Wie stellt ihr euch Ghule vor?

[gbwolf]

In meinem nächsten Roman sollen unter anderem ein paar Ghule vorkommen. Jetzt hat mein Freund eingeworfen, Ghule würden immer aussehen wie frische Leichen, ich stelle sie mir aber eher als Dämonen vor, die aussehen wie stark verkrümmte Wachsleichen mit langen Krallen und Zähnen. Ein bisschen ähneln sie in meiner Vorstellung Leichen von Orks, nur ohne Haare und mit grün-schleimiger Haut.
Die Ghule, die im persisch-arabischen Raum vorkommen, sehen wohl noch ein wenig anders aus (mit Ziegenbeinen, die sie auch bei einer Verwandlung nicht verlieren und es gibt mit "Ghula" eine weibliche Form, die Menschen in die Wüste lockt, um sie zu verschlingen. Ghule sind hier fern mit den Dschinnen verwand, also nicht unbedingt Untote). Meine Kollegin kennt nur einen wohl recht niedlichen Ghul aus Harry Potter.

Jetzt bin ich etwas unsicher, ob Leser allgemein schon verfestigte Vorstellungen von Ghulen haben. Wie seht ihr den Ghul: was tut er für euch, woher kommt er und wie sieht er aus? Wenn es nach mir geht, nehme ich meinen Ghul und mische ihn mit dem persischen.

Grüße,
Nadine

[Artemis]

Ghule sind für mich eigentlich mehr Ungeheuer als Untote/Zombies. Normal stelle ich mir die größer vor als Zombies, mit mehr ... äh ... Fleisch dran, sozusagen  Bei Zombies meint man immer, man könnte ihnen einmal ans Scheinbein treten und die Witzbolde fallen zusammen. Ghule stellen da einen etwas härteren Gegner dar. Obendrein haben Ghule ihren Verstand bewahrt, sind also keine sabbernden Hirnfresser, sondern intelligente Kreaturen, die nach eigenem Ermessen handeln.
Und das Aussehen ... Na ja, groß, wie gesagt, mit wachsiger, alter Haut, aber nicht zerfleddert wie Zombies. Augen sollten sie auf jeden Fall noch haben, dazu spitze Zähne zum Fressen von Fleisch und eine Stimme, mit denen sie mehr herausbekommen als das zombie-mäßige Geschnaufe und Gegrunze. Haare sind vernachlässigbar, die fallen bei Toten eh kümmerlich aus.

Vielleicht so was in der Art? Klick mich, ich bin ein Ghul
Charmantes Kerlchen, ne? 


Das hier hab ich mal ganz frech aus The Witcher geklaut, in dem auch Ghule vorkommen (und die genau meinen Vorstellungen entsprechen):

Es heißt, dass Ghule Menschen waren, die einst zu Kannibalismus gezwungen wurden, und, nach vielen Jahren in dunklen Grüften, eine schreckliche Verwandlung durchmachten. Nur Menschenfleisch vermag ihren ewigen Hunger zu stillen, daher töten sie Menschen und lagern die Überreste in ihren Grüften.

[gbwolf]

Interessant! Von deiner Beschreibung her dachte ich zuerst, wir hätten ähnliche Vorstellungen, aber der sieht ganz anders aus als meiner. Das ist für mich ein aufgedunsener Zombie-Oger.

Mein Ghul sieht ein wenig so aus, aber nicht so dynamisch, sondern eher schlurfend und mit nicht ganz so langen Gliedmaßen, auch wenn ich mir die schon überlang vorstelle gegenüber einem Menschen. Ein Ghul hat für mcih etwas tierhaftes und ich kann ihn mir nicht als Ex-Mensch vorstellen.

[Romy]

Mit Ghulen bin ich bisher noch nicht sooo viel in Berührung gekommen, aber wo ich gerade ein wenig darüber nachgedacht hab, ist mir eine alte Akte-X Folge eingefallen, wo ein Ghul vorkam. Jedenfalls meine ich mich zu erinnern, dass dieses Wesen dort als Ghul bezeichnet wurde ... 

