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Kartoffeln? Reis? Columbus?

Begonnen von Nachtblick, 02. Mai 2010, 19:30:58

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Nachtblick

Hallo zusammen,

vielleicht eine eher seltsame Frage, aber da Kartoffeln nun mal ungemein praktisch, nahrhaft und vor allem anspruchslos genug sind, um fast überall zu wachsen, sollen sie das nun eigentlich auch in meinem Roman tun. Nur ist der ans Mittelalter angelehnt, und, oh Zauber!, Columbus hat sie meinem Hauptcharakter bestimmt nicht in die Pfote gedrückt.

Ich bin bislang von vier Lesern darauf angesprochen worden, dass es merkwürdig sei, dass bei mir ganz selbstverständlich Kartoffeln gebacken, gebraten, gesalzen und sonst wie verspachtelt werden. Auch gibt es bei mir (importierten) Reis, zumindest in den großen Handelsstädten, und einige meiner Charaktere führen ihn für eine schnelle Mahlzeit mit sich.

Wie haltet ihr das? Immerhin ist es ja eine Welt, die geografisch nicht exakt die gleiche Welt-Welt ist, die wir kennen. Da können Kartoffeln schon mal überall wachsen oder schon vor zweihundert Jahren importiert worden sein. Ich meine, ich lasse ja nicht gleich an der nächsten Eiche eine Ananas wachsen. ;D

Nachtblick
("Was sind Tüften mein Schatz" - "Kar-to-ffeln!")

Wollmütze

Hi Nachtblick,

Solange du Fantasy schreibst, sehe ich da überhaupt kein Problem drin, wenn es in deiner Welt bereits Kartoffeln gibt, gibt es sie und wenn deine Menschis schon hunderte Kartoffelrezepte kennen, tun sie das.
Solange du nicht Historik oder Phantastik im Mittelalter schreibst, stören mich die Kartoffeln nicht im geringsten. Im Gegenteil...ich krieg grad irgendwie Hunger darauf  ;D

Grummel

ZitatWie haltet ihr das? Immerhin ist es ja eine Welt, die geografisch nicht exakt die gleiche Welt-Welt ist, die wir kennen. Da können Kartoffeln schon mal überall wachsen oder schon vor zweihundert Jahren importiert worden sein. Ich meine, ich lasse ja nicht gleich an der nächsten Eiche eine Ananas wachsen.

Wen du nicht Fantasy, sondern historische Korrektes schreiben würdest, dann käme es mir schon komisch vor. Aber du gibst deine Antwort eigentlich schon selbst. Ansonsten gäbe es halt die Möglichkeit Reis und Kartoffeln um zu benennen in irgendwas "Importiertes" was ich allerdings für übertrieben halte. :no:
"Kaffee?"
"Ja, gerne."
"Wie möchtest du ihn?"
"Schütte ihn mir einfach ins Gesicht!"

Kerimaya

Ich persönlich würde da schon ein Zucken im Augenlid bekommen. Wenn du deine Welt erkennbar ans Mittelalter anlehnst (so habe ich dich verstanden) kann man Kartoffeln, also einen sehr bekannten Bestandteil in der westlichen Welt, nicht einfach mit "Fantasy" wegerklären.

Warum ersetzt du sie nicht einfach mit einer stärkehaltigen Knolle, die überall im Land gegessen wird?

Lexa

Hallo

Ich bin auch der Meinung, dass du Kartoffeln verwenden kannst. Da deine Welt mit unserer geographisch nicht übereinstimmt, braucht es ja keinen Kolumbus, der nach Amerika fährt.
Wenn das Klima kartoffelkonform ist, sehe ich da keine Probleme.

Lexa (die gerade frittierte Kartoffeln gegessen hat ;D)


Rika

Mmm, klingt mir so, als ob es vielleicht gut wäre, wenn du hier und da noch andere deutlich als "anders/fantasy" Kleinigkeiten unterbringst, um deutlich zu machen, daß es nicht "historische Fantasy" ist.
Wenn mir Kartoffeln in etwas begegnen würden, das mir erstmal die "Europäisches Mittelalter" Assoziation gibt, bei der ansonsten alles "stimmt", das würde mich schon auch stören. Bei einer als solchen erkennbaren Fantasywelt, die einen ähnlichen Stand der Technik hat, allerdings überhaupt nicht.

Churke

Ich sehe das auch so, dass z.B. die angebauten Nahrungsmittel gewisse Assoziationen wecken. Bevor man aber irgendwelche Knollen erfindet, kann man ruhig Kartoffeln nehmen, da weiß der Leser wenigstens, wovon die Rede ist und wie es schmeckt.

Was nun den Reis angeht: Der wird in Europa zwar schon länger angebaut, aber ein Transport über Land ist mit den damaligen Methoden sackteuer. Bei Getreide verdoppelt sich alle 800 km der Preis. Reis wäre also wahrscheinlich ein Luxusprodukt.

Romy

Also wenn es sich um eine historische Parallelwelt unserer Erde handelt, fände ich das mit den Kartoffeln doch etwas komisch ...

Wenn es aber eine frei erfundene Welt ist, in der weder Europa noch Amerika existiert, dann sehe ich kein Problem bei den Kartoffeln. Wenn ich mich recht entsinne, habe ich sie auch schon verwendet ;) Wenn in Deiner Welt keiner der genannten Kontinente und auch ein Kolumbus nie existiert(e), wer soll es dann von wo importiert haben und wen sollte das dann interessieren?

Mit dem Reis sehe ich das ähnlich. Wenn Du ein Klima hast, in dem beides wächst, dann braucht auch keins von beidem ein besonderes Luxusgut zu sein. :)

Kerimaya

#8
Zitat von: Romilly am 02. Mai 2010, 21:29:17
Mit dem Reis sehe ich das ähnlich. Wenn Du ein Klima hast, in dem beides wächst, dann braucht auch keins von beidem ein besonderes Luxusgut zu sein. :)

Das haut aber nicht hin, denn Reis braucht ein anderes Klima und vor allem ganz andere Bodenbedingungen als Kartoffeln. Der Deutschen Lieblingsknolle bevorzugt sandigen Boden, während es der Reis gar nicht nass genug haben kann. Daher war er beispielsweise in Korea nach dem zweiten Weltkrieg ein Luxusprodukt - das Anpflanzen war und ist sehr mühsam, weil man ständig gebückt arbeiten muss, einem Blutegel andauernd an den Waden hängen und die Felder sehr sorgsam und intensiv bewässert werden muss (was meine Mutter mir da so alles erzählt hat ;)) Die Leute in Korea haben daher ihren wenigen Reis mit Getreide gestreckt, um satt zu werden - Reis ohne Zusätze konnten sich nur reiche Leute leisten und selbst die nicht regelmässig.

Kartoffeln sind dagegen pflegeleichter (solange nicht die Kartoffelfäule oder Käfer sie anfallen), denn selbst wenn man sie im Boden vergisst, kann man im nächsten Jahr noch Kartoffeln ernten.

Churke

So generell kann das aber nicht stimmen. Die Römer haben in Ägypten Reis angebaut, heute kommen daher Frühkartoffeln. Mit einem Fluss in der Nähe und Bewässerungstechnik sollte das kein Problem darstellen. Leonardo da Vinci hat am Po einen Musterbetrieb mit Bewässerungskanälen gebaut.

Nachtblick

Meine Welt ist zwar ans europäische Mittelalter angelehnt, ähnelt aber geografisch in keinster Weise unserer Welt und ist auch historisch eher Mischmasch. Ich mische verschiedene mittelalterliche Kulturen, daher ist es auch definitiv nicht Deutschland Fantasy-Parallellwelt im 12. Jahrhundert.

Das heißt, kurz gesagt, dass es jetzt bei meinen Rebellen gebackene Kartoffeln gibt. Auf die Sour Cream verzichte ich aber noch. ;D

Vielen lieben Dank für die Hilfe und die Anregungen, da werden sich doch wohl einige Leute den Reis eher aus dem Speiseplan streichen müssen. Schade aber auch! Gibts den eben nur noch an Festtagen.

Danke!
Nachtblick

Kerimaya

Zitat von: Churke am 02. Mai 2010, 22:17:46
So generell kann das aber nicht stimmen. Die Römer haben in Ägypten Reis angebaut, heute kommen daher Frühkartoffeln. Mit einem Fluss in der Nähe und Bewässerungstechnik sollte das kein Problem darstellen. Leonardo da Vinci hat am Po einen Musterbetrieb mit Bewässerungskanälen gebaut.

Kann es schon ;) Als die Römer noch in Ägypten waren, herrschte dort ein ganz spezielles Gleichgewicht, aus jährlicher Überschwemmung, fruchtbarem (und vor allem feuchten) Schlamm und sehr geschickten Bauern, die sich mit Bewässerung auskannten. Dieses Gleichgewicht existiert durch die Stauung im Nil nicht mehr (was relativ neu ist - ca. 50 Jahre glaube ich, oder länger - auf jedem Fall weit nach den Römern) und die neuzeitliche Erfindung des Gewächshauses hat natürlich auch ihren Teil dazu beigetragen ;)

Berjosa

Im Auenland werden bekanntlich Kartoffeln angebaut.

Und ein Zitat von meinem Lieblingshistoriker: "Um 1310 sind Reis, Feigen und Mandeln in Hildesheim so selbstverständlich, daß der Rat ihren freien Verkauf verfügt, weil sie zur Nahrung und zum allgemeinen Nutzen dienen." (Ernst Schubert, Essen und Trinken im Mittelalter, S. 155, WBG Darmstadt, 2006) Der Reis wurde dann über Flandern aus Südfrankreich importiert.

Churke

Feigen wachsen auch in Deutschland.  ;D

Romy

Ich halte es immer noch für möglich, dass es eine Welt geben kann, in der Reis und Kartoffeln wachsen können. Nachtblick kann ihre fiktive Welt doch nach Belieben gestalten. Wenn sie will, kann z.B. im Süden ein feucht-warmes Klima sein, wo Reis gut wächst und weiter nördlich ist es halt ideal für Kartoffeln. - Kommt vielleicht auf die Größe des Landes/Kontinents/der Welt allgemein drauf an, aber unmöglich ist es nun wirklich nicht.  :hmhm?: