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Alkohol

Begonnen von Roland, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Roland

 Moin! Hier jetzt mal ein sehr abwegiges Thema ;)
  Es interessiert mich sehr, wie ihr schreibt. Trinkt ihr bei eurem Schreiben Alkohol, raucht ihr viel ?(Tabak, das Andere will ich gar nicht wissen).
  Sind eure Gedankengänge während des Trinkens von Alkohol anders, als wenn sie trocken wären? Ich hab bemerkt, dass wenn ich ein, zwei Bier trinke und dann schreibe, mir wirklich viele Ideen einfallen und sehr losgelöst schreibe, ich meinte jetzt, alles passiert flüssiger. Problem dabei ist halt nur, dass die Rechtschreibung etwas leidet
;D
  Mich interessiert Eure Meinungen, also her damit !
Viele liebe Grüße wünscht euch, Wulfi!  

Astrid

Nein.

Ich trinke keinen Alkohol, kiffe nicht, nehme kein LSD und keine sonstigen bewusstseinserweiternden Drogen außer Kaffee und Schokolade. Ich möchte gerne, daß meine Gedanken mir gehören und ich kontrollieren kann, was ich schreibe. Nicht, weil ich zwanghaft kontrollsüchtig bin, sondern weil ich beim Denken gerne einen klaren Kopf habe.

Manja_Bindig

Nein.
Meine Drogen sind Tinte und Papier. Und Kaffee.
Mehr nciht.
Alkohol nur bei Feiern oder besonderen Anlässen(wie Zirkeltreffen *lol*) und auch dann nur Wein. Nix hartes, keine cola Braun)

Moni

#3
Maja hat das im Tintenzirkelfragebogen unter Punkt 11 genannt "Brauchst du Rituale zum Schreiben?". Also gar nicht sooo abwegig, deine Frage.  ;)

Darauf habe ich wie folgt geantwortet:
»Sowas wie Musik, Tee, Cappucchino, Gebäck oder Kaffee nebenher und Musik im Hintergrund? Ja.
Irgendwelche Abstrusitäten, bewußtseinserweiternde Drogen oder ähnliches? Nein.«

Das unterschreibe ich auch heute immer noch, allerdings kommt es durchaus vor, daß ich neben mir ein Glas Rotwein oder Scotch stehen habe, wenn ich abends schreibe. Allerdings, wenn ich gut in Schwung bin, steht das Glas auch schon mal den ganzen Abend unangerührt daneben...  8)

Ich habe nicht festgestellt, daß ich besser schreibe, wenn ich Alkohol getrunken habe, daher werde ich sicher nicht Hemingway nacheifern.  ;)

Lg
Moni

[Edit] Ich bin militante EX-Raucherin, mittlerweile nicht mal mehr Pfeife (mit Tabak, nicht was ihr jetzt denkt...). Kein Tabak oder sonstiges Gestrüpp...
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Maja

Ich habe das Thema mal verschoben - das ist kein OT, sondern ganz klar Schreibbezogen.
Roland, o Roland, weißt du, was du angerichtet hast? Mein Lieblingsthema ins Spiel gebracht und den Thread eröffnet, den ich seit einem halben Jahr vor mir her schiebe, weil ich dachte, wenn ich's mache, ist es zu abgedroschen. (Und habe einen Moment lang überlegt, ihn ins Geheimforum zu verschieben).

Also: Ich rauche nicht. Habe nie geraucht. Werde nie rauchen. Rauchen ist meine Droge nicht.
Alkohol ist anders. Aber (oder gerade deswegen) heikel.
Die Beobachtung, daß man nach ein paar Bier (oder etwas Wein - das ist stilvoller) leichter und lockerer schreibt, stimmt. Alkohol regt in erster Instanz das Sprachzentrum im Gehirn an (am Anfang - später nimmt die betäubende Wirkung Überhand), und Leute, die unter Alkoholeinfluß schwafeln und labern, können das natürlich auch im schriftlichen Bereich.
Das Kontrollzentrum (Stirnlappen) wird peu a peu ausgeschaltet, man verliert Hemmungen - auch das kann man beim Schreiben ausnutzen, wenn man sonst zu lange grübelt und grübelt und nicht weiß, wie man eine Szene jetzt angehen soll. Mit Alkohol kommt dann eher eine Mentalität à la "Ach was, schreib ich's jetzt, wegschmeißen kann ich es ja immer noch".

