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Allgemeines => Buch- und Verlagswesen => Thema gestartet von: Kaeptn am 07. Oktober 2010, 08:30:51

Titel: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Kaeptn am 07. Oktober 2010, 08:30:51
Hallo,

bin gerade bei heise über diesen Artikel gestolpert.
http://www.heise.de/newsticker/meldung/E-Books-Harter-Uebergang-fuer-den-Buchhandel-1102889.html

Zitat"Der Übergang wird sehr hart werden", so Betts. Das Geschäft mit E-Books werde von Online-Händlern dominiert. Daher werde es künftig weniger Geschäfte im Bucheinzelhandel geben, sagte die Expertin voraus.

Fragt man im Bekanntenkreis, schütteln die meisten über eBooks nur den Kopf und wollen lieber "richtige" Bücher haben, aber die technikgeile Jugend, die sich ein Leben ohne Handy und neuerdings Smartphone schon gar nicht mehr vorstellen kann und (was den männlichen Teil angeht) das Wort "Buch" meist nur mit Schule assoziiert, sieht das vielleicht anders.

Dennoch wundere ich mich sehr, dass gerade Verlage das Thema eBook so forcieren. Denn, wie es auch in dem Artikel so schön heisst: "Das Vorrecht der Verlage auf Vertrieb, Kontrolle und Eigentum von Inhalten habe ausgedient."
Genau das ist ja der Punkt. Was tut der Verlag für mich als Autor noch, wenn es als eBook erscheint? Lektorieren, eventuell Marketing. Aber der ganze Vertriebsteil, das, was ein Autor im Printbereich niemals allein leisten kann, fällt komplett weg, womit man sich als Autor schnell fragen kann, wozu man für ein reines eBook noch einen Verlag braucht.

Dazu haben die Verlage mit dem eBook den "Raubkopierern" Tür und Tor geöffnet. Früher musste ein gedrucktes Werk dazu erstmal digitalisiert werden, sowas hat bestimmt nicht mal eben der 14jährige Schüler bei Rapidshare reingestellt. Ein eBook zu knacken und hochzuladen ist da weit weniger Aufwand.

Für mich persönlich machen eBooks allenfalls als Sachbücher Sinn, da kann man schnell suchen und finden, unterstreichen, Notizen pinnen usw, ohne dass das Buch dabei Schaden nimmt. Ein Unterhaltungsbuch würde ich nur als eBook lesen, wenn es DEUTLICH billiger wäre, als das Printpendant. Schließlich spart der Verlag Druck und Vertrieb, während ich beim Lesen Strom verbrauche.

Ich bin jedenfalls gespannt, wie das die nächsten Jahre weitergeht, wo jetzt die Tablets den Markt überschwemmen und damit in den nächsten Monaten die Zahl der verkauften (zumindest potentiellen) eBook-Reader-Hardware massivst zunehmen wird.

Aber wir haben ja diverse Buch-Leute hier unter uns, deren Meinung mich sehr interessieren würde. Wie bereiten sich z.B. Bibliotheken darauf vor? Wird man (schon wegen der Kopiergefahr) jemals eBooks leihen können? Und haben wir auch eine/n Buchhändler/in unter uns? Sorge wegen der eBooks, oder doch viel Lärm um nichts?
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Geli am 07. Oktober 2010, 13:00:29
Ich kann dazu nur sagen, wie wissenschaftliche Bibliotheken mit e-Books umgehen. Bei mir wurden Lizenzen für Gesamtpakete einiger Verlage gekauft. Daraus kann jeder Student/Wissenschaftler/Mitarbeiter "meiner" Universität kostenlos Inhalte herunterladen. Das funktioniert über die IP-Adresse seines Rechners - diese IP-Adresse muss natürlich vom Anbieter-Verlag als zugehörig erkannt werden.
Bei uns wird aber auch darüber nachgedacht, andere Literatur anzuschaffen, für die man dann eins der handelsüblichen Lesegeräte brauchte- und da liegt momentan noch der Hase im Pfeffer. Bei der augenblicklichen Finanzsituation für öffentliche Bibliotheken stellt es sich zumindest mir so dar, dass auf unserer Seite abgewartet werden wird, bis sich ein System als Standard etabliert hat. "Wir" werden vermeiden müssen, dass wir Lesegeräte verleihen, die in relevanter Zeit nicht mehr mit Inhalten zu beladen sein werden, weil die passenden Formate aufgegeben wurden.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Franziska am 07. Oktober 2010, 14:07:17
ich habe gerade heute Morgen eine Radiosendung über E-Books gehört (ich glaube es war DLF). Da wurde gesagt, dass es auf Deutsch ca 10 000 Bücher als E-Book gibt. Da lohnt es sich nicht wirklich, sich ein Gerät zum lesen anzuschaffen, wenn man dann das Buch, was man lesen will nicht bekommt. Das wird sich aber wahrscheinlich demnächst ändern, denn wenn ich das richtig mitbekommen habe, kommt ein neues Gerät und auch wesentlich mehr E-Books dafür.
In den USA hätten schon 80 % ein Gerät zum lesen.

Was die Verlagsarbeit angeht, glaube ich nicht, dass man darauf verzichten kann. Es geht ja vor allem um Markteting, was bringt es, dass Buch als E-Book zu veröffentlichen, wenn einen niemand kennt? In der Radiosendung wurde gesagt, dass es sein kann, dass E-Books Taschenbücher ersetzen, aber dass es auf jeden Fall weiter Hardcover geben wird. das glaube ich auch.

Und Raubkopien kann man auch machen, wenn man Bücher einscannt, wird ja jetzt auch so gemacht. Ich glaube, wenn die E-Books hier auch endlich günsiger werden, würden die auch mehr Leute kaufen. Funktioniert in den USA ja anscheinend auch.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Thaliope am 07. Oktober 2010, 14:19:29
Das iPad scheint da ein ganz interessantes Übergangsmedium zu sein: Man kann darauf überall eBooks lesen, aber auch noch andere Sachen damit machen. Ich schätze, dass sich eBooks über diese Mehrzweck-Medien eher durchsetzen werden als über solche, die man dann nur zum eBook-Lesen verwenden kann.
Wir werden es sehen ... :)

LG
Thali
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Nachtblick am 07. Oktober 2010, 14:28:20
Auauau, was ist denn das für eine Stimmung gegen Schüler? :snicker: Die böse nachfolgende verlotternde Generation, die nur noch Technik kennt und keine Bücher mehr? Die Gedrucktes gar nicht mehr lesen kann? Chrm. Blödsinn. ;)

Wenn die, über die du da sprichst – männliche Schüler mit Smartphones – überhaupt lesen, dann Bücher. Bücher zum Anfassen nämlich, zum Werfen, wenn es die ganz rabiaten sind, und zum Arbeiten. Selbst die verbohrtesten iPhoner haben "Die Physiker" lieber in der Hand zum Drinherummalen, Zerfleddern und an-die-Geschwister-Verkaufen als digital auf ihrem Handy. Und, wenn sie nur wenig lesen, macht sich "Harry Potter" im Bücherregal doch besser. Wir hatten das Thema unter Freuden, Bekannten und Kursteilnehmern querbeet. Niemand kann sich vorstellen, genauso gut mit einem richtigen Buch wie mit einem digitalen zurechtkommen zu können. Das gedruckte Buch wird immer – auch bei den allermeisten Freaks – den Vorzug haben.

Nicht einmal vorausgesetzt, man gehört der äußerst raren Gruppe "männlich, technikversiert, im Besitz eines Smartphones UND lesebegeistert" an – dazu braucht es schon viel – würde ich glauben, dass man gravierend etwas am E-Book-Umsatz ändert.

Mir ist in meinem Umfeld noch niemand begegnet, der den Vorteil "ich kann tausend Bücher mit mir herumschleppen" gegen Dutzende Nachteile aufwiegen könnte oder wollte. Und solange auch das E-Board (die elektronische Tafel, von denen es zwei in der Schule gibt) von Schülern lieber ausgeschaltet und die Tafel benutzt wird, solange passiert da, getrost, gar nichts. ;)

Ich bin immer noch sehr zuversichtlich, dass E-Books ihren Leserkreis finden und teils haben – aber er wird niemals den Leserkreis "gedrucktes Buch" überholen. Never ever.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Manja_Bindig am 07. Oktober 2010, 14:44:09
Ich halte von E-books wenig, weder vom wirtschaftlichen, logischen, noch vom ideellen her.

Sie sind verlagstechnisch der Supergau. Das wurde schon erklärt und bedarf keiner weiteren Ausführung, um es zu verstehen. Sobald der Markt sich ein wenig vergrößert hat, müssen wir uns nur noch zurücklehnen und abwarten, bis die Buchbranche ebensolchen schaden genommen hat, wie seinerzeit die Musikbranche durch Napster. Wie das aussah haben wir ja alle erlebt.

Der einzige Punkt, wo das E-book dem Autor noch ein bisschen weniger schaden könnte, ist spezifisch in Deutschland die Buchpreisbindung.
Die macht durchaus Sinn. Egal, ob ein Buch als Print oder digital erscheint - es hat die gleichen Vorbedingungen. Es muss gelesen, lektoriert, überarbeitet werden, was Zeit vom Autor, vom Lektor, von allen Beteiligten frisst. Der Satz muss gemacht werden, Cover- und eventuell Inhaltsillustrationen gemacht werden. Nicht zu vergessen Marketing. All das MUSS bezahlt werden, egal, ob es digital ist oder nicht. Wenn E-books jetzt extrem viel billiger sind, sehe ich nicht, wie das gehen soll. Durch die Buchpreisbindung wird zumindest dann der Verlag geschont, wenn keine Raubkopien in Umlauf geraten.

Das Problem sind die Reader. Mit einem Amazon-kindle kann ich nur bestimmte Bücher, die nur auf Amazon vertrieben werden, lesen, aber keine, die für einen Apple-Reader konzipiert sind. Solang die Reader nicht miteinander uneingeschränkt kompatibel sind, wird es sich noch sehr langsam entwickeln.


Ich persönlich HASSE E-books. Ich sitze jeden Tag für die Uni oder beim Schreiben am Computer. Ich sehe genug Bildschirm. Ich brauch nicht noch einen.
Ich liebe es, Papier in den Händen zu haben, etwas greifbares, festes, ein Buch, das ich beim LEsen streichel, wo sich schon beim Gefühl und Gewicht in meiner Hand Erinnerungen verknüpfen. Ich brauche den Geruch und das Rascheln von umblätternden Seiten. Es ist einfach ein so viel sinnlicheres und so viel schöneres Lesen als nur auf diesen kalten, leblosen Bildschirm zu starren.

Vielleicht ist das der Grund, warum auch die digitale Jugend ein Buch doch bevorzugt.
Es ist etwas Reales. Man kann es greifen.
Und womit kann man eher Erinnerungen verknüpfen? An ein Harcover von "Tintenherz", das einem eine liebe Freundin oder die geliebte Patentante einem geschenkt hat oder an einen USB-Stick, wo es als E-book drauf gespeichert ist?
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: zDatze am 07. Oktober 2010, 15:12:02
Ich gehöre nicht unbedingt zu der "technikgeilen Jugend", obwohl ich einen iPod und ein Handy mit mir herumtrage, egal wohin ich gehe. ;) Aber trotzdem liebäugle ich mit einem eBook-Reader. Der Haken an der Sache ist leider, dass mir die Technik noch zu neu und zu unausgereift ist. Da braucht man nur einfach zu Thalia gehen und die ausliegenden Demogeräte in die Hand nehmen.
Bei mir kommt dann immer dieselbe Entscheidung heraus: Nein. (Meistens "flasht" mir das Display zu sehr beim Ümblättern und das empfinde ich echt nicht als Lesevergnügen.)

Solange die eBook-Reader mich nicht überzeugen können, wird es für mich auch keine eBooks geben. Ganz einfache Rechnung.

Dazu kommt dann noch der Preis. 2 Euro billiger als das Buch? Öhm, ja dann doch lieber die gedruckte Variante... da hat man wenigstens nachher etwas in der Hand und kann es ins Regal stellen.

In unserem Köpfen ist der Gedanke vom Wert eines Dings noch zu eng mit der materiellen Ebene verknüpft. Mir widerstrebt diese materielle Fixierung gerade deswegen, weil ich sie selber nicht abschütteln kann.

Digitale Daten sind nichts wert. Ok, vielleicht sollte ich schreiben: Digitale Daten sind noch nichts wert. (Auch wenn jetzt sicher jemand aufspringt und schreit: "Stimmt nicht!". Mir ist klar, dass Userdaten gefragter sind denn je. Nur geht es hier nicht um Userdaten, die irgendein Konzern für seine Werbung einkauft.)

Der naheliegenste Ansatz ist natürlich, dass man den Preis der eBooks senkt. Soweit, bis für uns der Preis "angemessen" ist. ODER man schafft es doch irgendwie diese das-ist-nichts-wert-Mantalität zu knacken. Was bringen billige eBooks wenn der Autor dahinter "verhungert"?
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Moni am 07. Oktober 2010, 15:33:19
So, nun mal eine Fachbuchhändlerstimme (meine  ;) )
Man muß im Bereich e-books und allgemein e-Pub ganz klar unterscheiden zwischen wissenschaftlicher und bellestristischer Nutzung.

Für die Belle wage ich die Prognose: wird sich nicht durchsetzen, solange das haptische Erlebnis beim Lesen eines Buches mit Papier - Geruch, Gefühl, Klang - verbunden ist. Zuviele verschiedene Formate konkurieren derzeit miteinander und auch wenn Libreka jetzt mit Apple zusammenarbeitet, so daß man auf IPad und IPhone künftig auch die E-Books lesen kann, die nicht nur im Applestore angeboten werden, ist das Buch dadurch im belletristischen Bereich nicht vom Markt verdängt.

Im wissenschaftlichen Bereich ist die Sachlage anders. Nicht nur Bücher, sondern besonders auch die durchaus teuren Fachzeitschriften (Jahresabopreise von 2000 - 3000 Euro für 4 Hefte sind hier keine Seltenheit!) und Loseblattwerke werden hier verstärkt in E-Formaten angeboten. Entweder als Zusatz zum Printwerk oder als kompletter Ersatz. Im Fachbereich kommen die hohen Kosten ja eher durch die Teilnahme von hochrangigen Wissenschaftlern, die eben für ihren Einsatz entsprechend honoriert werden wollen, daher macht der teils eher geringe Preisunterschied zwischen Print und E-Version im Fachbereich sich eigentlich gar nicht bemerkbar.
Ich denke, Fachliteratur wird auf Dauer von der Print auf die elektronische Ausgabe umgestellt werden. Falls dann überhaupt noch Print angeboten wird, dann vermutlich als PoD, um die Druckkosten so gering wie möglich zu halten.
Preismodelle mit Abocharakter, dh Neuauflage automatisch als Download zur Verfügung und zu einem Updatepreis, der unter dem Erstkaufspreis liegt, gibt es teilweise jetzt schon und könnten eine Alternative zum Neukauf jeder Neuauflage bieten.

Sobald die Reader im Preis noch etwas sinken und in der Funktionalität steigen, wird es hier immer mehr Umsteiger geben, da bin ich sehr sicher.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Lomax am 07. Oktober 2010, 15:38:14
Nun, ich persönlich kann all die geäußerten Bedenken nachvollziehen und sehe das im Prinzip genauso - nur, es wird nicht besser, wenn die Verlage das Thema Ebook nicht forcieren und sich nicht alle Mühe geben, an vorderster Front dabei zu sein. Im Grunde kann man da aus den Erfahrungen der Musikindustrie lernen - und sollte es auch. Und was das betrifft, sind die Verlage in Deutschland eher noch zu langsam, um sich wirklich noch den Resteinfluss auf die Entwicklung sichern zu können.

Denn das Argument "Früher musste ein gedrucktes Werk dazu erstmal digitalisiert werden, sowas hat bestimmt nicht mal eben der 14jährige Schüler bei Rapidshare reingestellt" zieht leider nicht - schon seit Jahren existieren jede Menge Bücher auf diese Weise digitalisiert im Netz. Es ist eine kleine Szene, aber die bloße Existenz dieser Szene beweist, dass der Scan eines gedruckten Buches nicht wirklich ein Hindernis für den "14jährigen Schüler" ist. Der Hauptgrund, warum die Szene derzeit so klein ist, sind die fehlenden Abnehmer - kaum einer will Bücher am Monitor lesen, Lesegeräte sind nicht weit verbreitet. Da ist kaum Befriedigung und "Ansehen" für den Raubkopierer zu gewinnen.
  Wenn sich aber durch eine Verbreitung der Ebookreader die Nachfrage vergrößert, wird auch der Schwarzmarkt explodieren. Da ist es ziemlich egal, ob die Verlage den Ebookmarkt bedienen oder versuchen, sich dagegen zu sperren. Nur, wenn die Verlage nicht dabei sind, wird der Schwarzmarkt erst mal als einziger da sein, potenzielle Kunden werden sich zangsweise dorthin wenden und es etablieren sich Strukturen und Gewohnheiten, die man danach auf Jahre nicht mehr los wird.
  Wenn Verlage jetzt schnell sind, wenn sie die Hauptaufmerksamkeit der Kunden gewinnen können, haben sie zumindest die Chance, reguläre Vertriebswege für Ebooks in der ersten Reihe zu platzieren und den Schaden zumindest zu minimieren.
  Die Probleme für die klassische Wertschöpfungskette im Buchgewerbe sehe ich auch. Aber nur mit schneller Präsenz lässt sich eine Alternative etablieren, in der die Verlage überhaupt noch einen guten Platz bekommen können. Ich denke mal, darum geht es erst mal. Wie gut das klappt, wird sich zeigen. Aber stehen bleiben und nicht dabei sein kann man sich halt gar nicht erlauben.
  Offensiv vorgehen und zu versuchen, mit neuen Vermarktungsformen zu experimentieren, die das Ebook überhaupt erst möglich macht, könnte vielleicht am ehesten noch die Chance bieten, Ausfälle an der "klassischen" Struktur zu auszugleichen. Das wird sich dann zeigen müssen. Aber zu versuchen, sich an die Spitze der Bewegung zu setzen, bietet letztlich Verlagen immer noch mehr Möglichkeiten, als einfach nur zu hoffen, dass die Technik sich nicht durchsetzt und das Modethema Ebook in ein paar Jahren sich von selbst erledigt. Das kann immer noch passieren - aber betriebswirtschaftlich ist es eben auch für Verlage nicht sinnvoll, alles auf dieses Prinzip Hoffnung" zu setzen und ansonsten die Hände in den Schoß zu legen. Ich kann also die im ersten Post angesprochenen Sorgen nachvollziehen, halte aber ein Engagement der Verlage für das Ebook für ziemlich alternativlos.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Schreinhüter am 07. Oktober 2010, 15:39:55
@Nachtblick Danke, dass ich in deine ganz spezielle Kategorie falle, für die es schon "viel braucht". Ich fühle mich geschmeichelt.

@Manja "Hass" und dann in Capslock, ist doch eine wirklich starke Emotion, die man einem Gegenstand nicht gegenüber bringen sollte. Das ist der Aufwand der Psyche ja nicht einmal wert.

@zDatze Auch ich lebe nach dieser Rechnung. So lange es sich mir nicht als wirkliche Alternative bietet, wieso dann diesen Weg einschlagen? Und ich werd jetzt auch nicht aufspringen, aber digitale Daten sind unheimlich viel wert. Ob nun als gelevelter Charakter, den ein Chinese hoch gespielt hat bei WoW, oder aber digitale Bankdaten, die durch das SWIFT-Abkommen über den großen Teich fließen. Datenstaus, kosten Geld, Datenverluste, kosten Geld, sie haben keinen direkten Wert in sich, aber die Arbeit, die sie bedeuten, zur Erschaffung, oder Vernichtung, das ist menschlicher Aufwand und kostet.

Darüber hinaus sind zu negative Aussagen, wie auch zu positive mit großer Vorsicht zu genießen. Wollen wir denn enden, wie unsere Vorfahren, denen schon das Telefon zu viel war? Die der Bibliothek keine zehn Jahre mehr gegeben haben, nach dem Großeinsatz von Fernsehgeräten? Und, wer aus meiner Generation kommt, haben wir nicht auch über die großen Handyklötze an den Ohren der Manager gelacht? Nicht zuletzt, weil da gesagt wurde, sie würden die Privatsphäre schmälern, gefährliche Strahlen aussenden und das gepflegte Telefonat, ein soziales Ereignis, aber auch wirtschaftliches Ding, unmöglich machen?
Und wie steht das nun im Zusammenhang? Wurde nicht auch gesagt, das Internet tötet die Zeitung/Zeitschrift? Digital, am Ende doch nur eine Ausweichgelegenheit für den eher haptisch veranlagten Endverbraucher? Und wie viel erleichtert eigentlich der E-Reader wirklich? Wenn sich Schulen Lizenzen kaufen und die Anschaffung des Readers (der ja genauso Marker-funktionen, Einfügen von Bildern, Notizen, sogar Sprachmemos [iPad meines Wissens nach] - alles Werkzeuge, mit denen sich wunderbar lernen lässt) das einzige Geld ist, dass so eine Familie für die Anschaffung von mehreren Jahren wechselnder, hoffentlich neuester, Schullehrbücher auftreiben muss - ist das nicht ganz wunderbar? Die Rechnung geht wohl erst auf, wenn der E-Reader vom nächsten großen Ding abgelöst wird. Das ist mit allen Geräten so, hinter seinem Zenit, im Vergleich mit den neuen Sternen, wird sich die Wirkung auf die Gesellschaft und die Technik bewerten lassen. Alles vorher ist reine Mutmaßung, lassen wir es doch erstmal sacken.  ;)
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Kaeptn am 07. Oktober 2010, 15:44:46
Zitat von: Franziska am 07. Oktober 2010, 14:07:17Was die Verlagsarbeit angeht, glaube ich nicht, dass man darauf verzichten kann. Es geht ja vor allem um Markteting, was bringt es, dass Buch als E-Book zu veröffentlichen, wenn einen niemand kennt? In der Radiosendung wurde gesagt, dass es sein kann, dass E-Books Taschenbücher ersetzen, aber dass es auf jeden Fall weiter Hardcover geben wird. das glaube ich auch.

