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Engel und Dämonen

Begonnen von Drachenfeder, 21. Dezember 2010, 14:16:31

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Grey

Das Thema ist doch zeitlos. Also immer her damit. :)

Drachenfeder

@Markus, ich warte gespannt.



Abakus

Zitat von: Drachenfeder am 25. April 2011, 19:47:17
@Markus, ich warte gespannt.

Ja, hab den Thread nicht vergessen.  :) Weitere Infos werden in Kürze bereitgestellt!

Abakus

#33
Die Entwicklung des Bösen

Legende I: Der Schatten Gottes
Ursprünglich war der Teufel die dunkle Seite Gottes. Mal'ak repräsentierte die Seite Gottes, die der Menschheit zugewandt war. Diese Vorstellung wurde – nicht sehr treffend – als angelos oder ,,Botschafter" ins Griechische übersetzt.
Dieser Gesandte war in Wirklichkeit die ,,Schatten"-Seite Gottes. Diese war in der Lage, mit den Sterblichen in Verbindung zu treten, während die helle Seite so gewaltig war, dass Menschen sie nicht ertragen konnten.

Mit der Entwicklung der hebräischen Religion entwickelte sich auf der Schatten. Zuerst als Wort, die Stimme oder Berührung Gottes, und dann zu einer abgetrennten Wesenheit mit eigenem freiem Willen. Mit dieser Abtrennung wurde allerdings der dunkle, zerstörerische Aspekt vorherrschend. Zu der Zeit, als das Neue Testament zusammengestellt wurde, hatte der Schatten das Zwischenstadium des Ha-Satan, des neutralen Widersachers, bereits durchlaufen und war zu Satan, dem bösen Feind des guten Gottes geworden.

Der Wandel wird dann deutlich, wenn frühe biblische Berichte mit späteren Versionen und Übersetzungen verglichen werden. Im Alten Testament schlägt Gott selbst die Erstgeborenen Ägyptens und versucht persönlich Abraham, indem Er von ihm die Opferung seines geliebten Sohnes Isaak fordert.

Kaum ein Jahrhundert später, im Jubiläenbuch, steht an der Stelle Gottes Sein abgetrennter Schatten in der Gestalt von Mastema, dem Herrn der bösen Geister. Von nun an ist er der Anklagende Engel, der Versucher und Verdammer, der all die hässlicheren Dinge tut, die einst mit zum Guten Gott gehörten. Die Abtrennung der guten Seite von der schlechten ist jetzt vollzogen, und der Sündenfall ist geschehen.

Legende II: Freier Wille
Die zweite Version des Falles stammt von einem der einflussreichsten Theologen der frühen griechischen Kirche: Origenes von Alexandria. Er behauptete, dass Gott eine Reihe engelhafter Intelligenzen geschaffen habe, die gleich und frei waren. Kraft ihres freien Willens entschieden sie sich, die göttliche Einheit zu verlassen und entfernten sich allmählich von der Quelle. Einige blieben in den ätherischen Regionen in der Nähe Gottes. Die, die sich weiter fortbewegten, fielen hinab in die niederen Regionen der Luftsphäre. Diejenigen, die noch weiter vom Zentrum abfielen, nahmen menschliche Körper an, und die am weitesten entfernten wurden zu Dämonen. Indem sie so fern von der zentralen Allwesenheit kreisen, gelangen diese verdammten Wesen in das Gebiet des Nichtseins und der Sinnlosigkeit.

Wenn Engel aufgrund ihres freien Willens fallen, schreiten sie als Menschen über die Erde, so die Vorstellung. Wenn sie dann auf ihren unreinen und bösen Wegen fortschreiten, werden sie schließlich Dämonen mit kalten und düsteren Leibern. In einer gewagten Spekulation behauptet Origenes, dass Menschen genauso leicht zu Engeln werden können, wie Engel zu Menschen werden. Dies gilt auch für die Dämonen, die ihre Engelhaftigkeit wiedererlangen können.

Origenes erklärt dieses kosmische Gesetz mit entwaffnender Schlichtheit. ,,Wenn es für die unvollendeten Geister gedacht ist, wird es fester, verdickt sich und bildet die Körper der sichtbaren Welt. Wenn es höheren Wesenheiten dient, leuchtet es mit der Helligkeit der himmlischen Körper und dient als Hülle für die Engel Gottes."