Also alles sehr positiv? Nicht unbedingt. Denn was man an dem Abend locker runterschreibt, sieht am anderen Tag ganz anders aus - vielleicht viel von der Menge, nicht von der Qualität.
Darum rate ich allen trinkenden Schreibern: Schreibt per Hand. Zum einen vermeidet das die übelsten Rechtschreibfehler - betroffen ist nicht das Erinnerungsvermögen, was die Rechtschreibung angeht, sondern die Feinmotorik an der Tastatur, die Tasten (und nur die nötigen Tasten) in der richtigen Reihenfolge anzuschlagen. Zum anderen kann man dann das, was man geschrieben hat, in Ruhe und mit nüchternem Kopf abtippen. Oder umschreiben. Oder zu den Akten legen.

Das Risiko ist da. Monica spielte auf Hemmingway an, ich könnte diese Liste noch lang fortsetzen - Poe, London, Thomas, etc. Lauter Autoren, bei denen wir wissen, daß der Alkohol sie nicht nur genial gemacht hat (wobei: Wir wissen nicht, wie sie nüchtern schrieben), sondern kaputt.
Körperliche Abhängigkeit tritt beim Alkohol nicht so schnell ein. Aber gerade als Autor läuft man in Gefahr, sich zu konditionieren. Sprich, sich emotional darauf einzustellen, daß es mit Alkohol besser geht. Und daraus den Schluß zu ziehen: Ohne Alkohol geht es schlechter. Dann geht es irgendwann nicht mehr ohne.
Ich bin per se konditionierungsgefährdet. Ich bilde mir sehr schnell Rituale, zum Beispiel, was die Beschaffenheit meines Schreibzeugs angeht. Ich kenne mich. Darum trinke ich nicht beim Schreiben. Ich schreibe ab und an beim Trinken - das ist etwas anderes, Ursache und Wirkung, psychologisch gesehen. Sobald ein "um zu" hinzukommt, ziehe ich die Reißleine. Dann höre ich lieber wieder ganz mit dem Trinken auf. Habe ja auch erst Anfang zwanzig überhaupt damit angefangen.

Tatsächlich kann ich mich an keine wirklich gute Szene erinnern, die ich unter Alkoholeinfluß geschriebeh habe. Allerdings habe ich - vor Jahren - nach dem Genuß einer halben Flasche Rotwein einen Minesweeper-Rekord aufgestellt, den ich bis heute nicht brechen konnte.
Der Snookerspieler Ronnie O'Sullivan übrigens wurde einmal nach einem Turniersieg disqualifiziert, weil sich herausstellte, daß er nicht nur jenseit der Promillegrenze, sondern darüber hinaus bekifft war. Und Snooker ist ein Intelligenz- unf Konzentrationsspiel. Soviel dazu. Manche Leute sind eben Genies.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Geli

Alles, was bisher zum Thema Alkohol gesagt wurde, kann ich nur unterschreiben.
Schreiben ist Droge genug.

Und speziell an Roland, da Du ja Revolvermann-Fan bist:
lies mal "Das Leben und das Schreiben" von King. Oder lies es zum zweiten Mal, falls Du es bereits gelesen hast. King beschreibt sehr genau und ein wenig traurig, wie ich finde, dass er sich heute nicht mehr daran erinnern kann, wie er manche Bücher schrieb. Weil er damals stockvoll war.

Feuertraum

ZitatMeine Drogen sind Tinte
und Papier.

Aha!
Das erklärt auch, WIE aus Manja Prinzessin Manja geworden ist, und ich glaube, wie müssen das Kind da mal aufklären (Sie wissen schon, bei PISA heutzutage...)
Manja: Tinte kommt in einen Füller oder zumindest auf eine Feder und wird nicht getrunken.
Nein, nein.
Tinte nicht trinken!

Ansonsten muß ich zugeben, das ich in dieser Richtung nur Musik benötige. Da allerdings nach Möglichkeit nichts Deutsches, weil ich bei deutschen Texten hinhöre, da ich diese Sprache ja sehr gut verstehe und auch keine Lieblingsstücke, da ich da dann doch eher bewußt zuhöre.

Trinken tue ich fast ohnehin zuckerhaltige Getränke, so das ich das nicht spezifisch zum Schreiben benötige.

LG

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Roland

Seeehr interessant, was ihr so davon haltet. Ich wusste ja nicht, dass so einen Knackpunkt erwischt habe @Maja *g*
  @Geli, ja, ich erinnere mich an manche Textstellen von King.
  Wenn noch mehr Leute etwas dazu posten möchten, nur zu!

  Viele liebe Grüße, Wulfi!

Dorte

Ich habe noch nie geraucht oder Drogen genommen, und Trinken tu ich auch nicht, weil Alkohol eklig ist und mir die Nebenwirkungen unheimlich sind - ich habe mich lieber unter Kontrolle. Der beste Trip ist für mich eh das Rumspinnen, wenn ich Geschichten organisiere oder neu erfinde oder mich einfach mit meinen Figuren unterhalte.
Allerdings konsumiere ich ziemlich viel Kakao mit Zimt ;D

Linda

#9
Rauchen finde ich eklig, von daher kommt das gar nicht in die Tüte (und auch nichts anderes).
Alkohol trinke ich gelegentlich mal, auf Feiern oder abends zum Heimkino. Aber nicht, wenn ich schreibe. Ich finde es sehr unangenehm, wenn mir da die Gedanken entgleiten und entgleisen, denn die Konzentration leidet bei mir als erstes.

Was das Thema Alk und Schreiben angeht: meine Vermutung lautet, dass Autoren trinken und schreiben aus dem gleichen Grund. Kreative Persönlichkeiten sind nicht immer (Ausnahmen bestätigen die Regel) die zufriedensten, ausgeglichensten und glücklichsten Menschen. Ich denke, es hat oft biographische Gründe, warum jemand seine natürliche Kreativität entdeckt und ausbaut, während sich andere Leute in ihrem Leben auf anderes konzentrieren. Und diese, ich nenne es mal selbstironisch "Macke" führt dann auch dazu, häufiger an Stimulanzien zu geraten.
Also ich persönlich lasse den Computer nach dem Alkoholgenuss aus und meine Gedanken treiben. Aber auch Ideen, die man in diesem (oder einem anderen Ausnahmezustand entwickelt) sind nicht immer Gold.

Gruß,

Linda

Aneirin

Hallo,

ich rauche nicht und mein Alk-Konsum tendiert gegen Null. Zum Schreiben mache ich manchmal Musik an und eine Kerze oder ein Räucherstäbchen. Wenn ich mit der Hand schreibe, ist es wichtiger, dass ich den richtigen Füller habe und den richtigen Block. Da habe ich so gewisse Rituale.

Ich schreibe häufig morgens zwischen 6 und 7 Uhr, da käme der Alkohol echt nicht so gut.  ;D

Grüße
Aneirin

Ronya

Ich bin Nichtraucher, aber meistens trinke ich ein wenig Alkohol wenn ich abends schreibe. Ich schreibe dann auch viel lockerer und vieles fällt mir leichter, nur leider leidet manchmal meine Grammatik und Rechtschreibung ein wenig darunter...  ;D
Gruß Ronya

Feuertraum



ZitatRauchen finde ich eklig, von daher kommt das gar nicht in die Tüte (und auch nichts anderes).

Nicht verärgert sein, Linda, aber Nichtrauchen und Tüte paßt nicht so ganz zusammen, oder???  ;D

Gruß

Feuertraum
(ebenfalls NR)
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Roland

 ;D ;D Schlingel
 Gruß Wulf

Maja

Ich spiele jetzt doch nochmal meine Lieblingsrolle: Den Staatsanwalt des Teufels...
Wenn ich die Wahl habe zwischen nüchtern schreiben und im Suff schreiben, schreibe ich nüchtern. Wenn ich die Wahl habe zwischen nicht schreiben und im Suff schreiben, schreibe ich im Suff.

Grundsätzlich ist das eine Frage, die jeder für sich beantworten muß, aber ich habe mich von dem erhobenen Zeigefinger meiner Jugend verabschiedet. Man bezahlt jede Art von Drogen mit einem Preis, aber man bekommt auch etwas dafür. Es wären nicht so viele Leute abhängig, wenn das seinen Preis nicht irgendwie wert wäre. Zumindest für die Leute, die sie nehmen. Was für Arten von Drogen das sind, ist egal. Alkohol, Nikotin, Heroin, etc - auf ihre Weise bringen sie einen immer um, egal ob legal oder illegal.

Wer Alkohol braucht, um zu schreiben, kann einem Leid tun, muß aber nicht - solange er selbst keine Probleme damit hat und zufrieden ist, und solange das, was rauskommt, okay ist. King also auch? Von mir aus. Wenn sich ein Autor wie in einem schlechten Film mit einer Flasche Bourbon und seiner Schreibmaschine einschließt, tut er niemandem was außer sich selbst. Das ist okay.

Die Dämonen, die mit den Drogen kommen, stürzen einen dann in Verzweiflung - was wieder ein guter Nährboden ist, um zu schreiben. Wer wie ich Abgründe braucht, für den bieten sich da verlockende Möglichkeiten. Wenn ich selbst steuern kann, was mich raufholt und was runter, oder zumindest, wann es geschieht, kann ich meinen Szenen eine Intensität verpassen, die sonst keiner hat.
Ganz konkret habe ich vor, für die Arbeit an "Seelenfeuer" zu experimentieren. Letztes Wochenende habe ich versuchsweise meine Tabletten abgesetzt, um wieder zu wissen, wie sich Wahnsinn im Kopf anfühlt, um diese Erfahrung beschreiben zu können. Wahnsinn und Drogen spielen in "Seelenfeuer" eine große Rolle. Bei Drogen bin ich vorsichtig, ich zahle manchen Preis, aber nicht jeden. Aber zum Beispiel die Kombination von Alkohol und Hustentropfen kann schon sehr hilfreich sein, um sich jenseits der eigenen Grenzen umzusehen.

Ich bin ein furchtbarer Kontrollmensch. Zwangsweise - ich habe Neurodermitis und elementare Teile meines Lebens damit verbracht, einen von zwei Wegen zu beschreiten: Mich entweder blutig zu kratzen oder meinen Körper komplett zu ignorieren, bis ich so in meiner eigenen Kontrolle gefangen war, daß ich gar nicht mehr entkommen konnte. Ich habe keinen Alkohol angerührt aus Angst, was geschehen kann, wenn ich die Kontrolle verliere. Was folgte, war ein sehr, sehr vorsichtiges Herantasten und Lernen.
Und ich lerne immer noch. Ich habe noch nie die Kontrolle verloren. Ich habe schon getrunken, bis mir schlecht wurde, aber immer aufgehört, bevor ich mich ganz loslassen mußte. Das erstaunliche ist, daß ich trotz anfänglich mangelnder Erfahrung viel wegstecken kann - immer ein guter Grund anzugeben, vor allem in dekadenkten Autorenkreisen (gut, ich gebe zu, die einzigen, die hier dekadent sind, sind Wulli und ich). Aber bei vollem Bewußtsein seinen Körper ins Reich der Träume befördern - das ist eine tolle Sache.
Solange man bereit ist, den Preis dafür zu zahlen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt