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Fantasy-Literatur = Realitätsflucht?

Begonnen von Ary, 16. September 2008, 11:51:03

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Tenryu

Gibt es einen Link zu Kordons Stellungnahme?

Lomax

Zitat von: Tenryu am 27. September 2008, 00:31:10Gibt es einen Link zu Kordons Stellungnahme?
Klickst du hier: http://autorenforum.montsegur.de/cgi-bin/yabb/YaBB.pl?num=1221543239/101#101
  Aber nachdem jetzt hier in der Diskussion auch die von Herrn Kordon verwendete Argumentation auftauchte, dass die Darstellung in der Presse seiner Meinung Unrecht tut und jede Kritik sich auch nur auf diese fehlerhafte Darstellung beziehen kann, bin ich davon ausgegangen, dass die jetzt noch hier im Thread Aktiven auch diese Stellungnahme kennen. Es gibt hier ja eine Menge Leute, die in beiden Foren aktiv sind.

Karin

Zitat von: Lomax am 27. September 2008, 11:50:10
  Aber nachdem jetzt hier in der Diskussion auch die von Herrn Kordon verwendete Argumentation auftauchte, dass die Darstellung in der Presse seiner Meinung Unrecht tut und jede Kritik sich auch nur auf diese fehlerhafte Darstellung beziehen kann, bin ich davon ausgegangen, dass die jetzt noch hier im Thread Aktiven auch diese Stellungnahme kennen. Es gibt hier ja eine Menge Leute, die in beiden Foren aktiv sind.

Vielen Dank für den Link. Wenn du mit "die jetzt noch hier im Thread Aktiven auch diese Stellungnahme kennen" mich meinst muss ich dich enttäuschen. Ich kannte die Stellungnahme nicht, ich bemühe mich, mir selbst eine Meinung zu bilden und ich bin nicht in beiden Foren aktiv.
Wenn ich Zeit habe, gucke ich mir seine Stellungnahme selbstverständlich an, um auch eine weitere Meinung zu lesen.

Ciao, Karin

Lomax

Zitat von: Karin am 27. September 2008, 13:14:37Wenn du mit "die jetzt noch hier im Thread Aktiven auch diese Stellungnahme kennen" mich meinst muss ich dich enttäuschen. Ich kannte die Stellungnahme nicht, ich bemühe mich, mir selbst eine Meinung zu bilden und ich bin nicht in beiden Foren aktiv.
Im Großen und Ganzen hattest du ja das aufgeführt, was auch er selbst vorgebracht hat. Insofern hätte ich in der Tat schwören können, dass du auch seine Stellungnahme kennst. Wenn du einfach nur zufällig selbst auf dieselben Punkte gekommen bist ... hast du die Diskussion hier auf jeden Fall weitergebracht und auf den Stand des Meinungsaustauschs geführt, mit dem sie auch im anderen Forum endete. ;)

Tenryu

Das Montsegur-Forum ist mir zu elitär. Wenn ich das richtig gelesen habe wird man dort nur als Berufsschriftsteller und auf Empfehlung eingelassen.  :nöö:

Manja_Bindig

#65
Jeder wie er es will, Tenryu. Ich persönlich fühl mich dort auch nicht wohl, aber ich kann mir denken, dass etliche Berufsautoren froh sind, keine "Hobbykritzler" rumhopsen zu haben. Der Tintenzirkel hat ein anderes Publikum, als Montsegur.

Und im übrigen hat diese Diskussion nichts mit dem Thread zu tun, beenden wir dieses OT also schnell, ehe es Ärger gibt.


Ich muss allerdings sagen, dass ich das Gefühl habe, er übertriebt ein wenig.
Kann sein, dass es nur bei mir so ist, aber die Fantastik-Ecken(wo ich auch alle Vampir-Freche-Frauen-Sachen reinzähle, genau wie die Romane von MArion Zimmer Bradley) in meinen Buchhandlungen sind ziemlich klein - von Überschwemmung kann nicht die Rede sein(im Habel wurde die Ecke sogar verkleinert). Vielleicht kommt es ihm so vor, weil das, was an Fantasy und Fantastik erscheint streckenweise so sehr hochgejubelt wird - aber andererseits geschieht das mit etlichen realistischen Romanen ebenso(z.B. "Der Bücherdieb").

