufwirft, die dazu führen, dass der Leser unbedingt die Antworten darauf erfahren will.

•   Finten und falsche Fährten
Sind Elemente zur Spannungserzeugung aus dem Kriminalroman, die sich aber auch wunderbar in anderen Genres einbauen lassen. Die Finten und falsche Fährten dienen dazu, den Antagonisten erst am Ende preis zu geben. Der Leser erfährt also gemeinsam mit dem Protagonisten, erst gegen Ende, wer sein Gegener eigentlich ist. Wenn sich Spuren als Finten erweißen, muss sich jeder Leser darauf einstellen, dass in der Geschichte nichts so ist, wie es scheint. Dadurch steigert sich die Spannung drastisch und auch die Neugier des Lesers ist größer.
•   Geheimnisse in der Vergangenheit
Hier geht es um Ereignisse, die sich in der Vergangenheit zugetragen haben und von denen Protagonist und Leser nichts wissen oder nur Bruchstücke kennen.
Dabei stellt die Kenntnis dieser Dinge einen ganz entscheidenden Baustein zur Lösung eines wichtigen Rätsels dar, weshalb der Protagonist alles unternehmen muss, um hinter das Geheimnis zu kommen. Um dem Leser einen Einblick in vergangene Ereignisse zu gewähren, die mit dem Hauptkonflikt in Zusammenhang stehen, bietet sich ein Prolog oder eine Rückblende an.
Der Prolog bietet sich an um eine ausdrucksstarke Handlungsszene darzustellen, die der Leser zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht versteht, die sich ihm aber wegen ihrer Eindringlichkeit ins Gedächtnis brennt. Erst nach und nach, wenn er im Verlauf der Geschichte mehr Informationen gewinnt, kann er die Geschehnisse miteinander verknüpfen und sie für eigene Schlussfolgerungen und zum Kombinieren nutzen.
•   Den Leser kombinieren lassen
Dem Autor werden hier keine Grenzen gesetzt, er kann so viele Fragen aufwerfen, wie er möchte. Dabei gilt: je mehr Antworten möglich sind, desto besser für die Spannung! Sind die Fragen erst einmal gestellt, dann ist es wichtig, dem Leser genügend Raum und Zeit zum Spekulieren zu lassen. Deshalb sollte er auch einen gewissen Teil der Informationen bereits haben, die zur Lösung des Konfliktes nötig sind. Nach und nach werden im Plot kleine aber wichtige Informationsschnippsel eingebaut, um dem Leser die richtige Richtung zu weißen.
Wichtig ist, im Verlauf des Plots immer wieder offene Fragen zu beantworten, aber gleichzeitig auch wieder neue Fragen damit aufzuwerfen!
Jede Frage sollte zufreidenstellend beantwortet werden und am Ende müssen alle Rätsel, Fragen und Konflikte sinnvoll miteinander verknüpft werden.
•   Der sich steigernde Konflikt
Wird unabhängig vom zentralen Konflikt (der sich von Anfang an durch die ganze Geschichte zieht, bis zu ihrem Ende) in einzelen Kapiteln oder auch nur in einzelnen Szenen eingebaut. Dabei ist wichtig, das sich das Problem, dem sich der Protagonist gegenüber sieht, immer mehr steigert und steigert. Es wird größer und größer, die Situation wird immer bedrohlicher und die Lage für den Protagonisten aussichtsloser.
