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Kann man gute Grundideen anderer Autoren recyclen?

Begonnen von Wilpito, 14. Juni 2008, 15:34:45

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Wilpito

Hallo zusammen,
ich schreibe bereits seit einigen Jahren und nehme teilweise Themen oder Welten anderer Autoren als Vorbild für meine Geschichten, ohne die Welt als solche zu benutzen.
Schließlich ist es verboten wörtlich woanders abzuschreiben und Romanfiguren oder Welten könnten auch geschützt sein.

Aber was meint Ihr? Wie weit darf/sollte man mit seinen Ähnlichkeiten maximal gehen?

Ist es zulässig, seinen Helden Harry Potter lesen zu lassen und dann ebenfalls an eine Zauberschule zu schicken, die allerdings woanders liegt und anderen Gesetzmäßigkeiten unterliegt. Ich habe einen solchen Versuch gemacht, und als Gag meine in der Geschichte vorkommenden Drachen als Wachdrachen nach Gringots, der Bank in Harry Potters Geschichte geschickt. Gehe ich mit solchen Scherzen viel zu weit?

Oder inwieweit darf ich eine SciFi Welt hernehmen, die der vom MZB's Darcover oder von  David Weber's Honor Harrington ähnelt und gleichen Gesetzmäßigkeiten unterliegt?
Ich bin der Meinung, dass gerade in der SciFi bestimmte Basisvoraussetzungen immer wieder ähnliche Welten schaffen, auf der man dann seine eigene Geschichte spielen lassen kann.

Was mein Ihr?


   

Wieoderwas

Wie weit man gehen darf: sehr weit. Fast jede Geschichte ist abgekupfert und viele übernehmen einfach gnadenlos ganze Ideen aus anderen Geschichten und schreiben dadurch einen Bestseller, z.B. Eragon.
Wie weit man gehen sollte: Das muss jeder selbst entscheiden. Ich persönlich möchte zumindest eine Grundidee, möglicherweise sogar die Aussage der Geschichte, aus meinem eigenen Kopf holen. Das Wichtigste bei einer Geschichte ist ja schließlich das Gerüst, auf dem alles aufbaut. Dass man da nicht jedes Motiv neu erfinden kann, ist klar wie Klobrühe.
Zitat[...] und als Gag meine in der Geschichte vorkommenden Drachen als Wachdrachen nach Gringots, der Bank in Harry Potters Geschichte geschickt.
Ich glaube nicht, dass ich das richtig verstanden habe. Wenn diese Bank Gringotts (??? bin mir bezüglich der Rechtschreibung gerade nicht sicher) in der Geschichte auch vorkommt, dann mag das für meine Verhältnisse etwas zu viel des Schlechten sein. Doch es ist besser, manche Dinge direkt als Gag hineinzubringen, als wenn man Ideen  einfach klaut.

Gruß
Miltan

Lomax

Ich denke nicht, dass diese Frage sich allgemein beantworten lässt. Ideen lassen sich nicht schützen (Namen wie "Gringots" allerdings sehr wohl, womit man da in einen Bereich kommt, wo man schnell auch an rechtliche Grenzen stößt ;)). Nach einem erfolgreichen Buch springen ja regelmäßig andere Autoren auf den Zug auf und schreiben typische "Nachzügler", die vom Leser auch so wahrgenommen werden und sich oft genug gerade deshalb gut verkaufen. Da muss man also selbst sehen, wofür man sich hergibt, was einem wichtig ist, was für die Geschichte gut ist und warum man diese Geschichte überhaupt noch schreiben möchte.

Andererseits: Selbst wenn man nach maximaler Originalität strebt, wird man in der Regel feststellen, dass so ziemlich jede "originelle" Idee in seinem Text schon irgendwo in einem anderen Buch schon mal vorkam - zumindest dann, wenn man weit genug von der konkreten Umsetzung abstrahiert. So wie jede Geschichte auch immer wieder nur aus denselben Buchstaben und Worten zusammengesetzt wird, liegt die Originalität auch bei den "Ideen" meist nicht in den Ideen selbst, sondern darin, wie originell man bereits bekannte Einzelteile zusammenfügt. Wer also krampfhaft versucht, alles zu vermeiden, was er irgendwo anders wiederzuerkennen glaubt, wird meist auch nur einen verkrampften Text zustandebringen und bei jenen zweit- und drittklassigen Einfällen landen, die andere Autoren aus gutem Grund bisher nicht gebracht haben.
  Andererseits habe ich auch die Erfahrung gemacht: Wer allzu leichtfertig sagt, "es ist ja eh alles schon mal dagewesen", scheitert dann auch meist schon an der originellen Kombination des Altbekannten und bringt tatsächlich nur uninspirierte Abklatsche zustande, während derjenige, der das Originelle sucht, zumindest den Funken, die Wendung finden kann, der ein Buch einzigartig macht.

Ich denke also, man sollte seine Ansprüche nicht zu tief ansiedeln und nicht leichtfertig "klauen", aber auch nicht der Originalität als Selbstzweck huldigen. Wo dann der goldene Mittelweg liegt, ist dann aber wohl nur im Einzelfall zu entscheiden und wird oft erst durch den Betrachter entschieden werden. Für den Autor ist es im Zweifel wichtiger, sich darauf zu besinnen, dass eine Idee noch keine Geschichte macht, sondern es in erster Linie auf das "Erzählen" ankommt. Eine originelle Idee mag nett sein - aber gut ist sie dann, wenn sie sich gut erzählen lässt und wenn sie optimal in die Erzählung passt.

Moni

Ich persönlich würde auf solche Anspielungen in einem Fantasyroman der nicht in der humorvoll-parodierenden Schiene angesiedelt ist, grundsätzlich verzichten. Es ist immer eine Frage, was du mit der Anspielung erreichen willst. Liebevolle Hommage oder gnadenloses durch den Kakao ziehen?
Gerade bei Personen, Orten oder Ähnlichem wäre ich vorsichtig, wenn es sich um Begriffe aus dem HP-Universium (um das mal so zu nennen) handelt, da könntest du schnell Rechtliche Probleme wegen der Verwendung bekommen. Die Rowling lässt ja alles mögliche abmahnen...

Und wenn es um den generellen Plot, ode das Setting, geht, dann ist ein "Entlehnen" aus anderen Romanen für mich ein No Do. Zum einen habe ich keine Lust auf einen Plagiatsvorwurf, zum anderen empfinde ich das als Armutszeugnis für die eigene Phantasie. Man sollte sich schon selber so viele Gedanken zu einer Geschichte machen, daß das Bedienen am geistigen Eigentum anderer nicht nötig ist.
Klingt vielleicht hart, ist aber meine persönliche Überzeugung.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Lavendel

Intertextuelle Verweise sind grundsätzlich ersmal legitim. Es kann sich dabei zum Beispiel um ein explizites Zitat oder um eine Anspielung handlen, um etwas das für Leser/innen mit entsprechendem Vorwissen zwischen den Zeilen zu lesen ist. Die Verwendung von Markennamen ist ja auch erlaubt, solange du dein Buch nicht dazu missbrauchst, die entsprechende Marke zu bewerben oder zu verunglimpfen. (Jemand kann zum Beispiel einen Ford fahren oder Coca Cola trinken). Genauso ist es wohl in Ordnung, wenn deine Figur Harry Potter liest, denn es ist ja durchaus schon des öfteren vorgekommen, dass Figuren in Büchern andere Bücher lesen, die auch namentlich genannt werden. Und gerade, wenn deine Geschichte in einer Zauberschule spielt, kann dass ein netter Verweis sein - in Hogwarts war das alles ganz einfach, aber das war ja auch bloß eine Geschichte, und die Realität sah ganz anders aus blabla, zum Beispiel.

Anspielungen sind auch manchmal nicht verkehrt und können Texten eine Fülle von Ebenen mit unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten geben. Wenn du zum Beispiel jemanden in beliebigem Zusammenhang sagen lässt: "Mein Schicksal wird jedenfalls nicht von einem mystischen Energiefeld kontrolliert", dann kann das auf der obersten Ebene einfach der Teil eines Dialogs sein. Aber wer Star Wars gesehen hat, baut eine Assoziation zu Han Solo auf, und wer weiß, dass Han Solo dem Protoyp Lonesome Cowboy entspricht ... naja, da geht es dann eben weiter in die Tiefe. So eine Anspielung kann zumindest gewisse Erwartungen erzeugen, mit denen man dan spielen kann, wenn man will.

Aber ich denke auch, dass sich die Frage nur im speziellen Fall beantworten lässt. Es gibt einen Unterschied zwischen Würdigung und Abkupfern.

Churke

Für mich sind Ideen wie Lego-Steine. Man holt sie aus dem Kasten und baut sie neu zusammen. Das Raumschiff ist dann nie so wie die das auf der Packung, aber es ist ein Raumschiff. Fliegen können beide nicht :hmmm: , aber meins gefällt mir einfach besser.  :darth:

ZitatOder inwieweit darf ich eine SciFi Welt hernehmen, die der vom MZB's Darcover oder von  David Weber's Honor Harrington ähnelt und gleichen Gesetzmäßigkeiten unterliegt?
Sind es gleiche Gesetzmäßigkeiten oder nur ähnliche?
In "Waffenschwestern" von Eizabeth Moon steht im Klappentext "für alle Fans der Honor-Harrington-Reihe von David Weber."
Wer nun glaubt, die Geschichte sei im Honorverse angesiedelt, der irrt... :psssst:

Was mich an den Space Operas wirklich stört, das ist der kritiklose Umgang mit staatlicher Allmacht. Also habe ich meine Space Opera auf Faschismus gebürstet und dann aus kapitalismuskritischen Internetforen die Brave New World zusammen gebaut. Noch ein bisschen Kriminologie dazu (heute: Bestechungsedlikte), etwas Mobbing, Schießereien, obdachlose DAX-Vorstände, eine holografische Marionettenregierung... hm... also eigentlich alles nur geklaut, oder? ;D

Ich denke, wenn man sich mit einer Idee kritisch auseinandersetzt, dann grenzt man sich auch von ihr ab. Wenn der Held Harry Potter liest und Zauberschüler ist, dann sagt man dem Leser mit einem Augenzwinkern, dass es hier etwas anders zugeht als bei Harry Potter. Und wenn es wirklich anders zugeht, wenn die Plots ganz anders gestrickt sind, dann ist es auch kein Plagiat.





Lomax

Hm, ja - ich denke, hier sind jetzt zwei Gedanken im Umlauf, die grundsätzlich voneinander zu unterscheiden sind. "Intertextualität", wie sie mit Zitaten und Anspielungen generiert wird, ist ein literarisches Qualitätsmerkmal und sehr wichtig. Immerhin zeigt das an, dass man als Autor sein Werk in einen literaturhistorischen Kontext stellen kann und nicht nur um sich selbst und seine eigene, kleine Innenwelt kreist. Dass das Urheberrecht gerade diesen Teil der Literatur zunehmend mit Fallstricken durchzieht, ist äußerst unglücklich - ich denke, das wird sich auf lange Sicht rächen ... aber das ist ein ganz anderes Thema.

Ich hatte den Eindruck, in diesem Thread geht es eher um Ideen, Grundideen zumal - und hier verhält es sich eher umgekehrt: Hier darf man eine Menge machen, aber das Ergebnis ist eher mit Skepsis zu betrachten. Obwohl, wie gesagt, es schwer wird, vom Einzelfall auf eine allgemeine Regel zu schließen, weil einfach das Spektrum an möglichen Umsetzungen und Perspektiven darauf zu weit gespannt ist. Was der ambitionierte Hobbyschriftsteller verachtet, ist womöglich gerade der Bestseller im Buchladen am Markt ... Es ist also im Grunde eine Frage, bei der man sich nur irgendwo recht willkürlich hinstellen und dann mit allen anderen streiten kann ;)

Nun ja, genug der Theoretisiererei - ich stell mich mal irgendwo hin und illustriere meinen Standpunkt an einem Beispiel, das vielleicht etwas plastischer ist: Ich habe noch einen "Jugendroman" in der Schublade (und damit meine ich nicht einen Roman für Jugendliche, sondern einen Roman, den ich in meiner Jugend geschrieben habe ;D), der maßgeblich von Mark Twains "Ein Yankee aus Connecticut am Hofe König Artus" beeinflusst wurde. Das merkt man womöglich nicht mehr, wenn man ihn liest, denn ich habe das Setting entscheidend verändert, die Rahmenhandlung, die Figuren ... Aber ich weiß doch, dass diese Idee im Kern des Romans stand.
  Mein Ausgangspunkt für den Roman war der, dass ich bei Twains Buch an vielen Stellen gedacht habe, "das geht so nicht", und dass ich mit der Grundaussage des Buches komplett nicht einverstanden war. Und deshalb habe ich den Ansatz übernommen, aber daraus sozusagen eine "Gegendarstellung" gemacht. Meine Motivation, mich von dieser Idee inspirieren zu lassen, bestand also darin, dass ich zu dem Thema auch was zu sagen hatte - aber etwas anderes als Twain.
  Wäre ich von dem Ursprungswerk restlos begeistert gewesen und hätte das Gefühl gehabt, dass es in der Aussage perfekt wäre, dann hätte ich es ohne Übernahme beiseite gelegt - denn warum hätte ich noch etwas zu dem Thema schreiben sollen, wenn bereits ein anderer geschrieben hat, was ich zu sagen habe?
  Eine Idee zu übernehmen als Kopie oder auch als Hommage, das wäre von meinem Standpunkt aus also auf der "Don't-Seite" des Spektrums. Eine Idee zu übernehmen, um sie fortzuführen, zu korrigieren, eine andere Perspektive davon zu zeigen - das wäre eine wesentliche Motivation, eine Geschichte zu schreiben. Es bedeutet für mich, auf den Schultern literarischer Vorgänger zu stehen und (hoffentlich) weiter zu blicken, und ich halte das auch für prinzipiell zielführender als irgendwo zwischen den Zehen der Riesen über den Boden zu streifen und einen eigenen und originellen Weg hinter das nächste Hühnerauge zu suchen. Man sollte nur, wenn auf die Schultern der Riesen steigt, zusehen, dass man seine Geschichte groß genug anlegt, um damit über die Köpfe seiner Vorgänger hinwegblicken zu können ;D

Ary

Hi,
ich habe mir die Frage gestellt, als ich mir unlängst einen Buch-Charakter ausborgte, um mir auf basis dieses Buch-Charakters eine Rollenspiel-Figur bastelte. Diese Rollenspiel-Figur gefiel mir dann so gut, dass ich sie auch als Roman-Protagonisten benutzen wollte.
Mein problem war, dass ich auf gar keinen Fall wollte, dass irgendjemand, der vielleicht dasselbe Buch gelesen hat wie ich, sofort sagt: "Ach - dieser Charakter, das ist doch der-und-der aus dem-und-dem Buch!"

Sih von den Ideen anderer inspirieren lassen ist vollkommen okay, finde ich, wenn am Ende wirklich etwas Eigenes dabei herauskommt (ich denke, bei dem Buch-Charakter ist es mir inzwischen gelungen, er hat beim Plotten ein sehr egenes Gsicht bekommen). Wenn ich allerdings etwas lese und dabei sofort denken muss, dass ich das doch schon mal igendwo gelesen habe, dann ist es ein No-Go.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Lavendel

Grundideen klauen wir doch sowieso unbewusst und bewusst gleichermaßen. Man kann schwerlich einen Privatdetektiv ins Leben rufen, der keine Parallele zu, sagen wir als berühmte Beispiele, Sherlock Holmes oder Philp Marlowe hat. Figuren und Plots leben gleichermaßen davon, dass sie bekannte Muster zitieren. Das liegt wohl an unserem kulturellen Gedächtnis und an den Diskursen, die unser Umfeld prägen. Individuell gefärbt ist das Ganze natürlich (meist ;)) trotzdem. Wie gesagt, das läuft nicht immer so bewusst, wie bei Lomax. Aber die Themen großer Literatur (das was Leser/innen bewegt) sind eben doch nicht so breit gefächert, wie man auf den ersten Blick meinen könnte. Auf die Mischung kommt es eben an.

Zur Frage: Wie Ary gesagt hat, es ist nicht verboten, sich von anderen Schriftsteller/innen inspirieren zu lassen. Einen Abklatsch will wahrscheinlich niemand, aber weiterzudenken und neu zu interpretieren ist etwas ganz anderes.

Wilpito

Vielen Dank für eure Meinungen.
Ihr habt mir Mut gemacht, meine fünftausend Seiten nicht einfach in die Mülltonne zu kippen.
Ich sehe schon anhand eurer Meinungen, dass ich gerade die Frage: bin ich zu nah an einem bekannten Thema oder habe ich mich ausreichend Distanziert  für jedes einzelne Werk einzeln kritisch prüfen muss.

Damit bleibt zum Schluss nur die Frage übrig: Bei welchem Verlag kann man solche Geschichten unterbringen ??? ?

Judith

#10
Ich war hier zunächst versucht, ein deutliches "Nein!" in den Thread zu werfen. Wenn ich nämlich an den ersten Band vom Rad der Zeit denke (Herr der Ringe neu erzählt) oder an Eragon (Star Wars mit Drachen), dann kommt mir das nackte Grausen.
Andererseits fällt mir "Rebecca" von Daphne duMaurier ein, das sehr deutlich von Brontes "Jane Eyre" inspiriert ist. Dennoch mag ich beide Bücher sehr gerne und hab mich nie an den Parallelen gestört.
Warum es mich manchmal fürchterlich aufregt, wenn eine Grundidee neu aufgewärmt wird und ein anderes Mal nicht, das kann ich nicht mal klar sagen. Daher bleibt mir nur ein wenig hilfreiches: "Es kommt auf das Buch drauf an." Beim einen Roman funktioniert es, beim anderen hat man das Gefühl, einen billigen Abklatsch zu lesen.

