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Der Prota/Antagonisten-Laberfasel-Thread

Begonnen von Ary, 08. August 2008, 23:30:14

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Kare

Fennex fallen fast die Augen raus, als der Kater anfängt zu sprechen und sich ihm als Mister Morris vorstellt.
,,Er redet! Habt ihr das gehört? Ich bilde mir das nicht ein, oder? Er redet!" Er sieht zwischen den Frauen hin und her, um sicher zu gehen, dass er nicht an Halluzinationen leidet. Allerdings wirken beide wenig beeindruckt.
Die, die den Kater streichelt, macht munter weiter damit und antwortet ihm sogar. Fennex schluckt.
,,Ähm...also... Ja, doch, ich würde sehr gerne nette freundliche harmlose Unterhaltungen führen. Und als ob ich mich von einem sprechenden Kater verschrecken lassen würde. Also... Nicht, wenn er so höflich grüßt, meine ich. Guten Abend Mister Morris, sehr erfreut. Ich heiße Fennex." Er lächelt dem Kater ein wenig nervös zu.
Erst nach Ewigkeiten antwortet auch die andere Frau, aber immerhin grüßt auch sie ganz nett zurück. Vielleicht ist sie einfach sehr schüchtern. Oder der Kater irritiert sie genauso wie Fennex. ,,Wie heißt du denn? Kommst du oft hierher?", fragt er sie und findet zu einem etwas festeren Lächeln zurück.
Bis Mister Morris ihn durchdringend ansieht.
,,Ähm..." Das Tier ist ihm nicht geheuer. Aber dann fällt ihm etwas ein, das auch bei den bös dreinblickenden Streunern geholfen hat. Er zieht einen Bindfaden aus der Tasche und wedelt damit vor Morris Gesicht auf und ab. ,,Schau mal, mein Kleiner, na, gefällt dir das?"
"Die Vergangenheit interessiert mich nur soweit, wie sie mir hilft, die Zukunft zu planen."  ~ Dravos Kanael Salanos - "Drakan"


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Scrivatore

#1651
"Lass dir deine Nervosität nicht anmerken", sagt Emuya zu Fennex ohne aufzublicken. "Das kann dir hier zum Verhängnis werden. Und mit dem Kater solltest du nicht umgehen wie mit jeder beliebiger Katze."
Schließlich blickt sie auf und ihre grünen Augen bohren sich in seine. "Mein Name ist Emuya. Ich bin auf Durchreise, wie sonst auch."

Kraehe

#1652
Mr. Morris springt auf alle Viere und plustert sich empört auf.
"Mein Kleiner? Mein Kleiner?" Er schlägt mit der Pfote nach dem Faden und trifft absichtlich daneben, sodass er ein paar blutige Striemen in Fennex' Hand reißt. "Was fällt dir eigentlich ein, Junge? Du bist ja kaum trocken hinter den Ohren!"
Morris wendet sich Emuya zu und schenkt ihr ein respektvolles Nicken.
"Es ist mir eine Ehre, Emuya. Immerhin eine von euch beiden", er wirft Fennex schon wieder einen durchdringenden Blick zu, "scheint Manieren und mehr als eine Prise Hirn im Kopf zu haben." Im nächsten Moment setzt sich der Kater wieder und beginnt, Fennex' Blut von seinen Krallen zu lecken, bevor er beschwichtigend in dessen Richtung zwinkert. "Ich bin noch einmal nachsichtig mit dir, Jungchen. Man trifft nicht jeden Tag eine so außergewöhnliche Erscheinung, wie ich es bin, und nicht jeder ist mit der Gabe gesegnet, seine Augen und seinen Verstand auch zu nutzen. Aber wenn du mir noch einmal mit diesem dummen Faden kommst, dann..." Morris kommt etwas ins Stocken und kehrt zu seinem eindringlichen Starren zurück. "Streck mir noch einmal den blöden Faden vor die Nase, und du bekommst mehr als drei Kratzer ab!"
Vier?, denkt er ein wenig sarkastisch. In seiner derzeitigen Gestalt sind ihm doch etwas die Hände - oder Pfoten - gebunden.

Kare

"Bei der Strahlenden!" Fennex reißt beschwichtigend beide Hände hoch. "Das tut mir Leid, ich wollte Euch nicht kränken, Mister Morris!"
Entschuldigt er sich gerade bei einer Katze? Ja, das tut er. Allerdings ist er auch nie zuvor so einem eindrucksvollen Kater begegnet. Ehrlicherweise auch keinem, der sprechen konnte.

"Außergewöhnliche Erscheinung....in der Tat...", nuschelt er und fängt an, das Blut an seiner Hand abzulutschen. "So zur Wiedergutmachung, darf ich dir was zu trinken bestellen? Ein...äh...Schälchen Milch oder so?"

Jetzt, wo der erste Schock langsam verfliegt, findet er die sprechende Katze zunehmend interessant. Wenn er das Glen und den anderen erzählt! Das glauben die ihm nie! Sie glauben ihm seine Abenteuergeschichten auch sonst nie, aber diesmal ist sie ja nicht mal erfunden.

Über den Schreck hinweg hat er völlig ignoriert, dass seine Nebensitzerin ihm geantwortet hat. "Ah, Entschuldigung", sagt er hastig. "Emuya. Was für ein schöner und ungewöhnlicher Name. Auf der Durchreise? Wohin reist du denn?"
"Die Vergangenheit interessiert mich nur soweit, wie sie mir hilft, die Zukunft zu planen."  ~ Dravos Kanael Salanos - "Drakan"


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Mithras

Esfandiyân atmet erleichtert auf, als Aireas verschwunden ist. Ja, die beiden haben tatsächlich mehr miteinander gemein, als er sich eingestehen mag. Die Raben und die wabernden Schatten erinnern ihn nur zu sehr an seinen einstigen Mentor. Nein, Aireas ist kein Mensch, den man sich lichtfertig zum Feind machen sollte - noch mehr Feinde kann er sich kaum noch leisten. Doch eine derartige Konkurrenz kann er nicht neben sich dulden. Und charakterlich liegen Welten zwischen ihnen. Natürlich bildet sich Esfandiyân schon lange nichts mehr auf seinen Charakter ein, denn er hat kaum einen Grund dazu. Lediglich einen: Er hat stets zu den Konsequenzen seiner Taten gestanden. Nicht immer sofort, denn das war bisweilen nicht möglich, doch letzten Endes immer. Bis auf eine Ausnahme.
Er entspannt sich allmählich und bemerkt erst jetzt, dass er alleine mitten im Schankraum steht, zu sehr war er damit beschäftigt, die Spuren der Anwesenden in der Sphäre zurückzuverfolgen. "Macht es nicht noch schlimmer", kommentiert er Fennex' Sticheleien gegen den Kater, der alles sein mag, nur nicht das, was er zu sein vorgibt, als er sich wieder auf seinen Platz an der Theke sinken lässt. Ein Anflug von Belustigung liegt in seiner Stimme, denn er will genau das, worauf der Mann offenbar so erpicht ist: Herausfinden, was es mit diesem Kater auf sich hat und wie er reagieren wird. Doch für den Moment ist er sehr zufrieden damit, ausnahmsweise mal nicht im Zentrum eines schwelenden Konflikts zu stehen.

Scrivatore

#1655
"Die Ehre liegt ganz meinerseits, Mr. Morris. Und was mein Funken Grips angeht. Sagen wir, ich verdanke es meinen Erfahrungen, dass ich mich nicht von Äußerlichkeiten täuschen lasse."
Dann wendet sie sich wieder an Fennex. "Ich habe kein Ziel. Man könnte mich eine Nomadin nennen, denn ich Reise von Ort zu Ort, ohne lange zu bleiben."
Es tritt ein weiterer Mann an die Theke. Wie konnte Emuya ihn nicht bemerkt haben? Er nimmt auf einem der Höcker Platz und beobachtet die Situation zwischen Fennex und dem Kater.

Acrosen

Jénona hat das Streicheln eingestellt, als Mr. Morris mit der Kralle nach Fennex geschlagen hat. Sie hat keine Angst, dass er sie verletzen könnte, aber sie weiß aus Erfahrung, dass mit den Launen einer Katze nicht zu spaßen ist. Und nur weil dies kein gewöhnlicher Kater war, hieß das nicht, dass er nicht auch seine Launen hatte.

Als der alte Mann an den Tresen zurückkehrt, beachtet sie ihn kaum. Seine eben noch ausgesprochenen Drohungen scheinen mehr als leer gewesen zu sein. Gut so. Ein Kampf pro Abend sollte eigentlich genügen.

Da sich Fennex, Emuya und Mr. Morris gerade angeregt unterhalten, beschließt sie, sich in Unauffälligkeit zu üben und erstmal nur zu lauschen. Mal sehen, was sie interessantes erfahren kann.
Jéromé trinkt augenscheinlich gemütlich ein Gläschen mit der vor kurzem hereingewehten Frau. Er sieht nicht so aus, als würde er sie alsbald stören.

Kare

Mist. Fennex zuckt zusammen. Jetzt hat dieser unheimliche Alte ihn doch bemerkt. Dabei ist Fennex so unauffällig an ihm vorbeigeschlichen. So unauffällig es eben geht, wenn man fast zwei Meter groß ist.

Als er sich umsieht, stellt er fest, dass der Mann mit seinen zig Zwillingen verschwunden ist. Vielleicht ab zur nächsten Kneipe. Vielleicht haben sie alle zusammen Geburtstag heute.

,,Ich hab nicht vor, irgendwas schlimmer zu machen", meint er etwas eingeschüchtert zu dem Alten. ,,Eigentlich glaub ich fest daran, dass man die Welt jeden Tag ein bisschen besser machen kann. Glaubst du nicht auch?" Mit dieser Frage wendet er sich wieder an Emuya.

,,Eine Nomadin...wie aufregend! Bestimmt hast du schon unheimlich viel gesehen – verschiedene Städte, Länder und das alles! Wo war denn der schönste Ort, an dem du bisher warst? Ich bin bisher nur in zwei Städten gewesen, ganz schön langweilig, was?"

Er bemerkt den belustigten Blick der rothaarigen Frau mit dem Kater. Vermutlich hält sie ihn jetzt für den letzten Langweiler.

,,Aber in diesen beiden Städten dafür in jeder Straße", fügt er deshalb eilig hinzu. ,,Und es sind große Städte, fast schon riesig! Man könnte sich verlaufen, wenn man sich nicht so gut auskennt wie ich und ja...ähm..." Ihr eindringlicher Blick macht ihn nervös. ,,Jedenfalls, wenn du mal nach Caira kommst, gib Bescheid, ich führe dich gerne rum. Wir haben da auch Kneipen. Und ein paar darf man auch seinen Hund mit reinbringen, also sicher auch seine Katze."

Fennex lächelt und schiebt Morris das Milchschälchen hin, das der Wirt mit einem Kopfschütteln auf die Theke knallt. ,,Lass es dir schmecken, Mister Morris."
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Kraehe

#1658
"Seine Katze? Seine Katze?" Mr. Morris springt schon wieder auf und verteilt dabei - ganz ausversehen natürlich - die Milch über den ganzen Tresen, als er das Schälchen mit der Pfote umstößt. Er springt auf Fennex zu und starrt ihn aus nächster Nähe an, sodass er ihm den Blick zu Emuya abschneidet. Mr. Morris bleckt fauchend die Zähne. "Junge, der alte Mann da drüben hat verdammt Recht: Mach-Es-Nicht-Noch-Schlimmer! Als ob ich das heruntergekommene Haustier einer ...", er räuspert sich und wirft Jénona einen entschuldigenden Blick zu. "Als ob ich das heruntergekommene, verlauste Kätzchen von irgendjemandem wäre! Pah!" Er stolziert vor Fennex auf und ab, nur um ihn dann wieder anzufauchen. "Ein Bauernlümmel wie du, der gerade einmal zwei Städte gesehen hat, und jetzt von sich behauptet, die Welt gesehen zu haben, traut sich, so mit mir zu sprechen? Früher hätte ich dich als Haustier gehalten und dir dann Milch vor die Nase gestellt, damit du dran schlabbern und mich belustigen kannst."
Mit der nötigen Theatralik wirft Mr.Morris den Kopf in den Nacken, reckt die Schwanzspitze nach oben und nickt Jénona noch einmal respektvoll - und vielleicht etwas entschuldigend, weil er sie beinahe eine Jahrmarktshexe genannt hätte - zu. Immerhin ist sie eine Frau mit Verstand und Talenten, die klug genug ist, einem wütenden Kater seinen Freiraum zu lassen. Vielleicht sollte er aufhören, Elisabetha hinterher zu rennen, und sich stattdessen an Jénona halten? Oder an den Alten, der endlich bemerkt hat, dass er ganz allein in der Mitte des Raumes eine sehr seltsame Figur abgibt.
Mr. Morris leckt sich die Milch würdevoll von den Pfoten, dann stolziert er auf den alten Magier zu und schnurrt eine Melodie vor sich hin, die er neulich bei seinem Jagdpartner Jonas im Fernsehen aufgeschnappt hat.
"Ob goldenes oder rotes Fell,
ein jeder Löw' hat Klauen,
Und meine sind so lang und scharf - mein Lord -
so lang und scharf wie Eure", schnurrt er dem alten Mann zur Begrüßung vor und zeigt die Zähne wie zum Lächeln. "Ein Zitat, das mir persönlich ganz gut gefällt."