Das bedeutet, dass ein gut ausgearbeiteter Plot neben dem zentralen Konflikt noch eine Vielzahl weiterer Konflikte aufweißt. Diese können entweder Teile des zentralen Konfliktes sein oder aber sie sind davon unabhängig. Diese unabhängigen Konflikte müssen dann aber eine in sich geschlossene Konfliktszene sein, die von ihrem Beginn, bis zum Ende hin durch nichts unterbrochen wird und wie der gesamte Plot einen Anfang, eine Mitte und ein Ende aufweißen, die sich in ihrer Spannung stetig steigern.
In Biss zum Morgengrauen gibt es so einen unabhängigen Konflikt zwischen Bella und dem Tracker.
•   Mit den Wünschen des Lesers spielen
Indem man ihm zeigt, dass die Erfüllung eines bestimmten Wunsches möglich ist, aber im nächsten Moment wieder ein bisschen stärker in die Ferne rückt. Hoffen und Bangen muss sollte sich dabei die Waage halten.
In Biss zur Mittagsstunde wird Bella zu Beginn von Edwards Bruder angegriffen, woraufhin Edward mit seiner Familie abreißt und Bella zurück lässt. Hierbei hofft der Leser nichts mehr, als das Edward wider zu Bella zurückkehrt und ihre Einsamkeit beendet.
Das Schüren von Leserwünschen funktioniert über eine längere Handlungsebene hinweg genauso gut, wie in nur einer einzigen Szene.
•   Der Cliffhanger
Die Geschichte beginnt mit einem spannenden Ereignis im ersten Kapitel, wir lesen weiter, um zu erfahren wie es ausgehen wird. Der Konflikt steigert sich bis man es beim lesen kaum noch aushält und nervös Seite um Seite umblättert, bis kurz vor der Auflösung und dem Ende des Konfliktes beim umblättern zur nächsten Seite, plötzlich ein neues Kapitel beginnt, ein neuer Ort, ein anderer Konflikt beginnt oder auf eine andere Perspektive umgschwengt wird und der Ausgang des vorherigen Konflikts in der schwebe bleibt. Das zeichnet einen Cliffhanger aus. Den Leser über den Ausgang eines wirklich zähnekauend spannenden Konfliktes, erst einmal, im unklaren zu lassen. Allerdings sollte man den Cliffhanger nicht allzu oft in einen Plot einbauen, da das den Leser auf die Dauer sonst zu sehr ermüdet und frustriert.
•   Paralelle Spannungslinien
Sind Kapitel die jedes für sich eine eigene Geschichte erzählen und mit einem Cliffhanger enden. Dabei wird Kapitelweiße die Perspektive gewechselt.
Beispiel:
In Kapitel eins gerät ein junger Segler in einen Sturm, bei seinem Bemühen den Kurs zu halten, wird er von einem Mast hart am Kopf getroffen und geht zu Boden. Cliffhanger.
In Kapitel zwei tankt die schwangere Freundin des Seglers das Auto und will in der Tankstelle bezahlen gehen, als sie an der Kasse steht kommt ein maskierter Mann mit einer Waffe in die Tankstelle und verlangt das Geld in der Kasse. Nachdem er das Geld hat, schnappt sich der maskierte Mann die Freundin des Seglers und zerrt sie unsanft in ein Auto. Cliffhanger.
Kapitel drei kehrt dann zurück zum Segler im Sturm oder nach dem Sturm.
Kapitel vier könnte dann aus der Perspektive eine Polizisten sein, der den Tankstellenräuber verfolgt.
Kapitel fünf ist dann wider die Sicht der schwangeren Freundin usw.
Dabei ist wichtig, das die scheinbar unzusammenhängenden Kapitel nach und nach ein Gesamtbild ergeben, also auch hier gibt es einen zentralen Konflikt, der sich durch jedes Kapitel zieht, vom Anfang bis zum Ende.

Ursache und Wirkung
Eine Geschichte ist nichts anderes, als die Schilderung von folgenschweren Ereignissen, an denen Figuren beteiligt sind, die sich infolge dieser Ereignisse entwickeln.
Diese folgenschweren Ereignisse/Konflikte können entweder natürliche Ursachen haben oder aber von anderen Figuren, wie zum Beispiel dem Antagonisten, ausgelöst werden. Es sind Hindernisse, die auf Die oder den Protagonisten Druck ausüben, da sie ihn am erreichen seines Zieles/brennender Wunsch hindern.
Bei der Aneinanderreihung der Ereignisse, muss man sich darüber klar sein, dass diese in einer durch Ursache und Wirkung bestimmten Abhängigkeit zueinander stehen. Das bedeutet, ohne Ereignis A gibt es Ereignis B nicht und so weiter. Nur wenn alle Ereignisse, Handlungselemente und Konflikte in einer Geschichte diesem Gesetz von Ursache und Wirkung folgen, ist der Plot und damit auch die Geschichte dicht. 

So und jetzt wünsche ich uns allen ganz viele tolle Geschichten und vor allem Spaß beim Geschichtenentwickeln!



Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Moni am 29. Mai 2012, 15:18:11
Damit dieser tolle Thread nicht mehr in der Versenkung verschwinden kann, pinne ich auch mal gleich. Vielen Dank, Michaela, dass du dein angesammeltes Wissen teilst.  :jau: Das gibt einen fetten Punkt auf dem Fleißkärtchen.  ;)
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Feuertraum am 29. Mai 2012, 19:22:49
Zitat von: Moni am 29. Mai 2012, 15:18:11
Das gibt einen fetten Punkt auf dem Fleißkärtchen.  ;)

Pöh! Streberin... ;D
Aber im Ernst: auch von mir ein ganz dickes Dankeschön für diesen wirklich supertollen Thread  :pompom:  :jau:
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Dealein am 29. Mai 2012, 19:28:36
Woah! Vielen Dank. Wirklich! Du hast dir einen  :prost: verdient und noch viel mehr!  :knuddel:
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Sanne am 29. Mai 2012, 19:54:18
... und ich bin gespannt, was du dafür bekommst ...  :jau:

Da hast du dir viel Arbeit gemacht, aber es hat sich gelohnt! Toll, dass du das mit uns teilst! :vibes:
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Michaela am 29. Mai 2012, 20:53:29
Oh, Danke Euch und es freut mich, dass die Zusammenstellung auch anderen hilft.  :knuddel:

@Sanne, das Beste was ich dafür bekomme, ist hoffentlich ein anständiger und spannender Plot.   :bittebittebitte:

Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Robin am 29. Mai 2012, 21:08:13
Wow. Einfach nur WOW!
Daran bist du sicher einige Zeit lang gesessen.
Ganz großen Respekt und Applaus. Außerdem sehr nützlich, muss ich sagen, ich muss mal meinen Plot wieder auflösen und gründlich analysieren, um zu sehen, ob ich auf alles geachtet habe. ;D
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Rakso am 29. Mai 2012, 22:23:37
Echt super, Michaela!  :jau:
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Alana am 29. Mai 2012, 22:37:34
Wirklich toll, Michaela. Vielen Dank, dass du das mit uns teilst. Da werde ich doch demnächst gleich mal meinen Plot überprüfen.
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Sunflower am 30. Mai 2012, 09:41:38
Michaela, ich bin echt begeistert! Danke für deine Mühe, das hilft mir wirklich weiter! :jau: Gut, dass ich gerade am plotten bin, da kann ich deine Hilfen gleich alle mal anwenden  ;)
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Zanoni am 30. Mai 2012, 12:40:17
Ganz große Klasse, Michaela!

8)   R. E. S. P. E. K. T. ! ! !  8)
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Sanjani am 02. Juni 2012, 18:50:16
Hallo Michaela,

auch von mir ein großes Lob, das ist wirklich toll und sehr interessant, was du übers Polten zusammengeschrieben hast.

LG Sanjani
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Lemonie am 03. Juni 2012, 16:07:27
Wow. Sieht nach ziemlich, ziemlich viel Arbeit aus...

Was das Plotten beitrifft, bin ich ja immer auf der Suche, nicht zuletzt deshalb, weil ich eines meiner Projekte mangels richtigem Plot an die Wand gefahren habe....
Deshalb: Ein dickes Dankeschön :)

Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Feli am 11. Juni 2012, 18:09:52
Ein toller Artikel.
Ich werde ihn mir ausdrucken und in Ruhe zu Gemüte führen.
Vielen Dank für deine Mühe!

LG

Feli
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Kayla am 24. Juni 2012, 15:49:09
Wow! Ich bin beeindruckt!

