Meinen Gruß, verehrter Herr Isunaro Ankorai! Vezeiht, wenn ich Euch mit meinen laienhaften Fragen behellige, aber Euer Autor möchte es gerne so.
"Ganz böser Autor!" Isunaro grinst verschmitzt. "Ich grüße Euch auch, verehrte Fee."
Was hat Euch bewogen, die Laufbahn als Kapfmagier anzutreten? War es vorherbestimmt oder Eure freie Wahl?
Nachdenklich streicht sich Isunaro übers Kinn. "Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht. Es ist ein großer Segen, mit den entsprechenden Fähigkeiten geboren zu werden. Sich an der Akademie um einen Lehrmeister zu bemühen, ist die einzige Konsequenz daraus. Ich kenne keinen, der magiefähig ist und freiwillig darauf verzichtet hätte, sich zu einem Xian ausbilden zu lassen. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn ich mich dagegen gesträubt hätte. Meine Familie wäre wohl sehr enttäuscht von mir gewesen."
Was war das Beste, was Ihr in Eurer Laufbahn tun konntet?
"Das Beste ... Gemeinsam mit Karmelie habe ich für Frieden gesorgt. Es war ein langer und steiniger Weg und ich weiß nicht, ob es lange halten wird, aber es war ein ganz besonderes Gefühl, als uns langsam klar wurde, dass die kämpferischen Auseinandersetzungen tatsächlich ein Ende haben. Es hat lange gedauert, bis wir es ganz glauben konnten."
Was war das Schlimmste?
"Ich habe sehr viele Menschen getötet."
Gab es einen Fall, wo Ihr versagt habt - egal, ob das bekannt wurde oder nicht?
Ein schmerzlicher Ausdruck tritt auf sein Gesicht. "Ich habe einen meiner Schüler verloren. Das war ein schlimmer Tag und ich habe mir sehr, sehr lange Vorwürfe deswegen gemacht. Immer wieder habe ich die Situation im Kopf durchgespielt und mich gefragt, ob es anders gekommen wäre, wenn ... Aber solche Gedanken sind natürlich müßig. Man kann es nicht rückgängig machen."
Hat das alles in Euer Privatleben hineingespielt?
"Sehr. Meine Schüler waren für mich wie meine Kinder. Ich habe lange gebraucht, mich von dem Verlust zu erholen. Karmelie und ich haben auch oft gestritten, weil wir beide nicht wollten, dass der jeweils andere im Grenzland sein Leben aufs Spiel setzt ... Ich habe auf sie gehört und mich mehr dem Unterrichten zugewandt, sie auf mich nicht. Ich habe es oft hinuntergeschluckt, aber es hat mich belastet."
Seid ihr wirklich zufrieden, oder habt Ihr eine unerfüllte Sehnsucht?
Isunaro überlegt kurz. "Ein lange gehegter Traum von mir war es, Kinder mit Karmelie zu haben, was lange nicht möglich schien. Als es dann tatsächlich soweit war, wollte ich die Welt verbessern, damit sie nicht in den gleichen Kriegswirren leben müssen wie wir. Und als
das dann soweit war - zumindest, was die Menschen betrifft -, sind Karmelie und ich gestorben. Mein Tod erfüllte mich mit großer Sehnsucht. Ich habe keine Sekunde gezögert, zu sterben, denn nur so hatten meine Kinder den Hauch einer Chance, zu überleben. Aber wenn man dann realisiert, dass das Leben aus einem herausfließt ... schmerzt der Gedanke an die Zukunft, die man verloren hat. Ich habe mir diese Zukunft sehr glücklich vorgestellt."