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Gedicht in meinem Buch

Begonnen von PunkkinPie, Gestern um 17:01:06

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PunkkinPie

Ich verbessere gerade meine Gedichte in meinem Buch, aber an diesem verzweifle ich etwas.

Es geht darum, dass die Protagonistin dieses Gedicht von ihrer Großmutter kennt. Es soll inhaltlich aufzeigen, dass der jugendliche Leichtsinn zum Leben gehört und sich eben langsam die Wertschätzung an die Heimat einstellt. Eben nach dem Drang, kommt irgendwann die Einsicht.
Die Protagonistin erinnert sich an dieses Gedicht, weil sie gerade dabei ist auf das Abenteuer ihres Lebens zu gehen. Und eben alles hinter sich lassen muss. Macht das Sinn so wie es ist?

Mir fehlt irgendwie etwas, oder ich fühle mich ein wenig blind, ob das auch andere so interpretieren würden. Fehlot vielleicht noch etwas? Oder sollte ich etwas umschreiben? Ich weiß nicht. Irgendwie fehlt mir was.

Kindlein sehn dich heim

,,Durch dichte Wälder und dunkle Schluchten,
Streift des Nächtens, das blinde Kind,
Fern der Heimat Felder, pfeift in tiefen Kluften,
Alten Mächten troztend der Wind.
Heimat stets im Rücken, hinterher.
Immer vor. Zurück? Nimmer mehr.

Des Kindes Herzen, voll Hoffnung getrieben,
Stets die Gedanken fern dem Hier,
Heimweh ist Schmerzen, findet keinen Frieden,
Den Jugend Leichtsinn, ja, den kennen wir.
Heimat stets im Rücken, hinterher,
Immer vor. Zurück? Nimmer mehr.

Erwachen wird's einmal vom alten Traum,
Lernen wirds wohl müssen im Leben,
Nur welkend wächst langsam der Baum;
Der Alten Weisheit – Ehre geben.
Heimat wo bist du nur?
Heimat vor, Heimat zurück.
Ich weiß es nimmer mehr."
Sprache definiert unser Bewusstsein, unsere Gedanken und macht uns zum Menschen.
Doch Schrift, ist das Werkzeug der Seele. Sie gibt uns die Zeit, um über unsere Worte nachzudenken.

Valentina

#1
Schönes Gedicht!  :flausch:

Rein von der Platzierung im Buch würde ich es woanders verorten. Denn sie ist ja gerade voll im Drang, aufzubrechen, wieso sollte sie sich schon dahin zurücksehnen, wieso sollte jetzt (schon) die Einsicht kommen? Vielleicht als ein ganz sanfter Anklang, ein Zögern, aber das wäre dann eher aus Angst vor dem Unbekannten als aus Einsicht und Verständnis.

Strukturell fällt mir auf, dass immer der dritte Vers Stroph 1+2 mehr Silben hat als der erste, und damit falle ich aus dem Lesefluss raus, das würde ich persönlich im selben Maß schreiben. Und wenn du schreibst "Immer vor. Zurück?" ist das für mich eine Dopplung in der Bedeutung, die auch den Fluss unterbricht. Da würde ich das "Immer vor" streichen jeweils. (Aber ich mag auch die Vorstellung, dass der letzte Vers einfach kürzer ist als der Rest :D)
Und "Heimat vor - Heimat zurück" - liest sich für mich nicht ganz stimmig - vielleicht willst du darauf anspielen, dass es "vorn" auch eine Heimat gibt und man nicht weiß, wo man hingehört? Das würde ich umschreiben.

In der 2. Strophe passt für mich "Heimweh ist Schmerzen, findet keinen Frieden" thematisch nicht - in der Strophe geht es eher um den Leichtsinn der Jugend und wie es vorangeht. Entweder den schmerzhaften Ausblick in Richtung Ende der Strophe als Übergang zur dritten oder evtl. streichen.
In der 2. Strophe gibt es zum ersten Mal ein "wir", bisher war der Erzähler aber eher "von oben und nicht betroffen", das vlt. lieber durchgängig gleich lassen bzw. erst am Ende aufbrechen? Kann auch sein, dass Vers 3 Strophe 2 sich für mich nicht ganz erschließt.


