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Neue Arbeitsgruppe: "Plotschmiede"

Begonnen von gbwolf, 27. Oktober 2008, 10:11:37

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Geli

Vorsichtig gefragt - wie umfangreich ist denn durchschnittlich eine Plotübersicht?
Die, nach der ich arbeite, hat fast 30 Seiten für 38 Kapitel.

Coppelia

Ich glaub, da gibt es keine Regeln, aber länger als ein Exposee sollte sie nicht sein, denk ich ... also maximal 2 - 3 Normseiten.

Geli

Hm, hm, hm.
Verwundert mich nun doch.
Aber vielleicht verbinde ich mit Plot nicht das, was Ihr damit verbindet.

Ich kenne "Plotten" als Methode aus einem Workshop, in dem von 15 Teilnehmern gemeinsam ein Roman geschrieben wurde. Wir mussten vorher für jedes Kapitel, das natürlich jeweils nur von einem Autor geschrieben wurde, was exakt wo, wann und wie passieren muss.

Ich gebe mal ein Beispiel

Kapitel1: um 8 Uhr morgens küsst der Junge das Mädchen, darauf kommt die Mutter des Mädchens und droht ihm an, dass sie das Bügeleisen nach ihm wirft. Aber der zuständige Hausdrache spuckt Feuer, die Mutter verbrennt, Junge und Müdchen fallen sich in die Arme. Anschließend klingelt der Postbote. Er bringt die Hiobsbotschaft, dass der Vater des Jungens gegen die Verbindung mit dem Mädchen ist.

Kapitel 2: Wir sehen den Vater an seinem Schreibtisch über der Bilanz brüten. Um die Firma steht es schlecht. Abhilfe schaffen könnte die Ehe des Sohnes(Einzelkind) mit der Erbin der Konkurrenfirma. Da ihm der Sohn aber bisher immer gehorcht hat, sieht der Vater auch jetzt keine Schwierigkeiten. Er läd Sohn und Erbin zum Abendessen ein, lässt den Notar den Ehevertrag vorbereiten und bestellt beim Juwelier schon mal die Verlobungsringe.

Wenn der Roman lang wird, kommen auf diese Weise schon mal etliche Seiten zusammen.

Coppelia

An Workshops hab ich noch nicht teilgenommen, ich bin Autodidakt. ;)

Für mich wäre das, was du da schreibst, meine persönliche Inhaltsangabe, an der ich mich beim Schreiben orientiere. In der Tat liegt sowas bei mir manchmal vor (meist hab ich es eher im Kopf, muss ich gestehen), wenn ich schreibe. Der Plot ist für mich die stark abstrahierte Form davon, in dem Handlungszusammenhänge stark zusammengefasst wiedergegeben werden, sodass die Übersicht nicht durch Kleinigkeiten verloren geht. Nur die relevantesten Dinge für die Handlung würden im Plot stehen, der Rest gar nicht. Z. B. dass die Mutter ein Bügeleisen wirft, würde nie in meinem Plot stehen. Die Länge des Romans wäre dabei gar nicht relevant, weil es um die Hauptthemen und Hauptkonflikte geht, und darauf würde sich der Plot bei mir vor allem konzentrieren.

Aber es stimmt wohl, dass manche Plots aus Szenenübersichten bestehen. Aber auch die wären dann - meiner Meinung nach - so ausgerichtet, dass die übergeordneten Handlungselemente daran klar werden.

gbwolf

 :winke: Ich bin auch mal wieder da und kann etwas dazu sagen.

Also: Grundsätzlich haben wir schon Sachen besprochen, die länger waren. Ab 25.000 Zeichen wird es allerdings schwer, das noch im Rahmen der Plotschmiede zu machen. Eine Forensoftware ist einfach nicht sehr übersichtlich und angenehm, was die Kommentarfunktionen angeht.
Für den ersten Eindruck reicht auch eine grobere Darstellung von Plot und Figuren, die wichtigeren Szenen kann man auch etwas mehr betonen. Nachfragen ergeben sich dann sowieso und können gemeinsam erörtert werden. Bei sehr langen Texten kann man auch überlegen, jeden größeren Abschnitt einzeln zu behandeln.
Wird es dann noch umfangreicher ist meine Empfehlung, sich über die Betaleservermittlung einen Paten zu suchen und mit diesem intensiv zu arbeiten. In der Plotschmiede sind wir keine Profis, wir versuchen, uns gegenseitig zu ergänzen und nicht jeder hat viel Zeit. Einen Plot von 25.000 Zeichen zu durchleuchten und zu kommentieren, kostet mich meistens um die 2 Stunden, weil ich mir viele Gedanken mache. Ob ich etwas bearbeiten kann, das viel länger ist, weiß ich nicht.

Viele Grüße,
Nadine

Geli

@Coppelia - Workshop hin oder her, davon wird man auch kein Profi.
Da hilft nur Schreiben, Schreiben, Schreiben, wie jeder von uns weiß  ;)

Aber man bekommt mit bestem Fall in einem Workshop kompakt Wissen vermittelt oder eine Kritik von echten Profis und kann sich vor allem mal ähnlich wie bei einem Zirkeltreffen über mehrere Tage mit Leidensgenossen austauschen.