Tenryu

Wie es in den Buchhandlungen aussieht, kann ich nicht sagen (ich war schon seit mehr als einem Jahr in keiner mehr).
Aber daß die Auflagen von Fantasy groß sind, kann man an Bestsellerlisten (z.B. bei Amazon u.a.) ablesen.
Außerdem scheinen zur Zeit massenhaft solche Filme produziert zu werden. Es ist ja schon bezeichnend, wenn Bücher wie "Krabat" erst nach fast 40 Jahren auf einmal auf die Leinwand gebracht werden. Jeder will halt ein Stück vom großen Kuchen abhaben.

Ich frage mich aber, wie lange dieser Boom noch anhalten wird. Wie alles, werden die Leser auch Fantasy irgendwann satt haben. Nicht zuletzt weil, je mehr davon produziert wird, desto schelchter die Qualität wird. Meisterwerke lassen sich eben nicht am Fließband produzieren.
Ein bißchen tut es mir um die Nachwuchsautoren leid, die jetzt damit anfangen. Denn ich fürchte fast, bis sie so weit sind ihre Bücher verkaufen zu können, wird der Markt wieder etwas neues entdeckt haben.

Maja

Zitat von: Tenryu am 27. September 2008, 20:23:43
Das Montsegur-Forum ist mir zu elitär. Wenn ich das richtig gelesen habe wird man dort nur als Berufsschriftsteller und auf Empfehlung eingelassen.  :nöö:

Der Tintenzirkel ist nicht weniger elitär. Wir setzen unsere Kriterien nur anders an. Wir verlangen von unseren Mitgliedern tadelloses Verhalten, gute Mitarbeit, den Ehrgeiz, die eigenen Grenzen zu sprengen, qualifizierte Äußerungen, das Verzichten auf Angriffe gegen andere Mitglieder, und die Gabe, sich auch einmal zurückzuhalten, wenn man zu einem Thema nichts sagen kann. Jeden anderen werden wir hier eiskalt abblitzen lassen.
Okay?
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Amber

#68
Wobei das sicherlich leichter zu bewältigen ist, als Berufsschriftsteller zu werden und ich es deshalb auch vollkommen ok finde, das zu verlangen.


Zu Klaus Kordon:


Es wurde ja schon sehr viel dazu gesagt, daher will ich mich kurz fassen.

Ich mag Klaus Kordons Bücher und finde nicht, dass sie "Betroffenheitsliteratur" sind... da hab ich schon ganz anderes gelesen.
Trotzdem bin ich absolut nicht seiner Meinung, er hat offensichtlich keine Ahnung von Fantasy. Leider trifft man auf diese Meinung bei deutschen Schriftstellern aus der ersten Nachkriegsgeneration nicht selten.

Ich sehe das so: Es gibt gute und schlechte Bücher, und das hat überhaupt nichts mit dem Genre zu tun. Literatur, selbst wenn sie den Anspruch hat, die Realität abzubilden, schafft immer "nur" eine Interpretation derselben... die einem aber sehr viel mehr geben kann, da sie diese chaotische und deprimierende Welt in ein Sinnsystem einbinden kann und sie dadurch erträglicher macht. (Litertaurwissenschaft lässt grüßen....) Der Unterschied zwischen Herr der Ringe und Herr der Fliegen ist in dieser Hinsicht nur graduell.

Ich vermute mal, dass Herr Kordon wenn überhaupt nur einige sehr schlechter Fantasybücher gelesen hat... und dass er das, was ihm an diesen missfällt, mal eben pauschal einem ganzen Genre angekreidet hat.

Realitätsflucht ist in meinen Augen nicht nur überlebenswichtig, sondern auch bereichernd.... solange man es macht wie Bastian und aus Phantasien hin und wieder zurückkehrt und etwas mitbringt.

gefion

In unserer kleinstädtischen Hauptbuchhandlung gibt es eine erstaunlich große Fantasyecke. Und dazu noch extra Bereiche für Freche Frauenvampire und andere (Über-)sinnlichkeiten. Das scheint aber eine Ausnahme zu sein, wenn ich es mit anderen Buchhandlungen vergleiche. Unser Geschäft scheint von einem Fan vom Fantasyrollenspielen betrieben zu werden, was ich natürlich phantastisch finde.

Und zur Realitätsflucht: wie ist es eigentlich mit den uralten Märchen, die dem Töchterchen des Knechts erzählt wurden, von der Prinzessin auf der Erbse, und das Märchen von den Stadtmusikanten für den Bauernlümmel? Vorläufer von Phantastik hat es schon immer gegeben. Auch die Georgsage zähle ich dazu. Und diese Märchen wurden sicher eher dem Volk als den Adelssprösslingen erzählt.
Gerade junge Menschen lieben das Genre. Sie entdecken die Welt noch und erweitern ihren Horizont, wenn sie z. B. klar umrissene Gut-Böse-Strukturen erzählt bekommen (Georg und der Drache - und ich weiß, Schwarz-Weiß-Raster sind nicht überall in Fantasy zu finden, es gibt genauso viele andere Plotmuster).
Durch Märchen lernen Kinder, sich in fremdartige Welten zu versetzen, das hilft später, sich in der Realität zurechtzufinden.
Prinzessinnenmärchen sind Trost und Ansporn zugleich. Welches Mädchen träumt nicht gerne davon, es müsse nur Rumpelstilzchens Geheimnis lüften, um reich und glücklich zu werden?

Ich meine, jeder Roman ist eine Realitätsflucht, egal ob Fantasy in welcher Form oder ob der Leser sich in das realistische Leben eines Straßenkindes in Nairobi reindenkt. Insofern finde ich die Kritik an Fantasy falsch.
Aber auch ich frage mich, warum gerade diese unrealistischen Fantasiewelten boomen - Vampire und High Fantasy, die direkt aus einem geschönten Mittelalter importiert worden zu sein scheint. Und all die anderen Spielarten.

Liegt das am Fernsehen? Dank der Mattscheibe sind wir überall schon gewesen, in Nairobi und in der Welt der Küchenschabe. Da sehnen wir uns nach Neuem.
Oder ist es doch die vorzugsweise gewählte klare Struktur von Gut und Böse, die in Fantasy häufig zu finden ist? Also gerade diese klaren Strukturen in derlei Welten, die sich binnen eines Romans erlernen lassen, weswegen wir sie mögen - während die Realiität unüberschaubar geworden zu sein scheint?
Junge Menschen suchen die Regeln der Welt - und sie wollen sie am liebsten verändern und bestimmen, sind also gerne der strahlende Held, umringt von Gefährten, die mit ihm in ein siegreiches Abenteuer ziehen.

Vielleicht steckt hinter dem Fantasyboom also auch eine gewisse Überforderung durch unsere Umwelt, bzw. eine Enttäuschung durch die Realität. Und das stimmt mich schon nachdenklich.

LG
Gefion

P.S. Ich hoffe, ich habe nicht zu viel wiedergekäut, was ihr schon geschrieben habt, wenn ja, ignoriert die Dubletten bitte.

Silvia

Wenn Leute sich über Fantasyromane als Realitätsflucht mokieren, was sagen die dann erst, wenn sie erfahren, dass es sowas wie Rollenspieler und Liverollenspieler gibt?  ;D

Feuertraum

Das die Menschen nicht mehr in der Lage sind, zwischen Realität und Fantasy zu unterscheiden. Ich durfte es erleben: Ein Mensch älteren Semesters wollte mich davon abbringen, weil er glaubte, ich würde dadurch wahnsinnig werden
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Churke

Vor ca. 15 Jahren war das ein ganz großes Thema in Politik und Medien: Die Gefährlichekeit von Rollenspielen!  :rofl:

Tenryu

Da muß nur mal irgend so ein Durchgeknallter ein paar Leute abstechen und in seinem Zimmer eine ordentliche Sammlung an Videospielen haben, schon geht diese Diskussion wieder los.

Auf der anderen Seite erschrecke ich doch immer wieder, was für echt dissoziale Persönlichkeiten, die gleichen Interessen haben wie ich. Da geniert man sich schon, zuzugeben, daß man gerne Anime schaut, oder viel Zeit im Internet verbringt.

Amber

Aber das liegt doch nicht an den Animes etc..., die sind in so einem Fall imo eher ein Symptom als eine Ursache (sprich wenns mir in meinem Leben schlecht geht und ich suche nach einem Fluchtmedium, ist doch nicht das Fluchtmedium daran schuld). Um so wichtiger ist es, den Leuten zu zeigen, dass nicht nur "solche Leute" Fantasy/Animes/whatever konsumieren....