@Marketing: Siehe AppStore. Die Leute, die da die Kult-Apps eingestellt haben, kannte auch kein Mensch, die haben auch kein Marketing gemacht und sind z.T. jetzt Millionäre. Das dumme dabei ist nur, dass der AppStore deswegen mit jeder Menge Müll überflutet wird. Aber MundzuMund-Propganda funktioniert.

@TB/Hardcover: In den USA werden schon mehr eBooks als Hardcover verkauft. TBs sind hingegen noch weit, weit weg.

@Reader: Diese reinen LEse-Geräte kann man getrost vergessen, die Tablet-PCs a la iPad werden die in kurzer Zeit verdrängen. Gerüchteweise arbeitet auch Amazon an einem vollwertigen Tablet-PC auf Android-Basis.

@Lomax: Interesante und nachvollziehbare Sicht der Dinge, Danke!

@Schreinhüter: JA, du hast recht, es wird oft viel geunkt. ABER, das Internet macht Zeitungen/Zeitschriften kaputt. Braucjst dir nur beim IVW die Auflagenzahlen mal anzugucken. Es geht halt langsam, aber stetig bergab, gerade bei Medien die mit Onlinemagazinen echte Internet-Konkurrenz haben.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Nachtblick am 07. Oktober 2010, 15:50:05
@ Schreinhüter: Oh, oh. ;D So wie ich das verstanden habe, fällst du nicht mehr in die Gruppe der verlotterten Jugendlichen – jedenfalls nicht mehr ganz so sehr wie die, die Kaeptn wohl meinte – und darüber hinaus tut niemand gleich Böses, weil er Gruppen aufstellt ;)
Bislang erscheint mir diese Gruppe in der Altersgegend bis 20 nach persönlichen Erfahrungen sehr rar. Es scheint Trend zu sein, bis zu einem gewissen Alter als Mann bloß nicht zuzugeben, dass man liest – auch das sei selbstverständlich (!) nicht allen unterstellt, aber auch da kenne ich ein paar spätreife Kandidaten, die erst dann anfingen.
Der gleichen Gruppe in etwas älter gehört aber mein Vater an – der liest auch gern und viel und gute Bücher, und E-Books sind bei ihm die Seltenheit.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Nuya am 07. Oktober 2010, 20:55:55
Ich finde das schwierig.
Ich lese gern, was andere schreiben - gedruckt oder am Computer.
Von daher würde ich mir Lieblinge vermutlich in gedruckter, als auch e-Book-Form kaufen - damit ich es entweder zwischendurch, nebenbei am Computer oder in Ruhe mit dem Werk in der Hand genießen kann.
Ob es der generell falsche Weg ist, möchte ich nicht sagen, ich fürchte, aufhalten kann man die Veränderung nicht, die insgesamt durch die Welt geht - wenn man es genau nimmt, wird alles digitalisiert und dem "Endnutzer" so bequem wie möglich gemacht.
Es wird immer die geben, die ein Buch bevorzugen, und die, die sich über die Neuheiten freuen, Bücher online bzw per Handy, Netbook, etc. lesen zu können.

Ich hoffe es kommt nicht so weit, dass die Zeitungen und Bücher, überhaupt Gedrucktes ganz verschwinden...
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Sanjani am 07. Oktober 2010, 21:40:19
Hallo zusammen,

wir sind zwar eine Minderheit, aber dennoch möchte ich mich hier mal einklinken. :)

ich selbst bin ein großer Fan von gedruckten Büchern, Büchern in Normalschrift, nicht in Blindenschrift. Letztere sind leider ziemlich spärrig und brauchen viel zu viel Platz.
Ich bedauere sehr, dass ich ein Buch nicht einfach in die Hand nehmen und lesen kann, ich habe sie aber gerne im Regal stehen und mag inzwischen auch den Knick, der beim Scannen hinten entsteht, weil die Bücher dann gelesen aussehen :)

Die Entwicklung in Richtung EBook kommt mir prinzipiell entgegen, denn es ist wirklich lästig jede Seite einzeln auf den Scanner legen zu müssen. Sofern das buch klein genug ist, geht auch jede Doppelseite, aber Sachbücher sind ja oft größer als A5 und schwerer und da sitzt man dann an einem Tausend-Seiten-Wälzer einen halben Tag lang dran.

Gleichzeitig ist der Kopierschutz von EBooks aber so stark, dass meine Sprachausgabe davor kapituliert, sodass dieses Medium momentan auch noch keine Option für mich ist.

Ich würde mir wünschen, dass EBooks und gedruckte Bücher parallel existieren, dass ich z. B. ein gedrucktes Buch kaufen und dazu gleich die EBook-Version bekommen kann oder meinetwegen auch nur das EBook.
Auch die Sache mit dem Ausleihen wird spannend. Es wird ja in den kommenden Jahren die gemeinsame Bibliothek da geplant, ich erinnere mich nicht mehr, wie sie heißt, wo man Sachen wird ausleihen können. Ich hoffe, dass die Technik dahingehend fortschreitet und eine Möglichkeit zur Ausleihe entwickelt. Ich habe nämlich auch schon Bücher eingescannt, die ich als EBook hätte kaufen können, ganz einfach, weil ich das Geld dafür nicht ausgeben wollte, nachdem andere Studenten das Buch in der Unibib ausleihen konnte. Ich persönlich habe das als große - nun, vielleicht nicht Ungerechtigkeit, aber doch zumindest Unausgewogenheit empfunden.

Das mal meine Gedanken dazu.

LG Sanjani
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Maja am 07. Oktober 2010, 23:42:57
Im Wissenschaftlichen Bereich, wie von Geli und Moni angesprochen, sind die Ebooks keine ebub-Bücher, die man sich auf seinen Reader runterlädt, sondern durch die Bank PDF-Dateien, die sich diejenigen, die eine passende IP haben, entsprechend runterladen können. Ebub-Dateien, die man auf seinen Reader lädt, eigenen sich IMHO nicht für Bibliotheken - wie will man die verleihen? Schon jetzt kosten die Bibliothekslizenzen für Zeitschriften entsprechend mehr als für Bücher, und wenn sich diese Entwicklung durchsetzt, sehe ich schwarz.

Auf der anderen Seite haben die oben erwähnten PDF-Ebooks, wie sie zB der Springer-Verlag (nicht Axel - der Wissenschaftsverlag!) anbietet, den Vorteil, daß sie immer da sind. Sie sind nicht verliehen, man muß nicht warten, bis sie aus dem Magazin da sind, und wenn ich recherchemäßig reinschauen muß, um einen Autor mit seiner Institutszuordnung zu überprüfen, ob das einer von unseren ist, ist das eine Sache von Minuten, und ich muß nicht mal das Büro verlassen.

Ich selbst will meine Sammlung nicht durch Ebooks ersetzen. Ich kann mir vorstellen, so ein Gerät zu besitzen, sicher bequem auf der Busfahrt, wenn man vorher noch nicht weiß, worauf man auf der Rückfahrt Lust hat - aber die Vorstellung, daß meine Bücher plötzlich veraltet und unbrauchbar sind, macht mich schaudern. Bücher veralten nicht, die fangen nur irgendwann an zu riechen, und selbst das ist schön.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Telas am 08. Oktober 2010, 16:29:36
Ich würde wohl Kopfschmerzen bekommen, wenn ich längere Zeit in so ein kleines "Ding" starren müsste. Außerdem finde ich das Lesen am Bildschirm viel anstrengender als die klassische Variante auf Papier. Das merke ich ja schon, wenn ich meine eigenen, noch ungedruckten Werke selbst Korrektur lese. Irgendwann fangen meine Augen an zu tränen und die Konzentration geht flöten.
Außerdem kann ich mir den Umfang eines Buches erst so richtig vorstellen, wenn ich sehen kann, wie dick es ist. Selbst wenn beim eBook die Seitenzahlen da stehen, es ist für mich einfach nicht dasselbe. Auch wenn wir in modernen Zeiten leben, muss man nicht alles digitalisieren.
Ich bin froh, dass ich in meinem Zimmer ein Regal mit Büchern aus Papier habe und nicht einen Haufen Elektroschrott.
Was wohl als nächstes kommt? Neulich habe ich mal in einem Media Markt einen digitalen Bilderrahmen gesehen, oder vielmehr eine Art projiziertes LED Bild mit einem Rahmen drumherum wo ich mich allmählich fragen muss, braucht die Welt das wirklich?!

Also ich kann auf eBooks sehr gut verzichten.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Zit am 08. Oktober 2010, 19:41:51
Nja, macht E-Reader mal nicht so madig. ;) Soweit ich weiß - und das beurteilen konnte in Form eines Sony Readers - benutzen (die neueren) E-Reader sogenanntes E-Papier: einfach eine digitale Darstellung mit hohem Kontrast und ohne Hintergrundbeleuchtung und Flimmern (statische Anzeige). Auch verbrauchen die Dinger nur beim Umblättern Strom und nicht die ganze Zeit. Gibt also keine tränenden Augen beim Lesen - vermute ich zumindest ganz stark. Konnte leider nur einige Minuten mit einem Sony Reader mal herum spielen und war vom E-Papier auf den ersten Blick überzeugt.

Im Übrigen bin ich auch so von den E-Readern und E-Books überzeugt - ABER nur, was wissenschaftliche Publikationen betrifft. Jahrelanges Bücherschleppen zur und von der Schule und Schleppen von und zur Uni-Bibliothek (und u.U. auch zur Uni) gehen ins Kreuz, führen zu schlechter Haltung und Schmerzen. Davon abgesehen brauchen wissenschaftliche Publikationen meistens bedeeeeutend mehr Platz im Regal als mir dann doch lieb ist. Ich habe nicht unbegrenzt Fläche zur Verfügung, die ich mit dutzenden Bücherregalen vollstellen könnte. (Ja ja, natürlich muss ich nicht alle Bücher kaufen, sondern kann auch einfach leihen - aber solange sie geliehen sind, solange muss ich sie ja irgendwohin legen; und auch Bibliotheken haben nicht auf ewig Platz).

Einen Reader besitze ich trotzdem noch nicht, weil es noch einfach viel zu viele verschiedene Formate gibt und ich da, ganz ehrlich, nicht 100% durchblicke. (Thalia nimmt ja auch den Sony Reader aus'm Sortiment und verkauft ihn günstiger, weil sie jetzt ihren eigenen haben, Onyo, glaube ich, heißt der.) Ein Reader, ein Format - und viel, viel mehr Sach-/Fachbücher in diesem Format, dann würde ich auch mein Geld zusammen kratzen. Im Moment ist es mir aber noch zu undurchisichtig (und das Leihen über die Uni-Bibo ätzend; SLUB ist da weiter, da kann ich die Bücher (als .pdf) einfach so herunterladen).

Im Belletristikbereich sehe ich für mich, und Allgemein, nicht die Gefahr, dass da das gedruckte Buch verschwinden wird.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Grey am 08. Oktober 2010, 19:55:53
Jaa ... vor allem für Jura-Studenten und Schüler sehe ich E-Reader als klaren Vorteil.  :P
Ich sehe Ebooks in erster Linie als Ergänzung zu richtigen Büchern, nicht als Ersatz. Ich bin ja Optimist von Beruf, und ich glaube schon, dass es immer viele Menschen geben wird, die gedruckte Bücher in ihr Regal stellen wollen. Doch, davon bin ich fest überzeugt.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Maria am 04. November 2010, 17:35:08
Mir gefiele die Idee, Kurzgeschichten als e-books verkaufen zu können, was ja vielleicht auf Amazon mal für den Kindle möglich sein wird.
Bei Amazon.com gibt es schon länger die Möglichkeit, Kurzgeschichten elektronisch an Leser zu verkaufen.
Da in unserem Sprachraum Kurzgeschichten sowieso fast nur als Anthologiebeiträge für häufig ein einziges Belegexemplar verschenkt werden müssen, weil die Publikumsverlage fast immer abwinken, finde ich es eine überlegenswerte Alternative, zumindest zum Ausprobieren.
Freilich haben wir nicht den Riesenacker zur Verfügung wie angelsächsische Autoren, aber es könnte sich vor allem für Autoren, deren Name schon ein paar Romane ziert sicher lohnen.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Kamen am 17. November 2010, 21:45:55
Jetzt geb ich als Buchwissenschaftlerin mal meinen Senf dazu.

Bei uns in Erlangen gibt es Seminare, allein zu diesen eBooks und eReadern. Wir versuchen das ganze immer auf eine distanzierte Weise zu sehen. Natürlich muß jeder seine persönliche Empfindung kund tun, wer wären wir denn, täten wir es nicht. Aber ganz ehrlich: gedruckte Bücher und elektronische Bücher werden gemeinsam existieren!

Man erinnere sich an die Diskussionen über Hörbücher... Das gedruckte Buch existiert schon seit über 500 Jahren! So schnell kann es nicht verdrängt werden, da wir Menschen dazu neigen, haptisch an unsere Dinge zu gehen, die wir besitzen oder besitzen wollen. So ist es auch mit den Büchern.
Keiner braucht Angst zu haben, dass das Buch ausstirbt. Das kann es so schnell gar nicht. Höchstens, wenn die Rohstoffe komplett erschöpft sind. Aber das sind sie vielleicht in etwa vier Millionen Jahren? Wer weiß das schon.

eBooks sind eine andere Art des Lesens. Keiner der Erschaffer dieses Mediums möchte das gedruckte Buch vom Markt drängen.

Ich gebe euch mal einen Auszug aus dem Sachlexikon des Buches zu diesem Thema:

Elektronisches Buch (electronic book, eBook)
Gemeint sein kann, ähnlich wie auch beim herkömmlichen Buch, sowohl ein materieller Gegenstand als auch der Inhalt.

(1) Spezielle portable Kleinstcomputer, sog. Handhelds, mit denen elektron. Texte gelesen werden können. Erste Versionen sind seit 1998 auf dem Markt, bisland allerdings ohne nennenswerten Erfolg
(dies bezieht sich auf den Erfolg im Verlagswesen)

(2) Elektron. Fassungen von Büchern, die entweder mit der speziellen Hardware oder mit bes. Software (E.-Reader) auf dem Personal Computer gelesen, mitunter auch ausgedruckt werden können.

(geschrieben von Dr. Dirk Wetzel, Dipl.-Buchhandelswirt FH, Erlangen)


Ich hoffe, ihr könnt damit was anfangen.
Bei so einer Diskussion finde ich es immer schwierig, die eigene persönliche Meinung eher hintenan zu stellen, als nicht für seine Ideal einzustehen. Aber genau das lern(t)en wir in den Seminaren zu dem Thema. Rational und objetiv soll man sein, um die eBooks zu beurteilen.

Damit will ich niemanden angreifen! Es ist meine Meinung und zu der stehe ich  :snicker:
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: FeeamPC am 20. November 2010, 11:55:29
Ich arbeite seit einiger Zeit mit einem kanadischen Verlag zusammen, der fast nur ebooks vertreibt (er druckt nur POD, und auch das nur für Bücher, die besonders gut laufen). Besagter Verlag findet ebooks besonders deshalb interessant, weil sich damit auch kürzere Bücher gut verkaufen lassen, die gedruckt nur, sagen wir, 50 oder 100 Seiten haben. Diese kurzen Bücher verkaufen sich sogar um den Faktor 10 besser als die normallangen Bücher von 200-300 Seiten.

Bislang haben sich Trends im USA-Markt fast immer mit einiger Verzögerung auch hier verbreitet. Entsprechend plane ich, auch in meinem Kleinverlag demnächst ebooks anzubieten. Wobei ich - als Kleinverlegerin wie als Leserin - denke, dass die ebooks derzeit meist noch zu teuer angeboten werden.

Trotz aller Unkenrufe glaube ich, dass Verlage auch mit ebooks noch in Zukunft existieren werden, denn nicht jeder Autor hat Lust, sich selbst um Lektorat, Satz, Cover, ISBN, Marketing, einstellen in einschlägige Buchshops bzw Konvertieren und Anbieten in verschiedenen Formaten zu kümmern, und natürlich zusätzlich da, wo es sich rentiert, eine Offsettdruck-Auflage zu produzieren für diejenigen Leser, die aus welchen Gründen auch immer auf das hochwertige gedruckte Buch nicht verzichten möchten.

Es ist meine feste Überzeugung ist, dass zwar das ebook sehr schnell seinen Markt finden wird, aber das gedruckte Buch seinen Platz daneben immer behaupten wird.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Maria am 21. November 2010, 11:04:17
Meine Idealvorstellung vom Miteinander der e-books und der gebundenen Bücher wäre, wenn man als Käufer des gebundenen Buchs ein e-book für einen 20% Aufschlag gleich mitverkauft bekommt. Vielleicht mit einem rubbelcode hinten im gebunden Buch, mit dem man das e-book dann herunterladen kann.

Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Dämonenbändiger am 22. November 2010, 18:54:41
Ich bevorzuge gedruckte Bücher. Sachbücher im PDF-Format sind natürlich eine super Sache zum Nachschlagen, aber alles andere lese ich nur auf Papier. Ich drucke oft auch Texte aus, die ich als PDF für die Uni lesen soll, denn ich mag es schnell und einfach im Text Stellen zu makieren oder Notizen zu machen. Das ist zwar auch mit Software möglich, aber für mich nicht ansatzweise das Selbe.
Ich gehe davon aus, dass die beiden Formate nebeneinander existieren werden und das gedruckte Buch nie verschwinden wird. Eine Lösung wie Maria vorgeschlagen hat, ist auch in meinen Augen eine interessante Lösung - dann kann man sich bei Sachbüchern das langwierige Scannen sparen und für einen geringen Obolus die Vorteile des digitalen Formats nutzen. Zum Beispiel könnte ich dann schnell Recherchen für meine Texte zusammenkopieren.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Shay am 24. November 2010, 12:05:53
So, jetzt muß ich mal dagegenhalten. Ich wollte mir eigentlich dieses Jahr zu Weihnachten einen Kindle leisten, bin dann aber doch davon abgekommen, weil es den angeblich ab nächstes Jahr auch als deutsche Ausgabe geben soll. Ausschlaggebend ist für mich nicht der geringere Preis eines ebooks, oder daß man tausende Bücher mit sich rumtragen kann. Mir geht es darum, daß da tausende Bücher nicht mehr Platz brauchen als eines.
Ich kann mir problemlos alle Bücher, die mich interessieren, leisten. Ich kann mir auch die Regale dafür leisten. Aber ich kann mir NICHT das noch größere Haus leisten. Meine Regale sind schlichtweg voll. Die Bücher, die mich interessieren, gibt es in den örtlichen Bibliotheken nicht. Das ist also auch keine Lösung, und ich hasse es, Bücher wegzuwerfen oder überhaupt aussortieren zu müssen. Vielleicht will ich es ja doch nochmal lesen. Ich hab jetzt seit Jahren massiv die Bremse reingehauen, mir neue Bücher zuzulegen, einfach weil ich keinen Platz mehr habe und das nervt. Also werde ich das mit dem ebook mal versuchen.

Und die Wahl ist auf den Kindle gefallen, weil ich sowieso zu 90% englische Bücher lese und es da einfach das größte Angebot gibt.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Maganius am 04. März 2011, 13:19:31
Ich bin kein Fan von E-Books, Bücher muss man anfassen können. Im Lehrbereich mag es Sinn machen, aber nicht bei Romanen. Mir kann keiner erzählen, das er Stunden auf ein Display schauen kann, ohne das die Augen tränen.
Aber mal was anderes, diesen Link hat ein Kollege von mir gestern geschickt, was haltet ihr davon? Zufall, oder in Zukunft normal?

http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,748220,00.html

Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Lomax am 04. März 2011, 15:17:53
Zitat von: Maganius am 04. März 2011, 13:19:31Mir kann keiner erzählen, das er Stunden auf ein Display schauen kann, ohne das die Augen tränen.
Schon mal ausprobiert? Und zwar nicht mit einem Monitor oder LCD-Display, sondern mit einem richtigen iInk-Display? Das ist genauso viel oder wenig anstrengend für die Augen, wie das lesen auf Papier.
  Der Hintergrund ist (jedenfalls noch bei meinem Modell) etwas grauer, als man das bei deutschen Büchern üblicherweise hat. Das macht den Kontrast ein wenig schlechter, als ich es gewohnt bin - aber es ist beispielsweise erheblicher besser als die meisten meiner amerikanischen Taschenbücher, die sehr oft schlechteres Papier haben als die deutschen, und dazu noch eine kleine Schrift. Gerade in den USA kann ich verstehen, warum das Ebook so boomt, weil es halt gegenüber den Taschenbuchausgaben oft sogar die angenehmer lesbare Variante sein dürfte.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Maganius am 04. März 2011, 17:17:34
Zitat von: Lomax am 04. März 2011, 15:17:53
Schon mal ausprobiert? Und zwar nicht mit einem Monitor oder LCD-Display, sondern mit einem richtigen iInk-Display? Das ist genauso viel oder wenig anstrengend für die Augen, wie das lesen auf Papier.
  Der Hintergrund ist (jedenfalls noch bei meinem Modell) etwas grauer, als man das bei deutschen Büchern üblicherweise hat. Das macht den Kontrast ein wenig schlechter, als ich es gewohnt bin - aber es ist beispielsweise erheblicher besser als die meisten meiner amerikanischen Taschenbücher, die sehr oft schlechteres Papier haben als die deutschen, und dazu noch eine kleine Schrift. Gerade in den USA kann ich verstehen, warum das Ebook so boomt, weil es halt gegenüber den Taschenbuchausgaben oft sogar die angenehmer lesbare Variante sein dürfte.

Aber würdest du auf dauer ein komisches E-Dings dem Buch vorziehen? Und was hälst du von dieser Digitalen Veröffentlichung so ganz ohne Verlag? Wird darunter letztlich nicht die Qualität der Bücher leiten? Und damit auf lange Sicht der Verlag völlig überflüssig. Immerhin kann ja nun jeder seine Bücher veröffentlich und letztlich Reich werden? Ich bin da weiter skeptisch. 
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: treogen am 04. März 2011, 18:17:51
Zitat von: Maganius am 04. März 2011, 17:17:34
Aber würdest du auf dauer ein komisches E-Dings dem Buch vorziehen?

Würde ich ungern.
Ich glaube aber ehrlich gesagt auch nicht dran, dass das Buch zu existieren aufhört. Im Gegenteil, es wird sicher ein nebeneinander geben.

Und in den nächsten 10 Jahren wird sich auf dem deutschen EBook-Markt sowieso nichts beunruhigendes tun, entgegen allen Vorhersagen. Dafür sprechen die Verkaufszahlen der letzten 3 Jahre, bei denen sich die Analysten immer um mindestens eine Null verschätzt haben.
Das liegt zum einen an den konservativen Deutschen. Zum anderen natürlich auch an den EBook-Entwicklern, die eine Vielzahl von Formaten zulassen, die zueinander nicht kompatibel sind. Kindle-Nutzer werden wahrscheinlich auch langfristig mit den Sony-Formaten und den Thalia-Formaten Probleme haben und Thalia wird sich Amazon genausowenig öffnen.
Die Situation ist ähnlich dem Video-Formate-Streit der 80er. Das hindert natürlich die Kauflust - keiner hat Bock, Geld für ein totes Pferd auszugeben.
Das ist auch der Grund, warum die Verlage sich noch zurückhalten. Mir zumindest geht es so - ich würde gerne einen Probeschuß machen, aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, auf wen ich mich einschießen soll.

Der 2. Grund ist natürlich die Preispolitik, denn solange ein EBook nur minimal billiger ist als ein echtes Buch, ist es für viele keine echte Option.
Man darf aber nicht vergessen, dass Ebooks die echten Bücher teilweise kannibalisieren werden, so dass Ebooks die Lektorats- und Werbungskosten genauso einspielen müssen, wie die gedruckten Bücher.
Der Druck ist bei einem Buch sowieso das geringste, bei einem großen Verlag liegt der Druckpreis bei 25 bis 50 Cent.
Wenn also der typische "Geiz-ist-Geil"-Deutsche rafft, dass er nur dann vernünftige EBooks kriegt, wenn er auch bereit ist, den Preis dafür zu zahlen, wird es auch das entsprechende Angebot geben.

Zitat von: Maganius am 04. März 2011, 17:17:34
Und was hälst du von dieser Digitalen Veröffentlichung so ganz ohne Verlag? Wird darunter letztlich nicht die Qualität der Bücher leiten? Und damit auf lange Sicht der Verlag völlig überflüssig. Immerhin kann ja nun jeder seine Bücher veröffentlich und letztlich Reich werden? Ich bin da weiter skeptisch.

Also - das hat ja schon begonnen mit der ganzen BoD-Schiene. Aber ist eigentlich unrelevant, weil die Autoren ohne Verlag ihre Bücher bevorzugt im Bekannten- und Freundeskreis vertreiben.
Mit den Ebooks wird es ähnlich sein, bzw. ist es schon heute so (bei Xinxii kann man schon heute EBooks ohne Verlagsunterstützung kaufen. Die Verkaufsränge sind zum heulen oder zum Lachen. Der Fantasy-Bestseller hat sich 9 x verkauft, auf Rang 2 und 3 tummeln sich "Bücher" mit je 2 Verkäufen).

Der Hype mit den selbstverlegten EBooks ist schon vor über einem Jahr wieder verklungen, die meisten, die so ein Ding gelesen haben, kriegen nichtheilbare Lachkrämpfe und wenden sich wieder dem zu, was aus Verlagen kommt.
Der durchschnittliche Leser wird also auch weiterhin Bücher / Ebooks kaufen, die aus Verlagen kommen.
Ich bezweifle, dass das EBook für das oft prophezeite Verlagssterben sorgen wird. Das wäre nämlich genauso unsinnig, wie wenn man erzählen würde, dass die Einführung der Digitaluhr das Aussterben von Uhrenläden bewirkt hätte.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Maganius am 04. März 2011, 18:25:37
@treogen

Gut, da will ich hoffen das es sich so verhalten wird.  ;D
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Lomax am 04. März 2011, 22:46:58
Zitat von: Maganius am 04. März 2011, 17:17:34Aber würdest du auf dauer ein komisches E-Dings dem Buch vorziehen?
Im Moment sehe ich eine Menge Nachteile beim Ebook, die eher bei alltäglichen Kleinigkeiten liegen. So Dinge wie das intuitive hin- und herblättern sind schwierig. Und wenn überraschend die Batterie leer ist und man das Ding nicht benutzen kann, während es lädt - so was ist mir beim Papierbuch noch nicht passiert  ;D
  Ob sich diese Kleinigkeiten ausbügeln lassen, wie viele Leser sich daran stören, wie sich das ganze weiter entwickelt ... man wird sehen.
Zitat von: treogen am 04. März 2011, 18:17:51Das ist auch der Grund, warum die Verlage sich noch zurückhalten. Mir zumindest geht es so - ich würde gerne einen Probeschuß machen, aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, auf wen ich mich einschießen soll.
Im Großen und Ganzen bringst du alles auf den Punkt. Bis auf den obigen Satz. Ich denke mal, du kannst gerade jetzt besonders gut einsteigen. Der Markt ist (hierzulande) noch so klein, dass er gar nichts kannibalisiert; um Raubkopien muss man sich auch noch nicht viele Gedanken machen. Und gerade weil der Markt so klein ist und in Deutschland so schleppend anläuft, hat man gute Chancen, mit seinem Angebot noch wahrgenommen zu werden und kann gerade als kleiner Verlag in dieser Liga auf Augenhöhe mit den Großen einsteigen. Und wenn man sich etabliert, hat man vielleicht den ein oder anderen Kunden für seinen Verlag gewonnen.
  Gerade als kleiner Verlag kann man derzeit also nur gewinnen. Und wenn man nichts mitnehmen kann, hat man für die Chance auch nicht viel investiert. Da kann ich derzeit also überhaupt nicht verstehen, dass gerade die kleinen Verlage, die eigentlich beweglicher sein sollten als die großen "Schlachtschiffe", diese historische Chance eines neuen Marktes so zögerlich annehmen. Denn natürlich wird das nicht so bleiben, und wenn der Markt erst mal lukrativ und etabliert ist, haben wieder die Großen im Konkurrenzkampf die Nase vorn, nicht mehr die Schnellen und die mit den guten Ideen und dem richtigen Gespür, wie man es anpackt.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: treogen am 05. März 2011, 16:01:40
Zitat von: Lomax am 04. März 2011, 22:46:58
Da kann ich derzeit also überhaupt nicht verstehen, dass gerade die kleinen Verlage, die eigentlich beweglicher sein sollten als die großen "Schlachtschiffe", diese historische Chance eines neuen Marktes so zögerlich annehmen.

Weil so mancher Autor - das ist ein Punkt, den ich oben nicht aufgeführt habe - ebenfalls Angst oder zumindest Unsicherheiten bei dem Thema hat.
Ich werde es immer mal wieder angehen, aber meine Bestrebungen in der Richtung waren bisher leider auch durch Ablehnung dieses Formates durch die Autoren bzw. Herausgeber geprägt. In einem Fall war durch die Diskussion dahingehend sogar die Antho als solches gefährdet, deswegen hatte ich dann auch die EBook-Grundsatzdiskussion vorerst wieder in der Versenkung verschwinden lassen.
Aber ich bleib auf jeden Fall dran, denn auch wenn ich nicht glaube, dass der EBook-Markt den Buchmarkt das Wasser abgräbt, glaube ich, dass in 10 Jahren ein Teil der Buchkäufer zu Ebookkäufern geworden ist.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Kaeptn am 15. März 2011, 08:54:34
Hier ein aktueller Artikel zum Thema
"E-Books: Buchbranche trotzt den Lesern"
http://www.heise.de/newsticker/meldung/E-Books-Buchbranche-trotzt-den-Lesern-1207290.html
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Maria am 15. März 2011, 19:52:10
Danke für den Link. Ist sehr interessant. Mal sehen wie sich das noch entwickelt.

Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Kaeptn am 22. April 2011, 10:38:10
So, nun wird sich wohl zeigen, was das eBook hierzulande für Chancen hat. Amazon hat Kindle-Deutschland gestartet. Es gibt übrigens viele Klassiker (Bram Stoker, Karl May, Edgar Allen Poe, Mark Twain uvm) gratis!

Und für alle die darüber nachdenken, selber ein eBook bei Amazon zu veröffentlichen:
"Passend zum Start des Kindle Direct Publishing Programms auf Amazon.de freuen wir uns auch, unseren europäischen Verlegern ab jetzt die Möglichkeit zum Empfang Ihrer Tantiemenzahlungen über elektronischen Zahlungsverkehr (EZV) anbieten zu können." Also keine Dollar-Schecks mehr.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Flafi am 22. April 2011, 11:10:13
Meine persönliche Meinung zu eBooks ist, dass ich sie mag.

Ich habe mir vor ein paar Wochen einen Oyo geholt. Dazu drei Bücher als eBook und ich finde es klasse.
Ich habe drei Bücher und ein selbst verfasste Texte immer dabei, habe ich eines bis zum Ende gelesen, kann ich sofort mit dem nächsten beginnen, ohne drei schwere Wälzer mit mir rumschleppen zu müssen.

Und es ist mir nicht nur einmal passiert, dass ich in der U-Bahn saß, und plötzlich vor dem Problem stand, dass ich noch ne halbe Stunde fahren muss, aber nichts mehr zu Lesen habe.
Die Werbung in der bahn ist auf Dauer auch nicht sonderlich interessant.

Ich versteigere gerade einen Haufen Bücher, die bei unserem anstehenden Umzug auch geschleppt werden wollen. Der oyo ist da wesentlich praktischer.

Natürlich hat die Sache aber auch zwei Haken.

Zum einen die hier schon angesprochene Sicherheit für Verlage und Autoren. Mir scheint es, als wären eBooks noch nicht wirklich brauchbar kopiergeschützt bzw. ist dieser Kopierschutz noch etwas umständlich für den Nutzer. Ich brauche einen Account bei Thalia und bei Adobe, um die eBooks auf dem Oyo zu lesen. Und trotzdem findet man massig eBooks kostenlos zum Download, die aber nicht kostenlos sei sollten....
Wobei es dieses Problem auch schon mit normalen Bücher gibt. Eingescannte Bücher findet man wie Sand am Meer. eBooks machen es nur unnötig, sich JPEGS anzusehen.

Dann die Hardware.
Ich stand vor der Entscheidung: Hole ich mir den Kindle aus den USA, einen teureren Sony Reader oder den OYO von Thalia.
Ich entschied mich aus Bequemlichkeit und des Preises wegen für den OYO.
Er ist nicht schlecht. Aber es hat mich ein bisschen was an zeit und nerven gekostet und vor allem viel Recherche, damit er nun vernünftig läuft. Dennoch reagiert der OYO langsam.
Aus Benutzerberichten weiß ich nun, dass der Kindle da etwas mehr Power hat. Nur wollte ich den nicht extra aus den USA importieren.
Im Moment halte ich bei eBay nach einem Sony Reader Ausschau. Denn von der Hardware her, ist dieser wirklich perfekt. Ich habe ihn mal live bei Media Markt getestet und war von den Reaktionszeiten und den Kontrasten des Readers begeistert.

Aber dann wäre da noch der Akku.
Die Hersteller versprechen ja monatelange Akkulaufzeit, da die eInk Technologie ja so stromsparend ist (jede Veränderung auf dem Bildshcirm kostet einen kurzen Stromimpuls und dann bleibt das Bild so, ohne weitere Stromzufuhr).
Aber der Akku hält nur so lange, wenn man das gerät auch stets komplett abschaltet und nicht nur in den Standby Modus versetzt. Denn im Hintergrund wird der Akku sonst noch belastet, durch z.B. dass sich das gerät merkt, welche Zeichen zuletzt zu sehen waren.

Da saß ich nämlich schon doof da, und konnte das Buch nicht weiter lesen...

Es hat alles Vor- und Nachteile. Im Prinzip finde ich eBooks eine gute Sache. Sie bieten durchaus komfort. Und das lesevergnügen an einem vernünftigen, dafür ausgelegten Reader, steht dem eines Buch aus Papier in fast nichts nach.

Nur Stecken eBooks meiner Meinung noch in den Kinderschuhen. Es gibt noch viel zu lernen und zu verbessern. Aber den Trend verfluche ich keineswegs und eine Koexistenz beider Formate ist nicht mehr abzuwenden, denke ich.

Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Schommes am 22. April 2011, 11:47:28
Ich hatte neulich mal dieses Thema mit einem Kollegen Autoren am Wickel, der schon so Einiges veröffentlicht hat und er sagte mir, dass obwohl seine Werke zum Teil als eBooks angeboten werden, der Anteil, der auf diesem Weg verkauft wird, verschwindend gering ist. D.h. bei einer Auflage von mehreren zehntausend wurden eBooks im unteren zweistelligen Bereich verkauft. Will sagen, vielleicht wird das Medium ja auch einfach noch nicht so von der Leserschaft angenommen. Gruß, Thomas Elbel
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Kaeptn am 22. April 2011, 12:00:14
Das liegt zum Teil aber auch an der idiotischen Preispolitik der Verlage. Natürlich kauf niemand ein eBook zum beinahe gleichen Preis wie die Printausgabe. Schließlich weiß auch der einfache Leser, dass beim eBook keine Druck- und Transportkosten anfallen und er somit abgezockt wird.
Aber auch da wird ja allmählich umgedacht...
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Schommes am 22. April 2011, 12:12:19
Hmm, wenn ich als Verlag aber von vornherein weiß, dass die verkaufte Stückzahl eher gering sein wird, werde ich natürlich wiederum die Kalkulation der speziell auf die Herstellung dieses Mediums entfallenden Kosten bei der Preisbildung entsprechend hochschrauben (müssen).
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Fizz am 24. April 2011, 00:36:28
Zitat von: Kaeptn am 22. April 2011, 12:00:14
Das liegt zum Teil aber auch an der idiotischen Preispolitik der Verlage. Natürlich kauf niemand ein eBook zum beinahe gleichen Preis wie die Printausgabe. Schließlich weiß auch der einfache Leser, dass beim eBook keine Druck- und Transportkosten anfallen und er somit abgezockt wird.

Für mich ist das Problem eher, dass es nichts greifbares ist. In Deutschland hat man noch kein Gefühl für Datenwert. Wir sind halt eher materiell ausgerichtet. Aber wenn jetzt Amazon auch in Deutschland seinen Kindle vertreibt und Smartphones immer mehr auch auf ebook ausgerichtet werden, könnte sich dass (langsam) ändern.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Isabel am 24. April 2011, 13:07:46
Auch ich bin eher materiell ausgerichtet und finde es wenig reizvoll, ein eBook für 8,99 zu erwerben, wenn ich stattdessen den gleichen Titel als gedrucktes Buch für 9,99 haben könnte. Da habe ich doch lieber was "Richtiges" in der Hand. Aber vielleicht sind das Vorbehalte, die sich in den nächsten 1-2 Jahren in Luft auflösen, sobald die Reader ausgereifter und gebräuchlicher werden? Ich denke, wie sich das Medium in naher Zukunft entwickeln wird, ist jetzt noch überhaupt nicht vorauszusehen. Zwar kann ich mir nicht vorstellen, dass das gedruckte Buch komplett verschwindet - die Haptik gehört für mich untrennbar zum Leseerlebnis - aber spätestens die nächste Generation, die mit eBooks aufwächst, wird da vielleicht ganz anders denken.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Fizz am 24. April 2011, 13:11:41
Zitat von: Isabel am 24. April 2011, 13:07:46
Zwar kann ich mir nicht vorstellen, dass das gedruckte Buch komplett verschwindet - die Haptik gehört für mich untrennbar zum Leseerlebnis - aber spätestens die nächste Generation, die mit eBooks aufwächst, wird da wohl ganz anders denken.

Und nicht zu vergessen: der Geruch von frisch gedruckten Buchstaben... <3
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Isabel am 24. April 2011, 13:13:55
Auf jeden Fall! Und nicht nur die frisch gedruckten, auch alte Bücher riechen toll,  finde ich. :)
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Maria am 25. April 2011, 05:16:16
Ich bin auch eher der altmodische Leser, der gern sein Buch in der Hand hält.
Dennoch freut es mich sehr, dass der Kindle Store auch bei Amazon.de jetzt offen ist und Autoren ihre Werke selbst als ebooks dort verkaufen können, ohne einen Verlag zwischenschalten zu müssen.

Weiß jemand,woran sich die Preise für ein ebook orientieren? Nach der Wortzahl? Nach der Seitenzahl?

Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: treogen am 26. April 2011, 13:50:39
Zitat von: Kaeptn am 22. April 2011, 12:00:14
Natürlich kauf niemand ein eBook zum beinahe gleichen Preis wie die Printausgabe. Schließlich weiß auch der einfache Leser, dass beim eBook keine Druck- und Transportkosten anfallen und er somit abgezockt wird.
Aber auch da wird ja allmählich umgedacht...

5 gute Gründe dafür, warum EBooks von aktuellen Büchern nicht wahnsinnig viel billiger als die Printausgabe sein können:

Das Klassiker billig zu haben sind, ist klar. Für "Robinson Crusoe" ist weder Werbung zu machen, noch ist ein Lektorat fällig. Und dank abgelaufenen Urheberrechten ist auch kein Honorar mehr zu zahlen.

Fazit: Am Ende bleiben zwar weniger Produktions- und Lagerkosten an dem Verlag hängen, die Kosten für Werbung, Lektorat und Buchhandel / Barsortiment bleiben aber gleich. Dafür geht das 2,7-fache an Vater Staat, als bei der Printausgabe.

Abzocke?
Eher eine ganz normale wirtschaftliche Rechnung.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Sven am 26. April 2011, 14:12:12
ZitatMwst für Bücher - 7 %. Mwst für EBooks - 19 %. Und das wird sich auch nicht ändern, nachdem Klagen dagegen bereits niedergeschlagen wurden.

19% für EBooks? Gab es eine Begründung beim Niederschlagen?

Was aus meiner Sicht gegen EBooks spricht, ist ihr Wert. In den meisten Köpfen wird der Wert eines Kaufes nach der "Griffigkeit" beurteilt. Je größer und schwerer etwas ist, desto wertvoller ist es auch in der Regel.
Software hat in den Augen der Konsumenten einen geringen Wert. Dass man sie ohne Probleme kopieren kann, senkt den Wert noch weiter (wie gesagt: in den Köpfen der Konsumenten).
Kaufe ich ein Buch, habe ich etwas in der Hand und es stellt somit einen Wert dar. Habe ich nur ein Stück schnöde Software, habe ich nicht das Gefühl tatsächlich etwas zu besitzen. Das Internet ist doch voll mit pdf-Dateien.

Erst wenn der ideelle Wert eines EBooks steigt, wird der Markt größer werden. Man darf auch nicht vergessen, dass ein Großteil der Buchkonsumenten ein Buch als Ausstellungsstück sieht. Wer im Wohnzimmer ein Bücherregal voller Bücher stehen hat, gilt im Allgemeinen als intelligent. Wer den Reader voller EBooks hat, ist bestenfalls ein Nerd  ;D
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: treogen am 26. April 2011, 14:55:44
Zitat von: Sven am 26. April 2011, 14:12:12
19% für EBooks? Gab es eine Begründung beim Niederschlagen?

Elektronische Dienstleistungen (und dazu gehören auch E-Books) unterliegen dem vollen Umsatzsteuersatz, während gedruckte Bücher als Kulturgut unter die Ermäßigung fallen.

In Spanien wurde es bereits umgesetzt, aber die EU-weite Petition steckt schlicht und einfach fest (und derzeit wird unsere Regierung wohl kaum eine Steuersenkung hinnehmen).
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Fizz am 26. April 2011, 15:22:40
Zitat von: Sven am 26. April 2011, 14:12:12
Man darf auch nicht vergessen, dass ein Großteil der Buchkonsumenten ein Buch als Ausstellungsstück sieht. Wer im Wohnzimmer ein Bücherregal voller Bücher stehen hat, gilt im Allgemeinen als intelligent. Wer den Reader voller EBooks hat, ist bestenfalls ein Nerd  ;D

Daran hatte ich noch gar nicht so gedacht, aber es spielt sicher auch eine Rolle.