Mir hat das damals beim ersten von mir besuchten Workshop am meisten geholfen; zu sehen, dass ich nicht die einzige Verrückte auf dieser Welt bin. Schreibt man nämlich wie ich erst einmal 20 Jahre im stillen Kämmerlein wie ich damals (das Internet steckte noch im Strampelanzug), läuft man Gefahr zu versauern - und sich selbst zu unterschätzen.   

Aidan

Wie sieht es bei den Gruppen zur Zeit eigentlich aus? Eventuell würde ich mal wieder mitmachen wollen, auch wenn mein Plot erst sehr grob steht. Aber es motiviert ungemein, wenn man ihn einmal soweit ausformulieren muss, dass jemand anderes sich ein Bild machen kann, und man gezwungen ist, sich damit zu befassen. Ausreden und Entschuldigungen gibt es mehr als Startknöpfe.
"Wenn du fliegen willst reicht es nicht, die Flügel auszubreiten. Du musst auch die Ketten lösen, die dich am Boden halten!"

,,NEVER loose your song! Play it. Sing it. But never stop it, because someone else is listening."

gbwolf

Die Plotschmiede wird Ende August ihre Pforten schließen. Ihre Funktion ist zu weiten Teilen von der Rubrik "Mein Roman" übernommen worden, die nur von registrierten Mitgliedern eingesehen werden kann.

Rika

Huh. Ich hatte immer gedacht, ich habe ja im aktuellen Projekt nicht genug/kein "echtes" Plot und gehofft, vielleicht mit dem nächsten Projekt hier mal mitzumachen... "Plotschmiede" klang immer so extrem hilfreich, so nach "jede Menge lernen können".

Ah well, dann hoffe ich auf das Mein Roman thread.

gbwolf

Ja es ist schade und es tut mir selbst leid, aber ich kann das nicht mehr stemmen und es hat sich in den letzten eineinhalb Jahren auch kein anderer Betreuer gefunden.
Die Schwierigkeit ist, zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Gruppe zusammenzubekommen, die dann auch fleißig arbeitet und sich nicht nach zwei Wochen wieder auflöst, weil dann doch alle keine Zeit haben. Ich habe festgestellt, dass eine Gruppe eine wirklich intensive Betreuung braucht, also jemanden, der laufend die Mitglieder motiviert, selbst kommentiert und zum Kommentieren anregt, Themen eröffnet und Fragen stellt. Also im Prinzip einen Workshopleiter. Bei Montségur wechseln sich da Freiwillige ab, bei uns hat das leider nie so richtig geklappt.
Wenn jemand wirklich, wirklich versichert, dass er sich dahinter klemmt und eine Gruppe leitet, dann stehe ich als Moderator für alle technischen Dinge zur Verfügung, das ist kein Problem, aber selbst leiten, dafür fehlt mir die Zeit.

Alia

Wie schaut es denn eigentlich derzeit aus, haben hier Mitglieder Interesse an einer festen Gruppe?

Alternativ könnte ich mir auch vorstellen, dass es so etwas, wie "Buchpaten auf Gegenseitigkeit" geben könnte. Also ein kleines Team von ca. 2-5 Leuten, die sich gemeinsam bei ihren jeweiligen Projekten helfen und eng zusammen arbeiten, von der ersten Idee - bis zum fertigen Buch. Dann kann man sich die Leute selbst aussuchen und hat im besten Fall eine ausgewogene Gruppe mit ähnlichem Tempo/Einsatz, Buchthemen, die alle anderen wirklich interessieren, und Ansprechpartner, die sich in dem Buch so gut auskennen, dass sie wirklich helfen können.
Jeder bringt sich ein und jeder bekommt was wieder. Und wenige Leute unter einen Hut zu bekommen ist viel einfacher...

Maja

#101
@Alia
Für so etwas ist das Board Betaleservermittlung da. Dort bekommst du genau das, was du gerade vorgeschlagen hast.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Alia

Nein Maja,
da sehe ich schon einen Unterschied:
1. das Betaleserboard ist nicht jedem hier zugänglich
2. jemand sucht dort nach Helfern für sein Projekt - das bedeutet aber nicht, dass es um einen Austausch "hilfst du mir, helf ich dir" geht. Die Betreuung wäre zwar ähnlich, wie bei den Beta-Lesern. Allerdings würde es innerhalb einer geschlossenen Kleingruppe zur gegenseitigen Hilfe kommen. Ist ja nicht automatisch so, das der Betaleser den Autor als Betaleser für das eigene Werk nimmt, oder?

Maja

Bei einer geschlossenen Kleingruppe können sich die einzelnen Mitglieder nicht aussuchen, wer außer ihnen in die Gruppe kommt, man hat also nicht die Wahl, sondern ist dem Zufall ausgeliefert, dem Gruppenleiter und denjenigen, die sich gerade auch angemeldet haben. Ob die Mitglieder dann miteinander auskommen, ausgerechnet den Stil ihrer Mitstreiter mögen oder auch nur mit dessen Ideen etwas fangen können, ist nicht garantiert.

Die Betaleservermittlung steht jedem offen, jedes Forenmitglied kann sich dort als Romanhelfer oder -retter melden, und daß man erst ab einer gewissen Beitragszahl dort Themen eröffnen kann, ist vor allem schlechten Erfahrungen aus der Vergangenheit geschuldet, als neue Mitglieder, bevor sie auch nur irgendeine Eigenleistung erbracht hatten, direkt vom Willkommensboard in die Betaleservermittlung marschierten, sich Helfer für ihren Roman zusammentrommelten und danach nichts mehr von sich hören ließen außer Versuchen, ihre Betaleser schlechtzumachen von wegen "Die leisten nicht genug." Die Mindestzahl an Beiträgen, die wir damals verhängt haben, um dort neue Themen zu eröffnen, ist nicht besonders hoch, und im übrigen war sie immer auch Aufnnahmekriterium für die Plotschmieden.

Das Motiv "Hiflts du mir, helf ich dir" steht im ganzen Forum im Mittelpunkt - es geht nicht zwangweise darum, daß Person A Person B hilft, sein Buch zu schreiben, und dafür B das gleiche für A tut. Auch das ist möglich, natürlich, es haben sich schon richtige Teams zusammengefunden, die sich erst gegenseitig betagelesen haben und dann so viele gemeinsame Ideen hatten, daß sie ganze Romane zusammen konzipiert haben. Sowas ist toll, das Prinzip hinter dem Forum funktioniert aber so:
A sucht für sein neues Buch einen Betaleser und bekommt Hilfe von B
C hat Fragen zu einem kniffligen Recherchethema, A kennt die Antwort
B kommt mit einer wichtigen Szene nicht weiter, C hat die rettende Idee.

Jeder nimmt und jeder gibt, nicht zwangweise immer den gleichen, aber denen, die es gerade brauchen. Jeder hilft da wo er kann und wie er kann. Ich zum Beispiel brauche regelmäßig Betaleser, die meine Texte lesen, die Fehler aufzeigen und mich anfeuern. Ich bin selbst aber eine grottig unzuverlässige Betaleserin, wenn es um anderleuts Bücher geht. Dafür kann ich andere Sachen, zum Beispiel dieses Forum unterhalten.

Wir haben das Board "Mein Roman" (das übrigens keine Beitragsbeschränkung hat) und die Betaleservermittlung. Wir brauchen kein drittes Board, das in die gleiche Kerbe schlägt.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

gbwolf

Ich bin nicht ganz deiner Meinung, Maja. Persönlich arbeite ich sehr gerne in Kleingruppen und mag es auch, wenn ich dort auf Leute stoße, die ich mir vorher nicht ausgesucht habe - wenn es gutgeht, dann hat man oft ganz andere Perspektiven auf sein Werk. Und es gibt Autoren, die ihr Werk gerne in einer geschlossenen Gruppe besprechen wollen, das kann ich ebenfalls verstehen.

Die Plotschmiede in irgendeiner Form wiederzubeleben halte ich allerdings nur dann für sinnvoll, wenn sich nicht einfach eine Gruppe zusammensetzt, sondern das ganze wirklich den Charakter eines Workshops hat. Also eine wirkliche Projektgruppe.
Das bedeutet aber auch, dass es eine Person geben muss, die ganz ausdrücklich die Verantwortung übernimmt, die sich hinstellt, einen zeitlichen Rahmen festsetzt, die Gruppenmitglieder tritt, wenn sie sich drücken und nicht zu Potte kommen und die nach einem Monat das Ding zu einem runden Abschluss bringt.
Denn der Anfangsenthusiasmus verfliegt schnell. Zu der Arbeit, sich um den eigenen Plot zu kümmern, kommen noch 2-5 andere Plots, die volle Konzentration verlangen. Wenn ich für mich spreche, dann benötige ich ca. 2 Stunden (Minimum), um mich in einen fremden Plot einzudenken, ihn zu analysieren und zu kommentieren. Macht schon 10 Arbeitsstunden + ein oder zwei weitere Durchgänge, um die Neufassung durchzusehen. Dazu noch der Austausch in der Gruppe. Das ist eine fruchtbare Arbeit, von der alle profitieren, aber der Aufwand ist nicht zu unterschätzen.
Es gibt für mich noch ein paar Leute, für die ich Betalese und das auch gerne tue (Wahrscheinlich das andere Problem der Plotschmiede: Durch die Treffen haben sich ja bereits privat Gruppen gebildet, die sich helfen), aber mich über längere Zeit mit längeren Plots auseinandersetzen, das kann ich nicht mehr leisten. Wenn ich das jemals wieder mache, dann, wenn ich besser bin und als bezahlter Schreibcoach arbeiten kann.

Aber wenn, wenn es jemals wieder ein Projekt geben sollte, dann wäre es natürlich nur noch ein kleiner Zusatzaufwand, das Erlernte wiederzugeben und die unterschiedlichen Plottechniken den anderen Zirklern darzustellen  ;D