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Stürmische Pirateninsel, fjordähnliche Einbuchtungen und ähnliche Probleme

Begonnen von Yora, 07. Dezember 2011, 22:18:08

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Yora

Hallo zusammen

Ich hätte mal ein paar Fragen, die sich an die Meterologen oder Geografen oder Geologen oder was weiss ich unter euch richtet. Vor kurzem hatte ich eine Idee zu einer Stadt, die alle Kriterien erfüllt, die mein Unterbewusstsein für eine perfekte High-Fantasy-Kulisse aufgestellt hat. Allerdings habe ich, nachdem ich eine ungefähre Karte gezeichnet hatte und mir einige Punkte zum Klima an den jeweiligen Schauplätzen notiert hatte, gemerkt, dass ich eigentlich keine Ahnung habe ob das alles möglich ist und welche Bedingungen die umliegenden Gebiete erfüllen müssten. Es ist mir sehr wichtig, dass hinter den klimatischen Bedingungen die ich zusammenbastle eine gewisse Logik steckt, aber um ehrlich zu sein habe ich auf dem Gebiet nicht eine leisteste Ahnung worauf ich achten muss.

Nun sieht es folgendermassen aus, ich möchte, dass gewisse Punkte erfüllt werden und im grossen ganzen geht es mir nur um einen winzigen Teil eines grossen Landes.
- Es gibt im Nord-Westen ein grosses Meer und im Osten eine grosse Landmasse, von dem Meer her führt eine Einbuchtung ins Land hinein, die ein wenig wie ein Fjord aussieht. Der Übergang zwischen Land und Wasser besteht dort aus Klippen und die steinige Küste, die sich unterhalb der Klippen befindet ist oft überschwemmt.
- Nördlich der Einbuchtung befindet sich eine Bergkette, die etwa am gleichen Punkt wie die Einbuchtung endet, dahinter befindet sich karges Land
- Da wo die Einbuchtung beginnt, befindet sich eine kleine Insel in der Form eines Dreiecks, auch Pirateninsel genannt. Dort ist es sehr stürmisch.
- Das Klima überhaupt soll eher kühl und nass sein, es sollte, falls möglich, an dem Punkt, wo sich die Stadt befindet oft regnen, neblig sein und viel Wind haben
- Am besten wäre es, im Süden würde es oft regnen, so dass es da viel Wald hätte, und im Norden, hinter den Bergen wäre es sehr kalt und trocken, ich denke da an ein Klima in der Art von Russland...

Damit das ganze ein wenig anschaulicher wird, habe ich eine Karte gezeichnet, auf der ich mit rot meine Stadt und mit blau die Pirateninsel eingezeichnet habe. Das grün-schraffierte ist übrigens das Meer und die grünen Linien unten stellen einen Fluss dar, der sich teilt und später wieder zusammenkommt.

Ich danke euch schon im Voraus für eure Hilfe und bin auch offen für neue Vorschläge.

Lg Yora

[gelöscht durch Administrator]

gbwolf

Hallo Yora!

Ich habe mir mal erlaubt, ein "t" in deiner Überschrift einzufügen. Ich denke mal "sürmisch" ist kein Eigenbegriff deiner Welt.

Die Trockenheit im Norden sollte kein Problem sein. Du kannst dich hier an Namibia orientieren: Kalter Meeresstrom von Süden nach Norden (Das Schelf fällt hier relativ steil ab, das Wasser ist eisig), die Küste ist ständig nebelverhangen (Schlag mal "Skelettküste" nach), dennoch ist das Land unglaublich trocken (Namib). Weiter im Süden ist es relativ regnerisch (Südafrika). Dafür benötigst du weiter im Süden wahrscheinlich ein weiteres Meer mit einer anderen Strömung, damit sich der Wind von Südwesten mit Feutigkeit anreichert und über dem Land abregnet. Nördlich von Kapstadt kannst du auf der Landkarte auch ein Gebirge von der Küste ins Landesinnere sehen und einen Meeresarm mit Inselchen - für mich sieht das aus als wäre das ein Überbleibsel des Abbruchs von Südamerika. Schön ist bei solchen Meersarmen auch eine Bruchzone, wenn du Vulkane brauchst. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ein Fjord müsste mit Vergletscherung zusammenhängen (Ich gebe auch zu, dass ich gerade etwas zu bequem bin, mein Geologiebuch durchzublättern, aber vielleicht findest du Hinweise, wenn du über die Definition von Fjorden recherchierst). Und dann treten Fjorde eher selten so "einzeln" auf, sondern die Küsten sind wild zerklüftet.
An welches Klima in Russland hattest du gedacht? Der Waldgürtel leuchtet mir ein, aber im Norden ist es nicht trocken, sondern sumpfig-feucht, im Sommer eine einzige Schlammwüste mit den Besonderheiten des Permafrostbodens. Es gibt ja durchaus auch kühlere Wüsten und Einöden, die nicht nur aus Sand und Glut bestehen.
Möglichkeit 2 ist, an der südlichen Küste einen gemäßigten Regenwald (Temper Rainforest) nach dem Vorbild von Westkanada anzusiedeln und im Norden die Alaska-Landmasse durch eien Art Grönland/Spitzbergen zu ersetzen, also die Gegend sehr steinig, im Hinterland vielleicht sogar vergletschert zu gestalten. Wenn ich mir die Bilder einer Freundin aus Spitzbergen ansehe: Das besteht echt nur aus Geröll, nix mit Tundraromantik.

Die pirateninsel wird höchstwahrscheinlich sehr stürmisch sein, wenn die Meeresströmungen ähnlich wie in Namibia sind und du einen Ozean zwischen dieser Küste und dem nächsten Kontinent hast. Wenn es dort unterseeische Vulkane gibt (Siehe Punkt: Gebirgskette), dann können auf dieser stürmischen Insel sehr schöne Naturparadiese entstehen. Schau dir mal Beispiele wie die Azoren oder Kanaren an.

So viel von mir zur Hobbygeologie. Tiefergehende Fragen können dir andere sicherlich besser beantworten.

Grüße,
Nadine

Edit: Habe den Press/Sievert jetzt doch herausgekramt: Fjorde sind definitiv von ehemaliger Vergletscherung abhängig und zu einem Meeresarm gehört meistens auch ein Fluss, der dort hineinmündet. In Südamerika müsste es an der Westküste ähnliche Gegenden wie in Namibia geben, dort ist die Meeresströmung auch ar**kalt. Malinche kennt sich dort besser aus als ich.

Yora

ZitatIch habe mir mal erlaubt, ein "t" in deiner Überschrift einzufügen. Ich denke mal "sürmisch" ist kein Eigenbegriff deiner Welt.
Ups, da hab ich wohl zu schnell gedacht für meine Finger, "sürmisch" passt tatsächlich nicht zu der Art Begriffe, die ich normalerweise erfinde....

Das mit dem Regenwald klingt gut, ich denke sowas kann ich brauchen im Süden, jedenfalls wenn das, was mir google auf die Schnelle rausgespuckt hat stimmt.
Die zweite Variante gefällt mir überhaupt besser, weil die Temperatur in Namibia viel zu hoch ist für das was ich zusammenbasteln will. Ich habe für die Stadt eher an eine Durchschnittstempteratur von, sagen wir 15 Grad gedacht. Und das mit dem Fjord sollte eher ein Vergleich sein, soviel ich weiss fallen da die Küsten auch eher steil ab (falls man in dem Fall überhaupt von Küsten spricht).
Das mit den Gletschern im Hinterland wäre auch eine Option die mir gefällt, das würde dann auch ins Klima passen denke ich...

Allerdings habe ich keine Ahnung wie das mit dem Wind und der Vegetation und allem aussieht und wie hoch die Berge im Norden überhaupt sein könnten, bzw. sein dürften.  ???

gbwolf

Die Berghöhe hängt davon ab, wie bei dir die Erosion verläuft, aus welchem Material die Berge sind, ob es eine Bruchzone ist oder ob die Platten hier aufschieben. Bei Vergletscherung sind die Berge meistens niedriger. Norwegen ist regelrecht aus dem Meer hochgeploppt, als die Gletscher weg waren.
Die Skelettküste in Namibia ist ekelhaft feucht-kalt und es wird nur dann (tagsüber) warm, wenn die Sonne mal durch den Dunst kommt. Der gemäßigte Regenwald ist ebenfalls eine feucht-klamme Angelegenheit. Meistens mit Nadelbäumen, die nach Norden niedriger werden, viel feuchtem Kram am Boden (Farne und Co.) und im Winter ziemlich eingeschneit. Mit der Küste kannst du vielleicht auch einmal schauen, wie die Bedingungen in Patagonien sind. Oder du nimmst dir die Atacama-Wüste als Beispiel, die klingt passend, wenn du keine sommernasse Tundra möchtest. In solchen Regionen musst du halt bedenken, dass die Leute vor allem vom Fischfang leben, weil auf dem Land wenig wächst und die Erosion hoch ist. Schau mal, welche Vegetation die Atacama hat. Für die Windrichtungen kannst du im Atlas bestimmt Beispiele ähnlicher Regionen finden. Das hängt stark von der Lage zum Äquator ab und natürlcih auch von den Meerestemperaturen, Landmassen, etc. Such dir vergleichbare Teile der Erde. Ebenso wirst du dort Vegetationszonen finden können und auch soziale Faktoren, also welche Art Menschen lebt/lebte dort.

Wäre übrigens mal ein cooles Projekt für den Erdkundeunterricht, finde ich: Erfindung virtueller Landschaften. Dabei können Schüler das Gelernte super in die Praxis umsetzen. Vielleicht hat dein Lehrer ja Lust auf sowas?

Edit: habe noch ein wenig geforscht und bin auf Sichwörter wie "Regenschattenwüste" oder "Kältewüste" gestoßen. Wenn du die Sache nihct auf ein Hochplateau oder in arktische Regionen verlegst, wird es im Sommer meistens heiß, wie es aussieht (Bsp.: Karakum). Ob das Jahresmittel dann noch bei 15° liegt, weiß ich nicht, aber im Winter könnte es dann schweinekalt werden. Die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht sind in Wüsten und Halbwüsten meistens enorm (Trockene Küstenstreifen sind meistens desertifiziert). Wenn dein Land hinter den Bergen eher ein Binnenland ist, dann kannst du vielleicht was wie Island in der Mitte konstruieren (Odadahraun) oder doch mal nach Patagonien schauen.

Malinche

ZitatIn Südamerika müsste es an der Westküste ähnliche Gegenden wie in Namibia geben, dort ist die Meeresströmung auch ar**kalt. Malinche kennt sich dort besser aus als ich.

Ja, so wie die Wölfin die Küste von Namibia beschreibt, trifft das auch ganz gut auf die Küstenwüste von Perú zu. Über weite Teile des Jahres ist es dort auch einfach eklig neblig, wobei es ein paar Monate Sommer gibt, an denen der Himmel blau ist und alles an den Strand fährt. Außerhalb dieser Zeit ist das Wasser aber wirklich saukalt. (Bzw. selbst innerhalb. Ich hab mal Neujahr mit den Füßen im Pazifik gefeiert - eigentlich Strandsaison. Aber brr!)
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Erdbeere

Die Insel stelle ich mir, wie die Wölfin schon sagte, sehr stürmisch vor, gerade an Küsten, wo kalte und warme Strömungen zusammen kommen. Wenn du z.B. mal auf Sylt warst, merkst du das schnell, denn es geht immer Wind. Wie es in Namibia oder Peru aussieht, weiss ich nicht, aber ich habe sowieso eher eine Küste wie in Nordirland oder Norwegen vor Augen, wenn ich deine Beschreibung lese.

Allerdings geht Nebel und Wind zusammen nicht, man kriegt nur das eine oder das andere. Das heisst, dass du eben tagelangen Nebel hast und wenn es endlich aufklart eben Sturm bzw. starken Wind. Turbulenzen in der Luft, also Wind, bewirkt eigentlich meist, dass der Nebel sich auflöst. Tante Wiki weiss hierzu mehr (interessant für dich könnte der Punkt Meeresnebel sein).

Wie hoch sind deine Berge denn? Wenn hinter der Bergkette karges, trockenes Land ist, dann wird die feuchte Luft vom Meer vor der Bergkette gestaut und die Wolken regnen sich dementsprechend über der Küste aus - was somit auch sehr häufig Regen bringen dürfte für deine Insel. Hier habe ich auch wieder Norwegen als Beispiel. Hinter der Küste ziehen sich die Skanden einmal der Länge nach durch das Land. Bergen, das im Westen am Meer liegt, gehört zu den regenreichsten Städten Europas, das Hinterland ist hingegen kontinental und eher trocken geprägt, somit auch im Sommer wärmer und im Winter kälter als an der Küste.

Hm ja, das ist das, was ich so auf die Schnelle aus meinem Hirn und Onkel Google zusammen kramen konnte.

Yora

Also, erst einmal vielen Dank für die verschiedenen Antworten, ich finde es sehr hilfreich unterschiedliche Meinungen zu sehen.

Zitathabe noch ein wenig geforscht und bin auf Sichwörter wie "Regenschattenwüste" oder "Kältewüste" gestoßen. Wenn du die Sache nihct auf ein Hochplateau oder in arktische Regionen verlegst, wird es im Sommer meistens heiß, wie es aussieht (Bsp.: Karakum)
Die Kältewüste passt um einiges besser, aber wie muss ich mir ein Hochplateau vorstellen, wie entsteht das? Es kann ja wohl kaum sein, dass einfach mitten im Land eine Felswand in die Höhe schiesst und von dort aus alles fünfhundert Meter höher liegt (obwohl es eine interessante Vorstellung ist  :vibes:)
Zitatdann kannst du vielleicht was wie Island in der Mitte konstruieren (Odadahraun)
Das gefällt mir für hinter den Bergen auch recht gut, die Frage ist, leben da freiwillig Menschen? Und ist es überhaupt möglich da zu leben?

ZitatWie hoch sind deine Berge denn? Wenn hinter der Bergkette karges, trockenes Land ist, dann wird die feuchte Luft vom Meer vor der Bergkette gestaut und die Wolken regnen sich dementsprechend über der Küste aus - was somit auch sehr häufig Regen bringen dürfte für deine Insel. Hier habe ich auch wieder Norwegen als Beispiel. Hinter der Küste ziehen sich die Skanden einmal der Länge nach durch das Land. Bergen, das im Westen am Meer liegt, gehört zu den regenreichsten Städten Europas, das Hinterland ist hingegen kontinental und eher trocken geprägt, somit auch im Sommer wärmer und im Winter kälter als an der Küste.
Bergen habe ich mir angeschaut und es sieht ziemlich nach dem aus, was ich suche, auch was die steilen Felswände angeht. Ich denke ich werde gegen Süden noch weitere "Fjorde" einbauen (
ZitatUnd dann treten Fjorde eher selten so "einzeln" auf, sondern die Küsten sind wild zerklüftet.
).

Wenn ich jetzt gegen Süden etwas in der Art von temperiertem REgenwald, im Nordosten eine Art Wüste wie in Odadahraun und an der Küste ein Klima wie in Norwegen an den Fjorden möchte, wie sieht es dann mit den BErgen aus? Könnten die trotz der Trockenheit dahinter grün und nass sein? Könnte ich da sowas wie ein Nebeltal, vielleicht mit einem See machen?

Klingt vielleicht nach noch mehr Fragen als am Anfang, aber ihr habt mich doch ein ganzes Stück weitergebracht.  :jau:

lg Yora

gbwolf

Zitat von: Yora am 16. Dezember 2011, 20:10:51Das gefällt mir für hinter den Bergen auch recht gut, die Frage ist, leben da freiwillig Menschen? Und ist es überhaupt möglich da zu leben?
Beides: Eher nein.

Mit der steilen Küste ... recherchier mal die Kalahari. Da gibt es beeindruckende Bilder von der Kante, die sehr steil nach unten geht. Oben herrscht ein anderes Klima. Ich habe leider keinen Link, aber ich habe diese Steilkante vor Jahren aus der Ferne doof angeglotzt, dass so etwas möglich ist. Scheint eine gigantische Absenkung gewesen zu sein, als Südamerika sich vom Acker gemacht hat, aber sicher bin ich nicht.

Nebelklima durch Seen? Schau dir mal die Gegend um den Myvatn an. Vielleicht trifft es das? Ich weiß allerdings nicht, wie neblig es dort ist.