Legende III: Lüsternheit
Der Bericht über die Lüsternheit im Zusammenhang mit dem Fall der Engel stammt von Henoch. Er listet zweihundert Bene Ha Elohim (Wächter oder Söhne Gottes) auf, die vor etwa zwölftausend Jahren auf den Berg Hermon herabstiegen. Zunächst halfen sie den Erzengeln bei der Erschaffung von Eden. Gleichzeitig begannen sie, die Menschen in einigen Zivilisationstechniken zu unterweisen.

Das Problem bestand darin, dass zu ihren Aktivitäten auch die Verführung der Töchter Adams gehörte, die eigentlich nicht auf dem Lehrplan stand. Rabbi Elkiezer gab im achten Jahrhundert, ganz Patriarch, allein den Frauen die Schuld. ,,Die Engel, die vom Himmel fielen, sahen die Töchter Kains, wie sie umher gingen und ihre Blöße zeigten; ihre Augen waren mit Antimon bemalt wie bei Huren, und sie wurden verführt und nahmen sich Weiber unter ihnen."

Es ist schwer zu glauben, dass die Engel dabei nur unschuldige Zuschauer waren. Jedenfalls erwiesen sie sich als sehr angreifbar in diesem Punkt. Die Engel des Feuers wurden durch den Kontakt mit der Erde transformiert, und das Feuer verwandelte sich in Fleisch.
Nach der offiziellen päpstlichen Auffassung stammten diese abgefallenen Engel aus einem getrennten zehnten Engelkorps. Wie einige Posts zuvor schon geschrieben, waren dies die riesenhaften Grigori.

Vermutlich waren diese Engel die einzige Ordnung, die über die körperlichen Erfordernisse für eine Vereinigung mit den Töchtern der Menschen verfügte, denn nach Angaben der Kirche ist der Rest der Engel rein geistig und kann sich nicht fortpflanzen. Aber es gibt auch abweichende Berichte, die darauf hindeuten, dass Engel bei Bedarf und zu sündigen Zwecken durchaus in der Lage waren, sich ,,mit der Verderblichkeit des Fleisches zu umhüllen". Im Fall der lüsternen zehnten Abteilung war die offensichtlich nicht nötig.

Weitere Indizien zeigen auf, dass die Wächter möglicherweise gar vollkommen anderer Abstammung waren als die Engel. Henoch, Kapitel 40, Vers 1-10 sagt von den vier Erzengeln: ,,Diese waren von den nie Schlafenden verschieden." Dieser letztere Begriff stand für die Wächter, die also vielleicht physisch den anderen Engeln ganz unähnlich waren. Es ist ja bekannt, dass die Grigori aus menschlicher Sicht Riesen zu sein schienen.

Diese Söhne Gottes standen den Sterblichen nicht nur bei, sondern begannen auch, ihnen viele der tieferen Geheimnisse des Himmels beizubringen. Von diesen Geheimnissen sind allerdings leider hauptsächlich einige Tricks zweifelhafter Moralität überliefert, zum Beispiel die Waffenherstellung aus Metall oder die Herstellung von Parfüms und Kosmetika, so dass die Frauen noch verführerischer werden konnten. Wie wohltätig ihre Absichten zur Erziehung der Menschen auch gewesen sein mögen, die riesenhaften Engel schafften es damals, einige ziemlich scheußliche und sehr unbotmäßige Ungeheuer auszubrüten. Diese mutierten Rüpel begannen, das Land zu verwüsten und mussten schließlich, offenbar nicht ohne Bedauern, von den zum Thron loyalen Engeln beseitigt werden.

Der Herr verbannte dann die Engelväter und schleuderte sie in die Ewige Verdammnis. Allerdings ist es ihnen seitdem irgendwie gelungen, zu entkommen, weiterhin als Versucher zu wirken und sich von dem allzu schwachen Fleisch versuchen zu lassen.

Legende IV: Stolz
In seiner zweiten Chronik gibt Henoch eine völlig andere Erklärung für den Fall der Engel an. Im Buch der Geheimnisse beschreibt er, wie ,,einer aus der Engelschar, der sich mit der Ordnung der Engel unter ihm abgewendet hatte, einen unmöglichen Gedanken ersann, nämlich seinen Thron höher zu setzen als die Wolken über der Erde."