Irgendwie hat das ebook runterladen für mich den selben Stellenwert wie kostenfreie Software runterladen.
Da fehlt mir einfach etwas, dass mir vermittelt, dass ich einen Gewinn aus dem Kauf erziele. Das ebook ist da irgendwie zu nah am "Roh-Produkt" und hat irgendwie den Beigeschmack vom "günstigen Nebenprodukt".
Zudem habe ich das Gefühl, dass Daten die einmal weg sind unwiederruflich zerstört sind, auch wenn ich mir sie eigentlich wieder holen kann.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Hr. Kürbis am 05. Juni 2011, 12:57:11
Vielen Dank für das tolle Thema hier, übernächste Woche halte ich darüber einen Prüfungsvortag an der Uni und werde dann hoffentlich für ein Studium zugelassen ...

Mein Thema wird dann lauten: E-Books und E-Reader: Chance für Autoren und Herausforderung für Verlage.
Da es sich um eine kulturwissenschaftliche Prüfung handelt, dreht sich das Gespräch eben um die Veränderung des Lesens, am Rande auch um marktwirtschaftliche Gegebenheiten.

Was ich sehr spannend finde, ist, wie ihr hier reagiert. Ein ablehnende Haltung lese ich hauptsächlich von den Leuten, die wohl selbst noch nie einen E-Reader in der Hand gehabt haben. Natürlich ist das lesen mit dem E-Reader ein haptisch völlig anderes Erlebnis als mit einem "analogen" Buch in der Hand, unterscheidet sich aber immens vom Leseerlebnis am PC-Bildschirm oder auf dem Smartphone. Es ist vergleichbar mit dem ablesen eines Taschenrechners, natürlich viel besser aufgelöst. ;)
Ich selbst besitze den Kindle und habe ihn mir sofort bestellt, als er auch für deutsche Verbraucher mit deutschem Markt verfügbar gemacht wurde. Was soll ich sagen? Ich mag ihn, werde mir, wenn möglich, zukünftig Bücher nur noch in elektronischer Form kaufen.
"Warum zur Hölle?" schreit jetzt bestimmt so mancher auf.

Ganz einfach:
- ich habe Zuhause insgesamt 33 Meter Stellfläche für Bücher, die voll belegt sind, wohin also mit noch mehr Büchern? An einen Umzug mag ich gar nicht denken, zumal der als zukünftiger Student auf mich zukommen könnte. Studentenbude? Platzt aus allen Nähten dann. :wums:
- es ist so bequem, abends im Bett zu lesen und nur mit einem Fingerklick umzublättern. Und gerade im Fantasy-Sektor sind 800+ Seiten keine Seltenheit und alles andere als leicht zu händeln. Und versucht mal, die komplette Das Lied von Eis und Feuer-Saga mitzunehmen. Auf dem E-Reader kein Problem.
- ich kann mir jederzeit und überall Bücher aus dem Amazon-Angebot herunterladen. Buch im Urlaub ausgelesen und kein neues zur Hand? Einfach schnell online shoppen gehen und ohne von der Liege aufzustehen frisches Lesefutter genießen.
- ich kann vorher die Leseprobe genießen (oder eben auch nicht). Im Buchhandel hat mich schon so manches Buch durch gute Aufmachung geblendet, hier lade ich mir einfach die ersten 10 Seiten (oder so) runter und kann gefahrlos probelesen. Beim analogen Buch habe ich das nie gemacht, beim digitalen bürgert sich das bei mir ein.
- mein Handy lässt sich mit dem Kindle synchronisieren. Hab ich den E-Reader nicht mit, muss aber z.Bsp. beim Arzt noch etwas warten, zücke ich mein Handy und lese an genau der Stelle weiter, an der ich gestern aufgehört habe ... und abends im Bett das selbe Spiel, mein Kindle blättert automatisch zu der Seite, die ich zuletzt auf dem Handy "aufgeschlagen" hatte. Praktisch!
 
Aber es gibt natürlich auch Nachteile:
- ich als Kunde werde durch die Bindung an Amazon noch transparenter. Ist mir aber egal, da man heutzutage überall durchleuchtet wird, mein Handy sicher meine Positionsdaten versendet, ich mit jeder Kundenkarte registriert werde und auf sozialen Netzwerken mein Privatleben verbreite ... drauf gesch*****! :wart:
- Die Haptik fehlt mir schon! Ein "frisches" Buch ist einfach genial, ein "alter Schinken" hat auch ein gewisses Aroma... Papier ist toll, um das Erlebnis werde ich natürlich jetzt gebracht. :buch: *schnüff*
-Buch verleihen oder wieder verkaufen? (Noch) unmöglich!
- was mich am meisten stört ist die Tatsache, das ich nicht mal eben vorblättern kann um zu sehen, wie lang das Kapitel eigentlich noch ist. Kein Finger zwischen den Seiten, durchblättern etc. Ist bei einem E-Reader mit Arbeit verbunden und es ist dann doch recht aufwändig, ein Lesezeichen zu setzen etc. nur um zu spicken. Zumal es keine Seitenzahlen mehr gibt sondern eine Prozentanzeige. Das Buch ist 50% gelesen? Seeehr schwammige Aussage!

Für ich überwiegen aber die Vorteile, es gibt aber noch weitere: skalierbare Schrift, gerade für Leser mit Sehschwäche durchaus eine tolle Sache! Ab 60 Büchern werden elektronische Bücher auch "umweltschonend", d.h. dann hat man den Reader und die theoretisch dafür gedruckten Bücher ausgeglichen und liest ressourcenschonend. Ist mir auch wichtig, aber kein Kaufgrund.
Die Haptik ist echt anders, aber die Entwicklung wird so wie bei der Musikindustrie verlaufen. Was haben Plattenfans über die CD gelästert? "Viel zu steril, zu perfekt im Klang!" Und wo ist die Schallplatte jetzt? Ein Liebhaberstück, eine Randnotiz des Musikmarktes. Und der CD geht es ebenfalls an den Kragen, wer hat denn bitte keinen MP3-Player? Musik ist bereits digital und Bücher werden es ebenfalls werden. Das wird auf Kosten der (großen) Verlage gehen, die sich dem verweigern oder nicht rechtzeitig auf den Zug aufspringen können, der längst an Fahrt gewonnen hat. Mir tut es dann echt leid für die (kleinen) Buchläden, von denen sicher einige auf der Strecke bleiben werden. Aber so ist es den Plattenläden auch gegangen...
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Fizz am 05. Juni 2011, 13:56:00
Ui, danke für den tollen Beitrag Stefan.
Ich selbst bekomme vll. zu Geburtag einen Kindle... mal sehen. Würde mich jedenfalls freuen! Denn obwohl ich auf das "echte Buch" aus Papier nie verzichten wollte, sehe ich gerade im Urlaub oder Unterwegs im Ebook+ Reader einen Vorteil.
Schade ist nur, dass zum Beispiel Schul- und Studienbücher oft noch nicht digitalisiert sind, bzw. nicht ausleihbar sind.  (Gerade weil ich es nicht einsehe, für ein paar Seiten zum lernen, ein ganzes Buch mitzuschleppen) Das wäre für mich wirklich die Kirsche obendrauf.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Judith am 05. Juni 2011, 14:01:47
Ich habe mittlerweile auch einen Reader, und zwar den Sony PRS-350. Ich bin davon ebenso überzeugt wie Stefan und habe auch ähnliche Erfahrungen damit gemacht, nur unterscheidet sich der Sony natürlich in einigen Punkten vom Kindle, weshalb ich zu ein paar von Stefans Plus- und Minuspunkten etwas hinzufügen möchte.

Zitat- ich kann mir jederzeit und überall Bücher aus dem Amazon-Angebot herunterladen. Buch im Urlaub ausgelesen und kein neues zur Hand? Einfach schnell online shoppen gehen und ohne von der Liege aufzustehen frisches Lesefutter genießen.
Das ist mit dem Sony nicht möglich, wegen fehlendem WiFi.
Mir selbst fehlt das nicht, weil ich ja auch im Vorfeld genug auf den Reader laden kann. Es mangelt ja auch nicht unbedingt an gratis verfügbaren Klassikern, weshalb man sich problemlos mehrere Bücher einfach mal so als "eiserne Reserve" draufladen kann.
Aber wem es wichtig ist, ein Buch wirklich sofort direkt vom Reader aus kaufen zu können, sollte natürlich unbedingt einen Reader mit WiFi kaufen.

Zitat- ich als Kunde werde durch die Bindung an Amazon noch transparenter. Ist mir aber egal, da man heutzutage überall durchleuchtet wird, mein Handy sicher meine Positionsdaten versendet, ich mit jeder Kundenkarte registriert werde und auf sozialen Netzwerken mein Privatleben verbreite
Der Sony ist ein Reader ohne Shop-Bindung, daher fällt dieses Problem für mich weg.

Zitat- was mich am meisten stört ist die Tatsache, das ich nicht mal eben vorblättern kann um zu sehen, wie lang das Kapitel eigentlich noch ist. Kein Finger zwischen den Seiten, durchblättern etc. Ist bei einem E-Reader mit Arbeit verbunden und es ist dann doch recht aufwändig, ein Lesezeichen zu setzen etc. nur um zu spicken. Zumal es keine Seitenzahlen mehr gibt sondern eine Prozentanzeige. Das Buch ist 50% gelesen? Seeehr schwammige Aussage!
Mit dem Sony kann man ohne weiteres flott "durchblättern". Ein rasch mal vorblättern um zu sehen, wie lang das Kapitel noch ist, ist also kein Problem.
Und es gibt auch keine Prozentanzeige, sondern Seitenzahlen.

Was ich damit jetzt ausdrücken wollte: Vieles hängt natürlich auch von dem Reader ab, den man besitzt. Deshalb halte ich es für sinnvoll, sich im Vorfeld genau zu informieren, was die Unterschiede sind und zu überlegen, was für einen selbst wichtig ist.

Ich werde übrigens jetzt kaum aufhören, "richtige" Bücher zu kaufen. Für mich sind eBooks und ein Reader eine Ergänzung. Gerade bei englischen Büchern ist das toll, da amerikanische Taschenbücher oft von einer katastrophalen Qualität sind. Mal ganz von dem Vorteil des integrierten Wörterbuchs abgesehen.
Aber manche Bücher möchte ich einfach gebunden im Regal stehen haben - und man bekommt ja auch nicht jedes Buch als eBook.
Daher ist das für mich keine entweder-oder-Frage.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Fizz am 05. Juni 2011, 14:11:41
OT: Welche Formate können eure Reader eigentlich lesen?
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Hr. Kürbis am 05. Juni 2011, 14:31:04
Meiner "liest" bisher nur die Amazon Dateien, .azw also.
pdf. kann er natürlich auch und in Zukunft werden wohl auch e.pub laufen.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: gbwolf am 05. Juni 2011, 15:04:26
ePub-Dateien kann man schon seit Jahren auch ausleihen, statt sie sich zu kaufen. Unter www.onleihe.net kann man sehen, ob die eigene Bibliothek mitmacht. Die Leihfristen sind unterschiedlich. Man synchronisiert die Dateien über die Acrobat Digital Edition auf den REader. Mit Sony geht das auf jeden Fall. Ob es mit dem Kindle geht, weiß ich nicht.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Hr. Kürbis am 05. Juni 2011, 15:20:18
Zitat von: Die Wölfin am 05. Juni 2011, 15:04:26
ePub-Dateien kann man schon seit Jahren auch ausleihen, statt sie sich zu kaufen. Ob es mit dem Kindle geht, weiß ich nicht.

Nö, noch nicht. Deswegen wird im Hintergrund wohl daran gewerkelt um eben Tür und Tor für eine Ausleihe zu ermöglichen. Das sollte man beachten, will man sich einen E-Reader anschaffen.

"normaler" E-Reader:
Offen auch für Ausleihe, allerdings muss man sich dann mit DRM (Kopierschutz) herumschlagen oder auf gemeinfreie Daten zurückgreifen.

Kindle:
Geschlossenes System, mit dem man sich (noch) an Amazon bindet oder ebenfalls auf gemeinfreie Daten zurückgreift.

Mir war das mit dem DRM zu umständlich und da wegen der Buchpreisbindung auch alle E-Books gleich kosten, habe ich zum Kindle gegriffen. Dank 3G kann ich da überall Bücher kaufen und bin nicht vom PC oder WiFi abhängig.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Kaeptn am 05. Juni 2011, 21:02:27
Zitat von: Stefan am 05. Juni 2011, 12:57:11
- ich habe Zuhause insgesamt 33 Meter Stellfläche für Bücher, die voll belegt sind, wohin also mit noch mehr Büchern? An einen Umzug mag ich gar nicht denken, zumal der als zukünftiger Student auf mich zukommen könnte. Studentenbude? Platzt aus allen Nähten dann. :wums:

Das Argument zieht freilich bei vielen nicht, denn a) zwingt dich ja keiner die Bücher zu behalten und b) WOLLEN die meisten ja ihre Bücher im Regal stehen sehen und u.a. das würde ihnen bei einem eReader fehlen.

Das Hauptproblem der eBooks sehe ich aber in der Preispolitik der Verlage. Ich wäre ja bereit auf Haptik und Wiederverkaufsmöglichkeit zu verzichten, aber dann sollen mir die Verlage, die Druck-, Transport- und Lagerkosten zahlen bitte schön auch entgegenkommen.

Was deine Vergleiche mit anderen Medien angeht ein Gegenbeispiel: Seit Jahren gibt es mit Steam & Co die Möglichkeit, Spiele online zu kaufen. Auch das hat viele Vorteile, du kannst z.B. von jedem PC aus auf dein Steam-Konto zugreifen und spielen. Trotzdem kauft die Mehrheit immer noch im Laden eine DVD. Da haben sie was in der Hand, das können sie wiederverkaufen. Denn bei Steam sind die Spiele (von Aktionen mal abgesehen) meist sogar noch teurer.

Persönlich finde ich eBooks vielversprechend, wenn die Preispolitik der Verlage mal dahin geht, eBooks zum halben Druckpreis anzubieten, werde ich sicher mal hier und da was auf meinem Handy lesen.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Judith am 06. Juni 2011, 00:29:49
ZitatMir war das mit dem DRM zu umständlich und da wegen der Buchpreisbindung auch alle E-Books gleich kosten, habe ich zum Kindle gegriffen.
Inwiefern zu umständlich?  :hmmm: DRM macht ja keine Probleme (bzw. muss ich mit DRM-geschützten Büchern nichts besonderes anstellen), solange man nicht versucht es loszuwerden.
Davon abgesehen sind ja die meisten Bücher von Amazon auch DRM-geschützt. Ob nun epub mit DRM oder mobi/azw mit DRM, macht da in meinen Augen keinen großen Unterschied. In jedem Fall hat man das Problem, dass man das ebook nicht ohne weiteres in andere Formate konvertieren kann.

Das mit der Buchpreisbindung stimmt natürlich nur, solange man von deutschen eBooks spricht. Bei englischen kann es da schon von Shop zu Shop Unterschiede geben, und Amazon ist da nicht immer am billigsten. Aber das spielt natürlich keine Rolle, wenn man hauptsächlich deutsche eBooks lesen möchte.

Sorgen, dass man mit einem anderen Reader als Kindle auf weniger Bücher zugreifen kann, muss man sich auf alle Fälle nicht machen. Bei libri.de findet man im Wesentlichen auch alle jenen deutschen eBooks, die man eben für den Kindle auf Amazon findet.

Was die Formate betrifft: Der Sony PRS-350 liest epub, BBeB, pdf, txt, rtf, doc
und halt noch diverse Bildformate

Die Onleihe war für mich dann letztendlich ein wesentliches Argument für den Sony, zumal die virtuelle Bücherei in Wien (wo ich ja ohnehin eine Jahreskarte habe) ein sehr großes Angebot an Belletristik hat, wenn man da mal mit einigen anderen Onleihen im deutschsprachigen Raum vergleicht.
Und für englische Onleihe-Bücher kann man z.B. eine Fernmitgliedschaft für die Library of Philadelphia (kostet was) oder die National Library of Singapore (gratis) beantragen.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Hr. Kürbis am 06. Juni 2011, 07:28:03
Zitat von: Kaeptn am 05. Juni 2011, 21:02:27
Das Argument zieht freilich bei vielen nicht, denn a) zwingt dich ja keiner die Bücher zu behalten und b) WOLLEN die meisten ja ihre Bücher im Regal stehen sehen und u.a. das würde ihnen bei einem eReader fehlen.

Dann lies einfach weiter was da noch bei mir steht, denn vielleicht darf ich mich von 53,6qm auf 8-10qm verkleinern! ^^ Deswegen verkauf ich auch ziemlich viele Bücher, selbst die, die ich eigentlich behalten wollte ... denn sind wir mal ehrlich, so oft liest man Bücher dann doch nicht ein zweites Mal. Und Staubfänger hab ich schon genug und zum "angeben" brauche ich keine vollen Regal. So verstopfen sie mir im Moment nur mein Leben (wie die Filme, die Comics, Mangas, etc.)

Zitat von: Kaeptn am 05. Juni 2011, 21:02:27
Das Hauptproblem der eBooks sehe ich aber in der Preispolitik der Verlage. Ich wäre ja bereit auf Haptik und Wiederverkaufsmöglichkeit zu verzichten, aber dann sollen mir die Verlage, die Druck-, Transport- und Lagerkosten zahlen bitte schön auch entgegenkommen.

Kommen sie doch, E-Books sind in der Regel günstiger, guck einfach mal bei Amazon durch! Und die entsprechenden Kosten, die du erwähnst, machen wie a.a.O. erwähnt nicht den Großteil der Preiskalkulation aus. Aber als (etablierter) Autor sollte man sich eh überlegen, ob man seine "Bücher" nicht sowieso elektronisch und im Alleingang produziert. Da kann man bessere Preise anbieten und verdient trotzdem 70% vom Verkaufswert anstatt so um die 8% gegenüber der Veröffentlichung im Verlag.

Zitat von: Kaeptn am 05. Juni 2011, 21:02:27
Was deine Vergleiche mit anderen Medien angeht ein Gegenbeispiel: Seit Jahren gibt es mit Steam & Co die Möglichkeit, Spiele online zu kaufen. Auch das hat viele Vorteile, du kannst z.B. von jedem PC aus auf dein Steam-Konto zugreifen und spielen. Trotzdem kauft die Mehrheit immer noch im Laden eine DVD. Da haben sie was in der Hand, das können sie wiederverkaufen. Denn bei Steam sind die Spiele (von Aktionen mal abgesehen) meist sogar noch teurer.

Aha, sogar meist teurer! Da liegt für mich der Hase im Pfeffer! ;D Hier mal ein Link zum Thema "nichts in der Hand haben":http://www.e-book-news.de/von-elektronischen-bu%CC%88chern-trockenem-wasser-und-anderen-fabelwesen/ (http://www.e-book-news.de/von-elektronischen-bu%CC%88chern-trockenem-wasser-und-anderen-fabelwesen/)


Zitat von: Kaeptn am 05. Juni 2011, 21:02:27
Persönlich finde ich eBooks vielversprechend, wenn die Preispolitik der Verlage mal dahin geht, eBooks zum halben Druckpreis anzubieten, werde ich sicher mal hier und da was auf meinem Handy lesen.
Du bezahlst doch am wenigsten für den Druck, sondern den Großteil für den Inhalt, oder? Das hoffe ich zumindest ... Und der ist identisch, also sind die Preise auch (fast) identisch. Und auf dem Handy lesen ist nun wirklich nur eine "Notlösung" (wie auch auf PC, IPod, IPad, Tablet etc.)
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Hr. Kürbis am 06. Juni 2011, 07:33:02
Zitat von: Judith am 06. Juni 2011, 00:29:49
Inwiefern zu umständlich?  :hmmm:

Der "Umweg" über Adobe und PC, dass meine ich mit umständlich. Das die E-Books von Amazon auch DRM haben ist klar, aber das macht mir keine zusätzliche Arbeit. Ich bin eben ein fauler Hund! :vibes:
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Kaeptn am 06. Juni 2011, 08:14:32
Zitat von: Stefan am 06. Juni 2011, 07:28:03
Du bezahlst doch am wenigsten für den Druck, sondern den Großteil für den Inhalt, oder? Das hoffe ich zumindest ... Und der ist identisch, also sind die Preise auch (fast) identisch. Und auf dem Handy lesen ist nun wirklich nur eine "Notlösung" (wie auch auf PC, IPod, IPad, Tablet etc.)

Nein, ich zahle auch für Haptik und für Wiederverkaufswert (ich behalte fast KEIN Buch, dementsprechend sind mir deine Regalprobleme auch gänzlich unbekannt). Und davon ab fallen für den Verlag auch noch andere Kosten weg, beispielsweise auch das Risiko eine Auflage drucken zu lassen, ohne zu wissen, ob er sie auch los wird.
Amazon bei mir sowieso keine Chance, nachdem sie letztes Jahr den Kunden einfach ein Buch von ihrem eBook gelöscht haben, dass sie nicht haben verkaufen dürfen. Allein das diese Möglichkeit besteht, ist mir schon suspekt.

Ich lese viel auf meinem Handy (i.d.R. Webseiten), das passt schon. Und die eBook-Apps sind auch ok. Die eine oder andere Leseprobe hab ich schon damit gelesen.

Aber letztlich bin ich als 90% Bibliotheks-Leser sowieso uninteressant als Kunde ;)
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Hr. Kürbis am 06. Juni 2011, 08:44:40
Zitat von: Kaeptn am 06. Juni 2011, 08:14:32
Nein, ich zahle auch für Haptik und für Wiederverkaufswert (ich behalte fast KEIN Buch, dementsprechend sind mir deine Regalprobleme auch gänzlich unbekannt).

Ich beneide dich, ehrlich! Meine Hütte ist voll bis unters Dach und ich hab keine Ahnung, wie ich das ganze Zeug loswerden soll!