Coppelia

Dagegen, sich von "Klassikern" inspirieren zu lassen, spricht nichts, finde ich, wenn der Klassiker alt genug ist.
Ich lasse mich ja so furchtbar gern von antiker Epik inspirieren und verbrate im Augenblick ganz gern antike Autoren. Wenn man sich in dem Gebiet schlau macht, merkt man auch, dass man geklaut und nicht geklaut schwer auseinander halten kann. Meine "Freunde", die antiken Autoren, haben sich nämlich ihrerseits "bedient" und alles von ihren Vorgängern konvertiert, was nicht niet- und nagelfest war.
Daher kann man bei einigen Motiven, Handlungen usw. gar nicht mehr so genau sagen, woher sie eigentlich stammen.

Bei Geschichten, die ich anhand fremder Ideen entwickelt habe, hat sich meine Fantasie meist auch irgendwann so selbständig gemacht, dass ich hinterher nicht mehr aufdröseln konnte, was ich erfunden hatte und was nicht. Merkwürdig ...

Churke

ZitatDaher kann man bei einigen Motiven, Handlungen usw. gar nicht mehr so genau sagen, woher sie eigentlich stammen.
Sprechen wird doch ganz elegant von Topoi... ;D

In der höfischen Dichtung des Mittelalters gehörte das Arbeiten mit Vorlagen fast schon zum guten Ton. Parzival zum Beispiel. Oder auch das Nibelungenlied.

SonOfTheDark

Kann man gute Grundideen anderer Autoren recyclen?
Ja, das wird eigentlich ständig gemacht. Nichts ist wirklich neu und jede Grundstory ist schonmal erzählt worden und basiert auf etwas Altem oder ist davon in gewisser Weise inspiriert. Aber man nimmt etwas Bekanntes (aus der Geschichte, Mythologie oder einem anderen Roman) und ändert es ein wenig. Durch die Augen des jeweiligen Erzählers kann das Altbekannte dann wieder frisch und interessant werden. Es kommt auf die genaue Ausführung und auf die Details an.
Es kommt aber auch darauf an für welches Publikum man schreibt. Es gibt viele Leute, die wollen 90% Bekanntes und nur 10% Originalität, sprich Fantasy ala Tolkien. Das verkauft sich ja auch heute noch sehr gut, wie man an den Reihen "Die Elfen", "Die Zwerge" etc. sieht. Es gibt aber auch Leser, die an sowas kein Interesse mehr haben und wesentlich mehr Originalität haben wollen.

Ein recht cooles Mittel ist, wenn man eine gewöhnliche und bekannte Idee hernimmt und versucht sie mit einer ungewöhnlichen Idee für eine Story zu vermischen (ich versuche auf die Schnelle über ein halbwegs gutes Beispiel nachzudenken): Nehmen wir das Beowulf Epos. Vielleicht war Beowulf kein gewöhnlicher Mensch. Was wäre wenn er ein Außerirdischer war, der auf der Erde abgestürzt ist und dabei auch ein Monster (Grendel) freigekommen ist. Nun muss er den technologisch unterlegenen Nordmännern bei dem Kampf helfen... Diese SciFi Version der bekannten Story wurde in diesem Fall vor kurzem produziert, für den Film "Outlander".

Man kann aber auch zwei bekannte Ideen hernehmen und daraus etwas Interessantes formen. Die alten Ideen sind zum Beispiel:

- Ein dunkler Herrscher will die Macht über das Land übernehmen und nur der junge Außerwählte kann ihn besiegen.

- Eine Bande von Dieben schließt sich ala Ocean's 11 zusammen, um in einem Fantasy-Setting einen großen Raub durchzuführen.

Eine mögliche Kombination wäre, dass der Prophezeite versagt hat und nun hängt es von einer Bande von Dieben hab, um dem Dunklen Lord ein Artefakt zu stellen und ihm so seiner Macht zu berauben.

FeeamPC

Da seit den antiken Theaterstücken alle Themen und Grundplots bereits vorgekommen und mehrfach von Generationen von Autoren recykelt worden sind, sehe ich nichts, was dagegen spricht, die Ideen anderer Schriftsteller erneut zu verarbeiten.
Es ist wie bei Waschmitteln: Waschen kann man mit jedem, aber nicht alle säubern gleich gut, und es ist die Aufgabe des Herstellers, sein Produkt so zu gestalten, daß der Kunde den Eindruck gewinnt, er habe etwas Besonderes in den Händen.