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Ein Held, der hält was er verspricht...?

Begonnen von Zealot, 01. Januar 1970, 01:00:00

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MarkOh

#15
Nun ja, okay, ich beschreibe den Hauptcharakter in meinem Roman auch nicht unbedingt als pickelgesichtigen Nichtskönner, der gerade mal zufällig was auf die Reihe gebracht hat. Aber Superhelden sind meine Charaktere auch nicht. Mein Dorfschmied kann nicht zaubern, und der Tronfolger von Eltisch Wall zeigt zwar storybedingt ein paar mutige Aktionen, die man dennoch in die Sparte "Normalbürger mit Schmackes" stecken kann.

Lieben Gruss
MarkOh

whitedragonmage

Na gut, aber ein Pickelgesichtige Nichtskönner is ja auch nicht die Idealbesetzung für ne Hauptperson,. und wenn sollte der doch irgendeine besonderes Fähigkeit haben.

Aber dann ist er ja auch kein Nichtskönner mehr  ;)

Möchtegernautorin


Greetings auch <lächel>

Also, ich muss auch sagen: Alleskönner sind einfach grässlich. Die Erfahrung mache ich oft genug im Online-Rolenspiel. Wenn da Charaktere auftauchen, die supertoll aussehen, unheimlich begabt sind und die sich nicht ankratzen lassen, egal, was ein anderer Charakter auch tut finde ich das einfach nur öde. Und genauso halte ich es auch beim schreiben. Ich habe zwar Charaktere, die viel können und übermäßig begabt sind, allerdings haben sie alle durchweg ihre Macken, ob sie nun verschlossen, stur oder einfach nur unheimlich arrogant und unfreundlich sind. Genauso ist das bei den Charakteren, die einfach nur normale Leute sind. Ich habe mir schon Geschichten zusammengesponnen, die sich um ein ganz stink normales Mädchen drehen, die einfach nur Umgangssprache spricht und.. naja, eben ihre Stärken und Schwächen hat. Sie kann allerdings nicht zaubern und eigentlich auch nicht kämpfen. Aber den Charakter finde ich unheimlich reizvoll sich da etwa auszudenken. Ich muss nur endlich mal dazu kommen auch etwas von dem aufzuschreiben.
Es ist jedenfalls immer das selbe Prinzip und da ist das Beispiel mit den Superhelden nicht schlecht. Superman war irgendwann langweilig und dann kamen die ,,Superheros with problems" und die waren unheimlich beliebt. Was jetzt nicht heißt, dass es nicht auch für Superman Liebhaber geben würde, schließlich gibt es offensichtlich ja Leute, die solche Charaktere spielen wollen. Ich jedenfalls denke mir: Je lebensnaher die Reaktionen, Gefühle und so sind, desto lieber habe ich es.
Her plants and flowers, they're never the same - Blue and silver, it's all her gain
flying dragons, an enchanted would - She decides, she creates
It's her reality
Within Temptation - "World of Make Believe"

Manja_Bindig

Mal ganz davon abgesehen, dass ein Charakter, der sich nie provozieren lässt, sehr kalt sein muss... also eigentlich ziemlich leidenschaftslos. In dem Punkt widerspricht sich das Klischee vom Leidenschaftlichen Perfekto, der sich nie provozieren lässt.

Mal davon abgesehen, dass aus ziemlich vielen Provokationen Streiterein entstehen, die die Story mehr oder weniger vorantreiben und in jedem Fall des Öfteren sehr unterhaltsam sind... wenn sich Rinyl und Vyren zanken wie ein altes Ehepaar, sich gegenseitig die Worte im Mund umdrehen und sich immer weiter hochschaukeln, dann ist es immer sehr lustig(vor allem, weil Rinyl auf der einen Seite so reserviert, aber auf der anderen so ein Hitzkopf ist, der andauernd auf Vyrens Kommentare anspringt...)