Es ist bekannt, dass diese eine von vielen Variationen eines sehr volkstümlichen und beliebten Themas im ganzen Mitteleren Osten ist. Der Wächterengel von Rom prahlt mit ähnlichen Plänen. Im Neues Testament sieht Jesus Satan, wie einen Blitz auf die Erde stürzen. Es ist die Originalgeschichte vom Fall Luzifers, des Lichtträgers. Luzifers anderer Name ist ,,der Morgenstern", der Stern, der die aufgehende Sonne ankündigt, und diese Geschichte ist eine Leihgabe aus der noch früheren Legende von Shaher.

Diese kanaanäische Gottheit der Morgendämmerung wurde aus dem Leib oder der ,,Höhle" der Großen Muttergottheit geboren. Shaher war wie Luzifer der Morgenstern, der als letztes Licht stolz die aufgehende Sonne herausforderte. Er versuchte, den Lichtthron der Sonne zu stürmen und wurde für seine Unverschämtheit aus dem Himmel verbannt. Diese uralte Epos wurde 700 Jahre vor Christus in einer kanaanäischen Schriftrolle erzählt. Fünf Jahrhunderte später kopierte ein hebräischer Schreiber es fast wörtlich, legte aber die Worte dem Propheten Jesaja in den Mund.

Jesaja, Kapitel 12, Vers 12-14: ,,Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern! Gedachtest du doch in deinem Herzen: Ich will in den Himmel steigen und meinen Stuhl über die Sterne Gottes erhöhen. Ich will mich setzen auf den Berg der Versammlung in der fernsten Mitternacht. Ich will über die hohen Wolken fahren und gleich sein dem Allerhöchsten."

Die kanaanäische Version lautet: ,,Wie bist du vom Himmel gefallen, Heles Sohn Shaher! Du sagtest in deinem Herzen, ich werde zum Himmel aufsteigen. Über die Polarsterne werde ich meinen Thron erheben. Und ich werde schweben auf dem Berg des Rates gen Norden. Ich werde auf den Rücken einer Wolke steigen. Ich werde sein wie der Elyon."

Die Geschichte ist fast identisch mit der, in der der Wächterengel von Rom damit prahlt, dass er wie der Allerhöchste sein wird. Im Neuen Testament ist es im wesentlichen dieselbe Geschichte, als Jesus Satan sieht, der als Lichtblitz zur Erde stürzt.


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Legende V - VII weiter unten!
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Quellenangabe
aus dem Kapitel "Der zweite Flügel: Engel der Finsternis" aus Engel - Eine bedrohte Art, Malcolm Godwin

Fizz

Danke Markus! Da sind wirklich interessante Infos dabei :)

(Freu mich auch wenn noch mehr kommen sollte ...  ^^)

Shin

Mhmm, so ein schönes Thema!
Also bei Engeln und Dämonen habe ich meine eigenen Vorstellungen...
Ich habe ehrlich gesagt nicht besonders viel religiöses über sie gelesen, sondern beschäftige mich bei Dämonen lieber mit den Rassen. Dämon ist so ein großer Oberbegriff wie beispielsweise 'Vogel' - jedenfalls in meiner Gedankenwelt.
Ein anderer meiner in Gedichte verarbeiteter Gedanke galt der Geburt eines Dämons. Wenn man Dämon wirklich als das Böse und Schlechte sieht, so werden Dämonen nicht einfach geboren. Dämonen werden 'geschaffen'! Abgestoßen und vertrieben aus dem Himmelsreich der Engel werden sie von der Welt verdorben und nehmen deren Schmerz auf... Erst dann, erst dann, verschluckt vom Dunkeln, werden sie zu dem, was man 'Dämon' nennt.
Engel sind für mich zunächst 'gut', aber nicht lieb. Mein kleiner Elu zum Beispiel ist ein aufsässiger Bengel, der unverschämt viel weiß und unverschämt begabt ist. Dafür ist er sozial absolut untauglich! Er redet nicht gerne und wenn er es tut, dann mit solchem Selbst-Sarkasmus, dass seinem Gegenüber nicht ganz wohl bei der Sache ist. Andere Engel meiden ihn da lieber.

Dämonen sind mir ehrlich gesagt etwas lieber, doch allgemein mag ich bei beiden 'Rassen' den Gedanken an verstoßene Wesen. Aussenseiter, die sich nicht mit den Moralvorstellungen ihrer Artgenossen vereinbaren konnten.
"The universe works in mysterious ways
But I'm starting to think it ain't working for me."

