Hallo ihr Lieben,
ich hoffe jetzt einfach mal drauf, dass es hier den einen oder anderen Archäologen gibt oder jemanden, der jemanden kennt oder so. Die Frage ist eigentlich ganz einfach: Ich möchte, dass mein Protagonist in einer Szene seiner Frau beschreibt, was er ausgegraben hat. Er ist sehr begeisterungsfähig, wenn es um seinen Beruf geht und ich möchte es möglichst realistisch gestalten. Er hat etwas in Ägypten ausgegraben. Was genau, steht noch nicht fest. Ich kann dazu leider auch nichts im Internet finden, also keine plastischen Beschreibungen. Und dann wäre für mich auch noch wichtig, wie es da direkt nach der Ausgrabung aussieht. Ist es staubig? Ist vielleicht ein Teil noch nicht ausgegraben? Womit wird der Raum ggf. erleuchtet, wenn es dunkel ist? Was könnte sonst noch wichtig sein?
Falls da jemand was zu sagen kann oder einen Link hat, wäre ich sehr froh. Ich dachte, er könnte eine Grabkammer ausgraben, aber ich bin auch für alles andere offen.
Danke und Grüße
Sanjani
Hallo Sanjani,
ich hab hier einen Link, der die einzelnen Schritte ganz gut beschreibt - allerdings in der heutigen Zeit. Vielleicht hilft dir das schon weiter?
http://www.lanzenkirchen.gv.at/system/web/zusatzseite.aspx?menuonr=218757790&detailonr=217745215 (http://www.lanzenkirchen.gv.at/system/web/zusatzseite.aspx?menuonr=218757790&detailonr=217745215)
Liebe Grüße
Sanne
Hallo Sanne,
vielen Dank. Der Handlungsstrang, um den es hier geht, spielt auch in der heutigen Zeit, also passt das gut :)
LG Sanjani
Also in Aachen gab es eine Zeit lang eine offene Ausgrabungsstelle, wo sie Römerhäuser ausgebuddelt hatten. Das sah auf den ersten Blick eher unspektakulär aus. Vor allem sah man Steinwände, nicht besonders hoch und ein wenig brüchig. Da sich das Land ja gesenkt hat, sind die Steinwände da, wo früher außen war, von Erde umgeben, beziehungsweise gucken nur ein kleines Stück raus. Ein bisschen, als sähe man in einen alten Keller hinein. Den Innenraum hatten sie ausgebuddelt.
An verschiedenen Stellen waren an den Wänden von den Archäologen Marker angebracht worden - bunte Plastikstreifen oder so etwas, mit Nummern drauf. Die dazugehörigen Ausstellungsstücke - also die Sachen, die man da gefunden hatte - waren in einem Glaskasten ausgestellt, aber bei einer Ausgrabung ohne Publikumszugang würde man sie vermutlich in irgendeine Kiste räumen, oder so was.
An der Erde konnte man verschiedene "Zeitalter" ganz gut ablesen, weil die Schichten unterschiedlich gefärbt waren, ein Archäologe kann vermutlich allein dadurch schon die Ruinen datieren.
Was mich beeindruckt hat, war die Größe des ganzen Dinges, und dass es scheinbar gar keine Koordination gab. In den verschiedensten Ecken saßen einfach Studenten/Assistenten und andere Archäologen herum, arbeiteten an ihrem kleinen Stück Mauer mit Pinselchen oder Messgeräten oder Fotoapparat, und viel gesprochen wurde da nicht. Es rief auch niemand sensationelle Entdeckungen heraus (vielleicht gabs die ja auch nicht), aber das Ganze war wirklich eher ruhig und wirkte fast meditativ.
Hilft dir das schon weiter? Ich krame gerne noch mehr in meinem Gedächtnis, aber ich muss jetzt auch noch schnell mein Schreibpensum für heute schaffen.
Vielleicht könnte er ihr ja weniger von der Grabkammer, als von dem Sarkophag berichten, der sich in der Grabkammer befindet. Und wenn er so begeisterungsfähig ist, warum lässt du ihn dann nicht einfach nur den Eingang zu einer Grabkammer finden. Wenn er seiner Frau davon erzählt, dann ist die Tür garantiert noch nicht geöffnet worden. Er könnte ihr also von seinen Vorstellungen erzählen, was er glaubt, was ihn darin erwartet. Vielleicht konnte er schon zum Teil den Namen des Toten auf der Tür lesen und stellt sich vor, was für Grabbeigaben er haben könnte.
Die Tür wäre dann sicher nicht im besten Zustand. Wenn die Ausgrabungsstätte in der Wüste liegt, ist davon auszugehen, dass der Sand sicher ein bißchen was von der Tür abgerieben hat.
Als Randinfo übrigens:
Ich habe vor ein paar Jahren mal einen Artikel über die Gräber und deren Öffnung in Ägypten gelesen. Da ging es darum, dass die ganzen Ausgrabungen fast nur noch von Einheimischen Archäologen gemacht oder zumindest unter der Aufsicht eines ägyptischen Beamten geführt werden durften. Man hat Angst davor, dass noch mehr Schätze aus dem Land geschafft werden. Deswegen die Aufsicht.
Öh, ist die Ausgrabung jetzt in einem Raum oder einfach auf einer offenen Fläche, die aufgebuddelt wurde? Je nachdem könnten ja unterschiedliche Sachen gefunden werden.
Ich würde dir raten, wenn der entdeckte Gegenstand kein großes mediales Interesse erzeugen und auch nicht für die Geschichte weiter von Bedeutung sein soll, hat dein begeisterungsfähiger Kerl einfach eine halbe Kanne oder sowas entdeckt. Dafür interessieren sich erfahrungsgemäß nur die Leute, die wirklich mit Begeisterung dabei sind. ;) Ich hab bei einem Praktikum mal einigen Archäologen über die Schulter schauen dürfen, als auf einer Baustelle Keramikteile entdeckt wurden. Ich war schwer enttäuscht, dass die Archäologen selbst (zumindest die, die für die zeitliche Einordnung zuständig waren) eher genervt als begeistert waren. Keine Spur von beruflichem Enthusiasmus. Aber das ist sicher verschieden von Projekt zu Projekt und von Archäologe zu Archäologe. ;)
Auf dieser Baustelle wurden übrigens nicht direkt alle Teile ausgegraben, das ging eher so in Raten voran. Details kann ich dir da aber leider nicht nennen, ich war eher bei den Leuten, die die schon ausgegrabenen Stücke analysiert haben; auf der Baustelle selbst war ich nur ein Mal.
Zitat von: Kuddel am 15. April 2012, 12:25:13
Als Randinfo übrigens:
Ich habe vor ein paar Jahren mal einen Artikel über die Gräber und deren Öffnung in Ägypten gelesen. Da ging es darum, dass die ganzen Ausgrabungen fast nur noch von Einheimischen Archäologen gemacht oder zumindest unter der Aufsicht eines ägyptischen Beamten geführt werden durften. Man hat Angst davor, dass noch mehr Schätze aus dem Land geschafft werden. Deswegen die Aufsicht.
Hauptsächlich unter der Aufsicht des Ministers für Altertumskunde Zahi Hawass. Wenn Dokumentatsionssendungen über Ausgrabungen in Ägypten laufen, steht er meist in erster Reihe.
Ich denke hier müsstest du dir erst einmal sicher sein von welcher Epoche die Grabung stammt. Ist es eine Grabkammer aus dem neuen Reich (1500-1100 vor Ch.) wurden die Wände der Kammern mit Hieroglyphen und anderen Zeichnungen bemalt. Zumeist schildern sie die Reise des Verstorbenen (Pharaos) ins Jenseits, bzw. sie beinhalten Auszüge aus dem ägyptischen Totenbuch. Erstmals fand man diese Wegbeschreibung in der Unas-Pyramide (http://de.wikipedia.org/wiki/Grabkammer)
In den Grabkammern selbst könnte dein Ärchologe auf diese Dinge stoßen:
- Tontöpfe mit Weihrauch, Saatgut, Wein u.ä. (natürlich ist da längst nichts mehr drinn)
- persönliche Dinge die dem Verstorbenen wichtig waren wie Pfeile und Bögen, Messer, Papyrusrollen, Kleidungsstücke, Kommandostäbe des Pharaos, Pektorale (Schmuck)
- Streitwagen
- Sonnenbarken
- das Totenbett
- die Kanopen aus Ton, Alabaster oder Tonstein, in denen die inneren Organe während der Mumifizierung getan wurden
Aber da gibt es noch viel mehr. In Tutanchamuns Grabkammer wurden die meisten Gegenstände gefunden:
http://de.wikipedia.org/wiki/TutanchamunWas bei der Ausgrabung vor allem wichtig ist, ist auch das Wetter. Von April bis November können über 30 Grad sein, in den Sommermonaten bis 45 Grad. Im Landesinneren ist es meist noch weit aus heißer, als am Roten Meer. In Ägypten weht fast immer ein Wind der den feinen Sand überall hinbringt. Nichts bleibt davon verschont. Jedoch ist es fast immer trocken, es regnet so gut wie nie, wehalb die Luftfeuchtigkeit sehr gering ist.
