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Wie konnte ich denn diese vielen Beiträge verpassen? Nun, es war eine schwierige Woche. Nicht nur weltpolitisch, sondern v.a. privat. Meine Oma ist gestorben und wurde Freitag beigesetzt. Trotzdem habe ich hin und wieder mal reingeklickt und nix gesehen... egal!]
@Jantasy : Dein Vorschlag geht in eine spannende Richtung! Letztlich hat er mit seinen Fähigkeiten als Schreiber schon etwas, was ihn von den meisten der Brüder unterscheidet, was aber auf ihren Abenteuern selten Anwendung findet. Aber vielleicht kommt auch noch etwas dazu? Darüber muss ich noch nachdenken. Zu einzelnen seiner Brüder habe ich mir tatsächlich schon sehr weitgespannte Entwicklungen gedacht, zu Perle, um den es hier ja geht, allerdings nicht. Das sollte ich in der Tat nicht versäumen. Zu deinen Fragen: "Meine Welt" ist eine erfundene Zeit. Das Worldbuilding greift aber durch Dimensionsöffnungen/ Zeittore, wie auch immer man es nennen will, auf die Menschheitsgeschichte zurück, d.h. exakt unsere Geschichte, aber auch Abwandlungen davon. Im "Kontinuum" der Welt gibt eine unendliche Zahl von Entwicklungen der irdischen Geschichte, andere Kontinente, andere Kreaturen. Und dabei auch ein paar Anleihen von Lovecraft. Aber

ich weiß nicht, ob das hier schon den Regeln dieses Formats widerspricht. Über das größere Worldbuilding und deinen Roman können wir ja auch vielleicht per PN quatschen
@Der Inspektor : Oh super, danke! Ja, in Perle schlummern noch einige Konflikte. Ich glaube, gerade gegenüber Babuterti hat Perle einen Hass, den zwar auch seine Blutsbrüder empfinden, aber nicht in dieser Intensität. Für die Blutsbrüder sind diese Menschen Fremde, die einen ihrer Brüder auf dem Gewissen haben. Für Perle sind das Angehörige seiner Kultur, die diese Kultur aufgegeben haben und Bestien geworden sind. Im Rahmen seines Brüderbundes äußern sich seine Verluste in starker Anhänglichkeit. Diese tritt in den Episoden selten zutage, weil die Brüder sowieso sehr viel Zeit miteinander verbringen und es zu den Regeln des Bundes gehört, dass man sich nicht ohne wirklich guten Grund trennt.
Stichwort Rache: Da gibt es ja zwei mögliche Zielscheiben - die Drachen, die seine Heimatstadt zerstört haben, und die Hüter des Himmlischen Schatzes - also die Fanatiker, die den Blutsbruder und seinen Lehrmeister auf dem Gewissen haben. Die Gesellschaft der Brüder und die Distanz zu diesen Schauplätzen lenkt ihn meistens davon ab, aber nicht immer. Eine kleine Äußerung kann reichen, um diese Wunden wieder aufzureißen. Noch ist Perle aber im "Fright/ Flight Mode" - er hat eher Angst vor seinen früheren Herren und Alpträume von der Zerstörung seiner Stadt. Die Entwicklung wird aber dazu führen, dass er seinen Peinigern aktiver entgegen treten wollen wird. Ob er dabei brutal und kalt wird oder sich trotz neuen Mutes seine Menschlichkeit bewahrt, das hängt dann vielleicht auch am Einfluss seiner Blutsbrüder
@Zauberfrau Sei gegrüßt! Ich habe bisher nicht gewusst, dass ich auch selbst sprechen darf, entschuldigt dieses Versäumnis. Ich würde mich auch nicht schüchtern nennen, sondern eher vorsichtig und vernünftig. Meine Kindheit... war leider kurz und kommt mir mittlerweile sehr weit weg vor, wie ein Traum. Den anderen Sklaven, mit denen ich in den vielen Jahren bis zu meiner Befreiung zu tun hatte, durfte ich von meiner Herkunft nicht erzählen, damit sie mich nicht ausschlossen und dachten, ich würde mich für etwas Besseres halten. Es ging also immer nur um das Steine hauen, den Schlangenfraß, den wir vorgesetzt bekamen, welche Aufseher schlimm/ erträglich waren. Es ging immer nur um den Tag, den wir lebten, nie darum, wer wir vorher waren. Ich habe das auf dem harten Weg gelernt, nachdem ich mich in den frühen Jahren einer Frau aus den Ostgebieten von Ur anvertraut hatte. Die Hüter des Himmlisches Schatzes hatten sie von ihrem Verlobten getrennt, verschleppt - und nun knüpfte sie Seile, wusch Kleider und kochte für ihre neuen Herren. Lumma hieß sie. Sie hatte Ur nie besucht, also erzählte ich ihr von den üppigen Gärten meiner Eltern, von den Bewässerungskanälen, die abends in allen Himmelsrichtungen in der Sonne glitzerten, von dem Badehaus, in das mein Onkel mich einmal mitgenommen hatte, und all den Süßigkeiten. Aber ich merkte an den vielen Fragen, die sie hatte, auch, wie wenig ich selbst von meiner Heimat gesehen hatte. Ich erzählte Lumma viel, wir tauschten kleine Botschaften aus und hatten schließlich auch eine gemeinsame Nacht. Am nächsten Tag war sie fort, keine Ahnung wohin, warum. Die anderen im Steinbruch wussten es nicht oder wollten es mir nicht sagen. Es gab noch einmal eine Frau, Jahre später, als neue Herren mich längst als Schreiber einsetzten, die an mir Gefallen fand. Ich merkte nach zwei Wochen, dass sie über mich versuchte, die Herren auf sich aufmerksam zu machen. Ihren Namen benutze ich nicht mehr.
Es sind vor allem einzelne Tage aus meiner Kindheit in Ur, an die ich mich immer wieder erinnert habe: Meine Geburtstage, eine große Willkommensfeier für Vater, der von wichtigen Geschäften zurückkehrte, wobei meine Mutter schon Wochen im Voraus die Dienerschaft umher scheuchte und selbst meinen Schwestern Angst einjagte. Dabei hatte sie einmal aus Versehen auch mich angekeift - und sich gleich unter Tränen entschuldigt und einen Spaziergang durch den Palmengang mit mir gemacht.
Den kleinen Jungen, der ich damals gewesen bin, habe ich tief weggeschlossen, während ich für meine Herren protokollierte, welche und wie viele Gegenstände sie in diesem und dem nächsten Dorf erbeutet hatten, welche weiteren Orte sie lohnen mochten und welche Männer und Frauen man dort ausschalten sollte, um den Widerstand der Bevölkerung gleich zu unterbinden.
Die Hüter hatten wieder einmal Beute gemacht, als die Blutsbrüder sie ausfindig machten und Tarnjam, einer von ihnen, mir begegnete. Er wollte von mir Informationen über die Fanatiker gewinnen und sah irgendetwas in mir, das ihn davon überzeugte, dass die Brüder mich den Hütern entreißen mussten. Die Brüder waren schon zu Acht, als sie mich trafen und befreiten.
Auf Tarnjams letzten Willen hin brachten sie mich zu ihrem Steinkreis in den Sümpfen und vollzogen das Aufnahmeritual mit mir. Ich weiß zwar nicht, wer Karl May ist (

