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Allgemeines => Buch- und Verlagswesen => Thema gestartet von: Fianna am 28. November 2023, 13:35:05

Titel: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Fianna am 28. November 2023, 13:35:05
Gerade bin ich bei Instagram auf ein Video von Kuddel gestoßen, dass Ravensburger jetzt nur noch gegen Zahlung von EUR 35,00 Manuskripte prüft.

Uneingefordert eingesendete Manuskripte sind schon eine Belastung für Verlage, aber dann soll man die Annahme halt schließen (außer für Agenturen oder Bestands-Autor*innen).

Wenn Ravensburger zum einen schreibt, sie suchen folgende Manuskripte und dann auf die Überweisung einer Gebühr verweist, würde ein*e unerfahrene Autor*in sich vermutlich eine Chance ausrechnen.

Immerhin schreiben sie, dass sie Manuskripte suchen und wenn man schon jemanden bezahlt, das Manuskript zu prüfen, wirds bestimmt genau angeguckt  :brüll:

ZitatEinsendung von Manuskripten
Du hast eine Geschichte zu erzählen und suchst einen Verlag?
Wunderbar, denn wir sind immer auf der Suche nach guten Büchern und Geschichten!

Stelle dir folgende Fragen:

Was hast du geschrieben – ein Vorlesebuch, ein Bilderbuch, eine Erstleser-Geschichte, ein Sachbuch oder einen Roman?
Für wen hast du es geschrieben? Für Jungen, für Mädchen, für welches Lesealter?

Die große Anzahl der Einsendungen hat dazu geführt, dass der Verlag keine unaufgefordert eingesandten Manuskripte mehr direkt im Haus bearbeiten kann. Der Ravensburger Verlag lässt initiativ eingereichte Manuskripte durch die externe, freie Lektorin Luisa Götze betreuen.

Bestehende Rechte an deinem Manuskript werden selbstverständlich gewahrt. Ebenfalls wird dein Manuskript vertraulich behandelt und ausschließlich von unserer Lektorin und ggf. von der zuständigen Redaktion der Ravensburger Verlag GmbH geprüft.

Ablauf:

Überweisen Sie die 35€ Bearbeitungsgebühr auf nachstehendes Konto mit folgenden Angaben: Name Nachname; Betreff: Ravensburger Manuskript *Titel*
            Konto:

            Inhaberin: Luisa Götze

            Bank: Sparkasse Leipzig

            IBAN: DE63 xxxxxxxxxxxxx

            BIC: xxxxxxxx

Senden Sie Ihr Manuskript mit dem Überweisungsnachweis an folgende E-Mail Adresse: lektorat@luisa-goetze.de
 
Sie erhalten Rückmeldung innerhalb der nächsten 8 Wochen von unserer Lektorin.

(Die Kontonummer habe ich im Zitat ge-x-t.)

Link zur Ravensburger Seite (https://www.ravensburger.de/de-DE/service/autoren-und-illustratoren)
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Maja am 28. November 2023, 14:01:23
Das zieht mir doch gerade etwas die Schuhe aus. In meinen Augen sollte ein Verlag unter keinen Umstänen Geld von seinen Autoren nehmen, und dass dieser doch durchaus renommierte Verlag jetzt diesen Weg beschreitet, finde ich zum Kotzen. Ich hoffe sehr, dass das keine Schule macht.

Früher hatten wir ein paar Agenturen, die eine Prüfgebühr nahmen (so die nicht mehr existente Agentur Bienia in Tübingen), die hatten bei uns deswegen den Daumen runter. Für Verlage sehe ich das genauso. 