EDIT: Ägypten ist so etwas wie eine zweite Heimat für mich, das Land habe ich in den letzten Jahren 13 mal bereist. Seine alte Kultur fasziniert mich immer wieder aufs Neue.
Zitat von: Alessa am 15. April 2012, 13:17:09
Hauptsächlich unter der Aufsicht des Ministers für Altertumskunde Zahi Hawass. Wenn Dokumentatsionssendungen über Ausgrabungen in Ägypten laufen, steht er meist in erster Reihe.
Hawass ist seit letztem Jahr nicht mehr Minister für Altertumskunde.
Deutschland und auch andere Länder haben immer mal wieder spezielle Auflagen bekommen, weil es z.B. mit der Büste der Nofretete negative Erfahrungen gab; da war ja immer wieder die Diskussion aufgekommen, wie legal es war, dass die Büste damals aus Ägypten fortgebracht wurde. Den aktuellsten Stand kenne ich zu möglichen Auflagen aber nicht.
Zitat von: Ryadne am 15. April 2012, 13:22:13
Hawass ist seit letztem Jahr nicht mehr Minister für Altertumskunde.
Stimmt, danke für den Hinweis. :knuddel: Das ging mit Hawass hoch und runter. Aber seit Juli scheint er nun wirklich nicht mehr im Amt zu sein.
Ich hab leider nur Erfahrung mit Ausgrabungen im provinzialrömischen Bereich, und die sind leider weder von den Funden noch den Rundherumbedingungen her mit Ägypten zu vergleichen.
Meiner Erfahrung nach sind aber Nicht-Archäologen meist wenig begeistert von dem, was einen selbst begeistert - einfach deshalb, weil es oft so unspektakulär ist. ;)
Was die Stimmung auf einer Grabungsstelle betrifft, hab ich folgende Erfahrungen gemacht: Wir haben oft im Team gegraben und dabei auch durchaus mal Spaß gehabt. Wenn man mal kopfüber in einer unerwartet tiefen Grabgrube hängt und die Kollegin einem die Füße hält, damit man nicht reinfällt, ist das unglaublich mühsam und nervig, aber es gibt dabei auch viel Gelächter. Und auch sonst haben wir öfter mal getratscht oder herumgewitzelt.
Zugleich ist es aber manchmal auch einfach nur wahnsinnig anstrengend und zäh. Bei 35 Grad den ganzen Tag in der Sonne graben ist schon im Süden Österreichs eine echte Qual - eine Grabung in Ägypten will ich mir da schon gar nicht vorstellen. :gähn:
Enthusiastisch in Bezug auf Funde waren wir eigentlich alle - sogar die Schüler, die das als Ferienjob machten und für die langweilige "Grobarbeit" zuständig waren und an Archäologie an sich kein Interesse hatten. Aber dennoch: Das, was uns begeistert hat, waren da wirklich Kleinigkeiten. Man hat da als Archäologe einen ganz anderen Blick und umso länger und tiefer man in einer Grabung steckt, umso extremer ist das. Da kanns auch passieren, dass man nach tagelanger "erfolgloser" Grabung, die bisher nur stratigraphische Ergebnisse geliefert hat, in Jubel ausbricht, weil man eine Tonscherbe findet. ;D
Wie gesagt, mit Ägypten hab ich keine Erfahrung, aber vielleicht helfen dir ja diese allgemeinen Eindrücke auch ein wenig weiter.
Hallo ihr Lieben,
erst mal danke für euere zahlreichen Antworten, das hilft mir schon sehr viel weiter.
Ist es dann eher unrealistisch, dass deutsche Archäologen in Ägypten was ausgraben? V. a. weil die Grabung im Frühsommer, so Mitte Mai, stattfinden soll?
Sollte ich ihn lieber in eine Ausgrabung in Deutschland schicken? Da hätte ich dann auch kein Problem mit Krankenversicherung und Transport, aber ich mochte die Vorstellung, dass er im Verlauf der Geschichte seinen Unfall hat und erst mal für seine Frau außer Reichweite ist. Und ich dachte, dass in der Wüste vielleicht eher mal was passiert, weil da ja so viel Sand ist. Ich wollte ihn nämlich in eine Grube stecken und dann die Grubenwände einbrechen lassen (also die Erde). Oder ist das völlig unrealistisch? Tut mir Leid, dass das jetzt etwas vom Thema weggeht.
Ich stelle ihn mir schon so vor, dass er sich auch über Tonscherben freut, aber ich denke, er wird diesmal etwas mehr finden. Allerdings belächelt ihn seine Frau schon immer ein bisschen wegen seines Enthusiasmus :)
Und wie ist das mit z. B. Kleidungsstücken, wie gut sind sie erhalten? Welche Farbe könnten sie haben oder sind sie einfach grau, weil eingestaubt?
Zitat von: Sanjani am 15. April 2012, 14:05:58
Ist es dann eher unrealistisch, dass deutsche Archäologen in Ägypten was ausgraben? V. a. weil die Grabung im Frühsommer, so Mitte Mai, stattfinden soll?
Unrealistisch nicht, aber das Verhältnis Ägypten zu deutschen Ärchologen/Ägyptologen ist angespannt.
Siehe:
http://www.rp-online.de/wissen/aegypten-feiert-deutsche-archaeologen-1.2596895 Was allerdings nicht heißt, dass in Ägypten keine deutschen Ärchologen gibt. Wie lange allerdings die jeweiligen Grabungsperioden gehen, weiß ich nicht. Im Sommer ruhen sie auf jeden Fall. Aber auch Freitags gibt es keine Ausgrabung, da Freitag in Ägypten der Sonntag in Deutschland ist.
Zitat von: Sanjani am 15. April 2012, 14:05:58
Und wie ist das mit z. B. Kleidungsstücken, wie gut sind sie erhalten? Welche Farbe könnten sie haben oder sind sie einfach grau, weil eingestaubt?
Ich kann mich nur erinnern, dass ich im Ägyptischen Museum in Kairo Kleidungsstücke aus Tutanchamuns Grab gesehen habe, darunter ein paar goldene Sandalen. Sie sahen noch gut erhalten aus. Wie sie allerdings aussahen, als sie gefunden wurden, kann ich nicht sagen. Wahrscheinlich aber eher gelb durch den Sand.
Falls du dir die Sandalen ansehen möchtest:
http://www.tut-ausstellung.com/de/frankfurt/die-grosse-tutanchamun-erlebnis-ausstellung.html
Das Wichtigste bei Ausgrabungen ist die Dokumentation der Fundsituation (Fund und sein Umfeld). Denn beim Fortschreiten der Ausgrabung wird die Fundsituation zerstört und geht unwiderruflich verloren. Die Fundsituation wird sowohl fotografisch als auch zeichnerisch (d.h. in einer Maßstabszeichnung) festgehalten. Normalerweise wird eine Ausgrabung so lange fortgesetzt bis nichts mehr da ist d.h. bis auf den gewachsenen Fels bzw. natürlichen von Menschenhand unberührten Boden.
In Ägypten ist dies auf Grund der Größe der Unternehmungen und des aufzuwendenden Geldes allerdings nicht unbedingt so.
Beim Aufbrechen einer Grabkammer (in Ägypten habe ich selbst nie gegraben) dürfte also vermutlich erst die Fundsituation der Tür der Grabkammer dokumentiert werden. Das dauert und macht den Ausgrabungsleiter meist sehr nervös, weil er a) wissen will was hinter der Tür liegt, b) damit rechnen muss, daß Grabräuber ihm den Fund vor der Nase wegstehlen wollen. Daher werden solche Plätze dann bewacht.
Um die Neugierde zu befriedigen, werden oftmals kleine Löcher in die Tür gebohrt und per Minikamera, die dahinter liegende Grabkammer untersucht. Auch um abzuschätzen, welche Funde man erwarten kann (Das wäre sicher eine Geschichte an die Frau des Protagonisten wert). Danach wird die Grabkammer durchlüftet, um den Gehalt an Schimmelsporen (Fluch der Pharaonen) zu senken. Trotzdem geht man nachher noch mit Atemschutz 'rein.
Sehr schön kann man die einzelnen Schritte bei der Dokumentation der Grabung von Qatna (Syrien) verfolgen. Da bekommst du sicher auch eine Idee für einen möglichen Unfall (Schlangenbiss? Knöchel verstaucht? Von der Grabungskante gefallen?)
Zitat von: Sanjani am 15. April 2012, 14:05:58
Ist es dann eher unrealistisch, dass deutsche Archäologen in Ägypten was ausgraben?
Nein. Manchmal arbeiten sie auch als "Gast" bei Ausgrabungen anderer Nationen mit oder sind "zu Besuch".
Zitat von: Sanjani am 15. April 2012, 14:05:58
Und ich dachte, dass in der Wüste vielleicht eher mal was passiert, weil da ja so viel Sand ist. Ich wollte ihn nämlich in eine Grube stecken und dann die Grubenwände einbrechen lassen (also die Erde). Oder ist das völlig unrealistisch?
Eine Ausgrabungsstelle ist wie eine Baustelle, also immer auch gefährlich. Z.T. wird auch mit schwerem Gerät gearbeitet und Stromaggregaten für Licht und Kochgelegenheiten. Einbrechende Grubenwand finde ich nicht gut, dann laß ihm lieber was von oben auf den Kopf fallen.
Zitat von: Sanjani am 15. April 2012, 14:05:58
Und wie ist das mit z. B. Kleidungsstücken, wie gut sind sie erhalten? Welche Farbe könnten sie haben oder sind sie einfach grau, weil eingestaubt?
Kleidung ist in Ägypten eher haltbar auf Grund des Wüstenklimas. Allerdings sind fast alle Funde beim Finden unansehnlich, weil verdreckt. Das siehst du schon richtig. Aber der geübte Blick erkennt, durchaus beim zweiten und dritten Hinsehen, ob es etwas kostbares oder ob es sogar etwas außergewöhnliches ist.
Zitat von: Sanjani am 15. April 2012, 14:05:58
Ich wollte ihn nämlich in eine Grube stecken und dann die Grubenwände einbrechen lassen (also die Erde). Oder ist das völlig unrealistisch? Tut mir Leid, dass das jetzt etwas vom Thema weggeht.
Prinzipiell gibt es sehr strenge Vorschriften, wie es auf einer Grabung aussehen muss und was für Sicherheitsvorkehrungen beachtet werden müssen. Aber in der Realität werden viele davon gern umgangen. Wir haben in einer Lehrveranstaltung mal einige Grabungen besprochen, bei denen Unfälle passiert sind, und das häufigste waren da tatsächlich Gruben, bei denen die Kanten weggebrochen sind - wodurch dann entweder jemand reingestürzt ist oder unten jemand verschüttet wurde. Sowas hätte bei uns bei den Gräberfeldern auch leicht passieren können, da es schon ab und zu passiert ist, dass man die Grube nach unten erweitert hat, wenn die Grabgrube eben doch breiter war als erwartet. Dadurch bildet sich dann ein Überhang, und das kann natürlich gefährlich werden.
ZitatIst es dann eher unrealistisch, dass deutsche Archäologen in Ägypten was ausgraben?
Das Deutsche Archäologische Institut hat eine ganze Reihe von Grabungsprojekten in Ägypten, unter anderem in Theben-West, in Dahschur und Elephantine. Auf der Webseite des DAI (http://www.dainst.org/de/) kannst du mal unter "Forschungsprojekte" suchen, da bekommst du vielleicht einen ganz guten Eindruck, was alles so in Ägypten ausgegraben wird derzeit.
Zitat von: Alessa am 15. April 2012, 16:30:30
Wie lange allerdings die jeweiligen Grabungsperioden gehen, weiß ich nicht. Im Sommer ruhen sie auf jeden Fall.
Ruhen die sicher alle im Sommer? Ich weiß nicht, wie es jetzt ist, aber zumindest vor ein paar Semestern gab es vom Österreichischen Archäologischen Institut im Sommer sowohl in Palmyra als auch in Ägypten Grabungen.
Soll es denn etwas Handlungstragendes sein, das er findet? Also muss es auch interessant und spannend sein, oder darf es auch völlig belanglos sein, im Sinne von: Hauptsache er kann darüber schwärmen? Hatte vor einiger Zeit eine Vorlesung über Tierfunde, da könnte ich im Skript mal nachsehen, ob man davon etwas verwenden könnte (Archäozoologie spielt ja in der Forschung eine nicht zu unterschätzende Rolle, da man zum Beispiel Rückschlüsse auf die Geschichte der Ernährung, Krankheiten, Handel usw. ziehen kann).
Ansonsten kann ich dir auch militärische Funde (Waffen, Lager, Schriftstücke) empfehlen. Ägypten war ja in der Antike römische Provinz und deshalb gibts dort auch Unmengen an Funde.
Hallo ihr Lieben,
herzlichen Dank für die vielen Antworten, jetzt sehe ich klarer. Ich denke, dann kann ich das mit der einstürzenden Grubenwand doch lassen, aber ich werde da medizinisch noch recherchieren.
So, nun zum eigentlichen Thema: Der Gegenstand bzw. die Gegenstände, die er findet, sind nicht handlungstragend. Es ist einfach die Einstiegsszene für das Buch, wo ich beide kurz vorstellen will und v. a. auch das Verhältnis, das sie zueinander hatten. Man könnte dafür auch jede x-beliebige andere Szene nehmen, aber irgendwie gefiel mir das mit den Funden einfach. Könnte er z. B. Waffen auch in einem Gebäude finden? Ich hab nämlich überlegt, dass das mit der Grabkammer doch keine so gute Idee ist, weil sein Unfall ja ein paar Tage danach passiert und die Kammer da ja aber schon ausgegraben ist, sodass es da keine Grube mehr geben dürfte, die weiter ausgehoben wird. Aber wenn er in einem Gebäude ist, dann ist das ja vllt noch nicht vollständig ausgegraben und da könnte ihm dann noch was passieren. Ich würde dann nämlich zu Waffen tendieren. Macht Sand immer gelbliche Färbung oder war das bei den Sandalen nur, weil die selber goldfarben waren (für Sehende eine komische Frage, vermute ich mal :) ).
Danke auch für die Links. Einen Teil davon habe ich mir schon angeschaut
Grüße
Sanjani
Hallo Sanjani,
klar könnte er auch Waffen in einem Gebäude finden; vielleicht ist ein Gebäude auch "einfacher" zu finden als eine absichtlich unterirdisch angelegte Grabkammer... Wegen des Unfalls brauchst du dann wohl ein so groβes, dass auch ein paar Tage später noch nicht klar ist, ob es nicht doch einsturzgefährdet ist - oder du legst einfach eine Fehleinschätzung zugrunde, also die Grabungsstätte wird freigegeben und dann passiert deinem Prota doch noch etwas... An was für ein Gebäude dachtest du denn da? Vielleicht kann auch ein weiteres Gebäude innerhalb eines schon bekannten Tempelkomplexes entdeckt werden, eine unterirdische Kammer oder Ruinen eines noch älteren Gebäudes unter einem, das bereits entdeckt wurde, dann musst du dir keine komplett neue archäologische Stätte ausdenken, oder hattest du das vor? Von neuen Entdeckungen in bereits bekannten Tempelanlagen etc. liest man in den Nachrichten schlieβlich öfter. Genauso liest man aber auch von Ruinen, die mitten in Städten, beispielsweise in Alexandria, gefunden werden. - Da die Gegenstände nicht wichtig für die Handlung sind, gehe ich davon aus, dass auch die Epoche, aus der die Funde stammen, keine Rolle spielt?