Es handelt sich da um ein Wesen, das von einem Zauberkundigen (?) aus Erde/Schlamm geformt und dem dann Leben eingehaucht wurde. Es stand dann unter der Herrschaft seines Erschaffers und hat seine Aufträge ausgeführt. Es war nicht wirklich intelligent, konnte aber selbstständig genug handeln, um halt die Aufträge (sprich Morde) zu erfüllen, also im Vergleich zum Zombie ging er schon zielgerichtet und nicht wahllos vor und konnte sich ggf. auf eine veränderte Situation einstellen und war nicht so leicht besiegbar, wie es wohl ein Zombie wäre. 
Optisch war er sehr groß und die Erde formte einen soliden, starken Körper. Die Augen glühten glaube ich rot, falls nicht, könnte ich es mir zumindest gut vorstellen 



EDIT:
Ich hab grad noch mal in einem schlauen Buch nachgeschlagen: "Dämonen Monster Schattenwesen : Hall of fame der Kreaturen"; hrsg. von Tabea Rosenzweig und Sergej Koenig
Dort steht Folgendes (ich hoffe, ich darf einen Auszug zitieren?!):

Im alten Orient bezeichnete man als Ghul ein dämonisches Wesen aus der Ordnung der Dschinnen, die mit besonders großen magischen Fähigkeiten ausgestattet waren.
[...]
In der neuzeitlichen Horrorfilm-Industrie taucht der Ghul auch oft als ekelerregender Leichenfresser auf und ist insofern praktisch synonym mit der "modernen" Variante des Zombies.

Nun ja, ich würde behaupten, dass der Begriff des Ghuls bei den meisten Menschen nicht allzu festgefahren ist. Da hat man als Autor sicherlich Gestaltungsspielraum.

[Joscha]

Nun ja, ich würde behaupten, dass der Begriff des Ghuls bei den meisten Menschen nicht allzu festgefahren ist. Da hat man als Autor sicherlich Gestaltungsspielraum.

Dem würde ich mich auch anschließen. Ich habe kein allzu festgelegtes Bild von Ghulen. Genau genommen habe ich mir noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht, wie ein Ghul aussieht oder was er ist. Nur, dass es irgendwie ein ekliges, schleimiges Wesen ist, das im entferntesten mit Menschen zusammenhängt. Ob untot, verrottet o.ä., darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht.

Einzige Ausnahme sind die Moorghule aus T.A. Barrons "Merlin - Wie alles begann", die habe ich mir immer wie geisterartige Wesen vorgestellt, allerdings auch erst nach expliziter Beschreibung. Ghule sind relativ wenig geprägt, dass ich denke, du kannst dir da sehr viel gestalterische Freiheit herausnehmen.

[FeeamPC]

Ich stelle mir Ghule vampirähnlich vor - aber weniger "schön", etwa so, wie ein spanischer Straßenköter im Vergleich zu einem Timberwolf.

[Felsenkatze]

Ghule sind für mich Monster und haben mit Untoten nichts zu tun. Sie essen Tote, das ist in meinem Hirn der Zusammenhang. Ich glaube, ich stimme mit deiner Vorstellung ziemlich überein, Nadine, ich hatte allerdings sofort das Ghulbild aus "Staub und Sterne" vor Augen, das ist für mich der Inbegriff eines Ghuls. Langarmig, humanoid aber nicht menschlich, ledrige Haut (okay, bei mir nicht schleimig).

Leider finde ich das Bild nicht im Netz (aber du kennst es ja). Am nächsten kommt noch der hier: http://www.piper-fantasy.de/?q=node/3267

[Möchtegernautorin]

Ich stelle mir Ghule vampirähnlich vor - aber weniger "schön", etwa so, wie ein spanischer Straßenköter im Vergleich zu einem Timberwolf.

Ey! Straßenköter können seeeehr hübsche Hunde sein!


Öhm ... <hüstel> zurück zum Thema:

Also ... anders, als von den meisten anderen Untoten, habe ich von Ghoulen keine konkrete Vorstellung. Ich glaube, auf die Idee eines Dschinns würde ich da eher nicht kommen (auch, wenn ich mit der belegten Begründung, es gäbe solche Legenden irgendwo auf dre großen weiten Welt ohnehin sehr viel durchgehen lasse ).

Allerdings denke ich, etwas Zombiehaftes ist wahrscheinlich das gängigste <schulternheb> Ich stelle sie mir dann aber wirklich intelligenter und quasi lebendiger vor, und vor allem eigenständiger. Vielleicht sogar richtig fies ... und einer komischen für menschliche Verhältnisse zu lange und spitze Zunge ...

Naja, jedenfalls denke ich mal nicht, dass sich die Leser Reihenweise beschweren, wenn du aus einem Ghoul eine Art Dämon machst

[Leon]

Och nööö, die  kommen doch schon in meinem Roman vor.  (Allerdings nur ganz kurz.) Ansonsten schließe ich mich der Beschreibung von Felsenkatze an.

[Lomax]

..., ich stelle sie mir aber eher als Dämonen vor, die aussehen wie stark verkrümmte Wachsleichen mit langen Krallen und Zähnen. Ein bisschen ähneln sie in meiner Vorstellung Leichen von Orks, nur ohne Haare und mit grün-schleimiger Haut.

Ich stelle mir Ghule so ziemlich genauso vor wie du ... ähnlich wie auf dem von dir zitierten Bild, aber noch ein wenig, ähm, ... anders 
  Geprägt ist meine Vorstellung von diversen Illustrationen zum Lovecraft-Mythos, bei denen die Darstellung in der Regel in dieselbe Richtung geht. Lustigerweise weiß ich gar, wie Lovecraft sie tatsächlich beschrieben hat - da haben die Illustrationen eindeutig den Text in meinem Kopf überlagert 

[Ary]

ich stelle sie mir aber eher als Dämonen vor, die aussehen wie stark verkrümmte Wachsleichen mit langen Krallen und Zähnen

Wenn ich "Ghul" denke, sehe ich auch sowas vo mir.

[Tenryu]

Es handelt sich da um ein Wesen, das von einem Zauberkundigen (?) aus Erde/Schlamm geformt und dem dann Leben eingehaucht wurde. Es stand dann unter der Herrschaft seines Erschaffers und hat seine Aufträge ausgeführt. Es war nicht wirklich intelligent, konnte aber selbstständig genug handeln, um halt die Aufträge (sprich Morde) zu erfüllen, also im Vergleich zum Zombie ging er schon zielgerichtet und nicht wahllos vor und konnte sich ggf. auf eine veränderte Situation einstellen und war nicht so leicht besiegbar, wie es wohl ein Zombie wäre. 

Ist das nicht ein Golem? Der wurde, wenn ich mich recht entsinne, der Sage nach im 16. Jahrhundert von einem Juden in Prag erschaffen.

Diese Sage wurde u.a. von Gustav Meyrink in seinem bekannten expressionistischen Roman "Der Golem" verwandt. Es gibt auch einen zeitgenössischen Stummfilm aus den 1920er Jahren.

[Falckensteyn]

Meine Vorstellung von Ghulen ist stark geprägt von meiner AD&D-Vergangenheit. Ich stelle mir Ghule als grüne, untote Wesen vor, deren Haut aufgeschwemmt ist. Sie haben einen stechenden Blick und vermutlich einen markerschütternden Schrei. Ghule kommen in Literatur und RP-Spielen nicht so häufig vor wie Zombies oder Skelette, daher fällt die Vorstellung vermutlich etwas schwieriger.

[Tenryu]

In "Florensia online" gibt es Ghuls (nebst Vampiren, Werwölfen und Skeletten...)

[Moa-Bella]

Ein Wesen aus Erde ist ein Golem, da bin ich mir sicher.

Eigentlich habe ich keine wirklich festgelegt Vorstellung von einem Ghul, wenn ich darüber nachdenke, stelle ich mir ein etwas kleineres, gebücktes Wesen mit bräunlicher Haut und Glatze vor. Dafür ist es aber stark und flink. Es sieht dem Menschen nur entfernt ähnlich und hat eher etwas dämonenhaftes.