Scrivatore

Der Mann redet sich um Kopf und Kragen. Seine deutliche Verunsicherung und der Versuch, unbeschwert zu wirken bringt Fennex dazu, unbedacht zu reden.
Plötzlich fährt Mr. Morris aus der Haut. Das musste ja passieren.
Emuya blickt zum Wirt, der wieder einmal in Deckung gegangen ist. Der arme Mann, denkt sie sich. Er musste heute bestimmt vieles mitmachen. Sie grüßt ihn mit einem Lächeln und leert ihr Glas. Anschließend legt sei eine Hand auf Fennex Schulter. "Für mich ist jede Stadt eine Stadt. Ich kenne keine von ihnen so, wie sie Reisende kennen würden. Dafür sind Ihre zwei Städte, dessen Straßen Sie kennen, respektabel."
Dann wendet sie sich an Mr. Morris, der mittlerweile zum alten Mann stolziert ist. "Schonen sie doch etwas den armen Mann", sagt sie und neigt ihren Kopf zu dem noch immer zusammengekauerten Wirt.
Mr. Morris durfte nicht freiwillig zum Kater geworden sein, sonst würde er sich nie so aufregen.

Mithras

@Krähe: Du weißt ja gar nicht, was du mit dem Lied anrichtest - The Rains of Castamere läuft bei mir im Hintergrund, wenn Esfandiyân durch die Trümmer seiner Heimatstadt läuft... :rofl: Aber ich will ihn nicht schon wieder ausflippen lassen, also entscheide ich mal, dass er nicht weiß, was im meinem Kopf herumspukt...

Esfandiyân seuft angesichts der Naivität den Hünen, der offenbar nicht verstanden hatt, dass die Entscheidungen in dieser Welt nicht zwischen Gut und Böse, sondern zweischen Pest und Cholera fielen. Dann schaut den Kater mit hochgezogener Augenbraue an. "Ich habe keine Ahnung, wo Ihr diese Worte aufgeschappt habt, aber daran, dass Eure Klauen scharf sind, zwweifele ich keinen Augenblick. Ob dies auch auf den Verstand dieses vermeintlichen Katers zutraf? Anzunehmen.
Ein belustigtes Funkeln erscheint in den Augen des alten Mannes. "Ihr müsst wissen: Meine Großmutter hatte ebenfalls Krallen, zumindest zeitweise. Ihr Fell war allerdings schwarz, wenn man den alten Schriften trauen darf. Kennt Ihr auch zu schwarzen Sphingen einen klugen Spruch?"
Hinter ihm stöhnt Maniša entnervt auf, doch ihr Vater ignoriert sie. Mag sein, dass er zu sehr der Vergangenheit nachhängt, doch die Suche nach dem Grab seiner Großmutter steht über allem.

Kare

"Tut mir Leid, tut mir Leid!" Bei der Strahlenden, wieso ist dieser Kater nur so empfindlich? Ist das normal für sprechende Katzen? "Ich hab nie behauptet, dass du heruntergekommen und verlaust bist! Natürlich bist du ein ganz besonders eindrucksvoller Kater. Sicher...ähm...schnurren dir ganz viele Miezen nach." Fennex kratzt sich im Nacken. Was kann man denn einem Kater Nettes sagen?

Zum Glück gibt Morris weiteres Verhalten ihm endlich einen Hinweis.

"Oh, du kannst gut singen", sagt er erstaunt. "Viel besser als die Kater, die sonst so in Cairas Straßen singen. Nur irgendwie klingt es sehr düster. Was haltet ihr von etwas Leichterem?"

Fennex liebt Musik. Aus der Tasche zieht er eine kleine Flöte. Keine besondere, nichts, was die die reichen Prenurerjungen auch nur ansehen würden. Aber selbst geschnitzt und sein ganzer Stolz.