Wenn sie keine unverlangt eingesandten Manuskripte annehmen wollen, sollen sie das sagen. Aber Geld kassieren (und am Ende mit größter Wahrscheinlichkeit eine Absage verschicken), das geht gar nicht.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Yamuri am 28. November 2023, 14:04:44
Der Text stellt eigentlich klar, dass die Prüfung ein Lotteriespiel für denjenigen ist, der ein Buch einsendet. Für manche mögen ja 35 Euro nicht viel sein, für andere sind das die Kosten für einen Nahrungsmitteleinkauf für ein paar Tage Mahlzeiten. Haben oder nicht haben macht einen Unterschied. Langsam denke ich mir wirklich - wir Autor:innen sollten mal anfangen genauso dreist zu sein wie all diese Dienstleister:innen, Coaches, Mentor:innen und co. da draußen. Die verdienen sich teils eine goldene Nase mit heißer Luft, während hinter einem Buch echte Arbeit steckt, die entlohnt gehört, auch dann, wenn das Buch noch gar nicht veröffentlicht ist. Und mir stinkt das langsam immer mehr. Darüber hinaus enttäuscht mich Ravensburger mit dieser Meldung. Sehe das wie Maja, wenn sie keine unangeforderten Manuskripte wollen, sollen sie das einfach sagen und nicht so eine Abzocke veranstalten - nichts andres ist das in meinen Augen.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Avery am 28. November 2023, 14:41:34
Wir hatten das Thema heute Morgen im Co-Working (inklusive Kuddel), und ich bin auch immer noch maximal irritiert von dem gesamten Vorgehen. Wenn ich keine Kapazitäten mehr habe, die Vielzahl zu prüfen, gibt es drei Möglichkeiten:

1) Annahmestopp, bis wieder Kapazitäten frei sind
2) Neues Personal einstellen, um Kapazitäten zu schaffen
3) Outsourcen

Ravensburger hat sich für die letzte Option entschieden und die Kosten dabei direkt auf die Autor*innen abgewälzt. Für sie natürlich ein super günstiges Vorgehen, allerdings bezweifle ich, dass sie sich damit einen Gefallen getan haben. Das Thema wird jetzt schon heiß diskutiert und in Social Media sicher schnell hohe Wellen schlagen. Insofern bin ich gespannt, wie lange sie bei dem Modell bleiben werden ...  :gähn:
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Malinche am 28. November 2023, 15:08:26
Ich sehe das auch enorm kritisch. Angefangen bei dem hier schon genannten Aspekt, dass 35 Euro für manche durchaus ein Betrag sind, den man nicht so einfach potenziell aus dem Fenster wirft. Und falls Ravensburgers Beispiel (was ich nicht glaube und hoffe) Schule macht, würde das langfristig bedeuten, dass Autor:innen ohne Agentur nur noch dann an Verlage herantreten können, wenn sie es sich leisten können. Einen barrierefreieren Buchmarkt schafft das jedenfalls nicht, und ich frage mich auch, wie kontraproduktiv so eine Gebühr (für den Verlag) in einer Zeit ist, in der professionelles Selbstveröffentlichen leichter und zugänglicher ist als je zuvor.

Ein anderer Punkt (zusätzlich zu den hier genannten) ist auch ein Stück weit meine Perspektive als freie Lektorin: Wie fundiert kann diese Prüfung ausfallen? (Vor allem, wenn es offenbar eine einzige Person für verschiedene Sparten und Genres macht? Die Marktchancen für ein Sachbuch einzuschätzen ist etwas anderes als für Romantasy oder Kinderbücher.)

Viele eingesandte Projekte lassen sich vielleicht so fix aussortieren, dass sich das für die freie Lektorin lohnt, aber für eine oberflächliche Prüfung und eine knappe Standardabsage sind 35 Euro dann schon viel Geld - also für die Autor:innen. Eine tiefergehende Prüfung mit wirklich konstruktivem Feedback kann eine freie Lektorin aber zu den Konditionen nicht so stemmen, dass es sich rechnet. Also vielleicht finanzieren dann die schnell abgearbeiteten Manuskripte die Arbeitszeit für die, die doch länger begutachtet werden, aber das ändert nichts daran, dass es entweder für die einsendenden Autor:innen oder für die prüfende Lektorin miese Konditionen sind.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: PinkPuma am 28. November 2023, 15:25:50
Ich kann mich meinen Vorredner*innen da eigentlich nur anschließen. Ich habe mich wirklich zuerst gefragt, ob ich etwas übersehe, da es durchaus Stimmen (auf Social Media) gibt, die das okay finden. Von "ein Verlag muss auch Geld verdienen" bis "seid doch froh, dass sie überhaupt noch prüfen, andere nehmen gar keine Skripte mehr an". Aber letztlich lande ich immer wieder an dem Punkt, dass es für Autor*innen mit hoher Wahrscheinlichkeit rausgeworfenes Leergeld ist und es die Bewerbung an sich gewissermaßen elitär macht und nur denjenigen zugänglich, die das Geld eben haben. Noch dazu den Punkt, den @Malinche angesprochen hat: Wenn die Lektorin noch zusätzlich vom Verlag bezahlt würde, okay, aber das wage ich auch zu bezweifeln.
Letztlich sieht es für mich einfach nach einem "Verlag wälzt Kosten auf Autor*innen (und die Lektorin) ab" aus.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Maja am 28. November 2023, 15:36:52
Danke, @Malinche, für die Perspektive!

An der Stelle frage ich mich auch: Geht das Geld komplett an die Lektorin? Das Konto, auf das die Gebühr überwiesen werden soll, ist ja das Konto der Lektorin, insofern bleibt zu hoffen, dass sie es auch komplett behalten darf, aber ich mag die Vorstellung nicht, dass da Leute, die eine Formabsage bekommen, die Arbeit derjenigen subventionieren, die in die engere Wahl kommen.

Was mir von Seiten des Verlag fehlt, sind schärfere Eingrenzungen zum Verlagsprofil. Da schreiben sie nur "Kinder- und Jugendbuch, blah blubb", ohne zum Beispiel dabei zu sagen, wo sie ihre Schwerpunkte setzen (Romantasy, zB). Und der Tonfall, mit dem sie Debütautor:innen ansprechenn ("Du hast eine Geschichte zu erzählen und suchst einen Verlag? Wunderbar, denn wir sind immer auf der Suche nach guten Büchern und Geschichten!" klingt auch mehr nach den Tönen, die ein DKZV anschlägt, wenn der auf Autorenfang geht.

Was mir auch fehlt: Irgendein Hinweis darauf, dass diese Bearbeitungsgebühr zumindest dann erstattet wird, wenn ein Manuskript beim Verlag angenommen wird. Wollen sie wirklich jemanden, der bei ihnen einen Vertrag unterschreibt, dafür bezahlen lassen? Ich nehme an, die Antwort ist ja ...

Und wirklich, ich hoffe, daraus entwickelt sich kein Trend. Aber ich bin, was das angeht, pessimistisch. Da hat Ravensburger eine Tür aufgestoßen, die sich schwer wird wieder schließen lassen.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 28. November 2023, 16:12:46
Aus Lektoratssicht: Im Prinzip soll für die Gebühr wahrscheinlich nur der berühmt-berüchtigte 20-Sekunden-Blick abgegolten werden (Profis aus Großverlagen behaupten ja immer, nur so lange zu brauchen, um zu wissen, ob sie sich mit dem Manuskript überhaupt beschäftigen sollen oder ob es direkt in Ablage P wie Papierkorb landet).
Und unter DIESER Bedingung ist der Deal für die externe Lektorin extrem lukrativ. Entschieden wird in dieser Instanz ja nur, ob das Manuskript überhaupt an Ravensburger weitergereicht wird oder ob es direkt da schon an der ersten Hürde ausscheidet. Pro Manuskript sind das vermutlich im Schnitt unter fünf Minuten.

Ein Gutachten über Exposé und Leseprobe, wie ich sie auch schon geschrieben habe, wäre ja wenigstens sowas wie nützlich. Aber ich nehme nicht an, dass das vorgesehen ist.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Fianna am 28. November 2023, 16:14:51
Es wirkt auch nicht sehr vertrauenseinflößend, dass man keinerlei Website oder anderes findet. Wenn man die Lektorin schon so namentlich hinhängt, gibt es keinerlei Referenzen oder Website von ihr?

