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Diskussionsrunde: Love Interest

Begonnen von zDatze, 09. Mai 2011, 12:00:43

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Zit

#45
Ich checks nicht. Wenn in meinem Roman ein Arzt vorkommt, dann ist es nicht zwangsläufig ein Arztroman. Wenn Freundschaften vorkommen, ist es nicht zwangsläufig ein Kinderbuch. Wenn Tod ein Thema ist, gibt es auch keine spezielle Bezeichnung. Und nur weil meine Helden mit Pferden durch die Gegend reiten, ist es noch lange keine Pferdegeschichte für Mädchen.
Aber, oh weh, einer meiner Charaktere hat gesteigertes Interesse an einem anderen Charakter, dann ist es sofort eine Liebesgeschichte. ::)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Grey

Ehe wir völlig aneinander vorbeireden: Ich stimme dir da absolut zu!
Mit Liebesgeschichte meine ich nicht das ganze Buch, sondern ein Element des Gesamtkonzepts - das, wie gesagt, durchaus sehr klein sein kann. Man könnte natürlich auch allgemeiner bleiben und es "sexualhormongesteuerte Verwicklungen" nennen. Oder anders gesagt: Eine Liebesgeschichte innerhalb eines Romans macht noch keinen Liebesroman, genau wie ein Arzt noch keinen Arztroman macht.

Zit

#47
Ah, okey. Mir kam der Begriff "Liebesgeschichte" bisher so tragend vor, so wertend für die Gesamtgeschichte. Dabei sehe ich Liebe nur als einen Aspekt der Charaktere/Charakterentwicklung und nicht als etwas Besonderes/Hervorhebungswürdiges, was der Begriff Liebesgeschichte bei mir auslöste. Aber ich will nicht noch weiter vom Thema abkommen. ;D

Wie sieht also der perfekte LI aus? Ich bin mir nicht so sicher, ob sich so eine Liebe tatsächlich planen lässt, ohne dass es zu offensichtlich und kitschig (also einfach) ist wie in Heftromanen. :hmmm: Also die Figuren aufeinander abzustimmen, ist dann der einfache Weg, der entsprechend im Roman, der wohl ein bisschen mehr als nur das behandelt, die Schiffbruchrate erhöht.

Hm. Es gibt den schönen Ausspruch: Gelegenheit macht Diebe. Was, wenn Gelegentheit auch Liebe macht? Dass der LI also ein Charakter ist, der einfach für den Charakter, mit dem er anbandeln soll, einfach da ist im richtigen Moment? Da würde ich dann sogar Red&Blue drunter ordnen, Grey. Wobei die "Gelegenheit" dann schon damals auf der Farm bestand und beide ja über das Verlieben an sich hinaus sind. Sie müssen sich nur noch finden und die Liebe somit bestätigen. Aber das ist wohl auch leichter gesagt als getan. ;D
Es ist also weniger wichtig, wer der LI ist, sondern wie er mit dem anderen Charakter und dessen Gefühlen umgeht.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Farean

Zitat von: Zitkalasa am 10. Mai 2011, 19:07:09
Es ist also weniger wichtig, wer der LI ist, sondern wie er mit dem anderen Charakter und dessen Gefühlen umgeht.
Das ist auf jeden Fall das eigentlich Interessante an der Geschichte. Wer (und wie) das LI ist, hat vor allem Bedeutung dafür, daß das Ganze glaubwürdig wirkt und der Leser die gegenseitigen Gefühle nachvollziehen kann (optimalerweise auch nachempfinden). Das steckt also eher in der "Vorarbeit" als im eigentlichen Schreiben.

Sven

Zitat von: Grey am 10. Mai 2011, 18:28:40
Und genau das sehe ich gar nicht so. Ich finde eine Figur, die nur da ist, um LI zu sein, viel unspannender als eine, die zwar LI ist, aber in erster Linie eine wichtige Figur in der Geschichte. Wollis Beispiele finde ich da sehr gut gewählt. Alle genannten Charaktere sind unverzichtbar für den Plot, und zwar nicht nur, weil sie den Helden oder die Heldin zum Handeln zwingen, sondern weil sie selbst handeln. Dass sich durch dieses Handeln Emotionen entwickeln und weiterentwickeln und wiederum die Handlung der Helden beeinflussen, ist Teil des Charakterkonzepts, aber nicht ihre einzige Funktion. Und das finde ich sehr wichtig für eine glaubwürdige Liebesgeschichte, wenn denn nun eine in den Plot integriert ist.

Ich glaube, da haben wir ein wenig aneinander vorbeigeredet? Dem, was Du hier sagst, stimme ich zu. Ich hatte das etwas weiter oben schon geschrieben, dass ein LI für die Geschichte wichtig sein sollte. Das finde ich absolut!
Eingeschränkt hatte ich nur die Tiefe der Figur.
Eine Hauptfigur, die einen LI hat, wird sich mit dieser Liebe beschäftigen. Die Liebe wird sie antreiben, oder hemmen. Würde ich jetzt den LI ebenfalls zu einer Hauptfigur (bzw. einem Perspektivcharakter) machen, müsste ich auch ihre Gefühle thematisieren. Die Liebe als solche, würde in den Vordergrund gerückt und die Geschichte bekäme einen Touch, den ich nicht will.
Der LI sollte dem Hauptcharakter ebenbürtig, oder vielleicht sogar überlegen sein. Ihre Wichtigkeit für die Geschichte sollte dazu dienen, sie dem Leser gegenüber interessant zu machen und um den Hauptcharakter hinreichend zu beeinflussen.
Beste Grüße,
Sven

Churke

Zitat von: Sven am 11. Mai 2011, 10:56:39
Eine Hauptfigur, die einen LI hat, wird sich mit dieser Liebe beschäftigen. Die Liebe wird sie antreiben, oder hemmen.

Also das ist mir jetzt zu schematisch gedacht.
Ich konstruiere meine LIs gerne mit Hauptfiguren und sehe den LI eigentlich nie als Antreiber oder Motivator.

Manchmal dient der LI auch ganz profanen Zwecken. Zum Beispiel kann eine LI-Figur für den Perspektivträger zum Fenster in andere Gesellschaftsschichten werden.

Grey

@Sven
Hm, ich sehe was du meinst, aber ich gehe da auch eher mit Churke - und ich behaupte, man kann auch Bücher schreiben, in denen die beiden Hauptfiguren füreinander LIs sind, ohne dass die Liebesgeschichte im Vordergrund steht. Zumindest bilde ich mir ein, das selbst schon mehrfach so gemacht zu haben. :)

Churke

Da kam ja am Wochende dieser Riverworld-Film. Ich weiß nicht, ob den jemand gesehen hat.
Ich will hier nicht über den Film diskutieren und ihn schon gar nicht mit Romanvorlagen vergleichen. Aber unter dem Aspekt LI ist mir da eines aufgefallen:

Das bestimmende und antreibende Motiv für den Protagonisten ist seine Suche nach der geliebten Jessie.
Dabei hilft ihm Tomoe Gozen, eine legendäre Schwertkämpferin aus dem mittelalterlichen Japan.

Irgendwann verfestigte sich mein Eindruck, dass die Tomoe doch eigentlich viel besser ist als seine Jessie. Zumal sich dann am Schluss noch erweist, dass es mit der großen Liebe von Jessies Seite her doch nicht ganz so weit her ist.
Am Ende des Films sucht er immer noch (oder wieder) seine innig geliebte Jessie - mit Unterstützung von Tomoe Gozen.
Das fand ich unter dem Aspekt LI irgendwie störend.

Zit

Hm, ob der Autor dann einfach auf seiner Idee beharrte und selbst nicht gesehen hat, die beiden Protas sich zueinander entwickeln? Vll. ist er aber auch einfach zu verblendet von der Liebe und Tomoe mag ihn und hilft ihm deswegen? Manche neigen ja zu solchem selbstverletzendem Verhalten. Wobei ich solche Figuren selbst auch als verblendet bezeichnen würde.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Churke

Gestört hat mich daran weniger, dass er mit Tomoe nicht in der Kiste landet bzw. daran auch gar kein Intresse hat. Aber ich hatte das Gefühl, dass die Angebete das alles nicht wert ist.
An für sich ein interessantes und abwechslungsreiches Motiv beim LI. Aber wenn der Progatonist daraus keine Konsequenzen zieht, bleibt ein schaler Nachgeschmack.

Silvia

#55
Seit ein paar Jahren bin ich tatsächlich auf der Suche nach Büchern OHNE diese Love-Interest-Geschichten. Wahrscheinlich kommt es einfach mit der Anzahl an Büchern, die man so gelesen hat ... oder deren Klappentexte man so in der Hand hatte ... aber ich finde es einfach langweilig, dass in jedem Buch eine Liebesgeschichte vorkommen MUSS.
Vor allem in den Jugendbüchern. Das waren noch Zeiten, als es eine Freundschaft auch getan hat  ;D Himmel, ich werde alt!  ;D
Einmal war ich auf einem Autoren-Seminar, wo wir so unsere Projekt vorstellten. In meinem hatte ich vor Zeiten extra aus obigem Grund (keine Lovestory mit mir!) die Protas zu Geschwistern gemacht. Nun zeigte sich nach Jahren, dass die Geschichte besser funktionierte, wenn sie nicht miteinander verwandt waren. Ich baute das ganze also wieder um ... und was kam? Wie von mir schon erwartet der Kommentar: "Wer weiß, vielleicht entwickelt sich da ja auch eine zarte Liebesgeschichte?" Argh! Was ich natürlich vehement verneint habe. Vor allem, nachdem mir dort gesagt wurde, es "müsse so sein". Nö. Muss es nicht. Schon gar nicht von vornherein geplant.
Lustigerweise würde ich es meinen beiden inzwischen sogar zugestehen, wenn sie sich im Laufe der Geschichte etwas mehr zueinander hingezogen fühlen, aber niemals so schmachtfetzig, wie es oft daherkommt. Sowas könnte ich gar nicht schreiben.
Nein, ich finde es immer wieder toll, wenn ich eine Story ohne Love-Interest finde und einfach in Ruhe eine Geschichte mit Abenteuern und Spannung genießen kann, ohne ständig die Frage "Kriegen sie sich nu oder nich?" vor die Nase gehalten zu bekommen, obwohl ich mir die gar nicht stellen will. Sie kriegen sich ja am Ende eh meistens. Wo soll da noch die Spannung sein? 
Schon der Begriff "Love Interest" ... so wie "Bond Girl" - der definiert doch schon eine Figur, die nur zu diesem einzigen Zweck da ist. Langweilig und austauschbar. Deswegen hat Bond wohl in jedem Film ein neues Girl?

Grey

Zitat von: Silvia am 18. Mai 2011, 00:03:46
Schon der Begriff "Love Interest" ... so wie "Bond Girl" - der definiert doch schon eine Figur, die nur zu diesem einzigen Zweck da ist. Langweilig und austauschbar.

Na schön, wenn man es so betrachtet, dann kann ja keine vernünftige Figur dabei herauskommen. Deswegen denke ich ja auch, Love Interest sollte vielmehr eine Funktion sein, die eine der Figuren übernimmt - neben ihren anderen, tragenden und wichtigen Funktionen in der Geschichte - als dass der Begriff eine ganze Figur beschreibt. Ich bin auch absolut dagegen, eine Figur nur einzuführen, damit man eine zweite Hälfte fürs Liebespärchen hat. Trotz aller Liebesbeziehungen sollte jeder Charakter seinen Teil zur Haupthandlung beitragen, sonst hat er in der Geschichte nichts zu suchen. Und von reinen Liebesgeschichten bin ich sowieso kein Fan. Mal so gar nicht. ::)

Guddy

#57
Entschuldigt bitte, wenn euch meine ständige Threadnekromantie auf den Geist geht, dann höre ich damit auf :) Ich stöbere an langweiligen Nichtstu-Tagen nur so gerne im Forum herum :)


Oftmals wirken LIs auf mich zu konstruiert: Sie sind eine krude Aneinanderreihung von geheimnisvollen, sexy, interessanten, positiven [insert beliebig anderes, vielversprechendes Adjektiv] Eigenschaften, die, in die Form eines Adonis mit Monsterpenis gepresst, nur darauf erpicht sind, sich auf die naive, aber nichtsdestotrotz hinreissende Protagonistin zu werfen und ihr endlich zu zeigen, wie man richtig liebt. Sie passen zueinander, ergänzen sich perfekt, als haben beide ihr Leben lang nur auf den jeweils anderen gewartet. Man merkt in einem solchen Fall, dass der LI erschaffen wurde, um... ein LI zu sein. Er existiert nicht als eigenständige Persönlichkeit, wurde stattdessen nur gemacht, um zu passen.

Wie jemand hier bereits sagte: Wenn für den Autoren von Beginn an feststeht, dass die beiden zueinander finden müssen, läuft ihm Gefahr, dass es aufgesetzt wirkt. 
Ich persönlich habe es lieber, wenn es sich entwickelt - auch innerhalb des Plottens. Wenn man als Autor irgendwann merkt: Hey! Die beiden zusammen... das wäre doch toll, das passt!
Weil es sich ergibt oder weil man schlichtweg merkt, dass der Char dem anderen gefallen könnte.

Das gilt natürlich insbesondere für "normale" Fantasyromane mit Liebesanteilen. Nicht für von Beginn an als Romantasy konzipierte Projekte. Dass man da einen LI aus den Fingern saugen muss, ist klar. Den typischen Vampiren und Konsorten mag ich dabei persönlich nicht.
Wobei auch hier gilt: müssen für meinen Geschmack als eigenständige Individuen klar erkennbar sein. Sowohl als Autorin, als auch als Leserin sind mir Protagonisten-Chimären, ineinander verwachsene Verliebte ein Dorn im Auge.
Romantik, auch ewige Liebe, muss dabei nicht unter den Tisch fallen. Aber dann doch bitte möglichst authentisch ;)

HauntingWitch

Zitat von: Guddy am 24. April 2014, 14:32:41
Entschuldigt bitte, wenn euch meine ständige Threadnekromantie auf den Geist geht, dann höre ich damit auf :) Ich stöbere an langweiligen Nichtstu-Tagen nur so gerne im Forum herum :)

Also ich finde das super, da kriechen interessante Sachen aus den Gräbern. Ich hoffe jetzt nur, dass ich nicht damit herum nerve, dass ich dir ständig in diese Threads folge.  ;D

Ich finde, wenn es sich so entwickelt, wenn sie auf natürliche Weise zusammenfinden, ist das eine tolle Sache. Wenn es erzeugt wird, nur damit nun auch noch eine Liebesgeschichte vorhanden ist (so wie im zweiten Hobbit-Film z.B.), finde ich das furchtbar, weil unnötig.

Bei Liebesromanen, Romantasy und so weiter, ist das insofern etwas anderes, als es da natürlich per Definition vordergründig um die Liebesgeschichte geht. Aber ich finde, auch da gibt es künstlich erzeugte LIs und solche, die natürlicher wirken, realistischer. Auch hier sehe ich es wie im Helden-Thread: Übertypen sind genauso unglaubwürdig wie totale A...-Charas. Die Mischung und die Art und Weise, wie es rübergebracht wird, macht es aus.

Guddy

Zitat von: HauntingWitch am 24. April 2014, 14:57:45
Ich hoffe jetzt nur, dass ich nicht damit herum nerve, dass ich dir ständig in diese Threads folge.  ;D
Also mich nicht ;D

Der Hobbitfilm.... die Liebesgeschichte war grauenhaft, in meinen Augen wirklich heillos an den Haaren herbeigezogen! Und dann auch noch zwischen diesen beiden! Da habe ich mich noch im Kino aufgeregt und gezetert wie ein Rohrspatz  ::)