Allgemein würde ich mir nochmal die Frage stellen, wie du am besten die Aussage des Gedichts rüberbringen kannst. Das Kind durchläuft keine wirkliche Reise, sondern es ist eine Person, die liebevoll auf das Kind herabblickt und die Emotionen des Kindes "voraussagt". Damit bin ich beim Lesen nicht direkt ergriffen, weil ich nicht das Gefühl habe, etwas zu "durchleben", sodass ich mich wieder nach Hause sehnen könnte. Vlt. könntest du es aus der Sichtweise des Kindes schreiben? Oder es eine Entwicklung durchlaufen lassen, weswegen es dann Heimweh hat, das erste Mal Schmerzen hat und dann aus dem "alten Traum erwacht"?

Das wären so meine Ideen, da kannst du natürlich ganz anderer Meinung sein und vielleicht habe ich etwas falsch interpretiert, aber evtl. hilft dir hier und da ja was! Ich finde die Idee sehr schön, es hat etwas Friedliches und Liebevolles und passt in den Herbst mit seinem Nebel und den bunten Blättern  :)


"Selbst die Dunkelheit muss vergehen. Ein neuer Tag wird kommen. Und wenn die Sonne wieder scheint, wird sie umso heller strahlen." - J.R.R. Tolkien

PunkkinPie

Wow! Was für ein Feedback!

Man ist selber so verbissen, dass man teilweise den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht.

Ich werde gleich damit anfangen ein wenig zu basteln. Deine Punkte sind absolut berechtigt.

Hoffentlich lade ich heute noch ein Update hoch. ^^
Sprache definiert unser Bewusstsein, unsere Gedanken und macht uns zum Menschen.
Doch Schrift, ist das Werkzeug der Seele. Sie gibt uns die Zeit, um über unsere Worte nachzudenken.

PunkkinPie

#3
Ich hätte nun die zweite Strophe ein wenig umgebastelt.

Mein kleines Herz, voll Hoffnung getrieben,
Stets die Gedanken fern dem Hier,
So tosend wild, kennt es keinen Frieden,
Kein´ Leichtsinn erkenn´ ich in mir.
Heimat stets im Rücken, hinterher,
Zurück? Nimmer mehr

Den Rest mache ich auch noch... Aber erst werde ich was essen. ^^

EDIT: UPDATE
,,Durch dichte Wälder und dunkle Schluchten,
Streift des Nächtens, das blinde Kind.
Fern der Heimat, pfeift in tiefen Kluften,
Alten Mächten troztend der Wind.
Heimat stets im Rücken, hinterher.
Zurück? Nimmer mehr.

Mein kleines Herz, voll Hoffnung getrieben,
Stets die Gedanken fern dem Hier.
So tosend wild, gibt es keinen Frieden,
Loderndes Feuer brennt in mir.
Heimat stets im Rücken, hinterher,
Zurück? Nimmer mehr.

Erwachen werde ich, vom alten Traum,
Müssen sterben, sollen Leben.
Entwurzelt aber frei, ein welkend´ Baum;
Alter Weisheit – Ehre geben.
Heimat wo bist du nur?
Will ich vor, will ich zurück?
Ich weiß es nimmer mehr."

Besser, oder schlechter?  ???
Sprache definiert unser Bewusstsein, unsere Gedanken und macht uns zum Menschen.
Doch Schrift, ist das Werkzeug der Seele. Sie gibt uns die Zeit, um über unsere Worte nachzudenken.

PunkkinPie

#4
Zitat von: Valentina am Gestern um 18:46:50Schönes Gedicht!  :flausch:

Rein von der Platzierung im Buch würde ich es woanders verorten. Denn sie ist ja gerade voll im Drang, aufzubrechen, wieso sollte sie sich schon dahin zurücksehnen, wieso sollte jetzt (schon) die Einsicht kommen? Vielleicht als ein ganz sanfter Anklang, ein Zögern, aber das wäre dann eher aus Angst vor dem Unbekannten als aus Einsicht und Verständnis.


Kann ich verstehen. Ich habe dafür einmal einen Teil vor dem Gedicht und einen kleinen Teil danach kopiert:

"
Muna antworte also:
,,Ich weiß nicht ob überhaupt jemand darauf vorbereitet sein kann, aber ich weiß, dass ich das tun muss. Also was bleibt mir schon übrig? Ich glaube nicht, dass man sich ein solches Schicksal aussucht, aber es muss getan werden, wenn einem so etwas passiert."
,,Weise Worte von einem so jungen Geist." Sagte Da; ,,Es tut mir wirklich leid, dass ich dir diese Bürde aufgeladen habe. Nur, wie kommst du zu dieser Ansicht?"
,,Mir fiel gerade ein Gedicht ein, welches mir meine Großmutter als Kind vorgetragen hatte, bevor sie verstarb. Ich weiß ehrlich gesagt nicht wer es geschrieben hat, es war für mich immer ziemlich wirr. Und dennoch. Irgendwie glaube ich, dass ich anfange es zu verstehen. Ich sehe mich nun selbst in diesem Gedicht wieder. Ich stehe nun am Anfang, am Setzen meines ersten Schrittes in eine größere Welt. Es lautet wie folgt..."
Kindlein sehn dich heim

,,Durch dichte Wälder und dunkle Schluchten,
Streift des Nächtens, das blinde Kind.
Fern der Heimat, pfeift in tiefen Kluften,
Alten Mächten troztend der Wind.
Heimat stets im Rücken, hinterher.
Zurück? Nimmer mehr.

Mein kleines Herz, voll Hoffnung getrieben,
Stets die Gedanken fern dem Hier.
So tosend wild, gibt es keinen Frieden,
Loderndes Feuer brennt in mir.
Heimat stets im Rücken, hinterher,
Zurück? Nimmer mehr.

Erwachen werde ich, vom alten Traum,
Müssen sterben, sollen Leben.
Entwurzelt aber frei, ein welkend´ Baum;
Alter Weisheit – Ehre geben.
Heimat wo bist du nur?
Will ich vor, will ich zurück?
Ich weiß es nimmer mehr."

,,Es ist wirklich etwas wirr." meinte Da; ,,Ich kann verstehen warum es dir in diesem Moment eingefallen ist. Aber, du hast nun verstanden worum es geht. Noch bevor du deinem Tatendrang erliegen konntest, fällt dir ein, dass du deine Heimat vermissen wirst. Das zeigt deine Reife. Und es gibt einen Unterschied. Du begibst dich nicht aus Leichtsinn auf deine Reise, sondern weil du helfen willst."
,,Ja, mein Freund. Ich muss diesen Weg gehen. In meiner Heimat hält mich ohnehin nichts. Vielleicht – sollte ich dieses Abenteuer überstehen, erlange ich womöglich Weisheit und kehre als neuer Mensch zurück. Zu meiner lieben Familie. In die Heimat. Jedoch ist jetzt ohnehin nichts mehr wie es war. Wie könnte ich nun mit diesem Wissen in ein ruhiges Leben zurückkehren? Abgesehen davon – wenn ich nicht in die Welt hinausgehen würde, könnte ich diese Weisheit aus dem Gedeicht doch gar nicht erlangen."
,,Du hast recht und ich gebe mir und deinem Großvater die Schuld, dass es so weit gekommen ist."
Muna wollte gerade etwas sagen, als plötzlich die Stimme ihres Bruders aus dem Wald hallte:
,,Halt! Ich habe alles gehört! Ihr seid völlig wahnsinnig!"
"

Vielleicht macht das nun mehr Sinn. Muna ist kein kleines Mädchen mehr. Sie ist eine junge Frau (oder aus heutiger Sicht, Teenager) Sie ist schlau genug den Inhalt zu erkennen. Aber auch gezwungen aufzubrechen. Hatte aber schon immer mit dem Gedanken gespielt ihr Dorf zu verlassen. Der Anlass, ist sozusagen ihre Gelegenheit. Aber trotzdem weiß sie, dass es ihr nicht leicht fallen wird ihre Heimat zu verlassen. Und dieses Gedicht fällt ihr dazu eben ein.
Sprache definiert unser Bewusstsein, unsere Gedanken und macht uns zum Menschen.
Doch Schrift, ist das Werkzeug der Seele. Sie gibt uns die Zeit, um über unsere Worte nachzudenken.