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Währungen

Begonnen von Smaragd, 19. April 2009, 13:05:40

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Fianna

#45
In diesem Fall müsste ein Rohstoff, der von allen gleichermassen genutzt wird, als Währung fungieren. Oder man nimmt mehrere; dann ist der allen geläufige Rohstoff die Leitwährung, an der man sich orientieren kann.
Beispielsweise setzt man als Preis fest: x Pfund Leitwährung, und die Bezahlung erfolgt dann, je nachdem was das Volk hat. Es könnte zum Beispiel mit einem Viertelpfund von Rohstoff A bezahlen,oder sogar nur mit wenigen Beeren von Rohstoff B oder einigen Samenkörnern von Rohstoff C.

Mit der "Leitwährung" (die auch Naturalien beinhaltet) setzt man den Preis fest, aber da die Leitwährung relativ gleichermassen in allen Völkern vorhanden ist, ist sie nicht so interessant zum Bezahlen.
Dazu nimmt man andere Rohstoffe/Früchte/Pflanzen. Über den aktuellen Wert dieser Dinge wird dann etwas verhandelt.

Beispiel:
Volk 1 will vielleicht eine bestimmte Menge von etwas als Bezahlung geben, dies ist in Volk 2 aber gerade nicht so dringend benötigt, also nicht so wertvoll. Sie verlangen also mehr. Jetzt kann Volk 1 mehr davon als Bezahlung hergeben, etwas anderes als Bonus drauflegen, auf die Ware von Volk 2 verzichten oder aber sie bringen einen anderen Rohstoff / Pflanze als Bezahlung ins Spiel, bis man sich geeinigt hat.
Bis man etwas gefunden hat, dass in der Wertigkeit der Maßeinheit der Leitwährung in beiden Völkern (dem gebenden und dem empfangenden) nahe kommt.

Eine exakte Übereinstimmung kommt da nie zustande, so ist das nunmal ohne Geldverkehr. Nur wenn Volk 1 meint, dass es etwas weniger als den Gegenwert von der Leitwährung gegeben hat und Volk 2 denkt, dass es etwas mehr als den Gegenwert von der Leitwährung bekommen hat, ist der Abschluss des Geschäftes sicher.

Wenn die Völker noch Handelswaren besitzen, die bei ihnen recht gewöhnlich, bei den anderen jedoch eher selten bzw. begehrt sind, hat Volk 1 etwas, dass sie ohne grosse Kosten als Bonus drauf schlagen können, was bei Volk 2 aber den Wert des empfangenen Gegenwertes für das zu bezahlende Handelsgut stark herauf setzt.



In jedem Fall eine hoch komplexe Angelegenheit, zu der man ohne Ende Dinge erfinden muss (inklusive Flora, Fauna, Ernährungsgewohnheiten, Geographie usw der beteiligten Länder), damit es realistisch ist.

Rhiannon

Ich schätze einmal, auch wenn ich kein Wirtschaftsmensch bin, dass das Metall für das Bergvolk weniger Bedeutung hat, als für das Wüsten- und das Waldvolk. Ich denke also, dass sich die Währung erst im Zusammenspiel mit den anderen Völkern entwickelt, also z.B. folgendermaßen (stark vereinfacht).
1. Bergvolk trifft auf andere Völker, die feststellen, dass Metall nützlich ist und tauscht sein Metall gegen Kakaobohnen (Waldvolk) und Edelsteine (Wüstenvolk) ein.
2. Bergvolk und andere Völker handeln genau aus, wie viele Kakaobohnen bzw. Edelsteine ein Metallbarren wert ist
3. Handeltreibende der einzelnen Völker kommen zurück
4. Menschen aus den jeweiligen Völkern wollen von den Handeltreibenden das jeweilige Handelsgut haben
5. Handeltreibende brauchen Nachschub an Metall/Kakaobohnen/Edelsteinen, um wieder mit den anderen Völkern Handel treiben zu können
6. Sie verlangen von ihren eigenen Leuten den jeweiligen Rohstoff und wollen natürlich auch noch ein bisschen was für sich
7. So beginnt der jeweilige Rohstoff auch in den eigenen Reihen zur Währung zu werden

Ich denke einmal, dass es bei so unterschiedlichen Währungen keine einheitliche Handelswährung, sondern eher Absprachen über den Wert der jeweiligen Güter geben wird.