- AJR
"It's OK, I wouldn't remember me either."        
- Crywank          

Kati

ZitatWenn man Dämon wirklich als das Böse und Schlechte sieht, so werden Dämonen nicht einfach geboren. Dämonen werden 'geschaffen'! Abgestoßen und vertrieben aus dem Himmelsreich der Engel werden sie von der Welt verdorben und nehmen deren Schmerz auf... Erst dann, erst dann, verschluckt vom Dunkeln, werden sie zu dem, was man 'Dämon' nennt.

Das klingt ein bisschen nach Hex Hall. Dort gibt es auch einen geborenen Dämon, aber nur den einen und das ist auch sehr selten. Eigentlich werden sie beschworen und geschaffen. Dämonen sind dort zuerst menschlich mit großen magischen Kräften, bis sie durchdrehen, ihr Gewissen verlieren und unberechenbar und gefährlich werden. Das finde ich eine schöne Theorie.  ;)

Markus: Vielen, vielen Dank für die ganzen tollen Infos! Ich mag Engel und auch Dämonen sehr.

Shin

Hex Hall kenne ich nicht, klingt aber nach einem idealen Werk für mich!
Denn das trifft meine Vorstellungen von Dämonen wirklich sehr gut!
Na gut, ich bin auch ein wenig aufmüpfig und verabscheue genaue Schuldzuweisungen oftmals. Engel gut, Dämonen böse, so was stößt mir bitter auf.
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Kati

Hex Hall ist allerdings größtenteils Jugendfantasy, allerdings steht die Liebesgeschichte nicht im Vordergrund, und auch oft sehr lustig. Die "gut/böse"-Schwarzmalerei wird aber definitiv nicht eingehalten. Wer da wirklich die Guten sind, kann ich nach Band 2 wirklich nicht mehr sagen.

Shin

Also ist die Reihe bis jetzt noch nicht abgeschlossen? Oder fällt ab da einfach die Einteilung schwer?
Meine Geldreserven sind momentan ziemlich erschöpft, ich schau mal, wie sehr mir die Bücher zusagen, um ggf. zu sparen.  ;)
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- AJR
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Abakus

Die Entwicklung des Bösen II

Legende V: Krieg
Manche Theologen behaupten, dass es am zweiten Tag der Schöpfung zu einer fürchterlichen Schlacht im Himmel kam. Wie kam es dazu? Der Allmächtige hatte zuvor Engel mit freiem Willen erschaffen, aber Er sah, dass sie fehlbar waren. Gott fühlte sich unbehaglich bei der Vorstellung, dass Seine Engel sündigen konnten und es wahrscheinlich auch tun würden, da sie Wahlfreiheit hatten. Er stärkte also in einem Akt der Gnade viele von ihnen in ihrem Streben nach dem Guten.

Nach dem Bericht des Heiligen Augustinus (er lebte von 354 – 430 n. Chr und war der größte lateinische Kirchenlehrer des Altertums, stammte aus Numidien, dem heutigen Ost-Algerien und war ab 395 Bischof von Hippo Regius in Nordafrika, wo er während der Belagerung durch die Wandalen starb) gab ihnen diese Festigung ein weiseres Verständnis des Kosmos und ihrer einzigartigen Rolle darin.

Darauf schuf Gott eine zweite Gruppe, der Er Seine Gnade jedoch vorenthielt und ihr so die Gelegenheit gab, zu sündigen. Wie Er vermutet hatte, stürzten sich Seine Geschöpfe mit Begeisterung auf die Sünde. Ein Krieg brach aus zwischen den beiden Fraktionen, und Micha-el, dem natürlich Gottes Gnade erwiesen worden war, schaffte es, die Legionen der Sünder aus dem Himmel zu vertreiben. In Anbetracht des kleinen Schönheitsfehlers, dass dies die Entstehung der teuflischen Streitkräfte war, kann dieser Erfolg bestenfalls als Pyrrhussieg betrachtet werden. Die Theologen versichern uns, dass die letzte Schlacht in einem überwältigenden Sieg für die Engel Gottes enden wird. Aber auch in diesem bitteren Vorwissen ziehen es Satans Horden wohl weiterhin vor, das Unmögliche zu versuchen, anstelle sich dem Licht zuzuwenden. Dies lässt vermuten, dass sie entweder dumm, stolz und starrsinnig sind oder einfach beherzt ihrem eigenen dunklen inneren Licht folgen.