Vielen lieben Dank, dass du dieses Wissen teilst.  :knuddel:
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: dawinschi am 24. Juni 2012, 17:29:34
Vielen Dank dafür!  :jau:

Wie der Zufall so will, beschäftige ich mich gerade mit diesem Thema, da ich bis jetzt keine Ahnung vom Plotten hatte und immer aufs Geradewohl los schrieb (mit bescheidenem Erfolg...). Zurzeit lese ich das Buch Write Great Fiction: Plot and Structure (http://www.amazon.com/Plot-Structure-Techniques-Exercises-Crafting/dp/158297294X/ref=sr_1_5?ie=UTF8&qid=1340551315&sr=8-5&keywords=write+good+fiction) Wenn man sich von englischer Sprache nicht abschrecken lässt, erwirbt man ein wirklich fundiertes Buch übers Plotten.

Deine Zusammenfassung ist wunderbar als Übersicht, werde mir das ausdrucken und auf meinem Schreibtisch griffbereit liegen haben.  :)

P.S. Ich möchte dich gern auf etwas hinweisen, ohne jetzt als Besserwisser dazustehen, aber es kam zu oft in deinem Text vor. Vielleicht ist es ja falsch in deiner Rechtschreibkorrektur eingestellt: aufweisen wird nicht mit "ß" geschrieben, aufweißen (Weiß = die weiße Farbe) heißt etwas heller machen. :)

LG,
Dawinschi
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Serafina am 02. Juli 2012, 12:09:50
Wow! Da hast du dir ja wirklich viel Mühe gemacht! Vielen dank, dass du das hier eingestellt hast. :jau:
Das ist genau das, wonach ich schon seit einiger Zeit suche. Besonders die Plotmodelle finde ich sehr interessant und hilfreich, zumal ich den sieben Stufen Plot noch garnicht kannte. Bei meinem nächsten Projekt werde ich auf jeden Fall mal versuchen, damit zu plotten.
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Sabalana am 02. Juli 2012, 18:19:39
Hallo Michaela,
Auch von mir ein Dankeschön für das teilen und ein großes Lob.
Ich habe vor kurzem einen VHS Kurs zum Thema Plot gemacht. Darf ich deinen Plotbericht mit den 7 Leuten von diesem Kurs teilen? Wir treffen uns regelmässig und die fänden das sicher auch toll.
lg
Sabalana
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Kayla am 03. Juli 2012, 12:09:08
Gespeichert, gedruckt, gelesen und für super gut befunden!  :jau:

Fazit: Das wird ab jetzt meine Plotgrundlage. Mal sehen, was für schöne Stories ich damit zaubern kann.
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Michaela am 06. Juli 2012, 20:25:23
Schön das sich die Zusammenfassung nicht nur für mich sondern auch für andere lohnt.

@Sabalana natürlich kannst Du das machen, sorry ich war in letzter Zeit etwas eingespannt und sehe es jetzt erst.

Liebe Grüße Michaela
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Söfchen am 19. Juli 2012, 21:38:40
Das ist echt klasse! Genau das, was ich brauche! Vielen Dank! :)
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Nirathina am 21. Juli 2012, 13:10:20
Echt super, Michaela  :jau: Und danke, dass du das mit uns teilst.

Da steht viel Nützliches drin, das einem aus der einen oder anderen Plotloch-Situation helfen kann.
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Pestillenzia am 21. Juli 2012, 15:24:08
Hallo Michaela,

tausend Dank für die tolle Übersicht. Ich glaube, die könnte mir bei meinem momentanen Plotproblem endlich aus der Patsche helfen.  :jau:

Auf jeden Fall ist Deine Zusammenfassung um Längen besser als alles, was ich bisher bei Seminaren zum Thema Plot gehört habe.
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: K a t e am 21. Juli 2012, 16:42:03
Wahnsinn! Vielen Dank dafür, Michaela. Tolle Arbeit! :jau:
Das wird mir sicher helfen, um gegen meine Plot-Faulheit anzukämpfen und vielleicht die Drauflos-Schreiberin in mir ein wenig zu zügeln. ;)

