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Fragen rund um Hörbücher

Begonnen von Coppelia, Gestern um 08:18:19

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Coppelia

Ich hoffe, es ist okay, wenn ich diesen Thread eröffne.

Für mich als Selfpublisherin ist es ziemlich schwierig, Hörbücher für meine Romane zu finanzieren. Daher scheint mir aktuell eine Zusammenarbeit mit Sprecher*innen auf Royalty-Share-Basis am sinnvollsten. Aus nachvollziehbaren Gründen sind aber nicht alle Sprecher*innen dazu bereit. Nach meinen bisherigen Erfahrungen vor allem nicht die Männer.
Ich schreibe Dark Fantasy aus männlicher Perspektive mit einer Liebesgeschichte zwischen Männern. "Dark Fantasy meets Gay Romance" - ihr kennt's.
Meine Frage: Glaubt ihr, ein Hörbuch, das von einer Sprecherin gelesen würde, wäre auch für die Hörer*innen in Ordnung, oder müsste es zwangsläufig von einem Mann eingesprochen werden? Ich persönlich denke Letzteres, aber vielleicht liege ich falsch. Wie seht ihr es?

Biene

Wenn die Perspektive männlich ist und auch die ansonsten handelnden Personen männlich sind, also die Dialoge hauptsächlich zwischen Männern stattfinden, fänd ich es merkwürdig, wenn das Hörbuch von einer Frau gesprochen wird. Wäre es ein Mix aus männlichen und weiblichen handelnden Personen, wäre für mich sowohl eine weibliche als auch ein männlicher Sprecher*in Ok. Ich würde es tatsächlich davon abhängig machen.
Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst du das Unmögliche. (Franz von Assisi)

Maja

Ich war sehr froh, dass das Hörbuch vom "Gefälschten Siegel" von einem Mann eingelesen wurde, denn da habe ich auch drei männliche Hauptfiguren und Perspektiven auf eine weibliche, und ich wollte vor allem nicht, dass Leute das Buch für Romantasy halten, nur weil ein Frauennamd auf dem Cover steht - da spielt natürlich meine eigene Geschlechtsidentität mit rein. Aber obwohl ich damals noch nicht out war, hat sich niemand über die Kombination beschwert, und ich denke, es ist völlig legitim, einen Sprecher mit Männerstimme zu bevorzugen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Coppelia

#3
Danke für euer Feedback - so sehe ich es leider auch.
Hintergrund der Anfrage ist, dass ich ein Angebot einer Sprecherin bekommen habe, die ich wirklich gut finde. Aber ich fürchte auch, dass es leider nicht passt. Echt schade.

Männliche Sprecher haben bisher entweder nicht meinen Qualitätskriterien entsprochen oder konnten/wollten (was ich wie gesagt verstehe) nicht auf RS-Basis arbeiten, selbst wenn sie es laut ihres Portfolios eigentlich tun. Ich habe da schon einige Zeit und Mühe vergeblich in die Suche investiert. Mal sehen, ob ich noch einen Versuch starte, oder ob es weiterhin dann halt kein Hörbuch gibt.

Fianna

Kommt ein Verlag als Partner für Dich nicht in Frage?

Ein progressives Phantastikwerk erschien kürzlich als Hörbuch bei Litur.

Coppelia

#5
@Fianna Doch, klar, ein Verlag wäre super. Habe aber bisher auf meine Bewerbungen nur Absagen bekommen. Bei Litur hatte ich mich mit dem Buch (edit: Klinge & Blutmagie) auch beworben und nicht mal eine Antwort erhalten.

Der Hörbuchverlag, bei dem "Dornenritter" erschienen ist, macht laut eigener Aussage keine queeren Hörbücher mehr.

Ist alles nicht so einfach, wenn du Selfpublisherin und eine kleine Nummer bist.

Nach meinen Recherchen kostet die Produktion eines Hörbuchs von der Länge meiner Romane ca. 8000 Euro, es ist also wesentlich teurer als ein SP-Printbuch. Ich kann gut verstehen, dass es schwierig ist, jemanden zu finden, der da in Vorleistung geht.

Maja

Zitat von: Coppelia am Gestern um 10:26:03Ist alles nicht so einfach, wenn du Selfpublisherin und eine kleine Nummer bist.
Es ist noch nicht mal einfach für Verlagsautor:innen. Außer dem "Gefälschten Siegel" ist bei mir nur das "Puppenzimmer" als Hörbuch erschienen. Meine Kinderbücher? Wo Kinderbücher im Hörbuch wirklich gut laufen? Fehlanzeige. Bin auch nur ein zu kleines Licht.

Aber zu deiner Frage: Hast du es mal bei Saga Egmont versucht? So wie ich deren Storify-Angebot verstehe, richtet sich das an Selfpublisher:innen, die ein Hörbuch produzieren lassen wollen. Es gibt Tantiemen, die Kosten übernimmt Saga Egmont - hier kann du dir das mal anschauen: https://www.sagastorify.de/

Die haben letztes Jahr das PuZi-Hörbuch produziert, und es ist ganz ordentlich geworden, soweit ich das beurteilen kann - die Sprecherin hat meinen Namen falsch ausgesprochen, aber ansonsten keinen schlechten Job gemacht. Ich habe aber nur reingehört, es fällt mir immer schwer, meine eigenen Hörbücher zu hören. Verkaufen tut es sich gar nicht - das Buch ist zehn Jahre alt, und Saga macht null Werbung. Aber für Selfpublisher:innen, die das ganze dann auch selbst bewerben, kann ich mir das Ganze gut vorstellen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Coppelia

#7
@Maja Danke für den Tipp! Ich glaub, da hab ich es noch nicht probiert.

Ja, ist alles oft nicht so toll mit dem Buchmarkt. Leider nichts Neues. :(

Dass es sich nicht super verkauft, kann bei mir leider auch sein und war, auch mangels Werbung, auch bei Dornenritter wohl so. Trotzdem denke ich, dass Klinge & Blutmagie sich gut als Hörbuch eignen würde. Let's try again.
Ich bin zwar Selfpublisherin und mache mein eigenes Marketing, kann aber leider nie Marketing in dem Umfang machen, in dem es nötig wäre. Das ist als Einzelperson einfach nicht drin, erst recht nicht mit Vollzeitjob. Ich gebe natürlich mein Bestes, aber es reicht nie auch nur ansatzweise. Damit muss ich leben.

Franziska

Mir ist das Geschlecht der Sprecher tatsächlich egal. Ich höre ziemlich viele Hörbücher. Hauptsache, es ist gut gelesen. Aber dafür müsste man vielleicht eine komplette Marktanalyse machen.

Fluide

Geht mir ähnlich, so lange es kein Ich-Erzähler ist, der von einer Frau gelesen wird, wär es für mich auch ok, eine Geschichte über/mit männli. Protas und POVs von einer Frau vorgelesen zu bekommen.
Do I contradict myself?
Very well then I contradict myself,
(I am large, I contain multitudes.)
Walt Whitman

Jen

#10
Nur eine Idee:
Ich publiziere einige meiner Geschichten selbst eingelesen via Patreon als Hörbuch. Wenn Autor:innen selbst einlesen, ist das Geschlecht nämlich den Lesenden (oftmals) egal – siehe Donna Tartts "The Secret History", wo fast alle Charaktere männlich sind.

Das sage ich natürlich unabhängig vom eigenen Wohlfühlen mit der Tätigkeit des Vorlesens, Erfahrungen mit Schnittprogrammen, Patreon-Affinität et cetera pp!

In meinem Fall habe ich Medienproduktion studiert, war lange im Radio und in Podcasts aktiv und mache aktuell eine Sprechausbildung, um meine Live-Lesungen (digital oder vor Ort) sowie meine Hörbuchsachen zu verbessern. Die Grundlagen kann man trotzdem schnell lernen. Man muss sich aber dennoch fragen, ob man sich wirklich das Equipment anschaffen und die Zeit investieren möchte.
Guilty feet have got no rhythm.

Coppelia

Danke auch euch noch mal, @Franziska, @Fluide und @Jen!

Eine Marktanalyse zu machen ist für mich schwierig, ich könnte höchstens ein paar Umfragen auf den Social Media machen.

Dass ich als Autorin die Bücher auch selbst einlesen könnte, stimmt natürlich. Total cool, dass du das machst, Jen! Ich sehe das bei mir aber eher nicht. Ich hab nicht den entsprechenden Medien-Hintergrund und weiß gerade nicht, wo ich die Zeit für die Ausbildung und das Einlesen her nehmen sollte. Nicht, dass andere mehr Zeit hätten, schon klar, aber ich schaffe mittlerweile gefühlt nicht mal mehr das Schreiben selbst. :omn:

Saga Egmont nimmt erst im November wieder Manuskripte an. Ich hab gestern noch mal zwei Anfragen verschickt, habe aber keine Erwartungen.