Legende VI: Die Passion des Erlösers
Dieses Szenario ist subtiler und schwerer zu greifen als alle anderen. Zu Beginn des Stückes sind der Teufel und seine Engel bereits von Gott getrennt. Sie sind längst der Sünde des Stolzes verfallen, und ihre Selbstliebe ist größer als ihre Liebe zu Gott. Der Teufel ist von Hass auf die Menschen besessen, und es ist ihm bereits gelungen, Eva zu verführen, wofür Gott ihn verflucht hat. Aber der wirkliche Fall der Kräfte der Dunkelheit kommt mit der Geburt und Passion des Christus. Bis dahin hatte Gott dem Teufel und seinen Engellegionen die Macht gegeben, die Menschheit zu versuchen, zu prüfen und schließlich zu bestrafen.

Gott hätte uns Sterbliche in diesem gefährlichen und wenig lohnenswerten Zustand belassen können, aber der Heilige Augustinus sagt, dass Gott, anstelle uns preiszugeben, menschliche Gestalt annahm, um eine völlige Aussöhnung mit Seiner Schöpfung herzustellen. Er musste fühlen, wie wir fühlen, und unter der Herrschaft des Teufels leiden wie wir. So lieferte er sich in der Gestalt des Christus dem Luzifer aus, wie wir alle ihm ausgeliefert sind.

Der Fürst der Finsternis griff aus blindem Hass auf Adams Geschlecht gierig nach dem, was Augustinus ,,Köder und Haken" nennt. Was Satan nicht erkannte, als er nach dem Preis griff, war, dass Christus göttlich und ohne Sünde war. So überschritt der Teufel die Grenzen des Vertrages, den er mit Gott hatte, denn die Abmachung war, dass er nur Herrschaft über Sünder hatte. Aufgrund dieses Vertragsbruches wurde er verdammt.

Bei seinem erfolglosen Unterfangen, Christus zu versuchen, war Satan verwirrt und konnte keine Klarheit darüber gewinnen, ob Christus göttlich war oder nicht. Ein mittelalterliches Mysterienspiel zeigt das Dilemma des Teufels in perfekter Weise:

,,Was er ist, kann ich nicht sehen; ob er Gott oder Mensch ist, kann ich in keiner Weise sagen: Im Gram lasse ich einen fahren."

An dieser Stelle lassen der Teufel und seine Dämonen eine schreckliche Serie von Donnerschlägen los. Das war typisch für die Passionsspiele, die von der Geistlichkeit aufgeführt wurden, um eine komplizierte Botschaft einem schlichten Publikum nahezubringen. Die Teufel werden als Possenreißer dargestellt, die sich nicht entscheiden können, ob sie Christus töten wollen oder nicht.

Luzifer ahnt dunkel, dass, wenn ihr Opfer wirklich die Inkarnation Gottes ist, seine Gefangennahme sie alle ruinieren wird. Als Satan schließlich versucht, die Seele Christi zu fangen, hat die Falle zugeschnappt. Denn statt einen unseligen Sünder zu ergreifen, finden sie Gott.

Als Gott in Form des Christus die Hölle heimsucht, um jene Seelen zu befreien, die nicht den Segen der Erlösung genossen hatten, wird Satan wild und schwört, seine Anstrengungen zur Verführung der Welt zu erneuern. Daraufhin schleudert Christus ihn hinab, und Michael bindet ihn in der Hölle fest. Hier findet der wirkliche Fall der dunklen Engel statt. Eingeschlossen in der Hölle haben sie nur noch die Macht, jene Menschen zu bestrafen, die sich weigern, an Christi Opfer teilzuhaben.

Legende VII: Ungehorsam
Die letzte Legende bringt eine weitere Variante ins Spiel. Nämlich, dass die Ursache für den Fall der Engel Ungehorsam gewesen ist.

Als Gott zum ersten Mal seine neue Schöpfung, Adam, den Hierarchien der Engel vorstellte, weigerte sich Satan, der damals der größte der Seraphim war, sich vor der neuen Schöpfung zu neigen. Seine Antwort soll gewesen sein: ,,Wie kann ein Sohn des Feuers sich neigen vor einem Sohn des Lehms?"
Gott war so gar nicht erheitert über diese sehr kritische Reaktion und schleuderte Satan in den Abgrund. Doch damit nicht genug: ein Drittel der Engel entschloss sich dazu, Satan zu folgen.