Wird gleich ausgedruckt und zu meinen Unterlagen gelegt...
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Nurelie am 02. August 2012, 08:13:12
WOW! Super dankeschön fürs posten. Echt tolle Arbeit!  :knuddel:
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Gwendelyn am 02. Oktober 2012, 13:29:58
Vielen Dank für's Posten!  :pompom:
Deine Übersicht ist echt klasse! Da juckt es mir gleich schon wieder in den Fingern mir mein Notizbuch zu schnappen und meinen hartnäckigen (und teilweise sehr, sehr tiefen) Plotlöchern zu Leibe zu rücken.
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Janika am 07. Oktober 2012, 14:35:42
Gerade habe ich mich auf die Suche nach einer Anleitung/Definition gemacht, wie man denn überhaupt plottet - und promt ist mir dieser hread über den Weg gelaufen! Was für eine unglaubliche Arbeit das gewesen sein muss, vielen, vielen Dank dafür!
Ich habe mir diesen Thread in die Favoritenleiste gelegt - wenn ich darf, möchte ich ihn mir auch sehr gerne ausdrucken!

Ich habe gestern Nacht zum ersten Mal gezielt mit dem Plotten begonnen, und stelle jetzt fest, dass die Ansätze zumindest grob in die richtige Richtung gehen. Mit dieser tollen Hilfe kann ich jetzt weitermachen, danke! :knuddel: :jau:
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Roca Teithmore am 27. Dezember 2013, 19:27:49
Vielen Dank für die Mühe das ist wirklich gut und sehr hilfreich :)
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: pink_paulchen am 10. Januar 2014, 19:38:21
Also erstmal fetten Dank für diese außergewöhnlich gute Zusammenfassung vieler Tipps in der richtigen Reihenfolge. Das hilft mir total und ich hab es viel zu spät gefunden. Gefunden habe ich es, weil ich aktuell versuche, den "Spannungsbogen" zu verstehen.

Zitat von: Michaela am 29. Mai 2012, 08:48:30
Entscheident ist also, das wir die Spannung, die wir erzeugen, nicht auflösen. Darüber hinaus gibt es in jeder Geschichte einen zentralen Konflikt und zwar wirklich nur einen einzigen. Er zieht sich wie ein roter Faden durch den gesammten Plot und bildet für den Autor die Richtschnur an der er sich entlanghangelt. In einer guten Geschichte gibt es aber auch noch weitere zahlreiche Konflikte.

In den Biss Büchern besteht der zentrale Konflikt in den Bemühungen von Bella und Edward eine Beziehung zu führen.

Neben dem zentralen Konflikt existieren in einer gut ausbalancierten Geschichte mindestens zwei weitere Arten von Konflikten. Bei der ersten Art handelt es sich um Konflikte, die sogenannte Neben – oder Subplots enthalten. Es sind konfliktbehaftete Handlungsstränge, die Teile des zentralen Konflikts darstellen. Sie spinnen lose Fäden, die schließlich – am Höhepunkt der Geschichte – zu einem ganzen zusammengeführt werden.

Beispiel:

Der Konflikt zwischen Bella und Rosalie in der gesamten Biss Reihe. Er löst sich erst im letzten Band auf.

Neben den Subplots gibt es noch für sich allein stehende, autonome Konfliktszenen, die der Spannung, der Action oder der Vorstellung und der Entwicklung der Charaktere dienen.

Beispiel:

Die drei Vampiere im ersten Biss Roman, von denen dann der Tracker, Bella jagen und töten will.

Konflikte entstehen, wenn der Wunsch des Protagonisten und sein Ziel auf Wiederstand treffen.
Die wichtigste Konfliktform ist die des Protagonisten und des Antagonisten. Die Beiden verfolgen gegensätzliche Ziele und sind beide fest entschlossen, diese zu erreichen. Je mehr dabei auf dem Spiel steht und je motivierter die Beiden dabei sind, desto sannender die Geschichte!