Ein Chara, der sich nciht provoziern lässt, gibt keine Gelegenheit, ihn wirklich kennenzulernen(ich bin der Auffassung, dass man einen Menschen erst dann wirklich gut einschätzen kann, wenn man sich mit ihm gestritten hat - oder wenigstens heftig diskutiert - beim Streiten kann man sich nciht so gut in seinem Verhalten kontrollieren). Von daher sind Streitgespräche bei mir eigentlich unerlässlich - und entsprechend müssen sich meine Charas provozieren lassen können. Und da man sich am leichtesten über seine Schwachstellen provozieren lässt... *lalala*

Lavendel

Guten Tag zusammen!

Mir geistert schon seit Tagen eine Frage im Kopf herum:
Wieviel Heldentum braucht eigentlich ein Held? (Wenn wir den/die Protagonisten/in mal ganz frei als solchen bezeichnen ;))
Wie moralisch unantastbar muss ein Held sein? Wie zerrissen darf er sein (oder auch sie)? Und - darf am Ende gescheitert werden? An sich selbst oder auch schlicht an den äußeren Umständen.

Klar, wir haben alle schon Geschichten gelesen über Diebe, über Räuber oder Meuchelmörder oder eben anderes Gelichter. Und wir haben Verbrecher getroffen, die uns sympathisch sind, obwohl sie gegen die Gesetze verstoßen. Aber wie weit darf das gehen?

Und: lest ihr lieber über einen echt erfolgreichen Helden - vielleicht mit ein paar Ecken und Kanten, aber nichtsdestotrotz ein super Vorbild - oder bevorzugt ihr die wirklich gebrochenen Typen, die am Ende scheitern (oder auch nicht. Manchmal haben ja auch die Erfolg^^)?

Wie viele 'Macken' darf ein Charakter also haben?
Ich bin gespannt :)

Rumpelstilzchen

"Macken" machen den Held menschlich und das finde ich auch gut so, solche perfekten Superhelden sind unglaubwürdig und langweilig, weil man von vorne herein weiß, was passieren wird.
Ich persönlich mag zerrissene Helden besonders, weil es interessant ist, wie er/sie sich weiterentwickelt und mit den Ereignisse umgeht, die auf ihn/sie zukommt.

Wenn er am Ende scheitert, sollte es einen guten Grund dafür geben und plausibel erklärt werden, ansnsten könnte der Leser enttäuscht sein. Zerrissene Helden würde ich jedoch nicht vollkommen scheitern lassen, zumindest nicht bei allem, was er anpackt, weil da sonst die Entwicklung des Helden völlig auf den Anfang zurückfallen würde und dann würde ich die ganze Geschichte in Frage stellen.

Artemis

#21
Helden sind langweilig und oberflächlich - das ist meine Meinung. Wer sich bloß auf Helden stützt, macht sich die Arbeit extrem leicht. Klasse, die Helden können ja alles, sind tapfer, stark, gutaussehend, beliebt ... Was soll da in der Story denn noch schiefgehen, wenn der Held mal anfängt zu helden? Der rettet selbstlos die Welt, denkt nur an andere und nie an sich und ist natürlich charakterlich perfekt, ohne Ecken und Kanten.

Aber gibt es solche Leute denn wirklich? Ich denke nicht. Helden sind Abziehbilder, Pappkameraden, von unseren angestrebten Idealen und Wunschvorstellungen erzeugt. Ein Held ist jemand, der alle guten Eigenschaften, die man selbst gern hätte, in sich vereint. Er ist quasi das Spiegelbild unseres Traum-Ichs. Genau aus dem Grund kann er niemals existieren.


Helden habe ich eigentlich nicht in meinem Repertoir, muss ich gestehen. Ich mag eher die Gattung der gebrochenen, von Selbstzweifeln erfüllten Figuren, weil man die wesentlich besser ausbauen und vor allem weiterentwickeln kann. Wenn mein Chara alles kann, was soll dann die ganze Geschichte? Wenn der Leser von Anfang an aufs Auge gedrückt kriegt, dass der Held eh nie verlieren kann, warum soll er dann noch weiterlesen?