Churke

Zitat von: Sanjani am 23. März 2014, 17:23:06
Wenn ich ein Wüstenvolk bin und kein Metall schürfen kann, hab ich keinen Zugriff auf Münzen.

Kennst du die alten Goldmünzen aus dem Kaiserreich? Da Deutschland keine nennenswerten Goldvorkommen besitzt, musste das Gold mit anderen Handelsgütern bezahlt werden. Das lief ungefahr so: Die Briten holten das Gold in Südafrika aus dem Boden, schafften es nach London und und bezahlten damit deutsche Maschinen und chemische Erzeugnisse. Deutschland wiederum kaufte von dem Gold Rohstoffe und importierte Lebensmittel aus Amerika. 1914 brach das System zusammen. Nach dem 1. WK kehrten die Siegermächte zwar zum Goldstandard zurück, aber ohne freien Handel, und deshalb funktionierte es nicht mehr.

Zitat
Wenn ich ein Volk bin, wo Kakao wächst, kann ich einfach in den Wald gehen und die Bohnen aufsammeln. Wenn ich ein Gebirgsvolk bin und Metall schürfen kann, kann ich mein Metall eintauschen gegen Kakaobohnen oder sonstiges, ich könnte dann auch Münzen nutzen, aber was soll das Kakaobohnenvolk dann mit den paar Münzen anfangen, die ich für die Bohnen eingetauscht habe?

Ich sage mal so: Wenn das Kakaobohnenvolk für die Münzen keinerlei Verwendung hat, dann wird es sie im Zweifel nicht als Zahlungsmittel akzeptieren. Man macht sich doch nicht den Rücken krumm für gelbes Metall, das keinen Wert hat.  ;D
Dieses Szenario ist allerdings sehr unwahrscheinlich. Normalerweise gibt es genug Handelspartner, die für Gold alles machen.

Aphelion

Hallo Sanjani,

Geldmünzen und Papiergeld haben einen Vorteil: Man braucht nicht nur das Material zu ihrer Herstellung, sondern auch die Prägung bzw. Aufschrift oder den Druck.

Heutzutage hat hierzulande jeder Zugang zu Papier. Trotzdem können wir nicht alle Geld fälschen.

Münzen sind nicht aus irgendeinem Metall, sondern aus einem bestimmten. Als Währung könnte man zum Beispiel ein Metall nehmen, das weniger häufig ist und damit bereits an sich sehr kostbar ist. Das selbe gilt für Kakaobohnen und jedes andere Zahlungsmittel.

Der Wert eines Gegenstandes ist keine objektive Einheit. Der Wert entsteht erst durch Angebot und Nachfrage.

Wie du vollkommen richtig schreibst, macht es deshalb keinen Sinn, Kakaobohnen als Währung zu verwenden, wenn sie "wertlos" sind, da das Angebot die Nachfrage locker übersteigt. In dem Fall müsstest du etwas anderes nehmen.

Das kann in jeder Welt etwas anderes sein.

Wenn mehrere Länder miteinander Handel treiben, befinden sie sich trotzdem im selben "Universum".

Nehmen wir mal unser reales Universum zum Vergleich: Gold ist kostbar, da es in seiner Reinform relativ selten ist und mühsam abgebaut werden muss.. Das ist nicht nur in einem Land der Fall, sondern in allen Ländern unseres Planeten. Sogar auf anderen Planeten dürfte Gold selten sein - da die Entstehung der Gold-Atome (durch Kernfusion) deutlich mehr Energie benötigt, als die von Wasserstoff-Atomen.

Auch in einer Fantasy-Welt gibt es immer (!) Dinge, die selten sind - über Grenzen hinweg. Diese können (wenn sie handlich genug sind) als Währung verwendet werden. Das können Rohstoffe wie Metalle oder Kakaobohnen sein.

Münzen, Papiergeld, Wechsel usw. folgen dem selben Prinzip, da sie künstlich hergestellt werden müssen.

