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Wer kennt München-Hasenbergl?

Begonnen von Sorella, 05. September 2011, 12:50:18

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Sorella

Ich bräuchte mehr Hintergrundinfos zum Münchner Stadtteil Hasenbergl. Einer meiner jugendlichen Protas soll von dort abstammen. Im Verlauf des Buches wird er seine alte Heimat Hasenbergl besuchen und einer Münchnerin aus einem anderen Stadtteil zeigen.
Wer von Euch kann mit dazu was berichten? Ich würde z.B. gerne wissen:

Welche Meinung haben die anderen Münchner von diesem Stadtteil?
Gibt es eine besonders coole Stelle dort?
Wie sind die Menschen dort?
... usw.

Mir wäre vor allem wichtig, nicht nur Klischees zu bedienen, sondern Hasenbergl als eine interessante Adresse in München darzustellen. Besser als ihr Ruf, sozusagen. Der Prota soll stolz sein, dort zu wohnen, auch wenn es auf dem ersten Blick nicht nachvollziehbar ist.
Leider weiß ich zu wenig darüber und kann mir nur Infos aus dem Netz zusammensuchen.

Ich bin für jeden Fuzzel dankbar, auch von Nicht-Münchnern.  :bittebittebitte:

Pestillenzia

Hallo Sorella,

als Münchnerin kann ich Dir aus erster Hand sagen, dass das Hasenbergl (auch liebevoll "Monte Karnickel" genannt) in anderen Stadtteilen Münchens einen ziemlich schlechten Ruf hat und als "Glasscherbenviertel" bezeichnet wird.

Es geisterten in den 80er und 90ern die wüstesten Geschichten herum von Leuten, die kein Geld hatten, um die Heizung zu bezahlen und deshalb die hölzernen Fensterstöcke im Wohnzimmer verbrannten, um für Wärme zu sorgen. Klar, völliger Quatsch, aber so etwas wurde erzählt.

Tatsache ist, dass im Hasenbergl der Anteil der Gewaltkriminalität im Vergleich zum restlichen München hoch ist, besonders was die sogenannten "jugendlichen Intensivtäter" angeht.

Mehr kann ich Dir leider nicht sagen, mich hat es nie ins Hasenbergl gezogen und ich weiß auch nicht, wie es dort heute aussieht.

Mohnrote

Hallo Sorella!


Allgemein kann ich als Nicht-Münchnerin sagen, dass das Hasenbergl gern als Negativbeispiel zu anderen, besseren Gegenden verwendet wird (und das jetzt nicht nur in München sondern in ganz Bayern). Viele Leute nehmen an, dass dort überwiegend Immigranten leben und dass die Jugendkriminalität weit verbreitet ist
Zufällig kenne ich jemanden, der dort seine Kindheit verbracht hat. Was ich von ihm erfahren habe, deckt sich so ziemlich mit dem, was ich oben beschrieben habe. Natürlich seine persönliche Meinung.
Ich war selbst ein paar Mal dort, und da ist mir nichts Negatives aufgefallen :hmmm:. Zumindest dort, wo ich mich herumgetrieben habe, gab es hauptsächlich große Mehrfamilienhäuser, die sehr bürgerlich wirkten, mit großen Rasenflächen ringsum. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass das Viertel zurzeit irgendwie "aufpoliert" wird - durch neue, moderne Einkaufszentren zum Beispiel und Renovierungen.

Ich schätze also, dass bestimmte Aspekte auch heute noch zutreffen (Kriminalität und ein hoher Anteil an Immigranten), aber es ist wohl nicht gerechtfertigt, den Stadtteil als Ghetto zu verschreien (Habe ich alles schon gehört).

Deine Idee, das Hasenbergl besser als seinen Ruf darzustellen, könnte schon funktionieren denke ich. Wenn sich der Prota stark mit der dort herrschenden Atmosphäre und Diversität identifizieren kann, warum nicht? Vielleicht kann er ja die Schickimicki-Gesellschaft in Schwabing auf den Tod nicht ausstehen und ist deshalb stolz darauf, in einem freien Randgebiet zu wohnen. ;)
Aber genug spekuliert. Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen!

Sorella

Zitat von: Pestillenzia am 05. September 2011, 13:35:07
als Münchnerin kann ich Dir aus erster Hand sagen, dass das Hasenbergl (auch liebevoll "Monte Karnickel" genannt) in anderen Stadtteilen Münchens einen ziemlich schlechten Ruf hat und als "Glasscherbenviertel" bezeichnet wird.
Ach, ich liebe solche Insider-Begriffe. Monte Karnickel und Glasscherbenviertel werde ich sofort übernehmen. Danke. Der schlechte Ruf eilt dem Hasenbergl ja voraus, Grund genug für mich, mal hinter das Klischee zu blicken und ein cooles, wildes Hasenbergl auszugraben.
Genau solche Münchner Begriffe und Meinungen hatte ich mir hier erhofft. Vielleicht fällt dir noch mehr dazu ein, wenn du es ein paar Tage im Hinterkopf behältst :bittebitte:

Zitat von: Pestillenzia am 05. September 2011, 13:35:07
Es geisterten in den 80er und 90ern die wüstesten Geschichten herum von Leuten, die kein Geld hatten, um die Heizung zu bezahlen und deshalb die hölzernen Fensterstöcke im Wohnzimmer verbrannten, um für Wärme zu sorgen. Klar, völliger Quatsch, aber so etwas wurde erzählt.
Toll, dieses Gerücht kann ich auch gut brauchen. Gibt es evtl. noch mehr davon?
Zitat von: Pestillenzia am 05. September 2011, 13:35:07
Tatsache ist, dass im Hasenbergl der Anteil der Gewaltkriminalität im Vergleich zum restlichen München hoch ist, besonders was die sogenannten "jugendlichen Intensivtäter" angeht.
Mehr kann ich Dir leider nicht sagen, mich hat es nie ins Hasenbergl gezogen und ich weiß auch nicht, wie es dort heute aussieht.
Mein Prota ist dem sozialen Abstieg als "jugendlicher Intensivtäter" durch den Beitritt einer Bruderschaft entkommen. Trotzdem liebt er seine Heimat noch. Das möchte ich rüberbringen. Ich muss unbedingt hinfahren, aber auch dann sehe ich nur die Fassade und nicht was dahintersteckt.
Deine Bemerkungen haben mir sehr geholfen. Evtl. fällt dir noch irgendwas ein?
Zitat von: Mohnrote am 05. September 2011, 15:34:49
Deine Idee, das Hasenbergl besser als seinen Ruf darzustellen, könnte schon funktionieren denke ich. Wenn sich der Prota stark mit der dort herrschenden Atmosphäre und Diversität identifizieren kann, warum nicht? Vielleicht kann er ja die Schickimicki-Gesellschaft in Schwabing auf den Tod nicht ausstehen und ist deshalb stolz darauf, in einem freien Randgebiet zu wohnen. ;)
Aber genug spekuliert. Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen!
Danke, das hilft sehr! Hat dein Bekannter irgendwelche positive Erinnerungen an sein Heimatstadtteil? Lustige Episoden oder auch abgedrehte Sachen? oder hast du zu demjenigen eher keinen Kontakt mehr?

Mogylein

Ich war noch nie in Hasenbergl, nicht einmal in München, nicht einmal in Bayern, deshalb bin ich vielleicht ein bisschen fehl am Platz, hier. Aber ich lebe seit fast 20 Jahren selbst in einem "Problembezirk" (Berlin-Neukölln, falls das jemandem was sagt) und kenne mich deshalb aus, wie es in Gegenden abläuft, die einen solchen Ruf genießen. Vielleicht nützt dir meine Erfahrung ja, denn zumindest Neukölln ist tatsächlich deutlich schöner, als sein Ruf. ;)

Wir haben hier einen sehr großen Anteil an Migranten, das stimmt. Ich würde ihn auf etwa 85-90% (zumindest in meiner Gegend von Neukölln, es gibt auch eine "Nazi-Ecke" und Bereiche, die nicht "so schlimm" sind) schätzen, was unglaublich viel klingt, vor Allem, weil ein Großteil von den Menschen wirklich ausschließlich aus der Türkei kommt. Viele von ihnen wohnen in großen Familien in relativ kleinen Wohnungen, was für den aussenstehenden oft "unhygienisch" und merkwürdig erscheint, aber es fördert sehr stark den Familiensinn und die Menschen sind sehr glücklich, wie sie leben.
Die wenigsten Leute können sich eine Eigentumswohnung leisten; die meisten wohnen auf Miete.

Die Menschen hier sind ziemlich links ausgerichtet, was von überspitztem Hass auf die Rechten ausgeht. Man möchte sich bloß von den "Nazi-Schweinen" abgrenzen und tendiert dazu, besonders links zu sein.

Obwohl alles für Aussenstehende "runtergekommen" aussieht, liebt der Neuköllner seine Gegend, weil er die Menschen liebt, die dort leben. Es besteht eine so große Vielfalt, dass man jeden Tag neue Dinge lernt, verschiedene Kulturen kennenlernt und interessanten Menschen begegnet.
Ausserdem herrscht, anders als in vielen "reicheren" Bezirken abends Leben auf der Straße. Man trifft sich an bestimmten Plätzen, setzt sich gemeinsam hin und plauscht bis tief in die Nacht hinein, gerne auch mit ein paar Bierchen.


Ich denke, es ist ganz logisch, dass dein Prota seine Heimat liebt - er kennt all ihre negativen, aber auch die wunderschönen positiven Seiten von Hasenbergl. Die Gegend hat ihn geprägt, Werte in ihn eingestanzt. An diesem Ort fühlt sich das Herz zuhause.
   "Weeks of Writing can save you hours of plotting."
- abgewandeltes Programmiersprichwort

Pestillenzia

#5
Sorella, ich grabe mal ein wenig in meinem Gedächtnis, da kommen sicher noch ein paar "Lach- und Sachgeschichten" zum Vorschein.

Ich kann mich noch erinnern, dass vor einiger Zeit (1 Jahr oder 2?) einmal ein Artikel in der Münchner Abendzeitung oder der tz erschienen ist, in dem Hasenbergler zu Wort kamen und von ihrem Viertel eine "Gegendarstellung" brachten. Hmmm... ich such mal rum, vielleicht finde ich noch etwas.

Und von einer "Gang" hab ich noch was im Hinterkopf, das geisterte vor einigen Jahren auch durch die Medien... *geht und schmeißt ihr Hirn an*

EDIT:

Ich hab schon mal was gefunden. Es ist zwar nicht der Artikel in der AZ, den ich meinte, aber vielleicht bringt er ja doch was:
Artikel AZ Hasenbergl.

Den Ursprung des Wortes Hasenbergl hab ich auch gefunden:

1697 zum ersten Mal schriftlich erwähnt, kommt vom alten Wort ,,Laimpichel", das wiederum von Lehmbühl (,,Bühl" = Hügel); ab 1753 Umbenennung des kgl. Jagdreviers in ,,Künglberg" = Königshasenberg, ab 1812 ,,Kaninchenberg"

...und hier ist ein Bild vom hypermodernen U-Bahnhof Hasenbergl.

*geht und kramt weiter in ihrem Hirn*

Snöblumma

Hallo Sorella,

ich habe mit München zwar auch nur Berührung als nächstgrößerer Stadt, aber das Hasenbergl ist mir durchaus ein Begriff - jedenfalls vom Hörensagen. Pestillenzias "Glasscherbenviertel" trifft es recht gut, was "man" so darüber denkt. Bei uns wäre nie jemand auf die Idee gekommen, sich dem Viertel auch nur zu nähern. Da schwang immer gleich die Angst mit, abgestochen zu werden, ausgeraubt und zusammengetreten. Keine Ahnung, ob das wirklich zutrifft, ich habe niemals das Verlangen gespürt, dieses Gerücht zu überprüfen ;) . Jedenfalls ziemlich viele Ausländer, quasi nur Hauptschüler, und keine Zukunft, das ist das Bild, das man in den besseren Vierteln vom Hasenbergl hat.

Wirklich weiterhelfend ist das nun nicht, ich weiß - aber schlimmer als das Hasenbergl ist in Bayern gefühlt nichts, also kannst du das Viertel gar nicht schlimm genug zeichnen ;) .

Liebe Grüße,
Snöblumma

Mohnrote

Zitat von: Sorella am 05. September 2011, 16:59:14
Deine Bemerkungen haben mir sehr geholfen. Evtl. fällt dir noch irgendwas ein?
Danke, das hilft sehr! Hat dein Bekannter irgendwelche positive Erinnerungen an sein Heimatstadtteil? Lustige Episoden oder auch abgedrehte Sachen? oder hast du zu demjenigen eher keinen Kontakt mehr?

Gerade fällt mir diese Anekdote ein: Jener Bekannter stand an einer Bushaltestelle und wurde von einer Frau auf türkisch nach dem Weg gefragt. Als er ihr verständlich machen wollte, dass er kein Türkisch spricht, wurde sie anscheinend fuchsteufelswild und hätte ihm fast mit der Handtasche eins übergezogen.  ;D
Ich habe im Moment keinen direkten Kontakt zu ihm, werde aber auf jeden Fall noch weiter überlegen.

Zitat von: Pestillenzia am 05. September 2011, 20:38:28
...und hier ist ein Bild vom hypermodernen U-Bahnhof Hasenbergl.

Ich habs ja gewusst, dass sie die Münchener Freiheit da dazu packen. Dieses Grün!! Ich werde nie darüber hinweg kommen. :d'oh:
Aber Hasenbergl ist wirklich schön.  :engel:

Rosentinte

Hallo Sorella,

Über den Stadtteil direkt kann ich dir nichts sagen (obwohl mich wirklich interessieren würde, wer da herkommt :innocent:), aber lies dir mal die Kommentare unter dem Foto von Pestillenzia durch - da scheint auch einiges dabei zu sein (jedenfalls bei denen, die noch nicht entfernt wurden...)

LG, Rosentinte
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Sorella

Zunächst einmal bin ich geplättet von so vielen tollen Anregungen. Ich kann vieles - beinahe alles - davon verwenden. Danke  :gruppenknuddel:
Zitat von: Mogylein am 05. September 2011, 17:22:51
Ich war noch nie in Hasenbergl, nicht einmal in München, nicht einmal in Bayern, deshalb bin ich vielleicht ein bisschen fehl am Platz, hier. Aber ich lebe seit fast 20 Jahren selbst in einem "Problembezirk" (Berlin-Neukölln, falls das jemandem was sagt) und kenne mich deshalb aus, wie es in Gegenden abläuft, die einen solchen Ruf genießen. Vielleicht nützt dir meine Erfahrung ja, denn zumindest Neukölln ist tatsächlich deutlich schöner, als sein Ruf. ;)
Deine Infos sind Gold wert, auch wenn sie nicht aus Hasenbergl stammen. Dürfte ich dir das besagte Kapitel schicken, wenn ich es geschrieben habe? Es dauert sicher noch ein paar Wochen, bis ich so weit bin, aber eine Kontrolle auf Plausibiltät der Menschen und der Stimmung wäre genial.  :bittebittebitte:
Zitat von: Mogylein am 05. September 2011, 17:22:51
Ich denke, es ist ganz logisch, dass dein Prota seine Heimat liebt - er kennt all ihre negativen, aber auch die wunderschönen positiven Seiten von Hasenbergl. Die Gegend hat ihn geprägt, Werte in ihn eingestanzt. An diesem Ort fühlt sich das Herz zuhause.
Genau das ist es. Genau das möchte ich darstellen. Ich hoffe es wird mir gelingen ... Danke für deine Antwort.
Zitat von: Pestillenzia am 05. September 2011, 20:38:28
...und hier ist ein Bild vom hypermodernen U-Bahnhof Hasenbergl.
*geht und kramt weiter in ihrem Hirn*
Danke fürs Wühlen  ;D Kann ich alles brauchen. Dieser U-Bahnhof-Link ist hammermäßig! Meine Prota liebt U-Bahnfahren, daher sind einige Settings (oder Setting?) U-Bahnhöfe. Die Münchner Freiheit ist wirklich beeindruckend. Mal sehen, ob ich die auch noch mit reinpacke.
Zitat von: Snöblumma am 05. September 2011, 21:33:31
Bei uns wäre nie jemand auf die Idee gekommen, sich dem Viertel auch nur zu nähern. Da schwang immer gleich die Angst mit, abgestochen zu werden, ausgeraubt und zusammengetreten. Keine Ahnung, ob das wirklich zutrifft, ich habe niemals das Verlangen gespürt, dieses Gerücht zu überprüfen ;)
Sehr gut, ich werde meine Prota genau das vorher denken lassen, bis sie vom Gegenteil überzeugt wird.  ;)
Zitat von: Mohnrote am 05. September 2011, 22:16:01
Ich habs ja gewusst, dass sie die Münchener Freiheit da dazu packen. Dieses Grün!! Ich werde nie darüber hinweg kommen. :d'oh:
Aber Hasenbergl ist wirklich schön.  :engel:
Tolle Anekdote, mal sehen, ob ich das mit der Bushaltestelle verwenden kann. Auf alle Fälle ist dieser U-Bahnhof Münchner Freiheit der Wahnsinn, da stimme ich dir zu. Hach, da muss ich unbedingt mal hin. Ich wußte das ja gar nicht. Ich wohne selber 2,5h von München entfernt in der Pampa   ;D
Zitat von: Rosentinte am 06. September 2011, 11:11:54
(obwohl mich wirklich interessieren würde, wer da herkommt :innocent:)
Na, ist für dich wohl nicht ganz schwer zu erraten *grinsgrins* Bin schon gespannt, ob du es dann auch magst  :gähn:

Danke nochmal an alle!

Mogylein

Klar darfst du, ich bitte nur zu entschuldigen, dass ich am Ende des Monats/Anfang des nächsten Monats mit Studienbeginn zu kämpfen habe. Kann also unter Umständen, wenn mir die chinesischen Schriftzeichen um die Ohren fliegen, auch mal etwas dauern.

Achja, eine Sache möchte ich noch anmerken: Selbst als kleines, blondes Mädchen fühle ich mich nicht ängstlich, wenn ich spätnachts alleine durch meinen Bezirk laufe. Es ist halt Heimat, Zuhause vermittelt einem Sicherheit. :) Und mir ist tatsächlich noch nie etwas passiert - und ich kam oft, mit 14, 15, 16 nachts um drei nach Hause.
Dass es Kriminalität gibt, heißt nicht, dass man sie als Mensch, der dort lebt, notwendigerweise mitbekommt.
   "Weeks of Writing can save you hours of plotting."
- abgewandeltes Programmiersprichwort

Vali

Wenn dich die Münchner U-Bahnhöfe interessieren, empfehle ich dir diesen Link: http://www.muenchnerubahn.de/netz/bahnhoefe/
Da gibt es zu jedem Ubahnhof Bilder und etwas über ihre Geschichte.

In Hasenbergl bin ich bisher nur einmal am Rand gewesen, weil ein Kumpel von mir im Neubaugebiet auf der Panzerwiese wohnt. Ich war auch recht überrascht, dass der Ubahnhof so schick ist und dass es auch sehr sauber ist. Natürlich fällt einem auf, dass der Migrantenanteil höher (gefühlsmäßig waren die meisten Türken, gefolgt von Deutschrussen, Polen und anderen Osteuropäern) ist als in anderen Gegenden von München und dass die Familien oft groß sind. Man begegnet oft türkischen Müttern, die mehrere Kinder im Schlepptau haben. Sieht manchmal witzig aus, wie Orgelpfeifen. Der älteste Sohn (ca. 15) ist der größte, daneben die älteste Tochter (ca. 12), dann die Mutter, die mittlere Schwester (ca. 8), der kleine Bruder (ca. 6) und die kleine Schwester mit Zöpfchen (ca. 5).
Lustig fand ich, dass die Leute in ihrer Landessprache schwätzeln, aber immer wieder Deutsche Einsprengsel drin sind. "Blablabla Dienstag blabla Amt blablabla Papiere bla Steuer blablabla gut." ;D
Als ich nach dem Weg gefragt habe, hab ich eine kleine Dreiergruppe aus zwei türkischen Mädels und zwei Jungs angesprochen und die waren sehr freundlich und hilfsbereit und konnten akzentfrei Deutsch sprechen. Angepöbelt wurde ich nie, aber ich muss noch anmerken, dass ich eine Asiatin bin. Halbstarke reden untereinander aber gerne im Jugendslang, was oft witzig klingt: "Ey, weissu was? Dö Andi is voll das Schwein! Der hat mich guschlagen, das Aasch. Find ich voll nich korrekt, du!" ;)
Hasenbergl, oder der Rand, wie auch immer, sah überraschender Weise nicht so heruntergekommen aus, als ich mir das vorgestellt hatte. Die meisten Häuser wurden wohl renoviert und das was auf der Panzerwiese steht, ist alles niegelnagelneu. Ja, es sind überwiegend große Wohnblöcke, aber zwischen den Blöcken erstrecken sich schöne Grünanlagen und es gibt viele saubere Spielplätze. Die Junkies, die sich auf Spielplätzen fixen, befinden sich in anderen Stadtteilen.
Als ich abends wieder mit meinem Kumpel zurückgelaufen bin, kam mir das schon gruselig vor, weil ab und zu einige junge Macho-Männer rumgröhlen, aber das lag wohl an meinen Vorurteilen. Wir wurden nicht angepöbelt und auch andere wurden nicht belästigt. Mein Kumpel erzählte mir, dass es laut Zeitung schon kleine Bandenkriege gibt, aber er hat so etwas noch nie in seiner Gegend erlebt. Nur nach der Niederlage der Türkei gegen Deutschland zur Fußball WM 2006 hat er sich zur Sicherheit in seiner Wohnung verbarrikadiert und aus dem Fenster geschrien, dass er Pole ist und die wütenden Fans bitte seinen Garten verschonen sollen ;D

Alaun

Ich hab ja von 1998 bis 2005 in München studiert und "damals" (herrje, ich bin alt...) hatte Hasenbergl einen schlechten Ruf. Das heißt, man ging da eben einfach nicht hin. Ich bin trotzdem mal da gewesen und "Oh Überraschung"- es war alles halb so wild. Mir ist nichts aufgefallen, ich habs aber auch nicht drauf angelegt, in Konflikte reinzugeraten.
Nun lebe ich seit 6 Jahren in Berlin und die Bezirke, in denen ich mich aufhalte, sind vorwiegend Kreuzberg und Neukölln. Und hier das gleiche. Als Problembezirk verschrien, ich merk davon nichts. Noch nie Angst gehabt, noch nie irgendwas unangenehmes mitgekriegt. Angst hatte ich in Berlin nur einmal, und das war im reicheren Charlottenburg. Schon seltsam. 
Ich halte nicht viel von der Stigmatisierung von Bezirken. Denn was die einen als Problem ansehen (Graffiti, Migranten, alternative Lebensweisen) ist für andere vielleicht einfach nur normal. Klar, Gewalt und Kriminalität will niemand. Aber wie gesagt, ich hatte weder in Hasenbergl das Gefühl, in Gefahr zu sein, noch habe ich das hier in Kreuzberg oder Neukölln.



Pestillenzia

Ich muss an der Stelle mal ganz kurz den einheimischen Korinthenkacker (oder wie man in Bayern sagt: Tüpferlschei*er) herauskramen: der Münchner wohnt im und geht insHasenbergl. Und wenn er darüber spricht, dann immer mit Artikel, sprich es geht immer um das Hasenbergl.
<Tüpferlschei*ermodus aus>  Sorry und nix für ungut...  ;)

Sorella

Zitat von: Vali am 08. September 2011, 20:37:03
Wenn dich die Münchner U-Bahnhöfe interessieren, empfehle ich dir diesen Link: http://www.muenchnerubahn.de/netz/bahnhoefe/
Da gibt es zu jedem Ubahnhof Bilder und etwas über ihre Geschichte.
Noch mehr Münchner U-Bahn? Super, danke. Bisher habe ich zwei Bahnhöfe schon mit drin in der Geschichte. Mal sehen, ob noch einer reinpasst. Wenn nicht, bastle ich das Ganze in einen möglichen Band 2 rein ... mit Münchner Freiheit und so.
Zitat von: Vali am 08. September 2011, 20:37:03
Lustig fand ich, dass die Leute in ihrer Landessprache schwätzeln, aber immer wieder Deutsche Einsprengsel drin sind. "Blablabla Dienstag blabla Amt blablabla Papiere bla Steuer blablabla gut." ;D
Haha, das ist Spitze und vor allem originell. Das kann ich gut brauchen. Den Rest von dir auch. Danke dafür.
Zitat von: Vali am 08. September 2011, 20:37:03
Halbstarke reden untereinander aber gerne im Jugendslang, was oft witzig klingt: "Ey, weissu was? Dö Andi is voll das Schwein! Der hat mich guschlagen, das Aasch. Find ich voll nich korrekt, du!" ;)
Stimmt. Ich habe noch einen Link gefunden: http://www.schauplatzinternational.net/ghetto.html
Hier sind Interviews mit Jugendlichen dabei. Allerdings möchte ich es mit dem Slang in den Dialogen nicht übertreiben, sonst wirkt es wieder negativ für das Hasenbergl. Mal sehen, wie es geschrieben aussieht.  :hmmm:   
Zitat von: Aquamarin am 09. September 2011, 09:42:44
Angst hatte ich in Berlin nur einmal, und das war im reicheren Charlottenburg. Schon seltsam.
Was war das für ein Erlebnis, wenn ich fragen darf?
Zitat von: Aquamarin am 09. September 2011, 09:42:44
Ich halte nicht viel von der Stigmatisierung von Bezirken. Denn was die einen als Problem ansehen (Graffiti, Migranten, alternative Lebensweisen) ist für andere vielleicht einfach nur normal. 
Das sehe ich eben genau so. Der zentrale Konflikt meiner Geschichte ist: Was ist normal? Dazu passt das Thema Hasenbergl perfekt, auch wenn es nicht Hauptthema sein wird. Nur so zur Plotunterstützung  :)

Hach nach all euren tollen Anregungen kann ich es schon gar nicht mehr erwarten, endlich das Kapitel zu erreichen, in dem ich das Ganze verarbeiten werde.  :vibes:

Zitat von: Pestillenzia am 09. September 2011, 10:20:08
der Münchner wohnt im und geht insHasenbergl. Und wenn er darüber spricht, dann immer mit Artikel, sprich es geht immer um das Hasenbergl.
<Tüpferlschei*ermodus aus>  Sorry und nix für ungut...  ;)
Puh, das war eine Frage, die ich hier schon lange stellen wollte, aber immer wieder vergessen hatte. Lebensnotwendige Info. Danke dafür  :knuddel: Habe ich schon erwähnt, dass ich Insider-Infos liebe?  ;D