So - das hab ich gelesen. Passend dazu habe ich auch einen tollen Link, der genau deine Erklärung nochmal visualisiert. http://www.andrewiesler.de/2012/schreibtipp-spannungsbogen-1-viele-fragen-fuhren-ans-ziel-gastbeitrag/

Dazu habe ich eine Frage: Ich habe jetzt den Helden, sein unbedingtes Ziel und eine Menge kleiner und großer Hindernisse, die ich nach Größe sortiert über den Plot verstreusele, so dass sich die Grafik aus dem Link daraus ergibt.
Aber dabei gibt es ja noch eine Truppe anderer Figuren. Beispielsweise die, die die anderen Konflikte auslösen. Haben die auch so eine Entwicklung? Der Antagonist hat natürlich ein drängendes Ziel und sein Spannungsbogen ist ja vermutlich parallel - nur seitenverkehrt - zum Protagonisten. Aber nehmen wir mal so einen Sidekick. Oder den Herold. Eben andere zentrale Figuren. Haben die auch ein großes Ziel und andere kleinere, die ihnen im Weg stehen und für ihre Entwicklung sorgen?
Ich denke darüber nach und versuche das an Beispielen nachzuvollziehen. Ich fürchte: Ja. Sagen wir Harry Potter. Auch Hermine, Ron, Draco und sogar Dobby haben Ziele und Konflikte und Spannungsbögen.
Darum frage ich mich: Ist es sinnvoll für jede Figur einen eigenen Plot zu schreiben, und dann die Ereignisse in eine sinnvolle Reihenfolge zu legen, so das ein angenehmes Verhältnis von Aktion und Entspannung daraus wird?
Und wäre es nicht so, dass sich zum Romanhöhepunkt dann plötzlich die Konfliktzuspitzung für alle Beteiligten bündeln müssten und der Leser komplett atemlos ist? Oder haben die anderen Figuren ihre Höhepunkte vielleicht an ganz anderer Stelle, vielleicht sogar an ganz komischen Punkten, wie direkt im ersten Kapitel oder nach dem Auflösen des Hauptkonflikts?
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Michaela am 10. Januar 2014, 20:38:33
Es ist richtig das auch Nebenfiguren einen Spannungsbogen/Konflikte haben müssen, aber diese sollten nicht so ausgearbeitet sein, wie bei Deinen Hauptfiguren und sie sind immer abhängig vom zentralen Konflikt. Ihnen einen eigenen Plot zu widmen wird schnell verwirrend.
Der Unterschied zwischen Haupt und Nebenfigur ist der, das Nebenfiguren im Manuskript nicht so stark charakterisiert werden. Nebenfiguren runden das Geschehen und die Hauptfiguren ab.

Der Plot entsteht durch den einen Wunsch Deiner Hauptfiguren, das Eine was ihnen in ihrem Leben fehlt, das was sie unbedingt haben oder erreichen wollen. Dieser eine Wunsch ist die Triebfeder für den Plot.
Nimm Stolz und Vorurteil von Jane Austin, Lizzie will nur einen Mann heiraten, der sie wirklich liebt. Das ist ihr einer brennender Wunsch. Sie würde niemals ohne Liebe heiraten. Ihre Mutter Mrs. Bennet ist eine Nebenfigur, sie will ihre Töchter um jeden Preis unter die Haube bringen. Liebe spielt dabei für sie gar keine Rolle, sondern der Status der zukünftigen Ehemänner.
Der Unterschied zwischen den beiden Figuren ist, das wir beim lesen der Geschichte Lizzie durch und durch kennenlernen, während ihre Mutter auf ein paar wenige Charakterzüge und Eigenheiten beschränkt bleibt.
Der Plot von Stolz und Vorurteil dreht sich um Lizzies brennenden Wunsch. Sie trifft auf den reichen und gutaussehenden Mr.Darcy, der sich reichlich ungeschickt anstellt und keinen Heel aus seinen Vorurteilen macht. Lizzies peinlicher Verwandter taucht auf, der sie als zweite Wahl heiraten will. Sie  weigert sich. Sie trifft auf den charmanten Offizier, der nichts gutes im Schilde führt und ein Betrüger ist. Alle Nebenfiguren tragen etwas zum Plot bei und zu der einen Frage, ob Lizzie einen Mann finden wird, den sie Liebt und der ihre Liebe auch erwidert.

Ich halte es nicht für sinnvoll jeder Figur einen eigenen Plot zu geben, weil eben der Plot aus dem Wunsch der Hauptfiguren entsteht und sich um diesen Wunsch dreht. Noch dazu kommt, das der gut ausgearbeitete Charakter Deiner Hauptfiguren bestimmt, wie sie in einer Geschichte handeln und damit den Plot stark mitbestimmen.

Ich kenne Romane die mehrere kleinere Höhepunkte haben, aber immer nur einen zentralen Höhepunkt. Der an dem sich der zentrale Konflikt auflöst und das ist der Konflikt, der aus dem Wunsch Deiner Hauptfiguren und dem erwächst, der oder das sich diesem Wunsch in den Weg stellt.
(Am Höhepunkt der Geschichte wird die Frage aufgelöst, ob die Hauptfigur ihren brennenden Wunsch erreichen oder bekommen wird) Einen Höhepunkt für eine Nebenfigur im ersten Kapitel halte ich für nicht machbar. Du musst die Figuren ja auch erst mal einführen und beginnst in der Regel mit Deiner Hauptfigur. Der Leser muss die Figuren kennenlernen und in deren Leben eintauchen um einen Höhepunkt auch als spannend zu empfinden.

Wir leiden nur mit den Romanfiguren mit, die wir kennengelernt haben. Das Schicksal eines Fremden berührt uns niemals so sehr, wie das von jemandem den wir gut kennen. Dieses Gefühl des mitfühlens kann man nicht schon im ersten Kapitel auf die Spitze treiben, außer natürlich es ist ein seeehr langes Kapitel.  :)

Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Alantie am 12. April 2014, 09:26:31
Hallo Michaela,

ich hab mich gestern mit deinem Post zum Plotten auseinandergesetzt und danach sofort angefangen meine Posterwand abzuräumen. Jetzt hängt sie voll mit Post-it's und farbigen Bindfäden. Ich muss die Dinge immer visualisieren, sonst werde ich verrückt. Das Zettel-Bindfadenmodell meines Plots nimmt jetzt also einen Teil der Wand ein und dabei sind mir verschiedene Dinge aufgefallen.

Nach dem Definieren der Ziele, der Hauptcharaktere, ergeben sich die meisten zwischenmenschlichen Konflikte ganz von selbst. Nun ist es aber so, dass ich keine definierten Konflikte in meinem roten Faden habe, sondern dazu neige die Umwelt der Charaktere mit ihren Konsequenzen auszuarbeiten. Dazu gehören Begegnungen und Ereignisse, die sich mit dem roten Faden des Hauptcharakters kreuzen oder daran entlang hangeln.

Dadurch werden meine Charaktere ein bisschen zu Opfern, der Dinge die passieren ohne wirklich am Schaden selbst beteiligt zu sein. Diese Opfer-rolle stört mich ein wenig. Ich mache mir Gedanken darüber, wie die Charaktere auf was reagieren, mit den dazugehörigen Folgen, aber es ist momentan nicht absehbar, dass irgendeiner der Handlungsträger dafür aktiv die Verantwortung übernimmt oder einsieht und sagt...ja, das ist die Folge meines Handelns.

Manche Dinge ergeben sich im Schreibprozess selbst, aber auf Dauer wird sich das auch auf meinen Plot niederschlagen und ich werde wieder irgendwo festsitzen und denken...Mist, hier komme ich nicht weiter und habe eine Lücke. Über einen Tipp zur Herangehensweise an dieses spezielle Problem würde ich mich sehr freuen, sofern es immer noch zum Bereich des Plottens gehört.

Ansonsten hat mir dein Artikel schon sehr viel weiter geholfen, sodass ich endlich einen vernünftigen Startpunkt habe, von dem aus ich den Plot aufrollen kann. Darüber hinaus musste ich erkennen, dass mein Plot viel zu groß ist und ich ihn wahrscheinlich teilen muss, wobei der erste Teil erfreulicherweise das Potenzial hat mit einem Cliffhanger zu enden.

An diesem Punkt wäre es vielleicht interessant den Thread zu erweitern und darüber nachzudenken...Spannungsbogen zweiter Teil ohne den Bezug zum ersten zu verlieren. Wie gehe ich da vor? Mache ich das genauso oder muss ich eine andere Herangehensweise nutzen? Wenn jemand von euch da Erfahrung oder Ahnung hat, wäre ich über einen Austausch sehr dankbar.