Natürlich kommt es immer darauf an, wie weit man es treibt. Psychopathen können genauso nerven wie strahlende Helden. Wenn ein Prota nur am Rumjammern ist und sich bloß selbst bemitleidet, wird das ganz schön schwer, den Kerl auch für voll zu nehmen. Wenn der wahre Held eine aus Stahl gegossene Figur ist, dann ist der gebrochene Held ein Häufchen glibberiger Pudding - beide sind zu unnormal, als dass man sie wirklich begreifen könnte.
Aus dem Grund wähle ich immer die Mitte. Ich mag Figuren, die mit sich kämpfen müssen. Warum darf ein Prota mal nicht egoistisch sein und das tun, was für ihn gut ist? Warum darf er nicht mal zweifeln, Angst haben, von bösen Erinnerungen verfolgt werden? Jeder hat mal Situationen in seinem Leben, in denen er nicht weiß, wie er sich entscheiden soll. Woher soll dann der "Held" wissen, was zu tun ist? Wenn er sich womöglich falsch entscheidet, könnte das seine Zukunft so verändern, dass sie jenseits seiner angestrebten Ziele ist.

Ob er allerdings scheitert, das hängt wohl von der allgemeinen Entwicklung der Geschichte ab. Stürzt man eine anfangs erfolgreiche Person ins tiefste Unglück und lässt sie in der Gosse, hat das für den Leser stets einen herben Nachgeschmack. Ist die Stimmung allerdings allgemein düster, könnte der gescheiterte Held durchaus passend wirken. Vielleicht wird er in seiner Verzweiflung böse, wendet sich von seinen einstigen Verbündeten ab? Man muss seinen Prota gut kennen, um zu wissen, wie viel man ihm zumuten kann und ab welchem Punkt die Deathline, also die Grenze der Belastbarkeit seiner Seele überschritten ist.

Feuertraum

Auf diese gute Frage habe ich eine "dumme" Antwort: es kommt drauf an, was für eine Geschichte man schreibt und wen man damit ansprechen will.
Wenn ich zum Beispiel einen (Fantasy)Abenteuerroman lese, dann will ich keinen Helden, der sich mittels Selbstzweifel und Selbstvorwürfen durch die Geschichte quält. Würde ich das lesen wollen, greife ich zum Drama.

Was, liebe Artemis, spricht dagegen, wenn bzw. dass ein Held heldet?
Ihre Definition, dass Helden nur Abziehbilder unserer Idealvorstellungen sind, kann und möchte ich so nicht unterschreiben. Klar, als junger Mensch (so Kind/Teeniealter) wünscht man sich so zu sein wie der und der, weil man dann das und das kann, aber ab einem bestimmten Alter wird dieses Bild des "perfekten Helden" um einiges korrigiert.

Natürlich darf ein Held Schwächen haben und Fehler. Und Marotten und auch Gefühle.
Aber es kommt darauf an, in welchem Genre man zu Hause ist.
Und ich finde, in einem Fantasyroman haben tiefschürfende seelische Probleme nichts zu suchen.

Das allerdings ist jetzt nur meine Meinung.

LG

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Artemis

Zitat von: Feuertraum am 07. Juni 2007, 17:57:52
Und ich finde, in einem Fantasyroman haben tiefschürfende seelische Probleme nichts zu suchen.


Und bei mir sind sie eigentlich die Hauptzutat, wenn ich recht bedenke  :rofl: 
Da kann man mal sehen, wie extrem die Geschmäcker auseinander driften.
Ich baue meine Geschichten halt hauptsächlich auf den charakterlichen Entwicklungen auf und lebe sehr viel "in" den Protagonisten, gebe ihre Gedanken und Gefühle wieder und baue auf ihren Schultern dann das Gerüst der Geschichte. Wer sich mit tieferer Psychologie nicht auseinandersetzen will, sollte von meinen Büchern wohl besser die Finger lassen  ;)

Ich hab halt ne Abneigung gegen Helden, weil ich bisher keine wirklich sympathischen getroffen hab. Die meisten waren mir einfach zu perfekt, so dass ich mich nie in sie hineindenken konnte - weil die eh nie gedacht haben, sondern viel zu viel damit beschäftigt waren, Held zu sein *schulterzuck*

Rumpelstilzchen

Zitat von: Feuertraum am 07. Juni 2007, 17:57:52
Und ich finde, in einem Fantasyroman haben tiefschürfende seelische Probleme nichts zu suchen.

Also ich finde nicht, dass man das nicht auf den Bereich schieben kann, denn ich finde das viel zu klischeehaft. Denn das würde bedeuten, dass im Fantasyromanen nur vollkommende Helden gibt, in Krimis nur superintelligente Detektive/Kommissare, in Liebesromane nur perfekt harmonierende Menschen, etc.
Gut, in Kinderbüchern finde ich Superhelden voll in Ordnung, da werde sie wirklich gebracht, grade weil sie so unkompliziert sind.

Ansonsten finde ich solche Klischeegeschichten absolut öde, denn ich hasse Bücher bei denen ich nach dem ersten Kapitel schon weiß, wie es ausgeht, ich lasse mich lieber überraschen. Aber das ist halt Geschmackssache.

Anathor

Klar in Kinderbüchern hat Psychologie nichts zu suchen  ;D

Ich setze ebenfalls auf einen Prota mit Fehlern, der zwar oberflächlich manchmal ''heldet'', aber oft durch Zufälle oder klug gewählte Worte gnadenlos von anderen überschätzt wird.

Das ist ein großes Prob meines Helden, dass er als ein größerer Mann bekannt ist, als er sich selbst sieht, und so oft an der Grenze zur Verzweiflung steht und von seinen engsten Freunden gestützt wird...

Als Superheld könnte ich mir meinen Prota nicht vorstellen... Aber das ist wirklich Geschmackssache.
Zitat von: Artemis am 07. Juni 2007, 18:07:56
Wer sich mit tieferer Psychologie nicht auseinandersetzen will, sollte von meinen Büchern wohl besser die Finger lassen  ;)

Ich hab halt ne Abneigung gegen Helden, weil ich bisher keine wirklich sympathischen getroffen hab. Die meisten waren mir einfach zu perfekt, so dass ich mich nie in sie hineindenken konnte - weil die eh nie gedacht haben, sondern viel zu viel damit beschäftigt waren, Held zu sein *schulterzuck*

Das kann ich für mich übernehmen  :)

Solatar

Bei mir muss der Held immer Macken haben.
Bitte keine Strahlemänner oder Sonnenjungs.
Meine sind meistens übermäßig hart zu sich selbst und anderen. Sie leiden und sie verlieren auch mal. Sie treffen grenzwertige Entscheidungen, stehen aber meist dazu und übernehmen die Verantwortung, ob es nun richtig oder falsch war. Alles andere finde ich nicht sonderlich spannend. Aber...das ist - wie schon des öfteren erwähnt wurde - tatsächlich reine Geschmackssache.
Superhelden ohne Fehl und Tadel können manchmal witzig sein, wenn sie sich selbst nicht allzu ernst nehmen.

Hr. Kürbis

Man sollte aber hier noch mal klar sagen, dass "Held" und "Superheld" zwei Paar Schuhe sind! Superhelden in Romanen, glaub ich, braucht hier wohl keiner. Dafür gibt es entsprechende Comics...

Aber Helden? Ja, die gehören für mich einfach dazu. Schließlich ist Fantasy das Genre überhaupt, wenn es um Helden geht. Immerhin begründet sich das Genre auf Sagen und Heldenreisen wie zum Beispiel die Geschichte um Herkules.
Das der Held nicht immer perfekt sein muss, ist dabei aber auch klar. Ihm darf gar nicht alles auf Anhieb gelingen, er darf seine Fehler haben, muss nicht unbedingt stark, schön und intelligent sein.
Wichtig ist doch nur das Ziel, sich allen Widrigkeiten zu stellen, sie zu meistern (wie auch immer) und am Ende gereift daraus hervor zu gehen.

Solatar

Da ist was dran Herr Kürbis. Ein wahres Wort. :jau:

Manja_Bindig

Feuertraum, ein Held wird für uns heldenhaft und bewunderswert, gerade durch seine Schwächen - und dadurch, wie er damit umgeht.
Entsprechend... ein Held MUSS keine tiefschürfenden seelischen Probleme haben.

Aber wenn - ganz klischeehaft -seine ganze Familie umgebracht wurde, bezweifle ich, dass er noch ganz normal läuft. Bitte bedenken sie das.