Und was die Sandfarbe angeht: Ich bin jetzt keine Archäologieexpertin, aber ich war in den letzten Wochen in ziemlich vielen Museen hier in der Gegend (ebenfalls Wüstenklima, viele der ausgegrabenen Gegenstände waren also ein paar Jahrhunderte im Sand verbuddelt) und konnte dort keine spezifisch durch den Sand verursachten Veränderungen an Waffen oder anderen derartigen Gegenständen entdecken. Das trifft meiner Meinung nach eher auf Textilien zu, in deren Fasern sich der Sand / Staub festsetzt, den müssen die Archäologen dann mühsam wieder herausbürsten, damit man etwas von der Originalfarbe der Kleidung sieht. - Ich lasse mich aber gern eines besseres belehren von jemandem, der sich damit vielleicht besser auskennt ;) - Nachdem ich mir also in den letzten Tagen sehr viele Fundstücke angeschaut habe, kann ich dich auch nur in der Tendenz zu den Waffen bestätigen, ich kann jetzt schon keine Tonkrüge mehr sehen ;D Alternativ könnte dein Prota aber auch Figuren / Statuen etc. finden, die würde ich auch eher in einer Tempelanlage vermuten als Waffen. Bei groβen Statuen bestünde zudem die Möglichkeit, dass durch Rütteln etc. daran sich etwas oben löst und deinem Prota auf den Kopf fällt... ;)
LG
Notrya
Hallo Notrya,
du hast Recht, die Epoche spielt keine allzu große Rolle. Da dachte ich, ich such mir einfach eine raus und schau nach, was die so für Waffen führten. Die würde ich dann beschreiben. Mir war es erst einmal wichtig zu klären, was er finden könnte und wo.
Ob ich ein neues Gebäude erfinde oder eine Ruine unter einem schon entdeckten Gebäude entdecken lassen, bin ich mir noch nicht sicher. Ich persönlich mag es nämlich nicht, wenn ein Autor über etwas Bekanntes schreibt und da dann was dazuerfindet. Ich würde mich fragen, gibt's das wirklich und dann selber recherchieren und dann wäre ich wohl enttäuscht, wenn es das nicht gäbe. Aber was komplett Neues zu erfinden ist irgendwie auch schlechter Stil. Andererseits vllt schreib ich auch nichts darüber, was genau er ausgräbt, sondern nur, dass sie einen Teil eines Gebäudes gefunden haben, der aussieht, als hätte es sich einst um eine Waffenkammer gehandelt. Dann wär ich aus dem Schneider :) Aber zu 100% steht das noch nicht fest.
LG Sanjani
Zitat von: Sanjani am 15. April 2012, 14:05:58
Ist es dann eher unrealistisch, dass deutsche Archäologen in Ägypten was ausgraben? V. a. weil die Grabung im Frühsommer, so Mitte Mai, stattfinden soll?
Also, zb. innerhalb des Theban-Mapping-Projects arbeiten internationale Archäologen, unter anderem auch deutsche. Da wäre es sicherlich kein Problem. Hier mal der Link: http://www.thebanmappingproject.com/
Ansonsten noch das von Judith bereits erwähnte Deutsche Archäologische Institut.
Da man auch heute noch davon ausgeht, dass der größte Teil der Ägyptischen Altertümer immer noch unter dem Sand schlummert, kannst du einfach etwas neues "erfinden". Ich ärgere mich immer, wenn ich in Romanen bekanntes erkenne, dass verfremdet wurde oder dem etwas hinzugedichtet wurde. Gerade im Bereich Antike wird das ja gerne praktiziert und lässt mir immer die Hutschnur hochgehen.
Lass ihn etwas entdecken, von dem man nicht genau weiß, was es ist. Hieroglypen kann man zwar heutzutage wesentlich schneller entziffern, aber die genaue Bedeutung von Gebäuden erschließt sich da nicht immer durch. Ein Hauch von mysteriösem darf sich da ja schon durchziehen, denke ich?
Hallo Moni,
auch dir herzlichen Dank. Du hast meine Meinung über Hinzugedichtetes total bestätigt. Ich denke also, es wird einfach was ganz Neues werden, wo er noch nicht weiß, was es sein könnte. Es ist ja auch nicht handlungstragend, insofern passt das dann schon. Vielen Dank für euere Hilfe. Ich würde dieses Thema dann als erledigt betrachten. Mal schauen, ob ich es selber schließen kann.
LG Sanjani