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Landschaft und Klima eurer Welt

Begonnen von Luisa, 26. Oktober 2008, 14:22:57

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Romy

#30
Ich habe festgestellt, dass ich früher, am Anfang meines schreiberischen Schaffens, eher unrealistische Karten gezeichnet hab - z.B. lagen dort Wüsten gleich neben fruchtbaren Ebenen, an deren Ende sich widerrum ein Gebirge schnurgerade in höchste Höhen schraubte  ;D
Aber in den vergangenen Jahren sind meine Karten dann doch realistischer geworden.  :hmhm?: Jetzt geht die Wüste langsam (mit verschiedenen Wärme/Hitze-Stufen) in die fruchtbare Ebene über und zwischen der Ebene und dem Gebirge liegen erst mal Hügel, die dann über mehrere Tage, die der Protagonist hindurch reist immer höher werden etc.

Aber es kommt auch drauf an, ob ich eine Karte für ein einzelnes Land, einen Kontinent oder eine ganze Welt zeichne. Bei einem einzelnen Land bleibe ich ungefähr in denselben klimatischen Bedingungen, also überwiegend warm, kalt, mild etc. und nehme dann das, was Landschaftlich dazu passt. Also krasse Brüche auf einem relativ kleinen Raum mag ich nicht sonderlich ... Wenn ich allerdings eine komplette Welt, mit mehreren Ländern und Kontinenten entwerfe, kommt meist alles mal vor, was es so an Landschaftlichen Eigenheiten zu geben hat - aber dann halt immer so, dass es halbwegs realistisch nebeneinander passt.  ;)
Kleine Unstimmigkeiten ergeben sich vermutlich immer noch, aber erstens bin ich kein Experte und zweitens hoffe ich, dass es keiner meiner späteren Leser so genau bemerkt ... ich gebe mir Mühe  :hmmm:

Zitat von: AlexWas ich hinzufügen wollte: Es kann außerdem witzig sein, Kulturen anderen Orten zuzuordnen als auf der Erde. Zum Beispiel die arabische Architektur in die Arktis verlegen brasilianische Mode nach England, obwohl das dann doch zu kalt wäre.
So was mache ich auch mal ganz gerne. Zum Beispiel habe ich auf einer Welt (deren Geschichte ich auch dringendst mal weiter schreiben sollte  ::)) eine Kultur, die der arabischen angelehnt ist, aber das Land ist eher mitteleuropäisch und komplett bewaldet. Das verleiht der Geschichte das gewisse Etwas, finde ich  ;)

@Tarah und Isleya: Nehmt es mir nicht übel, aber sooooo ganz neu ist diese Idee ja nicht. Lest z.B. mal die Darkover-Romane von Marion Zimmer Bradley. Für ihre Telepathen gehören diese Gespräche zwischen zwei Personen, die sich an weit auseinanderliegenden Orten befinden, zum Alltag  :)
Davon abgesehen: Ich selbst verwende diese Art des geistigen Reisens auch öfters mal  ;)

Tarah

@Romilly: Habe ich gesagt, dass diese Gedankenvernetzungen auf meinem Mist gewachsen sind? :hmhm?: Aber in Ordnung. Ich oute mich! Diese Idee mit den Gedanken kam mir diesen Sommer, als ich von Trudi Canavan "Das Zeitalter der Fünf - Priester" gelesen habe... :buch: In diesem Buch findet sich eine Art Traum- wie Gedankenvernetzung. Ich konnte der Versuchung einfach nicht wiederstehen, auch so etwas einzubauen... :innocent:

Ich mixe auch gern Kultur mit Landschaft! Leider entstehen bei mir dann immer recht lustige Konstruktionen. Vielleicht sollte ich da doch lieber wieder meine eigene Fantasie spielen lassen :hmmm:...

Tarah

Romy

Hi Tarah!

Trudi Canavan hab ich (noch) nicht gelesen, aber einigen wir uns darauf, dass es die Idee schon mal öfters gab ... wobei ich das überhaupt nicht dramatisch finde, man muss es halt immer für sich und seine Geschichte aufbereiten, sodass es passt ...  :hmmm:

Zitat von: TarahIch mixe auch gern Kultur mit Landschaft! Leider entstehen bei mir dann immer recht lustige Konstruktionen. Vielleicht sollte ich da doch lieber wieder meine eigene Fantasie spielen lassen ...
Allzu plump darf man sowas natürlich nicht übernehmen und zusammensetzen, aber mit der eigenen Fantasie angereichert und aufbereitet ist das schon ein guter Trick, finde ich  ;)

Tarah

@Romilly: Ein guter Trick, wenn man ihn beherrscht... ;)

Tarah

Dämmerungshexe

Nachdem ich im Erdkundeunterricht eigentlich immer recht gut aufgepasst hatte, war mir ziemlich schnell klar, dass Landschaft und Klima nicht einfach so entstehen. Auf manchen meiner Karten zeichne ich sogar ein, in welche Richtung sich die Gebirge auffalten. Besondere Aufmerksamkeit schenke ich immer Dingen wie Windrichtungen und Berkketten, die Wolken abfangen können. Fruchtbare Gebiete liegen meist dort, wo Wind vom Meer Feuchtigkeit heranträgt. Trockene Gebiete oft weit im Landesinnern oder hinter Bergen, die keine Wolken mit Regen durchlassen.
Natürlich muss man sich nicht immer an solche physikalischen Gesetze halten, immerhin sind die meisten Fantasy-Welten von Magie erfüllt und die kann schonmal bewirken dass Landstriche fruchtbarer sind oder dass eine Wüste entsteht. Aber dieses Prinzip auf die ganze Welt anzuwenden wäre dann doch etwas arg hart.
Ich stelle mir das aus Sicht einer Kultur vor, die glaubt, dass das Wetter von Göttern gemacht wird, wie es die meisten frühzeitlichen Kulturen geglaubt haben. Für sie war keien andere Erklärung möglich und wenn ich für meine Welt sage: ja, das ist wirklich so! dann kann eine Wüste tatsächlich neben freuchbarem Ackerland liegen, je nachdem wie es den Göttern gefallen hat. Aber so wie man die Götter kennt, sind sie doch eher faule Gesellen und werden die Wetter-Arbeit irgendwann sich selbst überlassen, und dann setzt eine Logik ein, an der sich das Klima orientiert.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

FeeamPC

Letzten Endes wäre eine magische Barriere für Wolken ebenso eine Erklärung für die Entstehung einer Wüste wie eine Bergkette, vor der die Wolken abregnen.

Solange die Welt in sich schlüssig ist, kann man so ziemlich alles machen.

Kolibri

Hui.

Als ich das Wort Klima gelesen hatte, war mir klar, dass ich hier sofort meinen Senf dazugeben muss.  ;D
Mir ist da nämlich etwas echt kurioses passiert.

Ich war gerade am recherchieren für meine Welt. Als ich mich gerade über die möglichen Gebirgsformen informierte, sprang mir ein Artikel über Peru ins Auge.
Neugierig geworden begann ich zu lesen und stellte etwas unglaubliches fest: Peru war (abgesehen von der Landesform) mit meiner Welt identisch!
Gebirge, Strand, Wüste, Regenwald, alles in einem Land! Es war fast, als hätte da jemand das Klima meiner Welt beschrieben.

Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie begeistert ich war, endlich eine Vorlage zu haben, an der ich mich orientieren kann.

Liebe Grüße,
Das Flattervieh  ;)

Immortal

#37
Da mein aktuelles Projekt ziemlich großflächig angelegt ist. Genauer gesagt umfasst er zwei Kontinente und eine Insel, gibt es bei mir auch sehr viele verschiedene Klimatas.

Der Hauptkontinent ist ein wenig an das Klima Europas angelehnt. Da gibt es meine Wälder des Nordens, die extrem stark an Skandinavien angelehnt sind. Im Süden findet man eher mediterranes Klima, dann gibt es die Kornkammern, Weinberge und Laubwälder, die schlicht und ergreifend ziemlich ähnliches Klima wie wir hier haben.
Außerdem gibt es noch ein Inselkönigreich, das auch zu dem Kontinent gehört und das ebenfalls mediterranes, sehr auf Urlaub einstimmendes Klima hat.

Auf dem Nachbarkontinent habe ich die russische Taiga im Norden, die afrikanische Steppe in der Mitte und die orientalische Wüste im Süden. Um es einmal so auszudrücken, da das jedoch ein Kontinent mit großen Ländern ist und nicht mit so vielen kleinen Königreichen konnte ich dort das Klima noch abwechslungsreicher gestalten.

Tja, und die Insel hat ein wenig einen Sonderstatus. Dort herrscht meistens so viel Nebel, dass die Sonne gar nicht durchkommt. Gut für die Bewohner  ;D
Zahme Vögel träumen von der Freiheit, wilde fliegen.

Joscha

Ich habe in meiner Welt (ist eigentlich ein ganzer Planet, den ich entworfen habe), verschiedene Klimazonen, wie bei uns auf der Erde. Ich versuche eigentlich immer, mich an physikalischen und geographischen Gesetzen zu orientieren, was beispielsweise die Entstehung einer Wüste angeht. Ich habe etwa eine Wüste, die ist in Norden, Süden und Westen komplett von Gebirgen umgeben, sodass keine Wolken hineinkommen, weil die sich vorher abregnen. Ansonsten liegt der einzige Kontinent, den ich bisher ausgearbeitet habe, etwa auf der Höhe von Frankreich, was die Position relativ zum Äquator angeht. Da er allerdings sehr langgestreckt ist, herrschen im Süden durchaus nord- bis zentralafrikanische Temperaturen.

Prinzipiell orientiere ich mich häufig an Erscheinungen in unserer eigenen Welt und baue sie, zusammengemixt, überarbeitet und für meine Zwecke passend, in meine eigene Welt ein. So habe ich etwa im Norden des Kontinents eine Region, deren Landschaft und Klima Südengland sehr ähnlich ist, nur ein bisschen wärmer. Für einen Inselstaat im Südosten des Kontinents hat mir dann, klimatisch und landschaftlich gesehen, die Ägäis als Vorbild gedient.

Rakso

Ich sehe das genau wie Dämmerungshexe. Klima ist eigentlich ziemlich komplex. Man sollte sich Gedanken machen, wo her der Wind weht, wo es abregnet, etc. Und wie sich Gebirge, Steppen oder auch Wälder auf das Wetter auswirken. Besonders, wenn man mit seinem Plot in einem Gebiet bleibt. Denn da muss man höllisch aufpassen, dass es nicht in einem Jahr im Monat XY schneit und nächstes Jahr im selben Monat 30 Grad im Schatten sind. Is' mir nämlich schon mal passiert.

Seit dem fertige ich sogar grobe Strömungskarten an, damit ich mich nicht schon wieder verheddere.
Bei einem "typischen" Fantasy-Roman, in dem die Protagonisten auf dem Kontinent herumtingeln verzichte ich aber darauf.

Um euch nun endlich zu verwirren, kann man auch noch die Wärme von Meeresströmungen mit rein nehmen. In meiner Romanreihe, zum Beispiel, fließt von Norden eine kühle Strömung die Küste entlang. Durch das kühle Wasser kommt es zu keinen Regenfällen vom Meer her und die Küstenregion wird zur Wüste. Das war wichtig für mich, da diese Wüste eigentlich auf der Höhe Europas liegt und wir haben keine Wüsten in Europa. Umgedreht funktioniert dieses Phänomen auch.

Ein Beispiel in unserer Welt wären die Namib im südlichen Afrika oder der Golfstrom

Gruß

Esteve

Moni

Zitat von: Esteve am 22. November 2010, 20:25:26

Um euch nun endlich zu verwirren, kann man auch noch die Wärme von Meeresströmungen mit rein nehmen.

So etwas habe ich zb auch eingebaut, an den Golfstrom angelehnt. Prinzipiell trägt ein durchdachtes Klima ja auch zur Authentizität einer Welt bei, man kann sich also durchaus damit beschäftigen, um dem Ganzen mehr Tiefe zu geben.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Spinnenkind

Oh Gott, jetzt sind wir schon beim Golfstrom ;D

Ich habe ja auch, wie einige andere hier, das Gefühl, dass ein Geologe, Geograph oder wer auch immer in lautes Gelächter ausbrechen würden, wenn sie meine Karte sähen.

Ich bin zwar nicht ganz unwissend, was die Entstehung von Klima angeht (Monsun und sowas, jaa, sowas lernt man in Sinologie ;D), habe mich aber entschieden, meine relative Ahnungslosigkeit in eine Legende zu packen - so wissen meine Protas nämlich auch nicht mehr als ich, ätsch ;D In einer Fantasywelt ist das legitim, denke ich, soweit die Legende überzeugend ist.

In der Entstehung meiner recht beschränkten Welt (Ein Inselreich und ein paar Länder drum herum) war es der Sage zu Folge so, dass die Lakaien des Spinnengotts (Lindwürmern ähnlich) das Erdreich derlei zerwühlten, dass es bis zum Meer durchbrach, so die beiden Hauptflüsse entstanden und das am schlimmsten gebeutelte Land sich mit Wasser füllte - daher das Inselreich...ärhem, ja, logisch. Im Grunde genommen brauche ich einfach für meine Geschichte diesen recht eigentümlichen geographischen Aufbau.

Eigentlich eine hübsche Gelegenheit, euch zu fragen, was ihr davon haltet, es ist ja noch nichts in Stein gemeißelt ;)   


Telas

#42
Beim Klima fällt es mir immer sehr schwer, die Übergänge zwischen warm und kalt, trocken und feucht zu beschreiben.
Die Extreme hingegen sind wiederum relativ einfach. Ich kann viel besser über einen Blizzard schreiben, der über die Tundra zieht als über einen mäßig lauen Frühlingstag in einer gemäßigten Zone.
Zwischen den Klimazonen errichte ich immer Barrieren, ob es nun natürliche (Gebirge) oder magische sind.
Auf den beiden Seiten der Barriere herrscht dann jeweils ein anderes Wetter, aber sehr glaubhaft finde ich das nicht.

Spinnenkind

@Telas: Ach naja, so unglaubwürdig finde ich das nicht. Hohe Gebirge dienen oft als "Wolkenkessel", wo das Wetter bestimmt wird und auf der anderen Seite der Berge schon ganz anders aussehen kann (Beispiel Tibet, Monsun, Indien, dazwischen das Himalaya-Gebirge). Wüste und Eis sollten sich vielleicht nicht direkt gegenüberstehen ;D

Churke

Solche Übergänge können auch völlig unauffällig sein. Das Baskenland hat auch auf der spanischen Seite ganzjährig sehr hohe Niederschlagsmengen. Das ist was Auenland. Wenn man die Pyrenäen Richtung Südwesten verlässt, hat man 70 km weiter eine Vegetation wie in Nordafrika, örtlich sogar Wüste. (Bardenas)