Mein original erster Gedanke war: das ist ein Scam, um dem Ruf der Lektorin zu schaden (vielleicht durch Konkurrenz).
Ich habe 2 x die Domain angeschaut (ich bin nicht Kuddels Link gefolgt, sondern hatte es über Google aufgerufen).

Vielleicht war die mal Volontärin oder Praktikantin im Verlag (weil, wie kommt man sonst auf so eine freie Lektorin für die Auswahl?) aber den Namen und alles komplett ohne weitere Infos oder Referenzen hinschreiben, damit haben sie der Lektorin keinen Gefallen getan...
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 28. November 2023, 16:23:39
@Fianna Du hast Recht. Ecosia wirft mir ein LinkedIn-Profil aus, das als Qualifikation u.a. listet:

ZitatPraktikantin Books+Praktikantin Books+
Ravensburger · PraktikumRavensburger · Praktikum Apr. 2023–Sept. 2023 · 6 Monate
Die Stadt täte auch passen, also ist das vermutlich die richtige Person. Über die Absichten des Verlages würde ich nicht spekulieren wollen, aber es handelt sich definitiv um eine ehemalige Praktikantin.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Fianna am 28. November 2023, 17:01:15
Vielleicht liegt es daran, dass ich schlecht google oder die Website ist unübersichtlich - ich finde nicht mal dem Namen der Personen, die für die einzelnen Buchgenres verantwortlich sind, auf der Ravensburger Website.

Das sind sensible Informationen, die Hinz und Kunz nicht erhalten dürfen!

Aber wenn man eine neue Manuskript-Prüfungspraxis einführt, die möglicherweise zu Kritik führt - egal.
Name, Mailadresse, Kontonummer, alles von der Lektorin einfach öffentlich einsehbar hinstellen.

(Eine Kontonummer öffentlich einstellen ist übrigens leichtsinnig, damit können Leute mit krimineller Energie schon einiges anfangen.)
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Mondfräulein am 28. November 2023, 17:03:37
Mich würde die rechtliche Situation interessieren. Wenn ich 35€ bezahle, um ein Manuskript prüfen zu lassen, und dann eine Standardabsage bekomme, könnte ich dann theoretisch klagen, wenn ich das Gefühl habe, mein Manuskript wurde nicht gründlich genug geprüft? Ich habe dann ja theoretisch eine Dienstleistung eingekauft, oder? Wie viel vom Manuskript muss die Lektorin dann lesen? Gibt mir die Gebühr eine rechtliche Handhabe, die ich sonst nicht hätte?
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Janika am 28. November 2023, 18:49:00
Ich bin einfach nur fassungslos. Zum einen über dieses Vorgehen von Ravensburger, zu dem hier schon alles gesagt wurde. Zum zweiten, dass da eine frische Praktikantin quasi extern weitergenutzt wird – per se nicht verwerflich, aber im Gesamtbild hats doch ein arges Geschmäckle.

Und dann gibt es auf Social Media eine ganze Reihe Leute, die diese Neuerung tatsächlich befürworten und Leute, die sich kritisch äußern, als geizig oder unwissend darstellen.

Was ist mit der Verlagswelt los? :no:
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Zit am 28. November 2023, 20:45:40
Zitat von: Janika am 28. November 2023, 18:49:00Und dann gibt es auf Social Media eine ganze Reihe Leute, die diese Neuerung tatsächlich befürworten und Leute, die sich kritisch äußern, als geizig oder unwissend darstellen.

Was ist mit der Verlagswelt los? :no:

Das ist doch auch das Gleiche in Grün, wenn Leute Aufschlüsselungen posten, was vom Buchpreis an wen geht. Da sieht es immer so aus als würde der Buchhandel mit 30% den großen Reibach machen, weil der Rest so genau aufgeschlüsselt ist (Cover, Lektorat, etc.), dass gar nicht ersichtlich wird, dass die restlichen 70% komplett erstmal an den Verlag gehen.

Wenn das Schule macht, für eine Verlagsprügung zu zahlen, werden Agenturen und SP vielmehr Zulauf bekommen. Sehe auch nicht ein, warum ich für eine Standartabsage Geld bezahlen soll. Was mich auch interessiert: Was passiert denn, wenn das Manuskript weitergereicht wird – und wenn es dann veröffentlicht wird – kriegt man da die 35 EUR zurück?
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Golden am 28. November 2023, 22:54:44
Ich weiß zumindest jetzt, von welchem Verlag ich keine Bücher kaufen werde. :omn:
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Ilargi am 29. November 2023, 07:32:07
Huhu,

Wenn ich mir ansehe wie manche Menschen auf Social Media das Befürworten, frage ich mich was die glauben was 35€ sind.

Für 35€ wenn richtig eingeteilt und mit dem richtigen Verständnis von Haushaltsführung, kann ich mir 3 Tage essen leisten.

35€ sind eine Menge Geld. Und das dieses Werteverständnis so so verloren gegangen ist, macht mir Angst.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Wildfee am 29. November 2023, 08:31:19
Ich finde diese Vorgehensweise mehr als dreist, befürchte aber, sie wird Schule machen :-(

Ich habe den Gedanken, dass dieses Gatekeeping auf Einsendungen abzielt, die per KI erstellt wurden und man mit diesem Move die Flut eindämmen möchte.

Ich verstehe es halt nicht. Entweder man stoppt die Manuskriptannahme kategorisch und alles Unverlangte landet im Papierkorb oder man hat einen temporären Slot.

Und selbst wenn es ok wäre, Geld für eine oberflächliche Prüfung zu nehmen, warum wird das dann extern vergeben? Warum kein ordentlicher Vollzeitjob mit allen Sozialleistungen?
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Janika am 29. November 2023, 11:17:31

Zitat von: Wildfee am 29. November 2023, 08:31:19Und selbst wenn es ok wäre, Geld für eine oberflächliche Prüfung zu nehmen, warum wird das dann extern vergeben? Warum kein ordentlicher Vollzeitjob mit allen Sozialleistungen?
Ich sag ja, ein Schelm, wer sich Böses dabei denkt. Ich tippe, da wird die Praktikantin billig und ohne derlei Verbindlichkeiten weiterbeschäftigt. An sich ist es ja absolut nicht verwerflich, Freiberufler*innen zu engagieren, nicht falsch verstehen. Eine Position wie diese sehe ich aber auch innerhalb des Verlagsteams, fest beschäftigt.

Meine ganz ehrliche Vermutung? Die war da im Praktikum und hat vermutlich gute Arbeit geleistet. Eventuell sogar genau dieses Vorprüfen der Manuskripte in der Zeit auch gemacht. Dann endete das Praktikum, man wollte sich die kostenlose bzw. günstige Hilfe mit der (überspitzt formuliert) lästigen Arbeit aber erhalten. Also wurde sie kurzerhand als Externe im Orbit gehalten. Nur halt so, dass Ravensburger nichts Anderes macht, als auf sie zu verweisen und von ihr dann vermutlich eine Liste mit Titeln Marke "Joa, die könnt ihr euch mal näher ansehen" zu kriegen. Bezahlt wird die Frau von anderen.

Das steht in einem so krassen Gegensatz zu meinem Praktikum damals, wo es auch hieß, man wolle mich behalten, aber wenn, dann auf jeden Fall fest und offiziell und "ordentlich", aber das ist das Bild, das sich mein Hirn zu Ravensburger mehr und mehr zusammendenkt.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 29. November 2023, 12:26:35
@Janika das deckt sich mit meiner Vermutung.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: MonstersMagic am 29. November 2023, 13:35:31
Zitat von: Ilargi am 29. November 2023, 07:32:07Und das dieses Werteverständnis so so verloren gegangen ist, macht mir Angst.

*hust* das kommt immer genau dann wieder, wenn ein eBook mehr als 2,99/3,99 € kosten soll *hust*

Aber ja, ich finde das auch echt keine Art. Zumal doch eigentlich seit Jaaaahren bekannt ist, dass die Bewerbungen auf diese Weise kaum funktionieren. Wie viele bekommen heutzutage darüber einen Vertrag? 1 % vielleicht? Der Rest darf für eine - wahrscheinlich - 0815-Absage auch noch bezahlen. Nicht sehr sympathisch.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Maja am 29. November 2023, 13:58:44
Zitat von: MonstersMagic am 29. November 2023, 13:35:31Wie viele bekommen heutzutage darüber einen Vertrag? 1 % vielleicht?
Weniger als ein Prozent, soweit ich weiß. Und das ist genau das, was mich hier so ankotzt: Wenn der Verlag an diese Einsendungen glauben würde und damit rechnen, dass dabei etwas rumkommt, dann würde er für die Prüfung jemanden bezahlen. Wenn der Verlag aber von vornerein nicht damit rechnet, dass auf diese Weise geeignete Manuskripte reinkommen - dann zahlen die Autor:innen für nichts, weil sie von vornerein chancenlos sind.


Ich weiß auch von anderen ehemaligen Verlagslektoratspraktiant:innen/Volontär:innen, die nach Abschluss des Praktikums in die (Schein)Selbständigkeit komplimentiert worden sind, nach dem Motto "Wir stellen dich nicht ein, aber du bekommst dann ganz viele Aufträge von uns" - auch in Fällen, in denen das Praktikum vorher mit Aussicht auf eine anschließende Festanstellung nochmal um ein Jahr (zu Praktikumskonditionen) verlängert worden ist. Die Situation der Volontär:innen ist schlimm und wird imemr schlimmer - aber das darf nicht auf dem Rücken der Schreibenden ausgetragen werden.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Fianna am 29. November 2023, 14:39:21
Die Seite ist unter dem Link nicht mehr aufrufbar, allerdings wurde wohl nur der Linknsme geändert, die Seite sieht inhaltlich unverändert aus: Neuer Link Ravensburger (https://www.ravensburger.de/de-DE/service/autoren-und-illustratoren)
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 29. November 2023, 14:44:35
Ich kriege beim Klick auf den neuen Link einen Weiterleitungsfehler:
ZitatFehler: Umleitungsfehler

Die aufgerufene Website leitet die Anfrage so um, dass sie nie beendet werden kann.

    Dieses Problem kann manchmal auftreten, wenn Cookies deaktiviert oder abgelehnt werden.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Mondfräulein am 29. November 2023, 14:46:39
Hier ist derselbe Text immer noch online: https://www.ravensburger.de/de-DE/service/autoren-und-illustratoren
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Maja am 29. November 2023, 14:48:23
Ich kann die Seite mit dem Firefox nicht aufrufen, da erhalte ich die von Evanesca zitierte Fehlermeldung. Mit Chrome geht es.

Was mir gerade auffällt, ist, wie sehr dieser Text mit der heißen Nadel gestrickt zu sein scheint, von mehreren Leuten verfasst und zusammengestückelt. Mal wird man mit Du angeredet, mal mit Sie, da hat niemand nochmal drüber geschaut, niemand sich gedacht, das die Bankverbindung einer Privatperson da nicht einfach offen rumstehen darf ... Das macht, vom Inhalt mal völlig abgesehen, echt keinen guten Eindruck.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 29. November 2023, 15:07:02
Okay, ulkige Feststellung: Der Link hat sich nicht verändert. Ich kann nur mit Firefox den Link direkt nicht (mehr) öffnen.

Es geht aber über diesen Umweg:

https://www.ravensburger.de aufrufen.
In der obersten Leiste auf "Service & Kontakt" klicken (relativ mittig).
Runterscrollen zu "Finde Antworten nach Themen".
Kachel "Autoren & Illustratoren" anklicken.
Kachel "Buchautor*in werden" anklicken.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Mindi am 29. November 2023, 18:10:05
Ich habe gerade erfahren, dass sie ihre Bedingungen angepasst haben.