Allerdings existiert eine weitere Version dieser Geschichte. Satan gilt in dieser Version als der Engel, der Gott am meisten liebte. Als der Allmächtige seine Engel schuf, gebot er ihnen, sich vor niemanden zu verneigen, außer vor ihm. Dann kam Adam und Gott schien seinen vorherigen Befehl vergessen zu haben. Satan weigerte sich den neuen Befehl auszuführen, hielt er doch am vorherigen Befehl Gottes fest. Gott selbst aber verstand die Reaktion Satans nicht und verbannte ihn vom Himmel. Satan, der auf die Liebe und Gegenwart Gottes angewiesen war, entfernte sich durch die Verbannung immer weiter von der Quelle und wurde so zu einem Engel der Finsternis.

Quellenangabe
aus dem Kapitel "Der zweite Flügel: Engel der Finsternis" aus Engel - Eine bedrohte Art, Malcolm Godwin

Kati

ZitatAlso ist die Reihe bis jetzt noch nicht abgeschlossen? Oder fällt ab da einfach die Einteilung schwer?

Es sind drei Bücher, alle als Taschenbuch erschienen. Der dritte kommt nächstes Jahr.  :) Ich will nichts verraten, weil es erst gegen Ende des letzten Bandes rauskommt. Aber ab da hat man so seine Zweifel, ob die Seite der Protagonistin überhaupt die richtige Seite ist. Hatte ich jedenfalls. Und nach Band zwei ist gar nichts mehr klar.  :) Die Reihe nimmt sich selbst übrigens nicht sonderbar ernst, aber genau das gefällt mir daran.  ;D

RubinaGela

#42
Wow! Das ist eine Fülle an Informationen.  :o

Da hast du dir ja eine Menge Arbeit gemacht, Markus.  :jau: Woher weißt du so viel über diese verschiedenen Versionen? Ich bin richtig platt. Wie Shinya schon sagte, ist es ein schönes - vor allem ewiges - Thema.

Und eins möchte ich hier mal loswerden:
Danke für deine Mühe, die du hierfür aufwendest, Markus. Und für die Übersicht. Ein schöner Fundus (den man für eigene Zwecke ja entsprechend abwandeln kann...  ;), sollte man andere Vorstellungen vorziehen, nicht wahr, Shinya?).

Liebe Grüße
Gela

Abakus

Zitat von: RubinaGela am 27. April 2011, 12:12:38
Woher weißt du so viel über diese verschiedenen Versionen?

Das Thema Engel & Dämonen ist schon sehr lange mein Steckenpferd. Angefangen hat das mit dem Kommunionunterricht. Es war am Heiligen Abend im Jahr 1990 als ich in einem Krippenspiel in einer richtig vollen Kirche mitspielen dürfte. Ich spielte den Engel, der den Hirten verkündete, dass der Erlöser geboren worden war.

Das war ein tolles Erlebnis damals. Und seit dem hat mich das Thema in seinen Bann gezogen. Über die Jahre hinweg habe ich mir sehr viel angelesen (unter anderem auch zu den sieben Legenden) und bin sehr lange einem Buch hintergejagt, das Engel - Eine bedrohte Art heißt. Irgendwann habe ich das Buch dann mal bei eBay gefunden und ersteigert.

Zitat von: RubinaGela am 27. April 2011, 12:12:38
Und eins möchte ich hier mal loswerden:
Danke für deine Mühe, die du hierfür aufwendest, Markus. Und für die Übersicht. Ein schöner Fundus (den man für eigene Zwecke ja entsprechend abwandeln kann...  ;), sollte man andere Vorstellungen vorziehen, nicht wahr, Shinya?).

Das mache ich sehr, sehr gerne!  :)

Ich habe mal einfach ein paar Bücher aus meinem Bücherregal fotografiert. Das Bild hängt an, leider keine so gute Auflösung.

[Dateianhang durch Administrator gelöscht]

Shin

Zitat von: Kati am 27. April 2011, 11:49:48
Es sind drei Bücher, alle als Taschenbuch erschienen. Der dritte kommt nächstes Jahr.  :) Ich will nichts verraten, weil es erst gegen Ende des letzten Bandes rauskommt. Aber ab da hat man so seine Zweifel, ob die Seite der Protagonistin überhaupt die richtige Seite ist. Hatte ich jedenfalls. Und nach Band zwei ist gar nichts mehr klar.  :) Die Reihe nimmt sich selbst übrigens nicht sonderbar ernst, aber genau das gefällt mir daran.  ;D

Gut, das hört sich wirklich viel versprechend an, da schiel ich gerade gleich zu meinem Amazon-Gutschein herüber.  :buch:
"The universe works in mysterious ways
But I'm starting to think it ain't working for me."

- AJR
"It's OK, I wouldn't remember me either."        
- Crywank