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Dienstgrade und Aufgaben im Heer

Begonnen von Vali, 28. März 2009, 18:09:08

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Vali

Es sind zwar nur Details, dennoch stehe ich mit meinen Soldaten auf Kriegsfuß, auch im wahrsten Sinne des Wortes.

Ich brauche unbedingt Informationen, welche Aufgaben bestimmte Dienstgrade im Heer zu erfüllen haben. Beispiel: Was sind das für Soldaten bei einer einfachen Grenzpatrouille und was für einen Rang hat ihr Anführer? Wer muss Nachtwache halten? Wer ist für die Ausbildung der Rekruten zuständig?

Da mein Setting recht modern ist, habe ich mir gedacht, dass ich mich an der Bundeswehr und bei meiner Raumschiffflotte an der Luftwaffe orientiere. Als Frau, die noch nie bei der Bundeswehr war und sonst keine Ahnung von dem Thema hat, fällt mir die Recherche sehr, sehr schwer.
Ich habe schon Google bemüht und zum Beispiel diesen Wikipediaartikel angeschaut: http://de.wikipedia.org/wiki/Dienstgrade_in_der_Bundeswehr und auch durch die Webseite der Bundeswehr habe ich mich gewühlt. Das was ich gerne wissen möchte, wird entweder gar nicht oder so kompliziert erklärt, dass ich nur Bahnhof verstehe. Ich weiß nur, was ein Rekrut, Gefreiter und General ist und dass es sowas wie Offizier und Unteroffizier gibt.
Meine Güte, ich will doch nur wissen, wie sich meine Soldaten gegenseitig ansprechen, was das für ein Vorgesetzter sein soll, der seinen Soldaten befiehlt meinen Prota durch die Gegend zu schubsen. Stattdessen werde ich mit Abkürzungen wie GefrUA/GUA und unverständlich erklärten Wörtern wie z.B. Portepee beworfen. ??? Es ist zum Heulen. Gibt es vielleicht irgendwo einen Link oder Buch über die Bundeswehr für Dummies?  :'( Ich brauche eigentlich nur eine Liste, in der die Dienstgrade nach Aufgaben aufgeführt werden. Wieviel Gehalt sie bekommen und was für Vorraussetzungen man für einen bestimmten Dienstgrad haben muss, ist nicht von Interesse. Es muss auch nicht so ausführlich sein. Die Soldaten spielen zwar nur kleine Nebenrollen, sind aber trotzdem Teil der Geschichte.
Ich bin für jede Hilfe dankbar!

Churke

Die Sache ist im Grunde ganz einfach. Wenn die Bundeswehr eine Baustelle ist, dann sind die Mannschaften die Bauarbeiter, die Unteroffiziere die Vorarbeiter, die Leutnante bis zu den Hauptleuten sind die niederen Offiziere und was darüber kommt, sind die Ingenieure, die Architekten und die Bauaufsicht.

Portepee-Unteroffizier ist auch ganz einfach erklärt: Wenn du die dir Dienstgradabzeichen der Unteroffiziere anschaust, dann siehst du, dass die Feldwebel Wimpel auf der Schulter haben. Daran erkennt man die Portepee-Unteroffiziere. Sie haben einen höheren Dienstgrad.

Der X/UA (Unteroffiziersanwärter) ist kein wirklicher Dienstgrad, das vergisst du am besten.

Bei einer Grenzpatrouille ist der Führer wahrscheinlich ein Unteroffizier oder Stabsunteroffizier, möglicherweise auch ein Feldwebel. Leutnant ist sehr unwahrscheinlich, alles darüber eher abwegig. Die Anrede kann zackig sein "Herr Stabsunteroffizier, da bewegt sich was!" oder eher locker: "Ey, Stuffts, da bewegt sich was!", das kommt darauf an.

Smaragd

Zitat von: Vali am 28. März 2009, 18:09:08
Ich brauche eigentlich nur eine Liste, in der die Dienstgrade nach Aufgaben aufgeführt werden.

Da kann ich mich nur anschließen! Aufgaben und am besten gestaffelt nach Rang, das wäre äußerst praktisch, wenn jemand da Bescheid weiß...?

Volker

Eigentlich ist so eine Rangfolge ganz einfach:

  • Die einfachen Soldaten - beim Bund "Gefreite" (die mit schrägen Strichen) - auf dem Bau die Maurer, Gesellen und Lehrlinge
  • Die Leute, die einen Trupp anführen - beim Bund Unteroffiziere und Feldwebel (mit Pfeil-Varianten) - auf dem Bau Poliere, Vorarbeiter und Meister
  • Abteilungsleiter / Studierte / Spezialisten- beim Bund Offiziere (mit Diamanten) - auf dem Bau Ingenieure, Architekten 
  • Die Strategen und Richtungsentscheider - beim Bund Major/Oberst/General und Admiräle  (Kranz bzw. waagerechter Strich) - beim Bau der Bauleiter bzw. Auftraggeber

Innerhalb dieser Gruppen gibt es dann noch weitere Abstufungen, aus denen sich z.B. die Unterscheidung der Uffze mit und ohne Portepee historisch herausgebildet hat: die ohne sind einfach niedriger im Rang.
Die Wikipedia-Seite (http://de.wikipedia.org/wiki/Dienstgrade_in_der_Bundeswehr) kannst Du jeweils von rechts nach links und unten nach oben aufsteigend lesen.

Ein netter Vergleich mit anderen Ländern ist in den Nato-Rangstufen zu lesen: http://de.wikipedia.org/wiki/NATO-Rangcode

Ich war zwar nie beim Bund (sondern 20 Monate Zivi), aber wenn ich das richtig verstehe, durchläuft ein zukünftiger Offizier die Stufen:

  • Soldat
  • Gefreiter / Offiziersanwärter (Gefreiter/OA)
  • Fahnenjunker
  • Fähnrich
  • Oberfähnrich
  • Leutnant (der erste Offiziersrang)

Das heißt, wenn von vorneherein klar ist, dass er diese Linie einschlagen will (daher der waagerechte OA-Streifen in den Nicht-Ofifziersabzeichen) - und geeignet ist. Sonst dackelt er halt langsam die Gefreiten hoch...

Mrs.Finster

Wie sieht es eigentlich bei mittelalterlichen Heeren aus?
Bei mir heißt es nur Heermeister, Soldat und gegenfalls Truppe/ Einheit. Auch nicht gerade sehr einfallsreich. Kann mir da jemand helfen :hmmm:
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Churke

Deine wenig einfallsreiche Einteilung ist durchaus zutreffend.  ;)

Ein mittelalterliches Heer ist keine moderne Armee, sondern ein Konvent von Lehensherren ("Die Ritter und ihre Männer), ein städtische ("Die Zunftmeister und ihre Zünfte") oder ein ländliches ("die Dörfer") Aufgebot. Söldner gab es auch, aber die wurden nicht regelmäßig bezahlt und so ging deren Disziplin gegen 0. Die Befehlskette dürfte wohl Ähnlichkeiten mit der einer Räuberbande haben... ::)

Thosuko

Du musst das Heer in seine Einzelteile zerlegen. Von einem einfachen Soldaten bis zu einer Armee.
Fangen wir an!
Soldat ohne Rang (Rekrut) bist du bis zur Vollendung der Grund und Vollausbildung.
Danach bekommst du einen Streifen und bist Gefreiter in einer Gruppe von sagen wir mal zehn Mann.
Diese Männer werden von einem Stabs/Unteroffizier, Ober/Feldwebel (Gruppenführer) geführt. Diese Männer gehören einem Zug an.
Es gibt zum Beispiel drei Züge, diese Züge befehligt meist ein Hauptfeldwebel/Ober/Stabs/Oberstabs/.
Die Züge zusammengefasst, ergibt eine Kompanie. Die Kompanie wir von einem Offizier geleitet, Leutnant/Oberleutnant/Hauptmann.
Mehrere Kompanien bilden ein Bataillon. Hier schwingt ein Oberstleutnant/Oberst das Zepter.
Dann kommt die Brigade - General*
Korps - General**
Division - General***
Armee - General****
Ausgebildet werden die Jungs von Unteroffizieren/Feldwebel
Bei einer Wache befehligt auch ein Unteroffizier/Feldwebel meist sechs Wachleute, die sich alle zwei Stunden mit Streifelaufen abwechseln. Gibt es ein Problem, sitzt der Wachhabende Offizier an der Strippe - bis Oberleutnant. Höhere Dienstränge schnarchen lieber in der Nacht.

Na dann viel Spaß

Gruß
Thosuko

Nachtblick

Zitat von: Mrs.Finster am 29. März 2009, 10:35:49
Wie sieht es eigentlich bei mittelalterlichen Heeren aus?

Im Grunde wie Churke gesagt hat. Leider ist dazu noch sehr wenig vom Aufbau des Heeres überliefert.
Ich habe mir die Ränge und die Aufgaben des Heeres für meinen Roman praktisch selbst zusammengebastelt - halb recherchiert und den Rest frei Schnauze ergänzt.
Im Netz habe ich mir diese drei Seiten gespeichert, vielleicht ist ja was für dich dabei:

Link 1
Link 2
Link 3

Mrs.Finster

Vielen Dank für die zahlreichen Antworten  ;)
Zum Glück muss ich doch nicht so viel abändern. Aber da mein großer Krieg noch ,,bevor steht" wird mir das sehr helfen  :jau:
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Vali

Hui, auch ich bedanke mich für eure Hilfe! Der Vergleich mit der Baustelle ist echt gut. Ebenfalls hilfreich ist die Gliederung der Armee. Dann hat man auch in etwa eine Vorstellung wie groß eine Truppe sein muss. Mal wieder was gelernt ;D Danke!
Der Anführer der Grenzpatrouille ist also Stabsunteroffizier und wenn nachts im Lager plötzlich ein Zivilist auftaucht und einen auf Prota macht, wird der Leutnant aus den Federn geholt, ok.
Eine konkrete Frage noch: Wenn mein Prota mal wieder einkassiert wird, wer darf ihn verhören? Oder geht er als Zivilist an die Polizei?

Ist für mich aktuell zwar noch ca. 6 Kapitel entfernt, was die Luftwaffe angeht, aber die ist zum Glück wie die Bundeswehr gegliedert (haha, sie ist ja auch Teil der Bundeswehr ;D ). Ihre Aufgabenbereiche werden im Wikipediaartikel erklärt: http://de.wikipedia.org/wiki/Luftwaffe_(Bundeswehr)
Hab den Artikel nur überflogen, aber der scheint einigermaßen verständlich zu sein. Wenn ich es doch nicht verstanden habe, melde ich mich nach 6 Kapiteln wieder ;)

Thosuko

#10
ZitatEine konkrete Frage noch: Wenn mein Prota mal wieder einkassiert wird, wer darf ihn verhören? Oder geht er als Zivilist an die Polizei?

Erst wird sich das Millitär um ihn kümmern. Die Feldjäger werden ihn abholen und das Verhör wird der MAD(Millitärischer Abschirmdienst) machen.  Die werden ihn durchleuchten und wenn er keine Gefahr sein sollte (Spion), gibts eine Anzeige und er wird der Poizei übergeben.

Gruß
Thosuko

Lomax

Du solltest allerdings auch bedenken, dass für die Darstellung einer militärischen Einheit auch mehr gehört als "nackte" Fakten. Wenn du in deinem Roman ein "Heer" und eine "Luftwaffe" hast, wäre es vielleicht noch interessant, die unterschiedliche Atmosphäre selbst bei gleicher Ranggliederung und gleichem Regelwerk einzufangen.
  Um das an einem Beispiel zu illustrieren: Mein Großvater hatte ja gern die Anekdote erzählt, wie seine Einheit gleichzeitig mit einer Einheit Pionieren auf einem Flugplatz in Norwegen ankam. Die Pioniere haben gleich Schutzgräben ausgehoben - die Luftwaffeneinheit stand daneben und hat ihre Witze gemacht. Bis zum ersten Luftangriff auf den Flugahfen :zensur:
  Ich persönlich habe es dann in der Grundausbildung erlebt, dass mein Trupp oben auf einem Hügel saß. Dann stellte ein Kamerad gelangweilt fest: "Guckt mal, da unten rennen ja welche mit Gepäck." Woraufhin der Unteroffizier antwortete: "Das muss Heer sein." Wie man sieht, ändern sich manche Dinge wohl nicht.
  Wir hatten "befreundete" Einheiten bei der Marine, und zu einer davon wurde ich auch mal ganz formlos für zwei Wochen versetzt, um einen Schein für Landungsboote zu machen. Aber zum Heer wurde Distanz gehalten und vom Hauptmann auch mal ein Tag Sonderurlaub ausgelobt für jedes Barett, dass wir bei einer gemeinsamen Übung von einem Panzergrenadier erbeuten können.
  Es wäre also sicher lebendiger, wenn du deine Truppendarstellungen nicht nur an den nachschlagbaren Rangbezeichnungen etc. festmachst, sondern auch "gefühlte" Unterschiede zwischen den Truppen einfängst, die jenseits des Protokolls einfach für eine andere Stimmung sorgen, je nachdem, wo deine Protagonisten gerade sind.

Vali

#12
Danke nochmal für eure Antworten. Ich denke, ich werde die Feldjäger und die vom Militärischen Abschirmdienst nicht explizit mit ihrer Bezeichnung erwähnen, weil mein Prota weiß eh nicht, was das für Leute sind, die ihn da einkassieren und unbequeme Fragen stellen. Aber es ist gut für mich zu wissen.
Die Dienstgradbezeichnungen brauchte ich für ein paar Dialoge, die mein Prota mitbekommt. "Unser Vorgesetzter hat uns angewiesen..." und "Ruft einen Vorgesetzten" kamen mir nämlich blöd vor und ich wollte mir nicht wieder Namen ausdenken. Ansonsten bekommt man vom Innenleben der Armee kaum etwas mit. Mein Prota schleicht nur über die Grenze, schmuggelt sich an Wachen vorbei, findet sich in einem Lager wieder und wird schließlich erwischt. Er trifft also nur auf Heer bei der Arbeit.

Die Raumschiffflotte hat mit all dem nichts zu tun. Ich habe im Orbit einen Raumschiffstaat, den mein Prota vielleicht auch mal besuchen darf. Da hätte ich eher Gelegenheit Beziehungen innerhalb einer Truppe darzustellen. Ah moment, es sind zwei Raumschiffstaaten. Wenn die sich in die Haare kriegen, muss ich wieder wissen wer hier wem die Befehle gibt und wer was zu tun hat.
Mein Prota lernt später auch zwei Figuren kennen, die da was zu sagen haben. Wär gut zu wissen, wie die sich schimpfen dürfen. Ansonsten habe ich noch nichts genaueres geplant. Ich bin mit Plotten noch nicht so weit. Vielleicht fällt das sogar dem Rotstift zum Opfer. Mal sehen.

Churke

Zitat von: Thosuko am 29. März 2009, 15:34:01
Erst wird sich das Millitär um ihn kümmern. Die Feldjäger werden ihn abholen und das Verhör wird der MAD(Millitärischer Abschirmdienst) machen.  Die werden ihn durchleuchten und wenn er keine Gefahr sein sollte (Spion), gibts eine Anzeige und er wird der Poizei übergeben.

Machen kann das (deutsche) Militär nach meinem Rechtsgefühl aber genau gar nichts. 


Thosuko


ZitatMachen kann das (deutsche) Militär nach meinem Rechtsgefühl aber genau gar nichts.

Wenn er auf ein militärisches Gelände eindringt (Kaserne etc.) wird er nicht von Polizisten abgeführt. Die Polizei hat auf militärischem Gebiet keine Befugnisse. Die haben brav anzufragen. Die ersten Verhöre werden nicht von der Kripo geführt sondern vom MAD. Nur weil jemand in Zivil rumrennt muss es kein Zivilist sein.  Die Geheimdienstler werden ihn erst übergeben, wenn sie glauben, er wäre keine Gefahr für den Staat. :hand:
Kannst ja mal über eine Kasernemauer klettern, ein paar Fotos schießen und es dann austesten. ;D