Er steht auf und breitet die Arme aus. "Das ist doch eine Kneipe! Eine Kneipe mit Bier, schönen Frauen, mutigen Männern und einem sprechenden Kater! Es kann doch nicht sein, dass hier niemand tanzt!"

Dann legt er die ohnehin leere blecherne Milchschale auf den Boden, setzt den Fuß darauf und die Flöte an den Mund und fängt an, ein Tanz- und Trinklied zu spielen:

"Es fließt der Wein, es fließt das Bier,
hoch die Krüge, trinken wir!
Es fließt der Wein, es fließt das Bier,
hoch die Krüge trinken wir!"

Dabei tappt er mit dem Fuß den Takt dazu und stellt er freut fest, dass der Wirt den Takt an einer Flasche mitschlägt. Der gute Mann wirkt sichtlich erleichtert. Fennex strahlt.

"Mylady" Er geht vor Emuya in die Knie. "Darf ich die schöne Nomadin um einen Tanz bitten? So jung kommen wir nicht mehr zusammen. Komm, Morris, lass nochmal deine Stimme hören, aber etwas Fröhliches bitte!"
"Die Vergangenheit interessiert mich nur soweit, wie sie mir hilft, die Zukunft zu planen."  ~ Dravos Kanael Salanos - "Drakan"


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Acrosen

#1662
Jénona blickt dem Kater halb neugierig, halb belustigt hinterher. Beinahe hätte er sie beleidigt, das hatte sie genau bemerkt. Sie nimmt es ihm nicht übel, Unwissenheit ist eine Gabe, mit der nur wenige noch gesegnet sind. Einen leichten Hang zur Eitelkeit weißt Mr. Morris dennoch auf. Wer auch immer er gewesen war, bevor er zu einem Kater wurde, das Wesen dieser Gestalt scheint außerordentlich gut zu ihm zu passen, findet Jénona.

Den jungen Mann, Fennex, bedenkt sie eher mit einem traurigen Lächeln. Er ist so wunderbar naiv und gutgläubig, ebenfalls Eigenschaften, die in dieser Kneipe, und vor allem in Jéromés Gesellschaft echte Raritäten sind. Als sie zu diesem hinüberblickt, starrt er immer noch versunken ins Leere. Für einen kurzen Moment bemitleidet sie ihn, aber nur kurz. Er hat sich sein Schicksal zwar nicht ausgesucht, aber selbst zuzuschreiben. Auch, wenn das schon sehr lange her ist. 
Als der junge Mann zu allem Überfluss auch noch zu musizieren beginnt, huscht ein ehrliches Lächeln über Jénonas Gesicht. Der Wirt scheint ebenfalls zum ersten Mal seit ihrer Anwesenheit etwas in seinem Element zu versinken, und nicht nur hinter dem Tresen zu kauern.

Als sie sich sicher ist, dass alle Augen auf den jungen Fennex gerichtet sind, wechselt sie erneut die Gestalt. Dieses Mal ist es weniger theatralisch aufgemacht, es ist ein schlichter Übergang, ohne nennenswerte Effekte, mit denen sie sonst Eindruck schindet. Das Abbild von Ox ist verschwunden, und am Tresen sitzt ein junges Mädchen, höchstens siebzehn, mit langem, goldenen Haar. Ihre Züge sind weich und makellos, die Haut leicht gebräunt, doch im Licht der Fackeln blass und gesprenkelt von winzigen Sommersprossen. Die Augen sind von einem Blau, in dem sich jeder, der hineinblickt, augenblicklich verlieren kann. Das Kleid, welches sie trägt, ist aus leichtem Stoff gewebt und verläuft in seinem Saum wie in Blütenblättern. Der Duft von frischem Gras und Rosen geht von ihr aus, aber so unterschwellig, dass es selbst ein mächtiger Magier nicht als Magie identifizieren könnte. Sie legt den Kopf schief, und schaut kurz an sich herab. Auch wenn ihre Erinnerungen an die Inhaberin dieses Wesens unvollständig sind, und dem Original nie gerecht werden, beruhigt sie diese Gestalt. Sie ist ihre letzte Erinnerung an längst vergangene Tage.
Leise beginnt sie, ein Lied zu summen, dann, einen Text in einer unbekannten Sprache zu singen. Das ganze passiert so unscheinbar, dass es sich in Fennex' Flötenspiel einfügt und als Teil dessen erscheint, sodass niemand auf die Idee kommen könnte, dass sie sänge, solange Fennex spielt.