ZitatWunderbar, denn wir sind immer auf der Suche nach guten Büchern und Geschichten!

Allerdings bekommen wir zahlreiche Einsendungen – und das jeden Tag. Daher ist es uns leider nicht möglich, Manuskripte zurückzuschicken oder allen Autorinnen und Autoren eine Rückmeldung zu geben.

Bitte sieh deshalb von telefonischen und schriftlichen Nachfragen ab. Sollte deine Geschichte in unser Programm passen und uns begeistern, dann melden wir uns bei dir. Selbstverständlich fallen bei einer Veröffentlichung keine Kosten für dich als Autorin oder Autor an.

Sende deine Unterlagen an folgende Adresse: unverlangtemanuskripteerzaehlendes@ravensburger.de

Bestehende Rechte an deinem Manuskript werden selbstverständlich gewahrt. Ebenfalls wird dein Manuskript vertraulich behandelt und ausschließlich von der zuständigen Redaktion der Ravensburger Verlag GmbH geprüft.

Willst du in jedem Fall ein Feedback zu deinem Manuskript bekommen? Dann wende dich an die freie Lektorin Luisa Götze, mit der wir regelmäßig zusammenarbeiten. Sie erstellt auf Wunsch gegen eine Bearbeitungsgebühr ein ausführliches Feedback für dich. Du erreichst sie unter: lektorat@luisa-goetze.de


Die Mailadresse sagt dann wohl alles. Sie hätten sie auch Papierkorb@ravensburger nennen können.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Zit am 29. November 2023, 18:21:23
Ja nun, zumindest haben sie den Text dahingehend verändert, dass das Feedback der Lektorin unabhängig von der Einsendung ist. Und es klingt auch nach einer vollumfänglichen Beurteilung des Manuskriptes. Kann man machen... hat trotzdem einen schalen Beigeschmack.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Mondfräulein am 29. November 2023, 20:17:32
Mich würde interessieren, wie hoch diese Bearbeitungsgebühr jetzt ausfällt. Ich hoffe nicht, dass es bei 35€ bleibt, denn entweder ist das dann keinesfalls ein ausführliches Feedback, oder die Lektorin arbeitet für einen viel zu geringen Stundenlohn. Aber ich bin froh, dass der Verlag so schnell von der ganzen Sache abgerückt ist.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Evanesca Feuerblut am 29. November 2023, 20:23:21
Zitat von: Mondfräulein am 29. November 2023, 20:17:32Mich würde interessieren, wie hoch diese Bearbeitungsgebühr jetzt ausfällt. Ich hoffe nicht, dass es bei 35€ bleibt, denn entweder ist das dann keinesfalls ein ausführliches Feedback, oder die Lektorin arbeitet für einen viel zu geringen Stundenlohn. Aber ich bin froh, dass der Verlag so schnell von der ganzen Sache abgerückt ist.
Das wollte ich auch gerade schreiben. Ich hoffe ernsthaft, dass die Lektorin nun mehr nimmt.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Janika am 30. November 2023, 02:49:38
Die Mailadresse ist ein so derber Schlag ins Gesicht. Da hat wohl jemand den Shitstorm mitbekommen, aber die korrekte Transferleistung nicht erbracht ... :no:
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Maja am 30. November 2023, 15:20:12
Das ist Ravensburger wirklich schnell zurückgerudert. Klarer Fall von "Geht's?" - okay, geht nicht, aber der Versuch war's wert ... Ich denke aber, ihrem Ansehen werden sie damit langfristig geschadet haben. Zumindest bei mir.

Den Namen der Mailadresse hingegen sehe ich jetzt nicht so kritisch. Unverlangt eingesandte Manuskripte hießen schon immer so, ich habe meine erste Verlagsbewerbung mangels Ansprechpartner 1999 auch an die Abt. "unverlangte Manuskripte Fantasy" adressiert, und hier sind es eben die unverlangten Manuskripte im erzählenden Kinderbuch, im Unterschied zu dene im Sachbuch.