Währungen erzeugen dabei immer eine Blase - die in der Geschichte von Midas sehr gut zum Ausdruck kommt. Deshalb gibt es objektiv nicht "den" Wert. :)

Pygmalion

Also, um das hinzukriegen, kann einem das Wissen um die Entwicklung von Münzgeld recht gut weiterhelfen. Wir haben uns ja von einer reinen Tauschgesellschaft (ein Otterfell gegen zwei Kaninchenfelle zB.) über eine Gewichtsgeldökonomie (Ich will 10 Kilo Eisen von dir und ich zähle dir soviel Silber auf die Waage, bis der Gegenwert stimmt, auch wenn ich dabei Schmuck und Münzen zerhacke (das berühmte Hacksilber des frühen-hohen Mittelalters) hin zu Münzgeld (Diese 10 Silbermünzen gegen das Tuch da.) Naja und Papiergeld wirst du wohl kaum einbauen wollen, das basiert ja darauf, dass jeder akzeptiert, dass es eben seinen Wert hat... obwohl es wertlos ist :D
Das habe ich natürlich sehr star vereinfacht dargestellt.
Im Grunde hat sich aus dem Gewichtsgeld das richtige Münzwesen entwickelt. Egal, ob jede Stadt ihre eigenen Münzen geprägt hat, es ging darum, dass man wusste, wieviel Silbergehalt die entsprechende Münze hat. Deswegen hat ja auch nicht jeder privat seine eigenen Münzen geprägt, sondern nur jene, die das Recht dazu hatten. Also Könige, Städte, Bischöfe... man kann sich darauf verlassen, dass die einen wohl weniger betrügen als der kleine Kaufmann, der grade seine eigene Messingmünze herstellt...

ZitatIch schätze einmal, auch wenn ich kein Wirtschaftsmensch bin, dass das Metall für das Bergvolk weniger Bedeutung hat, als für das Wüsten- und das Waldvolk. Ich denke also, dass sich die Währung erst im Zusammenspiel mit den anderen Völkern entwickelt, also z.B. folgendermaßen (stark vereinfacht).
Das ist falsch, denke ich.
Metall hat im Grunde für jede Gesellschaft, egal wo sie lebt, die gleiche Bedeutung. Vorausgesetzt, es weiß, was es damit machen kann, also lassen wir mal Ureinwohner des Amazonsbecken außen vor. Edelmetalle und Edelsteine haben die Menschheit schon immer fasziniert, egal in welcher geografischen Region sie gelebt hat. Aber Metall ist natürlich nur soviel Wert, wie sein Gegenwert... Es kann ja durchaus sein, dass 1kg Gewürze den Gegenwert von 20 kg Gold haben.
Wenn die Bergleute also Gold hätten und daraus münzen machen, damit das handeln einfacher wird, könnten sie von anderen Leuten dafür Kakaobohnen kriegen. Die würden das Gold entweder nehmen, um sich ihrerseits z.B. von den Inselleuten Fische zu kaufen oder, wenn sie mehr Gold haben, als sie ausgeben müssen, Schmuck daraus anfertigen. Das Kakaovolk könnte ja auch seine eigenen Goldmünzen aus den erhandelten prägen, bzw. einfach Goldbarren einkaufen, eben im Tausch gegen Kakao.
Es gab aber z.b. auch Muschelgeld, das hat auch funktioniert. Es konnte eben nicht jeder seine eigenen Muscheln sammeln, sondern der Vorgang war recht kompliziert und langwierig, wodurch er seinen Wert erhalten hat. Wenn jeder Atztekte 10 Kakaobäume hat, eignet sich Kakao als Bezahlung sicher nur bedingt. Wenn es aber schwer ist, an Kakaobohnen heran zu kommen und dies mit Aufwand verbunden ist, dann schon.

Sanjani

Hallo ihr,

erst mal vielen Dank für euere Anregungen dazu, ich glaube, ich bin jetzt schon einen Schritt weiter.

Zitat von: Pygmalion am 24. März 2014, 11:35:05
Also, um das hinzukriegen, kann einem das Wissen um die Entwicklung von Münzgeld recht gut weiterhelfen.

Hierzu hab ich mir gestern Abend mal den Wikipedia-Artikel zu Gemüte geführt. Ich habe verstanden, dass die Münzen irgendwann in Umlauf gekommen sind anstelle der anderen Tauschwaren, weil Silber und Gold usw. für alle einen gewissen Wert besaßen und es entsprechend aufwendig ist, das Zeug herzubekommen. Meine Länder müssen aber dann jedes irgendwelche Reichtümer haben, die sie in die Waagschale werfen können, sonst sind ja die Goldvölker von Natur aus reich und können viel kaufen, und die anderen nicht, oder?

Was ich nicht so ganz verstehe, ist, dass doch die Münzen auch irgendwie gedeckt sein müssen, oder ist das nur in modernen Gesellschaften mit Papiergeld wichtig (Stichwort Inflation)? Leider kann ich mich an meinen Geschichts-LK nur noch schemenhaft erinnern, aber ich weiß noch, dass es doch in den 20er Jahren diese große Inflation gab, wo permanent Papiergeld gedruckt wurde, weil keins mehr im Umlauf war oder so ähnlich, und dadurch verlor es dann an Wert. Aber für Münzen dürfte das ja nicht gelten, weil die per se wertvoll sind (weil das Gold ja schon drin ist). Stimmt das jetzt so oder bin ich da schon wieder völlig verkehrt? :)

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

cryphos

Hallo zusammen,
sehr interessant finde beim Thema Währung immer wieder die japanische Variante, wobei ich hier vorrausschicken muss, dass ich mich damit nur sehr Laienhaft auskenne.
Im Mittelalter wurde der Reichtum oder das Einkommen eines Menschen in Koku gemessen.
Ein Koku entspricht der Menge getrockneten Reises, welche ein erwachsener Mensch im Jahr verspeist.
Parallel dazu gab es auch verschiedene Münzwährungen. Zum einen die japanische, zum anderen aber auch die chinesische und auch vietnamesische. Alle waren oft gleichzeitig in Japan verbreitet und akzeptiert.
Abhängig von der Reisernte, Inflation, etc. wurde ein Koku jedes Jahr quasi neu eingepreist. So entsprach ein koku in einem durchschnittlichen Erntejahr in ungefähr einem Ryo (historische japanische Währungseinheit, heute Yen), bei schlechten Ernte Jahren aber auch mal mehr als 3 Ryo.
Dennoch wurde das Einkommen eines Samurai, Daimyo, Bauern etc. in Reis pro Jahr, also Koku angegeben.

Ich vermute mal, dass Handel zwischen verschiedenen Kulturen früher genauso funktionierte. Statt dem Goldpreis oder dem Dollar als Referenzwährung nahm man ein alltägliches Handelsgut und rechnete das auf.

Auch interessant ist sicherlich das Handelswesen der Wikinger. Diese handelten von Skandinavien bis hinunter in den Orient (nachweislich Konstantinopel) und kamen damit auch mit viele Fremdwährungen in Kontakt. Dadurch hatten sicherlich auch eigene Wechseltabellen. Leider kenne ich mich hier noch schlechter aus als in Japan.

Pygmalion

#52
Das Geld war auch nicht leer in den 20ern, sondern die Güter sind so teuer geworden, dass das GEld automatisch nichts mehr wert war. Vorher hat ein Brotlaib 1 Mark gekostet, dann 1 Mrd. Das heißt, eine Mark war weniger Wert als Klopapier.

Ja, mit Münzgeld geht das nicht soo leicht, weil es ja schon einen Eigenwert besitzt (Sein Gewicht). Aber natürlich kann das da auch schwanken. Z.B. gibt es da aus dem Mittelalter Rechnungen von Handwerken bzw. was die verdient haben. Das konnte schon schwanken. Gerade in Notzeiten bekam man für ein Brot sicher mehr Münzen, als wenn die Ernten richtig gut waren.

Du bist ein bisschen zu sehr auf Rohstoffe fixiiert, glaube ich. Für Dienstleistungen und Wissen kriegt man auch Geld. Und Wenn ein Land nichts zum Verhandeln hat (Irgendetwas gibt es immer - Holz, Vieh, Salz, etc., es gibt kein Land auf der Welt, das nichts hat) dann kann es ja immernoch viel Handeln, um an Reichtum zu gelangen (wie Holland in der Frühen Neuzeit... guck dir das Miniland an, war aber die größte Handelsmacht seiner Zeit.) Klar sind diejenigen, die das Gold abbauen und verkaufen, tendenziell reicher. Aber warum auch nicht? Mail ist das Beste Beispiel dafür, im Mittelalter das mit Abstand reichste Land Afrikas. Vielleicht sogar der Welt. Weil es Gold besaß. Sehr große Mengen Gold. Und gleichzeitig noch den Saharahandel kontrolliert hat.
Aber auch innerhalb dieser Länder gilt: Am Ende sind die am Reichsten, die das Gold weiterverhandeln, nicht die, die das abbauen.

Vielleicht ist Gold deshalb so wertvoll, weil es als erstes bekannt wurde. Es liegt so herum, muss nicht noch groß verhüttet werden. Man kann es also einfach aus dem Fluss sammeln, oder der Erde. Und als man es erstmal hatte, das schöne glänzende Zeug, wollte man mehr und jeder wollte. Und weil es jeder wollte, konnte derjenige, der es gefunden hatte, eben sehr viel als Gegenleistung verlangen.

EDIT: @Cyphros: Umrechnungstabellen sind mir nicht bekannt, aber das war auch nicht zielführend, weil die häufig nicht mit Münzgeld bezahlt haben. Sondern, wie ich oben schon schrieb, die Münzen zerstückelt haben, bis sie das passende Gewicht hatten, für das, was der Händler verlangte.
Es gab da glaube ich auch keine Richtpreise. Das war eine Mischung aus Erfahrung, Qualität der Ware und dem, wie gut man handeln konnte. Ich glaube, es gab da schon ganz konkrete Vorstellung, wieviel ein guter Pelz maximal zu kosten hatte. Ohne, dass das irgendwo fixiert wurde.

Churke

Zitat von: Sanjani am 24. März 2014, 11:50:15
Was ich nicht so ganz verstehe, ist, dass doch die Münzen auch irgendwie gedeckt sein müssen, oder ist das nur in modernen Gesellschaften mit Papiergeld wichtig (Stichwort Inflation)?
Handelt es sich um Kurantgeld, entspricht der Wert einer Münze dem darin enthaltenen Metall.

Papiergeld ist technisch gesehen ein Schuldschein. Es verbrieft eine Forderung, und die Forerung ist eben immer nur so werthaltig wie der, der den Schuldschein ausgestellt hat.

Es gibt noch eine dritte Form: Ungedecktes Münzgeld, das weder einen entsprechenden Materialwert besitzt, noch eine Forderung verbucht. Das Vertrauen in den römischen Denar war so groß, dass die Kaiser jahrhundertelang den Silbergehalt reduzieren konnten. Bis die Währung im 3. Jahrhundert in einer Hyperinflation zusammenbrach.  ::)

ZitatLeider kann ich mich an meinen Geschichts-LK nur noch schemenhaft erinnern, aber ich weiß noch, dass es doch in den 20er Jahren diese große Inflation gab, wo permanent Papiergeld gedruckt wurde, weil keins mehr im Umlauf war oder so ähnlich, und dadurch verlor es dann an Wert.
Wenn ein Staat pleite ist, hat er zwei Optionen: Er kann den Bankrott erklären (Zahlungsausfall) oder Geld drucken und damit seine Rechnungen bezahlen. Die Frage ist immer, was die Regierung für das kleinere Übel hält.

ZitatAber für Münzen dürfte das ja nicht gelten, weil die per se wertvoll sind (weil das Gold ja schon drin ist). Stimmt das jetzt so oder bin ich da schon wieder völlig verkehrt? :)
Dann greift das Greshamsche Gesetz: Wenn du schlechte Münzen in Umlauf bringst, verschwinden die guten. Die Leute horten es und geben es nicht mehr aus. An dem Problem haben sich schon die alten Römer die Zähne ausgebissen.

Zitat von: cryphos am 24. März 2014, 12:10:38
Im Mittelalter wurde der Reichtum oder das Einkommen eines Menschen in Koku gemessen.
Ein Koku entspricht der Menge getrockneten Reises, welche ein erwachsener Mensch im Jahr verspeist.
Das erinnert mich an Adam Smith. Adam Smith erkannte, dass Gold nur ein Tauschmittel ist, und verortete den wahren Reichtum im Bodenertrag.

cryphos

Zitat von: Churke am 24. März 2014, 12:28:26
Das erinnert mich an Adam Smith. Adam Smith erkannte, dass Gold nur ein Tauschmittel ist, und verortete den wahren Reichtum im Bodenertrag.
Stimmt -  im Gegensatz zu Smith Theorie und Denkansatz, war der Koku in Japan gelebte Praxis. Von daher ist es für einen Weltenbauer ohne nennenswerte Kenntnisse in VWL vielleicht anschaulicher als Smith. Wenn man mit VWL keine Probleme hat ist Smith wirklich eine interessante Quelle.

Sanjani

Ich danke euch allen. Ich glaube, jetzt sehe ich ein bisschen klarer. Doch doch, es gibt bei mir auch Dienstleistungen und Wissen. Ich hab es nur nicht erwähnt, weil ich irgendwie fand, dass es griffiger sei, mit Kakobohnen und Münzen herumzuhantieren :)
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Fianna

Zitat von: cryphos am 24. März 2014, 12:10:38
Ich vermute mal, dass Handel zwischen verschiedenen Kulturen früher genauso funktionierte. Statt dem Goldpreis oder dem Dollar als Referenzwährung nahm man ein alltägliches Handelsgut und rechnete das auf.
War ja mein Vorschlag  :)

Schwarzhand

#57
Ich wollte dieses Thema wieder aufgreifen,
Da Währung stets ein großer Faktor in Fantasyromanen ist. In meiner Welt besteht das Geld aus "Aran", einem milchig weißem Metall. Ich denke darüber nach, eine zweite Währung einzubauen, die meistens als Kupfer oder Silber dargestellt wird. Nur besteht jetzt das Problem, dass man die Preisverhältnisse festlegen muss :D
Aber da muss man eben durch ;)
Ich habe außerdem diese Seite gefunden:
http://www.mittelalter-server.de/Mittelalter-Geld/Das-Mittelalter-Geld-im-Mittelalter_Preise.html
Dort werden mittelalterliche Waren in Euro und Silber umgerechnet. Die Tabelle hat mir wirklich geholfen, um einen gewissen Richtwert für die Preise meiner Welt zu erstellen :jau:

Grüße Daljien

Churke

Zitat von: Daljien am 05. August 2014, 19:17:04
Da Währung stets ein großer Faktor in Fantasyromanen ist. In meiner Welt besteht das Geld aus "Aran", einem milchig weißem Metall. Ich denke darüber nach, eine zweite Währung einzubauen, die meistens als Kupfer oder Silber dargestellt wird. Nur besteht jetzt das Problem, dass man die Preisverhältnisse festlegen muss :D

Ja, der Bimetallismus.  ::)
Obwohl es immer wieder gemacht wurde, funktionieren 2 Währungsmetalle mit festen Wechselkursen nie richtig, weil man zwar Preise, aber keine Werte festsetzen kann.
Mit Scheidemünzen ist das besser, aber man braucht dafür aber ein gewisses Vertrauen in die Währung. Staatliche Falschmünzerei ist und war immer an der Tagesordnung. Nur muss man aufpassen, dass man es nicht übertreibt.


Diese Probleme hat man mit dem Solaren Credit nicht. Der SC ist die Währung der Solaren Union und existiert allein als Kontobuchung (Bargeld wurde abgeschafft). Der SC lässt sich einerseits beliebig erzeugen, andererseits kann Vater Staat Guthaben jederzeit einfrieren und konfiszieren. Jeder Bürger ist erpressbar und strampelt im Hamsterrad.
In der Unterschicht kursieren Fast-Food-Gutscheine als Parallelwährung. Die Gutscheine werden vom Staat ans Prekariat verteilt, besonders im Wahlkampf, und sind einlösbar bei allen börsennotierten Fast-Food-Ketten.

Und dann gibt es noch Gold. Der interstellare Handel wird meist in Gold abgewickelt, weil Gold kein Emittentenrisiko trägt und nicht zurückverfolgt werden kann.
Da die Solare Union eine soziale Marktwirtschaft ist, darf selbsterständlich jeder Gold besitzen. Es ist nur meldepflichtig und wird konfisziert, wenn der Besitzer die legale Herkunft nicht beweisen kann. Wenn die Solare Union allerdings selbst krumme Geschäfte macht (z.B. Bestechung), stellt sie den Mafiosi "Unbedenklichkeitsbescheinigungen" aus, die als Nachweis des legalen Erwerbes dienen.
Die Solare Union versucht, die Verwendung von Gold zurückzudrängen und interstellare Transaktionen nur noch in SC abzuwickeln, damit auch die Handelspartner erpressbar sind. Außerdem ist Gold richtig teuer, während der SC die Zentralbank der Solaren Union nur einen Knopfdruck kostet.

Fianna

#59
Bei dem Thema Währungen redet man fast immer nur über Rohstoffe, Umrechnungen oder Werte.

Aber warum nicht durchbrochene Münzen, wie in Australien, weil einfach nicht genug Rohstoffe da sind, um ausreichend Münzen zu haben? In der Mitte wurde etwas ausgestanzt, so dass man 2 Münzen in Umlauf bringen konnte.
In der Geschichte des Münzwesen gibt es so manche Besonderheit, von der ich denke, dass das eigentlich super auch in eine Fantasywelt übertragbar wäre. Als ich in einem Münzkabinett war, habe ich einfach mal alle Texttafeln abfotografiert, weil es zu viele Informationen enthielt :D
Ansonsten bekomme ich in jedem Museum Plotideen, die ich verwenden kann. Wenn ich irgendetwas auf einer Tafel lesen, kommen mir direkt (manchmal nur lose mit dem dargestellten Objekt/Informationen verbunden) viele Ideen, so dass ich inzwischen alle Texttafeln abfotografiere und meist mit einem Notizbuch ins Museum gehe, um Ideen aufzuschreiben.
Fremde Menschen müssen mich wirklich für komisch halten, wenn sie mich im Museum sehen und ich minutenlang auf etwas draufstiere, Text fotografiere oder wild herumkritzel.

Beispielsweise kann ich Grabräuberei sicher irgendwann mal gut verwenden: wenn ich mal eine Person diskreditieren will, lasse ich die Gesellschaft herausfinden, dass er seinen Reichtum der Grabräuberei verdankt (möglicherweise entlarvt durch den Besitz bestimmter Münztypen, die unter König x alle eingeschmolzen oder umgeprägt wurden, und demnach aus einem Grab dieser Zeit stammen müssen).

Oder durch die verwendete Münzart (gibt es nur in Land x sowie in den damit Handel treibenden Ländern, y und z) verrät sich jemand, der sich unter falscher Biographie eingeschlichen hat (kommt aus Land a, wo er mit diesen 3 Ländern keine Berührungspunkte hat). Das ist natürlich zweischneidig; wenn man es ganz eindeutig haben will, passt es nur, wenn besagte Person wirklich direkt aus a an den Ort der Handlung gereist ist und keine großartigen Geschäfte mit anderen Reisenden gemacht hat. Aber gerade durch diese nicht sichere Sache ist das doch gut zu verwenden, weil Prota A das als letztes Indiz für eine Lüge nimmt, Prota B das aber ganz anders sieht.

Deswegen finde ich es immer wichtig, wenn Fantasyautoren auch auch generell mit Geschichte beschäftigen. Fantasywelten sind meist sehr glatt und schnörkellos, oder die Sachen bewegen ziemlich an der Oberfläche. Es gibt aber so viele einfache Kniffe, mit denen man eine Komplexe Tiefe suggerieren kann; man muss einfach nur mal Stichpunkte notieren, wenn man etwas über eine bestimmte Zeit liest.
Ein konkretes Beispiel hatte ich nicht im Kopf, aber ich wette, für die Erste meiner hier geposteten Notizen-Fetzen gibt es mindestens drei dokumentierte Fälle, über die man in irgendeinem Standardwerk stolpert, wenn man was über eine bestimmte Zeit liest.

Ich finde es nicht sinnvoll, wenn man sich komplett über eine Zeit informiert und die nachbildet, aber in einer Fantasywelt (machen jedenfalls die Schreibanfänger in einem anderen Forum wohl meistens, weil es da soviele Threads und Detailfragen zu gibt), aber so kleine historische Fakten wie die durch Ausstanzung verdoppelten Münzen usw kann man sich super in einem Welten-Notizbuch sammeln und dann bei Bedarf einen Plot gezielt mit Nebeninformationen versehen, die in der Summe den Eindruck einer gewachsenen, funktionierenden Welt mit Vergangenheit suggerieren.

Bei mir steht ein Buch namens "London's Strangest Tales" in der Schreibecke statt im Historischen Sektor, obwohl ich da noch nicht groß reingesehen habe  :) aber aus der Geschichte kann man für so kleine Sachen immer die besten Anregungen nehmen.