), aber die "Bluts"-Bruderschaft haben wir so vollzogen, wie du sie beschrieben hast. Auch mein Spitzname "Perle" hängt mit Tarnjam zusammen. In der Sprach seiner Heimat bedeutet sein Name "Steinhauer". Mein eigentlicher, akkadischer Name bedeutet zwar "Der Gute", aber in der Sprache meiner Blutsbrüder klingt er ein bisschen wie deren Wort für "Kieselstein/ Perle". Meine Brüder finden das passend, dass ihr "Steinhauer" mich gefunden hat, und nennen mich daher so.
Meine Haare fangen sich an, leicht zu kräuseln, wenn ich sie länger wachsen lasse. Ich schneide sie aber kurz, wann immer wir uns als Brüder dafür zusammen setzen. Es ist eines der Rituale, das wir pflegen. Unsere Kleidung ist rein pragmatisch. Ich habe auch keinen Drang, die Trachten meiner Kindheit und Jugend wieder anzulegen. Es war die Kleidung von Herren, von Sklavenhaltern. Jetzt trage ich die Kleidung von Brüdern, gleicher unter gleichen.
Ich liebe Waffen nicht. Ich habe (je nachdem, an welchen Punkt meiner Geschichte man blickt) noch nie einen Menschen getötet, kann jedoch leidlich gut kämpfen dank der Ausbildung meines Meisters.
Getrieben bin ich im Moment eher von dem Bedürfnis, in freundschaftlicher Gesellschaft zu sein und mein Leben für eine gute Sache einzusetzen. Dass ich dabei unter meinen Brüdern nicht den Ton angebe, stört mich nicht. Ich bin glücklich, dass sie mir nicht den Tod ihres Blutsbruders anlasten und sich bemühen, auch meine Meinung zu anstehenden Entscheidungen einzuholen. Das ist auch eine Pflicht, der ich eifrig nachkomme. Mein Widersacher sind alle, die sich uns in den Weg stellen - allerdings muss ich gestehen, dass ich den Hass auf diesen Großfürsten, den meine Blutsbrüder empfinden, nicht teilen kann. Ich habe ihn nie gesehen, kenne ihn nur durch ihre Erzählungen. Klar, ich werde auch in ihrer Heimat Drachenturm an ihrer Seite dafür kämpfen, einen gerechten Herrscher auf den Stuhl des Großfürsten zu bringen - aber das könnte noch sehr lange dauern. Vielleicht ist meine Distanz zu dieser ganzen Vorgeschichte meinen Brüdern später ja sogar von Nutzen?
Wer weiß, was die Zukunft bringt!
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Das hat Spaß gemacht! Danke für die tollen Fragen! Da musste ich z.T. doch echt tief buddeln. Ich muss mir meine Antworten wahrscheinlich auch irgendwo speichern. Manches ist an dieser Stelle vielleicht noch nicht so detailliert geworden, aber bohrt gerne nach

Und je nachdem, wie eng/ weit das hier mit der Vorstellung eines Charakters gesehen wird, können wir uns wie gesagt übers Worldbuilding unserer Welten auch gerne via PN austauschen
LG Blaustein