Ich überlege, die Lektorin mal anzumailen und zu fragen, wie hoch ihre Bearbeitungsgebühr für so ein Gutachten ist, einfach weil mich das interessiert. Ich bin von der Idee, es so zu machen, nicht begeistert, aber es ist um Längen besser, als die Bewerbung selbst kostenpflichtig zu machen.

Vor allem aber finde ich, Ravensburger hätte hier transparenter reagieren können, statt einfach nur schwuppdich den Text der Seite auszutauschen. Eine Erklärung, eine Entschuldigung, sowas wäre hier durchaus angemessen gewesen.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Luna am 30. November 2023, 15:49:36
Ich hatte das ganze kurz über Janika mitbekommen und hui ... da hat wer Wellen gemacht und versucht heimlich zurückzurudern.

Die wichtigsten Punkte wurden dazu schon gesagt (Bezahlschranke, besser gar nicht erst annehmen, etc.).

Was den Preis anbelangt: Ein Manuskript prüfen halte ich für 35 € einfach für unmöglich. Ein Exposé für den Preis zu prüfen halte ich schon eher für machbar, denke aber auch, dass es dann eher eine Grobprüfung werden muss und kaum ein (wie in der Zurückgeruderten Fassung angeteasertes) "ausführliches Feedback" sein kann.

Ansonsten fühlt es sich echt so an, als ob man bei Ravensburger diese Lektorin in das offene Messer rennen lässt.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Avery am 30. November 2023, 19:24:54
Zitat von: Maja am 30. November 2023, 15:20:12Den Namen der Mailadresse hingegen sehe ich jetzt nicht so kritisch. Unverlangt eingesandte Manuskripte hießen schon immer so, ich habe meine erste Verlagsbewerbung mangels Ansprechpartner 1999 auch an die Abt. "unverlangte Manuskripte Fantasy" adressiert, und hier sind es eben die unverlangten Manuskripte im erzählenden Kinderbuch, im Unterschied zu dene im Sachbuch.

Jetzt muss man dazu sagen, dass Ravensburger den Text heute Nachmittag nochmal geändert hat. Inzwischen lautet die Mailadresse nur noch unverlangtemanuskripte[at]ravensburger.de und sie haben die Lektorin komplett rausgenommen, einschließlich Prüfungsangebot und Gebühr. Angesichts des Shitstorms wundert es mich ehrlich gesagt nicht, dass sie so schnell reagiert haben, aber dieses "übers Knie brechen" macht leider wirklich keinen guten Eindruck.  :d'oh:
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Maja am 30. November 2023, 20:04:20
Dieser Satz stand da gestern auch noch nicht, oder?  :hmmm:

ZitatSelbstverständlich fallen bei einer Veröffentlichung keine Kosten für dich als Autorin oder Autor an.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Mindi am 30. November 2023, 21:10:32
@Maja
in der geänderten Version von gestern stand der Satz schon mit drin, die hatte ich auf Seite zwei (https://forum.tintenzirkel.de/index.php?msg=1365011) hier im Thread vollständig zitiert.
Titel: Re: Ravensburger prüft gegen Zahlung Manuskripte
Beitrag von: Maja am 30. November 2023, 21:37:57
Zitat von: Mindi am 30. November 2023, 21:10:32in der geänderten Version von gestern stand der Satz schon mit drin, die hatte ich auf Seite zwei (https://forum.tintenzirkel.de/index.php?msg=1365011) hier im Thread vollständig zitiert.
Ah, danke! Mir war das erst heute aufgefallen. Aber ich vermute, sie haben schon irgendwie kalte Füße bekommen, weil sie von so vielen auf FB, Insta und auch Tiktok als "jetzt ein DKZV" bezahlt worden sind. Wobei man bei einem DKZV ja für sein Geld eine Veröffentlichung beokmmt und die Prüfung, wie diese Schmeißfliegen zu betonen nicht müde werden, immer kostenlos ist. Also ein umgekehrter DKZV, um präzise zu sein ...