Und das Buch, von dem du sprichst, war eine illegale Kopie, von daher ist das ganze zwar nicht unbedingt okay, aber verständlich. Die Kunden haben später dann trotzdem das Original bekommen, aus Kulanz. Aber das Thema ist echt abstrakt wenn es um Datenhandel geht. Hätte man ein Auto gekauft, dass gestohlen wurde, kann man sich auch nicht beschweren, wenn später die Polizei vorbei kommt und es konfisziert.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Sven am 06. Juni 2011, 09:03:05
Zitat von: Stefan am 06. Juni 2011, 08:44:40
Hätte man ein Auto gekauft, dass gestohlen wurde, kann man sich auch nicht beschweren, wenn später die Polizei vorbei kommt und es konfisziert.

Aber es ist noch ein Unterschied, ob die Polizei die Daten löscht, oder ob sich Amazon auf den Reader "reinhacked" und die Daten löscht.
In meinen Augen geht es auch um mehr, als nur die Haptik (obwohl sie sicherlich eine große Rolle spielt). Wenn ich den ganzen Tag am Rechner gesessen habe, möchte ich mit einem Buch abschalten. Dabei möchte ich auch das Gefühl haben, nicht an einem Rechner zu sitzen. Weg von der Elektronik. Das geht nur mit einem Buch.
Für Nachschlagewerke allerdings dürfte so ein Reader wirklich gut sein, vor allem, wenn man die wirklich teuren Bücher, die es nur un geringer Stückzahl gibt, günstig kaufen kann.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Hr. Kürbis am 06. Juni 2011, 09:07:43
Die hacken sich nicht rein, sondern es geht von statten, wenn der Kunde seinen Kindle mit Amazon synchronisiert. Ich habe meine Verbindung zum Beispiel aus und mache sie nur an, wenn ich etwas neues runterladen will. In dem Moment wäre dann auch das Buch "gelöscht" worden. Ob es dazu einen Hinweis gab kann ich allerdings nicht sagen.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Judith am 06. Juni 2011, 09:36:16
Zitat von: Stefan am 06. Juni 2011, 07:33:02
Der "Umweg" über Adobe und PC, dass meine ich mit umständlich. Das die E-Books von Amazon auch DRM haben ist klar, aber das macht mir keine zusätzliche Arbeit. Ich bin eben ein fauler Hund! :vibes:
Naja, das kommt aber weniger aufs DRM an als auf die Ausstattung des Readers. Bei einem Oyo brauch ich den Umweg über den PC nicht, da richtet man sich am Anfang ein einziges Mal das Kundenkonto bei Adobe ein und kann danach die Bücher einfach direkt auf dem Reader kaufen ohne weitere Umwege, genauso wie beim Kindle. Und für einen Kindle muss man ja auch einmalig ein Kundenkonto bei Amazon einrichten (nur haben das halt die meisten schon  ;) ).

Beim Sony hingegen hat man den Umweg über den PC immer, völlig gleichgültig ob mit oder ohne DRM, da der Reader ja eben kein WiFi hat. Und auch hier gilt: Adobe brauch ich nur einmal zum Einrichten des Kundenkontos.
Und das mit dem PC ... Wie gesagt, mich stört das halt nicht. Das liegt daran, dass ich in jedem Fall sämtliche Bücher auch auf dem PC speichern würde (auch wenn ich einen Kindle hätte).
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Sven am 06. Juni 2011, 09:51:22
Zitat von: Stefan am 06. Juni 2011, 09:07:43
Die hacken sich nicht rein, sondern es geht von statten, wenn der Kunde seinen Kindle mit Amazon synchronisiert. Ich habe meine Verbindung zum Beispiel aus und mache sie nur an, wenn ich etwas neues runterladen will. In dem Moment wäre dann auch das Buch "gelöscht" worden. Ob es dazu einen Hinweis gab kann ich allerdings nicht sagen.

Deshalb hatte ich das in Klammern gesetzt. Letztendlich greifen sie auf Daten zu, die ich auf meinem Eigentum gespeichert habe. Bei dem Fall damals hatte ja ein Schüler Notizen in dem Buch "1984" gespeichert, die dann mit der unerwarteten Löschung weg waren.
Inzwischen wird so etwas laut Amazon nicht mehr gemacht. Trotzdem bleibt ein merkwürdiger Nachgeschmack.

Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Lomax am 06. Juni 2011, 12:47:05
Zitat von: Kaeptn am 05. Juni 2011, 21:02:27Das Argument zieht freilich bei vielen nicht, denn a) zwingt dich ja keiner die Bücher zu behalten und b) WOLLEN die meisten ja ihre Bücher im Regal stehen sehen und u.a. das würde ihnen bei einem eReader fehlen.
Das Argument zieht aber von Jahr zu Jahr bei mehr Leuten - die meisten meiner persönlichen stark bücheraffinen Bekannten passen genau in das von dir geschilderte Profil, und trotzdem haben inzwischen so ziemlich alle zu viele Bücher und beklagen sich darüber, dass sie nichts unterbringen. Und mancher, aber nicht jeder zieht für seine Bücher extra in eine neue, größere Wohnung um. ;)
  Ich würde mittlerweile das nicht-genug-Bücher-haben-können eher für ein Phänomen der Jugend halten. Irgendwann in den 30ern, allerspätestens, sind alle möglichen Regale und Flecken in der Wohnung mit Büchern gepflastert, die Möglichkeiten zum Vergrößern des Raumes eher erschöpft, Neuanschaffungen würde man ohnehin nicht mehr sehen, selbst wenn man sie unterkriegt - und Altes Verkaufen, um Platz für Neues zu schaffen, ist auch eher mühsam und lästig als einträglich.
  Natürlich hat man zu gedruckten Büchern ein besonderes Verhältnis ... Aber das macht es eher schwieriger, sinnvoll mit einem Überschuss umzugehen. Ich würde also die Leute, die für Ebooks nicht in Frage kommen, weil sie überhaupt keine Probleme haben, Unmengen von Büchern zu sammeln und bei sich unterzukriegen, eher für die Minderheit in der Minderheit halten - Minderheit in der Minderheit deswegen, weil die Drei-Bücherregale-reichen-vollkommen-Leser, die weder Probleme mit dem Stellplatz haben noch Wert darauf legen, viele Bücher im Regal auszustellen, immer noch die Mehrheit selbst unter den Leuten darstellen, die überhaupt dann und wann ein Buch kaufen.
Zitat von: Judith am 06. Juni 2011, 00:29:49
Inwiefern zu umständlich?  :hmmm: DRM macht ja keine Probleme (bzw. muss ich mit DRM-geschützten Büchern nichts besonderes anstellen), solange man nicht versucht es loszuwerden.
Nun, da kann ich noch eine Menge andere Fälle schildern, wo DRM Probleme bereitet. Einen Punkt hat Stefan mit dem Umstand, den es bereitet, ja schon angesprochen. Und das gilt nicht nur für Adobe, sondern so ziemlich für jede DRM-Technologie - manchmal erfordern sie schon einiges an technischem Verständnis oder Aufwand, bevor man die Medien konsumieren kann, und wer hat darauf schon Lust? Mitunter klappen sie in den meisten Fällen problemlos - nur bei einzelnen Usern nicht, und man weiß vorher nie, ob man zu den Glücklichen gehört oder eben nicht.
  Und dann macht DRM immer dann Probleme, wenn man irgendwas mit dem Produkt machen will, woran die Programmierer nicht gedacht haben. Und das kommt in der Praxis erstaunlich häufig vor - umso häufiger, je ungewöhnlicher die individuellen Vorlieben sind. Ob man die Medien nun von einem Lesegerät aufs andere überspielen oder vielleicht nach zwei Jahren noch mal lesen will - es ist jedesmal ein Abenteuer, ob alles klappt oder nicht.
  Und Andreas Eschbach beispielsweise weiß ja auch eine schöne Geschichte zu erzählen, was mit DRM-geschützten Medien passieren kann, wenn ein paar Jahre ins Land gehen, der Anbieter dicht gemacht hat oder der für den Schutz gewählte Standard aus anderen Gründen nicht mehr unterstützt wird. Wer weiß schon, welche DRM-Server in zehn Jahren noch stehen und was für private Bibliotheken qua Abschaltung plötzlich reif für die Mülltonne sind?
  Das alles muss nicht sein und gehört nicht zwangsläufig zu DRM. In der Praxis gibt es aber kaum ein System, dass solche Risiken und Probleme nicht auf den Nutzer abwälzt, und das macht DRM eben doch weitestgehend indiskutabel.

Und genau das lässt auch den Einwand ins Leere laufen, dass ja auch Amazon-Titel "DRM-geschützt" sind. Weil es in der Praxis halt selten um prinzipielle Erwägungen gehen DRM geht, sondern halt ganz konkret um die praktischen Fallstrike der Systeme im Alltag. Und da ist das System bei Amazon halt doch eines der wenigen, von denen die meisten Anwender nicht einmal etwas bemerken. Jedenfalls derzeit - ob das System auch die langfristigen Probleme umgehen kann, die bei DRM auftreten können, muss sich noch zeigen, und natürlich erkauft man sich bei Amazon die fehlenden Probleme halt auch mit einer Gerätebindung und Personalisierung, die auch nicht jeder Nutzerpräferenz gerecht werden dürften.
  Aber ich denke, im Großen und Ganzen ist genau das das Problem: Nicht DRM an sich, sondern wie viel der Käufer davon bemerkt. Und da merkt man bei Amazon nach meinem Kenntnisstand derzeit mit Abstand am wenigsten. Aber wenn man dann etwas merkt ...
Zitat von: Stefan am 06. Juni 2011, 08:44:40Und das Buch, von dem du sprichst, war eine illegale Kopie, von daher ist das ganze zwar nicht unbedingt okay, aber verständlich.
Diese Kurzbeschreibung fasst den Vorgang dann aber auch nur sehr unvollständig und beschönigend zusammen. Tatsache ist halt auch, dass die Benutzer da keine illegale Kopie runtergeladen haben. Das Buch wurde regulär über den gängigen Kanal angeboten und von den Benutzern in gutem Glauben erworben. Im Nachhinein gab es zunächst mal Unklarheiten wegen des Copyrights und das Angebot wurde zurückgezogen und auch von den Readern wieder entfernt. Nicht etwa, weil die Rechtslage geklärt war, was nur ein Gericht hätte tun können, sondern aufgrund der Einschätzung von Verantwortlichen bei Amazon und mehr oder minder prophylaktisch. Zum Zeitpunkt der Löschung hatte man nicht mal die Daten späterer, ausführlicherer Gutachten, die geeignet waren, einen tatsächlichen Copyrightverstoß zu erhärten.
  Und selbst das wäre eine sehr schwache Grundlage gewesen für den Eingriff in das Privateigentum von Nutzern. Denn nur aufgrund des internen Rechtsgutachtens einer Firma bzw. der Absprache zwischen zwei Privatfirmen, was denn rechtens ist, darf natürlich trotzdem kein Privatmensch in irgendjemandes Wohnzimmer kommen und Sachen mitnehmen, weil er glaubt, sie gehören dort nicht hin. Ohne Gerichtsbeschluss oder explizite Klärung und Absprache mit den betroffenen Nutzern war das ein Unding, und ich denke auch nicht, dass man so einen Vorgang, der gegen übliche und verfassungsmäßig geschützte Procedere verstößt, in irgendeiner Form entschuldigen kann oder sollte.
  Auch der Hinweis auf "illegale Kopien" wäre da ja nur geeignet, den Vorwurf, den man gegen Amazon erheben kann, von "Diebstahl" auf "Selbstjustiz" zu verändern ... was m.E. nach keine Verbesserung darstellt.
  Ganz im Gegenteil würde ich sagen, da einerseits klar ist, dass so ein Vorgehen bei materiellen Gütern undenkbar wäre, weil es verfassungsmäßig geschützte Rechtsgüter betrifft, stellt jede Relativierung dieser Rechtslage bei immateriellen Gütern den besten Einwand gegen DRM überhaupt dar. Denn wenn unser Rechtssystem sanktioniert, dass für Eigentum im virtuellen Raum kein entsprechender Schutz garantiert wird, würde das tatsächlich bedeuten, dass beispielsweise eBooks kein adäquater Ersatz für Bücher sind, sondern durch den Kauf eines eBooks letztlich nur ein "Eigentum zweiter Klasse" geschaffen wird, das auch rechtlich gesehen nicht den Schutz des Eigentums laut Grundgesetz in Anspruch nehmen kann.
  Ich wüsste kaum etwas, was derzeit mehr gegen den Kauf von Ebooks sprechen würde als diese Feststellung, und insofern halte ich den Versuch, das Vorgehen von Amazon zu rechtfertigen oder zu relativieren, sogar für einen noch besseren Grund gegen Ebooks als den Vorgang selbst. Und im übrigen auch gegen DRM - denn wenn beim virtuellen Eigentum tatsächlich derzeit eine Wildwest-Mentalität herrscht und das Recht des Stärkeren, und wenn es da okay und hinnehmbar ist, dass einzelne Privatpersonen mit gekauften Gütern fremder Leute Dinge tun, die sie bei materiellen Gütern nicht dürften - dann ist natürlich auch der Anwender vernünftigerweise gehalten, so einen Kram nicht zu kaufen, sondern lieber auf "richtiges" Eigentum zu setzen; oder, wenn er so etwas kauft, möglichst ebenso zum "Selbstschutz" zu greifen und dafür zu sorgen, dass kein anderer technisch Zugriff darauf nehmen kann.

Tatsächlich hat dieser Vorfall bei Amazon maßgeblich dazu beigetragen, meine Vorbehalte gegen DRM noch ein Stück von "technisch" zu "prinzipiell" zu verschieben. Und auch wenn ich das System bei Amazon für eines der wenigen halte, die offenbar rund genug funktionieren, um akzeptabel zu sein, ist dadurch auch mein Misstrauen in die Marktteilnehmer und die rechtliche Absicherung so weit bestärkt worden, dass ich allein deswegen nie Geld für ein Ebook ausgeben würde, über das ich nicht die vollständige Kontrolle und alleinigen Zugriff genieße.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Judith am 06. Juni 2011, 22:13:01
Das bezüglich DRM war von mir vereinfacht formuliert und sollte eher heißen "Inwiefern ist DRM beim Laden der Bücher zu umständlich?" und "Inwiefern ist DRM bei epubs umständlicher als bei Amazons azw?"
Ich halte auch nicht viel von DRM, aber ich wollte da halt keine große Diskussion über DRM vom Stapel brechen, sondern eher vermeiden, dass der Eindruck entsteht, als würde man bei einem anderen Reader als dem Kindle grundsätzlich bei jedem Buchkauf eines DRM-geschützten epubs erst einmal auf mehrere Hürden stoßen.

Etwas unklar sind mir jetzt folgende Aussagen:
ZitatUnd dann macht DRM immer dann Probleme, wenn man irgendwas mit dem Produkt machen will, woran die Programmierer nicht gedacht haben. Und das kommt in der Praxis erstaunlich häufig vor - umso häufiger, je ungewöhnlicher die individuellen Vorlieben sind. Ob man die Medien nun von einem Lesegerät aufs andere überspielen oder vielleicht nach zwei Jahren noch mal lesen will - es ist jedesmal ein Abenteuer, ob alles klappt oder nicht.
ZitatUnd genau das lässt auch den Einwand ins Leere laufen, dass ja auch Amazon-Titel "DRM-geschützt" sind. Weil es in der Praxis halt selten um prinzipielle Erwägungen gehen DRM geht, sondern halt ganz konkret um die praktischen Fallstrike der Systeme im Alltag. Und da ist das System bei Amazon halt doch eines der wenigen, von denen die meisten Anwender nicht einmal etwas bemerken.
Aber gerade die von dir geschilderten Probleme, die bei DRM-geschützten Büchern auftreten können (bzw. werden, wenn es um bestimmte Änderungen oder Eingriffe geht) treten so ja auch bei Amazon/Kindle auf. Gerade wenn es um den Umstieg auf einen anderen Reader (und die Frage, ob man die Bücher dort auch noch lesen kann) geht, sind die Probleme mit dem Kindle noch deutlich größer. Derzeit ist es ja tatsächlich so, dass man, wenn man einmal einen Kindle und mehrere Bücher über Amazon bezogen hat, tunlichst auf keinen anderen Reader mehr umsteigen sollte - wenn man die gekauften Bücher dann dort auch noch lesen möchte.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Lomax am 06. Juni 2011, 22:39:10
Zitat von: Judith am 06. Juni 2011, 22:13:01..., sondern eher vermeiden, dass der Eindruck entsteht, als würde man bei einem anderen Reader als dem Kindle grundsätzlich bei jedem Buchkauf eines DRM-geschützten epubs erst einmal auf mehrere Hürden stoßen.
...
Etwas unklar sind mir jetzt folgende Aussagen:Aber gerade die von dir geschilderten Probleme, die bei DRM-geschützten Büchern auftreten können (bzw. werden, wenn es um bestimmte Änderungen oder Eingriffe geht) treten so ja auch bei Amazon/Kindle auf.
Die beiden Punkte lassen sich eigentlich in einem Rutsch beantworten. ;)

Nach allem, was ich von Kindle-Benutzern bisher gehört habe, hat Amazon es geschafft, bei seinem Modell so etwas wie einen "Apple-Effekt" zu erzielen - also so ziemlich genau dasselbe Phänomen, weswegen bei den PC-/Apple-Diskussionen die Standpunkte oft so unvereinbar aufeinanderprallen.
  Natürlich führt bei Amazon das Modell zu einem sehr geschlossenen System, und natürlich ist auch das objektiv betrachtet ein DRM-Mangel, weswegen man durchaus mit einiger Berechtigung feststellen kann, dass es bei Amazon im Prinzip auch nicht besser ist als anderswo.
  Aber gerade weil es ein geschlossenes System ist, lässt es sich auch recht einfach, standardisiert und stabil gestalten, und solange man sich innerhalb des Systems bewegt und nichts anderes damit macht, hat man die meisten Probleme, bei denen man anderswo nie so ganz sicher sein kann, wo sie auftreten, halt nicht. Und das System ist so gestaltet, dass es für viele User halt alles bietet, was sie brauchen, so dass auch viele Kunden keinen Grund mehr sehen, beispielsweise Ebooks anderswo zu kaufen oder auf andere Reader zu portieren.
  Wenn man sich daran stört und nicht alles aus der einen Hand haben will, sieht man natürlich keinen Vorteil bei Amazon - ansonsten ist der Vorteil durchaus da, weil andere Systeme halt nicht mal die Option bieten, sich auf einen genau definierten, aber sehr umfassenden Bereich zu beschränken und sich darin problemlos zu bewegen.

Ich beispielsweise habe mir nach dem Kauf meines Readers erst mal durchgelesen, was ich machen muss, um das dafür vorgesehene Adobe-DRM-System zu nutzen, mit dem der arbeitet, und habe danach beschlossen, dass ich gar keine Lust habe, mich mit Installation oder Anmeldung auch nur auseinanderzusetzen. Diese Hürde beispielsweise hat Amazons Kindle von vornherein nicht, weil das System, so wie man es kriegt, ganz standardmäßig auf Amazons Modell hin vorkonfiguriert ist und die Nutzung des DRM gar nicht erst ein wie auch immer gearteter Aufwand ist, sondern im Gegenteil von vornherein die einfachste und natürlichste Möglichkeit, es zu nutzen.
  Das macht in der Praxis schon einen großen Unterschied, den man nicht gering schätzen sollte ... Auch wenn man sich letztendlich gegen den Kindle entscheidet, gerade weil es am Ende halt auch ein DRM-System mit allen potenziellen möglichen Nachteilen ist und weil es bei anderen Readern leichter ist, sich grundsätzlich davon fernzuhalten.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Hr. Kürbis am 07. Juni 2011, 07:02:07
Lomax, danke für die ausführliche Schilderung!
Gerade auch in Hinblick auf die Löschaktion von Amazon trifft deine Formulierung der "Selbstjustiz" den Nagel auf den Kopf.  Amazon sah sich da in dem Moment auf der moralisch sicheren Seite, ohne sich rechtlich zu informieren und abzusichern. Ich kann den Vorgang nachvollziehen und im Endeffekt war es wohl eine sehr heilsame Klatsche, die sie sich da eingefahren haben, Amazon hat sich da quasi den eigenen Präzedenzfall geschaffen und handelt in Zukunft wohl etwas umsichtiger.
Aber die Frage nach dem Eigentum ist ja gerade im elektronischen Bereich noch schwieriger zu regeln als im gedruckten Bereich. Man "besitzt" zwar die Daten, einem "gehören" tun sie aber nicht (im Sinne von: ich darf damit alles machen). Letztendlich besitzt der Urheber nur das Recht an seinem Text und wenn dessen Rechte verletzt werden, muss sich irgendjemand finden, der ihm dazu verhilft. In dem Fall sah sich eben Amazon in die Pflicht genommen und hat das Problem eben unelegant gelöst.

Dann noch mal zum geschlossenen System, ich denke nicht, dass es ein Problem sein wird, meine Texte auf ein anderes (vorausgesetzt unter meinem Konto registriertes) Kindle zu übertragen. Sollte es mal eine neue Version geben, die mich in den Fingern juckt zu besitzen, melde ich das einfach und bekomme sie bestimmt übertragen. Sollte nicht allzu schwierig sein, die Daten von einem System zu löschen (sieht man ja ;)) und dann unter der Geräteauswahl neu zu registrieren. Meine Daten hängen ja in der "Cloud" bei Amazon und eben nicht bei mir auf dem Rechner.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Judith am 07. Juni 2011, 09:58:31
Ich meinte ja nicht einen anderen Kindle, sondern die Möglichkeit, dass man vielleicht auf einen ganz anderen Reader umsteigen möchte. Also ich möchte schon die Möglichkeit haben, dass ich nach einer Weile mit meinem Sony feststelle, dass ich als nächsten Reader doch lieber einen von z. B. iRiver hätte (und dort dann auch immer noch meine eBooks lesen kann).
Bei einem Kindle ist es halt etwas schwieriger, wenn man nach einer Weile feststellt: Nein, Kindle ist eher doch nichts für mich, ich hätte gern einen ganz anderen Reader.

Was DRM betrifft:
Von Adobe und DRM fernhalten kann ich mich halt leider nicht, da die Onleihe (und vor allem die Möglichkeit, endlich auch mehr englische Bücher ausleihen zu können) für mich ein wesentlicher Grund war, überhaupt einen Reader zu wollen. Die ganze Geschichte mit Adobe war aber glücklicherweise in 2 Minuten erledigt und bisher - ich klopfe auf Holz - hatte ich auch noch keine sonstigen Probleme mit DRM.
Ohne die Onleihe würde ich ja jetzt vielleicht auch mit einem Kindle hier sitzen. Wobei ich inzwischen doch froh bin, einen Sony gewählt zu haben, da der Umgang mit pdf einfach besser ist.
Aber klar, es wär schon praktisch, ein eBook einfach aus meinem Amazon-Einkaufswagen raus (der bei mir als eine Art Wunschzettel und "will ich irgendwann mal haben"-Liste fungiert) zu kaufen.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Lomax am 07. Juni 2011, 12:37:45
Zitat von: Stefan am 07. Juni 2011, 07:02:07Dann noch mal zum geschlossenen System, ich denke nicht, dass es ein Problem sein wird, meine Texte auf ein anderes (vorausgesetzt unter meinem Konto registriertes) Kindle zu übertragen.
Judith hat es ja schon angemerkt - solange du ein Kindle und ein angemeldetes Konto hast und alles darüber abwickelst, verlässt du das System ja nicht.
  Ob das auf Dauer eine Garantie ist, dass man nie Probleme bekommt, weiß man trotzdem nicht - wie gesagt, Ebook-Anbieter mit DRM über ein zentrales Konto, die dann dicht gemacht haben, woraufhin alle Kunden alle gekauften digitalen Bücher abschreiben konnten, gab es sogar schon lange vor dem gegenwärtigen Ebook-Book, nämlich während des Internet-Hypes in den späten 90ern. Auch das ist ein interessanter Präzedenzfall, was den Wert dieses virtuellen Eigentums angeht.
  Das mag man bei Amazon für unwahrscheinlich halten, aber andererseits, wer weiß, was in den nächsten zehn oder zwanzig Jahren passiert? Solange das System allerdings funktioniert, scheint Amazon derzeit die "barrierefreiste" Lösung zu sein, und wenn man sich sagt, dass man eh keine Ebook-Bibliotheken sammeln will, sondern einfach nur Bücher zum kurzfristigen Lesen erwerben, muss man sich da wohl auch keine großen Gedanken machen.

Und, ja - Onlineausleihe mag letztlich auch ein guter Grund sein, wenn ich mich irgendwann mal entschließe, ein Adobe-DRM-Konto zu aktivieren. Das klingt durchaus nach einem attraktiven Angebot für die Ebook-Zukunft. Aber da im Moment das erreichbare Bücherangebot für mich ohnehin größer ist als meine Zeit zum Lesen, ist meine Motivation da noch nicht so hoch  ;)
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Kaeptn am 10. Juni 2011, 14:45:34
Interessanter Artikel zum Thema
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Buchbranche-sucht-ihre-Nische-zwischen-Amazon-und-Google-1258250.html

Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Maria am 14. Juni 2011, 17:10:34
Danke für den Link. Ist wieder mal interessant.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: treogen am 15. Juni 2011, 07:28:40
Habe mir jetzt auf der NordCon in Hamburg ein "Multimedia"-Buch angeschaut und muss sagen: "Dat fetzt"  :jau:
Beim Öffnen der EBook-App wird ein Lied eingeblendet und einzelne Begriffe sind mit Tönen oder sogar Musikstücken unterlegt.
Weitere Optionen sind denk- und machbar: bei Fremdwörtern gelangt man per Anklicken zum entsprechenden Wikipedia-Artikel und bestimmte Passagen lassen sich auch mit Videosequenzen untermalen.
Und genau da sehe ich die Zukunft. Keine 1:1 Kopie des Print-Werkes (das sehe ich nach wie vor als uninteressanten Markt, wenn man sieht, dass dieses Multimediabook sogar die EBookfassung von Bestsellern mehrfach überrundet), sondern das Multimediabook mit Mehrwert.

Ich glaub, ich werd demnächst mal wieder einen Anlauf in Richtung digitalen Markt starten  ;D
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Lisande am 15. Juni 2011, 10:04:00
Zitat von: treogen am 15. Juni 2011, 07:28:40
Habe mir jetzt auf der NordCon in Hamburg ein "Multimedia"-Buch angeschaut und muss sagen: "Dat fetzt"  :jau:
Beim Öffnen der EBook-App wird ein Lied eingeblendet und einzelne Begriffe sind mit Tönen oder sogar Musikstücken unterlegt.

Ach du liebes bisschen, das klingt ja grauenvoll! Wenn ich lese, will ich lesen, nicht beschallt werden!

ZitatWeitere Optionen sind denk- und machbar: bei Fremdwörtern gelangt man per Anklicken zum entsprechenden Wikipedia-Artikel

Ooookay... das klingt grundsätzlich recht interessant, aber ich frage mich, ob das Buch dann von unterstrichenen und somit als Link gekennzeichneten Wörtern wimmeln würde, oder ob man die Wörter, die man nicht kennt, optisch nicht gekennzeichnt auf gut Glück anklicken muss. Ersteres würde mich fürchterlich stören, letzeres wäre... hmm... teilweise wahrscheinlich auch wieder unbefriedigend, wenn das Wort, das man sucht, dann kein Link ist...

Zitatund bestimmte Passagen lassen sich auch mit Videosequenzen untermalen.

Das gibt es schon. Man nennt es Film.  ;)


Ja, ich weiß, das war jetzt bissig. Ich verstehe schon, was Du meinst, es gibt da sicherlich Möglichkeiten - aber irgendwie sträubt sich in mir alles, so einen technisierten Kram zu haben, wenn ich einfach nur mein Buch lesen will. Es geht doch gerade auch darum, die Phantasie zu beflügeln und eben nicht alles zu sehen, was beschrieben wird, sondern es sich vorzustellen. Und irgendwo weiter oben habe ich in einem Kommentar (sorry, ich weiß nicht mehr, von wem und bin zu faul zum Suchen) auch gelesen, dass das Lesen eines Buches eben auch das Abschalten von der Technik ist - dem stimme ich absolut zu. Einfach mal keinen wie auch immer gearteten Bildschirm vor Augen zu haben, sondern gute alte gedruckte Seiten - toll. :)

Insgesamt hat mich dieser Thread durchaus auf die Idee gebracht, mittelfristig mal über die Anschaffung eines Readers (und dann natürlich auch von eBooks) nachzudenken. Gerade die Transportmöglichkeiten sind schon sehr attraktiv, ich bin ja auch täglich mit der U-Bahn unterwegs, manchmal noch mit Zwischenstrecken, wenn ich Außendienst habe. Da einfach einen Reader mit mehreren Büchern in der Tasche zu haben, statt ein schweres Buch mitschleppen zu müssen, ist sicherlich super. Mir ist es auch schon passiert, dass ich mein Buch durch hatte und dann 20 Minuten gelangweilt in der Bahn gesessen und mich geärgert habe, dass der Folgeband auf dem Nachttisch liegt.

Fazit für mich: irgendwann habe ich bestimmt einen Reader - aber einen, mit dem ich einfach nur lesen kann. Ohne beschallt zu werden. :)
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Lomax am 15. Juni 2011, 12:34:49
Zitat von: treogen am 15. Juni 2011, 07:28:40Beim Öffnen der EBook-App wird ein Lied eingeblendet und einzelne Begriffe sind mit Tönen oder sogar Musikstücken unterlegt.
Das aber hat noch einige technische Hürden mehr als das normale Ebook. Ich habe ja mal ein ähnlich "Multimediales" PDF erhalten und bei mir geöffnet. Ergebnis ... nichts. Intelligente Menschen stellen nämlich Skripte bei PDFs auf ihrem Rechner aus, weil das ein potenzielles Einfallstor für Schadcode ist, der sich neuerdings so in scheinbar harmlosen PDF-Dokumenten einschmuggeln lässt, und wenn man diese Funktionen deaktiviert ist, eignen sich PDFs auch nicht mehr für multimediale Ebooks. Und letztlich ist auch dass das Problem solcher "Bücher" auf allen anderen Medien: Sie laufen im Zweifel genau für ein System und müssen extra dafür programmiert werden, und damit sind sie auch nur für Kunden zugänglich, die ein genau so konfiguriertes System besitzen.
  Normale Reader können so was derzeit gar nicht, und wo es möglich ist, hat jeder Reader seinen eigenen Ansatz. Pads und Smartphones mit Onlinezugang haben normalerweise die entsprechenden Multimediafähigkeiten, um so was abspielen zu können, aber wenn man als Ebook-Hersteller die Standardschnittstellen dafür nutzt, ist man jeweils auf die Konfiguration des Einzelgeräts oder auf die vorhandenen Abspielprogramme angewiesen ... Und das stört das Prinzip der "Einfachheit", was meines Empfindens nach das entscheidende Kriterium dafür ist, ob man eine Massenkundschaft erreicht oder nicht.
  Bleibt im Prinzip nur die Möglichkeit, solche Inhalte für Mobile Abspielgeräte über eine eigens dafür erstellte App zu präsentieren und mit der zusammen zu vermarkten - deine Formulierung klingt jetzt so, als wäre genau das bei dem von dir gesehenen Beispiel der Fall gewesen. Aber das heißt natürlich, das erst mal nur entsprechend geeignete Geräte als Markt zur Verfügung stehen und das für jeden Gerätetyp eigens programmiert werden muss - da ist der Aufwand für die Markteinführung also relativ hoch und teuer, verglichen mit normalen Ebooks, und die Reichweite beschränkt, was die Investition also auch besonders riskant macht.
  Abgesehen von der Tatsache, dass mir derzeit kein App-fähiges Mobilteil mit für längeres lesen geeignetes Display einfällt. Das iPad mag beispielsweise eine Verbreitung haben, die einen Einstieg lohnend erscheinen lässt. Aber wenn da nicht nur ein paar spektakuläre Einzelangebote zu finden sind, die Kunden allein schon zum "mal probieren" runterladen, sondern wenn solche Angebote Alltag sind und sich gegenseitig Konkurrenz machen, dann wird es sich sehr schnell in den Verkaufszahlen niederschlagen, dass so ein iPad nur TFT hat und das lesen darauf für die meisten Leute schnell als anstrengend empfunden wird. Ich denke also, für einen richtigen Markt, der durch regelmäßige Verkäufe und regelmäßige Neuerscheinungen auch regelmäßig konsumierende Kundschaft benötigt, fehlt da derzeit einfach auch die Hardware.
  Wenn sich daran nichts entscheidendes ändert, würde ich in diesem Marktsegment mittelfristig allenfalls eine Zukunft für kurze Texte sehen - knackige Angebote, multimedial unterlegte Novellen, die sich in maximal ein, zwei Stunden konsumieren lassen. Eher keine Schmöker oder komplexe Geschichten. Und, wie gesagt, die potenzielle Reichweite müsste erst mal ausgetestet sein ... da kann man die Zielgruppe der "Leser" vermutlich nicht so einfach übertragen wie beim konventionellen Ebook.

Wobei die Idee an sich attraktiv erscheint. Ich persönlich wäre ja schon über ein Buch mit "Soundtrack" glücklich, wo beim Lesen im Hintergrund immer ein Track dudelt, der gerade halbwegs zu der angezeigten Seite passt. So was wäre ja technisch einfach zu realisieren ... wenn es den Standards gäbe, um solche Ebooks zu kodieren bzw. echte Reader, die darauf ausgelegt sind.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: treogen am 15. Juni 2011, 16:21:24
Zitat von: Lomax am 15. Juni 2011, 12:34:49
  Bleibt im Prinzip nur die Möglichkeit, solche Inhalte für Mobile Abspielgeräte über eine eigens dafür erstellte App zu präsentieren und mit der zusammen zu vermarkten - deine Formulierung klingt jetzt so, als wäre genau das bei dem von dir gesehenen Beispiel der Fall gewesen.

Jepp - um genau zu sein, war es eine App für IPad und IPhone (wobei ich letzteres wegen dem Bildschirm schon wieder als nicht besonders sinnvoll ansehen würde).
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Hr. Kürbis am 15. Juni 2011, 18:50:46
Die Dinger nennen sich dann "Libroid" zumindest gibt es das als Format für´s iPad etc. Sind dann aber genaugenommen keine E-Books mehr sondern apps. Oder eben "enriched" E-Books. Aber da hab ich dann auch keinen Bock drauf, lesen ist "Solomedia" ::) und nicht "Multmedia", nicht auszudenken wenn im Bus der Sprallo neben mir seine iPad auspackt und einen Schinken mir Musik zu lesen anfängt. Ich hasse ja schon die Kids mit ihren dämlichen Handys, auf denen noch dämlichere Musik läuft. Die haben einen Kopfhöreranschluss, über den sich die Musik tatsächlich BESSER anhört! :happs:

Obwohl, da kommt mir gerade eine Idee! Wie sieht es denn bei diesen Multimedia-Büchern mit erotischer Lektüre aus? Spielt das Teil dann billige Porno-Film Musik und fängt an zu stöhnen? :rofl:

Tante Edith sagt: "Poste auch bitte den Link zu einem Beispiel solcher "enriched" Möglickeiten!"

Jawoll, bitteschön: http://www.literaturcafe.de/chile/chilecafe.htm (http://www.literaturcafe.de/chile/chilecafe.htm)
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Schommes am 15. Juni 2011, 19:11:48
Zitat von: Stefan am 15. Juni 2011, 18:50:46
Die Dinger nennen sich dann "Libroid"
:rofl:
Demnächst gibt es dann den Film dazu: "Pagerunner" - Rick Bookard ein ehemaliges Mitglied der Pagerunner, eine Polizeispezialeinheit, die Libroiden jagt, welche versuchen aus Nischenbuchhandlungen heraus Hugendubel zu infiltrieren, soll einen letzten Auftrag übernehmen ...
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Rigalad am 18. Februar 2012, 23:05:26
Ich ziehe den Thread mal für alle eBook - Fans und Skeptiker hoch. Im öffentlichen Bereich des Montségur-Forums läuft gerade wieder eine Diskussion über eBooks, die auf diesem (http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/540004) interessanten Artikel (Süddeutsche) basiert.
Im Grunde wird darin gesagt, dass das eBook die Idee der einzigartigen, unzerstörbaren Vervielfältigung durch Gutenberg aushebelt. Ein wohl richtiger Gedanke, bei dem man sich aber vielleicht die Frage stellen muss, ab wann eine Erfindung überholt ist und man das akzeptieren muss.
Ich persönlich habe immer noch keinen Reader und werde erst einmal weiter gedruckte Bücher kaufen. Der Verzauberung eines gefüllten Buchregals willen. Für mich gibt es eben nichts Schöneres.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Robin am 18. Februar 2012, 23:12:09
Ich habe zwar einen E-Reader, den ich auch gerne benutze, aber eines ist klar: Bücher sind noch lange nicht überholt, jedenfalls für mich nicht.

Wir haben zuhause mehrere Regale randvoll mit allen möglichen Büchern, in manchen Fällen haben sie auch zweireihig kaum Platz. Und es werden noch immer mehr. Wir haben eine richtige kleine Bibliothek, wobei das meiste davon die Bücher meiner Mama ausmachen.

Aber insgesamt bleibt ein gedrucktes Buch unübertroffen. eBooks mögen zwar weniger Platz verbrauchen und vielleicht, in manchen Fällen, besser sein, aber gegen das Gefühl von Papier zwischen den Fingern, wenn man durch die Seiten blättert, kommt auch der beste E-Reader nicht an.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Steffi am 18. Februar 2012, 23:45:59
Ich habe letztens gelesen, dass die gedruckten Bücher früher oder später aussterben werden, gerade aufgrund der Tatsache, dass der Absatz von ebooks so enorm gewachsen ist. Und "richtige" Bücher würden dann eben nur noch so bibliophile Freaks sammeln, wie es sie auch bei Musikliebhabern gibt - Bücher würden sich quasi zu den Schallplatten gesellen :) Ich mag es mir kaum vorstellen aber ich glaube, an der Theorie könnte tatsächlich was dran sein...

Ich habe das Kindle-Programm auf meinem PC, weil ich es für Recherchezwecke sehr praktisch finde. Wenn ich z.B. die komplette Geschichte Edinburghs brauche, dann muss ich nicht umständlich tagelang auf die Lieferung warten, sondern kann sie per Mausklick sofort auf dem PC haben. Wenn ich zum Spaß lese bleib ich aber weiterhin bei klassischen Büchern, auch wenn ich auf Reisen immer mehrere mitschleppen muss  ;D   

(Ach nee, stimmt gar nicht: ich hatte auch aus Neugier ein Historical Romance Buch auf den PC Kindle geladen, da s günstiger war und ich bloß mal reinschnuppern wollte. Die Folgebände kauf ich jetzt als richtiges Buch ;)   )
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Angela am 18. Februar 2012, 23:54:03
Wegen mir können sie gedruckte Bücher abschaffen und durch E-Books ersetzen, da bin ich unsentimental. Im letzten Jahr auf einer längeren Busreise in die USA  hatte fast jeder zweite Mitreisende einen Reader dabei. Unsere Bücherei bietet jetzt ständig Kurse an, wie man elektronische Bücher und Zeitungen ausleihen kann.  Wir in Deutschland brauchen meist ein wenig, Neues anzunehmen, sind dann aber auch recht konsequent.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Alaun am 19. Februar 2012, 09:40:58
Hach, da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Wenn es um Recherchen geht, bevorzuge ich definitiv elektronisch aufbereitete Texte. Man kann leichter suchen, markieren, etc. Alles geht schneller.
Aber Literatur, diese wunderbare Beschäftigung mit Figuren, Geschichten, dieses Eintauchen in andere Welten - dafür möchte ich doch bitte auch weiterhin echte Bücher mit echtem Papier und echter Druckerschwärze zwischen den Fingern haben. Ich bin altmodisch, was das angeht, und ich bin es gerne. Als Kind habe ich Bücher mit ins Bett genommen, damit mich die Helden nachts beschützen. Ich glaube, das hätte ich mit einem Kindle nicht getan. Wie sollten denn auch die Helden aus dem Plastikkasten rauskrabbeln, um ihren Job vernünftig zu machen?  ;)
Ich komme einfach aus einer Zeit, in der Bücher noch aus Papier waren. Und wenn das bedeutet, dass ich zum Freak werde, dann werde ich es gerne.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Zit am 19. Februar 2012, 14:43:04
Ich habe lange gebraucht, um mich damit anzufreunden, auch Unterhaltungsliteratur als E-Book zu kaufen. Dann bin ich ein zweites Mal umgezogen und der Kauf stand fest. Dann hat mein Freund den Kindle geschenkt bekommen und ich war enttäuscht, hochgradig. Klar, man muss sich an alles gewöhnen, aber alle Vorteile hin und her: Der Kontrast ist für meine Augen grausam, der eigentliche Bildschirm zu klein und ich hatte kein Gefühl mehr dafür wie viel ich gelesen hatte oder nicht. Und schnell mal blättern geht in den E-Books auch nicht, wenn ich eine bestimmte Stelle suche. Brr. Also bin ich wieder zu Büchern aus Papier zurück gekehrt.
(Was nicht heißt, dass ich es nicht nochmal mit E-Books versuchen werde, aber das wird wohl dauern.)
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Alana am 19. Februar 2012, 14:46:43
@Zit: Bei mir ist es gerade andersrum. Ich habe mir den Sony ereader nur fürs Beta- und Korrekturlesen angeschafft, aber ich merke immer mehr, wie toll das ist. Gerade beim Sport ist das Teil unverzichtbar, man kann es aufs Laufband legen, das geht mit einem normalen Buch nicht. Man hat immer was zu lesen dabei, es ist aber nicht schwer. Und mir kommt der Kontrast sehr entgegen, ich finde das absolut toll für die Augen, obwohl ich eingestehen muss, dass etwas mehr Kontrast einfach ein größeres Buchgefühl hervorrufen würde. Und natürlich sind mit echte Bücher immer noch lieber, aber der eReader etabliert sich immer mehr in meinem Alltag und ich werde sicher in Zukunft öfter eBooks kaufen.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Debbie am 19. Februar 2012, 16:10:48
Vor ein paar Tagen hab ich mir die Bestseller-Liste Fantasy auf amazon angesehen - auf dem ersten und dem vierten Platz ein ebook. Natürlich zum absoluten Dumping Preis  :pfanne:

Ich hab noch keinen Reader (bin ja bibliophil), werde mir aber wahrscheinlich irgendwann einen zulegen müssen, da mein Platz einfach begrenzt ist, und ich viel zu viel lese  :-\  Das ist bisher der einzige Vorteil, den ich als Leser der Sache abgewinnen kann...

ZitatDer Kontrast ist für meine Augen grausam, der eigentliche Bildschirm zu klein und ich hatte kein Gefühl mehr dafür wie viel ich gelesen hatte oder nicht. Und schnell mal blättern geht in den E-Books auch nicht, wenn ich eine bestimmte Stelle suche.

Sowas ist natürlich ein Abturner  :hand: Aber diese Probleme werden sicherlich in den nächsten Generationen von Readern ausgemerzt werden - und dann wird sich mit Sicherheit ein Wandel vollziehen. Ich bange jedenfalls schon um Gebundene Ausgaben... Wenn die Nachfrage sinkt und die Auflage dadurch geringer wird, wird das gebundene Buch wahrscheinlich bald ein Luxusartikel sein  :brüll:

Außerdem darf man nicht vergessen, dass die Veröffentlichung als ebook den Autoren gewaltige Vorteile bringt - soweit das Buch tatsächlich was taugt. Man kann sich nicht nur Agentur- und Verlagssuche (und damit Ablehnungen) ersparen, sondern der Gewinnanteil ist auch weit höher. Der Autor kann das Cover selbst bestimmen, muss keine Kompromisse bezügl. Story, Stil oder Charakteren eingehen, und ist an keine Fristen gebunden.

Ich denke über kurz oder lang, wird der Büchermarkt durch ebooks viel selbstbestimmter werden - es wird mehr Bücher geben, zu supergünstigen Preisen. Natürlich wird jede Menge Schrott dabei sein, aber einiges wird sich auch durchsetzen. Manche Autoren brauchen anscheinend keinen Verlag - Amanda Hocking, Nele Neuhaus, Christopher Paolini haben es auch ohne die Annahme durch einen Verlag geschafft, sogar z. T. noch vor den ebooks. Und es spricht nicht gerade für die Kompetenz der Verlage, dass die ersten beiden durch die Bank überall abgelehnt wurden  :hmhm?:
Auch Cornelia Funke hat den Erfolg von Tintenherz auf dem amerikanischen Markt nicht ihrem Verlag zu verdanken...

Das Monopol der Verleger, Lektoren und Agenten, darüber zu entscheiden was "lesenswert" ist und was nicht, wird mit Sicherheit irgendwann gebrochen. Wie man an den oberen Beispielen sehen kann, ist das Volk offenbar auch mündig genug, das selbst zu entscheiden.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Snöblumma am 19. Februar 2012, 16:27:24
Zitat von: Aquamarin am 19. Februar 2012, 09:40:58
Wenn es um Recherchen geht, bevorzuge ich definitiv elektronisch aufbereitete Texte. Man kann leichter suchen, markieren, etc. Alles geht schneller.

Dafür liebe ich meinen eReader. Aber auch bei Unterhaltungsliteratur bin ich da eher unsentimental. Mir geht es um den Inhalt der Geschichte, und meine Sammelleidenschaft zeigt sich auf dem Bildschirm ja genauso wie im Bücherregal. Das Ding nimmt weniger Platz weg, lässt sich auch im Liegen bequem lesen, beim Sport sowieso, und wenn die Augen müde werden, verstelle ich die Schriftgröße. Ich muss sagen, mich hat das Konzept Reader ziemlich überzeugt, und ich finde es schade, dass das deutsche e-Book-Geschäft erst langsam anzieht. Meiner Meinung nach begehen die Verlage denselben Fehler wie die Musikindustrie, wenn sie sich nicht auf diese neue Art einstellen. Über kurz oder lang wird es bei Büchern wahrscheinlich auch so kommen wie bei Musik (nur noch "virtuell", der Rest etwas für Liebhaber).

Das soll nun nicht heißen, dass ich gedruckte Bücher nicht mag. Ich liebe Bücher, ich sammle Bücher und kann mich von keinem trennen. Aber der Reader hat seine Vorteile, gerade im Alltag.

Zitat von: Rigalad am 18. Februar 2012, 23:05:26
Im Grunde wird darin gesagt, dass das eBook die Idee der einzigartigen, unzerstörbaren Vervielfältigung durch Gutenberg aushebelt. Ein wohl richtiger Gedanke, bei dem man sich aber vielleicht die Frage stellen muss, ab wann eine Erfindung überholt ist und man das akzeptieren muss.
Ich würde so weit gehen zu behaupten, dass wir mit dem Reader wieder ein Stück näher an der Idee der grenzenlosen Freiheit von Ideen und Wissen sind. Ich finde es wahnsinnig toll, dass Amazon alles, bei dem das Urheberrecht abgelaufen ist, vollkommen umsonst zur Verfügung stellt. Klar, nicht uneigennützig, aber das ist genau das, was der Sinn von Urheberrecht sein soll - Wissen generieren und möglichst weit verbreiten. Da sinkt die Hemmschwelle enorm, auch mal "klassische, hochwertige" Literatur zu lesen, weil es nur einen Klick entfernt ist. Das ist meiner Meinung nach Gutenberg 2.0.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Aphelion am 19. Februar 2012, 17:40:46
Zitat von: Snöblumma am 19. Februar 2012, 16:27:24
Da sinkt die Hemmschwelle enorm, auch mal "klassische, hochwertige" Literatur zu lesen, weil es nur einen Klick entfernt ist. Das ist meiner Meinung nach Gutenberg 2.0.
Das sehe ich persönlich auch so. Chancengleichheit ist denke ich auch ein gutes Stichwort.

Dazu kommt der weite Bereich von Sach- und Fachliteratur - nicht nur zu Recherchezwecken. ;) Über mein Studium habe ich die Möglichkeit, an viele Fachbücher als eBook kostenlos zu kommen, die ich mir sonst nie im Leben leisten könnte. Bibliotheken sind nur begrenzt eine Alternative dazu, denn in einem eBook kann ich herummarkieren und -kommentieren, wie ich will. Und ich habe es immer zur Verfügung und bin nicht aufgeschmissen, wenn ich nach Ende der Leihfrist doch noch etwas nachlesen wollte.
Hier muss man auch klar den Vorteil für den Verlag oder den Autor hervorheben: Solche physischen Bücher wären früher einfach kopiert worden - illegal, versteht sich. (Kopien kosten zwar auch etwas, aber der Ladenpreis solcher Bücher liegt weit darüber.) Da der Bezug der eBooks aber kaum einen Aufwand bedeutet, kommt auch kaum jemand auf die Idee, bei uns privat sich Fach-eBooks von Kommilitonen zu besorgen, sondern lädt sie sich selbst herunter. (Abgesehen davon, dass ohnehin über eine Pauschale abgerechnet wird, wenn ich mich richtig erinnere.)

Trotzdem mag ich Bücher auch einfach physisch. Aber das eine schließt das andere ja nicht aus. :)
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Alana am 19. Februar 2012, 20:41:33
@Debbie: Ich glaube gar nicht, dass es die Hardcover so gefährdet. Die Leute, die sich Hardcover kaufen, sind ja der Inbegriff der Buchliebhaber und ich denke, das sind die letzten, die, wenn überhaupt, auf eBooks umsteigen. Zudem ist ja denkbar, dass die eBook ausgabe erst weit nach der Hardcover-Ausgabe erscheint, ich weiß nicht, wie das momentan gehandhabt wird.

Zur Selbstbestimmung: Im Moment ist es noch so, dass die Leser wahnsinnig misstrauisch gegenüber allem sind, was kein offiziell verlegtes Buch ist. Oder gar kostenlos. Das kann ja nur Schrott sein.

Ansonsten wären ja auch andere Vermakrtungswege denkbar. Zum Beispiel wie bei Musik: Die erste Hälfte eines Buches oder gar den ersten Teil einer Trilogie könnte man kostenlos im Netz zur Verfügung stellen. Sind dann genug Klicks da, wird das Buch verlegt bzw. die Folgebände. Bewährt sich schon länger im Musikgeschäft und wäre vielleicht auch für Bücher denkbar. Und das wäre auch ein Schritt hin zu faireren Chancen für Autoren. Und ich denke, dass man mit einem kostenlosen 1. Band so viele Leser erreichen könnte, dass die Folgebände, die es dann nur in gedruckter Form gäbe, das locker wieder reinholen könnten. Im Vergleich zu sonst, wo der erste Teil gekauft werden muss und das schonmal eine Hemmschwelle für Viele ist.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Judith am 19. Februar 2012, 21:03:28
Zitat von: Debbie am 19. Februar 2012, 16:10:48
Sowas ist natürlich ein Abturner  :hand: Aber diese Probleme werden sicherlich in den nächsten Generationen von Readern ausgemerzt werden - und dann wird sich mit Sicherheit ein Wandel vollziehen.
Also ich weiß nicht, ich habe diese Probleme nicht, daher ist das wohl weniger ein grundsätzliches Problem als zu einem gewissen Grad Geschmacksache.
Mir ist der Bildschirm nicht zu klein, und dabei habe ich sogar den Sony PRS-350, der also kleiner ist als der Kindle! Der Kontrast ist auf alle Fälle besser als bei den meisten amerikanischen Taschenbüchern, weshalb ich gerade englische Bücher derzeit lieber auf meinem Reader lese (außerdem kann man da so leicht und schnell unbekannte Wörter nachschlagen).
Und das mit dem Blättern ... Ich weiß jetzt nicht, wie das beim Kindle funktioniert, aber ich finde, dass das Durchblättern bei meinem Reader extrem schnell geht. Wenn ich eine bestimmte Stelle suche, kann man die ja sonst auch noch ganz gut mit der Suchfunktion suchen, das geht ja dann noch flotter als im gedruckten Buch.

Ich würde nicht grundsätzlich nur noch ebooks lesen wollen, aber ich bin schon sehr begeistert von meinem Reader. Es ist schon schön, ein schickes gebundenes Buch in den Händen zu halten, aber insgesamt seh ich das eher pragmatisch. Es geht mir mehr um das Lesen an sich als um die Form des Buches.
Ich ziehe ein gedrucktes Buch vor allem dann einem ebook vor, wenn mich die äußere Form richtig anspricht: Wenn also das Buch in einer guten Qualität gedruckt ist, mir das Cover gefällt (was bei etwa 80% meiner Bücher nicht der Fall ist  ::)) und es vielleicht noch diverse "Extras" im Buch gibt wie etwa Karten oder Bilder. Und wenn es sich um Folgebände einer Serie handelt, von der ich die anderen Bände bereits im Regal stehen habe.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Zit am 20. Februar 2012, 09:02:20
Zugegeben, die Sache mit dem Blättern war mehr auf Recherche gemünzt. Was habe ich nicht letztens immer wieder hin- und her geblättert im kiloschweren Press/Siever (Geologie). Nee, da kann keine digitale Ausgabe mithalten, auch weil ich eben gern mehrere Aspekte "auf einen Blick" haben will und da selbst 10s Blättern nervig sind. Der Kindle an sich blättert auch schnell genug für normales Lesen und die Überblendung ist auch angenehm. Für meine Arbeitsweise ist es aber nichts.

Vll. bin ich selbst aber auch sowieso kein Klientel für E-Books. Mir geht die ganze Digitalisierung auf den Keks, irgendwo muss imho eine Grenze gesetzt werden, sonst sind wir am Ende beim digitalen Leben (was für mich kein Leben mehr an sich ist): der Mensch als Konglomarat aus Halbleitern, elektrischen Impulsen und Cloudcomputing. Kein Altern, keine Herzinfarkte, Emotionen aus C-Algorithmen. Brr. Gedruckte Bücher sind in ihrer Endgültigkeit auch einfacher zu begreifen. Ich mein, klar, ich bin auch für Ressourcen-Schonung. Aber was wächst denn nach? Bäume oder Metalle oder all die Plastik? ...
Hinzukommt, dass ich nicht viel auf Achse sein muss, jetzt und bald hoffentlich in der zukünftigen Ausbildung und dann im Beruf. Da ist Umziehen immer noch das größte Problem. (Wobei ich, wenn ich jetzt tatsächlich Buchhändler werde, ja auch meinen evtl. Stand in Gefahr sehe ... E-Books lassen sich schließlich nicht ins Regal stellen und Präsentieren. Und wer braucht die die Hilfe bei der Auswahl durch den Händler, wenn man sich die Dinger zu Hause übers Internet kaufen kann? Der Dienstleistungsaspekt geht nicht nur verloren, er wird nicht mehr gewünscht.)

ZitatAußerdem darf man nicht vergessen, dass die Veröffentlichung als ebook den Autoren gewaltige Vorteile bringt - soweit das Buch tatsächlich was taugt. Man kann sich nicht nur Agentur- und Verlagssuche (und damit Ablehnungen) ersparen, sondern der Gewinnanteil ist auch weit höher. Der Autor kann das Cover selbst bestimmen, muss keine Kompromisse bezügl. Story, Stil oder Charakteren eingehen, und ist an keine Fristen gebunden.

Auf den ersten Blick sicherlich, wenn man in allen Bereichen kompetent ist: Schreiben, Korrektorat/Lektorat, Gestaltung, Satz, Marketing ...

Ich seh die Grenzen auf Leser-Seite: Je mehr Produkte es geben wird, desto mehr schreien die Leute nach Orientierung. Entweder kommen wieder all die Literaturkritiker aus ihren Löchern oder eben unternehmerische Vorinstanzen wie Verlage. So können auch die Agenturen nix einbüßen, weil es auch mehr Autoren geben wird (wenn mehr Leute lesen, wird der Pool größer aus dem sich halbwegs gute Autoren herausbilden können) und die Verlage irgendwann jemanden haben wollen, der ihen die Arbeit der Auswahl abnimmt ... Im Endeffekt bleibt alles beim Alten.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Aphelion am 20. Februar 2012, 09:55:42
Zitat von: Zitkalasa am 20. Februar 2012, 09:02:20
(Wobei ich, wenn ich jetzt tatsächlich Buchhändler werde, ja auch meinen evtl. Stand in Gefahr sehe ... E-Books lassen sich schließlich nicht ins Regal stellen und Präsentieren. Und wer braucht die die Hilfe bei der Auswahl durch den Händler, wenn man sich die Dinger zu Hause übers Internet kaufen kann? Der Dienstleistungsaspekt geht nicht nur verloren, er wird nicht mehr gewünscht.)
Da könnte man auch fragen, wozu man einen Buchhändler bei physischen Büchern braucht, die Dinger kann man sich immerhin auch übers Internet und aus zig Katalogen bestellen. ;)

Ich kenne Buchhandlungen, die auch eBooks verkaufen - und entsprechend präsentieren (im Laden, nicht online).  :psssst:

Manche eBooks haben ein furchtbares Format - aber das sehe ich persönlich eher als Mangel bei der Gestaltung, nicht beim Medium an sich. Wenn ich bei einem physischen Buch 3.000 Seiten in Winzschrift mit kaum Seitenrand lesen muss, werde ich auch sauer - aber nicht auf Bücher allgemein, sondern auf das Layout dieses Buches. :)
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Zit am 20. Februar 2012, 10:06:56
Nun, hat denn nicht der stationäre Buchhandel unter den Internetverkäufen gelitten? ;D Allerdings existieren beide weiterhin nebeneinander.

Wenn wir das mit den E-Books auf die Spitze treiben, dann wird es wohl auch irgendwann keine Zwischenhändler geben und die Verlage werden ihre Bücher über ihre eigenen Shops anbieten. Dann haben auch Amazon&Co das nachsehen. Allerdings werden sich die Verlage dann wohl in Werbeschlachten ergehen, irgendwie müssen ja die Leser auf neue Bücher aufmerksam gemacht werden ... Und der Kampf unter den Autoren wird nochmal härter wer denn nun verlegt wird und wer nicht. Oder er bleibt wie er ist. Ich kann nicht sagen, was Verlage mit dem Geld machen würden, das sie sich durch fehlenden Zwischenhandel einsparen. Der Schwarzseher in mir wird schätzen, dass sie sich selbst daran laben und sich unsere Autorenposition nicht groß verbessern wird. Schei* Kapitalismus. :)
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Golden am 21. Februar 2012, 07:30:23
Ich bin auch kein wirklicher Freund von E-Books.
Gut, auf Reisen/Zugfahrt mag es von Vorteil sein, aber ich frage mich auch immer, wer fährt in den Urlaub um zu lesen?  ???
Müsste ich jeden Tag pendeln, wäre so ein E-Book Reader schon eine Möglichkeit, da es mir für gelegentliches Lesen einfach zu teuer wäre.

Werbung und Verkaufsfläche sind denke ich schon ein Vorteil, der durch E-Books verloren gehen könnte - 3 Verlage/3 Kunden -> 9 Distributionskanäle; 3 Verlage/3 Kunden/1 Händler -> 6 Distributionskanäle. Zudem ist ja gerade das Anlesen von Büchern im Laden nicht unbeliebt(oder?^^).

Was ich persönlich bei einer zunehmenden Digitalisierung fürchten würde, wäre dass die Verlage ähnlich wie Spielepublisher für ihre Produkte Onlineaccounts fordern würden. Heutzutage muss ich für fast jedes Spiel irgendwo ein Konto haben, welches jederzeit vom Publisher geschlossen werden könnte und ich z.T. die Software dann nicht mehr verwenden könnte.
Auf der anderen Seite soll damit der Weiterverkauf von Software verhindert werden(und nicht illegale Kopien verhindert werden), was in diesem Sinne wohl eher ein Problem von Software als von Büchern ist(!? (stelle ich mal so in den Raum)) - da Bücher(11,50€) billiger sind als Software/Spiele(55,00€).

Die Wahrscheinlichkeit von Verlagen online gegängelt zu werden sehe ich also doch nicht so hoch an, allerdings wissen wir ja was Gier anstellen kann... von daher, E-Books sind "pfui" (bis auf Onlinearchieve mit wissenschaftlicher Literatur  ;)).
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Elena am 21. Februar 2012, 09:36:30
Ich bin ja immer wieder am Überlegen, mir einen Reader zu besorgen, vor allem für wissenschaftliche Veröffentlichungen - da könnte ich es gut gebrauchen, bisher drucke ich mir alles immer aus. Das gleiche vielleicht für Manuskripte.
Wenn ich aber daran denke, meine Bibliothek gegen einen E-Book-Reader einzutauschen, zieht sich schon irgendwie mein Magen zusammen, und zwar aus verschiedenen Gründen.
Einmal würde ich, glaube ich, einfach den Überblick verlieren. Wenn ich meinen Kopf nach rechts drehe, habe ich momentan eine sehr gute Übersicht darüber, was für Bücher ist besitze, und wenn ich etwas suche, dann finde ich es auch sehr schnell. Das gleiche gilt dann für in den Büchern, einmal durchblättern, und ich habe eine ungefähre Idee (zum Beispiel, wenn ich Abbildungen in Fachbüchern suche o.ä.). Klar, wenn ich etwas Bestimmtes suche, finde ich auch auf dem Computer. Leider ist es bei mir selten so, dass ich genau weiß, was ich suche, und wenn ich das nicht so vor Augen habe, komme ich da auch nicht drauf.
Für mich besteht das Unbehagen als Leser eben vor allem darin: Festplatten sind für mich komplett unbekannte Gegenden, durch die ich mich im Zweifelsfall zwar irgendwie durchnavigieren kann, aber dabei immer das Gefühl habe, im Stil alter Computerspiele nur die nächsten zwei Meter sehen zu können, bevor alles vor mir schwarz wird.
Natürlich könnte ich das alles nach Kategorien und Unterkategorien einteilen, aber ich weiß eh nie, in welcher Kategorie etwas nun gehört und wenn ich sie selbst mache, ist es auch nicht besser. Für die wissenschaftlichen Veröffentlichungen brauche ich auch ein eigenes Programm, nur, um die Literatur zu verwalten, und ich empfinde das als äußerst unbequem.

Dann denke ich, klar, Ebooks werden den Buchmarkt verändern, und ihn, wie es so gerne genannt wird, zuerst etwas "demokratischer" machen - jeder kann kostenlos veröffentlichen, unabhängig von den Verlagen.
Nur wird es jetzt noch mehr Werbung brauchen, um auf die Bücher überhaupt aufmerksam zu machen, und da sind die großen Verlage wieder im Vorteile, weil man sonst die Bücher ja nicht findet. Ich meine damit nicht, dass man bestimmte Bücher, die man sucht, nicht findet. Ich meine damit, dass man bestimmte Bücher, die man nicht sucht, nicht findet.
Was ich meine: So weit ich das verstanden habe, machen einen Großteil der Käufe in Buchläden die "Ich guck mal so und nehm dann irgendwas, was spannend klingt"-Käufe aus. Mir ist es zumindest bisher nicht gelungen, das auf Websiten ebenfalls so zu machen, weil ich da keinen Überblick habe, nicht sehe, was rumliegt, etc. Da muss ich eben schon vorher wissen, was ich will, zumindest in etwa.

Eine zweite Sache, glaube ich, etwas sein, was in der Musik- und Filmindustrie mit ein Teil des "Problems" ist: Der Wert einer bestimmten Sache hängt auch von seiner Rarität ab. Etwas, das unbegrenzt ist, ist nicht viel wert, und eine digitale Kopie existiert theoretisch unendlich oft. Ich zumindest lese auch oft Kommentaren zu Ebooks allgemein: "Warum soll ich zehn Euro für ein Ebook bezahlen, wenn ich zwölf für das richtige Buch zahle? Das ist doch nur eine digitale Kopie."
In der Musikindustrie ist es ja auch - siehe I-Tunes - beileibe nicht so, dass die Leute keine Musik kostenpflichtig downloaden würden, aber einer der vielzitierten Knackpunkte daran ist, dass diese Musik billig sein muss.
"Viel" Geld für ein Ebook wird, glaube ich, in Zukunft nur noch der verlangen können, der etabliert ist, und der Rest wird eben mit 1,99 Euro-Downloads über die Runden kommen müssen. Aber wer weiß, vielleicht führt das auch zu einer gewissen Durchmischung in den oberen Plätzen, weil die billigeren Sachen von vielen Leuten gekauft werden, sich etablieren, teurer werden, und dann wieder die neuen, billigen vorgezogen werden, ich weiß es nicht.

In wie weit Fach- und Sachbücher in der Zukunft noch eine echte Chance haben werden, weiß ich nicht. Niemand gibt 120 Euro für ein Buch aus, wenn er es kostenlos als (illegalen) Download haben kann. Da finde ich solche Angebote an Unis, die gegen eine Pauschale den Studenten den Download zur Verfügung stellen, eine wirklich gute Idee.

Nun ja. Als Fazit: Ich glaube schon, dass sich einiges ändern wird, für die Leser, für die Autoren, natürlich für die Verlage und Buchhandlungen. So lange die Verlage nicht den gleichen Fehler machen wie die Musik- und vor allem die Filmindustrie und versuchen, die Entwicklungen mit jeden Mitteln zu bekämpfen, sondern rechtzeitig die Vorteile nutzen...
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Maria am 18. März 2012, 04:59:53
Ermutigendes zum ebook:
http://www.gfk.com/group/press_information/press_releases/009571/index.de.html

ZitatBei den Genres liegt der Fokus eindeutig auf der Belletristik, die derzeit fast 85 Prozent aller bezahlten E-Books ausmacht. Besonders beliebt sind hierbei die Themenbereiche Spannung, Science Fiction und Fantasy.

Das klingt mal gut. Ich hoffe die Genreverteilung bleibt so und der Markt wächst weiter.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Redwood am 12. April 2012, 20:56:32
Also Ich persönlich habe zu Weihnachten einen Kindle auspacken dürfen (nachdem er zwei Monate im Paket hierher unterwegs war). Ich war sehr überrascht und auch am Anfang ein wenig skeptisch, weil man ja allerlei Dinge hört über den "Verlust von Lesequalität" und "Technikgeilheit"... dementsprechend vorsichtig bin ich dann auch an diese Neuerung herangegangen.

Meine Mutter hatte mir den Kindle gekauft, da ich momentan in den USA einen Schüleraustausch mache und sie mit eigentlich Bücher besorgen wollte, da ich - was hier ja keine Ausnahme ist - ein ziemlicher (manchmal antisozial genannter  ::) ) LEsewurm bin. Das würde allerdings mit der Idee des Wiederkommens aneinanderstoßen, da ich in zwei Monaten wieder alles einpacke und nach Hause fliege (hallelujah!  :pompom: ). Und ich habe so oder so viel zu viele Dinge zum Transportieren. Demensprechend macht der Kindle für mich SInn, da ich so viele Bücher wie ich möchte mitnehmen kann und kaum zusätzliches Gewicht mitnehme  :)

An die Art zu lesen habe ich mich super schnell gewöhnt, noch in den Weihnachtsferien gings dann los (auf einem Road Trip mit meiner Gastfamilie) und sehr schnell fand ich, dass die Angst vor dem fehlenden Buchgefühl vollkommen und sogar erschreckend absolut unnötig war. Man kann Schriftgröße und Wortanzahl, sogar Zeilenabstand verändern und auch auf dem Kopf lesen wenn man denn möchte  :P

Es ist super angenehm, einfach den flachen Kindle in die Schultasche zu stecken und überallhin mitzunehmen. So kann ich immer spontan in den Pausen im Gras liegen und lesen  :buch:

Plus, für alle Umweltfreunde da draußen: Ich töte den Regenwald nicht mehr mit meiner Unterstützung der Paperproduktion  ;) So gesehen ist der Kindle auch noch umweltfreundlich!

Ich fühlte mich nur kurz gezwungen diese so viel verunglimpfte Neuheit ein wenig zu verteidigen.  :)
Friede sei mit euch, euer technikgeiler Jugendlicher
Redwood.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Zit am 13. April 2012, 00:42:36
Das mit der Umweltfreundlichkeit sei dahingestellt. Das bisschen Strom, das der Kindle braucht, muss auch produziert werden. Außerdem besteht sein Innenleben sicher aus allerlei Metallen bzw. Kunststoffen. Das Gehäuse ist ebenfalls Kunststoff.
Ich habe mich schon mal mit meinem Freund unterhalten: Letztlich müsste mal eine Studie gemacht werden, was tatsächlich "umweltschonender" ist. Wobei ich da nicht nur "CO2-Austoß" (während und nach der Produktion und letztlich Entsorgung) als einziges Argument erachte; das wird nur ein Faktor von vielen sein.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: metajinx am 13. April 2012, 02:43:13
Ich habe vor gut einem Jahr auch noch auf e-Books gewettert und beteuert dass ich sowas nie Nie NIE haben wollte, weil ein gebundenes Buch einfach das einzig Wahre ist.
Und nun sitze ich hier, werfe meinem iPad liebevolle Blicke zu, und streiche gedankenverloren über den Smartcover... Hachja :)
Napster hat der Musikbranche keinen "unmässigen Schaden" eingebracht, weil die Musik-Medien Kosten einfach eine Frechheit waren. Warum hat Michael Jackson Millionen verdient, und ebenso gute Künstler verdienen heutzutage weniger (Millionen)? Weil die Aufschläge auf die Alben weder Kosten noch Zeitaufwand in irgendeinem nachvollziehbaren Maßstab gerechtfertigt haben. 19,99 für eine CD mit knapp 10 Liedern, und die Kassette bzw. Plastikscheibe macht davon ein paar Cent aus. Im Vergleich mit Buchbinderei ist ein Tonstudio eine günstige Sache, und CDs brennen ist nicht das riesen Drama als das es die Musikbranche gerne hinstellt - die sich übrigens genauso hart und dramafreudig gegen die Vermarktung von CD-Brennern an Privatpersonen gewehrt hat. "Die Welt wird untergehen!" haben sie gesagt. "Feuerbälle werden unsere Städte zerschmettern, Bäche über die Ufer treten, die Weltwirtschaft zu Staub zerfallen!"
Bleh.

Einer aktuellen Studie zufolge (die ich nicht persönlich studiert habe, aber man liest immer wieder io9.com und andere englische Blogs) haben weder die Film- noch die Musikbranche besagte harte Einkommenseinbußen erlebt. Rückgänge ja, Fluktuation ebenso, aber von einer Katastrophe ist weit und breit nichts zu sehen.

(Genug über die Musikindustrie geärgert, das waren ein paar Jahre hilfloser Kummer die da hochgeblubbert sind, Verzeihung!)

Und e-Books? Es wird nicht anders werden. Wer ein Buch liebt, der kauft es sich, vor allem da nun ja verschiedenste Raub- und Copyright-Gesetze in Mache sind, die Dieberichen ordentlich eins auf den Detz geben.

Sinnvoll wäre es natürlich, e-Books nur in Kombination mit dem Hardcover zu verkaufen. Ich persönlich hab jedes e-book das ich besitze auch als Hardcover im Regal, weil das Angreifbare eben einfach doch das Wahrere ist. e-Books sind einfach handlicher und nicht so schwer wenn man schon Schulzeug schleppen muss.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: treogen am 13. April 2012, 07:36:47
Zum Thema "umweltschonend": Der EBook-Reader (als seperates Gerät) gehört zur normalen Consumerelektronik.
Davon abgesehen, wie die Ökobilanz bei der Produktion aussieht, abgesehen von Transport- und Auslieferungswegen, die gefahren werden müssen, gibt es ja noch das Thema Recycling.
Und da sieht es wie beim Recycling von Computern, Handys, Navigationsgeräten und ähnlichen Computerschrott ganz mies aus.

Consumerelektronik hat Ausfallquoten von 7 % im ersten und weiteren 15 % im 2 Jahr. Damit sind die Geräte gemeint, die in der Garantiezeit unentgeltlich gegen Neuware getauscht wird, während die alte HW "recycled" wird (übrigens schnellt diese Quote in die Höhe, je billiger ein Produkt wird).
Dazu sollte man wissen, im Gegensatz zu Papier enthält Consumerelektronik eine Vielzahl Schwermetalle wie Blei, Arsen, Kadmium und Quecksilber.
Recycling-Firmen verkaufen nur zu gerne ihren Elektroschrott an dritte-Welt-Länder, wo dieser dann unter schlimmsten Arbeitsbedingungen auseinandergenommen wird, um an Kupfer und Gold zu kommen. Da wird mit Hämmern zertrümmert, mit Platinen mit Säuren aufgelöst (um an das Gold zu kommen - Verätzungen und giftige Dämpfe vorprogrammiert) und Plastikteile wie Kabelummantelungen verbrannt (ja, super - PVC verbrennen, Leute) - teilweise von Jugendlichen und Kindern.

Ich will jetzt nicht dazu aufrufen, Ebookreader zu boykottieren (ich werde mir für Lektoratszwecke übrigens demnächst auch einen kaufen.
Es ist einfach nur mal zum drübernachdenken, ob man mit dem EBook-Reader wirklich so viel mehr für die Umwelt tut, als wenn man echte Bücher kauft.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Alaun am 13. April 2012, 08:22:23
@metajinx: Auch wenns hier nicht um die Musikindustrie geht und ich sicher ein wenig Offtopic bin- kann ich so nicht ganz stehenlassen. Die Musikindustrie hat mächtig Federn gelassen durch die ganzen Veränderungen. Das weiß ich, weil ich als Musikwissenschaftlerin in mehreren (auch großen) Labels gearbeitet habe. Und klar, die Einnahmen mögen unverändert sein. Das ist aber leider auch dadurch zustande gekommen, dass mächtig Personal abgebaut wurde. Und heute viel weniger Leute viel mehr Arbeit stemmen müssen, als sie eigentlich können. Ganz abgesehen davon, dass ein kompletter Arbeitsmarkt für Musikwissenschaftler in sich zusammengebrochen ist. Als ich 1998 mit dem Studium anfing, sah es danach noch überhaupt nicht aus. Als ich 2005 den Abschluss gemacht habe, saßen wir alle im Staub. Und daran war nicht allein die böse böse Musikindustrie Schuld, die plötzlich beschlossen hat, dass die kleinen Label sich nicht mehr lohnen und Arbeit nicht mehr anständig bezahlt werden muss.
Kunst und Kultur kosten Geld, man braucht gut ausgebildete Mitarbeiter, man braucht Arbeitszeit, hochwertiges Design, Tontechnik, Leute, die Konzerte planen, buchen etc., Künstlerbetreuung, PR, Texter, Lektorat, Übersetzer, ... 

Zitataber von einer Katastrophe ist weit und breit nichts zu sehen.
Das sehen diese ganzen genannten Menschen anders. Und bei bloßem Gewetter auf raffgierige Label, Verlage oder sonstwen geht mir persönlich immer ein wenig der Hut hoch. So einfach ist es eben nicht. Just my two cents.

Zum ebook: bei mir (als glühende Verfechterin des guten alten Buches) läuft da gerade ein Läuterungsprozess ab. Schon seit einiger Zeit. Ich bin immer noch nicht Besitzer eines Kindle, aber ich kann mir langsam vorstellen, mir einen zuzulegen.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Lynn am 13. April 2012, 08:58:58
@ Aquamarin: dann müsste dir bei der derzeitigen Urheberrechtsdiskussion mit dieser Piratenpartei regelmäßig der Hut hoch gehen, oder?
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Tintenweberin am 13. April 2012, 09:03:49
Zitat von: Aquamarin am 13. April 2012, 08:22:23
Zum ebook: bei mir (als glühende Verfechterin des guten alten Buches) läuft da gerade ein Läuterungsprozess ab. Schon seit einiger Zeit. Ich bin immer noch nicht Besitzer eines Kindle, aber ich kann mir langsam vorstellen, mir einen zuzulegen.
Ich habe  mir vor etwa einem Jahr einen Kindle angeschafft. Zuerst lag er gaaanz lange nutzlos bei mir herum, weil ich das Biest beim besten Willen nicht dazu bewegen konnte, Anschluss an die große, weite Welt zu suchen. Im November hat es unsere dorfeigener Teccho-Magier (und W-Lan-Inhaber) zur Kooperation überreden können und seit Dezember habe ich mehr gelesen als in den letzten zwei Jahren. Von den sieben Büchern, die ich mir zuerst in ihrer virtuellen Form gekauft habe, steht allerdings nur eins auch in gedruckter Form in meinem Bücherregal. Allen anderen würde ich nicht nachtrauern, wenn der Kindle aus einem mir unbekannten Grund seinen Dienst quittieren würde. Wo ich vor Kindle darüber nachgedacht hätte, welches Buch ich mitnehmen soll und ob ich überhaupt eins mitnehmen will, pack ich jetzt einfach das Regal mit den Neuerwerbungen ein ...   ;)
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Alaun am 13. April 2012, 09:21:35
@Lynn: Ja, könnte man so ausdrücken ... Aber Sven Regener hat das in seinem Interview kürzlich auch alles sehr treffend gesagt.  ;)
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Lynn am 13. April 2012, 09:41:56
Zitat von: Aquamarin am 13. April 2012, 09:21:35
@Lynn: Ja, könnte man so ausdrücken ... Aber Sven Regener hat das in seinem Interview kürzlich auch alles sehr treffend gesagt.  ;)

Da hast du absolut recht.  ;)

@ Mods: Hier ist ja irgendwie der falsche Platz dafür, aber wäre diese Piraten-Urheberrechts-Diskussion nicht eigentlich einen eigenen Fred wert?
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Alaun am 13. April 2012, 09:59:49
Zitat@ Mods: Hier ist ja irgendwie der falsche Platz dafür, aber wäre diese Piraten-Urheberrechts-Diskussion nicht eigentlich einen eigenen Fred wert?

Bin dafür  :jau:
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Lavendel am 14. April 2012, 13:43:43
Zitat von: Lynn am 13. April 2012, 09:41:56
@ Mods: Hier ist ja irgendwie der falsche Platz dafür, aber wäre diese Piraten-Urheberrechts-Diskussion nicht eigentlich einen eigenen Fred wert?

Zitat von: Aquamarin am 13. April 2012, 09:59:49
Bin dafür  :jau:

Ihr seid ganz herzlich eingeladen, den entsprechenden Thread dazu aufzumachen! An dem Thema haben sicher sehr viele hier ein Interesse!
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Alia am 14. April 2012, 13:51:42
Die Piratendiskussion läuft doch schon...  ;)
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Schommes am 14. April 2012, 14:45:22
Zitat von: metajinx am 13. April 2012, 02:43:13
Einer aktuellen Studie zufolge (die ich nicht persönlich studiert habe, aber man liest immer wieder io9.com und andere englische Blogs) haben weder die Film- noch die Musikbranche besagte harte Einkommenseinbußen erlebt. Rückgänge ja, Fluktuation ebenso, aber von einer Katastrophe ist weit und breit nichts zu sehen.
Wird immer wieder kolportiert. Aber dazu gibt es Gegenstudien in zehnfacher Menge. Guckstu hier: http://www.spreeblick.com/2011/11/10/urheberrechtsdebatte-offener-brief-von-mark-chung-an-berthold-seliger/ (http://www.spreeblick.com/2011/11/10/urheberrechtsdebatte-offener-brief-von-mark-chung-an-berthold-seliger/). Meine Gattin sagt dann immer: Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast. #
Aber mal ehrlich: Ist es nicht auf einfach kontraintuitiv anzunehmen, dass wenn Klauen legal würde, die Schäden NICHT immens wären. Ich behaupte, wenn geklaut werden darf, wird geklaut werden und dann werden alle Eigentümer leiden. Wie groß der Schaden ist, wird man sehen. Markus Heitz wird es sicher verschmerzen können, wir kleine Lichter aber nicht. Insofern schadet die Legalisierungskampagne der Piraten am Ende immer den Kleinsten.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Lomax am 14. April 2012, 15:52:04
Zitat von: Schommes am 14. April 2012, 14:45:22Wird immer wieder kolportiert. Aber dazu gibt es Gegenstudien in zehnfacher Menge. Guckstu hier
Ehrlich gesagt habe ich eine Menge Studien zu diesem Thema gesehen - aber nicht eine, die eine eindeutige Schädigung belegen kann und die nicht aus dem Lobbykreis der Musik- und Medienindustrie kam ... und die methodisch und wissenschaftlich sehr hinterfragbar und einseitig interpretiert war; hauptsächlich, indem schlicht der beliebteste Kardinalsfehler (un)wissenschaftlichen Arbeitens begangen wurde, indem man nämlich einfach "vergessen" hat, dass Korrelation nicht automatisch eine Abhängigkeit konstituiert.
  Alle unabhängigen Untersuchungen zu dem Themenkomplex sehen die Materie durchaus komplizierter und tun sich mit eindeutigen Aussagen schwerer. Die Schädigung ist also im Einzelfall durchaus schwer zu belegen, es gibt zumindest sehr konkrete Gegenbelege. Ich sag es mal so: In Teilbereichen deutet zwar durchaus einiges darauf hin, dass eine Schädigung vorliegt. Aber wenn die Medienindustrie ein Patient wäre und die Raubkopierer ein Arzt, dann würde die derzeitige Beweislage nicht ausreichen, dass dieser Patient nach derzeitiger Rechtsprechung mit Aussicht auf Erfolg von dem Arzt Schadensersatz für einen Kunstfehler einfordern könnte.

Ob das jetzt eher dafür spricht, dass die Musikindustrie viele Krokodilstränen vergießt und die Gesellschaft unberechtigt abzocken will; oder ob man darin eher ein Armutszeugnis für die deutsche Praxis zum Schadensersatz sieht, das muss wohl jeder selbst entscheiden - ich für meinen Teil denke durchaus, dass an letzterem dringend mal was getan werden müsste. Aber ich muss sagen, ich ärgere mich halt doch, wenn Verwerter in Hinblick auf Schutz und Kompensation derzeit Sonderrechte für sich beanspruchen, von denen Geschädigte mit echten Problemen im deutschen Zivilrecht derzeit nur träumen können. >:(
  Da sehe ich auf jeden Fall ein profundes Ungleichgewicht in der Diskussion.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Alaun am 14. April 2012, 16:20:29
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, inwieweit es Einbußen bei der Musikindustrie gab. Ich kann nur aus Sicht einer ehemaligen PR-Mitarbeiterin sprechen, die den ganzen Kram mehr als genug mitbekommen hat. Und nein, es ist kein gutes Arbeiten mehr in der Branche. Es herrscht ein Hauen und Stechen, dass einem Angst werden kann. Und alles nur, weil die wenigen Leute, die die mächtigen Arbeitsberge bewältigen sollen, inzwischen größtenteils auch nur noch Projektverträge haben, die nach wenigen Monaten auslaufen. Da versucht jeder seinen Hintern zu retten, um nicht sofort in die Hartz-IV-Schleife abzurutschen. Ich bin froh, dass ich aus dem Zirkus raus bin. Aber ich weiß auch von Leuten, die wirklich gerne und mit viel Idealismus und Engagement in der Branche gearbeitet haben und sehr unter den jetzigen Bedingungen leiden.
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: Lomax am 14. April 2012, 16:42:50
Zitat von: Aquamarin am 14. April 2012, 16:20:29Es herrscht ein Hauen und Stechen, dass einem Angst werden kann. Und alles nur, weil die wenigen Leute, die die mächtigen Arbeitsberge bewältigen sollen, inzwischen größtenteils auch nur noch Projektverträge haben, die nach wenigen Monaten auslaufen. Da versucht jeder seinen Hintern zu retten, um nicht sofort in die Hartz-IV-Schleife abzurutschen.
Ja, aber das ist in allen (oder zumindest in vielen) Branchen nicht anders. Verdichtung und Auslagerung ist einfach ein Zeitgeist, der schon anfing, lange bevor man viel von Internet und Urheberrecht geredet hat. Ich habe es Anfang der 90er noch als Programmierer erlebt, wie so was in der Branche anfing; im Journalismus liegen die Anfänge auch schon in den 90ern - da fing die Bewegung hin zu externen Redaktionen und zu freien auch schon an, bevor das Klagen über die "Kostenlos-Konkurrenz" im Netz losging.
  Was von dem, was man heute auf diesem Gebiet vorfindet, tatsächlich durch die Veränderung des Marktes verursacht wurde, und was nicht einfach nur die logische Konsequenz einer jahrelangen, rein auf Kostenreduktion ausgerichteten Firmenpolitik ist, die auch unabhängig von den veränderten Absatzmärkten sich so ausgewirkt hätte, dass lässt sich im Einzelfall schwer auseinanderrechnen. Und schwer zu bewurteilen ist auch die Wechselwirkung von Entwicklungen - in welchem Umfang also beispielsweise die veränderten Arbeitsbedingungen bei den Verwertern den Rückgang auf Kundenseite befördert haben, anstatt das umgekehrt der Rückgang auf Kundenseite ohne Schuld der Firmen die Arbeitsbedingungen verschlechtert hat  ???

Ich für meinen Teil weiß beispielsweise nur, wenn ich meine Tageszeitung lese, finde ich inzwischen so viele Rechtschreibfehler, wirklich hanebüchene Analysen und zu kurz recherchierte Artikel, dass es mir echt schwerfällt, noch einen Mehrwert zu Kostenlos-News im Netz zu entdecken.  :(
Titel: Re: eBook - Der falsche Weg für die Verlage?
Beitrag von: metajinx am 19. April 2012, 12:18:28
Hoppla, ich wollte nun eigentlich nicht Leuten auf die Zehen treten, tut mir leid :(

Ich glaube allerdings daran, dass e-books eine gute Sache sind, wenn man sie nur richtig einsetzt. Dazu müsste sich an der Handhabe der Verlage zwar ein bisschen was ändern, aber früher oder später wird auch das geschehen.