Jéromé blickt in diesem Moment auf, weil er Fennex etwas zurufen will. "Keine Kritik, Bursche..." setzt er an "Aber das letzte Mal, als hier Musik erklang, gab es im Anschluss zwei Scharmützel und einen Toten. Nur, damit du weiß, worauf du dich einlä-" Er verstummt, als sein Blick Jénona streift. Das schwarz, was bis eben noch seine Augen gefüllt hat, verschwindet, und verläuft sich in einem See tiefster Melancholie, der sich dort nun wie ein Spiegel jedem zeigt, der ihm ins Gesicht blickt. Er sinkt etwas in sich zusammen, und sein ganzer Körper spricht plötzlich von tiefster Trauer. Er stellt sein Glas, welches er eben noch vor sich in der Hand gewogen hatte, langsam auf den Tisch ab. Dann schüttelt er bedächtig den Kopf und schweigt.

Jénonas Gesang zieht wieder wie die Melodie eines Wesens durch die Kneipe, eingeflochten in Fennex' Flötenspiel.

Scrivatore

Emuya muss lachen, als Fennex sich vor ihr auf die Knie wirft. Es tut ihr schon fast leid, dass sie ablehnen muss. "Ich bin keine große Tänzerin. Doch es gibt genug Damen hier, die ihr fragen könnt."
Im Augenwinkel nimmt sie Jenónas Verwandlung wahr. Dass sie keine gewöhnliche Frau ist, war ihr schon klar. Doch jetzt scheint sie wie ein Nebel zu sein, der aus der Luft um sich herum eine Form gibt, egal welche sich das Wesen wünscht. Ein zarter Duft füllt die Luft und Jenóna beginnt zu singen.
Der Mann am Tresen, der Fennex eben noch vor der Musik gewarnt hat, ist plötzlich ganz still und sein Ausdruck zeigt Trauer. Sie hat keine willkürliche Gestalt angenommen, diese Frau war jemand, den Jeróme kannte.

Kraehe

#1664
@Mithras: ;D Wie kommt es, dass ich nicht überrascht bin? Die Gelegenheit war zu gut, und ich dachte mir, dass ich dich damit erwische!

Mr. Morris sieht Fennex ungläubig an. Im Inneren verdreht er die Augen mehr als einmal und wünscht sich, die Hand theatralisch an die Stirn legen und seufzen zu können. Bitte gib mir die Geduld, die es braucht, um diesen gutgelaunten, naiven Trottel auszuhalten., fleht er stumm.
"Jungchen, nicht alles, was Gold ist, glänzt", sagt er dann ruhig an den Knienden Jungspund gewandt. "Ich hoffe, dass du das noch lernen wirst, und zwar nicht auf die harte Tour. Was das Singen angeht", Mr. Morris stößt ein belustigtes Fauchen aus, da das einem Lachen am nächsten kommt, "solltest du dir gut überlegen, was du dir wünschst. Es heißt nicht umsonst Katzenjammer." Damit wendet er sich wieder dem Alten zu und bleckt die Zähne zu einem Lächeln.
"Ihr scheint ein weitgereister und gebildeter Mann zu sein", erwidert er in dessen Richtung. "Vermutlich einer der schlaueren Anwesenden", er schielt aus dem Augenwinkel noch einmal zu Fennex hin, "in dieser Absteige."
Mr. Morris legt den Schwanz gekonnt um seinen Körper und neigt den Kopf zur Seite.
"Eure Großmutter war eine Sphinx, sagt Ihr? Äußerst interessant. Nun, meine war eine Milchmagd. Nichts besonderes. Ich scheine der Erste meiner Familie zu sein, der von seinen Krallen reden gemacht hat. Doch ja, ich kenne einen Reim, der einer Sphinx gewidmet ist. Ob sie schwarz war? Als ob das eine Rolle spielen würde." Er schließt die Augen einen Moment, dann fokusiert er das faltige Gesicht des Alten und beginnt mit eindringlicher Stimme zu sprechen:
"Und wärst du das teuflische Nixenweib,
Das die Seele mir saugt aus dem sehnenden Leib,
Mit grausamem Blick im düst'ren Gesicht, -
Ich fürcht mich nicht, ich fürchte dich nicht!"*

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*Das Gedicht heißt "Sphinx" und stammt von Ludwig Jacobowski. Eigentlich gehört noch ein zweiter Vers dazu. :)