LG Alantie 
Titel: Re: Die all inclusiv Plotentwicklung
Beitrag von: Michaela am 14. April 2014, 14:14:55
Zitat von: Alantie am 12. April 2014, 09:26:31
An diesem Punkt wäre es vielleicht interessant den Thread zu erweitern und darüber nachzudenken...Spannungsbogen zweiter Teil ohne den Bezug zum ersten zu verlieren. Wie gehe ich da vor? Mache ich das genauso oder muss ich eine andere Herangehensweise nutzen? Wenn jemand von euch da Erfahrung oder Ahnung hat, wäre ich über einen Austausch sehr dankbar.

Ob Du einen einzelnen Roman, eine Trilogie oder eine ganze Reihe schreibst, die Herangehensweise ist immer die Selbe. Die Hauptfiguren werden eingeführt, die Alltagswelt/ Status Quo wird vorgestellt und der zentrale Konflikt. Dann wird die Spannung langsam gesteigert, die Konflikte spitzen sich zu und führen unweigerlich zum Höhepunkt der Geschichte.
Bei einem zweiten und dritten Teil ist die Ausgangssituation im Normalfall immer das Ende des vorangegangenen Teils. Am Aufbau der Geschichte ändert sich nichts, es gelten immer die gleichen Regeln beim Manuskript schreiben. Der einzige Unterschied dabei ist, das Du den zentralen Konflikt erst am Höhepunkt des letzten Teils auflösen darfst.

Ich plotte am liebsten mit der Heldenreise oder dem 7 Stufen Plot, dabei bleibe ich bei einer Trilogie immer bei dem Plotmodell für das ich mich im ersten Teil entschieden habe. Wichtig ist, das Du den Spannungsbogen über alle Teile im Auge behältst. Die Spannung muss sich steigern, der zentrale Konflikt muss sich zuspitzen, bis er im 3. Teil aufgelöst wird.
Ich freue mich, das Dir die Zusammenfassung weiterhilft und wünsche Dir ganz viel Spaß beim plotten.  :winke:

Liebe Grüße
Michaela
Titel: Re: Die All-Inclusive-Plotentwicklung
Beitrag von: Liliane am 14. April 2014, 15:02:19
Hallo Michaela,

eben habe ich auch deinen Text gelesen, weil ich nämlich eigentlich gerade schreiben sollte, aber absolut keine Ahnung habe, wie ich weiter machen soll und schon aufgeben wollte und deshalb hier gestöbert habe. Aber jetzt bin ich darauf gestoßen und habe so viele neue Ideen und mir ist klar, was ich am Plot noch ändern muss, das ist so super, dass du das geschrieben hast, vielen vielen Dank!
Das werde ich jetzt alles noch einmal durchgehen und schauen, was ich anwenden kann und ich bin mir sicher, dass das meine Geschichte retten wird. Ich dachte schon, ich müsste sie vergraben, also: Danke!

:) LG, Lili
Titel: Re: Die All-Inclusive-Plotentwicklung
Beitrag von: Aylis am 13. Mai 2015, 23:14:02
Oh, ich weiß, das ist ein verdammt alter Thread, aber was soll's. Ich habe diesen Beitrag schon so oft aufgerufen, ohne etwas dazulassen.
Shame on me!
Denn als Plot-Neuling, der zwar schon ewig schreibt, aber niemals mit System (man beachte meine Beschreibung ;)) hat mir dein Artikel schon oft einen Schubs in die richtige Richtung gegeben. Ein Grundskelett, damit ich selbst nicht von meinem eigenen Chaos überrollt werde.
Also vielen lieben Dank für's Ausarbeiten und teilen, ich werde auch in Zukunft immer wieder hierauf zurückgreifen.
Es ist wirklich die beste Erklärung für das Plotten, die ich so finden konnte, einfach weil ich sie so leicht verstehe.
Jetzt muss ich es nur noch verknüpfen.  :rofl:

Das musste ich einfach nochmal loswerden, auch wenn der TiZi mich in roter Schrift warnt, dass über 120 Tage nichts mehr geschrieben wurde.
:knuddel: